giffi marauder hat geschrieben: ↑17.02.2025, 10:14
Dummheit bleibt auch dann Dummheit,
wenn große Teile der Bevölkerung drunter leiden.
Sich selber blöd stellen um nicht aufzufallen, ist für mich keine Option.
Dem kann ich voll und ganz zustimmen.
Ja, dass die Demokratiefeinde in der Bevölkerung zunehmen ist besorgniserregend.

Und nein, Demokratie bzw. deren Verteidigung ist keine Verschwörung der "europäischen Eliten" gegen die Bevölkerung,
wie der seltsame Satz framen möchte.
Das ist mir jetzt etwas zu einfach und ehrlich gesagt auch zu gnädig gegenüber den "europäischen Eliten"
Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, als die Montan Union über die EWG zur EG wurde. Völlig unabhängig davon, ob Deutschland und Frankreich Konservativ oder Sozialdemokratisch regiert waren, die meiste Zeit davon ja nicht im Gleichtakt, die beiden Länder haben die Integration Europas voran getrieben, die Benelux Länder und auch Italien sind dem Pfad im Großen und Ganzen gefolgt. Den Bremsklotz Großbritannien hat man irgendwie mitgezogen. Und die Zeit war auch nicht einfach. Binnen 15 Minuten konnte die atomare Vernichtung alles auslöschen. Auf den Demonstrationen z.B. in Wackersdorf ging es zwischen Staat/Polizei und Demonstranten so zur Sache, da würden die heutigen Wohlfühldemonstranten sich ganz schnell die Windel voll machen. Die Politischen Parteien haben sich nicht gescheut sich gegenseitig und der Bevölkerung auch mal weh zu tun wenn sie es für nötig gehalten haben. Siehe Atomkraft, Nato Doppelbeschluss, Radikalenerlass, Wehrpflicht mal um ein paar Monate verlängern und nicht aussetzen etc. etc.
Und trotzdem hatten wir in Europa durchgehend so eine Art Aufbruchstimmung. Veränderungen wurde wenn nicht positiv, dann zumindest als darüber können wir streiten, gesehen. Und dann kamen die Eliten auf die Idee, dass Wahlen in der Mitte gewonnen werden. Bekommen haben wir den Politikertypus "höherer Verwaltungsbeamter". Es gibt so gut wie kein aktuell brennendes Thema, dass es nicht vor 30 Jahren auch schon gab.
Umweltschutz, Klimawandel, demographischer Wandel, Rente, Zuwanderung, eigeständige europäische Sicherheitspolitik. Nichts davon ist ein Thema, dass wir nicht aus dem letzten Jahrtausend mitgebracht hätten. Fast alles davon schreit nach einheitlichen europäischen Lösungen. Und spätestens seit der EU Osterweiterung wird nur noch der Status quo verwaltet. Und das liegt beileibe nicht nur an den osteuropäischen Staaten.
Das ist keine lebendige Demokratie was unsere "Eliten" uns vorleben, das ist bräsiges Siechtum. Die verteidigen auch nicht die Demokratie, sondern ihre eigenen langweiligen Vorstellungen, die sich im Anbetracht der aktuellen weltweiten Entwicklungen immer mehr als Luftschlösser herausstellen. Der hohe Buckel der Gaußkurve in der Mitte hat diesen Politikertyp an der Macht gehalten. Aber sowohl links als auch rechts davon gab es immer einen Teil der Bevölkerung, der das nicht gut fand. Warum das europaweit die Linke nicht nutzen konnte kann man gerne analysieren, aber die Rechte hat es genutzt und in machen Ländern seit Jahrzehnten vorbereitet.
Nehmen wir nur mal das Thema Zuwanderung. Ich habe mir in den 90er Jahren Auftritte der Republikaner (die deutsche Partei) genau so angetan, wie Veranstaltungen des Front National (Vorläufer des heutigen Rassemblement National). Die Leute die damals auf den Veranstaltungen saßen, sind die Gleichen, die heute AfD und Rassemblement Stamm-Wähler sind (sofern sie noch leben). Die waren nie weg. Die wurden nur ignoriert. Und das oder die Themen, die denen wichtig waren und sind hat man nicht gelöst, sondern unter den Teppich gekehrt. Kann sein, dass der Satz jetzt ein paar Leuten, die sonst ganz groß für Minderheitenschutz eintreten nicht so gefällt. Minderheiten über Generationen hinweg zu ignorieren ist keine Sternstunde der Demokratie. Und jetzt da die etabliert sind, in Italien und Frankreich schon deutlich länger als bei uns, die Strategie auszurufen, wir ignorieren sie weiter (Keine Zusammenarbeit, Brandmauer, Verbotsverfahren...) als Schutz der Demokratie zu bezeichnen, lasse ich einfach mal zukünftige Historiker beurteilen. Wenn die das in Italien und sollten sie an die Macht kommen in Frankreich gebacken bekommen, dass sie ihre Länder ordentlich regieren werden die Argumente gegen rechts auch bei uns bröckelig. Dann kann man nur hoffen, dass die AfD für die meisten rechten Parteien in Europa das Schmuddelkind bleibt das sie derzeit ist.
Sollten die nächsten 1 bis 2 Legislaturperioden nicht deutlich anders ablaufen als sagen wir mal die letzten 5 Legislaturperioden wird das in Deutschland ganz spannende Zeiten verursachen. Und das bezieht sich jetzt explizit nicht nur auf das Migrations/Integrations Thema sondern auf alle oben angegebenen Altlasten, plus noch ein paar Themen mehr. Ist möglicherweise für einen guten Teil der "europäischen (oder deutschen) Eliten" ein völlig unverständlicher Ansatz bestimmte Themen abzuarbeiten statt auszusitzen.
We didn't start the fire. It was always burning. Since the world's been turning. We didn't start the fire No, we didn't light it. But we tried to fight it.