Klima und Energiewende

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giffi marauder
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von giffi marauder »

Eisrose hat geschrieben: 19.11.2024, 19:05
giffi marauder hat geschrieben: 19.11.2024, 17:06 Auch den von Eisrose angeführten Ammoniak-Kolonialismus sehe ich aus mehreren Gründen ziemlich zweispältig.
Nicht zuletzt deshalb, weil auch dafür kein Verteilnetz existiert und erst geschaffen werden müßte bzw.
nach dem Ammoniak-Cracking-Prozesses (->Wasserstoff, Stickstoff) das H noch immer nicht großflächig verteilt ist (siehe oben).
Der Vorteil von Ammoniak ist eigentlich gerade, dass der gesamte Prozess der Herstellung einschliesslich Transport und Verteilnetz bereits vorhanden und erprobt ist. Der Markt muss hier nur vergrössert werden.
Äh nein.
Direkte Verbrennung von Ammoniak ist nicht das Gelbe vom Ei.
Anlagen zur Erzeugung von H aus Ammoniak gibts so gut wie keine und sind teils erst in der Entwicklung.
Verteilnetz für H gibts auch noch nicht.
Endgeräte zur Nutzung von H gibts auch noch nicht.
Hier fehlts nicht am Markt sondern an der Infrastruktur.
Physik ist keine grüne Ideologie.
Reinhard
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Reinhard »

Eisrose hat geschrieben: 19.11.2024, 19:05
giffi marauder hat geschrieben: 19.11.2024, 17:06 Auch den von Eisrose angeführten Ammoniak-Kolonialismus sehe ich aus mehreren Gründen ziemlich zweispältig.
Nicht zuletzt deshalb, weil auch dafür kein Verteilnetz existiert und erst geschaffen werden müßte bzw.
nach dem Ammoniak-Cracking-Prozesses (->Wasserstoff, Stickstoff) das H noch immer nicht großflächig verteilt ist (siehe oben).
Der Vorteil von Ammoniak ist eigentlich gerade, dass der gesamte Prozess der Herstellung einschliesslich Transport und Verteilnetz bereits vorhanden und erprobt ist. Der Markt muss hier nur vergrössert werden.

Und bitte beachten, wozu Ammoniak benutzt werden soll, nämlich einmal als direkter Energieträger in der Grundstoffindustrie und dann um eben Dunkelflauten im Stromnetz auszugleichen, natürlich nur dort, wo keine preiswerteren Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Batterien sind für ersteres nicht geeignet und für zweiteres mit Sicherheit teurer. Jedenfalls verstehe ich nicht, was Du da "grossflächig verteilen" willst. Der Transport erfolgt per Schiff und LKW. Und dann wird Ammoniak natürlich noch als Treibstoff im Schiffsverkehr dienen.
Da kommen wir auf einen ganz wichtigen Aspekt der Energiewende. Es gibt nicht die eine Lösung und die ersetzt Öl, Kohle, Gas und Atomenergie. Und an einigen stellen wird es nicht so ablaufen, dass ein neuer Energieträger einfach eine alten ersetzt. Ammoniak kann teilweise Öl ersetzen (Als Energieträger für den Langstreckentransport) um dann folgendermaßen genutzt zu werden. Aber, das ist alles erst noch im werden und dürfte so Pi mal Daumen in Richtung Verdopplung der Gesamtsystemkosten gegenüber Erdöl gehen. Ammoniak kann möglicherweise Öl ersetzen (Als Treibstoff bei hoher benötigter Energiedichte (Luftfahrt und Motorsport, mal schauen; Seefahrt, ziemlich sicher, LKW nur wenn die Brennstoffzellen wettbewerbsfähig werden) Ammoniak kann vermutlich Kohle(Koks) in der Metall-Verhüttung oder Erdgas in der Glasherstellung ersetzen, wenn wir die Prozesse auf Wasserstoff umgestellt haben. Ammoniak wird wohl kaum zur Stromerzeugung, zum Heizen oder für PKW eingesetzt werden. Dafür haben wir jede Menge lokale Solaranlagen, die einen erheblichen Anteil der PKW Versorgung übernehmen kann und da das Öl ersetzt, ähnliches gilt fürs Heizen über Wärmepumpen die Öl und Gas ersetzen. Niedrigenergiehäuser versorgen sich etwa 8-9 Monate selber und brauchen nur November bis Februar Fremdstrom. Alles ein sehr vielschichtiges Gebiet.

Dunkelflaute ist nach wie vor spannend. Ich bin ja skeptisch , was die großen Batteriespeicher angeht. Wenn ich die Prognosen ernst nehme, dass wir durch die Energiewende den Stromverbrauch etwa verdreifachen (weil Strom die direkte Verbrennung von fossilen Energieträgern ersetzt) komme ich irgendwo bei 4 Terrawattstunden/Tag raus also 4x10E12 Wattstunden.
Machen wir mal eine Milchmädchenrechnung: Die grundlastfähigen erneuerbaren Energien liegen bei zukünftigem Stromverbrauch unter 10% das geht im Rauschen unter. Wir nehmen mal größere Autos als Referenz, die haben so um die 100 Kilowattstunden verbaut also 1x10E5 Wattstunden. Dann komme ich auf 4x10E7 also 40.000.000 voll geladene E-Autos um einen Tag Dunkelflaute stabil überbrücken zu können. Das liegt in der Größenordnung aller zugelassenen PKW in Deutschland. Bei der Annahme, das Dunkelflaute mal länger als 1 Tag dauern kann und davor und danach auch nicht gleich strahlendblauer Himmel mit Wind in Sturmstärke herrschen werden sagen wir mal, wir wollen 5 Tage überbrücken. Also in Summe 20 Terrawattstunden, oder das 5 fache an Batteriekapazität, die wir in die Autos stecken. Ich sehe grade noch nicht mit welchem Geschäftsmodel das finanziert werden soll. Wenn wir die Batteriespeicher wirtschaftlich betreiben muss das Preisdelta zwischen einspeichern und entladen ziemlich hoch sein. Weil so oft kommen die 5 Tage Dunkelflaute nicht vor. Wir wollen den Strom aber billig haben, genau genommen sogar billiger als heute. Wer zahlt den hohen Strompreis? Industriekunden? Also wenn der Einkäufer der die Stromverträge für meine Firma abschließt sich so eine derart variable Kostenklausel in den Vertrag schreiben lässt, kann der nächstes Jahr bei einem unserer Wettbewerber Geschäftsschädigung betreiben. Privatkunden? So einen Vertrag unterschreibe ich nur wenn mir jemand mit der Schusswaffe droht. Also bleibt es bei den Stromdistributoren und die sind was Kostenrechnung angeht nicht dämlich, die ermitteln einen langfristigen Mittelwert bei dem sie Geld verdienen. Der ist aber höher als das was wir haben wollen. Alternativ können wir die strategische Reserve also alles über 1 Tag staatlich finanzieren. Wo zwacken wir die Kosten ab. Verteidigung, Infrastruktur oder darf ich das Bürgergeld reduzieren. Kommen wir zur kurzfristigen Pufferung also alles bis 1 Tag. Die Großspeicher treten hier in direkte Konkurrenz zu den Kleinspeichern. Die oben genannten 40.000.000 Autos und in geringerem Umfang sonstige dezentrale Speicher z.B. in Häusern mit Solaranlage auf dem Dach. Die haben alle die Möglichkeit genau in diesem kurzen Zeitfenster ein paar Euro zu verdienen indem sie das Preisdelta abgreifen. Als dual use Systeme (Im Auto zum Fahren, im Haus um die Nacht zu überbrücken als Primärfunktion) müssen die im Gegensatz zum Großspeicher ihre Anschaffungs- und Fixkosten nicht über den Handel mit Energie erwirtschaften. Und sollte da jemand auf die Idee kommen Großspeicher privilegiert behandeln zu wollen warte ich auf die ersten Klagen, die das ganz schnell unterbinden werden.

Das mag für die ersten, die jetzt Energiespeicher hinstellen funktionieren (so lange die Preisschwankungen an der Börse hoch sind). Da wir genau diese Preisschwankungen aber reduzieren wollen freue ich mich darauf, dass mir mal wer eine Wirtschaftlichkeitsrechnung zu so einem System zeigt wenn das großflächig ausgebaut ist. Ähnliches gilt übrigens auch für die Idee mit billigen Strom Wasserstoff herzustellen, den gegebenenfalls umzuwandeln und dann zu verwenden. Die Umwandlungsverluste sind so hoch dass das nur funktioniert wenn wir hohe Strompreisschwankungen haben.
Da könnte tatsächlich sogar die Ammoniakverstromung von importiertem Ammoniak besser abschneiden.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von giffi marauder »

Reinhard hat geschrieben: 20.11.2024, 11:12 Das mag für die ersten, die jetzt Energiespeicher hinstellen funktionieren (so lange die Preisschwankungen an der Börse hoch sind). Da wir genau diese Preisschwankungen aber reduzieren wollen freue ich mich darauf, dass mir mal wer eine Wirtschaftlichkeitsrechnung zu so einem System zeigt wenn das großflächig ausgebaut ist. Ähnliches gilt übrigens auch für die Idee mit billigen Strom Wasserstoff herzustellen, den gegebenenfalls umzuwandeln und dann zu verwenden. Die Umwandlungsverluste sind so hoch dass das nur funktioniert wenn wir hohe Strompreisschwankungen haben.
Da könnte tatsächlich sogar die Ammoniakverstromung von importiertem Ammoniak besser abschneiden.
Grundsätzlich teile ich deine Gedanken.
Allerdings teile ich die Annahme Energie müsse "billig" sein nicht.
Dies vor allem deshalb nicht, weil Energie auch bei der Nutzung von Öl und Gas nie "billig" war.

Unsere auf billiger Energie beruhende Wirtschaftsmodell und der damit zusammenhängende Wohlstand,
sind nur deshalb möglich, weil wir die tatsächlichen Kosten für die Nutzung der fossilen Energien erfolgreich "externalisiert" haben.
Ähnlich wie beim Umweltschutz lief (bzw. läuft) hier im Grunde über Jahrzehnte ein Subventionsprogramm aus der Zukunft.
Die Bewohner dieser uns subventionierenden Zukunft sind aber keine anonymen Irgendwer mehr, sondern unser Kinder, Enkel und Urenkel.

Wenn wir also nicht wollen, dass die unsere Zeche zahlen und keine neuen Trottel finden,
die uns die meisten Kosten abnehmen, werden wir auch keine "billige" Energie mehr haben.
Unser Wohlstand ist dann aber nicht wie bisher, was wir uns ungestraft nehmen, sondern was wir uns tatsächlich leisten können.

Der aktuelle Ammoniak-Hype zielt für mich eindeutig nicht in Richtung "innovative Problemslösung"
sondern vielmehr Prolongierung des fossilen Nehmer-Systems in einem neuen Kleidchen.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... z-100.html
In Namibia will eine deutsche Firma in einem Joint Venture künftig grünen Wasserstoff produzieren.
Das soll das Land im Süden Afrikas voranbringen - und hier die Energiewende.
Das kleine Städtchen Lüderitz ...
:-D

Nicht ganz vergessen sollte man dabei auch, dass sich Ammoniak ziemlich billig aus Erdgas herstellen läßt,
wovon auch in Namibia jede Menge gefördert wird.
Vielleicht sollte man, nur am Anfang versteht sich, nur damit die Kosten am Boden bleiben,
als wirklich nur für kurze Zeit bis es dann so richtig läuft, nicht nur grünes Ammoniak in Betracht ziehen,
sondern auch das blaue oder gar graue, weil die Wirtschaft und der Wohlstand und überhaupt
kommt dann eh die CSS-Revolution ums Eck und alles ist gut. ;)

Nichts gegen Ammoniak, gegen Wasserstoff, gegen E-Fuels ider andere sinvolle Ideen(*) für kleine Anwendungsnischen,
aber diese Kuhtreibereien sind für mich meist reine Vernebelungsaktionen der eigentlich intendierten
maximalen Geschäftemacherei mit minimalem Wirkungsgrad ohne jegliche Rücksicht auf zukünftige Generationen.

(*) Atomstrom ausgenommen.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Reinhard »

Ich habs mal ein bisschen gekürzt
giffi marauder hat geschrieben: 20.11.2024, 13:05
Unsere auf billiger Energie beruhende Wirtschaftsmodell und der damit zusammenhängende Wohlstand,
sind nur deshalb möglich, weil wir die tatsächlichen Kosten für die Nutzung der fossilen Energien erfolgreich "externalisiert" haben.
Ähnlich wie beim Umweltschutz lief (bzw. läuft) hier im Grunde über Jahrzehnte ein Subventionsprogramm aus der Zukunft.
Die Bewohner dieser uns subventionierenden Zukunft sind aber keine anonymen Irgendwer mehr, sondern unser Kinder, Enkel und Urenkel.

Wenn wir also nicht wollen, dass die unsere Zeche zahlen und keine neuen Trottel finden,
die uns die meisten Kosten abnehmen, werden wir auch keine "billige" Energie mehr haben.
Unser Wohlstand ist dann aber nicht wie bisher, was wir uns ungestraft nehmen, sondern was wir uns tatsächlich leisten können.

Der aktuelle Ammoniak-Hype zielt für mich eindeutig nicht in Richtung "innovative Problemslösung"
sondern vielmehr Prolongierung des fossilen Nehmer-Systems in einem neuen Kleidchen.

Nichts gegen Ammoniak, gegen Wasserstoff, gegen E-Fuels ider andere sinvolle Ideen(*) für kleine Anwendungsnischen,
aber diese Kuhtreibereien sind für mich meist reine Vernebelungsaktionen der eigentlich intendierten
maximalen Geschäftemacherei mit minimalem Wirkungsgrad.

(*) Atomstrom ausgenommen.
Billig beziehe ich immer auf das rein finanzielle. Externalisierte Umweltzerstörung hat noch nie jemanden interessiert und ich glaube dieser Menschheit auch nicht, dass sich das in absehbarer Zeit global ändert. Die Ammoniakwirtschaft wird etwa beim Faktor 2 gegenüber heutigen Ölpreisen pro Kilowattstunde raus kommen. Und die wird es geben, wenn das jemand kauft. Ich teile deine Kritik daran in weiten Teilen. Ich finde das auch nicht ideal. Nur meine Schlussfolgerung ist eine andere.
Für mich ist das eine Übergangslösung deren Preiskurve wir schlagen müssen, dann wird es die Technik nicht großflächig geben.

Personenverkehr, sowohl Individuell als auch öffentlich. erledigt.
Warentransport, größtenteils noch offen.
Seefracht, kaum eine alternative CO2 freie Lösung zu niedrigeren Kosten in Sicht.
Privater Energieverbrauch (größtenteils Heizen), für Neubauten erledigt. Altbestand, kann spannend sein.
Thermische Industrieprozesse, kaum eine alternative CO2 freie Lösung zu niedrigeren Kosten in Sicht
Sonstige Industrieprozesse, Größtenteils Strom, muss halt irgendwo herkommen.

Grüner (Haha) Wasserstoff und eFuels sind für mich Spartenlösungen.
Grüner Wasserstoff ist über Große Entfernungen noch mal ineffizienter als seine Produktion eh schon ist, sehe ich nur dort wo gar nichts anderes sinnvoll ist.
eFuels kann ich mir für die Luftfahrt vorstellen.
Beides ist aber energetisch noch ineffizienter als Ammoniak, wird also aus Kostensicht dagegen einen schweren Stand haben.

Läuft also auf die einfache Frage raus, wer hat die Lösung ohne Co2 und ohne importiertes Ammoniak die maximal die doppelten Energiekosten hat als das was wir zur Zeit konventionell/fossil machen. Bis da hin wird sich die Ammoniak-Wirtschaft etablieren.
Wo sind sie denn die ganzen FFF Kinder, die müssten doch mit ihrem Studium so langsam fertig werden. Ich sehe grad nicht, dass unsere Personalabteilung von Studienabgängern überrannt wird, die was dafür brauchbares studiert hätten.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Eisrose »

Reinhard hat geschrieben: 20.11.2024, 13:40 Läuft also auf die einfache Frage raus, wer hat die Lösung ohne Co2 und ohne importiertes Ammoniak die maximal die doppelten Energiekosten hat als das was wir zur Zeit konventionell/fossil machen. Bis da hin wird sich die Ammoniak-Wirtschaft etablieren.
Das ist übrigens exakt die Quintessenz aus den eingangs erwähnten Vorträgen von Robert Schoegl. Auch beim Faktor 2 bei den Kosten liegt er exakt gleich.

Ein Zusatzaspekt ist vielleicht noch, dass die ganze Ammoniak-Geschichte noch am wenigsten Zukunftsmusik ist, sondern allen Einwänden von Giffi zum Trotz, im Wesentlichen eine existierende Technologie ist, so dass das schnell umgesetzt werden kann. Ich persönlich hatte, bevor ich mich damit beschäftigt habe, immer die Frage: wie soll die Energiewende denn ganz real in den nächsten 20 Jahren funktionieren? In dieser kurzen Zeit ist das doch gar nicht mehr machbar. Jetzt sehe ich die Chance, dass es doch gelingen kann.

Danke übrigens für deine Beiträge!
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Nicoletta »

Gas für Verbrennung bringt uns nicht weiter. Gas wird jedoch immer noch für Produktionsprozesse benötigt und zwar sehr viel Gas. Dabei wird das Gas nicht verbrannt.
* Die Radikalität der Realität ist so radikal das die Politik in ihrer Nichtradikalität nicht hinterher kommt. *
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Reinhard »

Nicoletta hat geschrieben: 20.11.2024, 20:41 Gas für Verbrennung bringt uns nicht weiter. Gas wird jedoch immer noch für Produktionsprozesse benötigt und zwar sehr viel Gas. Dabei wird das Gas nicht verbrannt.
Ähm, welche Produktionsprozesse brauchen Gas, ohne das zu verbrennen, bzw. anderweitig in Co2 umzuwandeln. Öl, o.k. stellt man Kunststoffe mit her, aber 75% des Erdgases wird derzeit direkt verbrannt. Und ein erheblicher Teil des Gases, das als Prozessgas eingesetzt wird nutzen wir für Prozesse wie die Herstellung von Ammoniak und Dünger, da kommt der Kohlenstoff dann spätestens indirekt über ein paar Ecken auch als Co2 in die Atmosphäre.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Nicoletta »

Reinhard hat geschrieben: 20.11.2024, 21:43
Nicoletta hat geschrieben: 20.11.2024, 20:41 Gas für Verbrennung bringt uns nicht weiter. Gas wird jedoch immer noch für Produktionsprozesse benötigt und zwar sehr viel Gas. Dabei wird das Gas nicht verbrannt.
Ähm, welche Produktionsprozesse brauchen Gas, ohne das zu verbrennen, bzw. anderweitig in Co2 umzuwandeln. Öl, o.k. stellt man Kunststoffe mit her, aber 75% des Erdgases wird derzeit direkt verbrannt. Und ein erheblicher Teil des Gases, das als Prozessgas eingesetzt wird nutzen wir für Prozesse wie die Herstellung von Ammoniak und Dünger, da kommt der Kohlenstoff dann spätestens indirekt über ein paar Ecken auch als Co2 in die Atmosphäre.
Das das nicht emissionsfrei ist habe ich nicht gesagt.
Es wird jedoch so schnell keine Alternative geben. Besser für diese Prozesse (u.a. auch Medikamente) aufwenden als für direkte Verbrennung.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Reinhard »

Nicoletta hat geschrieben: 20.11.2024, 22:25
Reinhard hat geschrieben: 20.11.2024, 21:43
Nicoletta hat geschrieben: 20.11.2024, 20:41 Gas für Verbrennung bringt uns nicht weiter. Gas wird jedoch immer noch für Produktionsprozesse benötigt und zwar sehr viel Gas. Dabei wird das Gas nicht verbrannt.
Ähm, welche Produktionsprozesse brauchen Gas, ohne das zu verbrennen, bzw. anderweitig in Co2 umzuwandeln. Öl, o.k. stellt man Kunststoffe mit her, aber 75% des Erdgases wird derzeit direkt verbrannt. Und ein erheblicher Teil des Gases, das als Prozessgas eingesetzt wird nutzen wir für Prozesse wie die Herstellung von Ammoniak und Dünger, da kommt der Kohlenstoff dann spätestens indirekt über ein paar Ecken auch als Co2 in die Atmosphäre.
Das das nicht emissionsfrei ist habe ich nicht gesagt.
Es wird jedoch so schnell keine Alternative geben. Besser für diese Prozesse (u.a. auch Medikamente) aufwenden als für direkte Verbrennung.
Nein, eben nicht. Es geht nicht darum, dass das nicht emissionsfrei ist, sondern dass die Verwendung von Erdgas als Prozessgas genau die gleiche Wirkung hat wie es zu verbrennen. Der im Erdgas vorhandene Wasserstoff wird genutzt und der Kohlenstoff abgeschieden was nichts anderes ist als CO2 zu erzeugen. Die machen das aus Erdgas weil es billiger ist als anderweitig erzeugten Wasserstoff zu verwenden. Ist ja nicht so, dass Ergas aus irgendwas bestehen würde, was chemisch besonders interessant wäre. Aber das Greenwashing Marketing-sprech der Unternehmen ist mit einfachen Worten ausgedrückt ein glatte Lüge. Kann jetzt natürlich sein, dass es irgend einen exotischen Prozess gibt, bei dem der Kohlenstoff nicht als CO2 in die Atmosphäre geht, den ich nicht kenne, dann bitte ich darum mir den zu zeigen und dazu zu schreiben, wie viele Tonnen das denn pro Jahr weltweit sind. Ich hab übrigens gestern Abend mal ChatGPT auf das Thema angesetzt. Fand ich total lustig wie sogar der sich um die Chemischen Tatsachen rum drücken wollte und erst nach vier Nachfragen zugegeben hat, dass im Endeffekt alles als CO2 in der Atmosphäre landet. Dann hab ich mir die Quellen angeschaut die er so als Basis seiner Argumente nutzt und die am häufigsten genutzten Quellen waren der BDEW und der Verband der schweizerischen Gasindustrie. Da kann ich auch die Frösche fragen ob ich den Teich trocken legen darf.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Nicoletta »

Reinhard hat geschrieben: 21.11.2024, 13:00
Nicoletta hat geschrieben: 20.11.2024, 22:25
Reinhard hat geschrieben: 20.11.2024, 21:43
Nicoletta hat geschrieben: 20.11.2024, 20:41 Gas für Verbrennung bringt uns nicht weiter. Gas wird jedoch immer noch für Produktionsprozesse benötigt und zwar sehr viel Gas. Dabei wird das Gas nicht verbrannt.
Ähm, welche Produktionsprozesse brauchen Gas, ohne das zu verbrennen, bzw. anderweitig in Co2 umzuwandeln. Öl, o.k. stellt man Kunststoffe mit her, aber 75% des Erdgases wird derzeit direkt verbrannt. Und ein erheblicher Teil des Gases, das als Prozessgas eingesetzt wird nutzen wir für Prozesse wie die Herstellung von Ammoniak und Dünger, da kommt der Kohlenstoff dann spätestens indirekt über ein paar Ecken auch als Co2 in die Atmosphäre.
Das das nicht emissionsfrei ist habe ich nicht gesagt.
Es wird jedoch so schnell keine Alternative geben. Besser für diese Prozesse (u.a. auch Medikamente) aufwenden als für direkte Verbrennung.
Nein, eben nicht. Es geht nicht darum, dass das nicht emissionsfrei ist, sondern dass die Verwendung von Erdgas als Prozessgas genau die gleiche Wirkung hat wie es zu verbrennen. Der im Erdgas vorhandene Wasserstoff wird genutzt und der Kohlenstoff abgeschieden was nichts anderes ist als CO2 zu erzeugen. Die machen das aus Erdgas weil es billiger ist als anderweitig erzeugten Wasserstoff zu verwenden. Ist ja nicht so, dass Ergas aus irgendwas bestehen würde, was chemisch besonders interessant wäre. Aber das Greenwashing Marketing-sprech der Unternehmen ist mit einfachen Worten ausgedrückt ein glatte Lüge. Kann jetzt natürlich sein, dass es irgend einen exotischen Prozess gibt, bei dem der Kohlenstoff nicht als CO2 in die Atmosphäre geht, den ich nicht kenne, dann bitte ich darum mir den zu zeigen und dazu zu schreiben, wie viele Tonnen das denn pro Jahr weltweit sind. Ich hab übrigens gestern Abend mal ChatGPT auf das Thema angesetzt. Fand ich total lustig wie sogar der sich um die Chemischen Tatsachen rum drücken wollte und erst nach vier Nachfragen zugegeben hat, dass im Endeffekt alles als CO2 in der Atmosphäre landet. Dann hab ich mir die Quellen angeschaut die er so als Basis seiner Argumente nutzt und die am häufigsten genutzten Quellen waren der BDEW und der Verband der schweizerischen Gasindustrie. Da kann ich auch die Frösche fragen ob ich den Teich trocken legen darf.
Mir geht es nicht um die Emmissionen, sondern die Tatsache das wir noch übergnagsweise Gas benötigen für die Industrie. Jedoch nicht um zu heizen und für Verbrennungsmotoren. Dafür haben wir reichlich Alternativen. Für die Industrie allerdings nicht, auch wenn diese bereits auf Wasserstoff umstellt. Also sich darauf einrichtet und Investiert. Nur bis genügend Wasserstoff zur Verfügung steht wird es noch etwas dauern um das Gas ablösen zu können. Einige Industzriebetrieb stellen für die Erhitzung nicht auf Wasserstoff um, sondern auf Strom
* Die Radikalität der Realität ist so radikal das die Politik in ihrer Nichtradikalität nicht hinterher kommt. *
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Eisrose »

Jetzt sagt es auch Mojib Latif:

- Wir das 1,5-Grad-Ziel bereits überschritten.
- Das 2-Grad-Ziel ist nicht mehr zu schaffen.
- Die COP-Klimakonferenzen sind wirkungslos.

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ ... 9-100.html
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Reinhard »

Eisrose hat geschrieben: 24.11.2024, 01:41 Jetzt sagt es auch Mojib Latif:

- Wir das 1,5-Grad-Ziel bereits überschritten.
- Das 2-Grad-Ziel ist nicht mehr zu schaffen.
- Die COP-Klimakonferenzen sind wirkungslos.

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ ... 9-100.html
davon ist jetzt aber hoffentlich niemand überrascht.
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von giffi marauder »

Eisrose hat geschrieben: 24.11.2024, 01:41 Jetzt sagt es auch Mojib Latif:

- Wir das 1,5-Grad-Ziel bereits überschritten.
- Das 2-Grad-Ziel ist nicht mehr zu schaffen.
- Die COP-Klimakonferenzen sind wirkungslos.

https://www.tagesschau.de/wissen/klima/ ... 9-100.html
Falscher Schluss. :rolleyes:
Diese Konferenzen mögen nicht hinreichend sein, notwendig sind sie trotzdem.
Hätte es nicht grad so eine Konferenz gegeben, gäbs auch keinen Artikel in der Tagesschau,
in der Latif zu Wort kommen könnte. ;)
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von giffi marauder »

Nicoletta hat geschrieben: 21.11.2024, 19:30 Mir geht es nicht um die Emmissionen, sondern die Tatsache das wir noch übergnagsweise Gas benötigen für die Industrie. Jedoch nicht um zu heizen und für Verbrennungsmotoren. Dafür haben wir reichlich Alternativen. Für die Industrie allerdings nicht, auch wenn diese bereits auf Wasserstoff umstellt. Also sich darauf einrichtet und Investiert. Nur bis genügend Wasserstoff zur Verfügung steht wird es noch etwas dauern um das Gas ablösen zu können. Einige Industzriebetrieb stellen für die Erhitzung nicht auf Wasserstoff um, sondern auf Strom
Ich denke jede Idee mit "übergangsweise" ist eine willkommene Illusion,
hinter der mal Vieles gut verstecken kann.

Das 1,5 Grad-CO2-Budget für DE ist bereits aufgebraucht.
https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Pre ... udget.html
Konkret hat Deutschland seinen fairen Anteil an einem globalen CO2-Budget, mit dem die 1,5 °C-Grenze eingehalten werden kann, seit kurzem überschritten. Für eine Temperaturgrenze von 1,75 °C mit 67 % Wahrscheinlichkeit umfasst das maximale CO2-Budget für Deutschland noch 3,9 Gigatonnen CO2. Würden die Emissionen in diesem Fall ab heute linear auf null reduziert, müsste Deutschland spätestens 2037 CO2-neutral sein. Aus Sicht des SRU sollte sich die deutsche wie die internationale Klimapolitik weiterhin an der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze orientieren, selbst wenn das hierfür verbleibende CO2-Budget auch auf globaler Ebene inzwischen sehr klein ist.
Was hier leider nur implizit steht, ist, dass ohne lineare Reduktion, logischerweise das 1,75°-DE-Budget schon 2031 erreicht ist. ;)
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Re: Ist das Klima am Kippen?

Beitrag von Nicoletta »

giffi marauder hat geschrieben: 25.11.2024, 14:54
Nicoletta hat geschrieben: 21.11.2024, 19:30 Mir geht es nicht um die Emmissionen, sondern die Tatsache das wir noch übergnagsweise Gas benötigen für die Industrie. Jedoch nicht um zu heizen und für Verbrennungsmotoren. Dafür haben wir reichlich Alternativen. Für die Industrie allerdings nicht, auch wenn diese bereits auf Wasserstoff umstellt. Also sich darauf einrichtet und Investiert. Nur bis genügend Wasserstoff zur Verfügung steht wird es noch etwas dauern um das Gas ablösen zu können. Einige Industzriebetrieb stellen für die Erhitzung nicht auf Wasserstoff um, sondern auf Strom
Ich denke jede Idee mit "übergangsweise" ist eine willkommene Illusion,
hinter der mal Vieles gut verstecken kann.

Das 1,5 Grad-CO2-Budget für DE ist bereits aufgebraucht.
https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Pre ... udget.html
Konkret hat Deutschland seinen fairen Anteil an einem globalen CO2-Budget, mit dem die 1,5 °C-Grenze eingehalten werden kann, seit kurzem überschritten. Für eine Temperaturgrenze von 1,75 °C mit 67 % Wahrscheinlichkeit umfasst das maximale CO2-Budget für Deutschland noch 3,9 Gigatonnen CO2. Würden die Emissionen in diesem Fall ab heute linear auf null reduziert, müsste Deutschland spätestens 2037 CO2-neutral sein. Aus Sicht des SRU sollte sich die deutsche wie die internationale Klimapolitik weiterhin an der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze orientieren, selbst wenn das hierfür verbleibende CO2-Budget auch auf globaler Ebene inzwischen sehr klein ist.
Was hier leider nur implizit steht, ist, dass ohne lineare Reduktion, logischerweise das 1,75°-DE-Budget schon 2031 erreicht ist. ;)
ich bin da ganz mit dir, nur was ist realistisch?

Die Alternative wäre der Vorschlag von Ulrike Herrmann. Wirtschaft herunterfahren auf 1976. Bei 1996/97 sind wir bereits.
Würden wir das tun sehe ich braun für unsere Demokratie.
* Die Radikalität der Realität ist so radikal das die Politik in ihrer Nichtradikalität nicht hinterher kommt. *
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