DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Super Roman und sehr gut in die "historische Geschichte" des PR-Kosmos eingebettet.
Nur hätte ich eine Frage, die eventuell einen Logikfehler beinhalten könnte:
Es wird geschrieben, dass Roi bei der Hochzeit als Trauzeuge unterschrieben hat.
Die Frage ist, mit welchem Namen?
Wenn er mit Michael Rhodan unterschrieben hätte, wäre das natürlich für Perry Rhodan jederzeit überprüfbar und wenn man die Gästeliste nachprüft, eindeutig.
Sollte er jedoch mit Roi Danton unterschrieben haben, wäre die Frage, weshalb dieser so ein Naheverhältnis zu Susan hätte, außerdem wäre die Unterschrift dann nachträglich gesehen natürlich rechtlich ungültig,...
Trotzdem Weiter so, super geschrieben!
Nur hätte ich eine Frage, die eventuell einen Logikfehler beinhalten könnte:
Es wird geschrieben, dass Roi bei der Hochzeit als Trauzeuge unterschrieben hat.
Die Frage ist, mit welchem Namen?
Wenn er mit Michael Rhodan unterschrieben hätte, wäre das natürlich für Perry Rhodan jederzeit überprüfbar und wenn man die Gästeliste nachprüft, eindeutig.
Sollte er jedoch mit Roi Danton unterschrieben haben, wäre die Frage, weshalb dieser so ein Naheverhältnis zu Susan hätte, außerdem wäre die Unterschrift dann nachträglich gesehen natürlich rechtlich ungültig,...
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Nein leider nicht, der Termin ist schon lange geblockt. Trotzdem allen die da sind viel Spass und gute Gespräche.
»Ein Experte ist jemand, der in einem begrenzten Bereich schon alle möglichen Fehler gemacht hat.«
NIELS BOHR (1885-1962), dänischer Physiker und Nobelpreisträger
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Sorry, das kam in dem Text nicht klar genug heraus. Natürlich hat er mit "Michael Rhodan" unterschrieben.wl01 hat geschrieben: ↑19.08.2024, 12:24 Super Roman und sehr gut in die "historische Geschichte" des PR-Kosmos eingebettet.
Nur hätte ich eine Frage, die eventuell einen Logikfehler beinhalten könnte:
Es wird geschrieben, dass Roi bei der Hochzeit als Trauzeuge unterschrieben hat.
Die Frage ist, mit welchem Namen?
Wenn er mit Michael Rhodan unterschrieben hätte, wäre das natürlich für Perry Rhodan jederzeit überprüfbar und wenn man die Gästeliste nachprüft, eindeutig.
Sollte er jedoch mit Roi Danton unterschrieben haben, wäre die Frage, weshalb dieser so ein Naheverhältnis zu Susan hätte, außerdem wäre die Unterschrift dann nachträglich gesehen natürlich rechtlich ungültig,...
Trotzdem Weiter so, super geschrieben!
Der Standesbeamte war wohl von Mory entsprechend "eingenordet" worden, wie wir hier oben sagen.
Könnte mir vorstellen, dass sie das einige charmante Lächeln und Überredung gekostet hat.
Außerdem: Da Roi/Michael in einem zivilen Anzug auftrat und zu diesem Anlass keine Verbindung zu Roi Danton bestand, was hätte der Standesbeamte - so er es gewollt hätte, dem Großadministrator melden können? Z.B. "Ihr Sohn war als Trauzeuge bei der Heirat seiner Zwillingsschwester und ist danach wieder verschwunden." Mehr wäre dabei doch nicht herausgekommen ...
Danke für den Tipp, diese kleine Szene hätte ich noch einbauen können.

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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Sorry, für die PfennigfuchsereiVivian Vaught hat geschrieben: ↑19.08.2024, 15:07 Sorry, das kam in dem Text nicht klar genug heraus. Natürlich hat er mit "Michael Rhodan" unterschrieben.
Außerdem: Da Roi/Michael in einem zivilen Anzug auftrat und zu diesem Anlass keine Verbindung zu Roi Danton bestand, was hätte der Standesbeamte - so er es gewollt hätte, dem Großadministrator melden können? Z.B. "Ihr Sohn war als Trauzeuge bei der Heirat seiner Zwillingsschwester und ist danach wieder verschwunden." Mehr wäre dabei doch nicht herausgekommen ...

Nämlich das Freihändlerschiff CHRISTOPH KOLUMBUS unter seinem Kommandant, Fürst Roi Danton.
Also, wenn ich Rhodan wäre und meinen Sohn unbedingt finden möchte, dann hätte ich so eine Situation (nachdem er erfahren hat, dass seine Tochter geheiratet hat) ausgenutzt und ungezwungen gefragt, ob Michael bei der Zeremonie anwesend war und dann meinen gesamten Geheimdienst darauf angesetzt. Und dann hätte man zumindest eine Kopie der Niederschrift der Eheschließung und auch diese Info bekommen, wer zu diesem Zeitpunkt auf Plophos anwesend war und anschließen wieder abgeflogen ist. Gut, vielleicht ist Rhodan auch etwas zu gutgläubig, oder hat keinen so guten Geheimdienst, ...
Letzten Endes ist es natürlich nur eine fiktive Geschichte und eben eine SF-Serie.
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Ja, immerhin hat ja sogar Atlan einen Geheimagenten losgeschickt, um Michael zu finden. Der dann im Laufe der Ereignisse sich Michael angeschlossen hat ... ehe er leider an seinen Verletzungen starb ...wl01 hat geschrieben: ↑19.08.2024, 17:39Sorry, für die PfennigfuchsereiVivian Vaught hat geschrieben: ↑19.08.2024, 15:07 Sorry, das kam in dem Text nicht klar genug heraus. Natürlich hat er mit "Michael Rhodan" unterschrieben.
Außerdem: Da Roi/Michael in einem zivilen Anzug auftrat und zu diesem Anlass keine Verbindung zu Roi Danton bestand, was hätte der Standesbeamte - so er es gewollt hätte, dem Großadministrator melden können? Z.B. "Ihr Sohn war als Trauzeuge bei der Heirat seiner Zwillingsschwester und ist danach wieder verschwunden." Mehr wäre dabei doch nicht herausgekommen ..., aber wer hat auf dem Planeten Plophos, um Landeerlaubnis angefragt und meinte ganz offiziell, dass er einen Termin im Palast hätte?
Nämlich das Freihändlerschiff CHRISTOPH KOLUMBUS unter seinem Kommandant, Fürst Roi Danton.
Also, wenn ich Rhodan wäre und meinen Sohn unbedingt finden möchte, dann hätte ich so eine Situation (nachdem er erfahren hat, dass seine Tochter geheiratet hat) ausgenutzt und ungezwungen gefragt, ob Michael bei der Zeremonie anwesend war und dann meinen gesamten Geheimdienst darauf angesetzt. Und dann hätte man zumindest eine Kopie der Niederschrift der Eheschließung und auch diese Info bekommen, wer zu diesem Zeitpunkt auf Plophos anwesend war und anschließen wieder abgeflogen ist. Gut, vielleicht ist Rhodan auch etwas zu gutgläubig, oder hat keinen so guten Geheimdienst, ...
Letzten Endes ist es natürlich nur eine fiktive Geschichte und eben eine SF-Serie.
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
7
Heimflug
Sommer 2432
Major Beatrice Wood freute sich auf Quinto-Center. Sie und ihre Mannschaft befanden sich mit dem 500 Meter durchmessenden USO-Schlachtkreuzer HATSCHEPSUT nach einem gefährlichen Einsatz, der ihnen alles abverlangt hatte, auf dem Rückflug. Lordadmiral Atlan hatte sie bereits über Hyperfunk für ihre Leistungen belobigt und ihnen einen zehntägigen Urlaub versprochen. Entsprechend waren die Gedanken der Besatzung mit der Vorplanung für diese Zeit beschäftigt. Viele wollten ihre Familien besuchen, während der Schlachtkreuzer zur Überholung in der Werft von Quinto-Center liegen würde.
Beatrice Wood hatte den Schlachtkreuzer zusammen mit der neu zusammengestellten Mannschaft nach Abschluss des einjährigen Lehrganges übernommen, der ihr und ihren damaligen Kameraden alles abverlangt, sie sogar in Lebensgefahr gebracht hatte.
Als Kommandantin war sie beliebt und respektiert. Niemand fand etwas dabei, unter einer Frau zu fliegen. Hin und wieder dachte sie lächelnd daran, dass das in der Solaren Flotte schwieriger gewesen wäre, weil man dort bezüglich der Gleichberechtigung von Frauen noch sehr rückständig war. Hier war es eindeutig der Einfluss von Atlan, der während seines zehntausendjährigen Aufenthaltes auf der Erde oftmals an der Seite von Kriegerinnen gekämpft hatte und Frauen als Soldaten durchaus zu schätzen wusste. Ganz im Gegenteil zu Perry Rhodan, der diesbezüglich – auch nach Jahrhunderten – immer noch nicht aus seinen fest verwurzelten Vorstellungen des 20. Jahrhunderts herausgekommen war.
Beatrice Wood, von ihren Freunden privat „Bea“ genannt, war der Typ Frau, den man als „Kameradin, mit der man Pferde stehlen kann“ bezeichnete. Etwas füllig und kräftig gebaut, entsprach sie nicht dem weitaus gängigen Schönheitsideal der schlanken, wohlproportionierten Frau. Auch ihr Wesen war mehr robust, strahlte aber Wärme und Zuverlässigkeit aus.
Sie war Raumschiffskommandantin mit Leib und Seele. Ihre Beurteilungen waren die allerbesten, Atlan schätze sie sehr. Nie könnte sie sich etwas Anderes für ihr Leben vorstellen – mit einer Ausnahme: ihr ehemaliger Lehrgangskamerad Michael Rhodan. Wenn sie die Gelegenheit haben würde, unter ihm zu fliegen, würde sie sogar auf ihr Kommando verzichten. Beim letzten Ausbildungsflug ihres gemeinsamen Lehrgangs vor drei Jahren hatte er in einer Notsituation das Kommando über ihr Schiff übernommen – und hatte sie aus einer höchst gefährlichen Situation nach Hause gebracht.
Nach dem Lehrgang hatten sie sich trennen müssen, jeder war seinen eigenen Weg gegangen. Obwohl Bea sich schon lange dazu entschlossen hatte, sich niemals wieder an einen Mann zu binden, hätte sie sich doch vorstellen können, mit Michael auch privat zusammen zu sein. Umgekehrt hatte sie den Eindruck, dass auch Michael nicht abgeneigt gewesen war, aber er es sich genau wie sie versagt hatte.
Obwohl sie ihm nie die Gründe ihrer Entscheidung verraten hatte, war ihr klar, warum er sich Zurückhaltung auferlegt hatte. Er wollte keine Frau an sein ungewisses Schicksal binden, das ihn nach seinem Weggang von seiner Heimat erwartete. Niemand wusste, wo er jetzt war und was er machte.
Oder fast niemand, rief sich Beatrice ins Gedächtnis, wenn sie – was recht häufig vorkam – an ihn denken musste. Sie ging davon aus, dass seine Mutter und seine Schwester wussten, wo er war. Die beiden würden ihn nie verraten, egal an wen ...
*****
Da niemand mit einem außergewöhnlichen Ereignis auf dem Rückflug rechnete, wurden alle von den grellen Lärmpfeifen aufgeschreckt, als die HATSCHEPSUT nach der vorletzten Linearetappe aus dem Zwischenraum kam – direkt neben einem Raumgefecht!
Wieder einmal bewies eine terranische Besatzung ihren hohen Ausbildungsstand. In Sekundenbruchteilen stand der grüne HÜ-Schirm um die HATSCHEPSUT und die Ortung stellte fest, was sich genau im Raum vor ihnen abspielte.
Ein Schiff verging gerade in einem grellen Atomblitz, mit der gespenstischen Lautlosigkeit von Weltraumgefechten im luftleeren Raum. Ein anderer Kugelraumer nahm drei flüchtende Korvetten rücksichtslos unter Feuer. Zwei explodierten ebenfalls, bei der dritten konnte der Schutzschirm die auftreffenden Energien abweisen.
„Schuss vor den Bug bei dem großen Schiff“, ordnete Bea an. „Sind die denn wahnsinnig? Wer sitzt in dem Schiff? Raumpiraten?“
Nach den Gesetzen des Solaren Imperiums war die HATSCHEPSUT sogar dazu verpflichtet einzugreifen. Innerhalb des Hoheitsgebietes des Solaren Imperiums galten dessen Gesetze für alle Raumschiffe, egal welchem Volk oder welcher Organisation sie gehörten.
„Das sind Freihändler, Ma‘am“, meldete der Chef der Ortungszentrale.
„Es ist mir egal, wer das ist“, antwortete Beatrice wütend. „Die werden sich vor den Gerichten des Imperiums verantworten müssen. Funkzentrale – rufen sie das Schiff an, verlangen Sie Identifizierung, sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen und sie sollen sich bereithalten, ein Prisenkommando an Bord zu nehmen. So geht das nicht!“
Beatrice und ihre Offiziere wussten nicht, dass es unter den Freihändlern üblich war, Meinungsverschiedenheiten zwischen den Fürsten auch einmal in einem Kampf auf Leben und Tod auszutragen. Es gab aber auch bei ihnen Regeln und Gesetze der Ehre. Dazu gehörte unter anderem auch, dass Schiffe nicht rücksichtslos zusammengeschossen wurden, schon gar nicht, flüchtende Beiboote zu beschießen.
Seitdem Roi Danton der Befehlshaber war, wurde darauf besonders geachtet. Genauso verlangte Roi, dass solche Kämpfe grundsätzlich außerhalb des Hoheitsgebietes des Solaren Imperiums stattfanden. Er wollte auf keinen Fall riskieren, Freihändler der Gerichtsbarkeit des Imperiums überstellen zu müssen.
Der Schuss vor den Bug bei dem großen Kugelraumer bewirkte, dass dieser mit einem Gewaltmanöver im Linearraum verschwand und damit nicht mehr zu verfolgen war für den USO-Kreuzer.
Beatrice kam nicht mehr dazu, den Fluch, der ihr auf den Lippen lag, auszusprechen. Der Chef der Ortungszentrale meldete sich wieder: „Weiteres Schiff kommt aus dem Linearraum, Ma’am. Kugelzelle, 850 Meter Durchmesser. Das muss die FRANCIS DRAKE sein, das Flaggschiff der Freihändler. Ich weiß sonst von keinem Raumer mit 850 Metern Durchmesser.“
„Dann werden wir diesem Danton die Hölle heiß machen. Wenn er nicht für Ordnung in seinem eigenen Verein sorgen kann, müssen wir das wohl für ihn machen.“ Ihre Wut wurde immer größer. Sie, mit ihrer überaus sozialen und menschlichen Einstellung, ging kompromisslos und mit aller Härte gegen das vor, was sie eben gesehen hatten.
Ehe der Ortungschef antworten konnte, meldete sich die Funkzentrale und bestätigte damit die Vermutung des Ortungschefs.
Auf dem großen Zentralebildschirm erschien der Text des Anrufs in deutlich lesbaren Lettern. Die Offiziere blickten sich nur fassungslos an.
Freihandelsflaggschiff FRANCIS DRAKE, Kommandant Fürst Roi Danton, an unbekannten Schlachtkreuzer. Wir gehen davon aus, dass es sich bei Ihnen um eine Solare oder USO-Einheit handelt. Wir bedanken uns untertänigst für Ihre Hilfe und erlauben Ihnen, sich zu entfernen. Wir selbst werden uns um alles Weitere kümmern. Gez. Roi Danton.
„Roi Danton“, stöhnte Beatrice auf. „Nur er kann derartig unverschämt sein. Natürlich weiß er, dass hier die Gesetze des Imperiums gelten. Und er möchte natürlich verhindern, dass wir eingreifen. Kennt jemand von Ihnen diesen Danton bereits persönlich?“
Alle Offiziere der Zentralebesatzung schüttelten den Kopf. Gehört hatte jeder von ihnen schon sehr viel von Danton, aber ihm persönlich begegnet war noch niemand von ihnen.
„Also gut“, Beatrice lächelte hintergründig. „Dann werden wir alle zusammen jetzt das Vergnügen haben, ihn kennenzulernen. Ich bin wirklich sehr gespannt auf ihn. Funkzentrale: stellen Sie eine Verbindung zur FRANCIS DRAKE her. Ich möchte Roi Danton sprechen, und zwar persönlich. Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Das wäre ja noch schöner.“
Die Offiziere grinsten sich an. Sie kannten ihre Kommandantin und freuten sich auf das Gespräch zwischen ihr und Danton. Schon viele Männer waren der Meinung gewesen, mit ihr leichtes Spiel zu haben, weil sie eine Frau war. Alle hatte sie bisher eines Besseren belehrt.
Beatrice blickte sich um. „Was gibt es hier zu grinsen, meine Herren?“
Niemand antwortete. „Also nichts“, stellte sie nüchtern fest.
*****
8
Unerwartet
„Der Schlachtkreuzer hat sich identifiziert. USO-Schiff HATSCHEPSUT, Kommandantin Major Beatrice Wood. Sie wünscht Sie unbedingt persönlich zu sprechen, Sir.“
Rasto Hims blickte in das plötzlich verkniffene Gesicht seines Kommandanten.
„Beatrice Wood“, murmelte Roi Danton überlegend vor sich hin. „Da werden wir sehr gut sein müssen, Leute. Sie ist ein harter Brocken, mit ihr ist nicht zu spaßen. Natürlich weiß sie genauso gut wie wir, dass wir Fürst Antikon dem Imperium auszuliefern haben. Das müssen wir ihr ausreden, sonst stehen demnächst die Solare Abwehr und die USO vor unserer Haustür.“
„Tun sie das nicht ohnehin schon, Sir?“, grinste Hims.
„Natürlich. Aber jetzt haben sie eine gesetzliche Handhabe. Ich werde nicht zulassen, dass ein Freihändler vor ein Solares Gericht gestellt wird, solange es dies nicht selbst wünscht. Was nicht ausschließt, dass sich Fürst Antikon vor mir wird verantworten müssen für diesen Akt der Raumpiraterie. So wie es hier aussieht, wird sich Fürst Carlson wohl nicht mehr verantworten können. Die Sternengötter seien seiner Seele und der seiner Leute gnädig. – Was ist mit der ausgeschleusten Korvette? Sie ist mit Sicherheit beschädigt.“
„Treibt mit Unterlicht im Raum. Entweder sind die L-Raum-Konverter zerstört oder sie wartet ab, nachdem wir hier sind.“
„Schicken Sie ein Bergungsschiff und übernehmen Sie die Mannschaft. Dann sprengen Sie das Schiff. Ich möchte nicht riskieren, einen eventuell versteckt schwelenden Atombrand an Bord zu nehmen. Sicher ist sicher.“
Der finanzielle Verlust für die Freihändler war ihm in diesem Augenblick egal. Für ihn zählte nur die Sicherheit seiner Leute.
„Wird erledigt, Sir. Ich schicke Edelmann Randta raus.“
„Sehr gut. – Und nun geben Sie mir eine Verbindung zur HATSCHEPSUT. Bringen wir es hinter uns.“
Übergangslos setzte Roi sein blasiertes Gesicht auf. Innerlich musste er seine Unruhe mit Gewalt niederkämpfen. Beatrice Wood, Bea, seine Lehrgangskameradin und Freundin. Würde sie, die so tief in die Menschen hineinschauen konnte, ihn auch nicht erkennen? Er hoffte es, weil ansonsten die Komplikationen schon absehbar waren. Sie hatte also recht gehabt mit ihrer Ahnung, als sie sich damals voneinander verabschiedet hatten: Sie würden sich wiedersehen, hatte sie fest behauptet! Damals hatte er es nicht glauben können.
Sie hat sich überhaupt nicht verändert, dachte Roi, als der große Bildschirm aufleuchtete und Beatrice für alle sichtbar wurde, wie sie in ihrer schwarzen USO-Kombination mit den Rangabzeichen eines Majors und Schlachtkreuzer-Kommandanten in ihrer Zentrale vor der Bilderfassung stand.
Dass sie ihn im gleichen Augenblick sah, erkannte er an ihrem Blick, der eindeutige Überraschung signalisierte.
Hat sie mich erkannt?, wirbelten Rois Gedanken durcheinander. Das kann sie nicht, so leicht kann es nicht sein. Bisher hat mich niemand erkannt. Es muss an meinem Aufzug liegen, dass sie so erstaunt ist. Denn sie wusste doch aus meinem Anruf, dass sie jetzt mit Roi Danton spricht. Ruhig bleiben …
„Ah, Mr. Danton. Ich freue mich, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen. Ich bin Major Beatrice Wood von der USO. Aber das werden Sie sich sicherlich gedacht haben. Ich danke Ihnen für Ihre Absicht, die Angelegenheit zu regeln, aber Sie wissen genauso wie ich, dass es sich hier um einen eindeutigen Akt der Raumpiraterie im Hoheitsgebiet des Solaren Imperiums handelt. Deshalb kann ich Ihrem Ansinnen nicht nachgeben, sondern muss auf einer Auslieferung des Kommandanten des geflüchteten Schiffes bestehen.“
Roi neigte verbindlich den Kopf. „Das ist mir bewusst, Madame – oder Mademoiselle? Wie darf ich Sie anreden?“
Innerlich schlug sein Herz bis in den Hals. Ich bin ein Narr, sagte er sich. Warum ist das so wichtig? Bea und ich wussten schon damals, dass wir kein Leben zusammen führen können.
Beas Lächeln war undurchdringlich. „Ich schlage vor: ganz einfach Major Wood. Aber um Ihre Frage zu beantworten, obwohl es Sie eigentlich nichts angeht: Mademoiselle wäre richtig, Mr. Danton.“
Roi wurde immer unruhiger. Er durfte sich jetzt keine Blöße geben.
„Mr. Danton! Pfui, wie ordinär.“ Er legte seine ganze Blasiertheit in die Antwort. Hinter ihm grinsten die Edelmänner seiner Zentralebesatzung. „Majestät halten Wir für angemessen von Unseren Untertanen.“
Bea schüttelte verweisend den Kopf. „Mir ist nichts davon bekannt, dass die Leibeigenschaft im Gebiet des Solaren Imperiums wieder eingeführt worden wäre. Außerdem halte ich Sie nicht für so dumm, das innerhalb der Freihändler zu versuchen. Dann hätten Sie sicherlich sehr schnell einen klassischen Sturm auf die Bastille.“
Roi wusste natürlich, dass auch Bea sehr gute Geschichtskenntnisse hatte. Sie reichten nicht an seine heran, aber sie hatte immerhin Einiges aufzubieten.
Ihr Gesichtsausdruck warnte Roi. Er fühlte sich immer unbehaglicher. Unbedingt musste er herausfinden, was sie ahnte – oder sogar wusste, schon für seinen eigenen Seelenfrieden.
„Also, Fürst Danton. Ich bestehe auf einer Auslieferung des Kommandanten des geflüchteten Schiffes. Sicherlich ist es Ihnen bekannt, um welches Schiff es sich handelt.“
„Selbstverständlich, Major Wood. Genau deshalb befinde ich mich in diesem Raumsektor. Sie können mir glauben, dass ich dieses Gefecht, das auch gegen unseren Ehrenkodex verstößt, verhindern wollte. Leider bin ich zu spät gekommen. Es tut mir unendlich leid, besonders für die Besatzung des vernichteten Schiffes. Bitte glauben Sie mir das.“
Beatrice nickte sehr ernst und blickte ihn durchdringend an.
„Davon brauchen Sie mich nicht überzeugen, Fürst. Das glaube ich Ihnen auch so. Man rühmt USO-Angehörigen nach, sie hätten eine gewisse Menschenkenntnis. Besonders soll das für Frauen gelten, sagt man jedenfalls.“
„Oh, es freut mich, dass Sie so positiv von mir denken, Major Wood. Aber Sie sehen ja selbst, dass ich Ihnen niemand mehr ausliefern kann. Das Schiff ist geflohen. Und durch den Linearraum lassen sich Schiffe nun mal nicht verfolgen – leider …“
Er betupfte angelegentlich seine Lippen mit einem Spitzentaschentüchlein, das er aus seinem linken Rockärmel zog und hüstelte leicht.
„Ja, leider“, gab Bea ehrlich zu.
Roi hatte sich inzwischen entschlossen, den Angriff nach vorn zu wagen. Wenn Bea ihn erkannt hatte, musste er sich ihres Stillschweigens versichern. Er wusste, dass er sie damit in eine riesengroße Gewissensnot bringen würde. Sie hatte ihren Eid auf das Solare Imperium und die USO geschworen. Dass sie ihren Offizieren ihre Entdeckung mitteilen würde, glaubte er nicht. Im Fall des Erkennens rang sie wahrscheinlich schon mit sich selbst. Aber sie würde Atlan informieren müssen – und genau das wollte er nicht. Im Extremfall musste er Verbindung mit Atlan aufnehmen und ihn um Verschwiegenheit seinem Vater gegenüber bitten - gerade das, war er nicht wollte.
Das alles konnte er aber nur überdenken und entscheiden, wenn er Klarheit hatte.
„Major Wood, ich schlage Ihnen vor, uns auf der FRANCIS DRAKE zu besuchen. Meine Edelleute und ich würden uns freuen, wenn Sie uns Gesellschaft bei einem Essen leisten würden. Dabei könnten wir uns über dieses Problem ausführlich unterhalten.“
Beatrice überlegte einen Moment, dann sagte sie: „Einverstanden, Fürst Danton. Wann erwarten Sie mich?“
„Sobald die Bergung der Korvette abgeschlossen ist und ich weiß, was hier genau geschehen ist. Ich nehme an, das wird auch Sie interessieren.“
„Mit Sicherheit.“
Roi kam nicht mehr dazu, zu antworten. Rasto Hims machte ihm eine unmissverständliche Geste.
„Einen Augenblick, Major. Mein erster Offizier wünscht mich zu sprechen.“
Hims beugte sich Roi hinab und flüsterte ihm zu: „Die Bergung bereitet Schwierigkeiten, Sir. In der Korvette ist ein Atombrand ausgebrochen. Die Konverter. In der Zentrale sind noch Überlebende eingeschlossen. Edelmann Randta braucht Unterstützung.“
Roi nickte nur und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
„Ich bin untröstlich, Major. Leider ist die Bergung der Korvette schwieriger als angenommen und erfordert meine persönliche Anwesenheit. Wir werden uns wieder bei Ihnen melden, wenn Sie die Güte haben, hier abzuwarten.“
Beatrice reagierte, so wie sie es gewohnt war, sachlich, ruhig, konsequent.
„Lassen Sie die geschwollene Ausdrucksweise, Fürst. Dazu ist jetzt keine Zeit. Brauchen Sie Bergungshilfe von uns? Ich kann einen Flotten-Tender anfordern.“
„Das ist vorerst nicht erforderlich. Bitte halten Sie sich zurück, ich möchte Sie und Ihre Besatzung nicht auch noch gefährden. Aber danke für Ihr Angebot. Ich weiß es zu schätzen.“
Damit schaltete er ab und wandte sich Hims zu.
„Bergungs-Spezial-Kommando voll ausgerüstet in den Transmitterraum. Sie sollen einen Schutzanzug für mich mitbringen. Rufen Sie unser Beiboot an, Transmitter klarmachen. Ich führe das Kommando selbst an.“
„Aber, Sir“, wandte Hims ein. „Das ist ein lebensgefährliches Unternehmen.“
Rois Lächeln wurde zur Maske. „Darf ich Sie an unseren gegenseitigen Eid auf Olymp erinnern, Edelmann Hims? Sie übernehmen das Kommando, bis ich wieder an Bord bin.“
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und sprang in den zentralen Antigravschacht – und die Edelmänner seiner Zentralebesatzung blickten ihm nachdenklich hinterher …
*****
9
Erkannt!
Beatrice Wood musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich vor ihren Offizieren nicht zu verraten – denn sie hatte schon beim ersten Blick auf den Funkbildschirm erkannt, wer sich hinter der Maske des Roi Danton verbarg.
Michael Rhodan – ihr Lehrgangsfreund, der Mann, der trotz aller Bemühungen nicht aus ihrem Gedächtnis verschwand.
Sie fragte sich, warum alle nicht auf die richtige Idee kamen? Oder hatte sie wirklich Fähigkeiten, die besonders waren? Sie und Michael hatten es schon vermutet während ihres gemeinsamen Lehrgangs. Aber eine Mutantin konnte sie nicht sein, das wäre bei den zahlreichen Tests der USO aufgefallen.
Unabhängig davon fragte sie sich, wieso die Verantwortlichen des Imperiums so blind waren, besonders Atlan. Sie hätten doch nur zwei Enden „zusammenbinden“ müssen: das Ende der Spur von Michael, der spurlos von Terra verschwand und kurz danach das Auftauchen von Roi Danton bei den Freihändlern. Zwei junge Männer, die auch noch die gleiche Ausbildung vorweisen konnten, als Kosmonaut und als Hochenergie-Techniker. Obwohl diese Ausbildungskombination sehr häufig war, gab es doch noch genug andere Hinweise.
Wahrscheinlich konnten alle nicht über die Mauer springen, in einem verweichlichten Dandy den Sohn des Großadministrators zu sehen, der wahrlich den total gegensätzlichen Charakter hatte.
Sie hatte die nachtblauen Augen auf dem Bildschirm gesehen und alles gewusst. Allerdings musste sie auch vor sich zugeben, dass sie diese Augen in einem ganz anderen Moment gesehen hatte, in einem Moment der Panik und des Entsetzens, den sie in ihrem ganzen Leben wohl nie vergessen würde. Wahrscheinlich hatte noch nicht einmal Michaels Vater seinen Sohn in einer solchen Situation gesehen. Atlan – das konnte sie nicht einschätzen.
Nun stand sie vor einem Gewissenskonflikt. Normalerweise hätte sie ihre Offiziere über ihre Erkenntnis ins Vertrauen gezogen, aber sie musste es nicht. Wozu sie allerdings gemäß ihrem Eid auf das Solare Imperium und die USO verpflichtet war: Atlan wahrheitsgemäß zu informieren. Auf der anderen Seite verstand sie Michael so gut. Sie wusste damals nach dem Lehrgang, dass er von zu Hause weggehen wollte im Anschluss an seine Ausbildung. Er hatte es ihr anvertraut, aber nicht, was er genau vorhatte.
Dazu kam noch ihre Angst um Michael. Sie kannte ihn und wusste genau, dass er sich mit der Bergung in ein lebensgefährliches Abenteuer stürzen würde. Aber er konnte nicht anders, es war seine Art; eine Art, die mit dazu beitrug, dass seine Leute für ihn durchs Feuer gingen.
Mit Flüchen versuchte sie ihr seelisches Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen. Ihr Erster Offizier fasste es zum Glück falsch auf: „Nervös, Ma’am? Wegen der Einladung? Kompliment, so dicht ist von uns allen wohl noch niemand an diesen Freihändler herangekommen. Ich beneide Sie. Es wird sicherlich interessant werden und uns neue Erkenntnisse über ihn bringen. Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie wir mit diesem Bericht auf Quinto-Center empfangen werden.“
Beatrice hatte sich wieder gefangen. „Und Sie möchten mich natürlich als Adjutant begleiten, oder täusche ich mich?“
„Sehr gerne, Ma’am.“
„Sie oder der Zweite. Einverstanden. Machen Sie das unter sich aus. Mir egal. Einer von Ihnen beiden muss hier das Kommando übernehmen.“
Der Erste Offizier schien in eine Zitrone gebissen zu haben, während der Zweite nur feixte.
„Bitte unterrichten Sie über die Relaiskette Quinto-Center, was hier geschehen ist. Bitten Sie Lordadmiral Atlan um Anweisungen bzgl. der Freihändler.“
*
Die Antwort kam schon kurze Zeit später direkt von Atlan:
An USO-Schiff HATSCHEPSUT, Major Wood. Danke für Ihre Meldung. Nehmen Sie die Einladung des Freihändlerfürsten an, versuchen Sie, so viel wie möglich über ihn herauszufinden. Sobald die Besatzung des Rettungsbootes geborgen ist, lassen Sie die Freihändler abfliegen. Wir haben keine rechtliche Handhabe, die FRANCIS DRAKE festzuhalten oder zu kontrollieren, weil sie nicht an dem Kampf beteiligt war. Um das geflohene Schiff werden sich unsere Spezialisten kümmern. Ich erwarte Sie nach Ihrer Ankunft umgehend zur Berichterstattung bei mir. Gez. Lordadmiral Atlan, Befehlshaber USO.
„Also warten wir ab, wie die Bergung verläuft“, meinte Beatrice. „Wer von den Herren begleitet mich denn nun?“
„Der I.O., Ma’am“, antwortete der Zweite Offizier traurig, während der Erste über das ganze Gesicht grinste.
*****
10
Lebensgefährliche Bergung
Nur mühsam kamen die Männer des Spezialkommandos mit Roi Danton an der Spitze in ihren schweren Schutzanzügen vorwärts. Jeder Schritt kostete Anstrengung. Nur gesunde und kräftige Männer konnten die Belastung dieser unhandlichen Anzüge länger aushalten. Deshalb bestand die Einheit ausschließlich aus Männern. Frauen waren körperlich nicht in der Lage, hier mithalten zu können.
Roi, obwohl er sehr gut trainiert war, merkte die außergewöhnliche Anstrengung auch langsam.
Bis auf einen hatten sie alle Männer, die sich in die Zentrale des brennenden Beibootes gerettet hatten, auf ihre eigene Korvette überführt. Dem Anschein nach hatten sie nur leichte Verletzungen davongetragen.
Roi fluchte, aber er war nicht bereit, den letzten Mann, dem Vernehmen nach einen Ertruser, seinem Schicksal zu überlassen, solange es noch einen Rettungsschimmer gab. Der Anführer der Strahlenschutzgruppe versuchte mehrmals, ihn davon zu überzeugen, zumindest die Aktion nicht weiter selbst zu leiten, sondern sich zurückzuziehen. Er biss bei Roi auf Granit, also gab er es schließlich auf.
„Da vorne“, hörte Roi eine Stimme in seinem Helmempfänger. „Hinter der Konsole liegt er. Anscheinend bewusstlos oder … Jedenfalls rührt er sich nicht.“
„Kommen Sie an ihn heran?“, fragte Roi.
„Ich glaube schon. Aber so wie es aussieht, ist er eingeklemmt. Da brauche ich Hilfe.“
In diesem Moment kam eine Stichflamme aus der Konsole, hinter der der Ertruser eingeklemmt war.
Roi und die anderen Männer blickten sich bedeutungsvoll an.
„Ich brauche drei Freiwillige“, sagte Roi mit heiserer Stimme. „Wir versuchen zusammen, den Mann herauszuholen. Die anderen sichern das Schott. Sie ziehen sich sofort auf unser Boot zurück, sobald die Situation hier unhaltbar wird, egal ob wir noch drin sind oder nicht. Ist das ganz klar verstanden worden, meine Herren?“
Es war verstanden worden. Niemand sprach einen Einwand aus, obwohl jeder ihn hatte. Alle Männer meldeten sich freiwillig. Roi suchte sich die besten aus und winkte ihnen zu.
Als Erster ging er mit vorsichtigen Schritten auf die Konsole zu, die inzwischen zu glühen begann. Trotz Schutzanzug spürte er die Hitze. Die Aggregate des Anzugs waren bei diesen Hitzegraden am Ende. Lange würden sie nicht mehr durchhalten. Beim Ausfall der Thermostate mussten sie zwangsläufig aufgeben. Deshalb drängte Roi zur Eile.
Er bekam eine Hand des bewusstlosen Ertrusers zu fassen. Dessen Schutzanzug war zu großen Teilen verbrannt, darunter kam die angesengte Haut zum Vorschein. Roi schluckte die bei dem Anblick aufsteigende Übelkeit herunter. Er fragte sich, ob der Mann überhaupt noch lebte oder ob sie hier alle ihr Leben zur Bergung eines Toten riskierten.
Da sah er, dass sich der Brustkorb des Verletzten ganz leicht hob und senkte.
Erleichtert winkte er seinen Leuten. Zusammen hoben sie die Teile der Konsole an, die auf dem Mann lagen und zogen ihn vorsichtig heraus. Roi stöhnte leise auf. Er war wirklich nicht sonderlich empfindlich, aber das hatte er in seinem ganzen bisherigen Leben noch nicht gesehen. Wütend schluckte er den aufsteigenden Mageninhalt wieder herunter und machte sich mit einem groben Fluch Luft.
Der Führer des Bergungskommandos, ein alter und erfahrener Freihändler, fasste ihn am Arm und zog ihn zur Seite.
„Ruhig durch die Nase einatmen und durch den Mund wieder ausatmen.“ Er legte seinen geschlossenen Helm direkt an den von Roi und sprach nicht über die Funkverbindung, damit niemand sie hören konnte. Durch seine Erfahrung wusste er, dass Roi sein Zustand peinlich sein musste.
„Als ich so etwas zum ersten Mal ansehen musste, habe ich mir neben dem Verletzten die Seele aus dem Leib gekotzt, wie jeder andere auch. Das ist ganz normal. Wir sind eben Menschen.“
Roi befolgte den Rat und merkte, dass er die Übelkeit beherrschen konnte. Die Selbstverständlichkeit des Mannes tat ihm gut.
Der alte Mann lächelte. „Sie halten sich wirklich tapfer, Kommandant. Ich habe vor Ihnen noch keinen Mann gesehen, der beim ersten Mal nicht seinen Magen umgekrempelt hätte. Meine allergrößte Hochachtung!“
Roi hatte sich wieder gefasst und bedankte sich bei dem alten Freihändler mit einem kräftigen Händedruck. Er nickte den anderen zu. Gemeinsam zogen sie den riesigen Ertruser mit einer gewaltigen Kraftanstrengung, die durch die schweren Schutzanzüge noch verstärkt wurde, Richtung Schott, wo die anderen warteten. Als diese sich nähern wollten, hielt ein scharfer Befehl Rois sie zurück. Er wollte nicht noch mehr Menschenleben riskieren.
Gerade als er das dachte, durchschlug eine Flamme seinen Anzug. Glühend und stechend durchzog ihn der Schmerz im rechten Bein und an der Hüfte. Gellend schrie er auf. Die Männer zuckten vor Schreck zusammen. Er biss die Zähne zusammen und zog weiter an dem Verletzten, obwohl der Schmerz ihm die Besinnung zu rauben drohte.
Zusammen schafften sie es, den Verletzten aus der zerstörten Zentrale zu ziehen. Am Ausgangsschott nahmen die anderen sie in Empfang, trugen den Ertruser weiter und der Kommandoführer stützte Roi.
„Können Sie noch laufen, Sir?“
„Es geht“, presste Roi zwischen den Zähnen hervor. „Unkraut vergeht nicht“, versuchte er zu scherzen. Es gelang ihm nicht so recht. Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Er wusste nicht, wie lange er sie noch ertragen konnte, ohne das Bewusstsein zu verlieren.
Der weitere Weg zu ihrer Korvette, die über einen druckfesten Verbindungsschlauch mit dem Rettungsschiff verbunden war, gelang ohne neue Zwischenfälle. Niemand sprach ein Wort. Das war unter den eingespielten Männern auch nicht nötig.
Roi hielt noch bis zur Zentrale ihrer Korvette durch, wo ihn Edelmann Randta überglücklich empfing. Dort brach er vor Schmerzen mit einem leisen Aufschrei bewusstlos zusammen und wurde genau wie der gerettete Ertruser sofort von einem Medoroboter übernommen.
*****
11
Absage
„Anruf von der FRANCIS DRAKE, Ma’am.“ Beatrice Wood wurde von der Meldung ihres Funkoffiziers aufgeschreckt. „Edelmann Hims, der Erste Offizier möchte Sie sprechen.“
Ein eiskalter Schlag durchzuckte Beatrice. Wieso nicht Roi Danton selbst? Was war passiert? Auf dem Bildschirm, der von der Ortungszentrale belichtet wurde, hatte sie gesehen, wie die Korvette der FRANCIS DRAKE wieder eingeschleust worden war und anschließend das Rettungsboot in einem grellen Atomblitz explodierte. Ob von selbst oder durch die Freihändler gesprengt, konnte die Ortung nicht feststellen.
„Stellen Sie durch.“
Edelmann Hims wirkte ungewöhnlich ernst, als er sich meldete. „Major Wood, ich darf Ihnen mitteilen, dass die Bergung erfolgreich war. Deshalb haben wir die Korvette umgehend gesprengt, ehe sie zu einer Gefahr für unsere Schiffe werden konnte. Sicherlich haben Sie das auf Ihren Bildschirmen bereits gesehen.“
„Natürlich, Edelmann Hims. Aber deshalb rufen Sie mich sicherlich nicht extra an, oder?“
„Nein, Major, natürlich nicht.“ Er räusperte sich vernehmlich. „Mein Kommandant kann leider die Einladung zum Essen im Moment nicht aufrechterhalten, da er auf dem Einsatz verletzt wurde. Ich bitte dafür um Ihr Verständnis.“
Bea holte tief Luft. Sie hatte es befürchtet. Michael hatte natürlich wieder einmal Kopf und Kragen riskiert! „Wie geht es Ihrem Kommandanten? Brauchen Sie ärztliche Hilfe? Ich kann meinen Chefarzt zu Ihnen schicken oder Mr. Danton in unsere Bordklinik übernehmen.“
„Das ist nicht nötig, Major. Wir haben eine hervorragend ausgestattete Bordklinik, die sich durchaus mit Ihren Einrichtungen messen kann und einen genauso hervorragenden Chefarzt. Roi Danton ist hier in den besten Händen. Das versichere ich Ihnen bei meiner Ehre.“ Hims konnte seine Besorgnis nicht verstecken, obwohl er sich sichtlich darum bemühte.
Beatrice musterte ihn überlegend. Roi schien schwerer verletzt zu sein. „Mr. Hims, ich möchte von Ihnen die komplette Wahrheit wissen. Wie schwer ist Roi Danton verletzt?“
Rasto Hims schien mit sich zu kämpfen. Dann rang er sich durch. „Schwer, aber nicht lebensgefährlich. Er hat Verbrennungen dritten und zweiten Grades.“
Beatrice entschied sich sofort. Niemand konnte einen Verdacht schöpfen, wenn sie sich persönlich vom Zustand des Freihändlerfürsten überzeugte und dazu ihren Chefarzt mitnahm. Es war ein Akt der Humanität. Sie musste einfach wissen, wie es Roi wirklich ging, es würde ihr sonst keine Ruhe lassen.
„Edelmann Hims, ich bitte dringend darum, dass Sie unsere Hilfe annehmen. Ich möchte mit meinem Chefarzt und meinem Ersten Offizier als Adjutanten an Bord Ihres Schiffes kommen und mich davon überzeugen, dass Sie auch wirklich in der Lage sind, Roi Danton entsprechend zu versorgen. Brandverletzungen sind an Bord eines Schiffes nicht unbedingt ausreichend zu behandeln, noch nicht einmal in der Bordklinik eines Ultraschlachtschiffes. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Wenn mein Chefarzt den Eindruck gewinnen sollte, dass Ihr Kommandant in einer planetaren Spezialklinik besser aufgehoben ist, dann sperren Sie sich bitte nicht dagegen, in seinem Interesse! Wir haben nicht die Absicht, Ihr Schiff zu kontrollieren. Ich verspreche Ihnen bei meiner Ehre als Offizier, dass wir keinen derartigen Versuch unternehmen werden.“
Hims sah anscheinend ein, dass er gegen die selbstbewusste Kommandantin nicht ankam. Deshalb nickte er nur. „Kommen Sie über den Transmitter an Bord oder mit einer Space-Jet?“
„Über den Transmitter. Wir senden Ihnen unsere Sendedaten und sehen uns gleich, Edelmann Hims.“
Beatrice nickte ihrem Ersten Offizier zu. „Die Paradeuniform können Sie im Schrank lassen. Benachrichtigen Sie den Chefarzt, wir treffen uns gleich im Transmitterraum.“
*****
12
Eine Intrige?
Später glaubte Roi zuerst, einen Fiebertraum gehabt zu haben, als er das erste Mal in der Bordklinik der FRANCIS DRAKE aufwachte und glaubte, seine alte Freundin Beatrice neben sich zu sehen. Trotz der starken Schmerzmittel verschwamm alles noch in einem glühenden Meer von wahnsinnigen Schmerzen, die ihn fast um den Verstand brachten.
Sobald er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, erzählte Rasto Hims ihm, was geschehen war und dass Beatrice kein Fiebertraum, sondern Realität gewesen war.
Major Beatrice Wood war zusammen mit ihrem Chefarzt und ihrem Ersten Offizier auf die DRAKE gekommen. Der Chefarzt der HATSCHEPSUT stellte fest, dass die Bordklinik des Freihändlerschiffes ihresgleichen suchte. Sie konnte durchaus mit gleichartigen Einrichtungen der Flotte und der USO mithalten. Der Chefarzt, ein Plophoser namens Dr. Ereget Hamory, war für den Chefarzt der HATSCHEPSUT kein Unbekannter. Er hatte sich einen hervorragenden Namen als Arzt und Wissenschaftler gemacht, bevor er spurlos von Plophos verschwand. Es bestand keinerlei Zweifel, dass Roi Danton bei ihm in den besten Händen war.
Dahingehend beruhigt, verließen Major Wood und ihre Begleitung die FRANCIS DRAKE wieder. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und nicht versucht, sich umzusehen oder etwas zu kontrollieren. Edelmann Hims ließ alle Räume, die sie betreten hatten, nach versteckten Robotspionen kontrollieren, fand aber nichts. Bea stieg dadurch in seiner Achtung ein riesiges Stück. Insgesamt gefiel ihm die selbstbewusste Kommandantin sehr gut.
Die DRAKE flog auf direktem Wege nach Olymp, der Freihandelswelt. Rasto Hims informierte den Kaiser und den Sicherheitschef über die Vorkommnisse. Fürst Antikon wurde sofort inhaftiert. Die Gerichtsverhandlung würde unter Vorsitz von Roi Danton stattfinden, sobald dieser wieder genesen war. Mit Spannung wurden dabei die Aussagen der geretteten Besatzungsmitglieder erwartet. Sie waren medizinisch versorgt worden und hielten sich unter dem Schutz des Sicherheitsdienstes in einem Hotel des Raumhafens von Trade-City auf. Der Sicherheitschef ging kein Risiko ein.
Einigen der Beiräte gefiel dies nicht. Es war bekannt, dass Fürst Antikon zu ihren Gefolgsleuten gehörte.
Roi Danton und der gerettete Ertruser blieben in der Bordklinik der FRANCIS DRAKE unter der Obhut von Dr. Hamory.
Roi befand sich langsam auf dem Weg der Genesung nach entsprechenden Hauttransplantationen aus nachgezüchtetem körpereigenem Gewebe. Der Ertruser, dessen Name Oro Masut war, lag immer noch in einem Regenerierungstank. Dr. Hamory wagte inzwischen die vorsichtige Prognose, dass er außer Lebensgefahr wäre, aber für sein Leben entstellt mit Brandnarben an Kopf und Oberkörper, weil diese auch mit Transplantationen nicht mehr reparabel wären.
Fortsetzung folgt ...
Heimflug
Sommer 2432
Major Beatrice Wood freute sich auf Quinto-Center. Sie und ihre Mannschaft befanden sich mit dem 500 Meter durchmessenden USO-Schlachtkreuzer HATSCHEPSUT nach einem gefährlichen Einsatz, der ihnen alles abverlangt hatte, auf dem Rückflug. Lordadmiral Atlan hatte sie bereits über Hyperfunk für ihre Leistungen belobigt und ihnen einen zehntägigen Urlaub versprochen. Entsprechend waren die Gedanken der Besatzung mit der Vorplanung für diese Zeit beschäftigt. Viele wollten ihre Familien besuchen, während der Schlachtkreuzer zur Überholung in der Werft von Quinto-Center liegen würde.
Beatrice Wood hatte den Schlachtkreuzer zusammen mit der neu zusammengestellten Mannschaft nach Abschluss des einjährigen Lehrganges übernommen, der ihr und ihren damaligen Kameraden alles abverlangt, sie sogar in Lebensgefahr gebracht hatte.
Als Kommandantin war sie beliebt und respektiert. Niemand fand etwas dabei, unter einer Frau zu fliegen. Hin und wieder dachte sie lächelnd daran, dass das in der Solaren Flotte schwieriger gewesen wäre, weil man dort bezüglich der Gleichberechtigung von Frauen noch sehr rückständig war. Hier war es eindeutig der Einfluss von Atlan, der während seines zehntausendjährigen Aufenthaltes auf der Erde oftmals an der Seite von Kriegerinnen gekämpft hatte und Frauen als Soldaten durchaus zu schätzen wusste. Ganz im Gegenteil zu Perry Rhodan, der diesbezüglich – auch nach Jahrhunderten – immer noch nicht aus seinen fest verwurzelten Vorstellungen des 20. Jahrhunderts herausgekommen war.
Beatrice Wood, von ihren Freunden privat „Bea“ genannt, war der Typ Frau, den man als „Kameradin, mit der man Pferde stehlen kann“ bezeichnete. Etwas füllig und kräftig gebaut, entsprach sie nicht dem weitaus gängigen Schönheitsideal der schlanken, wohlproportionierten Frau. Auch ihr Wesen war mehr robust, strahlte aber Wärme und Zuverlässigkeit aus.
Sie war Raumschiffskommandantin mit Leib und Seele. Ihre Beurteilungen waren die allerbesten, Atlan schätze sie sehr. Nie könnte sie sich etwas Anderes für ihr Leben vorstellen – mit einer Ausnahme: ihr ehemaliger Lehrgangskamerad Michael Rhodan. Wenn sie die Gelegenheit haben würde, unter ihm zu fliegen, würde sie sogar auf ihr Kommando verzichten. Beim letzten Ausbildungsflug ihres gemeinsamen Lehrgangs vor drei Jahren hatte er in einer Notsituation das Kommando über ihr Schiff übernommen – und hatte sie aus einer höchst gefährlichen Situation nach Hause gebracht.
Nach dem Lehrgang hatten sie sich trennen müssen, jeder war seinen eigenen Weg gegangen. Obwohl Bea sich schon lange dazu entschlossen hatte, sich niemals wieder an einen Mann zu binden, hätte sie sich doch vorstellen können, mit Michael auch privat zusammen zu sein. Umgekehrt hatte sie den Eindruck, dass auch Michael nicht abgeneigt gewesen war, aber er es sich genau wie sie versagt hatte.
Obwohl sie ihm nie die Gründe ihrer Entscheidung verraten hatte, war ihr klar, warum er sich Zurückhaltung auferlegt hatte. Er wollte keine Frau an sein ungewisses Schicksal binden, das ihn nach seinem Weggang von seiner Heimat erwartete. Niemand wusste, wo er jetzt war und was er machte.
Oder fast niemand, rief sich Beatrice ins Gedächtnis, wenn sie – was recht häufig vorkam – an ihn denken musste. Sie ging davon aus, dass seine Mutter und seine Schwester wussten, wo er war. Die beiden würden ihn nie verraten, egal an wen ...
*****
Da niemand mit einem außergewöhnlichen Ereignis auf dem Rückflug rechnete, wurden alle von den grellen Lärmpfeifen aufgeschreckt, als die HATSCHEPSUT nach der vorletzten Linearetappe aus dem Zwischenraum kam – direkt neben einem Raumgefecht!
Wieder einmal bewies eine terranische Besatzung ihren hohen Ausbildungsstand. In Sekundenbruchteilen stand der grüne HÜ-Schirm um die HATSCHEPSUT und die Ortung stellte fest, was sich genau im Raum vor ihnen abspielte.
Ein Schiff verging gerade in einem grellen Atomblitz, mit der gespenstischen Lautlosigkeit von Weltraumgefechten im luftleeren Raum. Ein anderer Kugelraumer nahm drei flüchtende Korvetten rücksichtslos unter Feuer. Zwei explodierten ebenfalls, bei der dritten konnte der Schutzschirm die auftreffenden Energien abweisen.
„Schuss vor den Bug bei dem großen Schiff“, ordnete Bea an. „Sind die denn wahnsinnig? Wer sitzt in dem Schiff? Raumpiraten?“
Nach den Gesetzen des Solaren Imperiums war die HATSCHEPSUT sogar dazu verpflichtet einzugreifen. Innerhalb des Hoheitsgebietes des Solaren Imperiums galten dessen Gesetze für alle Raumschiffe, egal welchem Volk oder welcher Organisation sie gehörten.
„Das sind Freihändler, Ma‘am“, meldete der Chef der Ortungszentrale.
„Es ist mir egal, wer das ist“, antwortete Beatrice wütend. „Die werden sich vor den Gerichten des Imperiums verantworten müssen. Funkzentrale – rufen sie das Schiff an, verlangen Sie Identifizierung, sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen und sie sollen sich bereithalten, ein Prisenkommando an Bord zu nehmen. So geht das nicht!“
Beatrice und ihre Offiziere wussten nicht, dass es unter den Freihändlern üblich war, Meinungsverschiedenheiten zwischen den Fürsten auch einmal in einem Kampf auf Leben und Tod auszutragen. Es gab aber auch bei ihnen Regeln und Gesetze der Ehre. Dazu gehörte unter anderem auch, dass Schiffe nicht rücksichtslos zusammengeschossen wurden, schon gar nicht, flüchtende Beiboote zu beschießen.
Seitdem Roi Danton der Befehlshaber war, wurde darauf besonders geachtet. Genauso verlangte Roi, dass solche Kämpfe grundsätzlich außerhalb des Hoheitsgebietes des Solaren Imperiums stattfanden. Er wollte auf keinen Fall riskieren, Freihändler der Gerichtsbarkeit des Imperiums überstellen zu müssen.
Der Schuss vor den Bug bei dem großen Kugelraumer bewirkte, dass dieser mit einem Gewaltmanöver im Linearraum verschwand und damit nicht mehr zu verfolgen war für den USO-Kreuzer.
Beatrice kam nicht mehr dazu, den Fluch, der ihr auf den Lippen lag, auszusprechen. Der Chef der Ortungszentrale meldete sich wieder: „Weiteres Schiff kommt aus dem Linearraum, Ma’am. Kugelzelle, 850 Meter Durchmesser. Das muss die FRANCIS DRAKE sein, das Flaggschiff der Freihändler. Ich weiß sonst von keinem Raumer mit 850 Metern Durchmesser.“
„Dann werden wir diesem Danton die Hölle heiß machen. Wenn er nicht für Ordnung in seinem eigenen Verein sorgen kann, müssen wir das wohl für ihn machen.“ Ihre Wut wurde immer größer. Sie, mit ihrer überaus sozialen und menschlichen Einstellung, ging kompromisslos und mit aller Härte gegen das vor, was sie eben gesehen hatten.
Ehe der Ortungschef antworten konnte, meldete sich die Funkzentrale und bestätigte damit die Vermutung des Ortungschefs.
Auf dem großen Zentralebildschirm erschien der Text des Anrufs in deutlich lesbaren Lettern. Die Offiziere blickten sich nur fassungslos an.
Freihandelsflaggschiff FRANCIS DRAKE, Kommandant Fürst Roi Danton, an unbekannten Schlachtkreuzer. Wir gehen davon aus, dass es sich bei Ihnen um eine Solare oder USO-Einheit handelt. Wir bedanken uns untertänigst für Ihre Hilfe und erlauben Ihnen, sich zu entfernen. Wir selbst werden uns um alles Weitere kümmern. Gez. Roi Danton.
„Roi Danton“, stöhnte Beatrice auf. „Nur er kann derartig unverschämt sein. Natürlich weiß er, dass hier die Gesetze des Imperiums gelten. Und er möchte natürlich verhindern, dass wir eingreifen. Kennt jemand von Ihnen diesen Danton bereits persönlich?“
Alle Offiziere der Zentralebesatzung schüttelten den Kopf. Gehört hatte jeder von ihnen schon sehr viel von Danton, aber ihm persönlich begegnet war noch niemand von ihnen.
„Also gut“, Beatrice lächelte hintergründig. „Dann werden wir alle zusammen jetzt das Vergnügen haben, ihn kennenzulernen. Ich bin wirklich sehr gespannt auf ihn. Funkzentrale: stellen Sie eine Verbindung zur FRANCIS DRAKE her. Ich möchte Roi Danton sprechen, und zwar persönlich. Lassen Sie sich nicht abwimmeln. Das wäre ja noch schöner.“
Die Offiziere grinsten sich an. Sie kannten ihre Kommandantin und freuten sich auf das Gespräch zwischen ihr und Danton. Schon viele Männer waren der Meinung gewesen, mit ihr leichtes Spiel zu haben, weil sie eine Frau war. Alle hatte sie bisher eines Besseren belehrt.
Beatrice blickte sich um. „Was gibt es hier zu grinsen, meine Herren?“
Niemand antwortete. „Also nichts“, stellte sie nüchtern fest.
*****
8
Unerwartet
„Der Schlachtkreuzer hat sich identifiziert. USO-Schiff HATSCHEPSUT, Kommandantin Major Beatrice Wood. Sie wünscht Sie unbedingt persönlich zu sprechen, Sir.“
Rasto Hims blickte in das plötzlich verkniffene Gesicht seines Kommandanten.
„Beatrice Wood“, murmelte Roi Danton überlegend vor sich hin. „Da werden wir sehr gut sein müssen, Leute. Sie ist ein harter Brocken, mit ihr ist nicht zu spaßen. Natürlich weiß sie genauso gut wie wir, dass wir Fürst Antikon dem Imperium auszuliefern haben. Das müssen wir ihr ausreden, sonst stehen demnächst die Solare Abwehr und die USO vor unserer Haustür.“
„Tun sie das nicht ohnehin schon, Sir?“, grinste Hims.
„Natürlich. Aber jetzt haben sie eine gesetzliche Handhabe. Ich werde nicht zulassen, dass ein Freihändler vor ein Solares Gericht gestellt wird, solange es dies nicht selbst wünscht. Was nicht ausschließt, dass sich Fürst Antikon vor mir wird verantworten müssen für diesen Akt der Raumpiraterie. So wie es hier aussieht, wird sich Fürst Carlson wohl nicht mehr verantworten können. Die Sternengötter seien seiner Seele und der seiner Leute gnädig. – Was ist mit der ausgeschleusten Korvette? Sie ist mit Sicherheit beschädigt.“
„Treibt mit Unterlicht im Raum. Entweder sind die L-Raum-Konverter zerstört oder sie wartet ab, nachdem wir hier sind.“
„Schicken Sie ein Bergungsschiff und übernehmen Sie die Mannschaft. Dann sprengen Sie das Schiff. Ich möchte nicht riskieren, einen eventuell versteckt schwelenden Atombrand an Bord zu nehmen. Sicher ist sicher.“
Der finanzielle Verlust für die Freihändler war ihm in diesem Augenblick egal. Für ihn zählte nur die Sicherheit seiner Leute.
„Wird erledigt, Sir. Ich schicke Edelmann Randta raus.“
„Sehr gut. – Und nun geben Sie mir eine Verbindung zur HATSCHEPSUT. Bringen wir es hinter uns.“
Übergangslos setzte Roi sein blasiertes Gesicht auf. Innerlich musste er seine Unruhe mit Gewalt niederkämpfen. Beatrice Wood, Bea, seine Lehrgangskameradin und Freundin. Würde sie, die so tief in die Menschen hineinschauen konnte, ihn auch nicht erkennen? Er hoffte es, weil ansonsten die Komplikationen schon absehbar waren. Sie hatte also recht gehabt mit ihrer Ahnung, als sie sich damals voneinander verabschiedet hatten: Sie würden sich wiedersehen, hatte sie fest behauptet! Damals hatte er es nicht glauben können.
Sie hat sich überhaupt nicht verändert, dachte Roi, als der große Bildschirm aufleuchtete und Beatrice für alle sichtbar wurde, wie sie in ihrer schwarzen USO-Kombination mit den Rangabzeichen eines Majors und Schlachtkreuzer-Kommandanten in ihrer Zentrale vor der Bilderfassung stand.
Dass sie ihn im gleichen Augenblick sah, erkannte er an ihrem Blick, der eindeutige Überraschung signalisierte.
Hat sie mich erkannt?, wirbelten Rois Gedanken durcheinander. Das kann sie nicht, so leicht kann es nicht sein. Bisher hat mich niemand erkannt. Es muss an meinem Aufzug liegen, dass sie so erstaunt ist. Denn sie wusste doch aus meinem Anruf, dass sie jetzt mit Roi Danton spricht. Ruhig bleiben …
„Ah, Mr. Danton. Ich freue mich, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen. Ich bin Major Beatrice Wood von der USO. Aber das werden Sie sich sicherlich gedacht haben. Ich danke Ihnen für Ihre Absicht, die Angelegenheit zu regeln, aber Sie wissen genauso wie ich, dass es sich hier um einen eindeutigen Akt der Raumpiraterie im Hoheitsgebiet des Solaren Imperiums handelt. Deshalb kann ich Ihrem Ansinnen nicht nachgeben, sondern muss auf einer Auslieferung des Kommandanten des geflüchteten Schiffes bestehen.“
Roi neigte verbindlich den Kopf. „Das ist mir bewusst, Madame – oder Mademoiselle? Wie darf ich Sie anreden?“
Innerlich schlug sein Herz bis in den Hals. Ich bin ein Narr, sagte er sich. Warum ist das so wichtig? Bea und ich wussten schon damals, dass wir kein Leben zusammen führen können.
Beas Lächeln war undurchdringlich. „Ich schlage vor: ganz einfach Major Wood. Aber um Ihre Frage zu beantworten, obwohl es Sie eigentlich nichts angeht: Mademoiselle wäre richtig, Mr. Danton.“
Roi wurde immer unruhiger. Er durfte sich jetzt keine Blöße geben.
„Mr. Danton! Pfui, wie ordinär.“ Er legte seine ganze Blasiertheit in die Antwort. Hinter ihm grinsten die Edelmänner seiner Zentralebesatzung. „Majestät halten Wir für angemessen von Unseren Untertanen.“
Bea schüttelte verweisend den Kopf. „Mir ist nichts davon bekannt, dass die Leibeigenschaft im Gebiet des Solaren Imperiums wieder eingeführt worden wäre. Außerdem halte ich Sie nicht für so dumm, das innerhalb der Freihändler zu versuchen. Dann hätten Sie sicherlich sehr schnell einen klassischen Sturm auf die Bastille.“
Roi wusste natürlich, dass auch Bea sehr gute Geschichtskenntnisse hatte. Sie reichten nicht an seine heran, aber sie hatte immerhin Einiges aufzubieten.
Ihr Gesichtsausdruck warnte Roi. Er fühlte sich immer unbehaglicher. Unbedingt musste er herausfinden, was sie ahnte – oder sogar wusste, schon für seinen eigenen Seelenfrieden.
„Also, Fürst Danton. Ich bestehe auf einer Auslieferung des Kommandanten des geflüchteten Schiffes. Sicherlich ist es Ihnen bekannt, um welches Schiff es sich handelt.“
„Selbstverständlich, Major Wood. Genau deshalb befinde ich mich in diesem Raumsektor. Sie können mir glauben, dass ich dieses Gefecht, das auch gegen unseren Ehrenkodex verstößt, verhindern wollte. Leider bin ich zu spät gekommen. Es tut mir unendlich leid, besonders für die Besatzung des vernichteten Schiffes. Bitte glauben Sie mir das.“
Beatrice nickte sehr ernst und blickte ihn durchdringend an.
„Davon brauchen Sie mich nicht überzeugen, Fürst. Das glaube ich Ihnen auch so. Man rühmt USO-Angehörigen nach, sie hätten eine gewisse Menschenkenntnis. Besonders soll das für Frauen gelten, sagt man jedenfalls.“
„Oh, es freut mich, dass Sie so positiv von mir denken, Major Wood. Aber Sie sehen ja selbst, dass ich Ihnen niemand mehr ausliefern kann. Das Schiff ist geflohen. Und durch den Linearraum lassen sich Schiffe nun mal nicht verfolgen – leider …“
Er betupfte angelegentlich seine Lippen mit einem Spitzentaschentüchlein, das er aus seinem linken Rockärmel zog und hüstelte leicht.
„Ja, leider“, gab Bea ehrlich zu.
Roi hatte sich inzwischen entschlossen, den Angriff nach vorn zu wagen. Wenn Bea ihn erkannt hatte, musste er sich ihres Stillschweigens versichern. Er wusste, dass er sie damit in eine riesengroße Gewissensnot bringen würde. Sie hatte ihren Eid auf das Solare Imperium und die USO geschworen. Dass sie ihren Offizieren ihre Entdeckung mitteilen würde, glaubte er nicht. Im Fall des Erkennens rang sie wahrscheinlich schon mit sich selbst. Aber sie würde Atlan informieren müssen – und genau das wollte er nicht. Im Extremfall musste er Verbindung mit Atlan aufnehmen und ihn um Verschwiegenheit seinem Vater gegenüber bitten - gerade das, war er nicht wollte.
Das alles konnte er aber nur überdenken und entscheiden, wenn er Klarheit hatte.
„Major Wood, ich schlage Ihnen vor, uns auf der FRANCIS DRAKE zu besuchen. Meine Edelleute und ich würden uns freuen, wenn Sie uns Gesellschaft bei einem Essen leisten würden. Dabei könnten wir uns über dieses Problem ausführlich unterhalten.“
Beatrice überlegte einen Moment, dann sagte sie: „Einverstanden, Fürst Danton. Wann erwarten Sie mich?“
„Sobald die Bergung der Korvette abgeschlossen ist und ich weiß, was hier genau geschehen ist. Ich nehme an, das wird auch Sie interessieren.“
„Mit Sicherheit.“
Roi kam nicht mehr dazu, zu antworten. Rasto Hims machte ihm eine unmissverständliche Geste.
„Einen Augenblick, Major. Mein erster Offizier wünscht mich zu sprechen.“
Hims beugte sich Roi hinab und flüsterte ihm zu: „Die Bergung bereitet Schwierigkeiten, Sir. In der Korvette ist ein Atombrand ausgebrochen. Die Konverter. In der Zentrale sind noch Überlebende eingeschlossen. Edelmann Randta braucht Unterstützung.“
Roi nickte nur und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
„Ich bin untröstlich, Major. Leider ist die Bergung der Korvette schwieriger als angenommen und erfordert meine persönliche Anwesenheit. Wir werden uns wieder bei Ihnen melden, wenn Sie die Güte haben, hier abzuwarten.“
Beatrice reagierte, so wie sie es gewohnt war, sachlich, ruhig, konsequent.
„Lassen Sie die geschwollene Ausdrucksweise, Fürst. Dazu ist jetzt keine Zeit. Brauchen Sie Bergungshilfe von uns? Ich kann einen Flotten-Tender anfordern.“
„Das ist vorerst nicht erforderlich. Bitte halten Sie sich zurück, ich möchte Sie und Ihre Besatzung nicht auch noch gefährden. Aber danke für Ihr Angebot. Ich weiß es zu schätzen.“
Damit schaltete er ab und wandte sich Hims zu.
„Bergungs-Spezial-Kommando voll ausgerüstet in den Transmitterraum. Sie sollen einen Schutzanzug für mich mitbringen. Rufen Sie unser Beiboot an, Transmitter klarmachen. Ich führe das Kommando selbst an.“
„Aber, Sir“, wandte Hims ein. „Das ist ein lebensgefährliches Unternehmen.“
Rois Lächeln wurde zur Maske. „Darf ich Sie an unseren gegenseitigen Eid auf Olymp erinnern, Edelmann Hims? Sie übernehmen das Kommando, bis ich wieder an Bord bin.“
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und sprang in den zentralen Antigravschacht – und die Edelmänner seiner Zentralebesatzung blickten ihm nachdenklich hinterher …
*****
9
Erkannt!
Beatrice Wood musste ihre ganze Willenskraft aufbieten, um sich vor ihren Offizieren nicht zu verraten – denn sie hatte schon beim ersten Blick auf den Funkbildschirm erkannt, wer sich hinter der Maske des Roi Danton verbarg.
Michael Rhodan – ihr Lehrgangsfreund, der Mann, der trotz aller Bemühungen nicht aus ihrem Gedächtnis verschwand.
Sie fragte sich, warum alle nicht auf die richtige Idee kamen? Oder hatte sie wirklich Fähigkeiten, die besonders waren? Sie und Michael hatten es schon vermutet während ihres gemeinsamen Lehrgangs. Aber eine Mutantin konnte sie nicht sein, das wäre bei den zahlreichen Tests der USO aufgefallen.
Unabhängig davon fragte sie sich, wieso die Verantwortlichen des Imperiums so blind waren, besonders Atlan. Sie hätten doch nur zwei Enden „zusammenbinden“ müssen: das Ende der Spur von Michael, der spurlos von Terra verschwand und kurz danach das Auftauchen von Roi Danton bei den Freihändlern. Zwei junge Männer, die auch noch die gleiche Ausbildung vorweisen konnten, als Kosmonaut und als Hochenergie-Techniker. Obwohl diese Ausbildungskombination sehr häufig war, gab es doch noch genug andere Hinweise.
Wahrscheinlich konnten alle nicht über die Mauer springen, in einem verweichlichten Dandy den Sohn des Großadministrators zu sehen, der wahrlich den total gegensätzlichen Charakter hatte.
Sie hatte die nachtblauen Augen auf dem Bildschirm gesehen und alles gewusst. Allerdings musste sie auch vor sich zugeben, dass sie diese Augen in einem ganz anderen Moment gesehen hatte, in einem Moment der Panik und des Entsetzens, den sie in ihrem ganzen Leben wohl nie vergessen würde. Wahrscheinlich hatte noch nicht einmal Michaels Vater seinen Sohn in einer solchen Situation gesehen. Atlan – das konnte sie nicht einschätzen.
Nun stand sie vor einem Gewissenskonflikt. Normalerweise hätte sie ihre Offiziere über ihre Erkenntnis ins Vertrauen gezogen, aber sie musste es nicht. Wozu sie allerdings gemäß ihrem Eid auf das Solare Imperium und die USO verpflichtet war: Atlan wahrheitsgemäß zu informieren. Auf der anderen Seite verstand sie Michael so gut. Sie wusste damals nach dem Lehrgang, dass er von zu Hause weggehen wollte im Anschluss an seine Ausbildung. Er hatte es ihr anvertraut, aber nicht, was er genau vorhatte.
Dazu kam noch ihre Angst um Michael. Sie kannte ihn und wusste genau, dass er sich mit der Bergung in ein lebensgefährliches Abenteuer stürzen würde. Aber er konnte nicht anders, es war seine Art; eine Art, die mit dazu beitrug, dass seine Leute für ihn durchs Feuer gingen.
Mit Flüchen versuchte sie ihr seelisches Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen. Ihr Erster Offizier fasste es zum Glück falsch auf: „Nervös, Ma’am? Wegen der Einladung? Kompliment, so dicht ist von uns allen wohl noch niemand an diesen Freihändler herangekommen. Ich beneide Sie. Es wird sicherlich interessant werden und uns neue Erkenntnisse über ihn bringen. Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie wir mit diesem Bericht auf Quinto-Center empfangen werden.“
Beatrice hatte sich wieder gefangen. „Und Sie möchten mich natürlich als Adjutant begleiten, oder täusche ich mich?“
„Sehr gerne, Ma’am.“
„Sie oder der Zweite. Einverstanden. Machen Sie das unter sich aus. Mir egal. Einer von Ihnen beiden muss hier das Kommando übernehmen.“
Der Erste Offizier schien in eine Zitrone gebissen zu haben, während der Zweite nur feixte.
„Bitte unterrichten Sie über die Relaiskette Quinto-Center, was hier geschehen ist. Bitten Sie Lordadmiral Atlan um Anweisungen bzgl. der Freihändler.“
*
Die Antwort kam schon kurze Zeit später direkt von Atlan:
An USO-Schiff HATSCHEPSUT, Major Wood. Danke für Ihre Meldung. Nehmen Sie die Einladung des Freihändlerfürsten an, versuchen Sie, so viel wie möglich über ihn herauszufinden. Sobald die Besatzung des Rettungsbootes geborgen ist, lassen Sie die Freihändler abfliegen. Wir haben keine rechtliche Handhabe, die FRANCIS DRAKE festzuhalten oder zu kontrollieren, weil sie nicht an dem Kampf beteiligt war. Um das geflohene Schiff werden sich unsere Spezialisten kümmern. Ich erwarte Sie nach Ihrer Ankunft umgehend zur Berichterstattung bei mir. Gez. Lordadmiral Atlan, Befehlshaber USO.
„Also warten wir ab, wie die Bergung verläuft“, meinte Beatrice. „Wer von den Herren begleitet mich denn nun?“
„Der I.O., Ma’am“, antwortete der Zweite Offizier traurig, während der Erste über das ganze Gesicht grinste.
*****
10
Lebensgefährliche Bergung
Nur mühsam kamen die Männer des Spezialkommandos mit Roi Danton an der Spitze in ihren schweren Schutzanzügen vorwärts. Jeder Schritt kostete Anstrengung. Nur gesunde und kräftige Männer konnten die Belastung dieser unhandlichen Anzüge länger aushalten. Deshalb bestand die Einheit ausschließlich aus Männern. Frauen waren körperlich nicht in der Lage, hier mithalten zu können.
Roi, obwohl er sehr gut trainiert war, merkte die außergewöhnliche Anstrengung auch langsam.
Bis auf einen hatten sie alle Männer, die sich in die Zentrale des brennenden Beibootes gerettet hatten, auf ihre eigene Korvette überführt. Dem Anschein nach hatten sie nur leichte Verletzungen davongetragen.
Roi fluchte, aber er war nicht bereit, den letzten Mann, dem Vernehmen nach einen Ertruser, seinem Schicksal zu überlassen, solange es noch einen Rettungsschimmer gab. Der Anführer der Strahlenschutzgruppe versuchte mehrmals, ihn davon zu überzeugen, zumindest die Aktion nicht weiter selbst zu leiten, sondern sich zurückzuziehen. Er biss bei Roi auf Granit, also gab er es schließlich auf.
„Da vorne“, hörte Roi eine Stimme in seinem Helmempfänger. „Hinter der Konsole liegt er. Anscheinend bewusstlos oder … Jedenfalls rührt er sich nicht.“
„Kommen Sie an ihn heran?“, fragte Roi.
„Ich glaube schon. Aber so wie es aussieht, ist er eingeklemmt. Da brauche ich Hilfe.“
In diesem Moment kam eine Stichflamme aus der Konsole, hinter der der Ertruser eingeklemmt war.
Roi und die anderen Männer blickten sich bedeutungsvoll an.
„Ich brauche drei Freiwillige“, sagte Roi mit heiserer Stimme. „Wir versuchen zusammen, den Mann herauszuholen. Die anderen sichern das Schott. Sie ziehen sich sofort auf unser Boot zurück, sobald die Situation hier unhaltbar wird, egal ob wir noch drin sind oder nicht. Ist das ganz klar verstanden worden, meine Herren?“
Es war verstanden worden. Niemand sprach einen Einwand aus, obwohl jeder ihn hatte. Alle Männer meldeten sich freiwillig. Roi suchte sich die besten aus und winkte ihnen zu.
Als Erster ging er mit vorsichtigen Schritten auf die Konsole zu, die inzwischen zu glühen begann. Trotz Schutzanzug spürte er die Hitze. Die Aggregate des Anzugs waren bei diesen Hitzegraden am Ende. Lange würden sie nicht mehr durchhalten. Beim Ausfall der Thermostate mussten sie zwangsläufig aufgeben. Deshalb drängte Roi zur Eile.
Er bekam eine Hand des bewusstlosen Ertrusers zu fassen. Dessen Schutzanzug war zu großen Teilen verbrannt, darunter kam die angesengte Haut zum Vorschein. Roi schluckte die bei dem Anblick aufsteigende Übelkeit herunter. Er fragte sich, ob der Mann überhaupt noch lebte oder ob sie hier alle ihr Leben zur Bergung eines Toten riskierten.
Da sah er, dass sich der Brustkorb des Verletzten ganz leicht hob und senkte.
Erleichtert winkte er seinen Leuten. Zusammen hoben sie die Teile der Konsole an, die auf dem Mann lagen und zogen ihn vorsichtig heraus. Roi stöhnte leise auf. Er war wirklich nicht sonderlich empfindlich, aber das hatte er in seinem ganzen bisherigen Leben noch nicht gesehen. Wütend schluckte er den aufsteigenden Mageninhalt wieder herunter und machte sich mit einem groben Fluch Luft.
Der Führer des Bergungskommandos, ein alter und erfahrener Freihändler, fasste ihn am Arm und zog ihn zur Seite.
„Ruhig durch die Nase einatmen und durch den Mund wieder ausatmen.“ Er legte seinen geschlossenen Helm direkt an den von Roi und sprach nicht über die Funkverbindung, damit niemand sie hören konnte. Durch seine Erfahrung wusste er, dass Roi sein Zustand peinlich sein musste.
„Als ich so etwas zum ersten Mal ansehen musste, habe ich mir neben dem Verletzten die Seele aus dem Leib gekotzt, wie jeder andere auch. Das ist ganz normal. Wir sind eben Menschen.“
Roi befolgte den Rat und merkte, dass er die Übelkeit beherrschen konnte. Die Selbstverständlichkeit des Mannes tat ihm gut.
Der alte Mann lächelte. „Sie halten sich wirklich tapfer, Kommandant. Ich habe vor Ihnen noch keinen Mann gesehen, der beim ersten Mal nicht seinen Magen umgekrempelt hätte. Meine allergrößte Hochachtung!“
Roi hatte sich wieder gefasst und bedankte sich bei dem alten Freihändler mit einem kräftigen Händedruck. Er nickte den anderen zu. Gemeinsam zogen sie den riesigen Ertruser mit einer gewaltigen Kraftanstrengung, die durch die schweren Schutzanzüge noch verstärkt wurde, Richtung Schott, wo die anderen warteten. Als diese sich nähern wollten, hielt ein scharfer Befehl Rois sie zurück. Er wollte nicht noch mehr Menschenleben riskieren.
Gerade als er das dachte, durchschlug eine Flamme seinen Anzug. Glühend und stechend durchzog ihn der Schmerz im rechten Bein und an der Hüfte. Gellend schrie er auf. Die Männer zuckten vor Schreck zusammen. Er biss die Zähne zusammen und zog weiter an dem Verletzten, obwohl der Schmerz ihm die Besinnung zu rauben drohte.
Zusammen schafften sie es, den Verletzten aus der zerstörten Zentrale zu ziehen. Am Ausgangsschott nahmen die anderen sie in Empfang, trugen den Ertruser weiter und der Kommandoführer stützte Roi.
„Können Sie noch laufen, Sir?“
„Es geht“, presste Roi zwischen den Zähnen hervor. „Unkraut vergeht nicht“, versuchte er zu scherzen. Es gelang ihm nicht so recht. Die Schmerzen wurden immer schlimmer. Er wusste nicht, wie lange er sie noch ertragen konnte, ohne das Bewusstsein zu verlieren.
Der weitere Weg zu ihrer Korvette, die über einen druckfesten Verbindungsschlauch mit dem Rettungsschiff verbunden war, gelang ohne neue Zwischenfälle. Niemand sprach ein Wort. Das war unter den eingespielten Männern auch nicht nötig.
Roi hielt noch bis zur Zentrale ihrer Korvette durch, wo ihn Edelmann Randta überglücklich empfing. Dort brach er vor Schmerzen mit einem leisen Aufschrei bewusstlos zusammen und wurde genau wie der gerettete Ertruser sofort von einem Medoroboter übernommen.
*****
11
Absage
„Anruf von der FRANCIS DRAKE, Ma’am.“ Beatrice Wood wurde von der Meldung ihres Funkoffiziers aufgeschreckt. „Edelmann Hims, der Erste Offizier möchte Sie sprechen.“
Ein eiskalter Schlag durchzuckte Beatrice. Wieso nicht Roi Danton selbst? Was war passiert? Auf dem Bildschirm, der von der Ortungszentrale belichtet wurde, hatte sie gesehen, wie die Korvette der FRANCIS DRAKE wieder eingeschleust worden war und anschließend das Rettungsboot in einem grellen Atomblitz explodierte. Ob von selbst oder durch die Freihändler gesprengt, konnte die Ortung nicht feststellen.
„Stellen Sie durch.“
Edelmann Hims wirkte ungewöhnlich ernst, als er sich meldete. „Major Wood, ich darf Ihnen mitteilen, dass die Bergung erfolgreich war. Deshalb haben wir die Korvette umgehend gesprengt, ehe sie zu einer Gefahr für unsere Schiffe werden konnte. Sicherlich haben Sie das auf Ihren Bildschirmen bereits gesehen.“
„Natürlich, Edelmann Hims. Aber deshalb rufen Sie mich sicherlich nicht extra an, oder?“
„Nein, Major, natürlich nicht.“ Er räusperte sich vernehmlich. „Mein Kommandant kann leider die Einladung zum Essen im Moment nicht aufrechterhalten, da er auf dem Einsatz verletzt wurde. Ich bitte dafür um Ihr Verständnis.“
Bea holte tief Luft. Sie hatte es befürchtet. Michael hatte natürlich wieder einmal Kopf und Kragen riskiert! „Wie geht es Ihrem Kommandanten? Brauchen Sie ärztliche Hilfe? Ich kann meinen Chefarzt zu Ihnen schicken oder Mr. Danton in unsere Bordklinik übernehmen.“
„Das ist nicht nötig, Major. Wir haben eine hervorragend ausgestattete Bordklinik, die sich durchaus mit Ihren Einrichtungen messen kann und einen genauso hervorragenden Chefarzt. Roi Danton ist hier in den besten Händen. Das versichere ich Ihnen bei meiner Ehre.“ Hims konnte seine Besorgnis nicht verstecken, obwohl er sich sichtlich darum bemühte.
Beatrice musterte ihn überlegend. Roi schien schwerer verletzt zu sein. „Mr. Hims, ich möchte von Ihnen die komplette Wahrheit wissen. Wie schwer ist Roi Danton verletzt?“
Rasto Hims schien mit sich zu kämpfen. Dann rang er sich durch. „Schwer, aber nicht lebensgefährlich. Er hat Verbrennungen dritten und zweiten Grades.“
Beatrice entschied sich sofort. Niemand konnte einen Verdacht schöpfen, wenn sie sich persönlich vom Zustand des Freihändlerfürsten überzeugte und dazu ihren Chefarzt mitnahm. Es war ein Akt der Humanität. Sie musste einfach wissen, wie es Roi wirklich ging, es würde ihr sonst keine Ruhe lassen.
„Edelmann Hims, ich bitte dringend darum, dass Sie unsere Hilfe annehmen. Ich möchte mit meinem Chefarzt und meinem Ersten Offizier als Adjutanten an Bord Ihres Schiffes kommen und mich davon überzeugen, dass Sie auch wirklich in der Lage sind, Roi Danton entsprechend zu versorgen. Brandverletzungen sind an Bord eines Schiffes nicht unbedingt ausreichend zu behandeln, noch nicht einmal in der Bordklinik eines Ultraschlachtschiffes. Das wissen Sie genauso gut wie ich. Wenn mein Chefarzt den Eindruck gewinnen sollte, dass Ihr Kommandant in einer planetaren Spezialklinik besser aufgehoben ist, dann sperren Sie sich bitte nicht dagegen, in seinem Interesse! Wir haben nicht die Absicht, Ihr Schiff zu kontrollieren. Ich verspreche Ihnen bei meiner Ehre als Offizier, dass wir keinen derartigen Versuch unternehmen werden.“
Hims sah anscheinend ein, dass er gegen die selbstbewusste Kommandantin nicht ankam. Deshalb nickte er nur. „Kommen Sie über den Transmitter an Bord oder mit einer Space-Jet?“
„Über den Transmitter. Wir senden Ihnen unsere Sendedaten und sehen uns gleich, Edelmann Hims.“
Beatrice nickte ihrem Ersten Offizier zu. „Die Paradeuniform können Sie im Schrank lassen. Benachrichtigen Sie den Chefarzt, wir treffen uns gleich im Transmitterraum.“
*****
12
Eine Intrige?
Später glaubte Roi zuerst, einen Fiebertraum gehabt zu haben, als er das erste Mal in der Bordklinik der FRANCIS DRAKE aufwachte und glaubte, seine alte Freundin Beatrice neben sich zu sehen. Trotz der starken Schmerzmittel verschwamm alles noch in einem glühenden Meer von wahnsinnigen Schmerzen, die ihn fast um den Verstand brachten.
Sobald er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, erzählte Rasto Hims ihm, was geschehen war und dass Beatrice kein Fiebertraum, sondern Realität gewesen war.
Major Beatrice Wood war zusammen mit ihrem Chefarzt und ihrem Ersten Offizier auf die DRAKE gekommen. Der Chefarzt der HATSCHEPSUT stellte fest, dass die Bordklinik des Freihändlerschiffes ihresgleichen suchte. Sie konnte durchaus mit gleichartigen Einrichtungen der Flotte und der USO mithalten. Der Chefarzt, ein Plophoser namens Dr. Ereget Hamory, war für den Chefarzt der HATSCHEPSUT kein Unbekannter. Er hatte sich einen hervorragenden Namen als Arzt und Wissenschaftler gemacht, bevor er spurlos von Plophos verschwand. Es bestand keinerlei Zweifel, dass Roi Danton bei ihm in den besten Händen war.
Dahingehend beruhigt, verließen Major Wood und ihre Begleitung die FRANCIS DRAKE wieder. Sie hatte ihr Versprechen gehalten und nicht versucht, sich umzusehen oder etwas zu kontrollieren. Edelmann Hims ließ alle Räume, die sie betreten hatten, nach versteckten Robotspionen kontrollieren, fand aber nichts. Bea stieg dadurch in seiner Achtung ein riesiges Stück. Insgesamt gefiel ihm die selbstbewusste Kommandantin sehr gut.
Die DRAKE flog auf direktem Wege nach Olymp, der Freihandelswelt. Rasto Hims informierte den Kaiser und den Sicherheitschef über die Vorkommnisse. Fürst Antikon wurde sofort inhaftiert. Die Gerichtsverhandlung würde unter Vorsitz von Roi Danton stattfinden, sobald dieser wieder genesen war. Mit Spannung wurden dabei die Aussagen der geretteten Besatzungsmitglieder erwartet. Sie waren medizinisch versorgt worden und hielten sich unter dem Schutz des Sicherheitsdienstes in einem Hotel des Raumhafens von Trade-City auf. Der Sicherheitschef ging kein Risiko ein.
Einigen der Beiräte gefiel dies nicht. Es war bekannt, dass Fürst Antikon zu ihren Gefolgsleuten gehörte.
Roi Danton und der gerettete Ertruser blieben in der Bordklinik der FRANCIS DRAKE unter der Obhut von Dr. Hamory.
Roi befand sich langsam auf dem Weg der Genesung nach entsprechenden Hauttransplantationen aus nachgezüchtetem körpereigenem Gewebe. Der Ertruser, dessen Name Oro Masut war, lag immer noch in einem Regenerierungstank. Dr. Hamory wagte inzwischen die vorsichtige Prognose, dass er außer Lebensgefahr wäre, aber für sein Leben entstellt mit Brandnarben an Kopf und Oberkörper, weil diese auch mit Transplantationen nicht mehr reparabel wären.
Fortsetzung folgt ...
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Vielen Dank für die Fortsetzung der tollen Geschichte. Ich hoffe Du hattest einen erholsamen Urlaub und schöne, erfolgreiche Tage in Braunschweig. 

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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Hatte ich beides. Danke der Nachfrage!


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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Super. Danke für die Fortsetzung. Besser als die aktuelle Erstauflage.
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Danke. Da werde ich ja richtig rot .......

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Lockruf der Freihändler, Teil 4
13
Krankenbesuch
Rasto Hims saß am Bett von Roi und beendete seinen Bericht. Er konnte seine Anerkennung und seinen Respekt für Beatrice Wood nicht verleugnen. „Ich hatte den Eindruck, dass die Kommandantin sich sogar Sorgen um Sie machte, Sir. Kannten Sie sie so gut, bevor Sie zu uns kamen?“
Roi überlegte einen Moment, wie viel er seinem Vertreter, der schon mehr ein Freund geworden war, anvertrauen konnte. „Ja, ich kannte sie damals sehr gut. Sie ist eine prächtige Frau, das können Sie mir glauben.“
Hims nickte. „Das glaube ich Ihnen sofort. – Kommen Sie von der USO oder von der Flotte?“
Roi zog sofort sein blasiertes Gesicht. „Wie kommt Er auf diese Idee, Hims?“
Der Epsaler lachte. „Ich kann denken, Sir. Eine solche Ausbildung wie Sie, sowohl kosmonautisch wie auch als Kämpfer, bekommt man nicht irgendwo an der Ecke. Ich vermute, dass Sie aus den Reihen der USO kommen, da Sie Major Wood persönlich kennen.“
Roi zuckte die Schultern. „Spekuliere Er ruhig weiter. Er wird ohnehin keine Antwort erhalten.“
Dabei liegt er gar nicht einmal falsch, dachte er sarkastisch. Denn seine militärische Ausbildung hatte er tatsächlich bei der USO erhalten - und war immer noch Reserveoffizier der USO.
*
„Ich verlasse mich darauf, Sir, dass Sie die von mir verordnete Bettruhe einhalten.“ Dr. Hamory erhob sich von der Bettkante und nickte Roi lächelnd zu. „Nur noch zwei Tage, dann können Sie wieder aufstehen. Aber ich möchte gerne sicher sein, dass die Brandwunden auch wirklich folgenfrei verheilen. Solche Verletzungen gehören leider auch im 25. Jahrhundert noch zu den schweren.“
„Ich weiß, ich weiß …“ Roi verzog säuerlich das Gesicht. „Sie meinen es nur gut. Okay, ich halte mich daran, solange Sie mir hier die Kommunikation nicht ‚aus medizinischen Gründen’ kappen, Doc!“
Dr. Hamory lachte und ging zum Schott. Als er es öffnete, stand Beirat Anthony Henks vor ihm.
„Oh, Dr. Hamory, störe ich? Sind Sie gerade in der Visite? Dann komme ich später wieder. Oder spricht etwas dagegen, ich meine aus medizinischen Gründen, dass Fürst Danton Besuch empfängt?“
„Nein, Fürst. Aber bitte regen Sie den Fürsten nicht auf. Er braucht noch viel Ruhe. Es sei denn, Fürst Danton möchte Sie nicht sehen.“
Dr. Hamory konnte sich den abweisenden Gesichtsausdruck nicht ganz verkneifen. Genau wie Roi wusste er genau, dass Henks der Anführer der Beiräte-Gruppe war, die jede Möglichkeit nutzten, Roi in seinen Plänen zu boykottieren, weil sie ihren Einfluss, ihre Macht und ihre Möglichkeiten zu krummen Geschäften durch ihn schwinden sahen.
Roi winkte ab. Henks wollte mit Sicherheit keinen Höflichkeitsbesuch abstatten, und je eher er wusste, was er wollte, desto besser für ihn. Außerdem fühlte er sich geistig schon wieder voll handlungsfähig. Er durfte sich eben nur noch nicht so viel bewegen, damit die neu transplantierte Haut, die Hamory aus Plasma angezüchtet hatte, auch wirklich narbenfrei mit der alten zusammenwuchs.
Henks zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Wie geht es Ihnen, Fürst Danton?“
Roi hatte zwar keine Lust, Höflichkeitsbezeugungen auszutauschen, da ihm der Mann in jeder Beziehung unsympathisch war, sowohl von seinem ungepflegten Äußeren her, als auch von seiner Art. Sich wie die Vorfahren zu kleiden, hieß seiner Meinung nach noch lange nicht, grundlegende Hygienemaßnahmen zu unterlassen. Solche Menschen stießen ihn, der sehr auf Körperpflege achtete, grundsätzlich ab. Trotzdem wollte er ihn nicht verärgern und ging erstmal auf das Spiel ein.
„Schon viel besser, Fürst Henks.“ Er schenkte ihm ein höfliches, nichtssagendes Lächeln.
„Das freut mich sehr. Da können wir Sie sicherlich bald wieder in unserer Runde begrüßen.“
„Davon gehe ich aus.“
Henks räusperte sich. Er musste nun langsam zur Sache kommen. „Dass Sie Anweisung erteilt haben, Fürst Antikon und seine Edelmänner zu inhaftieren, halten meine Kollegen und ich für richtig, aber warum darf niemand zu ihnen? Und warum haben Sie die Geretteten ebenfalls isolieren lassen, in Schutzhaft in den besten Zimmern des Raumhafenhotels auf Ihre persönlichen Kosten? Das verstehe ich nicht.“
Roi seufzte. „Fürst Henks, darf ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass diese Männer unter dem Verdacht der Raumpiraterie stehen? Ich möchte auf der einen Seite verhindern, dass alle Beteiligten, egal von welcher Seite, vor der Verhandlung unter meinem Vorsitz eine Aussage machen. Zum anderen haben die Geretteten die Hölle hinter sich und ich möchte gerne, dass sie ein wenig zur Ruhe kommen. Wir konnten sie nur unter größten Mühen aus der brennenden Korvette retten.“
Henks neigte verbindlich den Kopf. „Selbstverständlich, sonst würden Sie jetzt nicht hier liegen. Das ist auch ein Punkt, den meine Kollegen und ich nicht verstehen und auch nicht akzeptieren können. Wieso kämpfen Sie an vorderster Front, riskieren Ihr Leben? Sie sind doch im Hintergrund als Befehlshaber viel erforderlicher.“
Roi seufzte gelangweilt. „Mein Lieber, darüber werde ich mit Ihnen nicht diskutieren, weil wir in dieser Frage niemals zu einer Übereinstimmung kommen können. Ich halte sogar einen Kompromiss für ausgeschlossen, weil ich kein Stück von meiner Einstellung abgehen werde. – Haben Sie mir irgendwelche Vorschläge zu machen?“
Henks sah auf seine Fingerspitzen herunter. Er wusste natürlich, dass Roi laut Anordnung des Kaisers der Befehlshaber der Freihändler war und er und seine Kollegen vom Beirat seine Entscheidungen nur mit einem Mehrheitsbeschluss kippen konnten. Und ungefähr die Hälfte der Beiräte war auf Rois Seite. Bei jeder schwerwiegenden Entscheidung kam es zu einem Tauziehen. Beide Parteien wussten, dass sie sich irgendwann einigen mussten, wenn sie die Freihändler nicht zersplittern wollten. Henks und seine Freunde wussten auch, dass Roi die besseren Pläne hatte, um die Freihändler wirklich zur soliden Wirtschaftsmacht zu etablieren – aber das würde ihren Einfluss und vor allen Dingen ihre Gewinne schmälern. Deshalb bekämpften sie ihn, aus reinem Eigennutz und Egoismus.
„Die Schutzhaft können Sie natürlich jetzt nicht aufheben lassen, das sehe ich ein. Das würde nur unnötige Unruhe hervorrufen.“
„Danke für Ihr Verständnis.“ Roi konnte sich ein zynisches Lächeln nicht verkneifen.
„Werden Sie Fürst Antikon und seine Edelmänner an das Imperium ausliefern, Fürst Danton?“
Rois Gesicht wurde hart, seine nachtblauen Augen schienen zu Eis zu erstarren. „Nein“, antwortete er mit kalter Stimme. Henks konnte sich eines kalten Schauers dabei nicht erwehren. „Niemals. Es sei denn, er wünscht es selbst, so wie es die Statuten der Freihändler aussagen. Allerdings werde ich nach der Gerichtsverhandlung dem Solaren Imperium in geeigneter Weise nachweisen, dass wir sie entsprechend der Gesetze des Imperiums und unserer Charta abgeurteilt haben. Ich brauche Ihnen wohl nicht in Erinnerung zu rufen, dass Raumpiraterie auch bei den Freihändlern nicht geduldet wird.“
Henks seufzte, versuchte sich einen gelangweilten Ausdruck zu geben. „Wenn es denn Raumpiraterie war.“
Roi nickte ernst. „Das werden wir im Laufe der Verhandlung feststellen.“
„Eben.“ Henks schob nachdenklich seine rechte Hand in die Tasche seiner völlig verdreckten Uniformjacke, die der Zeit des französischen Kaisers Napoleon I. nachempfunden war, jedenfalls so, wie sein Träger sie sich vorstellte.
„Sicherlich haben Sie die entsprechenden Möglichkeiten für eine solche Nachricht.“
„Natürlich. Warum fragen Sie?“
Henks tat so, als überlege er. Roi war klar, dass dieser Mann ein Schauspiel abzog, sein Vorhaben war noch nicht so erfüllt, wie er sich das vorstellte.
„Meine Kollegen und ich würden uns sehr freuen, wenn Sie Ihre Kontaktpersonen im Solaren Imperium offenlegen würden und auch Ihre anscheinend unerschöpflichen Geldquellen. – Sagen wir es einmal so: Es würde das Vertrauen zwischen uns stärken – und würde endgültig den Verdacht widerlegen, dass Sie ein Agent der Solaren Abwehr oder der USO sein könnten.“
Roi winkte nur müde ab. „Fürst Henks, bitte ersparen Sie mir und auch Ihnen selbst diese Diskussion, die wir schon einige Male geführt haben. Sie führt zu nichts, weil meine Antwort die gleiche bleibt: NEIN! Wie Sie wissen, vertraut der Kaiser mir und hat mich offiziell zu seinem Stellvertreter ernannt und Sie haben damals zugestimmt. Also versuchen Sie bitte nicht erneut, das zu untergraben. – Oder muss ich Sie an Ihre gescheiterten Versuche erinnern?“
Henks nickte bedächtig, sagte aber nur: „Schade.“
Gleichzeitig spürte Roi in seinem Kopf ein leichtes Ziehen, die bekannte Beeinflussung durch einen Psychostrahler.
Also das hat er vor, dachte er belustigt und gleichzeitig erfreut. Nun zum ersten Mal würde seine Mentalstabilisierung sich voll zu seinem Vorteil auswirken. Es kam nur darauf ein, dass er Henks gut genug den Beeinflussten vorspielen konnte. Als Roi Danton reicht meine Schauspielkunst wohl. Mal sehen, ob auch hier.
Er gab seinem Gesicht einen abwesenden, leeren Ausdruck.
„Sie werden das tun, was ich Ihnen befehle“, sagte Henks mit bestimmtem Tonfall.
„Ja“, bestätigte Roi dumpf und teilnahmslos.
Henks schien zufrieden und zog den silbernen Stab des Psychostrahlers ganz aus der Tasche, richtete ihn voll auf Roi.
„Sie werden bei der Gerichtsverhandlung Fürst Antikon und seine Edelmänner freisprechen, das Raumgefecht als eine Verkettung von unglücklichen Umständen und Missverständnissen erkennen und akzeptieren, egal wie die Aussagen lauten. Bestätigen Sie!“
„Ja, das werde ich tun.“ Roi blickte teilnahmslos an Henks vorbei zur Wand. Der schien sehr zufrieden zu sein.
„Nach der Verhandlung werden Sie alle Beiräte zu einer Sitzung bitten“, fuhr er fort. „Dann werden Sie uns freiwillig mitteilen, wer Sie wirklich sind und wer Ihre Kontaktleute im Imperium und bei der USO sind, sowie Ihre Geldquellen.“
„Ja, das werde ich tun.“
Raffiniert, dachte Roi bei sich. Wenn er mich jetzt fragen würde, dann müsste er es vor seinen Kollegen beweisen. So hören es alle.
„Sobald ich Sie verlasse, werden Sie die automatische Aufzeichnung aus diesem Zimmer mit Ihren Überrangcodes löschen lassen und meinen Besuch vergessen.“
„Ja.“ Mehr konnte er unter dem Einfluss des Psychostrahlers nicht antworten, eine ausführlichere Antwort wäre aufgefallen. Mit Sicherheit wusste Henks genau, wie Menschen reagierten, die von dem Strahler beeinflusst waren. In jedem Krankenzimmer war eine Überwachungsanlage installiert, zur Sicherheit für die Patienten, um bei einer Notsituation die entsprechenden Entscheidungen schnell und präzise treffen zu können. Die automatischen Aufzeichnungen wurden nach Ablauf von 24 Stunden automatisch gelöscht, oder wenn ein Berechtigter der großen Bordpositronik andere Anweisungen erteilte.
Henks schaltete den Psychostrahler ab und steckte ihn wieder in die Tasche. Verbindlich lächelnd wandte er sich Roi zu.
„Es tut mir leid, dass ich so lange aufgehalten habe, Fürst Danton. Wir sehen uns dann bei der Verhandlung gegen Fürst Antikon, nehme ich an?“
„Natürlich, danke für Ihren Besuch.“
Roi tat, als ob er sich an nichts erinnere und nickte nur mit dem Kopf, während Henks aufstand und das Krankenzimmer verließ.
*
Hätte Henks Roi gesehen, nachdem das Schott zu glitt, wäre er nicht so zufrieden aus der FRANCIS DRAKE hinausgegangen.
„Dieser ausgemachte Ganove“, murmelte Roi vor sich hin, während er die Verbindung zur großen Bordpositronik herstellte und sich mit seinen Überrangcodes identifizierte.
Er wies die Positronik an, die Aufzeichnungen der letzten Stunde nicht sofort zu löschen, sondern sie vorher auf seinen eigenen Terminal in seiner privaten Kabinenflucht zu überspielen und dort zu speichern. Danach sollten sie im medizinischen Sektor wie üblich gelöscht werden.
Ein Lächeln umspielte Rois Lippen, als er daran dachte, wie er die Beiräte auf dieser Sitzung verblüffen würde. So langsam reichte es ihm. Er hatte keine Lust mehr, seine Kräfte im Kampf gegen Sturköpfe und Egoisten zu verschleißen. Er hatte wirklich Wichtigeres zu tun.
********
Kapitel 14
Der Bericht der Kommandantin
Quinto-Center
Beatrice Wood hatte ihren Bericht beendet und blickte Lordadmiral Atlan fragend an. Würde er die eine bestimmte Frage stellen, vor der sie sich fürchtete – würde er fragen, ob Roi Danton identisch mit Michael Rhodan sein könnte? Wenn überhaupt, wäre er der Erste, der überhaupt auf diese Idee kommen könnte. Und würde er merken, dass sie innerlich in einem schweren Gewissenszwiespalt steckte? Der mehr als zehntausend Jahre alte Arkonide war ein ausgezeichneter Menschenkenner und Galaktopsychologe.
„Sie haben richtig gehandelt, Major Wood“, sagte Atlan nach einem Augenblick des Nachdenkens. „Sie hatten keine rechtliche Handhabe, die FRANCIS DRAKE festzuhalten. Etwas möchte ich allerdings gerne noch von Ihnen wissen. Wieso haben Sie sich mit Ihrem Chefarzt persönlich an Bord der DRAKE begeben, um sich nach dem Befinden von Fürst Danton zu erkundigen?“
Beas Herz schlug bis zum Hals. Jetzt wurde es gefährlich. Ihr Vorgehen stand völlig außerhalb der normalen Routine. „Aus zwei Gründen, Sir. Einmal aus humanitären Gründen, weil Brandverletzungen, die er sich meiner Meinung nach zugezogen haben musste, in der Bordklinik eines Handelsschiffes normalerweise nicht fachgerecht versorgt werden können. In diesem Falle hätte ich dafür gesorgt, dass er auf die HATSCHEPSUT gebracht und, wenn nötig, in eine Spezialklinik überführt wird. Zum anderen machte er mich neugierig. Ich wollte ihn nach dem Funkgespräch gerne näher kennen lernen.“
Atlan lächelte fein. „Also hat er sie auch beeindruckt, wie schon so viele andere. Er soll ein Charisma haben, dem sich viele kaum entziehen können. Welchen Eindruck hatten Sie persönlich von ihm?“
„Ich kann nur von dem Funkgespräch ausgehen. Denn in der Bordklinik der DRAKE war er nicht ansprechbar.“
„Und?“
„Ein irgendwie verrückter Spinner, der aber meiner Meinung nach loyal denkt und zum Imperium steht mit gewissen beachtenswerten Führungsqualitäten.“
„Hmm, die Berichte der Spezialisten gehen sogar noch weiter. Demnach soll dieser Danton nicht nur beachtenswerte, sondern sogar ganz herausragende Führungsqualitäten haben, sehr erstaunlich für einen so jungen Mann. Wie alt schätzen Sie ihn?“
Bea wiegte leicht den Kopf. „Schwer zu schätzen in der Maskerade. Irgendwo zwischen zwanzig und dreißig.“
„Dr. Ereget Hamory, der Chefarzt“, wechselte Atlan das Thema. „Welchen Eindruck hatten Sie von ihm?“
„Rein persönlich einen sehr guten. Er wirkte auf mich zuverlässig und sympathisch. Ein Arzt, dem auch ich selbst mich anvertrauen würde. Mein Chefarzt sagte, er würde ihn kennen. Ich hatte beim Treffen den Eindruck, als ob er ihm mit einem gewissen Respekt begegnete, rein fachlich gesehen. Das verwunderte mich etwas.“
„Dazu hat er auch allen Grund. Hat er ihnen erzählt, wer Dr. Hamory ist?“
„Nur so viel, dass er ein bekannter plophosischer Wissenschaftler war, bevor er spurlos verschwand. Liegt etwas gegen ihn vor?“
Atlan lachte sarkastisch auf. „Gegen ihn? Im Gegenteil. Er ist einer der wirklich begnadeten Wissenschaftler, die dem Imperium verlorengegangen sind. Dass er jetzt allerdings bei den Freihändlern wieder aufgetaucht ist, macht mich besorgt. Wenn noch mehr solche Menschen dorthin gehen, wird sich das Imperium demnächst warm anzuziehen haben.“
Er sah einen Moment auf seine Fingernägel nieder. „Nun gut, dieses Problem werden wir jetzt und hier nicht lösen können. Auf jeden Fall werde ich vorerst abwarten, ob wir eine Nachricht von den Freihändlern bekommen, wie Danton diesen Fall der Raumpiraterie gelöst hat. Daran können wir auch sehen, wie weit seine Position bereits gefestigt ist. Das ist für uns sehr wichtig zu wissen.“
Bea nickte bestätigend. „Sicher, Sir. Ich persönlich schätze ihn so ein, dass er durchgreifen wird.“
Atlan lächelte fein. „Das sagt mir mein Gefühl auch. Wir werden Roi Danton jedenfalls nicht aus den Augen lassen. Vielleicht brauche ich Sie noch einmal für einen Einsatz in der Beziehung. Vorerst genießen Sie die Werftliegezeit und erholen Sie sich, Beatrice.“
Bea erhob sich und blickte offen in Atlans rotgoldene Augen, in denen die Weisheit eines Wesens schimmerte, die einmalig war.
Atlan streckte ihr die Hand hin und Bea schlug ein. „Noch etwas, falls Sie Roi Danton wieder einmal begegnen sollten, passen Sie auf, dass er Sie mit seinem Charisma nicht zu sehr beeindruckt. Ich möchte Sie nicht auch noch an die Freihändler verlieren.“ Ein feines Lächeln umspielte die Lippen des Arkoniden.
Bea beherrschte sich mit aller Willenskraft. „Nein, Sir.“
Vor der Tür von Atlans Büro atmete sie tief durch. „Oh, Mike“, murmelte sie leise vor sich hin. „Das ist ein echtes Dilemma. Wie mag das weitergehen?“
Zum Glück schien Atlan überhaupt nicht daran zu denken, wer hinter der Maske des Roi Danton stecken könnte. Sie musste vor sich selbst zugeben, dass allein der Gedanke auch schon eine fast unüberwindliche Gedankenmauer darstellte, denn auch sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, wenn sie Roi nicht persönlich gesehen hätte … und genau das hatte Atlan eben noch nicht …
**********
Kapitel 15
Der Leibwächter
Boscyks Stern, Olymp, Trade-City
„Sie fühlen sich wirklich stark genug, um Ihre Aussage vor dem Gericht zu machen, Edelmann Masut?“
Roi blickte sinnend auf den riesenhaften Ertruser, der ihm gegenüber am Kartentisch in der Zentrale der FRANCIS DRAKE saß. Eine energetische Wand ließ weder Sichtkontakt noch akustische Signale zu. Außer ihnen war niemand anwesend. Die Zentralebesatzung ging ihren üblichen Pflichten nach.
So, wie Dr. Hamory es prophezeit hatte, waren die schweren Brandverletzungen des Ertrusers nicht folgenlos abgeheilt. Schwere Brandwunden verunstalteten das Gesicht des riesenhaften Mannes. Roi kannte die medizinischen Berichte. Der Oberkörper Masuts sah genauso verunstaltet aus. Medizinisch war alles Mögliche getan worden, die Wunden hatten sich infektionsfrei vernarbt – wie der Mann psychisch damit klarkommen würde, würde erst die nähere Zukunft zeigen.
Natürlich kannte Roi seinen Bericht von den Vorfällen schon. Er hatte seine eigene Vermutung nur bestätigt. Es handelte sich ganz eindeutig um einen Akt der Raumpiraterie, die ihn vor doppelte Probleme stellte. Zum einen musste er sich gegen seine Gegner unter den Beiräten durchsetzen, zum anderen musste er dem Solaren Imperium gegenüber eindeutig nachweisen, dass er hart durchgegriffen hatte. Das machte ihn noch wütender auf Fürst Antikon. Hätte der sich nicht einen anderen Raumsektor aussuchen können, außerhalb des Hoheitsgebietes des Solaren Imperiums?
Ein massierter Einsatz der Solaren Abwehr und der USO konnte nicht nur den Freihändlern an sich erheblich schaden, sondern auch ihn in Bedrängnis bringen.
Masut blickte ihn mit wachen, intelligenten Augen an. Der Ertruser gefiel Roi immer mehr.
„Selbstverständlich, Fürst Danton. Ich bin wiederhergestellt. Sicherlich kennen Sie auch schon den medizinischen Befund. Ich habe Dr. Hamory Ihnen und dem Gericht gegenüber von seiner Schweigepflicht entbunden.“
Roi nickte. „Das Vertrauen ehrt mich, Edelmann. Also werden wir zusammen versuchen, Fürst Antikon das Handwerk zu legen.“
Masut überlegte, öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder.
„Was möchten Sie sagen, Edelmann? Bitte reden Sie offen. Das schätze ich sehr.“
„Das weiß ich, Fürst. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Und – ich würde gerne in Ihre Dienste treten.“
Roi musterte ihn sinnend. Ihm kam eine Idee, die etwas für sich hatte. Der Mann schien stark zu sein, loyal, hatte ein offenes Wesen. Roi war sich sicher, dass er ihm vertrauen konnte. Er brauchte einen ständigen Begleiter, so sehr er sich auch bisher dagegen gewehrt hatte. Er konnte auf sich selbst aufpassen, das war keine Frage, aber allein die Anwesenheit eines Begleiters würde vielleicht viele schon verunsichern, und dann noch ein Ertruser.
„Warum, Edelmann? Haben Sie gute Gründe?“
„Ja. Zum einen bin ich Ihnen zum Dank verpflichtet. Ohne Sie würde ich nicht mehr leben. Sie haben Ihr eigenes Leben riskiert und dabei auch Verletzungen davongetragen. Ich werde mein ganzes Leben in Ihrer Schuld stehen.“
Roi winkte ab. „Lassen Sie das bitte, Edelmann. Es ist meine Pflicht als Kommandant, mich für alle einzusetzen. Ich betrachte es als eine Frage der Ehre. Hätte ich es nicht getan, wäre ich ehrlos.“
Masut nickte. „Genau das ist der zweite Punkt, Fürst. Wir alle wissen, welche hohen Moral- und Ehrbegriffe Sie haben. Genau deshalb fliegt Ihre Mannschaft so gerne mit Ihnen und würde für Sie den Teufel aus der Hölle holen. Ich würde es als Ehre betrachten, wenn Sie mich nehmen und ich mit Ihnen fliegen darf. Außerdem bin ich ungebunden, unser Schiff existiert nicht mehr, meine Kameraden und mein Fürst sind fast alle umgekommen. Eine Familie habe ich ebenfalls nicht. Meine Familie sind die Freihändler.“
Tränen stiegen in die Augen des Ertrusers. Roi legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. Dabei musste er sich ein wenig strecken, weil Masuts Arm ein wenig über seinem war.
„Ich kann Ihre Gefühle sehr gut verstehen, Edelmann. Sie brauchen sich Ihrer Tränen nicht zu schämen. Sie sind nur menschlich.“
Oro Masut konnte sich nicht mehr beherrschen. Die Tränen liefen über seine riesigen, von Narben verunstalteten Wangen. „Bin ich denn noch ein Mensch?“, schluchzte er.
Roi erkannte sofort die Situation. Er stand auf, stellte sich vor Masut und rüttelte an dem für ihn riesigen Mann. Gegen den „Felsklotz“ reichten seine Kräfte eindeutig nicht aus, zumal er seine Arme nach oben reckten musste wegen der Größe von 2,50 Metern.
„Edelmann Masut, wir alle sind Menschen, egal ob wir vielleicht etwas zu klein geraten sind wie die Siganesen oder etwas zu groß wie Sie als Ertruser.“ Mit Absicht ging er mit keinem Wort auf die Verunstaltungen des Mannes ein.
Nach einer Weile ebbte der Tränenstrom ab und Masut blickte in die Augen Rois, die ihn offen musterten, ohne ein Spur von Abscheu. „Das meinte ich nicht, Fürst. Bin ich denn kein Scheusal für Sie?“
„Ach, Sie meinten diese paar Narben?“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die ehren einen Mann, es sind Kampfnarben. Betrachten Sie es so und nicht anders.“ Er hatte sich in diesem Augenblick zu einem Schritt entschieden, der rein emotional geleitet war. Er ging damit ein großes Risiko ein, aber er vertraute dem Ertruser. Bisher hatte er sich noch nie in seiner Einschätzung anderer Menschen getäuscht. Außerdem – das war ein Faktor, den er nicht vernachlässigen konnte – war der Mann ihm gegenüber zu Dank verpflichtet, und würde ihn schon deshalb nicht verraten.
Und was noch dazu kam – er brauchte nicht nur einen Begleiter, sondern auch einen Vertrauten, einen, der außerhalb der Hierarchie des Schiffes und der Organisation stand, der frei und unabhängig war. Immer mehr merkte er es, wie viel zwischendurch ein vertrauensvolles Gespräch brachte. Erst jetzt verstand er viel aus den Erzählungen von Atlan, dass er immer wieder eine Gefährtin des „Barbarenplaneten Larsaf III“ mit in seine Tiefseekuppel genommen hatte und sie geschult, sie an seinen Horizont herangeführt. Sein Roboter Rico war zwar im Laufe der Jahrtausende sein „Freund“ geworden, aber auch er hatte einen vertrauten Menschen gebraucht, es ging auf Dauer nicht anders. Oro Masut erschien ihm als Wink des Schicksals.
„Können Sie kämpfen, Edelmann Masut? Ich meine, Nahkampf und ähnliche Dinge?“
Masut hob den Kopf. „Ja. Ich gelte als stärkster Mann von Ertrus und habe dort die Meistertitel in allen Kampfsportdisziplinen.“
Roi lachte. „Das freut mich. Mir sagt man auch nach, ich wäre darin recht gut. Jedenfalls, als ich noch auf Terra lebte.“
Masut merkte auf. „Sie sind Terraner?“
„Ja, aber nur zur Hälfte. Ich habe einen plophosischen Elternteil.“
Das war noch nichts, was den Ertruser aufmerken lassen musste. Das traf auch auf andere Menschen zu, zwar nicht übermäßig viele, da die Gene der Plophoser durch die Strahlung der Sonne Eugaul verändert waren, sodass Beziehungen zwischen ihnen und reinblütigen Terranern nur wenige Nachkommen hervorbrachten. Insofern war die Zwillingsgeburt von Mory Rhodan-Abro damals schon fast eine medizinische Sensation gewesen. Die Ärzte sahen die Zellaktivatoren seiner Eltern als Grund dafür an. Sie prognostizierten ihm und seiner Schwester dadurch auch ohne Aktivator eine natürliche Lebenserwartung von ungefähr fünfhundert Jahren. Eine gewaltige Zeit, die er gut nutzen wollte.
Roi zog plötzlich sein blasiertes Gesicht und musterte sein Gegenüber durch sein edelsteinverziertes Lorgnon, das er an einer Kette um den Hals trug. „Wie sieht es mit Seinen Fähigkeiten als Diener aus, Edelmann? Weiß Er, wie Er sich einem Hochwohlgeborenen gegenüber zu verhalten und wie er Uns zu dienen hat?“
Masut blieb der Mund offenstehen. Dann begriff er und grinste über das ganze Gesicht. Er versuchte sich zu verbeugen, verlor das Gleichgewicht und fiel lang hin.
Roi schüttelte betrübt den Kopf. „Das wird Er aber noch üben müssen. Ich fürchte, Wir werden ihn noch ausführlich unterweisen müssen, wie Er uns zu dienen hat. – Nun ja, Wir werden Uns dieser Mühe unterziehen. Wir meinen, es lohnt sich, ihn zu schulen.“
Jetzt erst begriff Masut endgültig. Ein Leuchten der Freude ging über das verunstaltete Gesicht.
Roi lachte ungezwungen und fröhlich, gewann damit endgültig die uneingeschränkte Sympathie des Ertrusers. „Ich nehme Sie in meine Dienste, Edelmann Masut.“ Er legte seine Maske wieder ab. „Nicht als Offizier des Schiffes, sondern als meinen persönlichen Diener, Leibwächter und Vertrauten. Ich erwarte von Ihnen absolutes Schweigen und Loyalität. Das sollte klar sein.“
Masut wurde sehr ernst. „Absolut, Fürst. Sie können sich auf mich verlassen. Ich stehe mit meinem Leben für Sie ein.“
Roi wusste, dass Edelmann Masut in diesem Augenblick einen heiligen Eid ablegte, sowohl vor ihm als auch vor sich selbst. Er nickte bestätigend. „Das weiß ich.“ Roi machte eine wohl durchdachte Pause, ehe er weitersprach. „Also beginnt Ihr Dienst jetzt in diesem Augenblick, Oro.“
„Ja, Fürst.“
„So habe ich nun wieder einen ertrusischen Leibwächter, genau wie in meiner Kindheit und Jugend zusammen mit meiner Zwillingsschwester.“ Roi wählte seine Worte mit Bedacht. Die Reaktion kam so, wie er sie erwartet hatte. Oro blickte ihn gespannt an und wartete auf die Fortführung.
Roi dachte wehmütig an diese lange zurückliegende Zeit. Einige Jahre war Atlans Begleiter Melbar Kasom der Leibwächter von ihm und seiner Schwester gewesen. Vielleicht holte er sich mit seiner Entscheidung auch ein Stück seiner Kindheit wieder zurück.
„Kennen Sie vielleicht den Ertruser Melbar Kasom? Er war in meiner Kindheit und Jugend einige Jahre der Leibwächter meiner Schwester und mir.“
Oro fuhr hoch, als ob eine Bombe neben ihm eingeschlagen hätte. Roi grinste innerlich. Er hatte sich in dem Mann nicht getäuscht, der konnte denken.
„Natürlich nicht persönlich. Aber jeder Ertruser weiß, wer der berühmte USO-Spezialist ist, der ständige Begleiter von Lordadmiral Atlan.“ Über sein Gesicht huschte das Erkennen. „Aber das würde heißen, wenn Sie eine Zwillingsschwester haben und Melbar Kasom Ihr Leibwächter war … nein, das kann nicht sein!“
„Warum nicht? So unmöglich?“
„Ich wage es gar nicht auszusprechen. … Das bedeutet, dass Sie der verschwundene Sohn des Großadministrators sein müssen.“
Roi zuckte nur mit den Schultern. „Genau. So schlimm, mit Michael Rhodan zu fliegen?“
Oro blieb wieder der Mund offenstehen. „Im Gegenteil. Ich weiß das Vertrauen zu schätzen, dass Sie mir in diesem Augenblick entgegenbringen. Ich werde es niemals enttäuschen!“
„Das weiß ich. Das sagt mir schon meine Menschenkenntnis. Außer Ihnen wissen es bei den Freihändlern nur der Kaiser und noch zwei Fürsten, die mich von früher kennen. Und das soll auch so bleiben. Ich bin nicht zu den Freihändlern gegangen, um wieder aufgrund meiner Herkunft bevorzugt zu werden.“
Oro nickte ernst. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das mit ein Grund war, weshalb Sie zu den Freihändlern gegangen sind. Ihr Vater hat Sie längere Zeit überall suchen lassen. Immer wieder war Ihr Bild in sämtlichen Nachrichtensendungen zu sehen.“
Roi seufzte. „Ich weiß. Leider. Aber inzwischen hat er aufgegeben. Zum Glück. Das gibt mir mehr Handlungsspielraum. Erkennt man mich denn noch anhand der Suchmeldungen?“
Oro musterte ihn ab- und einschätzend. „Nein, so direkt nicht. Aber ich würde an Ihrer Stelle vorsichtig sein, alten Bekannten und Freunden zu begegnen. Besonders Ihrem Vater, Ihrer Mutter und Schwester oder Lordadmiral Atlan bzw. Staatsmarschall Bull. Ganz besonders würde ich an Ihrer Stelle dem Mausbiber Gucky aus dem Weg gehen.“
Roi lachte leise. „Meine Mutter und meine Schwester sind informiert und versorgen mich mit gewissen Informationen. Und Gucky – dagegen bin ich präpariert. Ich bin nämlich mentalstabilisiert. Die größte Gefahr sehe ich in Atlan. – Aber über das alles reden wir später noch, wir werden noch genug Zeit für Gespräche haben. Jetzt müssen wir uns dem Naheliegenden widmen – leider. Mir wäre wohler, wenn wir dieses Problem nicht lösen müssten. Aber ich werde keinen Akt der Raumpiraterie dulden!“
Oro konnte sich eines Fröstelns nicht erwehren bei den eiskalt hervorgebrachten Worten. Schon jetzt erkannte er, dass Roi ein sehr fairer, aber auch konsequenter und harter Befehlshaber war.
„Werden Sie Fürst Antikon dem Solaren Imperium ausliefern?“
„Bis jetzt habe ich es nicht vor. Egal was er getan hat, er hat Anspruch auf eine faire Gerichtsverhandlung bei der Organisation, zu der er gehört. Das ist eine Frage der Loyalität für mich.“
Roi hob die energetische Sperre auf und rief Rasto Hims herbei. „Edelmann Hims, ich habe Edelmann Masut in meine Dienste genommen, und zwar als meinen persönlichen Diener und Leibwächter.“
Hims grinste über sein ganzes breites Epsalergesicht. Er bot Oro die Hand. „Auf gute Zusammenarbeit, Kamerad.“ Oro nahm sie vorsichtig und erwiderte den Händedruck. Obwohl auch Epsaler zu den starken, umweltangepassten Menschen gehörten, mussten Ertruser auch bei ihnen vorsichtig mit ihren Körperkräften sein.
„Wenn ich mir eine Bemerkung gestatten darf, Sir. Das war schon länger überfällig. Sie brauchen einen persönlichen Begleiter bei dem Gesindel von Beiräten, mit denen Sie sich herumschlagen müssen.“
Roi fiel vorübergehend in seine Rolle: „Edelmann Hims, ich echauffiere mich! Diese raue Sprache in Unserer Gegenwart! Das bekommt Unserem Wohlbefinden nicht. Wir spüren eine Ohnmacht nahen!“
Gekonnt verdrehte er die Augen und tat so, als ob er von seinem Stuhl sinken würde. Oro war sofort heran und fing ihn auf, wedelte ihm mit der Hand Luft zu.
Roi stand wieder auf, konnte sich vor Lachen nicht halten. Alle anderen fielen ein.
„Das war schon sehr gut, Oro. Ich sehe, Sie verstehen, worauf es ankommt. Hims, ich würde an Ihrer Stelle vorsichtig mit solchen Äußeren außerhalb der DRAKE sein, Sie wissen warum!“
„Natürlich, Sir. Außerhalb des Schiffes verhalten wir alle uns vorbildlich.“
„Das weiß ich, keine Sorge. Bitte weisen Sie Mr. Masut ein, wie hier bei uns das Reglement ist, nach innen und nach außen. Sorgen Sie dafür, dass er eine Kabine direkt neben meiner Zimmerflucht bekommt usw., Sie wissen schon.“
„Selbstverständlich, Sir.“
„Gut. Dann werden wir uns jetzt also mit Fürst Antikon zu befassen haben. Bitte lassen Sie vor der Verhandlung nichts davon verlauten, dass Oro Masut nun zu uns gehört. Es könnte einige Leute auf merkwürdige Ideen bringen.“
Hims nickte nur, Oro antwortete: „Selbstverständlich, Sir.“
Roi war zufrieden. Oro schien sehr schnell zu begreifen, wie es hier lief, umso besser.
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Kapitel 16
Sitzung der Beiräte
Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Den Antrag der Gruppe der Beiräte um Fürst Henks herum, die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen, hatten Roi und der Kaiser abgelehnt. Roi legte im Gegenteil Wert darauf, öffentlich zu zeigen, dass ein Akt der Raumpiraterie auch unter seiner Leitung nicht geduldet werden würde. Lovely Boscyk hatte ebenfalls solche Übergriffe hart geahndet.
Roi hatte den Kaiser über alles informiert, auch den Versuch von Henks mit dem Psychostrahler. Beide hatten sich auf ein Vorgehen verständigt, dass die Machenschaften von Henks vor allen anderen Beiräten aufdeckte. Roi wollte Tatsachen schaffen. Er sah seine Pläne auf Dauer gefährdet, wenn er immer wieder an verschiedenen Fronten kämpfen musste.
Fürst Antikon und seine Edelmänner wurden unter Bewachung zur Anklagebank geführt. Die Geretteten befanden sich abgeschirmt in einem kleineren Raum, ebenfalls unter Bewachung des Sicherheitsdienstes und warteten darauf, ihre Aussagen zu machen. Roi wollte nicht das geringste Risiko einer Beeinflussung durch eine der Parteien eingehen.
Gemäß den Statuten der Freihändler hatte Roi als Befehlshaber den Vorsitz übernommen. Eine Anklage wegen Raumpiraterie wurde bei den Freihändlern genauso behandelt wie in Flotte oder USO eine Kriegsgerichtsverhandlung. Deshalb war Roi als Befehlshaber der Freihändler automatisch der Vorsitzende des Richterkollegiums. Lovely Boscyk trat als Ankläger auf, um allen zu demonstrieren, dass er und Roi sich völlig einig waren. Die Beiräte hatten traditionell die Rolle der Geschworenen, wie im alten terranisch-amerikanischen Rechtssystem. Die Verteidigung der Angeklagten hatte ein von Fürst Antikon engagierter Rechtsanwalt übernommen, der nicht zu den Freihändlern gehörte. Das stand einem Angeklagten gemäß der Statuten der Freihändler zu.
Roi versuchte seine innerliche Unruhe nach außen hin zu unterdrücken. Das war seine erste wirkliche Bewährungsprobe. Später würde er nach seinem Urteil eingeschätzt werden. Er musste hart durchgreifen, andererseits durfte das Urteil auch nicht so hart sein, dass es Widerstand hervorrief. Alles hing von den Aussagen der Angeklagten und der Geretteten ab. Außerdem war für ihn selbst Raumpiraterie ein Verbrechen, für das nur drakonische Strafen in Betracht kamen.
Er tauschte einen Blick mit Boscyk, der daraufhin aufstand. Schlagartig verstummten die Gespräche in dem Saal.
„Meine Damen und Herren, Sie erwarten jetzt die Verhandlung gegen den Fürsten Antikon und seine Edelleute wegen Raumpiraterie. Leider müssen wir Sie noch um etwas Geduld bitten. Wichtige Angelegenheiten erfordern eine vorherige Sitzung der Beiräte mit Roi Danton und mir.“
Die Anwesenden tauschten verständnislose Blicke. Auch die Beiräte waren ratlos. Niemand war vorher informiert worden. Roi konnte sich ein anzügliches Lächeln nur mit Mühe verkneifen. Fürst Henks würde jetzt sicherlich seinen Plan gefährdet sehen, da die Anweisung des Psychostrahlers sich eindeutig auf die Beiratssitzung nach der Gerichtsverhandlung bezog.
„Fürst Danton und ich wissen, dass dies ein absolut unübliches Verfahren ist, aber ich bitte Sie alle, dem zuzustimmen, da außergewöhnliche und in der Geschichte der Freihändler bisher einmalige Dinge dies erfordern.“
Der Verteidiger tauschte einen Blick mit Fürst Antikon. „Darf ich um einige Minuten Bedenkzeit bitten, Kaiser Boscyk? Ich muss mich mit meinen Mandanten erst beraten.“
Boscyk nickte. „Selbstverständlich, das steht Ihnen zu. Um Ihre Entscheidung zu erleichtern, teile ich Ihnen mit, dass es in dieser Besprechung nicht um die folgende Verhandlung geht, sondern um eine andere Angelegenheit, die damit nichts zu tun hat. Ginge es um die Verhandlung, würde ich Sie selbstverständlich dazu bitten. Sie brauchen also keine Angst vor unerlaubten Absprachen zu haben.“
Nach zehn Minuten erklärte der Verteidiger sein Einverständnis. Roi und Boscyk zogen sich mit den Beiräten in einen angrenzenden kleinen Besprechungsraum zurück. Die Angeklagten waren unter Bewachung in einen anderen Raum gebracht worden, getrennt von den Zeugen. Weder Roi noch der Kaiser wollten sie den neugierigen Blicken der Zuschauer aussetzen, weil sie dies als menschenunwürdig empfanden. Angeklagte hatten ein Anrecht auf ordentliche Behandlung, man lebte schließlich nicht mehr im Mittelalter. Außerdem galt immer noch der Grundsatz der Unschuld bis zum eindeutigen Beweis der Schuld.
Fürst Henks musterte Roi aufmerksam. Seine Unruhe war ihm deutlich anzumerken.
Der Kaiser zögerte nicht lange, nach einer kurzen Begrüßung kam er sofort zur Sache. Seine Stimme war kalt und sachlich. „Das, was ich Ihnen jetzt hier zeige, hat mich zutiefst erschüttert. So einen Vorgang hat es noch nie gegeben, seit ich die Organisation der Freihändler gegründet habe. Wir unterhalten uns anschließend darüber.“
Henks war der Einzige, der sich zu Wort meldete. „Was hat das alles zu bedeuten, Kaiser? Was wollen Sie von uns? Wissen Sie, welchen Eindruck es macht, dass die Beiräte sich vor einer Gerichtsverhandlung treffen? Das wird nach einer Absprache aussehen, trotz Ihrer Versicherung. Ich wundere mich ohnehin, dass der Verteidiger das akzeptiert hat.“
Roi griff ein. Seine Stimme war messerscharf, sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt. Jegliche Unruhe war von ihm abgefallen. Er hatte den Kampf aufgenommen und wollte auf jeden Fall gewinnen. „Hören Sie auf, Fürst Henks. Warten Sie einfach ab. Das ist für Sie das Vernünftigste, glauben Sie mir.“
Henks wurde immer unruhiger. Rois Verhalten wirkte gar nicht nach einem posthypnotischen Befehl.
Boscyk sagte nichts mehr, schaltete nur einen großen Bildschirm ein. Alle wandten sich dem zu, was sie zu sehen bekamen. Die Beiräte sanken immer mehr in sich zusammen. Henks wurde erst hochrot, dann leichenblass. Sogar seine eigenen Gefolgsleute konnten ihr Entsetzen nicht verbergen, davon hatten sie nichts gewusst.
Auf dem Bildschirm lief die von Roi in Sicherheit gebrachte Aufzeichnung von Henks’ Besuch bei ihm in der Bordklinik der FRANCIS DRAKE ab. Deutlich war der Psychostrahler zu sehen, den er auf Roi richtete und seine Befehle laut und deutlich zu hören.
Boscyk schaltete den Bildschirm ein und sagte kalt: „Was haben Sie dazu zu sagen, Fürst Henks? Roi und ich geben Ihnen die Gelegenheit, sich selbst zuerst zu äußern, ehe wir ein Urteil über Sie fällen.“
Henks konnte nur noch Stottern: „Wieso … ich begreife das nicht … der Strahler hätte doch wirken müssen … ich habe doch nur im Interesse von uns allen gehandelt. Wir geraten immer mehr in Abhängigkeit zu Fürst Danton. Er finanziert alles, stellt alles den Freihändlern zur Verfügung …“
„Ich mache keine Geschenke, Fürst Henks. Es existieren klare Absprachen über eine Vergütung bzw. Rückzahlung.“ Roi lehnte sich gelangweilt zurück. „Mich wundert, dass Sie sich keine andere Frage stellen.“
Einer der Beiräte, die auf der Seite von Roi standen, erhob sich und blickte in die Runde. „Mal abgesehen davon, dass es den Statuten der Freihändler widerspricht, ein Mitglied nach Namen und Herkunft zu fragen und dass Ihr Vorgehen, Beirat Henks, in höchstem Maße verwerflich ist, bitte ich Sie, Roi, uns zu sagen, wieso Sie in der Lage waren, dem Einfluss des Psychostrahlers zu widerstehen. Ich habe einen gewissen Verdacht. Wenn Sie uns die Frage nicht beantworten möchten, akzeptieren wir das auch, jedenfalls gilt das für mich.“
Die anderen nickten nur bestätigend. Der Schock hielt sie noch in ihrem Bann.
„Niemand zwingt dich, Roi“, warf der Kaiser noch warnend ein.
Roi nickte ihm zu, dann wandte er sich an die Runde. „Obwohl das vielleicht für manche ein Schock sein mag, ich bin mentalstabilisiert. – Das nur, damit Sie alle wissen, was Sie zukünftig von derartigen Versuchen zu halten haben. Sie sind zum Scheitern verurteilt.“ Er gab sich Mühe, seiner Stimme einen gelangweilten Klang zu geben. „Fürst Henks, ich frage ebenso wie der Kaiser: was haben Sie an vernünftigen Argumenten zu Ihrer Entschuldigung vorzubringen?“
Henks vermochte nichts mehr zu sagen. Der Beirat, der eben schon für Roi Partei ergriffen hatte, erhob sich abermals: „Aber wir können es Ihnen sagen: Ihr Verhalten ist in höchstem Maße verabscheuungswürdig und unehrenhaft.“
Alle nickten, sogar die Gefolgsleute von Henks. Roi wusste, dass nun die Entscheidung von ihm abhing. Wenn er die Freihändler führen wollte, musste er jetzt die Entscheidung fällen, das konnte ihm der Kaiser nicht mehr abnehmen.
Roi stand auf. „Fürst Henks, nach den Statuten der Freihändler hätte ich jetzt das Recht, Sie ganz auszuschließen oder zumindest von Ihrem Posten als Beirat zu entheben. Keines von beiden werde ich machen. Im Gegenteil. Ich belasse Sie auf Ihrem Posten und hoffe, dass Ihnen das eine Lehre sein wird. Aber ich warne Sie: denken Sie nicht, das wäre ein Zeichen von Schwäche. Sie wissen jetzt, was Sie von mir zu halten haben. Den nächsten Versuch werde ich konsequenter ahnden. Sie müssen nicht mit mir einer Meinung sein, aber wenn Kritik, dann bitte konstruktiv in diesem Kreis, nichts anderes. Dafür bin ich immer offen, das sollten Sie alle inzwischen wissen.“
Henks blickte sich um, konnte es nicht fassen. Er vermied es, Roi ins Gesicht zu sehen. An seiner Stelle wandte sich einer seiner Gefolgsleute an Roi. „Fürst Danton, ich vermute, dass Fürst Henks so sprachlos ist, dass er seinen Dank an Sie nicht aussprechen kann. Erlauben Sie mir, dass ich das für ihn übernehme.“
Und an seinen Freund: „Sei dankbar für diese Entscheidung. Ich an Rois Stelle hätte dich ohne weiteren Kommentar rausgeworfen. Ich stimme ihm zu. Wir können die Klingen kreuzen, aber immer ehrenvoll, nicht anders.“
Niemand sagte mehr etwas. Roi schloss die Versammlung. „Dass über alles, was wir hier besprochen haben Stillschweigen gewahrt wird, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.“ Ein ironisches Lächeln traf Henks. „Damit sollte diese Angelegenheit für uns erledigt sein und wir können uns mit dem nächsten Fall von unehrenhaftem Verhalten beschäftigen. Ich darf Sie daran erinnern, dass wir eine Lösung finden müssen, die auch das Solare Imperium zufriedenstellt. Sicherlich gehen Sie mit mir konform, dass wir keinen massierten Einsatz der Solaren Abwehr oder – noch schlimmer – der USO wünschen.“
„Werden die sich deshalb extra um uns kümmern?“, fragte ein anderer Beirat zweifelnd. „Raumpiraterie kommt doch überall vor.“
Roi nickte ernst. „Leider ja. Vergessen Sie bitte nicht, dass wir – zum Glück! – seit gut dreißig Jahren Frieden haben. Die Abwehrdienste haben Zeit dafür. Und der Großadministrator ist anscheinend immer noch der Meinung, uns zumindest als ‚suspekt’ einstufen zu müssen. Warum, ist mir nicht klar.“
Obwohl mir das mehr als klar ist, dachte Roi bei sich. Vater hat etwas gegen unabhängige Mächte neben dem Imperium. Er hat immer Angst, dass diese „seine Menschheit“ irgendwann einmal bedrohen.
„Meinst du, dass wir das Imperium davon abhalten können, nach Fürst Antikon zu suchen?“, fragte Boscyk.
Roi wiegte überlegend den Kopf. „Ich kann es wirklich nicht sagen. Warum mussten diese beiden Idioten ihren Kampf unbedingt im Hoheitsgebiet des Solaren Imperiums austragen, verdammt?“ Auch er hatte nur Nerven, so sehr er sich auch zu beherrschen suche.
Boscyk lächelte ihn an. Er wusste genau, unter welcher Spannung Roi stand. Wenn es ihm nicht gelang, einen Geheimdiensteinsatz zu verhindern, waren nicht nur sie alle, sondern in besonderem Maße auch er selbst betroffen. Denn wenn man ihn genauer durchleuchtete, bestand immer die Gefahr, dass seine Tarnung aufflog.
„Sie verlieren Ihre Contenance, Fürst.“ Boscyk schüttelte leise verweisend den Kopf.
Roi besann sich und ging auf das Spiel ein. „Euer Majestät haben recht. Ich danke Majestät für den gütigen Rat.“ Er senkte mit blasiertem Gesicht den Kopf vor dem Kaiser.
Dann straffte er sich und mustere die Runde mit eiskalten Augen. „In einer halben Stunde im großen Sitzungssaal. Bringen wir es hinter uns. Vielleicht nehmen Sie in der Zwischenzeit eine kleine Erfrischung zu sich nach diesem Schock. Ich empfehle Ihnen echten terranischen Kaffee.“
Während die Runde sich auflöste, hielt Boscyk Roi zurück. Leise fragte er ihn: „War die Entscheidung richtig mit Henks, Roi? Ich hätte es nicht gemacht.“
Roi lachte bitter auf. „Ich habe es mir auch sehr genau überlegt. Es wird Henks nicht auf Dauer ruhigstellen. Aber es schafft uns erstmal etwas Frieden. Dass er mir dankbar ist, können wir ausschließen. Solche Gefühle kennt er nicht. Er sinnt jetzt schon darauf, wie er mir schaden kann. Außerdem, Lovely: willst du einen Abtrünnigen haben, der zum Imperium rennt und munter plaudert, nur um seine Rachegefühle zu befriedigen? Auch wenn er bisher loyal zu den Freihändlern gestanden hat, es sind schon mehr als genug Menschen aus persönlichen Motiven, besonders aus verletztem Stolz, zu Verrätern geworden.“
Boscyk nickte vor sich hin. „Eine schlaue Taktik, Mike. Von wem hast du das gelernt, von deinem Vater oder von Atlan?“
Roi lächelte plötzlich warm. „Von Atlan, wie so vieles andere.“
„Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, ob du ihn einweihst, wer Roi Danton ist? Ich kann es dir nicht oft genug empfehlen. Mein Gefühl sagt mir, es ist besser für dich.“
„Nein“, Roi schüttelte bestimmt den Kopf. „Da haben wir doch schon so oft drüber gesprochen, Lovely.“ Und nach einer kurzen Pause: „Übrigens, genau diesen Vorschlag machte mir kürzlich - auch zum wiederholten Male - meine Schwester.“
„Eine kluge junge Dame“, entgegnete der Kaiser nur.
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Kapitel 17
Gerichtsverhandlung
Die Gerichtsverhandlung lief schnell und störungsfrei ab. Die Aussagen der Geretteten waren eindeutig. Fürst Antikon hatte seinem Rivalen aufgelauert und das Schiff ohne Vorwarnung zerschossen. Auch als schon die SOS-Rufe abgingen, schoss er noch weiter. Die flüchtenden Beiboote mit Überlebenden wurden ebenfalls rücksichtslos abgeschossen.
Auf die Frage Rois an die Edelmänner, warum sie ihren Fürsten nicht zur Einsicht gebracht hätten, antworteten diese nur übereinstimmend, Fürst Antikon würde jegliche Kritik grundsätzlich schon im Anfang brutal ersticken. Er duldete nicht den geringsten Widerstand.
Der Verteidiger versuchte vergeblich, Verständnis für seine Mandanten zu erreichen, dass es um eine Rivalität gegangen sei, die schon seit Jahren schwelte und der Kommandant des vernichteten Schiffes sich in der Vergangenheit auch nicht immer einwandfrei verhalten hätte.
Insbesondere die Aussage von Oro Masut und seine fürchterlichen Verunstaltungen ließen bei allen Anwesenden ein Frösteln auftreten.
Kaiser Boscyk forderte in seinem Plädoyer eine lebenslange Freiheitsstrafe im Zuchthaus von Trade-City für Fürst Antikon und hohe Geldstrafen und Degradierungen zu Bauern für die Edelmänner sowie vorübergehenden Entzug des Raumfahrt-Patents.
Der Verteidiger hatte aufgegeben, nachdem er erst jetzt erfahren hatte, wie gewissenlos der Fürst war. Er bat nur noch um ein mildes Urteil für seine Mandanten, da sie seit Jahren Angst vor ihrem Kommandanten gehabt hätten. Alle konnte sich eines beklemmenden Gefühls nicht erwehren, als sogar dieser als rücksichtsloser „Winkeladvokat“ bekannte Mann derartig betroffen reagierte.
Nach den Plädoyers zogen sich die Beiräte zur Beratung zurück. Schon nach einer knappen halben Stunde kamen sie mit einem einstimmigen Ergebnis zurück: „Fürst Antikon ist unserer Ansicht nach schuldig der Raumpiraterie und des Mordes an der Besatzung. Seine Edelmänner sind mitschuldig.“
Roi nickte kurz und rief den Kaiser als Ankläger und den Verteidiger zu sich nach vorne. „Messieurs, ich denke, die Sache ist eindeutig. Wir müssen Fürst Antikon und seine Edelmänner verurteilen wie vor einem Kriegsgericht der Solaren Flotte. Raumpiraterie und Mord dulden keine Milde, egal wo. Außerdem steht die Frage nach der Auslieferung an das Solare Imperium immer noch im Raum.“
„Sie müssen zumindest Fürst Antikon ausliefern“, meinte der Verteidiger, „nach der Beweislage bleibt Ihnen keine andere Wahl gemäß der Gesetze des Imperiums. Die Freihändler haben bisher keine politische Anerkennung und somit auch keine eigene Gerichtsbarkeit.“ Er lachte bitter auf. „Dass ich als Verteidiger so etwas sagen muss, ist schon sehr makaber.“
Roi nickte bestätigend. „Ich kann mir vorstellen, wie schwer Ihnen das fällt, Monsieur. Aber es spricht nur für Sie. Bringen wir es also hinter uns.“
Roi wandte sich an die Versammelten. „Messieurs, Sie alle können sich vorstellen, welches Problem wir mit diesem Fall haben. Wenn es nach den Gesetzen des Imperiums ginge, hätten wir diese Verhandlung noch gar nicht einmal durchführen dürfen, sondern Fürst Antikon und seine Edelmänner sofort dem Solaren Imperiums überstellen müssen.“ Roi machte eine Pause und ließ seine Worte wirken. „Allerdings kann jeder Freihändler, egal, welche Schuld er auf sich geladen hat, sicher sein, dass ich ihn nicht an das Imperium ausliefern werde, es sei denn er wünscht das selbst.“
Im Saal hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
„Bitte erheben Sie sich zur Urteilsverkündung, meine Damen und Herren.“ Er selbst stand auch auf und sammelte sich innerlich. „Im Namen der Freihändler ergeht gegen Fürst Antikon folgendes Urteil: lebenslange Haft im Zuchthaus von Trade-City, Verlust aller Privilegien, insbesondere Einzug seines Patents als Raumschiffskapitän. Sein Raumschiff und sein gesamtes Vermögen werden eingezogen und veräußert. Aus dem Erlös wird ein Fond gegründet, der die Angehörigen der Opfer versorgt. Fürst Antikon selbst hat die Wahl, das Urteil so anzunehmen oder sich auf eigenen Wunsch der Gerichtsbarkeit des Solaren Imperiums zu stellen.“
Ein erstauntes Murmeln ging durch den Saal. Der Kaiser verzog das Gesicht ob dieser Unhöflichkeit. Aber er konnte es nachvollziehen, zu ungewöhnlich war Rois Urteil. Es warf aber auch ein deutliches Licht auf seinen Charakter.
„Gegen die Edelmänner ergeht folgendes Urteil“, fuhr Roi fort. „Ihre Offizierspatente werden für unbestimmte Zeit eingezogen. Sie werden hiermit zu Bauern degradiert, erhalten allerdings kein Raumflugverbot. Sie bekommen die Chance, sich unter einem neuen Fürsten wieder zu bewähren. Dieser wird dann entsprechend ihres Verhaltens über eine Beförderung zu Edelmännern entscheiden. Außerdem werden sie jeweils zu einer Geldstrafe von drei Monatsgehältern verurteilt, die ebenfalls in diesen Fond der Hinterbliebenenhilfe eingezahlt werden. Bitte setzen Sie sich wieder.“
Niemand sagte etwas. Lovely Boscyk nickte anerkennend. Er hatte sich in Roi nicht getäuscht. Er griff hart durch, weil er es musste. Aber nicht so hart und unerbittlich, dass er sich Feinde machte. Immer mehr konnte er die Gefühle von Perry Rhodan als Vater nachempfinden. Michael oder Roi war ein Mensch, der trotz seiner jungen Jahre wusste, was er wollte und vor allen Dingen wie er es durchsetzte, ohne Widerstand zu provozieren.
„Fürst Antikon“, wandte Roi sich an den Verurteilten Kommandanten. „Was ich selbst von Ihrer Handlungsweise halte, brauche ich Ihnen sicherlich nicht mehr zu erklären.“
Antikon unterbrach ihn abrupt. „Lassen Sie das Gefasel, Fürst Danton. Ich erkenne Ihre Verdienste um die Freihändler durchaus an, aber Sie sind für Ihre Position sehr jung und müssen noch viel lernen. Ein Raumschiff kann man nicht nur mit Eleganz führen, dazu braucht man Härte. Es ist wie auf einem historischen Segelschiff unseres gemeinsamen Heimatplaneten. Das werden Sie noch begreifen, glauben Sie es mir.“
Der Fürst war ein durch und durch unangenehmer Mann. Auch jetzt nach dem Urteil war seine Arroganz noch nicht gebrochen.
Roi ließ sich nicht provozieren, obwohl sein Herz innerlich bis zum Hals schlug. Ja, ich muss noch viel lernen, dachte er sarkastisch, unter anderem, jetzt ruhiger zu bleiben. Aber das wird die Erfahrung der Jahre bringen.
„Vielleicht, Monsieur Antikon. Ich schließe allerdings aus, dass ich mich jemals zu einem Mord werde hinreißen lassen. Aber wenn Sie es schon ansprechen, so darf ich Sie sicherlich daran erinnern, wie das Urteil eines Solaren Kriegsgerichtes gelautet hätte, falls Sie diesen Akt der Raumpiraterie als Kommandant in der Solaren Flotte oder der USO begangen hätten. Insbesondere mit Lordadmiral Atlan als Vorsitzendem Richter hätten Sie die Todesstrafe zu erwarten gehabt, egal, ob unter Kriegsrecht oder nicht.“
Das führte immer wieder zu heftigen Diskussionen zwischen seinem Vater und Atlan. Perry Rhodan akzeptierte die Todesstrafe im Militär nur unter Kriegsrecht. Im zivilen Bereich gab es sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Es war eine der ersten Entscheidungen gewesen, die er und Reginald Bull nach der Gründung der ersten Weltregierung des Planeten Terra getroffen hatten.
Antikon zuckte nur die Schultern. „Wir sind hier bei den Freihändlern, nicht bei der Flotte oder der USO, und schon gar nicht bei der alten Arkoniden-Flotte.“
„Nehmen Sie das Urteil so an oder möchten Sie an das Imperium überstellt werden?“ Roi wollte nicht mehr diskutieren.
Nach kurzem Überlegen, die deutlich seine Unsicherheit zeigte, nickte der Fürst. „Ich möchte an das Imperium überstellt werden. Dort habe ich zwar kein anderes Urteil zu erwarten, aber ich kann die Strafe auf einem Strafplaneten ableisten und muss nicht das Ende meines Lebens in einem städtischen Zuchthaus verbringen. Ich möchte jedenfalls noch die Sonne sehen und frische Luft atmen.“
Roi konnte Antikon verstehen. Zu lebenslanger Haft verurteilte Verbrecher wurden auf spezielle Strafplaneten deportiert und konnten dort, wenn sie sich ordentlich führten, ein fast normales Leben – natürlich unter Aufsicht – führen. Inhumaner Strafvollzug oder Zwangsarbeit gehörten schon seit langem der Vergangenheit an. Die Freihändler dagegen verfügten über keine Strafplaneten. Roi hoffte, dass dies auch nie erforderlich sein würde.
„Das ist Ihr Recht, Monsieur Antikon.“
Der ehemalige Fürst schluckte hart. Anscheinend wurde ihm erst jetzt bewusst, was es hieß, aus der Gemeinschaft der Freihändler ausgeschlossen zu sein. Die Anrede ohne den Titel wirkte wie ein Schlag ins Gesicht.
„Sie werden anschließend in das Gefängnis von Trade-City überstellt und mit dem nächsten verfügbaren Schiff zur Erde gebracht. Ich werde entsprechend Kontakt mit den Behörden des Imperiums aufnehmen.“
Damit wandte er sich den ehemaligen Edelmännern zu. „Messieurs, mir ist durchaus bewusst, dass Sie sich in einem großen Zwiespalt befunden haben. Ich habe mir erlaubt, Ihren Werdegang bei den Freihändlern ein wenig zu durchleuchten. Sie alle scheinen mir ehrenhafte Männer zu sein. Dass Meuterei und Befehlsverweigerung hart bestraft werden müssen, um die Disziplin nicht zu untergraben, dürfte jedem hier im Saal bewusst sein.
Aber dieser Fall liegt anders. Sie hätten nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht gehabt, den Kommandanten seines Kommandos zu entheben, so viele Überlebende zu retten wie möglich und sofort nach Olymp zurückzukehren.
Ich gehe davon aus, dass Ihnen ganz einfach der Mut für einen solchen Schritt gefehlt hat, und nicht, dass Sie Ihre persönlichen Einstellungen denen von Monsieur Antikon angepasst haben.
Deshalb habe ich Ihnen die Gelegenheit gegeben, sich unter einem anderen Fürsten erneut zu beweisen.“
Einer der Männer stand auf. „Fürst Danton, halten Sie uns für Feiglinge?“
„Mr. Miller“, Roi machte eine gelangweilte Geste. „Vielleicht wenden Sie sich an Ihren Verteidiger. Der ist sicherlich so freundlich, Ihnen zu erläutern, was diese Interpretation bedeutet.“
Der Anwalt zog den Mann wieder auf seinen Sitz und zischte seinen Mandanten zu: „Halten Sie den Mund, sind Sie denn übergeschnappt? Fürst Danton hat Ihnen mit der Urteilsbegründung eine goldene Brücke gebaut. Sicher, er unterstellt Ihnen jetzt ganz bewusst Feigheit. Aber lieber vorübergehend als Feigling gelten, als dass auch nur der leiseste Verdacht aufkommt, Sie würden die Ansichten Ihres Kommandanten teilen. Dann könnten Sie sich ihm gleich anschließen. Bei eindeutiger Raumpiraterie und mehrfachem Mord gibt es keine Diskussionen mehr. Dann hätte Fürst Danton Sie genauso wie Mr. Antikon aburteilen müssen!“
Ein anderer nickte. „Mensch, Robert, denk mal nach. Ich verstehe immer mehr, warum Dantons Besatzung ihn so verehrt.“
Roi unterband die geflüsterte Unterhaltung nicht. Ihm lag daran, dass der Verteidiger den Männern die Lage erklärte.
Er blickte in den Saal. „Damit ist die Verhandlung geschlossen“, erklärte er mit fester Stimme.
Boscyk legte ihm die Hand auf den Arm. „Das war sehr gut, Roi!“
Der lachte humorlos auf. „Mag sein, Lovely. Hoffentlich erleben wir so eine Situation nie wieder. Hoffentlich kommt nach diesem Urteil nicht noch jemand auf die Idee, einen Konkurrenzkampf auf diese Art auszufechten.“
„Möchtest du das grundsätzlich unterbinden?“
„Nein, bestimmt nicht. Ich bin der Letzte, der etwas gegen ehrenvolle Kämpfe hat. Manche Dinge lassen sich nur so regeln. Aber es hat fair und vor allen Dingen ehrenvoll zuzugehen. Ich dulde nicht, dass Menschenleben gefährdet werden. Das heißt in diesem Fall konkret: Havarietreffer als Entscheidung und damit ist die Sache erledigt.“
Roi bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Fürst Gris Eschka, einer seiner Vertrauten, sich einen Weg durch die Zuschauer bahnte und auf ihn zukam. Mit einer Handbewegung hielt er ihn zurück. „Lovely, die ganze Sache hat zwei Seiten. Auf der einen Seite wird uns die Überstellung von Monsieur Antikon an das Imperium einen entsprechenden Agenteneinsatz ersparen – das ist die gute Seite. Aber ich befürchte, dass die Abwehr ihn sehr genau durchleuchten wird und dabei so dies und das ans Licht kommt, was auch wir noch nicht wissen. Und je übler das ist, desto mehr wird man von ihm auf die Freihändler insgesamt schließen.“
Boscyk nickte. Schon oft hatte Rois Instinkt ihn verblüfft.
„Wir können nur abwarten. Wirst du die Überstellung regeln oder soll ich das machen?“
„Weder – noch. Wir übertragen das dem Sicherheitsdienst, wozu haben wir ihn? Die werden Antikon zur Erde bringen, zusammen mit einer entsprechenden Nachricht von mir. – Ich bin kein Hasardeur. Die Gelegenheit, mich festzusetzen, kann die Führungsriege sich gar nicht entgehen lassen.“
Der Kaiser lachte und verabschiedete sich. Roi wandte sich Gris Eschka zu. Der Fürst war ein kleiner, dicker Mann mit Glatze und einem Vollbart als Ausgleich, der bis zur Mitte der Brust reichte. Er trug eine Phantasieuniform, die auch mit viel gutem Willen keiner Stilepoche Terras zuzuordnen war. Roi hatte schnell die Loyalität und die Qualitäten dieses Mannes schätzen gelernt. Er hatte gerade erst sein Patent erlangt und wartete wie andere zuverlässige und von Roi geworbene Raumkapitäne auf ein Schiff.
Die Schiffe, die direkt aus der Werft von Imman Coledo kamen, wurden neuen Fürsten samt dem Startkapital und der Mannschaft von Roi zur Verfügung gestellt. Die Abzahlungskonditionen waren extrem fair. Roi ließ den neuen Händlern Zeit, ihre Geschäfte in Gang zu bringen. Er war der Meinung, es nützte niemandem, sie unter Druck zu setzen. Ein solides Geschäft brauchte seine Zeit, um sich zu festigen.
„Gris, Sie sehen aus, als ob Sie eine schwere Entscheidung treffen müssten.“ Roi redete nicht um die Sache herum. Dazu kannte er Eschka zu gut.
Der nickte. „Würden Sie mir das beschlagnahmte Schiff samt der kompletten Mannschaft überlassen, Roi? Auch die Verurteilten?“
Roi musterte ihn abschätzend. „Ist Ihnen bewusst, was Sie sich damit aufladen? Wir gehen im Moment davon aus, dass die Männer aus Angst vor Antikon nicht handelten – aber wir wissen es nicht mit Bestimmtheit.“
Eschka nickte ernsthaft. „Ich habe zwar gerade erst mein Patent erlangt, aber ich bin bei den Freihändlern aufgewachsen. Meine Eltern gehörten zu den ersten Freihändlern, die unter dem Kaiser Handel trieben. Für fast alle der Männer gilt das Gleiche. Wir haben schon als Kinder zusammen gespielt. Sie haben eine faire Chance verdient und ich möchte sie ihnen geben. – Die Mannschaft ist aufeinander eingespielt, es wird funktionieren.“
„Einverstanden, Gris. Bitte kommen Sie nachher noch in mein Büro. Dort werden wir die Formalitäten erledigen. Ein Rat allerdings jetzt schon: Das Schiff braucht einen neuen Namen, sonst bringt das Unglück.“
„Selbstverständlich. Ich habe mir schon einen überlegt: LYDOLA! Wenn ich Hochwohlgeboren um die Ehre bitten darf, mein Schiff zu taufen, ist mein Glück perfekt.“ Stilecht beugte er das Knie vor Roi.
Der fiel auch sofort wieder in seine Rolle: „Bravo, bravo, mein Bester. Wir sind äußert angetan von Seinem wohltuenden Benehmen. Er hat Unser Wohlwollen und natürlich werden Wir Sein Schiff taufen. Es ist Uns eine Ehre.“ Huldvoll neigte er den Kopf.
Die noch Anwesenden wurden aufmerksam. Die Auftritte von Roi als verweichlichtem Stutzer waren sehenswert. Niemand wollte sich einen entgehen lassen. Die ehemaligen Edelmänner schoben sich auch näher heran. Sie erhofften sich eine kleine Ablenkung von ihrer misslichen Situation.
Roi winkte ihnen mit blasiertem Gesicht zu. „Messieurs, Wir haben die Ehre, Ihnen Ihren neuen Fürsten vorzustellen. Fürst Eschka übernimmt Ihr Schiff und die komplette Mannschaft.“
Ungläubiges Staunen breitete sich auf den Gesichtern auf. Derjenige, der sich schon vorher geäußert hatte, schien eine Art Sprecher der Gruppe zu sein. „Fürst Danton, wir sind sprachlos. So schnell hatten wir nicht mit einer Chance gerechnet. Ich bitte Sie, meine vorschnellen Worte von vorhin zu entschuldigen.“
Roi winkte ab. Er erkannte es immer an, wenn jemand ehrlich einen Fehler zugab. „Das ist in einer solchen Situation sehr gut verständlich. Vergessen wir es.“
Der Mann wandte sich Eschka zu. „Gris, das werden wir dir niemals vergessen. Danke.“
Der schüttelte den Kopf. „Danke mir nicht. Wir allen kennen uns aus unserer Jugend. Jeder würde das Gleiche machen. Aber wehe euch, wenn ihr Mist baut. Dann lernt ihr mich von einer ganz anderen Seite kennen, ihr verdammten Halunken!“
Die Situation entspannte sich in einem allgemeinen Lachen.
Eschka wandte sich noch einmal von Roi: „Darf ich Sie bitten, die Patente der Männer wieder in Kraft zu setzen, Fürst Danton? Ich möchte sie gerne als Edelmänner an Bord nehmen.“
Roi verließ den Saal mit dem guten Gefühl, eine verzwickte und gefährliche Situation allein und ohne Hilfe auf seine Weise zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst zu haben. Wobei er das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Alles kam jetzt darauf an, was Antikon wirklich mit sich herumschleppte …
**********
Krankenbesuch
Rasto Hims saß am Bett von Roi und beendete seinen Bericht. Er konnte seine Anerkennung und seinen Respekt für Beatrice Wood nicht verleugnen. „Ich hatte den Eindruck, dass die Kommandantin sich sogar Sorgen um Sie machte, Sir. Kannten Sie sie so gut, bevor Sie zu uns kamen?“
Roi überlegte einen Moment, wie viel er seinem Vertreter, der schon mehr ein Freund geworden war, anvertrauen konnte. „Ja, ich kannte sie damals sehr gut. Sie ist eine prächtige Frau, das können Sie mir glauben.“
Hims nickte. „Das glaube ich Ihnen sofort. – Kommen Sie von der USO oder von der Flotte?“
Roi zog sofort sein blasiertes Gesicht. „Wie kommt Er auf diese Idee, Hims?“
Der Epsaler lachte. „Ich kann denken, Sir. Eine solche Ausbildung wie Sie, sowohl kosmonautisch wie auch als Kämpfer, bekommt man nicht irgendwo an der Ecke. Ich vermute, dass Sie aus den Reihen der USO kommen, da Sie Major Wood persönlich kennen.“
Roi zuckte die Schultern. „Spekuliere Er ruhig weiter. Er wird ohnehin keine Antwort erhalten.“
Dabei liegt er gar nicht einmal falsch, dachte er sarkastisch. Denn seine militärische Ausbildung hatte er tatsächlich bei der USO erhalten - und war immer noch Reserveoffizier der USO.
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„Ich verlasse mich darauf, Sir, dass Sie die von mir verordnete Bettruhe einhalten.“ Dr. Hamory erhob sich von der Bettkante und nickte Roi lächelnd zu. „Nur noch zwei Tage, dann können Sie wieder aufstehen. Aber ich möchte gerne sicher sein, dass die Brandwunden auch wirklich folgenfrei verheilen. Solche Verletzungen gehören leider auch im 25. Jahrhundert noch zu den schweren.“
„Ich weiß, ich weiß …“ Roi verzog säuerlich das Gesicht. „Sie meinen es nur gut. Okay, ich halte mich daran, solange Sie mir hier die Kommunikation nicht ‚aus medizinischen Gründen’ kappen, Doc!“
Dr. Hamory lachte und ging zum Schott. Als er es öffnete, stand Beirat Anthony Henks vor ihm.
„Oh, Dr. Hamory, störe ich? Sind Sie gerade in der Visite? Dann komme ich später wieder. Oder spricht etwas dagegen, ich meine aus medizinischen Gründen, dass Fürst Danton Besuch empfängt?“
„Nein, Fürst. Aber bitte regen Sie den Fürsten nicht auf. Er braucht noch viel Ruhe. Es sei denn, Fürst Danton möchte Sie nicht sehen.“
Dr. Hamory konnte sich den abweisenden Gesichtsausdruck nicht ganz verkneifen. Genau wie Roi wusste er genau, dass Henks der Anführer der Beiräte-Gruppe war, die jede Möglichkeit nutzten, Roi in seinen Plänen zu boykottieren, weil sie ihren Einfluss, ihre Macht und ihre Möglichkeiten zu krummen Geschäften durch ihn schwinden sahen.
Roi winkte ab. Henks wollte mit Sicherheit keinen Höflichkeitsbesuch abstatten, und je eher er wusste, was er wollte, desto besser für ihn. Außerdem fühlte er sich geistig schon wieder voll handlungsfähig. Er durfte sich eben nur noch nicht so viel bewegen, damit die neu transplantierte Haut, die Hamory aus Plasma angezüchtet hatte, auch wirklich narbenfrei mit der alten zusammenwuchs.
Henks zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. „Wie geht es Ihnen, Fürst Danton?“
Roi hatte zwar keine Lust, Höflichkeitsbezeugungen auszutauschen, da ihm der Mann in jeder Beziehung unsympathisch war, sowohl von seinem ungepflegten Äußeren her, als auch von seiner Art. Sich wie die Vorfahren zu kleiden, hieß seiner Meinung nach noch lange nicht, grundlegende Hygienemaßnahmen zu unterlassen. Solche Menschen stießen ihn, der sehr auf Körperpflege achtete, grundsätzlich ab. Trotzdem wollte er ihn nicht verärgern und ging erstmal auf das Spiel ein.
„Schon viel besser, Fürst Henks.“ Er schenkte ihm ein höfliches, nichtssagendes Lächeln.
„Das freut mich sehr. Da können wir Sie sicherlich bald wieder in unserer Runde begrüßen.“
„Davon gehe ich aus.“
Henks räusperte sich. Er musste nun langsam zur Sache kommen. „Dass Sie Anweisung erteilt haben, Fürst Antikon und seine Edelmänner zu inhaftieren, halten meine Kollegen und ich für richtig, aber warum darf niemand zu ihnen? Und warum haben Sie die Geretteten ebenfalls isolieren lassen, in Schutzhaft in den besten Zimmern des Raumhafenhotels auf Ihre persönlichen Kosten? Das verstehe ich nicht.“
Roi seufzte. „Fürst Henks, darf ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass diese Männer unter dem Verdacht der Raumpiraterie stehen? Ich möchte auf der einen Seite verhindern, dass alle Beteiligten, egal von welcher Seite, vor der Verhandlung unter meinem Vorsitz eine Aussage machen. Zum anderen haben die Geretteten die Hölle hinter sich und ich möchte gerne, dass sie ein wenig zur Ruhe kommen. Wir konnten sie nur unter größten Mühen aus der brennenden Korvette retten.“
Henks neigte verbindlich den Kopf. „Selbstverständlich, sonst würden Sie jetzt nicht hier liegen. Das ist auch ein Punkt, den meine Kollegen und ich nicht verstehen und auch nicht akzeptieren können. Wieso kämpfen Sie an vorderster Front, riskieren Ihr Leben? Sie sind doch im Hintergrund als Befehlshaber viel erforderlicher.“
Roi seufzte gelangweilt. „Mein Lieber, darüber werde ich mit Ihnen nicht diskutieren, weil wir in dieser Frage niemals zu einer Übereinstimmung kommen können. Ich halte sogar einen Kompromiss für ausgeschlossen, weil ich kein Stück von meiner Einstellung abgehen werde. – Haben Sie mir irgendwelche Vorschläge zu machen?“
Henks sah auf seine Fingerspitzen herunter. Er wusste natürlich, dass Roi laut Anordnung des Kaisers der Befehlshaber der Freihändler war und er und seine Kollegen vom Beirat seine Entscheidungen nur mit einem Mehrheitsbeschluss kippen konnten. Und ungefähr die Hälfte der Beiräte war auf Rois Seite. Bei jeder schwerwiegenden Entscheidung kam es zu einem Tauziehen. Beide Parteien wussten, dass sie sich irgendwann einigen mussten, wenn sie die Freihändler nicht zersplittern wollten. Henks und seine Freunde wussten auch, dass Roi die besseren Pläne hatte, um die Freihändler wirklich zur soliden Wirtschaftsmacht zu etablieren – aber das würde ihren Einfluss und vor allen Dingen ihre Gewinne schmälern. Deshalb bekämpften sie ihn, aus reinem Eigennutz und Egoismus.
„Die Schutzhaft können Sie natürlich jetzt nicht aufheben lassen, das sehe ich ein. Das würde nur unnötige Unruhe hervorrufen.“
„Danke für Ihr Verständnis.“ Roi konnte sich ein zynisches Lächeln nicht verkneifen.
„Werden Sie Fürst Antikon und seine Edelmänner an das Imperium ausliefern, Fürst Danton?“
Rois Gesicht wurde hart, seine nachtblauen Augen schienen zu Eis zu erstarren. „Nein“, antwortete er mit kalter Stimme. Henks konnte sich eines kalten Schauers dabei nicht erwehren. „Niemals. Es sei denn, er wünscht es selbst, so wie es die Statuten der Freihändler aussagen. Allerdings werde ich nach der Gerichtsverhandlung dem Solaren Imperium in geeigneter Weise nachweisen, dass wir sie entsprechend der Gesetze des Imperiums und unserer Charta abgeurteilt haben. Ich brauche Ihnen wohl nicht in Erinnerung zu rufen, dass Raumpiraterie auch bei den Freihändlern nicht geduldet wird.“
Henks seufzte, versuchte sich einen gelangweilten Ausdruck zu geben. „Wenn es denn Raumpiraterie war.“
Roi nickte ernst. „Das werden wir im Laufe der Verhandlung feststellen.“
„Eben.“ Henks schob nachdenklich seine rechte Hand in die Tasche seiner völlig verdreckten Uniformjacke, die der Zeit des französischen Kaisers Napoleon I. nachempfunden war, jedenfalls so, wie sein Träger sie sich vorstellte.
„Sicherlich haben Sie die entsprechenden Möglichkeiten für eine solche Nachricht.“
„Natürlich. Warum fragen Sie?“
Henks tat so, als überlege er. Roi war klar, dass dieser Mann ein Schauspiel abzog, sein Vorhaben war noch nicht so erfüllt, wie er sich das vorstellte.
„Meine Kollegen und ich würden uns sehr freuen, wenn Sie Ihre Kontaktpersonen im Solaren Imperium offenlegen würden und auch Ihre anscheinend unerschöpflichen Geldquellen. – Sagen wir es einmal so: Es würde das Vertrauen zwischen uns stärken – und würde endgültig den Verdacht widerlegen, dass Sie ein Agent der Solaren Abwehr oder der USO sein könnten.“
Roi winkte nur müde ab. „Fürst Henks, bitte ersparen Sie mir und auch Ihnen selbst diese Diskussion, die wir schon einige Male geführt haben. Sie führt zu nichts, weil meine Antwort die gleiche bleibt: NEIN! Wie Sie wissen, vertraut der Kaiser mir und hat mich offiziell zu seinem Stellvertreter ernannt und Sie haben damals zugestimmt. Also versuchen Sie bitte nicht erneut, das zu untergraben. – Oder muss ich Sie an Ihre gescheiterten Versuche erinnern?“
Henks nickte bedächtig, sagte aber nur: „Schade.“
Gleichzeitig spürte Roi in seinem Kopf ein leichtes Ziehen, die bekannte Beeinflussung durch einen Psychostrahler.
Also das hat er vor, dachte er belustigt und gleichzeitig erfreut. Nun zum ersten Mal würde seine Mentalstabilisierung sich voll zu seinem Vorteil auswirken. Es kam nur darauf ein, dass er Henks gut genug den Beeinflussten vorspielen konnte. Als Roi Danton reicht meine Schauspielkunst wohl. Mal sehen, ob auch hier.
Er gab seinem Gesicht einen abwesenden, leeren Ausdruck.
„Sie werden das tun, was ich Ihnen befehle“, sagte Henks mit bestimmtem Tonfall.
„Ja“, bestätigte Roi dumpf und teilnahmslos.
Henks schien zufrieden und zog den silbernen Stab des Psychostrahlers ganz aus der Tasche, richtete ihn voll auf Roi.
„Sie werden bei der Gerichtsverhandlung Fürst Antikon und seine Edelmänner freisprechen, das Raumgefecht als eine Verkettung von unglücklichen Umständen und Missverständnissen erkennen und akzeptieren, egal wie die Aussagen lauten. Bestätigen Sie!“
„Ja, das werde ich tun.“ Roi blickte teilnahmslos an Henks vorbei zur Wand. Der schien sehr zufrieden zu sein.
„Nach der Verhandlung werden Sie alle Beiräte zu einer Sitzung bitten“, fuhr er fort. „Dann werden Sie uns freiwillig mitteilen, wer Sie wirklich sind und wer Ihre Kontaktleute im Imperium und bei der USO sind, sowie Ihre Geldquellen.“
„Ja, das werde ich tun.“
Raffiniert, dachte Roi bei sich. Wenn er mich jetzt fragen würde, dann müsste er es vor seinen Kollegen beweisen. So hören es alle.
„Sobald ich Sie verlasse, werden Sie die automatische Aufzeichnung aus diesem Zimmer mit Ihren Überrangcodes löschen lassen und meinen Besuch vergessen.“
„Ja.“ Mehr konnte er unter dem Einfluss des Psychostrahlers nicht antworten, eine ausführlichere Antwort wäre aufgefallen. Mit Sicherheit wusste Henks genau, wie Menschen reagierten, die von dem Strahler beeinflusst waren. In jedem Krankenzimmer war eine Überwachungsanlage installiert, zur Sicherheit für die Patienten, um bei einer Notsituation die entsprechenden Entscheidungen schnell und präzise treffen zu können. Die automatischen Aufzeichnungen wurden nach Ablauf von 24 Stunden automatisch gelöscht, oder wenn ein Berechtigter der großen Bordpositronik andere Anweisungen erteilte.
Henks schaltete den Psychostrahler ab und steckte ihn wieder in die Tasche. Verbindlich lächelnd wandte er sich Roi zu.
„Es tut mir leid, dass ich so lange aufgehalten habe, Fürst Danton. Wir sehen uns dann bei der Verhandlung gegen Fürst Antikon, nehme ich an?“
„Natürlich, danke für Ihren Besuch.“
Roi tat, als ob er sich an nichts erinnere und nickte nur mit dem Kopf, während Henks aufstand und das Krankenzimmer verließ.
*
Hätte Henks Roi gesehen, nachdem das Schott zu glitt, wäre er nicht so zufrieden aus der FRANCIS DRAKE hinausgegangen.
„Dieser ausgemachte Ganove“, murmelte Roi vor sich hin, während er die Verbindung zur großen Bordpositronik herstellte und sich mit seinen Überrangcodes identifizierte.
Er wies die Positronik an, die Aufzeichnungen der letzten Stunde nicht sofort zu löschen, sondern sie vorher auf seinen eigenen Terminal in seiner privaten Kabinenflucht zu überspielen und dort zu speichern. Danach sollten sie im medizinischen Sektor wie üblich gelöscht werden.
Ein Lächeln umspielte Rois Lippen, als er daran dachte, wie er die Beiräte auf dieser Sitzung verblüffen würde. So langsam reichte es ihm. Er hatte keine Lust mehr, seine Kräfte im Kampf gegen Sturköpfe und Egoisten zu verschleißen. Er hatte wirklich Wichtigeres zu tun.
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Kapitel 14
Der Bericht der Kommandantin
Quinto-Center
Beatrice Wood hatte ihren Bericht beendet und blickte Lordadmiral Atlan fragend an. Würde er die eine bestimmte Frage stellen, vor der sie sich fürchtete – würde er fragen, ob Roi Danton identisch mit Michael Rhodan sein könnte? Wenn überhaupt, wäre er der Erste, der überhaupt auf diese Idee kommen könnte. Und würde er merken, dass sie innerlich in einem schweren Gewissenszwiespalt steckte? Der mehr als zehntausend Jahre alte Arkonide war ein ausgezeichneter Menschenkenner und Galaktopsychologe.
„Sie haben richtig gehandelt, Major Wood“, sagte Atlan nach einem Augenblick des Nachdenkens. „Sie hatten keine rechtliche Handhabe, die FRANCIS DRAKE festzuhalten. Etwas möchte ich allerdings gerne noch von Ihnen wissen. Wieso haben Sie sich mit Ihrem Chefarzt persönlich an Bord der DRAKE begeben, um sich nach dem Befinden von Fürst Danton zu erkundigen?“
Beas Herz schlug bis zum Hals. Jetzt wurde es gefährlich. Ihr Vorgehen stand völlig außerhalb der normalen Routine. „Aus zwei Gründen, Sir. Einmal aus humanitären Gründen, weil Brandverletzungen, die er sich meiner Meinung nach zugezogen haben musste, in der Bordklinik eines Handelsschiffes normalerweise nicht fachgerecht versorgt werden können. In diesem Falle hätte ich dafür gesorgt, dass er auf die HATSCHEPSUT gebracht und, wenn nötig, in eine Spezialklinik überführt wird. Zum anderen machte er mich neugierig. Ich wollte ihn nach dem Funkgespräch gerne näher kennen lernen.“
Atlan lächelte fein. „Also hat er sie auch beeindruckt, wie schon so viele andere. Er soll ein Charisma haben, dem sich viele kaum entziehen können. Welchen Eindruck hatten Sie persönlich von ihm?“
„Ich kann nur von dem Funkgespräch ausgehen. Denn in der Bordklinik der DRAKE war er nicht ansprechbar.“
„Und?“
„Ein irgendwie verrückter Spinner, der aber meiner Meinung nach loyal denkt und zum Imperium steht mit gewissen beachtenswerten Führungsqualitäten.“
„Hmm, die Berichte der Spezialisten gehen sogar noch weiter. Demnach soll dieser Danton nicht nur beachtenswerte, sondern sogar ganz herausragende Führungsqualitäten haben, sehr erstaunlich für einen so jungen Mann. Wie alt schätzen Sie ihn?“
Bea wiegte leicht den Kopf. „Schwer zu schätzen in der Maskerade. Irgendwo zwischen zwanzig und dreißig.“
„Dr. Ereget Hamory, der Chefarzt“, wechselte Atlan das Thema. „Welchen Eindruck hatten Sie von ihm?“
„Rein persönlich einen sehr guten. Er wirkte auf mich zuverlässig und sympathisch. Ein Arzt, dem auch ich selbst mich anvertrauen würde. Mein Chefarzt sagte, er würde ihn kennen. Ich hatte beim Treffen den Eindruck, als ob er ihm mit einem gewissen Respekt begegnete, rein fachlich gesehen. Das verwunderte mich etwas.“
„Dazu hat er auch allen Grund. Hat er ihnen erzählt, wer Dr. Hamory ist?“
„Nur so viel, dass er ein bekannter plophosischer Wissenschaftler war, bevor er spurlos verschwand. Liegt etwas gegen ihn vor?“
Atlan lachte sarkastisch auf. „Gegen ihn? Im Gegenteil. Er ist einer der wirklich begnadeten Wissenschaftler, die dem Imperium verlorengegangen sind. Dass er jetzt allerdings bei den Freihändlern wieder aufgetaucht ist, macht mich besorgt. Wenn noch mehr solche Menschen dorthin gehen, wird sich das Imperium demnächst warm anzuziehen haben.“
Er sah einen Moment auf seine Fingernägel nieder. „Nun gut, dieses Problem werden wir jetzt und hier nicht lösen können. Auf jeden Fall werde ich vorerst abwarten, ob wir eine Nachricht von den Freihändlern bekommen, wie Danton diesen Fall der Raumpiraterie gelöst hat. Daran können wir auch sehen, wie weit seine Position bereits gefestigt ist. Das ist für uns sehr wichtig zu wissen.“
Bea nickte bestätigend. „Sicher, Sir. Ich persönlich schätze ihn so ein, dass er durchgreifen wird.“
Atlan lächelte fein. „Das sagt mir mein Gefühl auch. Wir werden Roi Danton jedenfalls nicht aus den Augen lassen. Vielleicht brauche ich Sie noch einmal für einen Einsatz in der Beziehung. Vorerst genießen Sie die Werftliegezeit und erholen Sie sich, Beatrice.“
Bea erhob sich und blickte offen in Atlans rotgoldene Augen, in denen die Weisheit eines Wesens schimmerte, die einmalig war.
Atlan streckte ihr die Hand hin und Bea schlug ein. „Noch etwas, falls Sie Roi Danton wieder einmal begegnen sollten, passen Sie auf, dass er Sie mit seinem Charisma nicht zu sehr beeindruckt. Ich möchte Sie nicht auch noch an die Freihändler verlieren.“ Ein feines Lächeln umspielte die Lippen des Arkoniden.
Bea beherrschte sich mit aller Willenskraft. „Nein, Sir.“
Vor der Tür von Atlans Büro atmete sie tief durch. „Oh, Mike“, murmelte sie leise vor sich hin. „Das ist ein echtes Dilemma. Wie mag das weitergehen?“
Zum Glück schien Atlan überhaupt nicht daran zu denken, wer hinter der Maske des Roi Danton stecken könnte. Sie musste vor sich selbst zugeben, dass allein der Gedanke auch schon eine fast unüberwindliche Gedankenmauer darstellte, denn auch sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, wenn sie Roi nicht persönlich gesehen hätte … und genau das hatte Atlan eben noch nicht …
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Kapitel 15
Der Leibwächter
Boscyks Stern, Olymp, Trade-City
„Sie fühlen sich wirklich stark genug, um Ihre Aussage vor dem Gericht zu machen, Edelmann Masut?“
Roi blickte sinnend auf den riesenhaften Ertruser, der ihm gegenüber am Kartentisch in der Zentrale der FRANCIS DRAKE saß. Eine energetische Wand ließ weder Sichtkontakt noch akustische Signale zu. Außer ihnen war niemand anwesend. Die Zentralebesatzung ging ihren üblichen Pflichten nach.
So, wie Dr. Hamory es prophezeit hatte, waren die schweren Brandverletzungen des Ertrusers nicht folgenlos abgeheilt. Schwere Brandwunden verunstalteten das Gesicht des riesenhaften Mannes. Roi kannte die medizinischen Berichte. Der Oberkörper Masuts sah genauso verunstaltet aus. Medizinisch war alles Mögliche getan worden, die Wunden hatten sich infektionsfrei vernarbt – wie der Mann psychisch damit klarkommen würde, würde erst die nähere Zukunft zeigen.
Natürlich kannte Roi seinen Bericht von den Vorfällen schon. Er hatte seine eigene Vermutung nur bestätigt. Es handelte sich ganz eindeutig um einen Akt der Raumpiraterie, die ihn vor doppelte Probleme stellte. Zum einen musste er sich gegen seine Gegner unter den Beiräten durchsetzen, zum anderen musste er dem Solaren Imperium gegenüber eindeutig nachweisen, dass er hart durchgegriffen hatte. Das machte ihn noch wütender auf Fürst Antikon. Hätte der sich nicht einen anderen Raumsektor aussuchen können, außerhalb des Hoheitsgebietes des Solaren Imperiums?
Ein massierter Einsatz der Solaren Abwehr und der USO konnte nicht nur den Freihändlern an sich erheblich schaden, sondern auch ihn in Bedrängnis bringen.
Masut blickte ihn mit wachen, intelligenten Augen an. Der Ertruser gefiel Roi immer mehr.
„Selbstverständlich, Fürst Danton. Ich bin wiederhergestellt. Sicherlich kennen Sie auch schon den medizinischen Befund. Ich habe Dr. Hamory Ihnen und dem Gericht gegenüber von seiner Schweigepflicht entbunden.“
Roi nickte. „Das Vertrauen ehrt mich, Edelmann. Also werden wir zusammen versuchen, Fürst Antikon das Handwerk zu legen.“
Masut überlegte, öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder.
„Was möchten Sie sagen, Edelmann? Bitte reden Sie offen. Das schätze ich sehr.“
„Das weiß ich, Fürst. Ich habe schon viel von Ihnen gehört. Und – ich würde gerne in Ihre Dienste treten.“
Roi musterte ihn sinnend. Ihm kam eine Idee, die etwas für sich hatte. Der Mann schien stark zu sein, loyal, hatte ein offenes Wesen. Roi war sich sicher, dass er ihm vertrauen konnte. Er brauchte einen ständigen Begleiter, so sehr er sich auch bisher dagegen gewehrt hatte. Er konnte auf sich selbst aufpassen, das war keine Frage, aber allein die Anwesenheit eines Begleiters würde vielleicht viele schon verunsichern, und dann noch ein Ertruser.
„Warum, Edelmann? Haben Sie gute Gründe?“
„Ja. Zum einen bin ich Ihnen zum Dank verpflichtet. Ohne Sie würde ich nicht mehr leben. Sie haben Ihr eigenes Leben riskiert und dabei auch Verletzungen davongetragen. Ich werde mein ganzes Leben in Ihrer Schuld stehen.“
Roi winkte ab. „Lassen Sie das bitte, Edelmann. Es ist meine Pflicht als Kommandant, mich für alle einzusetzen. Ich betrachte es als eine Frage der Ehre. Hätte ich es nicht getan, wäre ich ehrlos.“
Masut nickte. „Genau das ist der zweite Punkt, Fürst. Wir alle wissen, welche hohen Moral- und Ehrbegriffe Sie haben. Genau deshalb fliegt Ihre Mannschaft so gerne mit Ihnen und würde für Sie den Teufel aus der Hölle holen. Ich würde es als Ehre betrachten, wenn Sie mich nehmen und ich mit Ihnen fliegen darf. Außerdem bin ich ungebunden, unser Schiff existiert nicht mehr, meine Kameraden und mein Fürst sind fast alle umgekommen. Eine Familie habe ich ebenfalls nicht. Meine Familie sind die Freihändler.“
Tränen stiegen in die Augen des Ertrusers. Roi legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. Dabei musste er sich ein wenig strecken, weil Masuts Arm ein wenig über seinem war.
„Ich kann Ihre Gefühle sehr gut verstehen, Edelmann. Sie brauchen sich Ihrer Tränen nicht zu schämen. Sie sind nur menschlich.“
Oro Masut konnte sich nicht mehr beherrschen. Die Tränen liefen über seine riesigen, von Narben verunstalteten Wangen. „Bin ich denn noch ein Mensch?“, schluchzte er.
Roi erkannte sofort die Situation. Er stand auf, stellte sich vor Masut und rüttelte an dem für ihn riesigen Mann. Gegen den „Felsklotz“ reichten seine Kräfte eindeutig nicht aus, zumal er seine Arme nach oben reckten musste wegen der Größe von 2,50 Metern.
„Edelmann Masut, wir alle sind Menschen, egal ob wir vielleicht etwas zu klein geraten sind wie die Siganesen oder etwas zu groß wie Sie als Ertruser.“ Mit Absicht ging er mit keinem Wort auf die Verunstaltungen des Mannes ein.
Nach einer Weile ebbte der Tränenstrom ab und Masut blickte in die Augen Rois, die ihn offen musterten, ohne ein Spur von Abscheu. „Das meinte ich nicht, Fürst. Bin ich denn kein Scheusal für Sie?“
„Ach, Sie meinten diese paar Narben?“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Die ehren einen Mann, es sind Kampfnarben. Betrachten Sie es so und nicht anders.“ Er hatte sich in diesem Augenblick zu einem Schritt entschieden, der rein emotional geleitet war. Er ging damit ein großes Risiko ein, aber er vertraute dem Ertruser. Bisher hatte er sich noch nie in seiner Einschätzung anderer Menschen getäuscht. Außerdem – das war ein Faktor, den er nicht vernachlässigen konnte – war der Mann ihm gegenüber zu Dank verpflichtet, und würde ihn schon deshalb nicht verraten.
Und was noch dazu kam – er brauchte nicht nur einen Begleiter, sondern auch einen Vertrauten, einen, der außerhalb der Hierarchie des Schiffes und der Organisation stand, der frei und unabhängig war. Immer mehr merkte er es, wie viel zwischendurch ein vertrauensvolles Gespräch brachte. Erst jetzt verstand er viel aus den Erzählungen von Atlan, dass er immer wieder eine Gefährtin des „Barbarenplaneten Larsaf III“ mit in seine Tiefseekuppel genommen hatte und sie geschult, sie an seinen Horizont herangeführt. Sein Roboter Rico war zwar im Laufe der Jahrtausende sein „Freund“ geworden, aber auch er hatte einen vertrauten Menschen gebraucht, es ging auf Dauer nicht anders. Oro Masut erschien ihm als Wink des Schicksals.
„Können Sie kämpfen, Edelmann Masut? Ich meine, Nahkampf und ähnliche Dinge?“
Masut hob den Kopf. „Ja. Ich gelte als stärkster Mann von Ertrus und habe dort die Meistertitel in allen Kampfsportdisziplinen.“
Roi lachte. „Das freut mich. Mir sagt man auch nach, ich wäre darin recht gut. Jedenfalls, als ich noch auf Terra lebte.“
Masut merkte auf. „Sie sind Terraner?“
„Ja, aber nur zur Hälfte. Ich habe einen plophosischen Elternteil.“
Das war noch nichts, was den Ertruser aufmerken lassen musste. Das traf auch auf andere Menschen zu, zwar nicht übermäßig viele, da die Gene der Plophoser durch die Strahlung der Sonne Eugaul verändert waren, sodass Beziehungen zwischen ihnen und reinblütigen Terranern nur wenige Nachkommen hervorbrachten. Insofern war die Zwillingsgeburt von Mory Rhodan-Abro damals schon fast eine medizinische Sensation gewesen. Die Ärzte sahen die Zellaktivatoren seiner Eltern als Grund dafür an. Sie prognostizierten ihm und seiner Schwester dadurch auch ohne Aktivator eine natürliche Lebenserwartung von ungefähr fünfhundert Jahren. Eine gewaltige Zeit, die er gut nutzen wollte.
Roi zog plötzlich sein blasiertes Gesicht und musterte sein Gegenüber durch sein edelsteinverziertes Lorgnon, das er an einer Kette um den Hals trug. „Wie sieht es mit Seinen Fähigkeiten als Diener aus, Edelmann? Weiß Er, wie Er sich einem Hochwohlgeborenen gegenüber zu verhalten und wie er Uns zu dienen hat?“
Masut blieb der Mund offenstehen. Dann begriff er und grinste über das ganze Gesicht. Er versuchte sich zu verbeugen, verlor das Gleichgewicht und fiel lang hin.
Roi schüttelte betrübt den Kopf. „Das wird Er aber noch üben müssen. Ich fürchte, Wir werden ihn noch ausführlich unterweisen müssen, wie Er uns zu dienen hat. – Nun ja, Wir werden Uns dieser Mühe unterziehen. Wir meinen, es lohnt sich, ihn zu schulen.“
Jetzt erst begriff Masut endgültig. Ein Leuchten der Freude ging über das verunstaltete Gesicht.
Roi lachte ungezwungen und fröhlich, gewann damit endgültig die uneingeschränkte Sympathie des Ertrusers. „Ich nehme Sie in meine Dienste, Edelmann Masut.“ Er legte seine Maske wieder ab. „Nicht als Offizier des Schiffes, sondern als meinen persönlichen Diener, Leibwächter und Vertrauten. Ich erwarte von Ihnen absolutes Schweigen und Loyalität. Das sollte klar sein.“
Masut wurde sehr ernst. „Absolut, Fürst. Sie können sich auf mich verlassen. Ich stehe mit meinem Leben für Sie ein.“
Roi wusste, dass Edelmann Masut in diesem Augenblick einen heiligen Eid ablegte, sowohl vor ihm als auch vor sich selbst. Er nickte bestätigend. „Das weiß ich.“ Roi machte eine wohl durchdachte Pause, ehe er weitersprach. „Also beginnt Ihr Dienst jetzt in diesem Augenblick, Oro.“
„Ja, Fürst.“
„So habe ich nun wieder einen ertrusischen Leibwächter, genau wie in meiner Kindheit und Jugend zusammen mit meiner Zwillingsschwester.“ Roi wählte seine Worte mit Bedacht. Die Reaktion kam so, wie er sie erwartet hatte. Oro blickte ihn gespannt an und wartete auf die Fortführung.
Roi dachte wehmütig an diese lange zurückliegende Zeit. Einige Jahre war Atlans Begleiter Melbar Kasom der Leibwächter von ihm und seiner Schwester gewesen. Vielleicht holte er sich mit seiner Entscheidung auch ein Stück seiner Kindheit wieder zurück.
„Kennen Sie vielleicht den Ertruser Melbar Kasom? Er war in meiner Kindheit und Jugend einige Jahre der Leibwächter meiner Schwester und mir.“
Oro fuhr hoch, als ob eine Bombe neben ihm eingeschlagen hätte. Roi grinste innerlich. Er hatte sich in dem Mann nicht getäuscht, der konnte denken.
„Natürlich nicht persönlich. Aber jeder Ertruser weiß, wer der berühmte USO-Spezialist ist, der ständige Begleiter von Lordadmiral Atlan.“ Über sein Gesicht huschte das Erkennen. „Aber das würde heißen, wenn Sie eine Zwillingsschwester haben und Melbar Kasom Ihr Leibwächter war … nein, das kann nicht sein!“
„Warum nicht? So unmöglich?“
„Ich wage es gar nicht auszusprechen. … Das bedeutet, dass Sie der verschwundene Sohn des Großadministrators sein müssen.“
Roi zuckte nur mit den Schultern. „Genau. So schlimm, mit Michael Rhodan zu fliegen?“
Oro blieb wieder der Mund offenstehen. „Im Gegenteil. Ich weiß das Vertrauen zu schätzen, dass Sie mir in diesem Augenblick entgegenbringen. Ich werde es niemals enttäuschen!“
„Das weiß ich. Das sagt mir schon meine Menschenkenntnis. Außer Ihnen wissen es bei den Freihändlern nur der Kaiser und noch zwei Fürsten, die mich von früher kennen. Und das soll auch so bleiben. Ich bin nicht zu den Freihändlern gegangen, um wieder aufgrund meiner Herkunft bevorzugt zu werden.“
Oro nickte ernst. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das mit ein Grund war, weshalb Sie zu den Freihändlern gegangen sind. Ihr Vater hat Sie längere Zeit überall suchen lassen. Immer wieder war Ihr Bild in sämtlichen Nachrichtensendungen zu sehen.“
Roi seufzte. „Ich weiß. Leider. Aber inzwischen hat er aufgegeben. Zum Glück. Das gibt mir mehr Handlungsspielraum. Erkennt man mich denn noch anhand der Suchmeldungen?“
Oro musterte ihn ab- und einschätzend. „Nein, so direkt nicht. Aber ich würde an Ihrer Stelle vorsichtig sein, alten Bekannten und Freunden zu begegnen. Besonders Ihrem Vater, Ihrer Mutter und Schwester oder Lordadmiral Atlan bzw. Staatsmarschall Bull. Ganz besonders würde ich an Ihrer Stelle dem Mausbiber Gucky aus dem Weg gehen.“
Roi lachte leise. „Meine Mutter und meine Schwester sind informiert und versorgen mich mit gewissen Informationen. Und Gucky – dagegen bin ich präpariert. Ich bin nämlich mentalstabilisiert. Die größte Gefahr sehe ich in Atlan. – Aber über das alles reden wir später noch, wir werden noch genug Zeit für Gespräche haben. Jetzt müssen wir uns dem Naheliegenden widmen – leider. Mir wäre wohler, wenn wir dieses Problem nicht lösen müssten. Aber ich werde keinen Akt der Raumpiraterie dulden!“
Oro konnte sich eines Fröstelns nicht erwehren bei den eiskalt hervorgebrachten Worten. Schon jetzt erkannte er, dass Roi ein sehr fairer, aber auch konsequenter und harter Befehlshaber war.
„Werden Sie Fürst Antikon dem Solaren Imperium ausliefern?“
„Bis jetzt habe ich es nicht vor. Egal was er getan hat, er hat Anspruch auf eine faire Gerichtsverhandlung bei der Organisation, zu der er gehört. Das ist eine Frage der Loyalität für mich.“
Roi hob die energetische Sperre auf und rief Rasto Hims herbei. „Edelmann Hims, ich habe Edelmann Masut in meine Dienste genommen, und zwar als meinen persönlichen Diener und Leibwächter.“
Hims grinste über sein ganzes breites Epsalergesicht. Er bot Oro die Hand. „Auf gute Zusammenarbeit, Kamerad.“ Oro nahm sie vorsichtig und erwiderte den Händedruck. Obwohl auch Epsaler zu den starken, umweltangepassten Menschen gehörten, mussten Ertruser auch bei ihnen vorsichtig mit ihren Körperkräften sein.
„Wenn ich mir eine Bemerkung gestatten darf, Sir. Das war schon länger überfällig. Sie brauchen einen persönlichen Begleiter bei dem Gesindel von Beiräten, mit denen Sie sich herumschlagen müssen.“
Roi fiel vorübergehend in seine Rolle: „Edelmann Hims, ich echauffiere mich! Diese raue Sprache in Unserer Gegenwart! Das bekommt Unserem Wohlbefinden nicht. Wir spüren eine Ohnmacht nahen!“
Gekonnt verdrehte er die Augen und tat so, als ob er von seinem Stuhl sinken würde. Oro war sofort heran und fing ihn auf, wedelte ihm mit der Hand Luft zu.
Roi stand wieder auf, konnte sich vor Lachen nicht halten. Alle anderen fielen ein.
„Das war schon sehr gut, Oro. Ich sehe, Sie verstehen, worauf es ankommt. Hims, ich würde an Ihrer Stelle vorsichtig mit solchen Äußeren außerhalb der DRAKE sein, Sie wissen warum!“
„Natürlich, Sir. Außerhalb des Schiffes verhalten wir alle uns vorbildlich.“
„Das weiß ich, keine Sorge. Bitte weisen Sie Mr. Masut ein, wie hier bei uns das Reglement ist, nach innen und nach außen. Sorgen Sie dafür, dass er eine Kabine direkt neben meiner Zimmerflucht bekommt usw., Sie wissen schon.“
„Selbstverständlich, Sir.“
„Gut. Dann werden wir uns jetzt also mit Fürst Antikon zu befassen haben. Bitte lassen Sie vor der Verhandlung nichts davon verlauten, dass Oro Masut nun zu uns gehört. Es könnte einige Leute auf merkwürdige Ideen bringen.“
Hims nickte nur, Oro antwortete: „Selbstverständlich, Sir.“
Roi war zufrieden. Oro schien sehr schnell zu begreifen, wie es hier lief, umso besser.
******
Kapitel 16
Sitzung der Beiräte
Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Den Antrag der Gruppe der Beiräte um Fürst Henks herum, die Verhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchzuführen, hatten Roi und der Kaiser abgelehnt. Roi legte im Gegenteil Wert darauf, öffentlich zu zeigen, dass ein Akt der Raumpiraterie auch unter seiner Leitung nicht geduldet werden würde. Lovely Boscyk hatte ebenfalls solche Übergriffe hart geahndet.
Roi hatte den Kaiser über alles informiert, auch den Versuch von Henks mit dem Psychostrahler. Beide hatten sich auf ein Vorgehen verständigt, dass die Machenschaften von Henks vor allen anderen Beiräten aufdeckte. Roi wollte Tatsachen schaffen. Er sah seine Pläne auf Dauer gefährdet, wenn er immer wieder an verschiedenen Fronten kämpfen musste.
Fürst Antikon und seine Edelmänner wurden unter Bewachung zur Anklagebank geführt. Die Geretteten befanden sich abgeschirmt in einem kleineren Raum, ebenfalls unter Bewachung des Sicherheitsdienstes und warteten darauf, ihre Aussagen zu machen. Roi wollte nicht das geringste Risiko einer Beeinflussung durch eine der Parteien eingehen.
Gemäß den Statuten der Freihändler hatte Roi als Befehlshaber den Vorsitz übernommen. Eine Anklage wegen Raumpiraterie wurde bei den Freihändlern genauso behandelt wie in Flotte oder USO eine Kriegsgerichtsverhandlung. Deshalb war Roi als Befehlshaber der Freihändler automatisch der Vorsitzende des Richterkollegiums. Lovely Boscyk trat als Ankläger auf, um allen zu demonstrieren, dass er und Roi sich völlig einig waren. Die Beiräte hatten traditionell die Rolle der Geschworenen, wie im alten terranisch-amerikanischen Rechtssystem. Die Verteidigung der Angeklagten hatte ein von Fürst Antikon engagierter Rechtsanwalt übernommen, der nicht zu den Freihändlern gehörte. Das stand einem Angeklagten gemäß der Statuten der Freihändler zu.
Roi versuchte seine innerliche Unruhe nach außen hin zu unterdrücken. Das war seine erste wirkliche Bewährungsprobe. Später würde er nach seinem Urteil eingeschätzt werden. Er musste hart durchgreifen, andererseits durfte das Urteil auch nicht so hart sein, dass es Widerstand hervorrief. Alles hing von den Aussagen der Angeklagten und der Geretteten ab. Außerdem war für ihn selbst Raumpiraterie ein Verbrechen, für das nur drakonische Strafen in Betracht kamen.
Er tauschte einen Blick mit Boscyk, der daraufhin aufstand. Schlagartig verstummten die Gespräche in dem Saal.
„Meine Damen und Herren, Sie erwarten jetzt die Verhandlung gegen den Fürsten Antikon und seine Edelleute wegen Raumpiraterie. Leider müssen wir Sie noch um etwas Geduld bitten. Wichtige Angelegenheiten erfordern eine vorherige Sitzung der Beiräte mit Roi Danton und mir.“
Die Anwesenden tauschten verständnislose Blicke. Auch die Beiräte waren ratlos. Niemand war vorher informiert worden. Roi konnte sich ein anzügliches Lächeln nur mit Mühe verkneifen. Fürst Henks würde jetzt sicherlich seinen Plan gefährdet sehen, da die Anweisung des Psychostrahlers sich eindeutig auf die Beiratssitzung nach der Gerichtsverhandlung bezog.
„Fürst Danton und ich wissen, dass dies ein absolut unübliches Verfahren ist, aber ich bitte Sie alle, dem zuzustimmen, da außergewöhnliche und in der Geschichte der Freihändler bisher einmalige Dinge dies erfordern.“
Der Verteidiger tauschte einen Blick mit Fürst Antikon. „Darf ich um einige Minuten Bedenkzeit bitten, Kaiser Boscyk? Ich muss mich mit meinen Mandanten erst beraten.“
Boscyk nickte. „Selbstverständlich, das steht Ihnen zu. Um Ihre Entscheidung zu erleichtern, teile ich Ihnen mit, dass es in dieser Besprechung nicht um die folgende Verhandlung geht, sondern um eine andere Angelegenheit, die damit nichts zu tun hat. Ginge es um die Verhandlung, würde ich Sie selbstverständlich dazu bitten. Sie brauchen also keine Angst vor unerlaubten Absprachen zu haben.“
Nach zehn Minuten erklärte der Verteidiger sein Einverständnis. Roi und Boscyk zogen sich mit den Beiräten in einen angrenzenden kleinen Besprechungsraum zurück. Die Angeklagten waren unter Bewachung in einen anderen Raum gebracht worden, getrennt von den Zeugen. Weder Roi noch der Kaiser wollten sie den neugierigen Blicken der Zuschauer aussetzen, weil sie dies als menschenunwürdig empfanden. Angeklagte hatten ein Anrecht auf ordentliche Behandlung, man lebte schließlich nicht mehr im Mittelalter. Außerdem galt immer noch der Grundsatz der Unschuld bis zum eindeutigen Beweis der Schuld.
Fürst Henks musterte Roi aufmerksam. Seine Unruhe war ihm deutlich anzumerken.
Der Kaiser zögerte nicht lange, nach einer kurzen Begrüßung kam er sofort zur Sache. Seine Stimme war kalt und sachlich. „Das, was ich Ihnen jetzt hier zeige, hat mich zutiefst erschüttert. So einen Vorgang hat es noch nie gegeben, seit ich die Organisation der Freihändler gegründet habe. Wir unterhalten uns anschließend darüber.“
Henks war der Einzige, der sich zu Wort meldete. „Was hat das alles zu bedeuten, Kaiser? Was wollen Sie von uns? Wissen Sie, welchen Eindruck es macht, dass die Beiräte sich vor einer Gerichtsverhandlung treffen? Das wird nach einer Absprache aussehen, trotz Ihrer Versicherung. Ich wundere mich ohnehin, dass der Verteidiger das akzeptiert hat.“
Roi griff ein. Seine Stimme war messerscharf, sein Gesicht wie aus Stein gemeißelt. Jegliche Unruhe war von ihm abgefallen. Er hatte den Kampf aufgenommen und wollte auf jeden Fall gewinnen. „Hören Sie auf, Fürst Henks. Warten Sie einfach ab. Das ist für Sie das Vernünftigste, glauben Sie mir.“
Henks wurde immer unruhiger. Rois Verhalten wirkte gar nicht nach einem posthypnotischen Befehl.
Boscyk sagte nichts mehr, schaltete nur einen großen Bildschirm ein. Alle wandten sich dem zu, was sie zu sehen bekamen. Die Beiräte sanken immer mehr in sich zusammen. Henks wurde erst hochrot, dann leichenblass. Sogar seine eigenen Gefolgsleute konnten ihr Entsetzen nicht verbergen, davon hatten sie nichts gewusst.
Auf dem Bildschirm lief die von Roi in Sicherheit gebrachte Aufzeichnung von Henks’ Besuch bei ihm in der Bordklinik der FRANCIS DRAKE ab. Deutlich war der Psychostrahler zu sehen, den er auf Roi richtete und seine Befehle laut und deutlich zu hören.
Boscyk schaltete den Bildschirm ein und sagte kalt: „Was haben Sie dazu zu sagen, Fürst Henks? Roi und ich geben Ihnen die Gelegenheit, sich selbst zuerst zu äußern, ehe wir ein Urteil über Sie fällen.“
Henks konnte nur noch Stottern: „Wieso … ich begreife das nicht … der Strahler hätte doch wirken müssen … ich habe doch nur im Interesse von uns allen gehandelt. Wir geraten immer mehr in Abhängigkeit zu Fürst Danton. Er finanziert alles, stellt alles den Freihändlern zur Verfügung …“
„Ich mache keine Geschenke, Fürst Henks. Es existieren klare Absprachen über eine Vergütung bzw. Rückzahlung.“ Roi lehnte sich gelangweilt zurück. „Mich wundert, dass Sie sich keine andere Frage stellen.“
Einer der Beiräte, die auf der Seite von Roi standen, erhob sich und blickte in die Runde. „Mal abgesehen davon, dass es den Statuten der Freihändler widerspricht, ein Mitglied nach Namen und Herkunft zu fragen und dass Ihr Vorgehen, Beirat Henks, in höchstem Maße verwerflich ist, bitte ich Sie, Roi, uns zu sagen, wieso Sie in der Lage waren, dem Einfluss des Psychostrahlers zu widerstehen. Ich habe einen gewissen Verdacht. Wenn Sie uns die Frage nicht beantworten möchten, akzeptieren wir das auch, jedenfalls gilt das für mich.“
Die anderen nickten nur bestätigend. Der Schock hielt sie noch in ihrem Bann.
„Niemand zwingt dich, Roi“, warf der Kaiser noch warnend ein.
Roi nickte ihm zu, dann wandte er sich an die Runde. „Obwohl das vielleicht für manche ein Schock sein mag, ich bin mentalstabilisiert. – Das nur, damit Sie alle wissen, was Sie zukünftig von derartigen Versuchen zu halten haben. Sie sind zum Scheitern verurteilt.“ Er gab sich Mühe, seiner Stimme einen gelangweilten Klang zu geben. „Fürst Henks, ich frage ebenso wie der Kaiser: was haben Sie an vernünftigen Argumenten zu Ihrer Entschuldigung vorzubringen?“
Henks vermochte nichts mehr zu sagen. Der Beirat, der eben schon für Roi Partei ergriffen hatte, erhob sich abermals: „Aber wir können es Ihnen sagen: Ihr Verhalten ist in höchstem Maße verabscheuungswürdig und unehrenhaft.“
Alle nickten, sogar die Gefolgsleute von Henks. Roi wusste, dass nun die Entscheidung von ihm abhing. Wenn er die Freihändler führen wollte, musste er jetzt die Entscheidung fällen, das konnte ihm der Kaiser nicht mehr abnehmen.
Roi stand auf. „Fürst Henks, nach den Statuten der Freihändler hätte ich jetzt das Recht, Sie ganz auszuschließen oder zumindest von Ihrem Posten als Beirat zu entheben. Keines von beiden werde ich machen. Im Gegenteil. Ich belasse Sie auf Ihrem Posten und hoffe, dass Ihnen das eine Lehre sein wird. Aber ich warne Sie: denken Sie nicht, das wäre ein Zeichen von Schwäche. Sie wissen jetzt, was Sie von mir zu halten haben. Den nächsten Versuch werde ich konsequenter ahnden. Sie müssen nicht mit mir einer Meinung sein, aber wenn Kritik, dann bitte konstruktiv in diesem Kreis, nichts anderes. Dafür bin ich immer offen, das sollten Sie alle inzwischen wissen.“
Henks blickte sich um, konnte es nicht fassen. Er vermied es, Roi ins Gesicht zu sehen. An seiner Stelle wandte sich einer seiner Gefolgsleute an Roi. „Fürst Danton, ich vermute, dass Fürst Henks so sprachlos ist, dass er seinen Dank an Sie nicht aussprechen kann. Erlauben Sie mir, dass ich das für ihn übernehme.“
Und an seinen Freund: „Sei dankbar für diese Entscheidung. Ich an Rois Stelle hätte dich ohne weiteren Kommentar rausgeworfen. Ich stimme ihm zu. Wir können die Klingen kreuzen, aber immer ehrenvoll, nicht anders.“
Niemand sagte mehr etwas. Roi schloss die Versammlung. „Dass über alles, was wir hier besprochen haben Stillschweigen gewahrt wird, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.“ Ein ironisches Lächeln traf Henks. „Damit sollte diese Angelegenheit für uns erledigt sein und wir können uns mit dem nächsten Fall von unehrenhaftem Verhalten beschäftigen. Ich darf Sie daran erinnern, dass wir eine Lösung finden müssen, die auch das Solare Imperium zufriedenstellt. Sicherlich gehen Sie mit mir konform, dass wir keinen massierten Einsatz der Solaren Abwehr oder – noch schlimmer – der USO wünschen.“
„Werden die sich deshalb extra um uns kümmern?“, fragte ein anderer Beirat zweifelnd. „Raumpiraterie kommt doch überall vor.“
Roi nickte ernst. „Leider ja. Vergessen Sie bitte nicht, dass wir – zum Glück! – seit gut dreißig Jahren Frieden haben. Die Abwehrdienste haben Zeit dafür. Und der Großadministrator ist anscheinend immer noch der Meinung, uns zumindest als ‚suspekt’ einstufen zu müssen. Warum, ist mir nicht klar.“
Obwohl mir das mehr als klar ist, dachte Roi bei sich. Vater hat etwas gegen unabhängige Mächte neben dem Imperium. Er hat immer Angst, dass diese „seine Menschheit“ irgendwann einmal bedrohen.
„Meinst du, dass wir das Imperium davon abhalten können, nach Fürst Antikon zu suchen?“, fragte Boscyk.
Roi wiegte überlegend den Kopf. „Ich kann es wirklich nicht sagen. Warum mussten diese beiden Idioten ihren Kampf unbedingt im Hoheitsgebiet des Solaren Imperiums austragen, verdammt?“ Auch er hatte nur Nerven, so sehr er sich auch zu beherrschen suche.
Boscyk lächelte ihn an. Er wusste genau, unter welcher Spannung Roi stand. Wenn es ihm nicht gelang, einen Geheimdiensteinsatz zu verhindern, waren nicht nur sie alle, sondern in besonderem Maße auch er selbst betroffen. Denn wenn man ihn genauer durchleuchtete, bestand immer die Gefahr, dass seine Tarnung aufflog.
„Sie verlieren Ihre Contenance, Fürst.“ Boscyk schüttelte leise verweisend den Kopf.
Roi besann sich und ging auf das Spiel ein. „Euer Majestät haben recht. Ich danke Majestät für den gütigen Rat.“ Er senkte mit blasiertem Gesicht den Kopf vor dem Kaiser.
Dann straffte er sich und mustere die Runde mit eiskalten Augen. „In einer halben Stunde im großen Sitzungssaal. Bringen wir es hinter uns. Vielleicht nehmen Sie in der Zwischenzeit eine kleine Erfrischung zu sich nach diesem Schock. Ich empfehle Ihnen echten terranischen Kaffee.“
Während die Runde sich auflöste, hielt Boscyk Roi zurück. Leise fragte er ihn: „War die Entscheidung richtig mit Henks, Roi? Ich hätte es nicht gemacht.“
Roi lachte bitter auf. „Ich habe es mir auch sehr genau überlegt. Es wird Henks nicht auf Dauer ruhigstellen. Aber es schafft uns erstmal etwas Frieden. Dass er mir dankbar ist, können wir ausschließen. Solche Gefühle kennt er nicht. Er sinnt jetzt schon darauf, wie er mir schaden kann. Außerdem, Lovely: willst du einen Abtrünnigen haben, der zum Imperium rennt und munter plaudert, nur um seine Rachegefühle zu befriedigen? Auch wenn er bisher loyal zu den Freihändlern gestanden hat, es sind schon mehr als genug Menschen aus persönlichen Motiven, besonders aus verletztem Stolz, zu Verrätern geworden.“
Boscyk nickte vor sich hin. „Eine schlaue Taktik, Mike. Von wem hast du das gelernt, von deinem Vater oder von Atlan?“
Roi lächelte plötzlich warm. „Von Atlan, wie so vieles andere.“
„Willst du es dir nicht noch einmal überlegen, ob du ihn einweihst, wer Roi Danton ist? Ich kann es dir nicht oft genug empfehlen. Mein Gefühl sagt mir, es ist besser für dich.“
„Nein“, Roi schüttelte bestimmt den Kopf. „Da haben wir doch schon so oft drüber gesprochen, Lovely.“ Und nach einer kurzen Pause: „Übrigens, genau diesen Vorschlag machte mir kürzlich - auch zum wiederholten Male - meine Schwester.“
„Eine kluge junge Dame“, entgegnete der Kaiser nur.
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Kapitel 17
Gerichtsverhandlung
Die Gerichtsverhandlung lief schnell und störungsfrei ab. Die Aussagen der Geretteten waren eindeutig. Fürst Antikon hatte seinem Rivalen aufgelauert und das Schiff ohne Vorwarnung zerschossen. Auch als schon die SOS-Rufe abgingen, schoss er noch weiter. Die flüchtenden Beiboote mit Überlebenden wurden ebenfalls rücksichtslos abgeschossen.
Auf die Frage Rois an die Edelmänner, warum sie ihren Fürsten nicht zur Einsicht gebracht hätten, antworteten diese nur übereinstimmend, Fürst Antikon würde jegliche Kritik grundsätzlich schon im Anfang brutal ersticken. Er duldete nicht den geringsten Widerstand.
Der Verteidiger versuchte vergeblich, Verständnis für seine Mandanten zu erreichen, dass es um eine Rivalität gegangen sei, die schon seit Jahren schwelte und der Kommandant des vernichteten Schiffes sich in der Vergangenheit auch nicht immer einwandfrei verhalten hätte.
Insbesondere die Aussage von Oro Masut und seine fürchterlichen Verunstaltungen ließen bei allen Anwesenden ein Frösteln auftreten.
Kaiser Boscyk forderte in seinem Plädoyer eine lebenslange Freiheitsstrafe im Zuchthaus von Trade-City für Fürst Antikon und hohe Geldstrafen und Degradierungen zu Bauern für die Edelmänner sowie vorübergehenden Entzug des Raumfahrt-Patents.
Der Verteidiger hatte aufgegeben, nachdem er erst jetzt erfahren hatte, wie gewissenlos der Fürst war. Er bat nur noch um ein mildes Urteil für seine Mandanten, da sie seit Jahren Angst vor ihrem Kommandanten gehabt hätten. Alle konnte sich eines beklemmenden Gefühls nicht erwehren, als sogar dieser als rücksichtsloser „Winkeladvokat“ bekannte Mann derartig betroffen reagierte.
Nach den Plädoyers zogen sich die Beiräte zur Beratung zurück. Schon nach einer knappen halben Stunde kamen sie mit einem einstimmigen Ergebnis zurück: „Fürst Antikon ist unserer Ansicht nach schuldig der Raumpiraterie und des Mordes an der Besatzung. Seine Edelmänner sind mitschuldig.“
Roi nickte kurz und rief den Kaiser als Ankläger und den Verteidiger zu sich nach vorne. „Messieurs, ich denke, die Sache ist eindeutig. Wir müssen Fürst Antikon und seine Edelmänner verurteilen wie vor einem Kriegsgericht der Solaren Flotte. Raumpiraterie und Mord dulden keine Milde, egal wo. Außerdem steht die Frage nach der Auslieferung an das Solare Imperium immer noch im Raum.“
„Sie müssen zumindest Fürst Antikon ausliefern“, meinte der Verteidiger, „nach der Beweislage bleibt Ihnen keine andere Wahl gemäß der Gesetze des Imperiums. Die Freihändler haben bisher keine politische Anerkennung und somit auch keine eigene Gerichtsbarkeit.“ Er lachte bitter auf. „Dass ich als Verteidiger so etwas sagen muss, ist schon sehr makaber.“
Roi nickte bestätigend. „Ich kann mir vorstellen, wie schwer Ihnen das fällt, Monsieur. Aber es spricht nur für Sie. Bringen wir es also hinter uns.“
Roi wandte sich an die Versammelten. „Messieurs, Sie alle können sich vorstellen, welches Problem wir mit diesem Fall haben. Wenn es nach den Gesetzen des Imperiums ginge, hätten wir diese Verhandlung noch gar nicht einmal durchführen dürfen, sondern Fürst Antikon und seine Edelmänner sofort dem Solaren Imperiums überstellen müssen.“ Roi machte eine Pause und ließ seine Worte wirken. „Allerdings kann jeder Freihändler, egal, welche Schuld er auf sich geladen hat, sicher sein, dass ich ihn nicht an das Imperium ausliefern werde, es sei denn er wünscht das selbst.“
Im Saal hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
„Bitte erheben Sie sich zur Urteilsverkündung, meine Damen und Herren.“ Er selbst stand auch auf und sammelte sich innerlich. „Im Namen der Freihändler ergeht gegen Fürst Antikon folgendes Urteil: lebenslange Haft im Zuchthaus von Trade-City, Verlust aller Privilegien, insbesondere Einzug seines Patents als Raumschiffskapitän. Sein Raumschiff und sein gesamtes Vermögen werden eingezogen und veräußert. Aus dem Erlös wird ein Fond gegründet, der die Angehörigen der Opfer versorgt. Fürst Antikon selbst hat die Wahl, das Urteil so anzunehmen oder sich auf eigenen Wunsch der Gerichtsbarkeit des Solaren Imperiums zu stellen.“
Ein erstauntes Murmeln ging durch den Saal. Der Kaiser verzog das Gesicht ob dieser Unhöflichkeit. Aber er konnte es nachvollziehen, zu ungewöhnlich war Rois Urteil. Es warf aber auch ein deutliches Licht auf seinen Charakter.
„Gegen die Edelmänner ergeht folgendes Urteil“, fuhr Roi fort. „Ihre Offizierspatente werden für unbestimmte Zeit eingezogen. Sie werden hiermit zu Bauern degradiert, erhalten allerdings kein Raumflugverbot. Sie bekommen die Chance, sich unter einem neuen Fürsten wieder zu bewähren. Dieser wird dann entsprechend ihres Verhaltens über eine Beförderung zu Edelmännern entscheiden. Außerdem werden sie jeweils zu einer Geldstrafe von drei Monatsgehältern verurteilt, die ebenfalls in diesen Fond der Hinterbliebenenhilfe eingezahlt werden. Bitte setzen Sie sich wieder.“
Niemand sagte etwas. Lovely Boscyk nickte anerkennend. Er hatte sich in Roi nicht getäuscht. Er griff hart durch, weil er es musste. Aber nicht so hart und unerbittlich, dass er sich Feinde machte. Immer mehr konnte er die Gefühle von Perry Rhodan als Vater nachempfinden. Michael oder Roi war ein Mensch, der trotz seiner jungen Jahre wusste, was er wollte und vor allen Dingen wie er es durchsetzte, ohne Widerstand zu provozieren.
„Fürst Antikon“, wandte Roi sich an den Verurteilten Kommandanten. „Was ich selbst von Ihrer Handlungsweise halte, brauche ich Ihnen sicherlich nicht mehr zu erklären.“
Antikon unterbrach ihn abrupt. „Lassen Sie das Gefasel, Fürst Danton. Ich erkenne Ihre Verdienste um die Freihändler durchaus an, aber Sie sind für Ihre Position sehr jung und müssen noch viel lernen. Ein Raumschiff kann man nicht nur mit Eleganz führen, dazu braucht man Härte. Es ist wie auf einem historischen Segelschiff unseres gemeinsamen Heimatplaneten. Das werden Sie noch begreifen, glauben Sie es mir.“
Der Fürst war ein durch und durch unangenehmer Mann. Auch jetzt nach dem Urteil war seine Arroganz noch nicht gebrochen.
Roi ließ sich nicht provozieren, obwohl sein Herz innerlich bis zum Hals schlug. Ja, ich muss noch viel lernen, dachte er sarkastisch, unter anderem, jetzt ruhiger zu bleiben. Aber das wird die Erfahrung der Jahre bringen.
„Vielleicht, Monsieur Antikon. Ich schließe allerdings aus, dass ich mich jemals zu einem Mord werde hinreißen lassen. Aber wenn Sie es schon ansprechen, so darf ich Sie sicherlich daran erinnern, wie das Urteil eines Solaren Kriegsgerichtes gelautet hätte, falls Sie diesen Akt der Raumpiraterie als Kommandant in der Solaren Flotte oder der USO begangen hätten. Insbesondere mit Lordadmiral Atlan als Vorsitzendem Richter hätten Sie die Todesstrafe zu erwarten gehabt, egal, ob unter Kriegsrecht oder nicht.“
Das führte immer wieder zu heftigen Diskussionen zwischen seinem Vater und Atlan. Perry Rhodan akzeptierte die Todesstrafe im Militär nur unter Kriegsrecht. Im zivilen Bereich gab es sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Es war eine der ersten Entscheidungen gewesen, die er und Reginald Bull nach der Gründung der ersten Weltregierung des Planeten Terra getroffen hatten.
Antikon zuckte nur die Schultern. „Wir sind hier bei den Freihändlern, nicht bei der Flotte oder der USO, und schon gar nicht bei der alten Arkoniden-Flotte.“
„Nehmen Sie das Urteil so an oder möchten Sie an das Imperium überstellt werden?“ Roi wollte nicht mehr diskutieren.
Nach kurzem Überlegen, die deutlich seine Unsicherheit zeigte, nickte der Fürst. „Ich möchte an das Imperium überstellt werden. Dort habe ich zwar kein anderes Urteil zu erwarten, aber ich kann die Strafe auf einem Strafplaneten ableisten und muss nicht das Ende meines Lebens in einem städtischen Zuchthaus verbringen. Ich möchte jedenfalls noch die Sonne sehen und frische Luft atmen.“
Roi konnte Antikon verstehen. Zu lebenslanger Haft verurteilte Verbrecher wurden auf spezielle Strafplaneten deportiert und konnten dort, wenn sie sich ordentlich führten, ein fast normales Leben – natürlich unter Aufsicht – führen. Inhumaner Strafvollzug oder Zwangsarbeit gehörten schon seit langem der Vergangenheit an. Die Freihändler dagegen verfügten über keine Strafplaneten. Roi hoffte, dass dies auch nie erforderlich sein würde.
„Das ist Ihr Recht, Monsieur Antikon.“
Der ehemalige Fürst schluckte hart. Anscheinend wurde ihm erst jetzt bewusst, was es hieß, aus der Gemeinschaft der Freihändler ausgeschlossen zu sein. Die Anrede ohne den Titel wirkte wie ein Schlag ins Gesicht.
„Sie werden anschließend in das Gefängnis von Trade-City überstellt und mit dem nächsten verfügbaren Schiff zur Erde gebracht. Ich werde entsprechend Kontakt mit den Behörden des Imperiums aufnehmen.“
Damit wandte er sich den ehemaligen Edelmännern zu. „Messieurs, mir ist durchaus bewusst, dass Sie sich in einem großen Zwiespalt befunden haben. Ich habe mir erlaubt, Ihren Werdegang bei den Freihändlern ein wenig zu durchleuchten. Sie alle scheinen mir ehrenhafte Männer zu sein. Dass Meuterei und Befehlsverweigerung hart bestraft werden müssen, um die Disziplin nicht zu untergraben, dürfte jedem hier im Saal bewusst sein.
Aber dieser Fall liegt anders. Sie hätten nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht gehabt, den Kommandanten seines Kommandos zu entheben, so viele Überlebende zu retten wie möglich und sofort nach Olymp zurückzukehren.
Ich gehe davon aus, dass Ihnen ganz einfach der Mut für einen solchen Schritt gefehlt hat, und nicht, dass Sie Ihre persönlichen Einstellungen denen von Monsieur Antikon angepasst haben.
Deshalb habe ich Ihnen die Gelegenheit gegeben, sich unter einem anderen Fürsten erneut zu beweisen.“
Einer der Männer stand auf. „Fürst Danton, halten Sie uns für Feiglinge?“
„Mr. Miller“, Roi machte eine gelangweilte Geste. „Vielleicht wenden Sie sich an Ihren Verteidiger. Der ist sicherlich so freundlich, Ihnen zu erläutern, was diese Interpretation bedeutet.“
Der Anwalt zog den Mann wieder auf seinen Sitz und zischte seinen Mandanten zu: „Halten Sie den Mund, sind Sie denn übergeschnappt? Fürst Danton hat Ihnen mit der Urteilsbegründung eine goldene Brücke gebaut. Sicher, er unterstellt Ihnen jetzt ganz bewusst Feigheit. Aber lieber vorübergehend als Feigling gelten, als dass auch nur der leiseste Verdacht aufkommt, Sie würden die Ansichten Ihres Kommandanten teilen. Dann könnten Sie sich ihm gleich anschließen. Bei eindeutiger Raumpiraterie und mehrfachem Mord gibt es keine Diskussionen mehr. Dann hätte Fürst Danton Sie genauso wie Mr. Antikon aburteilen müssen!“
Ein anderer nickte. „Mensch, Robert, denk mal nach. Ich verstehe immer mehr, warum Dantons Besatzung ihn so verehrt.“
Roi unterband die geflüsterte Unterhaltung nicht. Ihm lag daran, dass der Verteidiger den Männern die Lage erklärte.
Er blickte in den Saal. „Damit ist die Verhandlung geschlossen“, erklärte er mit fester Stimme.
Boscyk legte ihm die Hand auf den Arm. „Das war sehr gut, Roi!“
Der lachte humorlos auf. „Mag sein, Lovely. Hoffentlich erleben wir so eine Situation nie wieder. Hoffentlich kommt nach diesem Urteil nicht noch jemand auf die Idee, einen Konkurrenzkampf auf diese Art auszufechten.“
„Möchtest du das grundsätzlich unterbinden?“
„Nein, bestimmt nicht. Ich bin der Letzte, der etwas gegen ehrenvolle Kämpfe hat. Manche Dinge lassen sich nur so regeln. Aber es hat fair und vor allen Dingen ehrenvoll zuzugehen. Ich dulde nicht, dass Menschenleben gefährdet werden. Das heißt in diesem Fall konkret: Havarietreffer als Entscheidung und damit ist die Sache erledigt.“
Roi bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Fürst Gris Eschka, einer seiner Vertrauten, sich einen Weg durch die Zuschauer bahnte und auf ihn zukam. Mit einer Handbewegung hielt er ihn zurück. „Lovely, die ganze Sache hat zwei Seiten. Auf der einen Seite wird uns die Überstellung von Monsieur Antikon an das Imperium einen entsprechenden Agenteneinsatz ersparen – das ist die gute Seite. Aber ich befürchte, dass die Abwehr ihn sehr genau durchleuchten wird und dabei so dies und das ans Licht kommt, was auch wir noch nicht wissen. Und je übler das ist, desto mehr wird man von ihm auf die Freihändler insgesamt schließen.“
Boscyk nickte. Schon oft hatte Rois Instinkt ihn verblüfft.
„Wir können nur abwarten. Wirst du die Überstellung regeln oder soll ich das machen?“
„Weder – noch. Wir übertragen das dem Sicherheitsdienst, wozu haben wir ihn? Die werden Antikon zur Erde bringen, zusammen mit einer entsprechenden Nachricht von mir. – Ich bin kein Hasardeur. Die Gelegenheit, mich festzusetzen, kann die Führungsriege sich gar nicht entgehen lassen.“
Der Kaiser lachte und verabschiedete sich. Roi wandte sich Gris Eschka zu. Der Fürst war ein kleiner, dicker Mann mit Glatze und einem Vollbart als Ausgleich, der bis zur Mitte der Brust reichte. Er trug eine Phantasieuniform, die auch mit viel gutem Willen keiner Stilepoche Terras zuzuordnen war. Roi hatte schnell die Loyalität und die Qualitäten dieses Mannes schätzen gelernt. Er hatte gerade erst sein Patent erlangt und wartete wie andere zuverlässige und von Roi geworbene Raumkapitäne auf ein Schiff.
Die Schiffe, die direkt aus der Werft von Imman Coledo kamen, wurden neuen Fürsten samt dem Startkapital und der Mannschaft von Roi zur Verfügung gestellt. Die Abzahlungskonditionen waren extrem fair. Roi ließ den neuen Händlern Zeit, ihre Geschäfte in Gang zu bringen. Er war der Meinung, es nützte niemandem, sie unter Druck zu setzen. Ein solides Geschäft brauchte seine Zeit, um sich zu festigen.
„Gris, Sie sehen aus, als ob Sie eine schwere Entscheidung treffen müssten.“ Roi redete nicht um die Sache herum. Dazu kannte er Eschka zu gut.
Der nickte. „Würden Sie mir das beschlagnahmte Schiff samt der kompletten Mannschaft überlassen, Roi? Auch die Verurteilten?“
Roi musterte ihn abschätzend. „Ist Ihnen bewusst, was Sie sich damit aufladen? Wir gehen im Moment davon aus, dass die Männer aus Angst vor Antikon nicht handelten – aber wir wissen es nicht mit Bestimmtheit.“
Eschka nickte ernsthaft. „Ich habe zwar gerade erst mein Patent erlangt, aber ich bin bei den Freihändlern aufgewachsen. Meine Eltern gehörten zu den ersten Freihändlern, die unter dem Kaiser Handel trieben. Für fast alle der Männer gilt das Gleiche. Wir haben schon als Kinder zusammen gespielt. Sie haben eine faire Chance verdient und ich möchte sie ihnen geben. – Die Mannschaft ist aufeinander eingespielt, es wird funktionieren.“
„Einverstanden, Gris. Bitte kommen Sie nachher noch in mein Büro. Dort werden wir die Formalitäten erledigen. Ein Rat allerdings jetzt schon: Das Schiff braucht einen neuen Namen, sonst bringt das Unglück.“
„Selbstverständlich. Ich habe mir schon einen überlegt: LYDOLA! Wenn ich Hochwohlgeboren um die Ehre bitten darf, mein Schiff zu taufen, ist mein Glück perfekt.“ Stilecht beugte er das Knie vor Roi.
Der fiel auch sofort wieder in seine Rolle: „Bravo, bravo, mein Bester. Wir sind äußert angetan von Seinem wohltuenden Benehmen. Er hat Unser Wohlwollen und natürlich werden Wir Sein Schiff taufen. Es ist Uns eine Ehre.“ Huldvoll neigte er den Kopf.
Die noch Anwesenden wurden aufmerksam. Die Auftritte von Roi als verweichlichtem Stutzer waren sehenswert. Niemand wollte sich einen entgehen lassen. Die ehemaligen Edelmänner schoben sich auch näher heran. Sie erhofften sich eine kleine Ablenkung von ihrer misslichen Situation.
Roi winkte ihnen mit blasiertem Gesicht zu. „Messieurs, Wir haben die Ehre, Ihnen Ihren neuen Fürsten vorzustellen. Fürst Eschka übernimmt Ihr Schiff und die komplette Mannschaft.“
Ungläubiges Staunen breitete sich auf den Gesichtern auf. Derjenige, der sich schon vorher geäußert hatte, schien eine Art Sprecher der Gruppe zu sein. „Fürst Danton, wir sind sprachlos. So schnell hatten wir nicht mit einer Chance gerechnet. Ich bitte Sie, meine vorschnellen Worte von vorhin zu entschuldigen.“
Roi winkte ab. Er erkannte es immer an, wenn jemand ehrlich einen Fehler zugab. „Das ist in einer solchen Situation sehr gut verständlich. Vergessen wir es.“
Der Mann wandte sich Eschka zu. „Gris, das werden wir dir niemals vergessen. Danke.“
Der schüttelte den Kopf. „Danke mir nicht. Wir allen kennen uns aus unserer Jugend. Jeder würde das Gleiche machen. Aber wehe euch, wenn ihr Mist baut. Dann lernt ihr mich von einer ganz anderen Seite kennen, ihr verdammten Halunken!“
Die Situation entspannte sich in einem allgemeinen Lachen.
Eschka wandte sich noch einmal von Roi: „Darf ich Sie bitten, die Patente der Männer wieder in Kraft zu setzen, Fürst Danton? Ich möchte sie gerne als Edelmänner an Bord nehmen.“
Roi verließ den Saal mit dem guten Gefühl, eine verzwickte und gefährliche Situation allein und ohne Hilfe auf seine Weise zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst zu haben. Wobei er das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Alles kam jetzt darauf an, was Antikon wirklich mit sich herumschleppte …
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Ich bin eine weise Frau mit zwei Katzen.
Katzen sind die heiligen Tiere der Götter.
Wir lassen uns nicht dominieren, egal von wem oder was.
Tue, was Du willst, solange Du keinem anderen schadest.
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Vielen Dank dafür.
Ich hoffe auf viele Verlängerungen.

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»Ein Experte ist jemand, der in einem begrenzten Bereich schon alle möglichen Fehler gemacht hat.«
NIELS BOHR (1885-1962), dänischer Physiker und Nobelpreisträger
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Vielen Dank für den netten Lesestoff. Gerne mehr davon
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Es gibt noch einige Fortsetzungen hier.
Und dann gibt es auch noch die Fortführung der gesamten Geschichte. Sie trägt den Titel "Der Arkonide und der Freihändlerkönig". Hier ist der Titel sozusagen Programm ...
Und dann gibt es auch noch die Fortführung der gesamten Geschichte. Sie trägt den Titel "Der Arkonide und der Freihändlerkönig". Hier ist der Titel sozusagen Programm ...
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Re: DEMNÄCHST hier: Lockruf der Freihändler
Liebe Vivian,
da ich aktuell den Silberband "Magellan" höre, genieße ich Deine wunderbare Erzählung umso mehr. Ich freue mich nicht nur auf die Fortsetzung, sondern auch auf das Erscheinen der Printausgabe. Ob es wohl machbar wäre, ein signiertes Exemplar zu erhalten?
Liebe Grüße
Michael
da ich aktuell den Silberband "Magellan" höre, genieße ich Deine wunderbare Erzählung umso mehr. Ich freue mich nicht nur auf die Fortsetzung, sondern auch auf das Erscheinen der Printausgabe. Ob es wohl machbar wäre, ein signiertes Exemplar zu erhalten?
Liebe Grüße
Michael
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