Nicht unbedingt, bei der Fehleranalyse geht es ja um Ursache-Wirkung-Ketten die man zurück verfolgt, der "Fehler" steht dann am Schluss. Fehler in Anführungszeichen, weil es sein kann, dass ich die Ursache selbst gar nicht als Fehler empfinde.Laurin hat geschrieben: ↑11.10.2025, 15:23Diese Forderung scheint mir ja ein Widerspruch in sich zu sein. Wie soll das gehen - sich NICHT mit sich selbst zu beschäftigen - aber gleichzeitig auch eigene Fehler aufzuarbeiten?Gucky_Fan hat geschrieben: ↑11.10.2025, 13:46 Ich meine ja nur, sie sollten sich mal endlich nicht nur mit sich selbst beschäftigen sondern Fehler aufarbeiten und in sich gehen, warum sie so geschrumpft sind. Und dies nicht mit Selbstmitleid sondern mit Fehlerkultur, warum was in der Ampel schief lief und warum nicht mehr sie wählen. Mir würden da ja einige Fehler einfallen.
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Allerdings müsste man dann einen simplen Parteireflex vermeiden. Das gilt für fast alle Parteien, nicht nur für die Grünen.
Typisches Beispiel, Partei völlig egal: Wahlergebnis richtig Kacke, 18:05 am Wahlabend Interview mit irgendwem aus der Parteiführung. Alternativ bekommen wir einen von zwei Sätzen vorgesetzt. Entweder "Wir waren nicht in der Lage unsere Botschaft an den Wähler zu vermitteln", oder die noch unverschämtere Variante, "Der Wähler hat unsere Botschaft nicht verstanden". Der Wähler ist schuld, oder doof, oder beides, als Sahnehaube noch garniert mit, eine oder mehrere andere Parteien haben den dummen Wähler mit ihren zusammengelogenen Aussagen und Versprechen verführt.
Dass das eigene Programm, Personal, ober Handeln in oder außerhalb der letzten Regierung beim Wähler aus dem Grund nicht gut angekommen ist, weil der Wähler nachvollziehbare Gründe hat dass so Kacke zu finden wie das Wahlergebnis ausgefallen ist wird schon mal 5 Minuten nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnung abgeräumt. Der Kommunikationsberater setzt einen grünen Hacken hinter das Thema und Ursachenanalyse ist schon mal von der Prioritätenliste gestrichen.
Mir fallen jetzt nicht besonders viele Wahlabende der letzten Jahrzehnte ein, in denen das nicht so, oder doch sehr ähnlich gelaufen wäre. Von der großen Kür, jedes noch so bescheidene Ergebnis als Sieg darstellen zu wollen, mal abgesehen. Das entbindet einen natürlich komplett von jeglicher Fehleranalyse; man hat ja schließlich gewonnen.
Es geht also in erster Linie noch gar nicht darum gleich zu fragen, was habe ich/meine Partei falsch gemacht, sondern warum hat der Wähler das nicht so positiv wahrgenommen wie ich das gerne hätte. Es geht in den ersten Schritten also um die Wähler und erst wenn ich mir halbwegs sicher bin, das warum deren Wahlverhaltens verstanden zu haben kehre ich in mein heimisches Territorium zurück und überlege mir, ob ich und meine Partei Fehler gemacht haben, oder die Wähler tatsächlich dumm sind. Ähm Entschuldigung, ob die Wähler Prioritäten setzten, die ich selbst für suboptimal halte.
Davon kann ich dann ableiten, ob ich/meine Partei sich ändern müssen, oder ob mir das so wichtig ist, dass ich eben akzeptiere, dass das beim Wähler zumindest derzeit nicht so gut ankommt und ich das langfristig weiter kommuniziere, in der Hoffnung die zukünftigen Wähler zu überzeugen.
Das alles wird übersprungen indem man den Wähler a Priori für dumm erklärt und sich jegliche weitere Analyse spart. Ist bequem, aber in meinen Augen eben nicht hilfreich.