Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
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Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Hier ein Interview mit dem Sozilogen Avery Thoran. Das Buch ist definitiv sehr lesenswert!
"Terraner verzichten ganz bewusst auf die Nutzung von Robotern"
Avery Thoran, in deinem neuen Buch beschäftigst du dich mit der allgemeinen Mentalität der Terraner. Wie ist sie denn nun, die Mentalität der Terraner?
Zunächst muss man festhalten, dass es die Mentalität der Terraner nicht gibt. Die terranische Gesellschaft ist sehr heterogen. Das deckt individuelle, sogar individualistische Mind-Sets ebenso ab, wie Gruppenmentalitäten wie z.B. bei den Terra-Nostalgikern und reicht bis hin zu mentalitätspolitischen Richtlinien, die aber vor allem eine offizielle, repräsentative Funktion haben.
Warum hast du dich dann dennoch mit diesem Thema befasst?
Ich habe mich bei meiner Forschungsarbeit hauptsächlich auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen biologischem und künstlichem Leben im Alltag konzentriert. Ein Beispiel: Wenn du durch Terrania läufst und du dir die Läden und Verkaufsstellen anschaust, wirst du feststellen, dass diese zu etwa 80% durch menschliches, oder besser: biologisches Personal besetzt sind. Es gibt Verkäufer, Service-Kräfte, sogar Handwerker, die ihre Dienste oder ihren Service anbieten. Fakt ist aber auch, dass fast die gesamte Palette dieser Dienstleistungen preiswerter und effizienter durch Roboter oder andere künstliche Intelligenzen ersetzt werden könnte. Dennoch findet das nicht statt. Ich fragte mich: Wieso nicht?
Und die Antwort ist?
Um das zu beantworten, muss man ein wenig ausholen. Es gibt nämlich einen weiteren, sehr auffälligen Bereich, in dem ein ähnliches Phänomen wahrzunehmen ist und das sind Raumschiffe und Raumstationen. Nur etwa 3% der terranischen Raumschiffe und etwa 2% der Raumstationen sind ausschließlich durch künstliche Lebensformen bemannt. Fast die gesamte terranische Flotte und fast alle Raumstationen haben zumindest eine Person, aber meistens eine kleine Gruppe von Terranern als Besatzung. Selbst entfernte Außenposten haben, hier allerdings nur in einem Maß von ungefähr 17%, eine terranische Besatzung. Und auch hier gilt: Eine Besatzung aus künstlicher Intelligenz könnte Aufgaben auf Raumschiffen oder -stationen effektiver und preiswerter ausführen.
Warum findet das nicht statt?
Beim Thema Raumschiffe? Da haben wir durch Umfragen herausgefunden, dass die meisten Terraner erst dann mit einem Raumschiff oder einer Raumstationen ein Zugehörigkeitsgefühl verbinden, wenn auch tatsächlich Terraner die Besatzung stellten. Anders gesagt: Die Raumstation XY wird erst dann als terranische Raumstation begriffen - und wertgeschätzt! -, wenn sie von Terranern vor Ort aktiv betrieben und somit repräsentiert wird.
Ist das nicht ein ganz normaler Zustand?
Es hat uns überrascht. Man könnte annehmen, dass es in der terranischen Gesellschaft eine viel größere Selbstverständlichkeit der Akzeptanz künstlicher Lebensformen wie z.B. Roboter gibt, die halt eben auch Gesellschaften wie "die" Terraner repräsentieren. Aber das ist wohl nicht der Fall. Und es gibt in der galaktischen Geschichte zwei sehr prägnante Beispiele, die dieses Verhältnis von biologischer und künstlicher Repräsentanz verdeutlichen. Da ist zum einen die Robotflotte der Arkoniden zur Zeit des Robotregenten, noch aus der alten galaktischen Zeitrechnung. Die Arkoniden hatten eine gewaltige Robotflotte, die das arkonidische Imperium repräsentierte. Wir wissen aber aus den historischen Aufzeichnungen, dass die Arkoniden selbst keine besondere persönliche Bindung zu dieser Flotte aufbauten. Sie war ihnen schlicht und einfach egal.
Die Arkoniden lebten damals aber auch in der Degeneration.
Das stimmt. Aber als Atlan Gonozal das Amt des Imperators übernahm und das Robotgehirn durch einen Arkoniden aus Fleisch und Blut ersetzte, reagierte ein Großteil der Arkoniden signifikant positiv auf diese Neurepräsentanz.
Und das andere Beispiel?
Das andere Beispiel sind die Robotflotten der Posbis, die während der Zeit des Solaren Imperiums in Massen terranische Interessen vertraten und die in Massen während der Auseinandersetzungen mit den Meistern der Insel oder den Dolans als Kanonenfutter dienten. Auch hier das Beispiel: Der Verlust des Explorers EX-2333 während der Dolankrise wurde viel schmerzhafter wahrgenommen als der Verlust von hunderttausenden von Posbi-Raumern.
Was hat das nun mit der Mentalität der Terraner zu tun?
Die Frage war ja, warum wird auf Raumschiffen oder auf Raumstationen eine terranische Besatzung entgegen einer robotischen Besatzung bevorzugt? Wir haben dieses Phänomen "Individualsoziologische Repräsentation" genannt.
Was für ein Wortungetüm!
Das stimmt. Du kannst es auch gerne mit ISR abkürzen. Letztendlich steckt hinter diesem Begriff folgendes Phänomen: Terraner verzichten ganz bewusst auf die Nutzung von effektiveren künstlichen Lebensformen zugunsten eines als höherwertiger verstandenen Identifikationsgefühls durch andere, sie repräsentierende Terraner. Ähnliches sieht man, um wieder an den Ausgang zurück zu kommen, auf den Straßen von Terrania. Das Gefühl des Wohlbefindens und der Identifikation steigt mit der Wahrnehmung von zum Beispiel biologischen Service-Kräften in den Läden.
Das klingt jetzt aber sehr einfach!
Das muss man weiter ausdifferenzieren, das stimmt. Terrania beispielsweise ist ein Schmelztiegel vieler Völker. Hier geht es nicht nur um ein terranisches Zugehörigkeitsgefühl. Aber auffallend ist, ob nun arkonidisch, akonisch, jülziisch oder swoonisch, dass das Gefühl des Wohlbefindens und der Identifikation unter den bereits genannten Umständen steigt. Das bedeutet nicht, dass es keine rein von künstlichen Lebensformen betriebenen Gaststätten oder Modeläden gäbe. Immerhin 20% der Geschäfte verzichten komplett auf biologische Lebensformen als Angestellte. Und die meisten Geschäfte nutzen eine Hybrid-Variante aus biologischen und künstlichen Lebensformen. Aber Wertschätzung und Wohlgefühl steigen oder fallen mit dem Grad der KI-Nutzung. Wir haben das als die "Leben-Kunst-Relation" bezeichnet. Auf den Raumschiffen und Raumstationen ist es aber tatsächlich so einfach. Auf terranischen Raumschiffen wird zugunsten des Identifikationsfaktors auf effizienteren KI-Gebrauch, vor allem die Besatzung durch Roboter, verzichtet. Bei den Gebrauchs- und Hilfsformen, seien es Nutzroboter, Automatsierungsprozesse oder sogar Positroniken, sieht das wiederum anders aus. Niemand will mehr mit einem altmodischen Putzlappen die Gänge sauber wischen oder mit Hilfe alter Rechengeräte kosmonautische Operationen durchführen. Aber andererseits wird z.B. sehr deutlich darauf geachtet, dass die Schiffspositroniken einen individuellen Namen und eine Persönlichkeit haben.
Am Ende also doch die Mentalität der Terraner?
Es geht hier um einen Ausschnitt der Gesellschaft. Schaut man in den Bereich der Wissenschaft oder in den Bereich der aktiven Erforschung, wie das z.B. durch die Explorer-Schiffe geleistet wird, schaut es da anders aus. Aber ich stimme zu, dass man über den Gebrauch oder Nicht-Gebrauch künstlicher Intelligenz oder über die Identifikationsfrage noch weiter forschen muss. Gesellschaft ist kein starres Phänomen, sondern ständigem Wandel unterworfen. Es kann gut sein, dass meine Theorien in zehn oder fünfzig Jahren völlig überholt sind.
Würde dich ein Service-Robot hier ärgern?
Nein, natürlich nicht. Warum sollte mich der ärgern? Aber ich habe eine Gegenfrage: Wenn das Raumschiff PHOENIX keine biologische Besatzung hätte, würde dich das Raumschiff interessieren?
Avery Thoran
geb. 2171 auf Terra. Studium der Soziologie und der Xenopsychologie an der Universitäten Terrania, Neu-Delhi und Tagnor. Seit 2233 Professur für "Allgemeine und Vergleichende Ethnosoziologie" an der Universität Terrania. Sein aktuelles Buch heißt "Individualsoziologische Repräsentation - Warum Terraner mit den Robotern konkurrieren!"
"Terraner verzichten ganz bewusst auf die Nutzung von Robotern"
Avery Thoran, in deinem neuen Buch beschäftigst du dich mit der allgemeinen Mentalität der Terraner. Wie ist sie denn nun, die Mentalität der Terraner?
Zunächst muss man festhalten, dass es die Mentalität der Terraner nicht gibt. Die terranische Gesellschaft ist sehr heterogen. Das deckt individuelle, sogar individualistische Mind-Sets ebenso ab, wie Gruppenmentalitäten wie z.B. bei den Terra-Nostalgikern und reicht bis hin zu mentalitätspolitischen Richtlinien, die aber vor allem eine offizielle, repräsentative Funktion haben.
Warum hast du dich dann dennoch mit diesem Thema befasst?
Ich habe mich bei meiner Forschungsarbeit hauptsächlich auf die Frage nach dem Zusammenhang zwischen biologischem und künstlichem Leben im Alltag konzentriert. Ein Beispiel: Wenn du durch Terrania läufst und du dir die Läden und Verkaufsstellen anschaust, wirst du feststellen, dass diese zu etwa 80% durch menschliches, oder besser: biologisches Personal besetzt sind. Es gibt Verkäufer, Service-Kräfte, sogar Handwerker, die ihre Dienste oder ihren Service anbieten. Fakt ist aber auch, dass fast die gesamte Palette dieser Dienstleistungen preiswerter und effizienter durch Roboter oder andere künstliche Intelligenzen ersetzt werden könnte. Dennoch findet das nicht statt. Ich fragte mich: Wieso nicht?
Und die Antwort ist?
Um das zu beantworten, muss man ein wenig ausholen. Es gibt nämlich einen weiteren, sehr auffälligen Bereich, in dem ein ähnliches Phänomen wahrzunehmen ist und das sind Raumschiffe und Raumstationen. Nur etwa 3% der terranischen Raumschiffe und etwa 2% der Raumstationen sind ausschließlich durch künstliche Lebensformen bemannt. Fast die gesamte terranische Flotte und fast alle Raumstationen haben zumindest eine Person, aber meistens eine kleine Gruppe von Terranern als Besatzung. Selbst entfernte Außenposten haben, hier allerdings nur in einem Maß von ungefähr 17%, eine terranische Besatzung. Und auch hier gilt: Eine Besatzung aus künstlicher Intelligenz könnte Aufgaben auf Raumschiffen oder -stationen effektiver und preiswerter ausführen.
Warum findet das nicht statt?
Beim Thema Raumschiffe? Da haben wir durch Umfragen herausgefunden, dass die meisten Terraner erst dann mit einem Raumschiff oder einer Raumstationen ein Zugehörigkeitsgefühl verbinden, wenn auch tatsächlich Terraner die Besatzung stellten. Anders gesagt: Die Raumstation XY wird erst dann als terranische Raumstation begriffen - und wertgeschätzt! -, wenn sie von Terranern vor Ort aktiv betrieben und somit repräsentiert wird.
Ist das nicht ein ganz normaler Zustand?
Es hat uns überrascht. Man könnte annehmen, dass es in der terranischen Gesellschaft eine viel größere Selbstverständlichkeit der Akzeptanz künstlicher Lebensformen wie z.B. Roboter gibt, die halt eben auch Gesellschaften wie "die" Terraner repräsentieren. Aber das ist wohl nicht der Fall. Und es gibt in der galaktischen Geschichte zwei sehr prägnante Beispiele, die dieses Verhältnis von biologischer und künstlicher Repräsentanz verdeutlichen. Da ist zum einen die Robotflotte der Arkoniden zur Zeit des Robotregenten, noch aus der alten galaktischen Zeitrechnung. Die Arkoniden hatten eine gewaltige Robotflotte, die das arkonidische Imperium repräsentierte. Wir wissen aber aus den historischen Aufzeichnungen, dass die Arkoniden selbst keine besondere persönliche Bindung zu dieser Flotte aufbauten. Sie war ihnen schlicht und einfach egal.
Die Arkoniden lebten damals aber auch in der Degeneration.
Das stimmt. Aber als Atlan Gonozal das Amt des Imperators übernahm und das Robotgehirn durch einen Arkoniden aus Fleisch und Blut ersetzte, reagierte ein Großteil der Arkoniden signifikant positiv auf diese Neurepräsentanz.
Und das andere Beispiel?
Das andere Beispiel sind die Robotflotten der Posbis, die während der Zeit des Solaren Imperiums in Massen terranische Interessen vertraten und die in Massen während der Auseinandersetzungen mit den Meistern der Insel oder den Dolans als Kanonenfutter dienten. Auch hier das Beispiel: Der Verlust des Explorers EX-2333 während der Dolankrise wurde viel schmerzhafter wahrgenommen als der Verlust von hunderttausenden von Posbi-Raumern.
Was hat das nun mit der Mentalität der Terraner zu tun?
Die Frage war ja, warum wird auf Raumschiffen oder auf Raumstationen eine terranische Besatzung entgegen einer robotischen Besatzung bevorzugt? Wir haben dieses Phänomen "Individualsoziologische Repräsentation" genannt.
Was für ein Wortungetüm!
Das stimmt. Du kannst es auch gerne mit ISR abkürzen. Letztendlich steckt hinter diesem Begriff folgendes Phänomen: Terraner verzichten ganz bewusst auf die Nutzung von effektiveren künstlichen Lebensformen zugunsten eines als höherwertiger verstandenen Identifikationsgefühls durch andere, sie repräsentierende Terraner. Ähnliches sieht man, um wieder an den Ausgang zurück zu kommen, auf den Straßen von Terrania. Das Gefühl des Wohlbefindens und der Identifikation steigt mit der Wahrnehmung von zum Beispiel biologischen Service-Kräften in den Läden.
Das klingt jetzt aber sehr einfach!
Das muss man weiter ausdifferenzieren, das stimmt. Terrania beispielsweise ist ein Schmelztiegel vieler Völker. Hier geht es nicht nur um ein terranisches Zugehörigkeitsgefühl. Aber auffallend ist, ob nun arkonidisch, akonisch, jülziisch oder swoonisch, dass das Gefühl des Wohlbefindens und der Identifikation unter den bereits genannten Umständen steigt. Das bedeutet nicht, dass es keine rein von künstlichen Lebensformen betriebenen Gaststätten oder Modeläden gäbe. Immerhin 20% der Geschäfte verzichten komplett auf biologische Lebensformen als Angestellte. Und die meisten Geschäfte nutzen eine Hybrid-Variante aus biologischen und künstlichen Lebensformen. Aber Wertschätzung und Wohlgefühl steigen oder fallen mit dem Grad der KI-Nutzung. Wir haben das als die "Leben-Kunst-Relation" bezeichnet. Auf den Raumschiffen und Raumstationen ist es aber tatsächlich so einfach. Auf terranischen Raumschiffen wird zugunsten des Identifikationsfaktors auf effizienteren KI-Gebrauch, vor allem die Besatzung durch Roboter, verzichtet. Bei den Gebrauchs- und Hilfsformen, seien es Nutzroboter, Automatsierungsprozesse oder sogar Positroniken, sieht das wiederum anders aus. Niemand will mehr mit einem altmodischen Putzlappen die Gänge sauber wischen oder mit Hilfe alter Rechengeräte kosmonautische Operationen durchführen. Aber andererseits wird z.B. sehr deutlich darauf geachtet, dass die Schiffspositroniken einen individuellen Namen und eine Persönlichkeit haben.
Am Ende also doch die Mentalität der Terraner?
Es geht hier um einen Ausschnitt der Gesellschaft. Schaut man in den Bereich der Wissenschaft oder in den Bereich der aktiven Erforschung, wie das z.B. durch die Explorer-Schiffe geleistet wird, schaut es da anders aus. Aber ich stimme zu, dass man über den Gebrauch oder Nicht-Gebrauch künstlicher Intelligenz oder über die Identifikationsfrage noch weiter forschen muss. Gesellschaft ist kein starres Phänomen, sondern ständigem Wandel unterworfen. Es kann gut sein, dass meine Theorien in zehn oder fünfzig Jahren völlig überholt sind.
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Nein, natürlich nicht. Warum sollte mich der ärgern? Aber ich habe eine Gegenfrage: Wenn das Raumschiff PHOENIX keine biologische Besatzung hätte, würde dich das Raumschiff interessieren?
Avery Thoran
geb. 2171 auf Terra. Studium der Soziologie und der Xenopsychologie an der Universitäten Terrania, Neu-Delhi und Tagnor. Seit 2233 Professur für "Allgemeine und Vergleichende Ethnosoziologie" an der Universität Terrania. Sein aktuelles Buch heißt "Individualsoziologische Repräsentation - Warum Terraner mit den Robotern konkurrieren!"
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Die spannende Frage wäre nun, inwieweit das nur eine "Repräsentation" ist, inwieweit Menschen diese Einheiten nicht nur "bemannen", sondern auch wirklich steuern.
Das ist der Weg.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Das wäre tatsächlich interessant. Aus der Serienhistorie kennen wir, dass der Planet "Heleios" nur von einem Terraner, Nobby Sipebo, besetzt war und ansonsten nur aus einer Robotbesatzung bestand - und dermaßen in Vergessenheit geriet, dass die Unsterblichen dort problemlos ihren Geheimplanten "Camelot" gründen konnten.Eric Manoli hat geschrieben: ↑17.10.2025, 21:07 Die spannende Frage wäre nun, inwieweit das nur eine "Repräsentation" ist, inwieweit Menschen diese Einheiten nicht nur "bemannen", sondern auch wirklich steuern.
Interessant ist, dass Avery Thoran in seinem Buch (wirklich lesenswert!) von einer Befragung innerhalb der Raumschiffbesatzung berichtet. Dort wurde gefragt, wie gerne sie Dienst tun würden auf einem Raumschiff, das von Robotern kommandiert werden würde. Also statt menschlichem Kommandanten, Stellvertreter etc. ein Robotkommandant usw.. Hier gaben 3% an, dass sie keinen Dienst auf solchen Schiffen tun würden, 14% sagten aus, dass sie sich "sehr unwohl" fühlen würden, 19% gaben "unwohl" an und 31% sagten, dass es ihnen egal sei. Auf der anderen Seite merkten 21% an, dass sie sich "wohl" fühlen würden, 9% sagten, sie fühlten sich "sehr wohl" und 1% gab an, dass sie am liebsten nur auf Robotschiffen Dienst tun würden. 2% gaben keine Antwort an.
Auffällig ist, dass knapp ein Drittel der Befragten "egal" markierte, was zugleich die häufigste Antwort war. Bei den positiven und negativen Meinungen sticht die Aussagen "wohlfühlen" als zweitgrößte Angabe hervor, was nach Meinung Thorans mit dem spezifischen Einsatz von Robotern oder KI auf Raumschiffen zu tun hätte, in der Form von Kampfrobotern, Drohnen oder robotischen Wissenschaftsassistenten. Bei den extremeren Ausprägungen fällt auf, dass die sehr negativen Ausprägungen leicht erhöht sind gegenüber den sehr positiven Ausprägungen.
Allerdings ist diese Umfrage schon ein paar Jahrzehnte (ich meine, etwa 60 oder 70 Jahre) alt. Neuere Forschungsdaten gibt es wohl (noch) nicht.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Die Frage ist da allerdings, ob nicht ein Teil der Terraner da einer gewissen Hybris unterliegt und glaubt, Dinge zu beherrschen, die sie ohne technische Hilfe nicht beherrschen würden.
Natürlich ist es klar, dass insbesondere Terraner sich ungern anderen Mächten unterwerfen, wozu dann auch KIs gehören, weshalb es Sinn machen kann, Raumschiffe mit Bestzungen auszustatten, die glauben, dass sie etwas tun, damit kann man ja auch Menschen beschäftigen, die sonst nur herumlungerten, de facto sieht es aber doch so aus, dass die KIs die Schiffe steuern. Das ist ja auch zwingend notwendig, weil Menschen fiel zu langsam sind, um bei einer Geschwindigkeit von mehr als 0,05 c angemessen reagieren zu können. Da braucht es einfach KIs, die schnell und angemessen reagieren, die entsprechend programmiert und trainiert werden müssen, um dieses zu können. Dieses KIs sind es, die das Leben der Besatzung erhalten. Auch wenn gerade Terraner das immer wieder anders sehen.
Dass Terraner keine Interesse daran haben, von Robotern beherrscht zu werden, ist von daher nur Ausdruck ihrer Naivität und ihrer Hybris. Sie machen sich da einfach etwas vor, denn de facto haben die Roboter schon lange die Herrschaft übernommen. In der Raumfahrt sowieso, im alltäglichen Leben aber auch, denn gerade NATHAN war doch schon lange mächtiger als es der Robotregent je war. Letztendlich sind die Ergebnisse nur usdruck menschlicher Naivität.
Natürlich ist es klar, dass insbesondere Terraner sich ungern anderen Mächten unterwerfen, wozu dann auch KIs gehören, weshalb es Sinn machen kann, Raumschiffe mit Bestzungen auszustatten, die glauben, dass sie etwas tun, damit kann man ja auch Menschen beschäftigen, die sonst nur herumlungerten, de facto sieht es aber doch so aus, dass die KIs die Schiffe steuern. Das ist ja auch zwingend notwendig, weil Menschen fiel zu langsam sind, um bei einer Geschwindigkeit von mehr als 0,05 c angemessen reagieren zu können. Da braucht es einfach KIs, die schnell und angemessen reagieren, die entsprechend programmiert und trainiert werden müssen, um dieses zu können. Dieses KIs sind es, die das Leben der Besatzung erhalten. Auch wenn gerade Terraner das immer wieder anders sehen.
Dass Terraner keine Interesse daran haben, von Robotern beherrscht zu werden, ist von daher nur Ausdruck ihrer Naivität und ihrer Hybris. Sie machen sich da einfach etwas vor, denn de facto haben die Roboter schon lange die Herrschaft übernommen. In der Raumfahrt sowieso, im alltäglichen Leben aber auch, denn gerade NATHAN war doch schon lange mächtiger als es der Robotregent je war. Letztendlich sind die Ergebnisse nur usdruck menschlicher Naivität.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Hast du mal ne Bezugsquelle?Tennessee hat geschrieben: ↑17.10.2025, 17:36 Avery Thoran
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Für mich klingt das alles nach dem Heizer auf der Elektrolok.Bertron Wohnaz hat geschrieben: ↑19.10.2025, 12:17 Die Frage ist da allerdings, ob nicht ein Teil der Terraner da einer gewissen Hybris unterliegt und glaubt, Dinge zu beherrschen, die sie ohne technische Hilfe nicht beherrschen würden.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Über die UBUT (Universitätsbibliothek Universität Terrania) ist das ausleihbar. Ich weiß nicht, ob Transgalaxis das Teil hat, aber eigentlich sollten sie ...
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Was ich gerade spannend finde, ist der Gedanke, dass eine Bemannung/Besatzung/Befrauung von Raumschiffen oder -stationen ein Ausdruck eines bewussten oder unterbewussten Machtbedürfnisses ist. Also, terranische Besatzung als eine Art Herrschaftsinszenierung ggü. robotischer oder künstlich intelligenter Präsenz. Das würde auch erklären, warum die Positroniken auf z.B. Schiffen einen Namen und eine Persönlichkeit haben (sollen). Das wäre letztendlich ein Unterwerfungsprozess dahingehend, die Positroniken zu entrobotisieren.Bertron Wohnaz hat geschrieben: ↑19.10.2025, 12:17 Die Frage ist da allerdings, [...] denn gerade NATHAN war doch schon lange mächtiger als es der Robotregent je war. Letztendlich sind die Ergebnisse nur usdruck menschlicher Naivität.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Menschen steuern Raumschiffe genauso wie sie Robottaxis fahren. Man steigt ein, der Robot fragt nach dem Ziel. "Crest-Plaza 3!" "Ok, Chef, anschnallen, es geht los!"Tennessee hat geschrieben: ↑19.10.2025, 17:43 Was ich gerade spannend finde, ist der Gedanke, dass eine Bemannung/Besatzung/Befrauung von Raumschiffen oder -stationen ein Ausdruck eines bewussten oder unterbewussten Machtbedürfnisses ist. Also, terranische Besatzung als eine Art Herrschaftsinszenierung ggü. robotischer oder künstlich intelligenter Präsenz.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Speziell bei Emotionauten wird das so nicht so laufen.Eric Manoli hat geschrieben: ↑19.10.2025, 18:08 Menschen steuern Raumschiffe genauso wie sie Robottaxis fahren. Man steigt ein, der Robot fragt nach dem Ziel. "Crest-Plaza 3!" "Ok, Chef, anschnallen, es geht los!"![]()
Aber bei irgendwelchen Touristen- oder Handelsraumern könnte das schon so passieren, ja.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Wie viele Emotionauten gab bzw. gibt es? Gibt es die in der aktuellen Zeitlinie überhaupt noch?Richard hat geschrieben: ↑19.10.2025, 22:12Speziell bei Emotionauten wird das so nicht so laufen.Eric Manoli hat geschrieben: ↑19.10.2025, 18:08 Menschen steuern Raumschiffe genauso wie sie Robottaxis fahren. Man steigt ein, der Robot fragt nach dem Ziel. "Crest-Plaza 3!" "Ok, Chef, anschnallen, es geht los!"![]()
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Auf der SOL (in den Miniserien) war jedenfalls ein Emotionaut mit bei der Besatzung, PRAETORIA wurde von Emotionauten geflogen und es gab zu Zeiten des Tradomzyklusses eine Emotionautenschule und ich würde davon ausgehen, dass es die immer noch gibt.
Im aktuell noch laufenden Zyklus haben wir kaum was von der aktuellen Flotte der LFG mitbekommen.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Ja, da spricht vieles für. Als arkonidischer Kybernetiker und Technohistoriker, um mal meine Qualifikationen u nennen, ist es mir ja bewusst, dass Terraner so selbstverliebt sind, dass sie alles sich selber zuschreiben. Dabei hätten sie ohne die von den Arkoniden gestohlenen Schiffe und deren KIs es nicht einmal bis zu Wega geschafftTennessee hat geschrieben: ↑19.10.2025, 17:43
Was ich gerade spannend finde, ist der Gedanke, dass eine Bemannung/Besatzung/Befrauung von Raumschiffen oder -stationen ein Ausdruck eines bewussten oder unterbewussten Machtbedürfnisses ist. Also, terranische Besatzung als eine Art Herrschaftsinszenierung ggü. robotischer oder künstlich intelligenter Präsenz. Das würde auch erklären, warum die Positroniken auf z.B. Schiffen einen Namen und eine Persönlichkeit haben (sollen). Das wäre letztendlich ein Unterwerfungsprozess dahingehend, die Positroniken zu entrobotisieren.
Einfach nur Hybris.
Es ist aber auch bezeichnend für die terranische Soziologie, dass eine dahingehende Fragestellung offenkundig gar nicht aufgeworfen wurde. Hierzu hätte es aber auch einer Zusammenarbeit mit Sozialpsychologen und Psychiatern bedurft. Etwas, dass auf Arkon schon vor Jahrtausenden Standard war.
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Bertron Wohnaz
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Emotionauten! Dieser typisch terranische Mythos schon wieder.
Man schaue sich diese Schnittstelle zwischen Gehirn und Positronik doch einfach einmal genauer an. Die geht doch in beide Richtungen. muss sie doch auch, weil das menschliche Gehirn viel zu langsam ist. Nicht einmal zur Willensfreiheit ist es fähig, wie
irdische Psychologen schon Anfang des 21. Jahrhunderts alter terranische Zeitrechnung herausfanden.
Gut, arkonidische Gehirne mit aktivierten Logiksektor, das könnte funktionieren.
In der Realität sieht es doch so aus, dass die KI dem Emotionauten klare Vorgaben ins Gehirn einspeist, die er nur noch bestätigt.
Es hat schon Gründe, dass kein anderes Volk eine solche "Technik" verwendet.
Nur die selbstverliebten Terraner glauben an so etwas. Die glauben aber auch an den Weihnachtsmann. Sogar die Unsterblichen feiern den, wie ichQuelle:
viewtopic.php?t=2747
.
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Re: Interview mit Soziologe Avery Thoran über Roboter auf Raumschiffen
Dort wurde schnell klar das die sogar auf dem Boden bereits gleitenden Blechbüchsen mit einer Allein-Stellung auf einer Station überfordert sind.
KI und Robotgehirne sind eben letztendlich durch keinen Terraner ersetzbar. Basta! Und das ist auch gut so!
Selbst die von ES verbannten Individuen haben sich in dem Zyklus (1a Genesis) der Verschwörung und Vertuschung gerne eine Raumstation gebaut und hinterlassen mit entsprechenden Rechengehirnen.
(1a Genesis) https://www.perrypedia.de/wiki/Das_Goldene_Reich
Im übrigen was das mit der Beste Zyklus (1a Genesis) unter dem Expose-Federstrich von Wim und Montillion.
https://www.perrypedia.de/wiki/Die_Schweigsamen_Werften
@Tennesse
Übrigens veröffentlich ist so ein Gedanke zu deinem Interview einfach nur herrlich.