Josiep hat geschrieben: ↑21.12.2025, 20:24
Es würde auch der Meeresspiegel steigen und natürlich auch das Mittelmeer wen es dort sehr heiß wird verdunstet dort auch viel Wasser, im Norden Alpen geht nichts drüber drunten gibts auch ein Gebirge weiß jetzt nicht welches aber in Marroko und Algerien gibts es ein paar Höhenzüge.
Könnte sich im Mittelmeerbereich eine schönes suptropische Mircoklima bilden ähnlich wie in Indien.
Ist nur meine Meinung und habe dafür keine Modele.
Das mit dem Verdunsten und den Barrieren stimmt schon, aber die Modelle gehen in den Auswirkungen weit über subtropisches Klima à la Indien hinaus. Und es kommt ein Umstand ins Spiel, den du wahrscheinlich nicht auf dem Schirm hast: die Wet-Bulb-Temperatur (Kühlgrenztemperatur).
Man muss das physikalisch verstehen: Der menschliche Körper kühlt sich primär durch Verdunstungskühlung, also durch Schwitzen. Das funktioniert aber nur, solange die Luftfeuchtigkeit unter 100 % liegt, da die Luft sonst keine weitere Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann. Wenn die Temperatur gleichzeitig höher als die Körpertemperatur ist (ca. 35 °C auf der Haut), kann physikalisch keine Hitze mehr abgeführt werden.
Gekoppelte Klimamodelle wie die von Med-CORDEX zeigen nun, dass das Mittelmeerbecken durch die topografische Barriere der Alpen im Norden und der Gebirgszüge wie dem Atlas im Süden zu einer regelrechten Falle wird. Während in der Wüste die Hitze trocken ist und wir durch Schwitzen überleben können, saugt sich im Mittelmeerraum die Luft über dem massiv aufgeheizten Meer mit Feuchtigkeit voll. Diese feucht-heiße Glocke bleibt zwischen den Gebirgen gefangen – es entsteht ein „Dampfgarer-Effekt“.
In Studien wie der von Raymond et al. (2020) wird deutlich, dass wir hier die biologische Überlebensgrenze erreichen. Das Gefährliche dabei ist: Die Sterblichkeit steigt nicht gleichmäßig an, sondern sie schießt ab einem gewissen Schwellenwert der Wet-Bulb-Temperatur exponentiell nach oben. Ein einziges Grad mehr kann dann den Unterschied zwischen einer extremen Hitzewelle und einem systemischen Kollaps ausmachen.
Dieser Kollaps ist zweifach: Er ist biologisch, weil das Herz-Kreislauf-System des Einzelnen thermodynamisch schlicht keine Chance mehr hat, seine Kerntemperatur zu regeln. Er ist aber auch gesellschaftlich, da die schiere Masse der Opfer zu einem „Massenanfall von Opfern“ (MANV) führt, der jedes staatliche Handeln lähmt. Besonders in Italien, mit seiner geografischen Kessellage und einer der ältesten Bevölkerungen der Welt, droht ein Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung: Wenn Krankenhäuser, Bestattungswesen und Energieversorgung unter der Last der gleichzeitigen Notfälle simultan versagen, bricht das soziale Gefüge in sich zusammen.
Was den Zeithorizont angeht, zeigen aktuelle CMIP6-Simulationen, dass dies kein Problem der fernen Zukunft ist. Bereits im Fenster zwischen 2030 und 2045 rechnen Modelle mit ersten statistischen Ausreißern, bei denen kritische Schwellenwerte von 28 °C bis 30 °C Wet-Bulb-Temperatur erreicht werden. Ab Mitte des Jahrhunderts (2050–2070) könnte sich dieses hyper-thermische Regime laut den Modellen stabilisieren. Das ist kein „Urlaubswetter“ mehr, sondern ein Zustand, der physikalisch weit jenseits dessen liegt, was wir bisher als subtropisch kannten.