Meine Mutter lobt immer die tollen handgefertigten Tassen, die sie irgendwo kauft und wie toll die sind und signiert, von der Person, die die Tasse hergestellt hat... und ich denke mir immer: "für die 50 Euro, die sie da ausgegeben hat, könnte ich 4 Tassen von besserer Qualität mit schönen aufgedruckten Bildern aus meinen Lieblingsserien bekommen".
Was will ich damit sagen? Was Qualität ist, woran man das festmacht, da gibt es Unterschiede. Und nur weil etwas technisch massengefertigt ist oder mit Hilfe von Maschinen/Programmen, macht es das nicht zwingend schlechter.
Im Gegenteil: mit Programmen/Maschinen kann man halt gleichwertige Arbeiten, die früher viel länger gedauert hätten, schneller hinbekommen. Das war schon immer so. Das ist ja was die Industralisierung mit sich bringt. Maschinelle Herstellung heißt nicht zwingend Qualitätsverlust.
Meine Mutter bewertet die Tasse aber danach, dass sie sich vorstellt, wie die händisch gemacht wurde, wie da ein Mensch Emotionen hineingelegt hat... da ist also etwas Persönliches.
Ich bewerte meine Tassen schlicht nach der Funktionalität und woran ich bei den Sprüchen und Bildern denke, die ich mir draufpacke.
Das sind halt verschiedene Maßstäbe und beide haben ihre Berechtigung (wie ich finde).
Früher konnten schöne Miniaturfiguren nur von Experten und großen Firmen hergestellt und verkauft werden - heute haben wir 3D-Drucker. Klar muss man heute auch noch bei 3D-Druckern Hand anlegen und nachbearbeiten.... aber auch das wird sich irgendwann erledigen.
Früher gab es keine Rechtschreibprüfung. Ich habe nie 10-Finger-System gelernt und kriege trotzdem meine Texte und alles schnell geschrieben. Eben, weil ich kleine Vertipper schnell korrigieren kann... das ging bei der Schreibmaschine damals nicht.
Waren die von der Sekretärin handgefertigten Schreiben mit der Schreibmaschine, besser als die Ausdrucke aus dem Drucker, wenn ich den Text mit einem guten Diktierprogramm eingebe und nur einmal nachkorrigieren lasse? (ich weiß, dass der Vergleich ein wenig hinkt...

).
Technische Entwicklung hat schon immer Bereiche, in denen bisher nur Experten sich bewegt haben, für breite Massen eröffnet und damit auch Hürden, die viele kreative Leute hatten dort tätig zu werden abgebaut... umgekehrt andere kreative Berufstätige, weil deren Stärke für andere eine Hürde würde, unwichtiger gemacht.
Es entstehen neue Tätigkeiten/Profile neue Anforderungen und auch neue Erwartungen, die gestellt werden. Heute erwarte ich, dass bei einem Bild das nicht optimal fotografiert wurde, es nachbearbeitet wird und wir nicht exta neue Fotos machen müssen, nur weil die Belichtung nicht ideal war.
Es gab einen großen Aufschrei, als die Telefonvermittlungen automatisiert technsich erfolgt sind, und nicht mehr Menschen dort saßen, die die Stecker händisch umgesteckt haben... das konnten manche Leute richtig gut, hatten dort Geschwindigkeit und Techniken entwickelt, waren stolz drauf und wurden dann überflüssig.
Es wird immer Künstler brauchen, die Neues schaffen, neue Ideen haben. Aber die kreative Idee wird nun mehr in den Vordergrund gerückt, mehr die Idee der Komposition, der Darstellung etc. weil die handwerkliche Umsetzung kriegen dank der Hilfsmittel viel mehr Leute hin.
Die Idee müssen sie aber immer noch selbst haben oder verfeinern.
Da ich selbst vor allem im Bereich der kreativen Idee und der Konzepte besonders gut bin... und handwerkliche Feinarbeit mein Greuel ist (ich HASSE es meine Texte auf der Arbeit Korrektur zu lesen... belastet mich extrem.), kommt es mir entgegen. Es erleichtert die handwerkliche Arbeit und ich kann mich mehr auf die Ausarbeitung und die Details meiner Idee konzentrieren und mehr von meiner Kreativität dort einbringen, mehr Zeit für die Idee, weniger Zeit für das Handwerk.