MAGHAN hat geschrieben: ↑12.01.2025, 22:11
MAGHAN LIEST PERRY RHODAN BAND 54
Der Zweikampf von KH Scheer dem absoluten Altmeister!
PR at its Best!
1/1/1
Den 54er habe ich mir jetzt auch einmal ein wenig vorgenommen und meine Gedanken dazu zu Papier gebracht.
Schon der Anfang ist herrlich. Atlan fällt auf, dass er nicht als "rassisch fremd" bezeichnet wird und rechnet das den Menschen hoch an "ethischer Reifeprozess", nur um dann amüsiert Diskussionen zwischen Studeneten zu lauschen, in denen der aktuelle antikolonile Diskurs von Heute 2025 durchscheint, der ihm bereits altbekannt ist, wobei damals 1962 KHS antürlich mit Rasse nicht menschliche bzw natürlich arkonidische Fremdvölker meint. Wenn man natürlich das auf die Hautfarbe runterbricht, wie das leider bei Rassisten immer noch der Fall ist, dann verstört das antirassisch, aktivistisch mobilisierte Leser. Erschreckender für mich ist eine andere Beobachtung - Terra ist defacto ein Polizeistaat unter einer Militärdemokratie, Uniformen bis in die höchsten Kreise und Atlan kritisiert (zu Recht) den Führungsstil Rhodans, immer in der ersten Reihe an forderster Front.
Das Laufband war ja in München als ÖPNV im olympischen Dorf 1972 angedacht, wurde dann aber doch nicht gebaut - heute diskutuert man über eine Seilbahn zur Entlastung der Busse, da auch Straßenbahnen im Stau steckenbleiben oder, oh Horror, den englischen garten durchscheiden würden, eine Diskussion, die bereits seit dem ersten Weltkrieg geführt wird. Aber KHS gibt us einen der wenigen Einblicke, wie denn das Leben auf dem geeintem Terra 50 Jahre nach der Gründung des Solaren Imperiums aussah, kurz bevor das Versteckspielen ein Ende fand.
Manchmal sind es so keine Nebensächlichkeiten, die das eigene Kopfkino starten. Terrania hat einen Fernbahnhof, ist also ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Das letzte Mal, dass wir von lanbasierten Gütertransport nach Terrania gehört haben, war am Anfang der Overhead-Handlungsebene, als keine LKWs mehr nach Terrania einfahren durften, als Goratschin eine Fabrik "gezündet" hatte, also muß Anfang der 80er wohl eine Eisenbahn in betrieb gegangen sein, und da wir wissen, wie lange die chinesischen Eisenbahnen bei uns noch mit Dampf gefahren sind, ist es durchaus möglich, dass auchin Terrania noch eine entsprechende Infrastruktur existierte - Wasserkräne, Kohlebansen und am Horizont Kugelraumer.
Die klassische Trope des amerikanischen SF-Romans ist der Siedler, und so eine Landnahme nutz auch Atlan aus, der Volkmar, dessen Identität er übernimmt, und den er fürstlich belohnen will ist so ein Wehrbauer. Ja, auch die Nazis haben davon geträumt, so den willden Osten zu germanisieren, aber entsprechende Siedlungsprogramme haben bereits im Mittelalter örtliche Herrscher angewandt und Atlan selbst hat dieses Verfahren, seit dem er vor gut 10 Jahrtausenden auf der Erde gestandet ist.
KHS arbeitet hier wohl reflektierend, wenn er Marlis Genter als rebellische Kolonistin ausnutzt und im Laufe des Bandes Atlan endlich selbst realisiert, dass Rhodan das gleiche tut, weil eben der mögliche Kolonialherr Robotregent genauso mit der Erde umgehen würde.
Mit einem kleinem Blick in die Zukunft (egal ob nach tatsächlichen Schreibreihenfolge oder chronologischem Lesen) blitzt dann die Genialität Crests hervor, der einen weiteren frühen Kontakt mit Arkon unterbunden hat - wie so schön im zweiten Band der Castor-Arkontriologie geschildert wurde.
Ich würde lebend gerne das Expose dieses Bandes einsehen, denn das von Band 50 soll ja laut Wim Vandemaan doch starke Unterschiede zum fertigen Band aufgewiesen haben und die beiden Bände zuvor haben ja schon von unzeitgemäßen, d.h. aus ihren Zeiten gerissenen, Personen gehandelt - wir wissen, dass die Druuf vor der Türe stehen, und sonderlich zeigemäß ist die Politik des Robotregenten ja auch nicht.
Ich mag die kleinen Spitzen gegen die Geschichtswissenschaft mit ihren leichten Verfälschungen und ja, KHS war historisch informiert, aber eben doch kein Historiker.
Irgendwie hat man immer den Eindruck, man schaue sich einen klassischen EON James Bond Film an, mit Atlan in der Rolle des James Bond - vielleicht ist es auch das, was Nummer 53 zu einem großartigem Roman macht, eine Reise durch den charakter Atlan, der am Ende realisiert, dass er bis lang auf der falschen Seite stand und so nun ein brauchbarer Verbündeter für Rhodan wird.
Und so nebenbei noch ein kleiner Seitenhieb auf Clark Darlton. Dieser Gucky ist wirklich lächerlich und tödlich gefährlich geschildert.
»Hat das alles sein müssen, Sir?«
»Nein, Junge, nein, es hätte nicht sein müssen«, sagte ich ruhig. »Leute von meiner Art brauchen aber eine gewisse Selbstbestätigung.«
Diesen Satz brauchen wir noch, viel, viel später. Denn der Satz wird von dem Energiekommando offizier im Untergrund vor der Kabinetiserung Drothas durch TRAITOR nicht ausgesprochen, aber impliziert, was zu einer häftigen Diskussion ob des Verhaltens dieses im Spolerthread der damaligen Inkarnation des NGFs geführt hat.
Ach ja, eine kleine Silblüte hab ich noch: "Intergalktische Schiffe" - Ein bischen müde, Herr Admiral; lieber Autor interstellar oder intragalktisch wäre das richtige Wort gewesen.
thinman