Der Literarische Salon

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Tell Sackett
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Graf Maunzy hat geschrieben: 17.07.2025, 13:42
Spoiler
Bild

:giggle:

Tschuldigung :preif:
Banause... :hm:
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Perryoldie
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Francisca Stoecklin
(1894-1931)


Seele der Liebenden


Einmal schon liebte ich dich
Und das Meer, das Meer.
Doch lichter waren damals
Die Seelen, ungetrübt
Von dunklen Taten.

Es sangen unsere Liebe
Strahlend die Sterne,
Und das Meer, das Meer.

Wieviel hundert Jahre
Sind seitdem vergangen,
Wieviel Leiden und Tode
Und Sterne. Wo blieben
Die Seelen so lange?

Wir halten uns schweigend
Die schauernden Hände.
Wir blicken uns tief
In die fragenden Augen.
Noch singen die Sterne
Und das Meer, das Meer.

Aber unfaßbar ewig
Ist die Vergangenheit
Der menschlichen Seele.


***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von kad »


***


Franz von Schober
(1796-1882)


Schiffers Scheidelied


Die Wogen am Gestade schwellen,
Es klatscht der Wind im Segeltuch,
Und murmelt in den weißen Wellen;
Ich höre seinen wilden Spruch:
Er ruft mich fort, es winkt mir der Kahn,
Vor Ungeduld schaukelnd, auf weite Bahn.

Dort streckt sie sich in öder Ferne,
Du kannst nicht mit, siehst du, mein Kind.
Wie leicht versinken meine Sterne,
Wie leicht erwächst zum Sturm der Wind,
Dann droht in tausend Gestalten der Tod,
Wie trotzt ich ihm, wüßt ich dich in Noth?

O löse deiner Arme Schlinge
Und löse auch von mir dein Herz;
Weiß ich es denn, ob ich's vollbringe
Und siegreich kehre heimathwärts?
Die Welle, die jetzt so lockend singt,
Vielleicht ist's dieselbe, die mich verschlingt.

Noch ist's in deine Hand gegeben,
Noch gingst du nichts unlösbar ein,
O trenne schnell dein junges Leben
Von meinem ungewissen Seyn.
O wolle, wolle, bevor du mußt,
Entsagung ist leichter als Verlust!

Und laß mich im Bewußtseyn steuern,
Daß ich allein auf Erden bin,
Dann beugt sich vor dem Ungeheuern,
Vorm Unerhörten nicht mein Sinn.
Ich treibe mit dem Entsetzen Spiel
Und stehe plötzlich vielleicht am Ziel.

Denn hoch auf meiner Maste Spitzen
Wird stets dein Bild begeisternd stehn,
Und, angeflammet von den Blitzen,
Mit seinem Glanz den Muth erhöhn;
Und hausen die Winde auch noch so bang,
Sie übertäuben nicht deiner Stimme Klang.

Und kann ich dich nur sehn und hören,
So hat's mit mir noch keine Noth,
Das Leben will ich nicht entbehren,
Und kämpfen werd ich mit dem Tod.
Wie würde mir je eine Welt zur Last,
Die Engel so schön wie dich umfaßt?

Auch du sollst nicht mein Bild zerschlagen,
Mit Freundschaftsthränen weih es ein,
Es soll in Schmerz- und Freudetagen
Dein Trost und dein Vertrauter seyn.
Ja bleibe, wenn mich auch alles verließ,
Mein Freund im heimischen Paradies.

Und spült dann auch die falsche Welle
Mich todt zurück zum Blumenstrand,
So weiß ich doch an lieber Stelle
Noch eine, eine treue Hand,
Der weder Verachtung noch Schmerz es wehrt,
Daß sie meinen Resten ein Grab bescheert


***
Natürlich vertont von Schubert, hier interpretiert durch Dietrich Fischer-Dieskau und Gerald Moore

https://youtu.be/HsC3An3h00E?si=Hg9s4jWjSrXsUX8R
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

kad hat geschrieben: 19.07.2025, 23:36
Franz von Schober
(1796-1882)

[...]
Natürlich vertont von Schubert [...]

Franz von Schober war offensichtlich ein sehr vielseitiger Mensch: Dichter, Librettist, Lithograf, sowie Schauspieler in Breslau und Legationsrat in Weimar. :yes:

Dass Schubert so jung starb, betrübt mich immer wieder. Dabei fällt mir ein, dass mir immer noch der biographische TV-Dreiteiler "Mit meinen heißen Tränen" von 1986 fehlt, der 2021 endlich ungekürzt (285 Minuten) auf DVD veröffentlicht wurde. Diesen Dreiteiler sah ich vor Jahrzehnten im TV und habe ihn in guter Erinnerung.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Einer der ganz großen Poeten der deutschen Sprache...

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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Gucky_Fan »

Ein wahres Genie.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Ludwig Tieck
(1773-1853)


Frohsinn


Nur die Heiterkeit ist Leben,
Selbst das Alter wird verjüngt,

Wem der Scherz, der Saft der Reben,
Jugend lachend wiederbringt,

Der mag manches Jahr noch leben,
Lust und Frohsinn ihn umschweben.

Und dem Greise selbst gelingt,
Sich der Sorgen zu entheben;

Nur die Heiterkeit ist Leben,
Selbst das Alter wird verjüngt.



***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Perryoldie hat geschrieben: 01.07.2025, 08:36 .
Amadís de Gaula - Amadís von Gallien

... ist der Held eines Ritterromans, der in der Renaissance eine der beliebtesten Lektüren in Westeuropa bildete.

Der Prosaroman schildert die Heldentaten und Tugenden des Titelhelden und beruht auf dem Stoff der Artussage.

Spoiler

Die Urfassung stammt aus dem 14. Jahrhundert, der Text ist nicht überliefert. Die frühesten bekannten Textfragmente, die aus einer Vorläuferfassung der Erzählung stammen, werden auf das erste Viertel des 15. Jahrhunderts datiert.

Amadis ist der Sohn des Königs Perion von Gaula und der britischen Prinzessin Elisena; er wird als Säugling ausgesetzt und nach Schottland verschlagen. Dort verliebt er sich in Oriana, die Tochter des Königs Lisuart von England. Schließlich kann er Oriana ehelichen.

Mehr dazu in der Wikipedia .


Bild

Title page of the earliest known edition of Amadís de Gaula, 1508, British Library.


Von diesem Roman erfuhr ich durch eine Sendung auf Arte ( ja, auch TV kann bilden ;) ) . Ich kann mich gar nicht erinnern, schon mal von diesem Roman gehört zu haben, obwohl er doch offensichtlich ein bedeutendes Zeugnis früher europäischer Prosa ist, aber vielleicht habe ich es auch nur vergessen. :gruebel:


Es scheint drei moderne deutsche Fassungen zu geben:

- Insel Verlag 1973, HC, Ledereinband, 765 Seiten

- Insel Verlag, 19??, 2. Auflage, HC, Leineneinband, 620 Seiten

- Klett Cotta, 1981, 2 Paperback im Schuber, 352 und 267 Seiten


Kennt jemand das Werk?



P.S.
Natürlich war Goethe mit dem Amadis vertraut. :-D




***


J.W.v. Goethe
(1749-1832)



Der neue Amadis


Als ich noch ein Knabe war,
Sperrte man mich ein;
Und so saß ich manches Jahr
Über mir allein,
Wie im Mutterleib.

Doch du warst mein Zeitvertreib,
Goldne Phantasie,
Und ich ward ein warmer Held,
Wie der Prinz Pipi,
Und durchzog die Welt.

Baute manch kristallen Schloß
Und zerstört es auch,
Warf mein blinkendes Geschoß
Drachen durch den Bauch,
Ja, ich war ein Mann!

Ritterlich befreit ich dann
Die Prinzessin Fisch;
Sie war gar zu obligeant,
Führte mich zu Tisch,
Und ich war galant.

Und ihr Kuß war Götterbrot,
Glühend wie der Wein.
Ach! Ich liebte fast mich todt!
Rings mit Sonnenschein
War sie emailliert.

Ach wer hat sie mir entführt?
Hielt kein Zauberband
Sie zurück vom schnellen Fliehn?
Sagt, wo ist ihr Land?
Wo der Weg dahin?


***


Aus der Zeitschrift: J.G.Jacobi: Iris, Zweyter Band; Düsseldorf 1775; S. 78-80
Mein Buch ist eingetroffen. :-)

KLICK

Das Buch ist aus dem Insel Verlag Leipzig aus dem Jahre 1985. Es hat das typische DDR-Buchpapier und dessen nostalgischen Geruch, der zum Glück nicht zu extrem ist. Das Buch ist sehr gut erhalten, nur der dickpappige Schutzumschlag war beschädigt und verschmutzt, aber ich konnte das Titelbild retten (das jetzt vorn im Buch liegt) und einen Teil des vorderen Einklappteiles, den ich nun als Lesezeichen nutzen kann.

Bei Büchern aus der ehemaligen DDR habe ich immer die Befürchtung, dass sie auf subtile Art und Weise das sind, was ich "ideologisch kontaminiert" nenne. Ein besonders drastisches Beispiel waren zwei Musikbücher, eines über die Stones und eines über die Beatles. Auf den jeweils ersten Seiten wurde erst einmal gegen den Kapitalismus gehetzt und das in einer Sprache, die ich fast 'hasserfüllt' nennen möchte. Nichts gegen sachliche Kritik, aber das war einfach nur Polemik vom Giftigsten. :no:

Das ist bei dem Amadis-Buch gottlob nicht der Fall, das umfangreiche Nachwort habe ich schon überflogen, auch das ist nur rein zum Thema. Der Text des Buches ist in leicht altertümlich-wunderbaren Stil gehalten und sehr gut lesbar.

Mit dem Buch machte ich einen guten Fang (und das für nur 11 €). :-D
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Perryoldie hat geschrieben: 22.07.2025, 12:24 (...)
Das Buch ist aus dem Insel Verlag Leipzig aus dem Jahre 1985. Es hat das typische DDR-Buchpapier und dessen nostalgischen Geruch, der zum Glück nicht zu extrem ist.
(...)
Bei Büchern aus der ehemaligen DDR habe ich immer die Befürchtung, dass sie auf subtile Art und Weise das sind, was ich "ideologisch kontaminiert" nenne.
(...)
Das sind exakt die Gründe, weshalb ich die DDR-Dinger nicht mehr kaufe.
Ich war mal kurz davor über diese Schiene meine Dickens- und Faulkner-Sammlung zu vervollständigen, doch die Teile sind einfach furchtbar vergilbt und möglicherweise nicht ganz ideologiefrei...
Ich hab's dann gelassen und die teurere Variante über den Winkler-Verlag für Dickens und Fretz Wasmuth b.z.w. Goverts Verlag bezüglich Faulkner gewählt... :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Tell Sackett hat geschrieben: 22.07.2025, 13:06 Das sind exakt die Gründe, weshalb ich die DDR-Dinger nicht mehr kaufe.
Ich war mal kurz davor über diese Schiene meine Dickens- und Faulkner-Sammlung zu vervollständigen, doch die Teile sind einfach furchtbar vergilbt und möglicherweise nicht ganz ideologiefrei...
Also zumindest für die Dickens-Bücher des Rütten & Loening Verlages kann ich Entwarnung geben, von denen las ich viele und sie waren in jeder Hinsicht unbedenklich.

Vom Verlag Neues Leben, Berlin, hatte ich mal eine zweibändige Ausgabe des Robinson (60er Jahre?), die einen so entsetzlichen Gestank ausströmte, dass sie Brechreiz hervorrief. :help:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Perryoldie hat geschrieben: 22.07.2025, 13:46
Tell Sackett hat geschrieben: 22.07.2025, 13:06 Das sind exakt die Gründe, weshalb ich die DDR-Dinger nicht mehr kaufe.
Ich war mal kurz davor über diese Schiene meine Dickens- und Faulkner-Sammlung zu vervollständigen, doch die Teile sind einfach furchtbar vergilbt und möglicherweise nicht ganz ideologiefrei...
Also zumindest für die Dickens-Bücher des Rütten & Loening Verlages kann ich Entwarnung geben, von denen las ich viele und sie waren in jeder Hinsicht unbedenklich.
Es war gerade deren Ausgabe von Barnaby Rudge, die mich eher abgeschreckt hat...
Perryoldie hat geschrieben: 22.07.2025, 13:46 Vom Verlag Neues Leben, Berlin, hatte ich mal eine zweibändige Ausgabe des Robinson (60er Jahre?), die einen so entsetzlichen Gestank ausströmte, dass sie Brechreiz hervorrief. :help:
Gulp... :unsure:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Tell Sackett hat geschrieben: 22.07.2025, 13:49 Gulp... :unsure:
Da habe ich wirklich nicht übertrieben :nein: , im übrigen freue ich mich für Dich, dass Du so schöne Sammlungen zusammengetragen hast. :yes: (Zu so großartigen Autoren. :yes: )
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

...noch etwas vom Ausnahmepoeten! :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Gucky_Fan »

Wunderbar dieser subtile Humor. :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Gucky_Fan hat geschrieben: 23.07.2025, 20:16 Wunderbar dieser subtile Humor. :-)
Die wirkliche Beherrschung der Sprache ist es, was ihn auszeichnete... :yes:
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