Migration in Deutschland

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wepe
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von wepe »

Im aktuellen SZ-Magazin Nr. 40 (vielleicht wg Feiertag heute noch erhältlich!) habe ich einen erstklassigen Artikel von Marvin Ku gefunden. "Nicht von hier". Leider ist er online hinter einer Bezahlschranke https://sz-magazin.sueddeutsche.de/lebe ... duced=true deshalb führt der Link nur bis dorthin. Er dröselt das Thema von Seiten der Betroffenen "mit Migrationshintergrund" auf und veranschaulicht direkt auch die Aussageleere des Begriffes.
Er räumt mit so einigen klassischen Denkfehlern der Mehrheitsgesellschaft auf und spricht mit ExpertInnen. So sagt die bekannte Sozialanthropologin Anne-Kathrin Will: Einen Migrationshintergrund hat niemand, er wird einem zugeschrieben. Dazu schaut er sich statisatische Erhebungen wie Mikrozensus und amtliche Formblätter und Gesetzestexte an und stößt auf so einige rassistische Vorurteile schon in den Fragestellungen. Kein Wunder, es gibt rund ein Dutzend offizieller Definitionen. :har:
Ein bekannter Satz zu "Gastarbeitern" wird hier mal in voller Länge dargeboten, man staune: "Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr: Man hat Arbeitskräfte gerufen und es kamen Menschen." Max Frisch, bezogen auf die Schweiz und italienische Arbeiter
Oder wie Migranten trotz Einwanderung statistisch unsichtbar werden, wie viele Spätaussiedler nach 1990.
Oder zur Bildung: Am niedrigsten ist ein Gymnasiumbesuch wahrscheinlich bei Eltern, die weniger als 2600 € verdienen, beide kein Abi und keinen Migrationshintegrund haben. Am höchsten ist ein Gymnasiumbesuch wahrscheinlich bei Eltern, die mehr als 5.500 € verdienen, beide Abi und einen Migrationshintegrund haben - entscheidend ist also das Geld.
Und es sind typische Geschichten dabei wie der Junge, der wegen seiner türkischen Eltern ("die können ihn nicht unterstützen") vom deutschen Lehrer keine Empfehlung aufs Gymnasium bekam, sondern auf der Hauptschule bleiben sollte. Heute ist Uğur Şahin bekannt als Mitbegründer von Biontech... :-D
Längerer Artikel, der mich sehr beeindruckt hat - sehr lesenswert! :yes:
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Eisrose »

wepe hat geschrieben: 03.10.2025, 12:15 Leider ist er online hinter einer Bezahlschranke https://sz-magazin.sueddeutsche.de/lebe ... duced=true deshalb führt der Link nur bis dorthin.
Der Artikel ist übrigens archiviert: »Einen Migrationshintergrund hat niemand, er wird einem zugeschrieben«
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von wepe »

Eisrose hat geschrieben: 03.10.2025, 12:48
wepe hat geschrieben: 03.10.2025, 12:15 Leider ist er online hinter einer Bezahlschranke https://sz-magazin.sueddeutsche.de/lebe ... duced=true deshalb führt der Link nur bis dorthin.
Der Artikel ist übrigens archiviert: »Einen Migrationshintergrund hat niemand, er wird einem zugeschrieben«
Ha, danke Dir! Da isser ja in voller Länge! :-D
28.000 Zeichen, nix für Schnellleser ... -)
:blush: Da hätte ich mir viel Tipperei sparen können ...
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Eisrose »

wepe hat geschrieben: 03.10.2025, 14:58 :blush: Da hätte ich mir viel Tipperei sparen können ...
Neee! Es ist gut, wenn Du was über den Inhalt schreibst. In der Regel sollen Links das Geschriebene nur unterstützen. Und es macht auch mehr Lust aufs Lesen des Artikels.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Tennessee »

wepe hat geschrieben: 03.10.2025, 12:15 Im aktuellen SZ-Magazin [...]
Längerer Artikel, der mich sehr beeindruckt hat - sehr lesenswert! :yes:
Ich sehe den Artikel ein wenig kritischer. Zu Beginn dachte ich, ob es sich hier wieder um so einen Artikel handeln würde, den ich bei Romanen gerne mal als Bekenntnis- oder Befindlichkeitsliteratur bezeichnet hatte: Das persönliche Schicksal und Leid wird zur gesellschaftlichen Blaupause generalisiert und durchdekliniert. Und ich dachte mir, dass ich nicht gerne Wurst esse, aber dass es mich freut, dass der Autor das Wurstessen als ein Kennzeichen seiner deutscher Identität definiert. Wenn man sich z.B. auf Youtube anschaut, was andere Nationalitäten als Deutsch definieren, dann sieht man neben den Weihnachtsmärkten eher noch das Pfandsystem, Kippfenster oder das Ablehnen von Airconditon als identitätsbezeichnend. Okay, zugestanden, Wurst gehört auch dazu.

Glücklicherweise verließ der Autor dann seinen persönlichen Background, der wohl letztendlich nur dazu diente uns eines zu verdeutlichen: die Migration gibt es nicht, ebensowenig wie die Migranten oder den Migrationsbegriff. Vielmehr ist das alles ein Konglomerat von individuell zu betrachtenden Schicksalen und kollektiv zu betrachtenden Missleistungen. Und im folgenden dröselt er auch die Geschichte von hmhmhmhmhhmmmm-Begriffen auf, die zum ersten sehr korrekt ist und zum zweiten mich an die ganzen Begriffsdiskussionen aus den NL erinnerten, die auch nie wussten, ob sie nun buitenlanders, gastarbeiders, Westerse/Niet-Westerse, allochthonen oder migranten sagen sollten. Egal, was man wählte, es war immer irgendwie falsch.

Und da fragte ich mich dann: Was will er denn, der Herr Ku, abgesehen davon zu sagen, dass man alles, was man an Definitionen hat, nicht sagen kann oder soll. Er stellt die verzweifelten und zuweilen auch sehr lächerlichen Versuche der Deutschen (Die gibt es übrigens!) vor, diese eine Frage zu beantworten, was denn "deutsch" sei. Dabei dekonstruiert er mögliche Antworten zugleich: deutsche Sprache? - sprechen auch Österreicher und Schweizer. Nationalhymne? - stammt von einem Österreicher und aus einer Zeit, als es den deutschen Staat noch gar nicht gab. Kant und Nietzsche führt er als Dichter und Denker an, die mit dem Patriotismus ihre Probleme hatten, vergisst aber auch den von ihm zuvor genüsslich aufgeführten Thomas Mann als Sohn einer brasilianischen Mutter, der nach seiner Exil-Ankunft in den USA laut sagte: Wo ich bin, da ist Deutschland.

Und spätestens hier verliert sich der Artikel in einer Definitionsdiskussion, die zum Ergebnis hat, dass man nichts definieren könne und dass jedwede Form von Migrations- oder Migrationsbegriffsdefinition aufgrund ihrer Vielfältigkeit ins Nichts und Undefinierbare diffundieren muss. 25 Millionen, so bezeichnet Herr Ku die Anzahl der Menschen "mit Migrationshintergrund" am Anfang. Das wird sicher richtig sein. Er könne Geschichten erzählen, so wird er später schreiben, von Migranten, die wichtiger wären als Statistiken. Auch das ist sicher absolut richtig und wichtig. 25 Millionen mal richtig und wichtig, denk ich mir und Herr Ku sagt: Man muss sich Mühe geben. Da schüttle ich dann doch den Kopf bzgl. der 25 Millionen individuell zu betrachtenden Schicksale.

Dabei hatte er den Kern des Problems sehr gut benannt: "Was ist deutsch? [...] Die meisten Deutschen können das nicht" beantworten, so sagt er. Diese Hilflosigkeit wird zum Vorwurf. Dabei führt er selbst auf, dass das Fremde und das Eigene, er nennt es das "deutsche Ideal", als Begriffspaar zusammenhängt. Das Fremde hatte er schon zuvor als 25 Millionen Schicksale pluralisiert. Das Eigene hat noch nicht einmal eine Definitionsgrundlage. Das "deutsche Ideal" gibt es nicht, sagt er. Und er hat Recht! Und das ist das Dilemma.

Wir fordern gerne Integration von "Migranten". Aber die Frage ist, in was denn? Ku selbst sagt: deutsche Sprache? - sprechen auch Österreicher und Schweizer. Nationalhymne? - stammt von einem Österreicher und aus einer Zeit, als es den deutschen Staat noch gar nicht gab, Dichter und Denker haben ihre Probleme mit dem Patriotismus. Werte wie Pünktlichkeit - Deutsche Bahn! Neben dem Migrationsbegriff ist für Ku auch der Nationalbegriff undefinierbar und vor allem historisch nicht herzuleiten. Kann man so sehen. Aber was bietet und der Artikel denn letztendlich an, abgesehen von einer Undefinierbarkeitserkenntnis? - Gar nichts. Und das ist mir, bei allen Richtigkeiten, die der Artikel hat, zu wenig für einen beeindruckenden Artikel.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Gucky_Fan »

Die Diskussion über was ist Deutsch wäre zu führen. Gerade zu Heschichte und Heimat..Wer die Burgen sieht und das Mittelalter, die Spätamtike, all das wäre es wert, im Unterricht beigebracht zu werden. Statt Oostkolonialismus etc an dem Universitäten zu diskutieren könnte man wieder über Germanen und Kelten und über die bunten Gesellschaften vor dem engen 19. Jahrhundert reden. Aber Leider ist das nicht möglich, da es ja dann immer wieder heißt, daß ist nicht wichtig. Die Deutschen sollten stolz zu ihrer Geschichte stehen aber auch ihre Irrwege nicht vergessen.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Gucky_Fan »

Plus es war früher auch sehe Deutsch, dass Weihnachtsmärkte nicht Hochsicherheitszonen waren oder dass man nachts sich sicher fühlen konnte und nicht Fremder im eigenen Land. Selbst wenn es nur Gefühle sind, sehe ich in diesen Aspekten einen Grund im Aufstieg der AFD. Das und das Gefühl, dass der Staat dysfunktonal, behäbig und veränderungsunwillig ist.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Laurin »

Gucky_Fan hat geschrieben: 03.10.2025, 15:49 ... Selbst wenn es nur Gefühle sind, sehe ich in diesen Aspekten einen Grund im Aufstieg der AFD. Das und das Gefühl, dass der Staat dysfunktonal, behäbig und veränderungsunwillig ist.
Das sind so Parolen - die kann man glauben oder auch nicht. Die letzten Male wo ich mit den Behörden zu tun hatte - dieses und letztes Jahr - ging das immer ratzfatz, die Leute waren wirklich hilfsbereit, und auch die Digitalisierung scheint bei den Behörden immer weiter voran zu kommen.

Verglichen mit anderen - wirklich dysfunktionalen Ländern - leben wir in einem der best-funktionierenden Länder der Welt, eigentlich nur noch getoppt von einigen nordischen Ländern. Wir haben eine funktionierende Demokratie (die meisten Länder inzwischen nicht mehr), d.h. wir können über unsere Zukunft selbst entscheiden, wir sind ein funktionierender Rechtsstaat, haben eine gute Verfassung, eine funktionierende Energieversorgung, ein ausgebautes Straßen- und Schienennetz, ein funktionierendes Sozialsystem - niemand muss verhungern. Dazu ist die Staatsverschuldung niedriger als bei vielen anderen Ländern - im Grunde ist das hier ein Schlaraffenland, zumindest wenn man es mit vielen anderen Ländern der Welt vergleicht.

Natürlich gibt es Verbesserungspotential. Die Infrastruktur wurde unter Merkel (hallo CDU/CSU) kaputt gespart. Die Bürokratie ist manchmal arg ausgeufert (damit kämpfen aber alle Länder). Das Gesundheitssystem und andere staatlichen Einrichtungen (Post, Bahn, Energie, soz. Wohnen) wurde durch die Privatisierung (dank CDU/FPD/SPD) Beute des Kapitals. Die Arm-/Reich-Schere klafft tatsächlich immer weiter auf.

Geht man aber mit Merz, Söder oder gar der AfD, wird das alles nur viel schlimmer. Der von den Rechten aufgebaute Popanz der 'Armutsmigration' und was da alles noch durch die Köpfe spukt, dient nur der Ablenkung und Verschleierung, damit man nicht an die wirklich Reichen (welche sich auf Kosten der Gesellschaft in teilweise schon obszöner Weise bereichern) ran muss. Statt die wirklichen Probleme anzugehen, generiert man a la BILD & Co Sündenböcke - ähnlich wie zu unseligen Zeiten schon einmal - nur dass es diesmal statt der Juden 'die Migranten' oder 'die Bürgergeldempfänger' sind.

Wer das alles für 'linke Propaganda' hält, sollte einfach mal in die USA schauen.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Gucky_Fan »

Nun die linke Partei SpD hat das aber mitgetragen. Und Parolen oder Wahrheiten hängt wohl davon ab, wo man steht.
Armutsmigration wurde schon vor 2007 thematisiert, bloß war es den Eliten egal.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von giffi marauder »

Gucky_Fan hat geschrieben: 03.10.2025, 15:42 Die Diskussion über was ist Deutsch wäre zu führen. Gerade zu Heschichte und Heimat..Wer die Burgen sieht und das Mittelalter, die Spätamtike, all das wäre es wert, im Unterricht beigebracht zu werden. Statt Oostkolonialismus etc an dem Universitäten zu diskutieren könnte man wieder über Germanen und Kelten und über die bunten Gesellschaften vor dem engen 19. Jahrhundert reden. Aber Leider ist das nicht möglich, da es ja dann immer wieder heißt, daß ist nicht wichtig. Die Deutschen sollten stolz zu ihrer Geschichte stehen aber auch ihre Irrwege nicht vergessen.
Es gibt keine deutsche Geschichte mit Burgen, sondern lediglich Geschichten von Burgen,
die nun auf deutschem Staatsgebiet stehen. ;)
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Gucky_Fan »

Nur weil deutsch auch in anderen Ländern gesprochen wird, ist dennoch für die deutsche Kultur essentiell. Auch wäre es wieder wichtig, auch mal wieder Klassiker zu zu lesen wie Heine oder Mann in den Schulen. Da hat die Heimat-Feindlichkeit vieler auch schon großen Schaden angerichtet.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von wepe »

Gucky_Fan hat geschrieben: 03.10.2025, 18:21 Nur weil deutsch auch in anderen Ländern gesprochen wird, ist dennoch für die deutsche Kultur essentiell. Auch wäre es wieder wichtig, auch mal wieder Klassiker zu zu lesen wie Heine oder Mann in den Schulen. Da hat die Heimat-Feindlichkeit vieler auch schon großen Schaden angerichtet.
Ich dachte, in dem Artikel würde durchaus deutlich aufgerissen, dass man mit schwarzer Hautfarbe als Familie schon seit der Kolonialzeit deutsche Staatsbürgerschaft haben kann und trotzdem immer als Fremdländer, Migrant oder sonstwas angesehen wird. Da könnte man auch Professorin in deutscher Literaturgeschichte sein, das hilft in vielen Bevölkerungskreisen nix! Das hat mehr mit Wahrheitsverweigerung zu tun.

Ich bezweifel übrigens stark, dass Klassiker lesen deutschtümelnden Demonstranten irgendwann Kultur beibringen würde. :har:
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von wepe »

Gucky_Fan hat geschrieben: 03.10.2025, 15:49 Plus es war früher auch sehe Deutsch, dass Weihnachtsmärkte nicht Hochsicherheitszonen waren oder dass man nachts sich sicher fühlen konnte und nicht Fremder im eigenen Land. Selbst wenn es nur Gefühle sind, sehe ich in diesen Aspekten einen Grund im Aufstieg der AFD. Das und das Gefühl, dass der Staat dysfunktonal, behäbig und veränderungsunwillig ist.
Also in der Nazizeit herrschte durchaus Angst vor unsicheren Straßen, vor Fremden, Dieben und Räubern; da gab es doch die "Zigeuner", die Kinder gestohlen haben, die Juden, die deutsche Dienstmädchen verführten und Rassenschande trieben, Verrückte, die frei herumlaufen durften, oder Politiker der Weimarer Republik, die den Staat durch das Demokratiegerede kaputt wirtschafteten.
Davor warnten die Nazis laut und boten auch gerne direkte Hilfe an. :wacko:
Sorry für die bittere Satire, aber es sind sehr ähnliche Narrative, mit denen die Rechtsextremisten heute agieren. Fehlt nur noch die zionistisch-bolschwistische Weltverschwörung.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von wepe »

Tennessee hat geschrieben: 03.10.2025, 15:33
wepe hat geschrieben: 03.10.2025, 12:15 Im aktuellen SZ-Magazin [...]
Längerer Artikel, der mich sehr beeindruckt hat - sehr lesenswert! :yes:
Ich sehe den Artikel ein wenig kritischer. ...
Tenn, ich glaube, du forderst dem Artikel etwas ab, was er gar nicht geben wollte. Deine Besprechung ist ja durchgängig zutreffend, aber es geht um etwas anderes: Wenn man "Migrationshintergrund" nicht definitorisch fassen kann und mit diversen Beispielen die Def-Versuche ad absurdum führen kann - und das geschieht hier überzeugend! - dann sollte man auch nicht ständig mit diesem Begriff in Medien und Politik arbeiten: bei Formulierungen in Zeitungsartikeln, kommunalen Regeln und Gesetestexten, bei Fragen von Job oder Wohnungssuche, usw. (siehe Aussage: "Das Wort hat Sprengkraft."). Das passiert ständig, wird aber den 25 Mio damit gemeinten Menschen nicht gerecht.
Und da fragte ich mich dann: Was will er denn, der Herr Ku, abgesehen davon zu sagen, dass man alles, was man an Definitionen hat, nicht sagen kann oder soll. ...
Für mich sehr interessant war Perspektive des Artikels. Hier geht es mal nicht um die übliche Frage: "Was machen wir mit den Fremden?" oder "Wie kriegen wir Problem x,y,z in den Griff?" oder "Was müssen wir denen beibringen?"
Dabei hatte er den Kern des Problems sehr gut benannt: "Was ist deutsch? [...] Die meisten Deutschen können das nicht" beantworten, so sagt er. Diese Hilflosigkeit wird zum Vorwurf. Dabei führt er selbst auf, dass das Fremde und das Eigene, er nennt es das "deutsche Ideal", als Begriffspaar zusammenhängt. Das Fremde hatte er schon zuvor als 25 Millionen Schicksale pluralisiert. Das Eigene hat noch nicht einmal eine Definitionsgrundlage. Das "deutsche Ideal" gibt es nicht, sagt er. Und er hat Recht! Und das ist das Dilemma.
Das ist es doch: Zumindest folgt daraus, dass niemand eine "deutsche Leitkultur" herbeifordern kann, in die sich Migranten einzufügen hätten. Rechte und Gesetze reichen dann völlig aus, die sind für alle da!
... Neben dem Migrationsbegriff ist für Ku auch der Nationalbegriff undefinierbar und vor allem historisch nicht herzuleiten. Kann man so sehen. Aber was bietet und der Artikel denn letztendlich an, abgesehen von einer Undefinierbarkeitserkenntnis? - Gar nichts. Und das ist mir, bei allen Richtigkeiten, die der Artikel hat, zu wenig für einen beeindruckenden Artikel.
Ich finde schon, dass das eine ganze Menge ist. Ich hatte mal einen Beifahrer Richtung PR-Stammtisch, und wir kamen auf das Thema "stolz, ein Deutscher zu sein". (Anlass war wohl irgendeine Fußballweltmeisterschaft oder sowas :???: Ich hatte mich jedenfalls über die ganzen Fahnen schwarz/rot/gelb aufgeregt. :innocent: ) Er war jedenfalls stolz und hat eine Reihe deutscher Literaturklassiker (alle waren längst tot ...) aufgeführt. Ich konnte mit der Aussage schon damals nichts anfangen, weil ich mir weder Eltern noch Geburtsort ausgesucht hatte. Ein Dilemma haben allerdings nun die Stolzen, wenn sie nix als "Deutsch" definieren können ...
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Gucky_Fan »

Ich glaube das Problem des Stolz oder der Leitkultur ist, dass große Teil der Linksstehenden damit ein Problem haben, ab der Mitte wird das wohl unproblematisch. Und damit haben wir ja den Kern der Problematik umrissen.
Einem.Teil reicht Multikulti ohne wirkliche Assimilation, ausblendend Parallelgesellschaften etc, ein anderer Teil der Gesellschaft wie ich fordert eine Integration und Akzeptanz der deutschen Werte, ein anderer Teil will gar keine Integration.
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