Kaenen hat geschrieben: ↑09.06.2025, 16:00
„Kein Tag für Ehrlichkeit“ von Kai Hirdt
Der dritte Roman von Kai Hirdt im Zyklus des PHOENIX. „Botabar, der Wahrhafte“ war ein verdammt starkes Comeback, während „Träume des Untergangs“ zwar ein solider bis sehr guter Roman war, für mich jedoch eher wie ein Kai-Hirdt-light-Roman wirkt, wenn ich an Hirdts Schreibstil und seine Unterschiede zu den anderen Autoren*innen denke. Nun ist er gleich zwei Wochen nach Erscheinen seines letzten Werks wieder am Start und bietet all das, was ich an diesen wundervollen Autoren liebe. Was unterscheidet Kai Hirdt von dem Rest der Autorschaft? Ich würde persönlich sagen, dass er es perfekt versteht, Szenarien zu beschreiben, in denen Intrigen, Pläne mit doppeltem und dreifachem Boden sowie die psychologische Beschaffenheit der Charaktere innerhalb eines paranoiden Umfelds eine zentrale Rolle spielen. Doch Herr Hirdt hört da nicht auf, sondern schafft es zusätzlich, die richtigen Momente zu finden, um seinen trockenen Humor einzustreuen. Generell habe ich bei ihm auch das Gefühl, dass er sehr darauf achtet, wie er seine Romane formell strukturiert, da sie sich oft sehr rund und befriedigend lesen.
Die Handlung von „Kein Tag für Ehrlichkeit“ verbindet all diese Elemente zu einem spannenden Gesamtroman, bei dem kein Kapitel langweilig wirkt. Sowohl die Handlungsebene um Atlan als auch die von Perry unterhalten massiv. Was ich ebenfalls schön finde, ist, dass beide Handlungen die gleichen Themen spiegeln – was bei anderen Autoren nicht immer der Fall ist, aber wenn es gut gemacht ist, dann ist es für mein Lesegefühl einfach großartig.
Eine Lieblings- bzw. Highlight-Szene kann ich kaum benennen, da es hier viele gibt. Vielleicht würde ich die Szene um Aelor und Perry wählen, in der ersterer versucht, Perry mit dem Klonkörper seiner Frau „horny“ zu machen – und es sogar schafft! Eine komplett skurrile Szene, die, wenn es nach meinem Geschmack geht, auch deutlich hätte weitergehen können. Aber ich denke, da wäre der Redakteur panisch zwischen Laptop und Autor hin- und hergesprungen. Es wäre aber interessant gewesen zu sehen, wie eine solche Szene in einer Tagente verlaufen wäre und welche Auswirkungen das auf die Charaktere gehabt hätte.
Ach ja, die Szenen zwischen dem Phoenix und Perry sind einfach Comedygold.
Ein Kompliment geht an den Foristen, der mit der Schattenhand und der Schachtel im Sternentresor richtig gelegen hat. Sorry, dass ich den Namen gerade nicht parat habe – fühle dich aber angesprochen! :) Ich bin gespannt, wie es um Perry und seinen Umgang mit der Schattenhand weitergeht. Anders als Cameron haben wir es hier nicht mit einem psychisch labilen und traumatisierten jungen Mann zu tun, sondern mit einem Schüler des Stoizismus. Ich hoffe, Perry hat ein Exemplar von Mark Aurels Schriften mit auf die Reise genommen.
Fazit: Es hat verdammt viel Spaß gemacht, den Roman zu lesen.