Laurin hat geschrieben: ↑08.11.2024, 14:39
Ich bin sehr für internationale gegenseitige Hilfen in Notzeiten - Internationale Solidarität ist wichtig!
Ich bin - auch aufgrund meiner pazifistischen Grundeinstellung - absolut gegen Hochrüstung, militärischen oder sonstigen Drohungen, ich bin gegen Wirtschaftskriege, gegen unsinnige Sanktionen, und vor allem gegen die Lieferung von Rüstungsgütern oder jedwede indirekte oder direkte Kriegsbeteiligungen. Die einige Ausnahme wäre für mich die Entsendung von Soldaten im Rahmen einer UN-Blauhelm-Friedensmission, sowie eine rein auf Verteidigung ausgerüstete Freiwilligenarmee. Also in etwa das, was viele Nachkriegsjahrzehnte außenpolitisch in der alten Bundesrepublik gegolten hat.
Das ist aller Ehren wert, sehe ich zwar anders, aber prinzipiell kann ich das verstehen
Konflikte MÜSSEN mit Diplomatie und Sicherheitspartnerschaften gelöst werden, die auch die Ängste und Sorgen der vermeintlichen 'Gegenseite' inkludieren. Und mit Diplomatie meine ich echte Diplomatie-Arbeit, wie sie mal von Genscher, Brandt, Bahr und meinetwegen auch Kohl mit seiner 'Saumagen- und Strickjackendiplomatie' praktiziert wurde, und keine Scheindiplomatie und Symbolpolitik, wo Politiker irgendwelche wohlgefälligen Floskeln und Statements vor Kameras absondern, sich ansonsten aber keinen Zentimeter aus ihrer konfrontativen Grundhaltung herausbewegen.
Kann ich auch nachvollziehen, aber was machen wir, wenn das nicht geklappt hat. So ein paar Länder gibt es auf dem Planeten, die Kriege immer noch als Diplomatie mit anderen Mittelen verstehen. Unser Nachbarländer jetzt glücklicherweise nicht. Wollen wir die jetzt als Puffer verwenden und uns dahinter verstecken. Was machen wir eigentlich wenn einer unserer Nahbarn angegriffen wird. Oder wenn jemand mal ein paar Handelsstraßen dicht macht, die wir mit anderen Ländern haben. Und die Diplomatie das wieder zu ändern besteht aus ein paar Milliarden "Friedensgebühr" oder "Wegzoll" oder gewisse Länder dürfen ihre Rohstoffe zum Premium Preisen an Länder mit dicken Kanonen liefern, dafür zahlen wir dann einen kleinen Aufschlag. Alles ganz friedlich und diplomatisch.
Und wir müssen uns natürlich aus dem Einfluss von USA und NATO lösen - viel zu lange haben wir wie Vasallen die unheilige Geopolitik der USA mitgetragen - mit verheerenden Folgen in den daraus resultierenden Failed States, und den Flüchtlingsströmen die aus diesen Regionen dadurch entstanden sind und heute als 'Bedrohung' empfunden werden.
Ach dass kann jetzt ganz gut sein, dass sich die USA von uns lösen und nicht umgekehrt. Was machen wir dann eigentlich. Weiterhin ein vom Beschaffungsamt verseuchtes total innefizientes eigenes Militär mit viel Geld verhungern lassen oder leisten wir uns dann eine Truppe, die zumindest das Land gegen einen Überfall der Hells Angels verteidigen kann. Oder geben wir gleich mal weiße Fahnen aus und warten ob es mal wer durch eines unserer Nachbarländer durch schafft. Entschuldigung für den Sarkasmus. Davon abgesehen sehe ich die USA Abhängigkeit und Gefolgschaft durchaus auch kritisch.
Natürlich sind Russland und China derzeit auch keine positiven Vorbilder, aber wir sind nicht ganz unschuldig mit unserer hochgehaltenen konfrontativen Moralpolitik und der Expansion von NATO und EU, was sich dort entwickelt hat.
Ok, das muss ich jetzt trennen.
Russland
wodurch sieht sich das Land des Planeten mit den mit Abstand meisten Atomwaffen bei einer EU oder Natomitgliedschaft z.B. der Ukraine bedroht?
Die einzige Bedrohung die ich sehe ist die, dass dadurch verhindert wird, dass Russland anderen Ländern vorschreiben kann, was sie zu tun haben. Woher Russland glaubt dieses Recht zu haben erschließt sich mir abgesehen von sehr lustigen Geschichtsfälschungen nicht.
China
halte ich für mittelfristig deutlich gefährlicher. Bisher haben sich die mit Geld Einfluß in vielen Ländern erkauft, einen Einfluß den sie durchaus schon aggressiv gegen uns verwenden. Ihren wirtschaftlichen Aufstieg haben sie vor etwa 40 Jahren ganz konkret geplant und in Angriff genommen. seit so ca. 10 Jahren modernisieren die ihr Militär. Und zwar nicht mit der Portokasse sondern der ganz großen Kelle. Der Ausstoß der chinesischen Industrie was Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge angeht übersteigt den Ausstoß der USA inzwischen deutlich, da ist zwar noch Nachholbedarf aber mal abwarten wie das in 20 Jahren aussieht. Was ich aus persönlicher Erfahrung sagen kann, Chinesen sind außerhalb des Privatlebens nur so lange nett und freundlich wie sie sich nicht in einer überlegenen Position befinden.
Ich glaube schon, dass man das mit gutem Willen auch mittel- oder langfristig wieder drehen bzw. zumindest entspannen könnte. Und gerade angesichts der drohenden Klimakatastrophe können wir uns Hochrüstung und Kriege statt Zusammenarbeit nicht mehr erlauben; es geht um unser zivilisatorische Überleben - und ich halte das was wir derzeit gegen jede Vernunft tun, für Wahnsinn.
Genau da bin ich völlig anderer Meinung. Was wir wollen interessiert zur Zeit niemanden. Russland und China fahren Weltpolitik zu 100% als Nullsummenspiel, die USA meiner Meinung nach auch zu mindestens 80% tendenz steigend. Wer in dem Umfeld eine Nichtnullsummenspielstrategie fährt muss massiv überlegen sein (sind wir seit 1920 nicht mehr) oder zieht langfristig den Kürzeren. Das Beste was wir dann erwarten können ist ein Vasallenstatus oder völlige Unbedeutsamkeit. Viel Spaß dabei aus der Lage heraus was zum Thema Klimawandel zu bewirken wenn da mindestens 2 Spieler sind, die völlig egoistisch jeglichen wirtschaftlichen oder militärischen Vorteil ausspielen werden den sie haben. Russland lasse ich dabei aussen vor, weil wir gegen die anderen beiden gar nicht antreten brauchen wenn Russland bei einer Auseinandersetztung ein Problem für uns darstellen sollte. Wie eine Auseinandersetzung Osteuropa plus Deutschland gegen Russland derzeit laufen würde kann jeder für sich beurteilen. Auf die Solidarität von Süd- und Westeuropa würde ich mich zur Zeit nicht verlassen wollen. Auseinandersetztung kann, muss in dem Zusammenhang aber nicht zwangsweise, militärisch sein.
Und jetzt stellt sich die Frage wen wählen?
Den Menschen mit deiner Meinung laufen ja gerade traditionell die Linke, und neuerdings auch AFD und BSW hinterher. Musst du für dich entscheiden wem du den Pazifismus abkaufst oder ob das alles Lumpenpazifisten sind. Auch wenn die Grünen derzeit die Ukraine auch militärisch unterstützen halte ich deren Friedenswillen für glaubwürdiger als den der drei genannten Parteien. Die riechen alle drei für mich zu sehr nach Unterwerfungsbereitschaft. Ein Joschka Fischer hat sich damals in den Sicherheitsrat gestellt „Excuse me, I am not convinced.“, was ich ihm und seiner Partei noch heute hoch anrechne. So was traue ich den drei Parteien in einer vergleichbaren Situation gegenüber Russland nicht zu.
Meine Wahlentscheidung sieht da deutlich schwieriger aus. Da ist bei den aktuellen Parteien im Handeln ja so gar nichts da was sich mit meiner Sicht und wie ich handeln würde überschneidet.