Der Literarische Salon

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Oldie BG
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »



***


Friedrich Rückert
(1788-1866)



Leise, leise


Es kamen grüne Vögelein
Geflogen her vom Himmel,
und setzten sich im Sonnenschein
In fröhlichem Gewimmel
All an des Baumes Äste,
Und saßen da so feste
Als ob sie angewachsen sein.

Sie schaukelten in Lüften lau
Auf ihren schwanken Zweigen,
Sie aßen Licht und tranken Tau,
Und wollten auch nicht schweigen,
Sie sangen leise, leise
Auf ihre stille Weise
Von Sonnenschein und Himmelblau ...



***


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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »




***


Franz Freiherr von Dingelstedt
(1814-1881)



Zur letzten guten Nacht


Ich habe zur letzten guten Nacht
Dein liebes Bild geküßt,
Da war mir, als hätte der Mund gelacht,
Das Auge mich freundlich begrüßt.

Die Züge lebten in warmem Glanz,
Durchhaucht vom atmenden Weh'n,
Du warst es selbst, du warst es ganz,
Als sei ein Wunder geschehn.

Da hab' ich zur letzten guten Nacht
Noch einmal dein Bild geküßt;
Mir ist, als hättest du gelacht,
Und als ob ich weinen müßt' ...



***



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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803)

Der Zürchersee

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht
Auf die Fluren verstreut, schöner ein froh Gesicht,
Das den grossen Gedanken
Deiner Schöpfung noch einmal denkt.

Von den schimmernden Sees Traubengestaden her
Oder, flehest du schon wieder zum Himmel auf,
Komm in rötendem Strahle
Auf dem Flügel der Abendluft,

Komm und lehre mein Lied jugendlich heiter sein,
Süsse Freude, wie du, gleich dem beseelteren
Schnellen Jauchzen des Jünglings,
Sanft, der fühlenden Fanny gleich.

Schon lag hinter uns weit Uto, an dessen Fuß
Zürich in ruhigem Tal freie Bewohner nährt;
Schon war manches Gebirge,
Voll von Reben, vorbeigeflohn.

Jetzt entwölkte sich fern silberner Alpen Höh,
Und der Jünglinge Herz schlug schon empfindender,
Schon verriet es beredter
Sich der schönen Begleiterin.

Hallers Doris, die sang, selber des Liedes wert,
Hirzels Daphne, den Kleist innig wie Gleimen liebt;
Und wir Jünglinge sangen
Und empfanden wie Hagedorn.

Jetzo nahm uns die Au in die beschattenden
Kühlen Arme des Walds, welcher die Insel krönt;
Da, da kamest du, Freude,
Volles Maßes auf uns herab.



Wäret ihr auch bei uns, die ihr mich ferne liebt,
In des Vaterlands Schoß Einsam von mir verstreut,
Die in seligen Stunden
Meine suchende Seele fand:


Oh, so bauten wir hier Hütten der Freundschaft uns!
Ewig wohnten wir hier, ewig! Der Schattenwald
Wandelt‘ uns sich in Tempe,
Jenes Tal in Elysium!



Als Klopstock sich 1750 in Zürich aufhielt, bestieg der Dichter den Uetliberg, den Hausberg von Zürich. Literarisch wird der Berg auch Uto genannt,
abgeleitet vom alemannischen Personennamen Uotilo.
In Zürich/Enge gibt es eine Klopstockstrasse.
Hirzels Daphne, die Hallers Doris, stammte aus dem Dorf Hirzel, das oberhalb des Zürichsees liegt. Ob sie wusste, dass sie in einem Gedicht verewigt wird…?
Mit Au ist die Insel Au gemeint. Sie liegt zwischen Horgen und Wädenswil.
Ich habe das Gedicht gekürzt. Es ist ziemlich lang…
Quelle: Echtermeyer/von Wiese - Deutsche Gedichte - Cornelsen Verlag, Berlin, 1993
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »

Amtranik hat geschrieben: 08.11.2025, 21:33 Von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803)

Der Zürchersee

[...]
Danke - auch für Deine Ausführungen. :yes:

Ich bin mal so forsch und frei und verlinke hier zu dem kompletten Gedicht. :-)


---


Zur Zeit ist dies mein Lieblingsgedicht von Klopstock, es beginnt wie ein schönes Naturgedicht, doch dann gibt es einen traurigen Kontrast und das Gedicht endet mit wehmütiger, aber nicht deprimierender Melancholie (finde ich).



***


Friedrich Gottlieb Klopstock
(1724-1803)



Die Sommernacht


Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab
Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüthe nicht her.

Ich genoß einst, o ihr Todten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
Wie verschönt warst von dem Monde,
Du o schöne Natur!


***



Besonders an Klopstocks Gedichten ist, dass viele sich nicht reimen, da er viele Gedichte in freien Rhythmen geschrieben hat, um seine Emotionen besser auszudrücken zu können, was zur Entwicklung der freien Rhythmen in der deutschen Lyrik führte. Zwar bin ich jetzt nicht der große Klopstockkenner, aber Klopstock hat trotz der freien Form wohl Wert darauf gelegt, solche Gedichte in vierzeiligen Strophen zu verfassen, was sie ja doch irgendwie in eine Form bringt, was mMn das Lesen sehr erleichtert.

Klopstock ist also ein (der?) Pionier der freien Rhythmen, also von Gedichten, die auf Reime verzichten, um eine stärkere emotionale Wirkung zu erzielen? Dass Klopstock so wichtig für die Entwicklung der Lyrik war, habe ich übrigens bis eben gerade auch nicht gewusst. :-)



Bild

Friedrich Gottlieb Klopstock
Gemälde von Jens Juel, 1779
(Gleimhaus, Halberstadt)



WIKI


Jetzt darf natürlich das berühmte Klopstockzitat von Lessing nicht fehlen. :-D


Wer wird nicht einen Klopstock loben?
Doch wird ihn jeder lesen?
Nein.
Wir wollen weniger erhoben und fleißiger gelesen sein.



Gotthold Ephraim Lessing, aus den "Sinngedichten".
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »

Über die ersten Vampire :o :-D


Zur Erinnerung:

Polidoris 'Der Vampyr' erschien 1816.

Rymer/Prests 'Varney, der Vampir' erschien zwischen 1845 und 1847.

Le Fanus Novelle 'Carmilla' (der erste weibliche Vampir) erschien 1872.

Stokers 'Dracula' erschien 1897.


Empfehlenswert sind alle Geschichten, besonders gefallen hat mir 'Varney, der Vampir'. Ich habe die Heyne-TB-Ausgabe. Das Buch gefiel mir seinerzeit so gut (es ist ein echter Schmöker), dass ich es von meinem Buchbinder in ein schönes Hardcover umwandeln ließ :-) . Varney war zwar blutdürstig, aber nicht blutrünstig und er hatte durchaus ein Gewissen und war von seiner eigenen Existenz angeekelt und über sein Schicksal verzweifelt. Dies haben die Autoren gut zum Ausdruck gebracht.

Aus der englischen WIKI:

„Varney der Vampir oder Das Fest des Blutes“ ist eine in Fortsetzungen erscheinende Schauergeschichte aus der viktorianischen Ära, die abwechselnd James Malcolm Rymer und Thomas Peckett Prest zugeschrieben wird . Sie erschien erstmals zwischen 1845 und 1847 als Reihe wöchentlicher, billiger Broschüren, die damals als „ Penny Dreadfuls “ bekannt waren. Der Autor wurde pro gesetzter Zeile bezahlt. Als die Geschichte 1847 in Buchform veröffentlicht wurde, war sie daher von epischem Umfang: Die Originalausgabe umfasste 876 zweispaltige Seiten und 232 Kapitel.

Es ist die Geschichte des Vampirs Sir Francis Varney und führte viele der in der Vampirliteratur präsenten und dem modernen Publikum vertrauten Motive ein. Es war die erste Geschichte, die scharfe Zähne bei einem Vampir erwähnte: „Mit einem Stoß packt er ihren Hals mit seinen fangartigen Zähnen."


- Die Erzählung 'Der Vampyr', mit ca. 30 Seiten, ist als schönes schmales Paperback erhältlich, in der deutschen Erstübersetzung von 1819.

- 'Varney, der Vampir' ist antiquarisch und stark gekürzt als Heyne-TB erhältlich. 2022 erschien zum ersten mal eine ungekürzte deutsche Ausgabe mit 772 Seiten und für 50 € :o , im Verlag Bookmundo Direct, da es ein Book-On-Demand-Buch ist, werden wohl kaum antiquarische Ausgaben mal irgendwo billig erhältlich sein :mellow: . Andererseits ist der Name auf dem Buch falsch geschrieben (Perst, statt Prest) und der Beschreibungstext auf der Seite von Thalia scheint einfach eine schlechte Übersetzung der englische Wikiseite zu sein. Da kommt einem doch irgendwie der Gedanke, dass das Buch vielleicht einfach nur eine automatische Übersetzung sein könnte. :gruebel: :help:

- 'Carmilla', mit ca. 120 Seiten, ist in verschiedenen Anthologien veröffentlicht, aber auch auch als eigenständiges Buch, z.B. im Diogenes Verlag, als TB und HC.

- Die diversen Ausgaben des 'Dracula' sind wohl nicht mehr zu zählen. :-D

Bild

Deutsche Erstausgabe, Max Altmann Verlag, Leipzig 1908
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Oldie BG hat geschrieben: 11.11.2025, 13:49Besonders an Klopstocks Gedichten ist…
Er soll ja ein wichtiger Vertreter der „Empfindsamkeit“ sein… :gruebel:
Sittliche Menschen dürfen grosse Gefühle zeigen - das war in der europäischen Aufklärung eine Tendenz, die ungefähr bis zur Französischen Revolution reichte.
Dürfen wir Klopstock nun einen Softie nennen? :preif: Oder neudeutsch: Performativ Male - der trägt weite Hosen, Ringe oder anderen Schmuck und ein übergrosses Flanellhemd. Er ist sanft, nahbar und aufgeklärt; ein nichttoxischer heterosexueller Mann (Wikipedia).
Passt irgendwie zum Bild, das ich mir von Klopstock mache. :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Das passt gerade:

Der Vampir, von Charles Baudelaire (Oh! In dem Namen versteckt sich ja der Kosmokratenroboter Laire :giggle: )

Die du wie des Messers kalter Stoss
In mein jammernd Herze bist gefahren,
Die du stark bist wie Dämonenscharen
Und im tollen Rausch erbarmungslos,

Die in meinem Geist schwach und gering
Eingenistet sich und eingebettet,
Schändliche, an die ich festgekettet
Wie der Sträfling an den Eisenring!

Wie der Spieler seiner tollen Sucht,
Wie der Trinker der Begierde Krallen,
Wie der Leichnam ist dem Wurm verfallen,
So verfiel ich dir, o sei verflucht!

Oft rief ich das rasche Schwert herbei,
Dass es mir die Freiheit neu erringe,
Und ich bat das falsche Gift, es bringe
Mir Erlösung aus der Tyrannei.

Doch verächtlich hat das rasche Schwert,
Hat das falsche Gift zu mir gesprochen:
„So hat dich die Sklaverei zerbrochen,
Dass du nimmer der Erhebung wert.

Tor und Schwächling, selbst wenn unsre Kraft
Dir Erlösung von der Schmach gegeben,
Würde Deiner Küsse Leidenschaft
Deines Vampirs Leichnam neu beleben.“

Quelle: https://www.gedichte7.de
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Rous2 »

Amtranik hat geschrieben: 12.11.2025, 16:57 Der Vampir, von Charles Baudelaire (Oh! In dem Namen versteckt sich ja der Kosmokratenroboter Laire :giggle: )
Ja, die Bücherschränke der PR-Autoren wären auch ein interessantes Thema! Von KHS kenne ich nur ein Foto, das ihn an seinem Schreibtisch zeigt, hinter ihm ein Bücherregal mit - soweit erkennbar - nur seinen eigenen Leihbüchern. Das war aber sicher nicht alles. Von Kurt Mahr weiß man, dass er eine komplette Karl May-Ausgabe hatte. Von William Voltz, der ja vermutlich Laire kreiert hat, weiß ich nichts. Keine Ahnung, ob da Baudelaire dabei war.
Den zitierte aber Hans Kneifel des öfteren:
Er zog eine zerbeulte Hose an, darüber einen Pullover, den er liebte und der Löcher am Kragen und den Ellenbogen hatte und ging daran, seine Bücher auszupacken. Vier Kisten voller Bücher... Bücher, beziehungsweise Lesespulen voller anspruchsvoller und klassischer Literatur. Sie und die Menschen waren die eigentlichen Abenteuer in Rogiers Leben. Er begann, die Bücher und Kassetten in die Fächer der Einbauschränke sorgfältig einzuordnen, blieb dann und wann stehen, um in einem der Bücher etwas nachzulesen; einen Text oder eine Widmung.
An der Stelle geht Oldie sicher das Herz auf! 😊 Weiter im Text:
Er hatte Baudelaire in den Händen und las leise:
„On dirait ton regard d'une vapeur couvert; ton ceil myste-rieux...“
Der Summer des Visiphons durchschnitt die laute Musik. Rogier drehte den Lautstärkeregler zurück und ging, das dünne Buch in den Fingern, zum Schirm des Kommunikators. Er drückte die
Empfangstaste und deklamierte weiter.
„Dein Blick ist wie von einem Dunst umhüllt; dein rätselhaftes Auge (ist es blau, grau oder grün?), abwechselnd zärtlich...“
„Schwarz, Mister Keevan“, sagte das Mädchen, das ihn anblickte. Ihr Lächeln entblößte zwei makellose Reihen weißer Zähne.
(Höllentanz der Marionetten, PR Planetenroman 47)

Und dann dürfen wir - das ist meine Vermutung - tatsächlich einen Blick in das Bücherregal des Autors werfen:
Eine Wand des Wohnraums war von einem riesigen Regal ausgefüllt, das wiederum voller Bücher starrte; der einzige Ort, an dem wohlige Unordnung herrschte. Ich fand vor meinem Sessel eine Wasserflasche und eine halbvolle Flasche Scotch und ein schweres Glas.
Ich stellte fest, daß das Getränk keine japanische Nachahmung war und betrachtete, das Glas in der Hand, die Büchersammlung unseres womöglich neuen Mitstreiters.
Bildbände, die nahezu alle Landschaften der Welt zeigten, Expeditionsberichte, Unmengen von amerikanischen Taschenbüchern; viel Science Fiction von Asimov bis Vance, Williamson, van Vogt und Bradbury.
Einige Bände Heinrich Heine in deutsch-japanischer Parallelübersetzung, desgleichen das Nibelungenlied, Les Contes drolatique von Balzac mit den Doree-Illustrationen, Baudelaire und Rabelais fehlten nicht. Ich nickte beeindruckt.
(Palast der Legenden, PR Planetenroman 337)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Rous2 hat geschrieben: 12.11.2025, 21:02 (...)
Ja, die Bücherschränke der PR-Autoren wären auch ein interessantes Thema! Von KHS kenne ich nur ein Foto, das ihn an seinem Schreibtisch zeigt, hinter ihm ein Bücherregal mit - soweit erkennbar - nur seinen eigenen Leihbüchern. Das war aber sicher nicht alles. Von Kurt Mahr weiß man, dass er eine komplette Karl May-Ausgabe hatte. Von William Voltz, der ja vermutlich Laire kreiert hat, weiß ich nichts.
(...)
Voltz war Fan von Jack London und John Steinbeck...
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Rous2 hat geschrieben: 12.11.2025, 21:02 Und dann dürfen wir - das ist meine Vermutung - tatsächlich einen Blick in das Bücherregal des Autors werfen:
Eine Wand des Wohnraums war von einem riesigen Regal ausgefüllt, das wiederum voller Bücher starrte; der einzige Ort, an dem wohlige Unordnung herrschte. Ich fand vor meinem Sessel eine Wasserflasche und eine halbvolle Flasche Scotch und ein schweres Glas.
Ich stellte fest, daß das Getränk keine japanische Nachahmung war und betrachtete, das Glas in der Hand, die Büchersammlung unseres womöglich neuen Mitstreiters.
Bildbände, die nahezu alle Landschaften der Welt zeigten, Expeditionsberichte, Unmengen von amerikanischen Taschenbüchern; viel Science Fiction von Asimov bis Vance, Williamson, van Vogt und Bradbury.
Einige Bände Heinrich Heine in deutsch-japanischer Parallelübersetzung, desgleichen das Nibelungenlied, Les Contes drolatique von Balzac mit den Doree-Illustrationen, Baudelaire und Rabelais fehlten nicht. Ich nickte beeindruckt.
Das würde tatsächlich zu Hans Kneifel passen :yes: Danke, dass du diesen Text ausgegraben hast…
Clark Darlton hätte auch einige Bücher von Erich von Däniken im Regal ;)
Bibliotheken, die aus ehrlichem Interesse gebildet wurden, finde ich immer interessant; sie geben ja einen (unvollständigen) Einblick in das Innere des Menschen, dem sie gehört.
Sich jedoch eine Bibliothek anzuschaffen, nur um andere Leute zu beeindrucken, ist, als würde der Mensch sich hinter einer Maske verstecken.
Aber die Täuscher und Trickster gab es ja schon immer…
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Rous2 »

Amtranik hat geschrieben: 13.11.2025, 07:43 Aber die Täuscher und Trickster gab es ja schon immer…
Ja, mit Bücherwänden kann man natürlich auch Dinge anstellen, die mit einer Speisekammer des Geistes nur noch entfernt zu tun haben.
Man denkt vielleicht an die zusammengewürfelten Bestseller-Garnituren, die sich da angesammelt haben, weil man halt im Buchklub ist und schon lange nur noch die Vorschlagsbände einräumt, andererseits aber sich zu einer Kündigung nicht aufraffen kann. Die nächste Stufe der Ignoranz wäre dann der Stapel der »meisterhaft gekürzten« Reader's Digest Auswahlbände, die man sich in einer schwachen Minute aufschwatzen ließ. Danach kämen dann eigentlich nur noch die Blindbände, wie sie die Regale der Möbelhäuser bevölkern.
In den 1980-er Jahren tummelten sich dazwischen auch gerne die goldgeprägten Buchhüllen mit den Video-Kassetten...
Etwas mutiger wäre dann schon das eh nicht gelesene Buch als Deko-Objekt:
https://www.buchdeko.com/galerie/.
Praktische Menschen nutzen vielleicht auch Buchtresore: https://www.google.com/search?q=buchtresor.
Ein besonders hübsches Beispiel dafür gibt John le Carré in seinem letzten Smiley-Roman (A Legacy of Spies, dt. Das Vermächtnis der Spione), wo er mit britischen Humor (und etwas Slapstick) ein ganzes Gebäude (einschließlich Vogelhäuschen im Garten) als Aktenversteck präsentiert:
Millie schloss pflichtbewusst die Doppeltür zur Bibliothek auf. Laura tat einen Schritt vorwärts, schreckte dann wie im Slapstick zwei Schritte zurück und gab den für diesen Sketch vorgeschriebenen Ausruf von sich: »Heiliger Bimbam!« – so laut, dass es die Toten im British Museum geweckt haben musste. Ungläubig trat sie auf die Reihen an zerfledderten Bänden zu, die die Regale vom Boden bis zur Decke füllten.
George Smiley war der Ansicht, dass eine Tarnung besser sei als massiver Schutz und deshalb stehen die geheimsten Akten des britischen Geheimdienstes verborgen hinter Schwarten wie Leicht verständliche Einführung in die Wissenschaft der Phreno­logie von Henry J. Ramken, MA (Cantab.).

Ach ja, das Baudelaire-Zitat bei Kneifel waren der Anfang des Gedichtes Ciel brouillé aus den Fleurs du mal: https://fleursdumal.org/poem/145.
Zuletzt geändert von Rous2 am 14.11.2025, 11:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Rous2 hat geschrieben: 13.11.2025, 19:57Danach kämen dann eigentlich nur noch die Blindbände, wie sie die Regale der Möbelhäuser bevölkern.
In „unserer“ IKEA waren vor ein paar Jahren die Regale zu 90% mit Monica Ali‘s Brick Lane auf Schwedisch vollgepackt; das müssen allein in „unserer“ Filiale ca 400 bis 500 Exemplare gewesen sein. Die standen wirklich überall! Selbst in den Ausstellungs-Einbauküchen, wo man eigentlich Kochbücher erwarten würde… Wenn das in allen Filialen Weltweit so war, ist das vielleicht der Grund, warum das Buch ein Bestseller wurde :preif:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »

Amtranik hat geschrieben: 12.11.2025, 16:02 [...] Passt irgendwie zum Bild, das ich mir von Klopstock mache. :-)
Mein Bild von Klopstock ist auch ein positives. :yes:


Seine Auswirkung auf die Literatur finde ich bemerkenswert, ich zitiere hier aus der Wikipedia:

Klopstock gab der deutschen Sprache neue Impulse und kann als Wegbereiter für die ihm folgende Generation angesehen werden. Er war der Erste, der mit seinem 'Messias' Hexameter in der deutschen Dichtung verwendete. Dies bereitete den Weg für freie Rhythmen, wie sie dann beispielsweise Goethe und Hölderlin nutzten.

Klopstock wandte sich gegen den strengen Gebrauch des Reims nach Opitzscher Schule. Er verschaffte dem Dichterberuf neue Würde, indem er die künstlerische Autonomie des Dichters vorlebte.

Klopstock war aber nicht wie die meisten Aufklärer der Vernunft verpflichtet, sondern wird der sogenannten Empfindsamkeit zugerechnet. 1779 prägte er den Begriff der Innerlichkeit, die er als eines von neun Elementen poetischer Darstellung bezeichnete: „Innerlichkeit, oder Heraushebung der eigentlichen innersten Beschaffenheit der Sache.“ Des Weiteren gilt er als ein bedeutender Wegbereiter für die Bewegung des 'Sturm und Drang.'


Da ich von Klopstock nur wenige Gedichte in diversen Sammelbänden habe, werde ich mir dieses Buch bestellen, da ich keine antiquarischen Ausgaben fand, die mir (auch preislich :-D ) zusagten.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »

Amtranik hat geschrieben: 13.11.2025, 07:43 [...]
Bibliotheken, die aus ehrlichem Interesse gebildet wurden, finde ich immer interessant; sie geben ja einen (unvollständigen) Einblick in das Innere des Menschen, dem sie gehört.

Sich jedoch eine Bibliothek anzuschaffen, nur um andere Leute zu beeindrucken, ist, als würde der Mensch sich hinter einer Maske verstecken.

Aber die Täuscher und Trickster gab es ja schon immer…

Ganz meine Meinung. :yes:

Wenn ich mich recht erinnere, las ich mal in einem Roman von Dickens, dass einige neureiche Londoner Geschäftsleute Studenten anheuerten, damit diese in den zusammengekauften Bibliotheken der Neureichen die Bücher lasen/durchblätterten, Anmerkungen in den Büchern machten und Lesezeichen einlegten, um so die Bibliothek in den optischen Zustand zu versetzen, dass sie eben wie eine (vom Besitzer) häufig genutzte Bibliothek wirkte. :-))
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Oldie BG »

Rous2 hat geschrieben: 13.11.2025, 19:57 [...]
Ja, mit Bücherwänden kann man natürlich auch Dinge anstellen, die mit einer Speisekammer des Geistes nur noch entfernt zu tun haben.
Man denkt vielleicht an die zusammengewürfelten Bestseller-Garnituren, die sich da angesammelt haben, weil man halt im Buchklub ist und schon lange nur noch die Vorschlagsbände einräumt, andererseits aber sich zu einer Kündigung nicht aufraffen kann. Die nächste Stufe der Ignoranz wäre dann der Stapel der »meisterhaft gekürzten« Reader's Digest Auswahlbände, die man sich in einer schwachen Minute aufschwatzen ließ. Danach kämen dann eigentlich nur noch die Blindbände, wie sie die Regale der Möbelhäuser bevölkern.
[...]
Die Existenz der Reader's Digest-Auswahlbände habe ich auch nie so richtig verstanden :-D . Als ich meine erste eigene Wohnung bezog, bekam ich von einem Onkel jedoch 20 dieser Bücher geschenkt und da sie ja durchaus ansehnlich waren, stellte ich sie in ein Regal, aber auch nur solange, bis der Regalplatz knapp wurde, was recht bald geschah. Fehlender Regalplatz ist jetzt zum ersten mal in meinem Leben kein Problem mehr, zwar sortierte ich mit den Büchern auch die Regale aus, aber durch weitere Bücheraussortierungen hat sich das Regal/Buch - Verhältnis endlich nahezu perfekt eingependelt. :-)

In einem Bertelsmann- oder anderen Buchklub war ich nie und habe auch nicht so oft in Buchhandlungen gekauft, sondern mich lieber auf Flohmärkten eingedeckt, da bekam ich mehr für mein Geld :-D , später kaufte ich dann paketweise bei Mail Order Kaiser, Weltbild und Jokers.

Das gezielte Kaufen von ganz bestimmten Büchern über das Internet, häufig dazu noch recht preiswert, schätze ich mittlerweile aber sehr.
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