The Good - hat mir gut gefallen
Wir erfahren in dem Roman endlich den Grund für die Korrumpierung und wie es dazu gekommen ist, dass Bull vor Ort geblieben ist. Auch das schwierige Verhältnis mit Foersh wird thematisiert und ist für mich logisch.
Alles in allem flüssig zu lesen. Auch wird gut dargestellt, warum trotz des Einsatz von FENERIKs der Konflikt erst nicht entschieden wurde, es wird auch deutlich, wie erst eine Zusammenarbeit zwischen Shrell, Anzu und Bull überhaupt funktionieren konnte und dann mehr und mehr den Bach runterging.
Wir erfahren die Herkunft der Brennenden-NIchts-Keimzelle und erfahren woher Shrell "wusste", dass Perry mit einem terranischen Schiff zu Bull stoßen kann. Der aktuelle Status von Anzu und Bull hinsichtlich FENERIK wird auch geklärt - Klarheit ist erstmal eine gute Sache.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und verständlich und ich persönlich fand die Wechsel zwischen den einleitenden "Ich-Erzählungsteilen" von Anzu, wo sie Dinge zusammenfasst, bevor dann in die erzählerische dritte Person-Perspektive gewechselt wird, durchaus angehm, auch um dort ihre Wertungen, Einschätzungen und Rückblicke auf die Situation mitzubekommen.
Auch wenn wir keine "konkreten" Hintergründe erfahren, ist die "Korrumpierung" für mich nachvollziehbar und eine Entscheidung, die eine Superintelligenz durchaus so treffen kann - insbesondere eine so junge Superintelligenz wie LEUN.
Spannend an dieser Stelle, dass der Raum des "Brennenden Nichts" der Ebene der Höhen Mächte "nah" sein soll. Nicht Chaotarchen alleine oder nicht Kosmokraten alleine, sondern generell "Hohe Mächte".
Den Vorwurf, dass hier Bully einige (aus Sicht der Hohen Mächte und damit auch des Chaoporters) "wenige" Milliarden Existenzen als wichtiger ansieht, als die Stabilisierung eines Bereichs des Kosmos auf Millionen von Jahren, kann ich gut nachvollziehen. Im Interesse des Chaoporters und der Aufgabe, die man verabredet hat, ist der Vorwurf meines Erachtens vollkommen berechtigt.
So wie auch bei uns nicht immer auf Einzelschicksale von Individuen Rücksicht genommen werden kann, kann aus Sicht von den Hohen Mächten nicht immer auf Einzelschicksale weniger Völker Rücksicht genommen werden. Dass das jeweils von der anderen Seite aus als unmenschlich und arrogant gesehen wird, ist nachvollziehbar.
Dass hier Bully eher die Perspektive der Niederungen hat und nie so richtig die Perspektive eines Quintarchen eine neutralisierten Chaoporters angenommen hat, auch. Er wird hier seiner Aufgabe als Quintarch schlichtweg nicht gerecht - ich denke auch, wenn er es riskiert hätte, hätte er hier andere Wege finden können:
z.B. mit dem Aufzeichnungen gut argumentieren können, dass wenn LEUN quasi hier direkt in die Knechtschaft der Chaotarchen geführt wird, dies so stark überwiegt, dass es die Neutralität von FENERIK wieder in Frage stellt und die Stabilisierung dieses Teils des Kosmos kein ausreichendes Gegenargument ist.
The Bad - hat mir weniger gut gefallen
Bei all dem, was wir erfahren haben, haben wir gleichzeitig auch wenig erfahren. Die Kampfszenen in der Station hätte ich nicht zwingend gebraucht. Gleichzeitig hätte ich mir mehr aus LEUNs Tagebuch gewünscht, aber ein paar konkretere Stationen, was sie getan hat, was sie erlebt hat, und was dann der Auslöser war, dass sie die Entscheidung getroffen hat, quasi Selbstmord zu begehen, aus Angst vor Knechtschaft (wobei eine Devolution ja kein voller Selbstmord zwingend ist...).
Ich frage mich, auch, warum LEUN nicht die Probleme mit der "Leere" und dem Vermissen des Gleichklangs nicht aufgefallen sind und warum sie dafür keine entsprechenden Mechanismen eingebaut hat. Insbesondere hätte LEUN doch hier die Unterstützung der verwaisten Zweige, die noch vor Ort sind (insbesondere die Wyconder) zur Hilfe holen können. Das hätte doch Sinn gemacht... oder war die Sorge zu groß, dass es dann auffällt und die Chaotarchen eingreifen?
Bei dem Titel hätte ich mich gefreut bereits Bull zu treffen. Die Tatsache, dass er nicht persönlich auftaucht, war ein wenig enttäuschend.
Während ich in den Vorgängerromanen die Darstellung von FENERIK durchaus sehr geschätzt habe und mir dazu mehr Geschichten gewünscht hätte (mir haben die ersten beiden Romane in dieser Trilogie dazu sehr gut gefallen), so unbefriedigend ist es hier, dass es quasi nur so kurz nebenbei abgehakt wird und die Entscheidungszentrale von FENERIK da so eine geringe Bedeutung spielt.
Insbesondere die Frage, kann Farbaud Bully einfach so absetzen (gut Bully stimmt ja quas zu, was man somit wieder als Mehrheitsentscheidung der Quintarchen sehen kann) und was bedeutet das für den Chaoporter?
Ist er noch neutralisiert? Ist er nun mit Anzus Weggang neutralisiert? Die Kastellane wollten doch bleiben um die Neutralisation des Chaoporters sicherzustellen - wie standen sie dazu? Hat Anzu mit ihnen gesprochen, letzte Anweisungen gegeben? Ist nun effektiv der Chaoporter wieder für die Chaotarchen unterwegs? Gibt es eine andere Instanz, die bei der Auswahl der nächsten Quintarchen die Neutralisierung wiederherstellt?
Für mich ist das viel verschenktes Potential von Geschichten, die ich gerne gelesen hätte und auch mehr über die Beweggründe und Gedanken der anderen Quintarchen erfahren hätte. So wenig ich Farbaud als Handlungscharakter mochte... als Politiker mit Intrigen und Bedenken an Bord des Chaoporters fand ich ihn sehr interessant. Überhaupt fand ich halt die Art wie der Chaoporter in den beiden Vorgängerromanen beschrieben wurde, sehr interessant - und nachvollziehbar. Ich fand es auch nicht entzaubernd.
The Ugly - hat mir gar nicht gefallen
Mir ist ein Bruch mit der Darstellung von Anzu aufgefallen. Ich mag Anzu eigentlich als Figur... aber hier hat sie mehrfach (anders als in den Vorgängerromanen) Aussagen getätigt und sich Verhalten (geschildert aus ihrer Perspektive), die für mich manchmal eher das Zerrbild/Außenwahrnehmung von Frauen sind, wie Männer diese sehen. Es war nur einige "Ausreißer", aber die haben mich rausgeholt.
Anzu hat einen trocknen Humor... aber hier fühlte es sich nicht wie Anzu-Humor an. Hier fühlte es sich an wie Männer-Humor, den man ihr in den Mund gelegt hat, und der zu der selbstbewussten sehr eigenen Frau nicht passte.
Relativ früh, bin ich da beim Lesen an einer Stelle rausgekommen, die ich extrem chauvinistisch fand. Vielleicht sollte sie nur das Unverständnis, das manchmal zwischen Männern und Frauen herrscht verdeutlichen, aber ich fand das hier bei den geschilderten Figuren absolut unpassend.
Perry zieht Anzu zurück und sie entgeht so knapp dem Tod bzw. schwerer Verletzung.
3338 Der Usurpator hat geschrieben:
"Bist du in Ordnung?" fragte er.
"Ich bin nur erschrocken, und meine Frisur ist etwas durcheinandergeraten. Ansonsten ist alles fein."
Für Rhodan sah Anzus Pferdeschwanz aus wie in den vergangenen drei Stunden. Er widersprach trotzdem nicht.
Ich saß vor dem Roman und konnte es in dem Moment nicht fassen. Ich fand es extrem unpassend, dass Anzu da einen Scherz über ihre Frisur macht... und auch Rhodans Gedanken dazu... fand ich sehr unpassend. Wenn das der trockene Humor seiner Gedanken sein sollte, fand ich ihn schlecht dargestellt. Wenn er wenigstens geschmunzelt hätte, so dass klar wird, dass das als Scherz gemeint war... aber an der Stelle bin ich mir nicht mal sicher, ob das nicht sogar ernst gemeint war... oder Rhodan wenigstens als "ernst" und nicht als Humor angenommen hat (was ich schlimm genug fände!).
Ich fühlte mich da in die 60er und 70er zurückversetzt, wo man so etwas häufiger gelesen hat. Hier fand ich es sehr unpassend.
Es gibt 1-2 andere Stellen in dem Roman, wo es nochmal in diese Humorrichtung abdriftet, die ich als unpassend empfinde, aber immerhin an keiner Stelle so schlimm wie dieser (die mir aber echt aufgestoßen ist). Schade, weil ich sonst den Roman durchaus sehr rund und gut erzählt fand.
Das man die Geschichte von den internen Vorgängen von FENERIK und die Interaktion damit von Bully und Anzu, die in den Vorgängerromanen so schön dargestellt hat, hier quasi abserviert und weggelassen hat, fand ich als starken Erzählbruch der Trilogie und auch sehr unpassend. Die Vorgängerromane sind von CM und der ist nun von OF - das mag erklären, dass man anders schreibt, aber eigentlich ist es hier eine durchgehende Erzählung aus Anzus Sicht, da fällt der Bruch halt enorm auf. Vielleicht hätte es hier geholfen die Perspektive ganz auf Rhodan zu wechseln.
Jedenfalls empfand ich auch das Weglassen der Politik im Chaoporter, der Kastellane und welche Auswirkungen es hat usw. als extrem unpassend.