Band 1485 - Werkstatt der Sucher - ist von Peter Griese, erschienen am 06. Februar 1990
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"Ihr habt uns ja schon einiges über das Humanidrom erzählt", sagte Lee. "Wie muss, wie kann ich mir das eigentlich vorstellen? Geht das überhaupt?"
Gucky sah Bully an und meinte ein wenig ratlos: "Von außen könnte man sich das wie zwei aneinandergesetzte Glibbertiere denken, Amöben eben, die sich irgendwie nach außen umstülpen, aber beide gleich, was meinst du, Bully?"
Der Angesprochene zuckte mit der Schulter und ergänzte: "Du kannst es dir wie zwei altmodische Hüte vorstellen, die mit den Krempen aneinandergesetzt worden sind. Aber das gibt es nur annähernd her. Das Teil muss man gesehen haben."
Er blickte auf seinen Chrono und sagte: "Projektiere das Humanidrom."
Ein nur sehr schwer erklärbares Teil entstand vor ihnen. Lee fand die Aussage, dass es kaum beschreibbar war, nachvollziehbar. Das dreidimensionale Abbild drehte sich in alle Richtungen, was dazu führte, das Lee gar nichts mehr auf die Reihe kriegte. "Wie groß war das Ding?" fragte sie.
"Einmal in Äquatorhöhe außen rum waren 7.000 Meter und von ganz oben nach ganz unten auch", antwortete der Ilt. "Also ein ganz netter Brocken. Frag aber bitte nicht, wie es innen ausgesehen hatte. Interdimensional verquert, würd ich mal sagen. Gänge führten wie Schläuche hindurch und wie bei vierdimensionalen Bauwerken verschwand etwas vor einem - einfach so. Von einem Moment zum anderen. Ohne Hilfe hättest du dich da drinnen sofort verlaufen. Es geht sogar das Gerücht um, dass Personen im Inneren dieses Bauwerkes verschwanden und nie wieder aufgetaucht sind. Zudem gingen damals die Nakken im Inneren ihren Forschungen nach. Wobei aber niemand weiß, was sie da wirklich gesucht haben. Die haben sich natürlich nicht verlaufen. Kein Wunder, sie waren ja selber halb mehrdimensionale Wesen, zumindest im Denken."
Dr. Tarota Danger hatte ihre zwischenzeitlichen Arbeiten an den Aufzeichnungen unterbrochen und landete auf dem Tisch. "Ich muss mal was anderes sehen", gab sie von sich. "Zwei Tage nur eure Aufzeichnungen hören und reicht fürs Erste." Sie blickte Lee an. "Da hast du dir aber was vorgenommen", sagte sie, sah Lee an und lachte. "Ich denke, damit bist du bis ans Ende deiner Tage beschäftigt. Aber mal sehen, vielleicht kriege ich noch ein paar Leute zur Mitarbeit motiviert."
Sie wendete sich Reginald Bull und Gucky zu. "Das Humanidrom war doch später mal Sitz des Galaktikums, bevor es während einer Besetzung durch größere Mengen Unholde von Ronald Tekener und seinen Leuten gesprengt wurde. Wie habt ihr euch denn dort drinnen fortbewegt? Anscheinend seid ja zumindest ihr wieder rausgekommen."
"Es gab spezielle Roboter", erklärte der Terraner. "Vertigos." Diskusförmige Dinger mit 50 cm Durchmesser und 10 cm Höhe. Ich glaube, das waren eine Viertelmillion. Sie führten Anwesende durch das System der vermeintlichen Irrgärten und Irrwege. Augenscheinlich hat es ja was genützt", schloss er grinsend seinen Vortrag ab. "Sonst säßen wir nicht hier."
Bull lehnte sich zurück.
"Ich glaube, unsere Leute wären seinerzeit da auch nicht wieder herausgekommen, damals, 1146. Sie hätten sich gnadenlos verlaufen, die Bewohner, die Nakken, brauchten sie nicht zu fragen. Für die waren sie sowieso überflüssig und gehörten entsorgt. Zum Glück hieß einer des Teams Sato Ambush."
"Und was nun mit diesem Captain Ahab? Wo ist der abgeblieben?" wollte Lee wissen.
"Das war zu dieser Zeit völlig unbekannt. Man kenne keinen Balaam, erklärten die Nakken und damit war das Thema beendet. Mehr erfuhren sie nicht."
"Seltsame Kerlchen." Lee wandte sich Gucky zu. "Da bist du mir lieber", sagte sie zu dem Ilt und kraulte ihm den Nacken.
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Peter Griese gehört zu den Autoren, von denen ich wusste, dass es sie gab, aber konkret etwas unter seiner Schreibe vorstellen konnte ich mir nicht. In diesem Zyklus hat er zu Beginn einen für mich grottenschlechten und einen guten bis sehr guten Roman abgeliefert. Der hier war genau dazwischen.
Die Schilderung der Transmitter - Reise (ein Sprung war es ja nicht) zu Beginn hat mich beeindruckt, ebenso hat mir die Beschreibung des Terraners gefallen, der den Resonator entwendet hatte. Eine verzweifelte Person, die es ins Humanidrom verschlagen hatte. Schade, dass er sterben musste. Ich hätte es ihm gegönnt, wenn er mit Ambush und Co hätte flüchten können.
Wer mit absolut auf den Nerv ging, war Loydel Shvartz. Immer wieder wollte er seine Artillerie zu den unmöglichsten Gegebenheiten sprechen lassen. Und immer wieder mussten Sato Ambush und Lingam Tennar ihm bremsen. Natürlich sollte er als "normaler" Gegenpol zu Ambush mitsamt seiner Para-Realitäten und den Nakken dienen. Er sollte wohl der Punkt sein, an dem die Leserschaft sich festhalten sollte. Das kam bei mir aber absolut nicht an und war für mich total daneben.
Diese Eskapaden haben den Roman für mich abgewertet. Von einer glatten zwei ging es abwärts auf eine ganz knappe drei.
Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Band 1486 - Mission auf Akkartil - ist von H. G. Ewers, erschienen am 13. Februar 1990
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Olymp lag hinter ihnen. Somit auch der große, Roi Danton gewidmete Teil des Kaiserpalastes, nicht aber die leicht spöttischen Bemerkungen der beiden Newenglander.
"Seid mir nicht böse", begann John Talbot. "Aber ihr wart doch ziemlich verpeilt, dass ihr ihn nicht erkannt habt. Ich meine, ihr kanntet Michael Reginald Rhodan doch von Geburt an. Ihr kanntet seine Gestik, seinen Gang und seine Art, sich auszudrücken:"
"Vor allen Dingen", ergänzte Lee, "wusstet ihr um sein Faible für die alten Franzosen. Und dann kommt da einer als Geck verkleidet an, macht euch alle lang und keiner kommt auf den Gedanken, wer das wirklich ist?"
"Atlan hat's ja gemerkt", brummte Bull. "Warum wir zu blöd dazu waren, ist mir bis heute unklar. Ihr habt ja recht. Diese ganzen ironischen, spöttischen Bemerkungen hätten uns auf die richtige Spur bringen können. Trotz Zeitpolizei und OLD MAN. Aber wenn's noch nicht mal der eigene Vater auf die Reihe kriegt, brauche ich mich als Patenonkel zumindest nicht hinten in die Ecke zu stellen. Und unser Meister aller Klassen hier", er zeigte auf Gucky, "war auch nicht besser als wir. Tröstlich."
"Da kann ich noch nicht mal widersprechen" meinte der Ilt. "Der Bengel war uns einfach über. Da nützen auch keine Beschönigungen. Die ganze Geschichte ist ja, wie ihr gesehen habt, von Spezialisten bis zum Geht-nicht-mehr durchgekaut worden und man hat Etliches festgestellt, an dem wir es hätten merken müssen. Haben wir aber nicht. Vielleicht hat das den gleichen Grund, warum wir hier endlose Geschichten bis ins Detail erzählen können, nur eben andersrum."
Er zuckte in einer sehr menschlich wirkenden Art und Weise mit den Schultern.
"Aber ihr seht", eröffnete Gucky seinen Zuhörern, "noch nicht mal ich kann alles wissen. Aber es war doch wenigstens interessant für euch, mal zu erfahren, dass auch unsereins nicht perfekt ist. Auch ein Mausbiber ist nur ein Mensch."
Sie frotzelten noch eine Weile herum, dann waren sie am Ziel ihrer langen Reise. In der Gegend der äußeren Oortschen Wolke waren sie noch gut ein Lichtjahr vom eigentlichen Solsystem entfernt und Sol war ein Fleck mitten auf dem Zentralebildschirm, etwas heller als die anderen kleinen Punkte.
"Setzt euch mal hier hin passt auf", sagte Gucky und nickte dem jungen Ortungsspezialisten zu. Der nahm ein paar Schaltungen vor und die beiden Newenglander hätten das Gefühl, alleine im Weltraum zu sein. Wie vor einiger Zeit auf dem Schiff Icho Tolots ging es Lee durch den Kopf. Sie beschleunigten und kamen dem Ziel näher.
Die KI des Bordrechners erläuterte den Neuankömmlingen die Umgebung. Der erste Außenposten hieß Makemake und zog als Plutoid, als Zwergplanet, seine Bahn. Er benötigte rund 309 Jahre zur Umkreisung Sols. Makemake war eines der klassischen Kuipergürtelobjekte, die in den Außenbezirken des solaren Systems teils fast kreisrund, teils extrem exzentrisch ihre Bahnen zogen.
Sie wussten, dass es den zentralen Zwergplaneten Pluto schon länger nicht mehr gab. Er wurde in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Takerern zerstört. Überhaupt, dachte Lee, ist das Solsystem immer wieder Zentrum von derartigen Kämpfen gewesen. Und sie fragte sich, ob denn eine Öffnung Newenglands zum Rest der Galaxis wirklich der richtige Weg sei. Andererseits ist das Solsystem das Solsystem. Aus irgendwelchen Gründen, die ihr nicht klar waren, spielte es immer wieder eine Rolle im Zentrum diverser Ereignisse. So wusste sie, dass von ursprünglich elf Planeten nur noch acht übrig waren. Terra selber und der Mars waren das eine oder andere Mal verschwunden, wo und wie auch immer, fanden über kurz oder lang aber wieder in ihre Heimat zurück.
Sie setzen ihre Reise fort. Neptun, flüsterte die KI, danach Uranus und sie flogen an den blau schimmernden Gasriesen vorbei. Ihren ersten richtigen Stopp machten sie kurz darauf. Saturn, ging es Lee durch den Kopf, das muss der Saturn sein. Fasziniert betrachtete sie die Ringe, die ein einmaliges Bild abgaben. Natürlich hatten jede Menge Planeten Ringe, im Regelfall waren das allesamt Gasriesen, aber Saturn war ein Sonderfall. 9,5facher Erddurchmesser, 95 Erdmassen, erfuhren sie, aber das war ihnen eigentlich völlig egal. Sie konnten sich an dem beeindruckenden Bild nicht sattsehen.
Wie mag das von einem der Monde aussehen? Du stehst morgens auf und statt zu deiner Sonne blickst auf so etwas. Ob du deinen Blick für die Schönheit der Natur bewahrst? Oder wird das irgendwann mal selbstverständlich für dich? Sie wusste es nicht.
Sie lernten, dass Perry Rhodan auf dem Saturnmond Titan seinen Sohn Roi Danton wieder getroffen hatte. Die Beiden hatten sich plötzlich völlig fassungslos gegenüber gestanden. Und Roi Danton, ganz der Schelm, der er nun mal war, entführte umgehend eine der anwesenden Damen und ließ den Rest verdattert im Regen stehen. Ich muss Gucky mal fragen, was aus ihm geworden ist. Zumindest bei uns zu Hause waren keine neueren Informationen über ihn vorhanden.
Dann: Jupiter. Der Riese des Systems. Das ist der Hauptgott der alten Römer, über die Atlan uns einiges erzählt hat und über die ich gerne noch mehr erfahren hätte. Auf jeden Fall passte der Name. Trotz oder grade wegen seiner Außenposition Garant für die Entwicklung des Lebens auf der Erde, weil er für das System seit undenklichen Zeiten als eine Art Staubsauger tätig war und sich jede Menge Asteroiden, Kometen und sonstige Himmelskörper einverleibte, die ohne ihn unbeirrbar ihren Weg ins Innere fortgesetzt hätten und auf den inneren Welten zerstörerisch gewirkt hätten.
Okay, in ihrem System war East Alderney noch größer, aber sie war nie so nah an ihm dran gewesen, als dass sie einen Vergleich hätte starten können. Eigentlich hatte sie ihn nur einmal durch ein Fernrohr betrachtet und da hatte er nicht sonderlich beeindruckend ausgesehen. Aber wenn man direkt vor einem derartigen Monster war, sah das schon anders aus. Die KI machte auf den Großen Roten Fleck aufmerksam, einem seit Jahrtausenden tobenden langlebigen und auffälligen Sturms. Eineinhalb mal so breit wie der Durchmesser der Erde. Ob man sich den mal genauer von unten oder innen angesehen hat? Wenn man in schwarze Löcher fliegen kann, dürfte der hier ja nicht unbedingt das Problem sein. Vielleicht lässt man ihn aber auch als Naturwunder in Ruhe.
Sie sahen die bizarren Eiswelten der Jupitermonde, die den Riesen in großer Zahl umkreisten. Und dann...
...richtete sich der Blick ins Innere System, dem wahren Ziel Terra, der Erde, dem Ursprung, entgegen. Da sollte es nun hingehen.
Eigentlich. Wenn sie nicht ziemlich brutal aus ihren Träumen gerissen worden wären.
"Bevor ihr jetzt völlig in interplanetaren Faszinationen versinkt", holte Gucky sie mit seiner schrillen Piepsstimme in die Wirklichkeit zurück, "wollen wir doch mal sehen, ob es noch lange dauert, bis wir mit unserer Geschichte im Solsystem ankommen."
"Du bist ein elender Nichtsnutz!", schimpfte Lee mit dem Ilt. "Sowas kann man auch zartfühlender machen. Ich wusste noch gar nicht, dass Mausbiber derartige Barbaren sein können."
"Quatsch", kommentierte der Angesprochene. "Auf das Thema Barbaren sind grundsätzlich nur der hier", er zeigte auf Bully, "und seine Artgenossen abonniert. Ilts sind das edelste, höchstentwickelte und verständigste Volk dieser Galaxis. Ach, was sag ich. Des Universums!"
Reginald Bull verdrehte die Augen und machte eine Geste, die wohl so etwas wie "der hat recht und wir unsere Ruhe" besagen sollte. Seufzend sagte er: "Ich stelle mir bei diesen Sprüchen immer wieder vor, hier liefen noch zwanzig von seiner Sorte rum. Wie damals auf dem Mars. Glaubt mir, dann wären wir schön längst in der Klapse."
Gucky brummelte noch: "Da gehört manch einer von euch sowieso hin.", kam damit aber nicht richtig durch, weil Bull grade meinte, er erzähle mal weiter. Schließlich wolle man ja irgendwann mal zu einem Ende kommen.
"Sato Ambush", begann er, "hatte also zweihundert Nakken vom Humanidrom mitgenommen und die drei Schiffe waren in Richtung Heleios unterwegs."
"Und die Nakken? Haben die sich wieder eingekriegt?", wollte Lee wissen.
"Haben sie. Sie hatten irgendwas mit einer Geheimloge zu klären gehabt und waren sich wieder einig geworden. Emzafor kam in Folge nochmals darauf zu sprechen, dass seinerzeit ihr Artgenosse Ermancluq von dem Nakken Ayshupon getötet worden sei. Emzafor wolle sich auf die Suche nach ihm machen, wohl, bevor dieser weiteren Unsinn anstellen könne. Alle anderen flogen weiter nach Heleios."
"Noch was. Besonders gut leiden konntest du sie wohl nicht, was?"
Bull fühlte sich ertappt und brummte etwas wie: "Man kann ja nicht jede und jeden sympathisch finden."
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Diesen Roman zu bewerten, wäre nicht fair. Eigentlich auch nicht, ihn zu kommentieren. Denn er hatte zwei für mich extrem schlechte Voraussetzungen: Erstens den Auto HGE und zweitens die Hauptperson Nikki Frickel.
Mir ist hier etwas passiert, was mir eigentlich nie passiert: Ich habe beim größten Teil des Romans absolut nicht kapiert, was der Autor uns hiermit antun und schildern wollte. Deswegen war ich heilfroh, also ich auf Seite 58 endlich lesen konnte, dass alle geschilderten Erinnerungen lediglich imaginär waren.
Das war wohl ein klassischer Füllroman mehr oder weniger kurz vor dem anstehenden Finale. Für mich sieht es so aus, als wäre der einzige Sinn des Bandes gewesen, uns den Namen Ager Catomen zu präsentieren. Gut. Habe ich zur Kenntnis genommen. Über den Rest decke ich den Mantel des Schweigens.

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Olymp lag hinter ihnen. Somit auch der große, Roi Danton gewidmete Teil des Kaiserpalastes, nicht aber die leicht spöttischen Bemerkungen der beiden Newenglander.
"Seid mir nicht böse", begann John Talbot. "Aber ihr wart doch ziemlich verpeilt, dass ihr ihn nicht erkannt habt. Ich meine, ihr kanntet Michael Reginald Rhodan doch von Geburt an. Ihr kanntet seine Gestik, seinen Gang und seine Art, sich auszudrücken:"
"Vor allen Dingen", ergänzte Lee, "wusstet ihr um sein Faible für die alten Franzosen. Und dann kommt da einer als Geck verkleidet an, macht euch alle lang und keiner kommt auf den Gedanken, wer das wirklich ist?"
"Atlan hat's ja gemerkt", brummte Bull. "Warum wir zu blöd dazu waren, ist mir bis heute unklar. Ihr habt ja recht. Diese ganzen ironischen, spöttischen Bemerkungen hätten uns auf die richtige Spur bringen können. Trotz Zeitpolizei und OLD MAN. Aber wenn's noch nicht mal der eigene Vater auf die Reihe kriegt, brauche ich mich als Patenonkel zumindest nicht hinten in die Ecke zu stellen. Und unser Meister aller Klassen hier", er zeigte auf Gucky, "war auch nicht besser als wir. Tröstlich."
"Da kann ich noch nicht mal widersprechen" meinte der Ilt. "Der Bengel war uns einfach über. Da nützen auch keine Beschönigungen. Die ganze Geschichte ist ja, wie ihr gesehen habt, von Spezialisten bis zum Geht-nicht-mehr durchgekaut worden und man hat Etliches festgestellt, an dem wir es hätten merken müssen. Haben wir aber nicht. Vielleicht hat das den gleichen Grund, warum wir hier endlose Geschichten bis ins Detail erzählen können, nur eben andersrum."
Er zuckte in einer sehr menschlich wirkenden Art und Weise mit den Schultern.
"Aber ihr seht", eröffnete Gucky seinen Zuhörern, "noch nicht mal ich kann alles wissen. Aber es war doch wenigstens interessant für euch, mal zu erfahren, dass auch unsereins nicht perfekt ist. Auch ein Mausbiber ist nur ein Mensch."
Sie frotzelten noch eine Weile herum, dann waren sie am Ziel ihrer langen Reise. In der Gegend der äußeren Oortschen Wolke waren sie noch gut ein Lichtjahr vom eigentlichen Solsystem entfernt und Sol war ein Fleck mitten auf dem Zentralebildschirm, etwas heller als die anderen kleinen Punkte.
"Setzt euch mal hier hin passt auf", sagte Gucky und nickte dem jungen Ortungsspezialisten zu. Der nahm ein paar Schaltungen vor und die beiden Newenglander hätten das Gefühl, alleine im Weltraum zu sein. Wie vor einiger Zeit auf dem Schiff Icho Tolots ging es Lee durch den Kopf. Sie beschleunigten und kamen dem Ziel näher.
Die KI des Bordrechners erläuterte den Neuankömmlingen die Umgebung. Der erste Außenposten hieß Makemake und zog als Plutoid, als Zwergplanet, seine Bahn. Er benötigte rund 309 Jahre zur Umkreisung Sols. Makemake war eines der klassischen Kuipergürtelobjekte, die in den Außenbezirken des solaren Systems teils fast kreisrund, teils extrem exzentrisch ihre Bahnen zogen.
Sie wussten, dass es den zentralen Zwergplaneten Pluto schon länger nicht mehr gab. Er wurde in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit den Takerern zerstört. Überhaupt, dachte Lee, ist das Solsystem immer wieder Zentrum von derartigen Kämpfen gewesen. Und sie fragte sich, ob denn eine Öffnung Newenglands zum Rest der Galaxis wirklich der richtige Weg sei. Andererseits ist das Solsystem das Solsystem. Aus irgendwelchen Gründen, die ihr nicht klar waren, spielte es immer wieder eine Rolle im Zentrum diverser Ereignisse. So wusste sie, dass von ursprünglich elf Planeten nur noch acht übrig waren. Terra selber und der Mars waren das eine oder andere Mal verschwunden, wo und wie auch immer, fanden über kurz oder lang aber wieder in ihre Heimat zurück.
Sie setzen ihre Reise fort. Neptun, flüsterte die KI, danach Uranus und sie flogen an den blau schimmernden Gasriesen vorbei. Ihren ersten richtigen Stopp machten sie kurz darauf. Saturn, ging es Lee durch den Kopf, das muss der Saturn sein. Fasziniert betrachtete sie die Ringe, die ein einmaliges Bild abgaben. Natürlich hatten jede Menge Planeten Ringe, im Regelfall waren das allesamt Gasriesen, aber Saturn war ein Sonderfall. 9,5facher Erddurchmesser, 95 Erdmassen, erfuhren sie, aber das war ihnen eigentlich völlig egal. Sie konnten sich an dem beeindruckenden Bild nicht sattsehen.
Wie mag das von einem der Monde aussehen? Du stehst morgens auf und statt zu deiner Sonne blickst auf so etwas. Ob du deinen Blick für die Schönheit der Natur bewahrst? Oder wird das irgendwann mal selbstverständlich für dich? Sie wusste es nicht.
Sie lernten, dass Perry Rhodan auf dem Saturnmond Titan seinen Sohn Roi Danton wieder getroffen hatte. Die Beiden hatten sich plötzlich völlig fassungslos gegenüber gestanden. Und Roi Danton, ganz der Schelm, der er nun mal war, entführte umgehend eine der anwesenden Damen und ließ den Rest verdattert im Regen stehen. Ich muss Gucky mal fragen, was aus ihm geworden ist. Zumindest bei uns zu Hause waren keine neueren Informationen über ihn vorhanden.
Dann: Jupiter. Der Riese des Systems. Das ist der Hauptgott der alten Römer, über die Atlan uns einiges erzählt hat und über die ich gerne noch mehr erfahren hätte. Auf jeden Fall passte der Name. Trotz oder grade wegen seiner Außenposition Garant für die Entwicklung des Lebens auf der Erde, weil er für das System seit undenklichen Zeiten als eine Art Staubsauger tätig war und sich jede Menge Asteroiden, Kometen und sonstige Himmelskörper einverleibte, die ohne ihn unbeirrbar ihren Weg ins Innere fortgesetzt hätten und auf den inneren Welten zerstörerisch gewirkt hätten.
Okay, in ihrem System war East Alderney noch größer, aber sie war nie so nah an ihm dran gewesen, als dass sie einen Vergleich hätte starten können. Eigentlich hatte sie ihn nur einmal durch ein Fernrohr betrachtet und da hatte er nicht sonderlich beeindruckend ausgesehen. Aber wenn man direkt vor einem derartigen Monster war, sah das schon anders aus. Die KI machte auf den Großen Roten Fleck aufmerksam, einem seit Jahrtausenden tobenden langlebigen und auffälligen Sturms. Eineinhalb mal so breit wie der Durchmesser der Erde. Ob man sich den mal genauer von unten oder innen angesehen hat? Wenn man in schwarze Löcher fliegen kann, dürfte der hier ja nicht unbedingt das Problem sein. Vielleicht lässt man ihn aber auch als Naturwunder in Ruhe.
Sie sahen die bizarren Eiswelten der Jupitermonde, die den Riesen in großer Zahl umkreisten. Und dann...
...richtete sich der Blick ins Innere System, dem wahren Ziel Terra, der Erde, dem Ursprung, entgegen. Da sollte es nun hingehen.
Eigentlich. Wenn sie nicht ziemlich brutal aus ihren Träumen gerissen worden wären.
"Bevor ihr jetzt völlig in interplanetaren Faszinationen versinkt", holte Gucky sie mit seiner schrillen Piepsstimme in die Wirklichkeit zurück, "wollen wir doch mal sehen, ob es noch lange dauert, bis wir mit unserer Geschichte im Solsystem ankommen."
"Du bist ein elender Nichtsnutz!", schimpfte Lee mit dem Ilt. "Sowas kann man auch zartfühlender machen. Ich wusste noch gar nicht, dass Mausbiber derartige Barbaren sein können."
"Quatsch", kommentierte der Angesprochene. "Auf das Thema Barbaren sind grundsätzlich nur der hier", er zeigte auf Bully, "und seine Artgenossen abonniert. Ilts sind das edelste, höchstentwickelte und verständigste Volk dieser Galaxis. Ach, was sag ich. Des Universums!"
Reginald Bull verdrehte die Augen und machte eine Geste, die wohl so etwas wie "der hat recht und wir unsere Ruhe" besagen sollte. Seufzend sagte er: "Ich stelle mir bei diesen Sprüchen immer wieder vor, hier liefen noch zwanzig von seiner Sorte rum. Wie damals auf dem Mars. Glaubt mir, dann wären wir schön längst in der Klapse."
Gucky brummelte noch: "Da gehört manch einer von euch sowieso hin.", kam damit aber nicht richtig durch, weil Bull grade meinte, er erzähle mal weiter. Schließlich wolle man ja irgendwann mal zu einem Ende kommen.
"Sato Ambush", begann er, "hatte also zweihundert Nakken vom Humanidrom mitgenommen und die drei Schiffe waren in Richtung Heleios unterwegs."
"Und die Nakken? Haben die sich wieder eingekriegt?", wollte Lee wissen.
"Haben sie. Sie hatten irgendwas mit einer Geheimloge zu klären gehabt und waren sich wieder einig geworden. Emzafor kam in Folge nochmals darauf zu sprechen, dass seinerzeit ihr Artgenosse Ermancluq von dem Nakken Ayshupon getötet worden sei. Emzafor wolle sich auf die Suche nach ihm machen, wohl, bevor dieser weiteren Unsinn anstellen könne. Alle anderen flogen weiter nach Heleios."
"Noch was. Besonders gut leiden konntest du sie wohl nicht, was?"
Bull fühlte sich ertappt und brummte etwas wie: "Man kann ja nicht jede und jeden sympathisch finden."
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Diesen Roman zu bewerten, wäre nicht fair. Eigentlich auch nicht, ihn zu kommentieren. Denn er hatte zwei für mich extrem schlechte Voraussetzungen: Erstens den Auto HGE und zweitens die Hauptperson Nikki Frickel.
Mir ist hier etwas passiert, was mir eigentlich nie passiert: Ich habe beim größten Teil des Romans absolut nicht kapiert, was der Autor uns hiermit antun und schildern wollte. Deswegen war ich heilfroh, also ich auf Seite 58 endlich lesen konnte, dass alle geschilderten Erinnerungen lediglich imaginär waren.
Das war wohl ein klassischer Füllroman mehr oder weniger kurz vor dem anstehenden Finale. Für mich sieht es so aus, als wäre der einzige Sinn des Bandes gewesen, uns den Namen Ager Catomen zu präsentieren. Gut. Habe ich zur Kenntnis genommen. Über den Rest decke ich den Mantel des Schweigens.

Kölle es un bliev e Jeföhl!!
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Band 1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik - ist von H. G. Francis, erschienen am 20. Februar 1990
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Sie waren antriebslos im Asteroidengürtel unterwegs.
"Das sind die Überreste von Zeut, dem damaligen fünften, ur-vorherig aber sechsten Planeten des Solsystems. Vor etwas mehr als 55.000 Jahren wurde er von den Bestien zerstört", erläuterte Gucky. "Sie nannten sich damals zwar schon Haluter, weil sie sich auf einem Planeten namens Halut niedergelassen hatten, das wars aber auch mit der Ähnlichkeit mit den sanften Riesen von heute. Es hätte zudem nicht viel gefehlt, dann wäre die Erde auch weg gewesen. Das hätte übrigens zweimal passieren können. 52.500 Jahre nach dem ersten Angriff der Bestien kam der zweite. Die, ich sag mal, richtigen Haluter, deren direkte Nachkommen, haben uns gerettet."
"Und schon stellt sich wieder die Frage, ob wir Newengland aus der Versenkung holen sollen oder nicht", merkte John Talbot an.
"Solltet ihr", antwortete der Ilt. "Es gibt viele besiedelte Welten in der Milchstraße, sehr viele. Den meisten passiert absolut nichts. Auch unter den Cantaro gab es außer Newengland noch weitere Planeten, auf denen sich nicht allzu viel abgespielt hat. Sie waren einfach nicht interessant genug. Es ist nämlich ziemlich schwierig, eine ganze Galaxis komplett unter Kontrolle zu haben. Im Regelfall erfolgt eine Konzentration auf die wirklich wichtigen Welten; will man jedes System total in seinen Bann kriegen, ist die Zersplitterung zu groß. Also muss man auswählen. Und Newengland würde in meinem zukünftigen Imperium der Mausbiber nicht zwingend die erste Geige spielen. Und gegen absolute Katastrophen wie die Sache mit dem Schwarm ist man sowieso machtlos. Ihr müsst nur aufpassen, wenn auf einmal so ein neunmalkluger Typ wie Perry Rhodan bei euch rumläuft. Diese Figuren ziehen das Unheil an wie Motten das Licht, wollen das aber nicht wahrhaben. Den müsst ihr wegschicken oder irgendwas mit ihm machen, auf dass er keinen Blödsinn anstellen kann."
"Eben!" brummte Bull. "Ihr verpasst einfach sehr viel. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, in einer solchen absoluten Katastrophenzeit zu leben, nicht sehr hoch. Bei uns alten Säcken sieht das natürlich anders aus. Im Normalfall lebt es sich auf der Erde ganz gut. Aber das werdet ihr ja bald erfahren.“
"Ich muss Chuck etwas aus Irland mitbringen", sinnierte Lee vor sich hin. "Wenn ich das vergesse, komme ich besser gar nicht erst heim."
"Keine Sorge, Kind", wurde sie von Gucky beruhigt. "Ein paar Holos, ein paar originale Klamotten und einen Leprechaun. Besonders der wird es ihm antun. Leprechauns sind Naturgeister und beschäftigen sich hauptsächlich damit, ihre Goldstücke zu zählen, die sie immer wieder am Ende des Regenbogens finden. Dummerweise sind sie extrem geizig und verstecken ihren Reichtum. Sollte Chuck es allerdings schaffen, dem Knilch zu entlocken, wo er sein Gold versteckt hat, erhält er als Belohnung einen ganzen Eimer davon. Leprechauns sind kleine, grün angezogene Männchen mit Hut, roten Haaren und rotem Bart."
"Womit wir bei dem einzigen Unterschied zu dem Kerl hier sind", ergänzte Bully. "Unser herzallerliebster Mausbiber hat zwar ein leicht ins rötlich-braun gehendes Fell und ist ein kleines Männchen. Aber er ist nicht grün angezogen. Und ich kann ihn mir beim besten Willen nicht als Schuhmacher der Feen vorstellen."
"Dafür gehe ich aber als helfender Hausgeist durch. Sonst könnt ihr demnächst euer Universum alleine retten und sehen, was ihr davon habt."
"Zugegeben. Manchmal bist du ganz nützlich, dass muss sogar ich anerkennen."
"Ich glaube," schaltete sich Tarota Danger ein," einer der wesentlichen Punkte unserer zu erstellenden Dokumentation werden die Schmeicheleien sein, mit denen ihr zwei euch gegenseitig erfreut. Lee wird sicherlich mittlerweile in der Lage sein, eine tiefenpsychologische Betrachtung darüber zu schreiben. Auch wenn es etwas länger dauert, bis die fertig sein wird. Aber wie geht es denn nun weiter?", holte sie die Anwesenden zurück in die Wirklichkeit.
"Dann wollen wir mal", sagte Bull. "Die Nakken waren angekommen. Ebenso hatten sich fast alle Schiffe der Widder und unserer zurückgekehrten Tarkan-Flotte auf Heleios eingefunden. Einzig Perry war mit seiner ODIN und der BOX-17411 auf Akkartil zurückgeblieben."
"Und dann?" fragte eine wieder fassungslose Lee.
"Nun, Peeroush machte sich mit 37 Octos und einer ziemlichen Menge Gen-Müll auf in Richtung Mycon. Der Gen-Müll war für unterwegs gedacht. Als Übungsmaterial für die 700er."
Die beiden Newenglander erschauerten und fragten sich, was da noch alles auf sie zukommen würde.
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H. G. Francis ist mir der wesentlich liebere H.G. Er präsentiert uns einen zweigeteilten Ronan: Im ersten, wesentlich kürzeren Teil, fasst Reginald Bull den aktuellen Stand der Dinge zusammen. Man ahnt zwar, dass sich nach Nikki Frickels Bericht etwas zusammenbraut, weiß aber nicht so ganz genau, was das kommen soll. Gucky und seine zwei Gefährten aus alten Tagen, namentlich Fellmer Lloyd und Ras Tschubai starten in einen Einsatz.
Im zweiten Teil erleben wir die Welt aus der Sicht des Aras Ilmarem. HGF schildert uns, wie aus einem überzeugten Mitarbeiter Peeroushs langsam aber sicher ein Gegner wird. Er lässt uns an dessen Zweifeln am System teilhaben und man fiebert mit ihm auf die Lösung des Falles, nämlich die Explosion der Anlage hin.
Aber nur, um zum Ende hin völlig gefrustet zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass Peeroush alles genauso geplant hatte. Der Band hat mir sehr gut gefallen. HGF hatte mit seiner Art zu schreiben, die Fähigkeit, die Leserschaft zu vereinnahmen und mit auf seine Reise zu nehmen. Die Story ist klar strukturiert und zielführend aufgebaut. Dass am Schluss alles mit einem Satz als geplant entlarvt wird, ist eine wirklich Überraschung. So dumm scheinen die Cantaro nun auch wieder nicht zu sein.
Toller Roman!
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Sie waren antriebslos im Asteroidengürtel unterwegs.
"Das sind die Überreste von Zeut, dem damaligen fünften, ur-vorherig aber sechsten Planeten des Solsystems. Vor etwas mehr als 55.000 Jahren wurde er von den Bestien zerstört", erläuterte Gucky. "Sie nannten sich damals zwar schon Haluter, weil sie sich auf einem Planeten namens Halut niedergelassen hatten, das wars aber auch mit der Ähnlichkeit mit den sanften Riesen von heute. Es hätte zudem nicht viel gefehlt, dann wäre die Erde auch weg gewesen. Das hätte übrigens zweimal passieren können. 52.500 Jahre nach dem ersten Angriff der Bestien kam der zweite. Die, ich sag mal, richtigen Haluter, deren direkte Nachkommen, haben uns gerettet."
"Und schon stellt sich wieder die Frage, ob wir Newengland aus der Versenkung holen sollen oder nicht", merkte John Talbot an.
"Solltet ihr", antwortete der Ilt. "Es gibt viele besiedelte Welten in der Milchstraße, sehr viele. Den meisten passiert absolut nichts. Auch unter den Cantaro gab es außer Newengland noch weitere Planeten, auf denen sich nicht allzu viel abgespielt hat. Sie waren einfach nicht interessant genug. Es ist nämlich ziemlich schwierig, eine ganze Galaxis komplett unter Kontrolle zu haben. Im Regelfall erfolgt eine Konzentration auf die wirklich wichtigen Welten; will man jedes System total in seinen Bann kriegen, ist die Zersplitterung zu groß. Also muss man auswählen. Und Newengland würde in meinem zukünftigen Imperium der Mausbiber nicht zwingend die erste Geige spielen. Und gegen absolute Katastrophen wie die Sache mit dem Schwarm ist man sowieso machtlos. Ihr müsst nur aufpassen, wenn auf einmal so ein neunmalkluger Typ wie Perry Rhodan bei euch rumläuft. Diese Figuren ziehen das Unheil an wie Motten das Licht, wollen das aber nicht wahrhaben. Den müsst ihr wegschicken oder irgendwas mit ihm machen, auf dass er keinen Blödsinn anstellen kann."
"Eben!" brummte Bull. "Ihr verpasst einfach sehr viel. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, in einer solchen absoluten Katastrophenzeit zu leben, nicht sehr hoch. Bei uns alten Säcken sieht das natürlich anders aus. Im Normalfall lebt es sich auf der Erde ganz gut. Aber das werdet ihr ja bald erfahren.“
"Ich muss Chuck etwas aus Irland mitbringen", sinnierte Lee vor sich hin. "Wenn ich das vergesse, komme ich besser gar nicht erst heim."
"Keine Sorge, Kind", wurde sie von Gucky beruhigt. "Ein paar Holos, ein paar originale Klamotten und einen Leprechaun. Besonders der wird es ihm antun. Leprechauns sind Naturgeister und beschäftigen sich hauptsächlich damit, ihre Goldstücke zu zählen, die sie immer wieder am Ende des Regenbogens finden. Dummerweise sind sie extrem geizig und verstecken ihren Reichtum. Sollte Chuck es allerdings schaffen, dem Knilch zu entlocken, wo er sein Gold versteckt hat, erhält er als Belohnung einen ganzen Eimer davon. Leprechauns sind kleine, grün angezogene Männchen mit Hut, roten Haaren und rotem Bart."
"Womit wir bei dem einzigen Unterschied zu dem Kerl hier sind", ergänzte Bully. "Unser herzallerliebster Mausbiber hat zwar ein leicht ins rötlich-braun gehendes Fell und ist ein kleines Männchen. Aber er ist nicht grün angezogen. Und ich kann ihn mir beim besten Willen nicht als Schuhmacher der Feen vorstellen."
"Dafür gehe ich aber als helfender Hausgeist durch. Sonst könnt ihr demnächst euer Universum alleine retten und sehen, was ihr davon habt."
"Zugegeben. Manchmal bist du ganz nützlich, dass muss sogar ich anerkennen."
"Ich glaube," schaltete sich Tarota Danger ein," einer der wesentlichen Punkte unserer zu erstellenden Dokumentation werden die Schmeicheleien sein, mit denen ihr zwei euch gegenseitig erfreut. Lee wird sicherlich mittlerweile in der Lage sein, eine tiefenpsychologische Betrachtung darüber zu schreiben. Auch wenn es etwas länger dauert, bis die fertig sein wird. Aber wie geht es denn nun weiter?", holte sie die Anwesenden zurück in die Wirklichkeit.
"Dann wollen wir mal", sagte Bull. "Die Nakken waren angekommen. Ebenso hatten sich fast alle Schiffe der Widder und unserer zurückgekehrten Tarkan-Flotte auf Heleios eingefunden. Einzig Perry war mit seiner ODIN und der BOX-17411 auf Akkartil zurückgeblieben."
"Und dann?" fragte eine wieder fassungslose Lee.
"Nun, Peeroush machte sich mit 37 Octos und einer ziemlichen Menge Gen-Müll auf in Richtung Mycon. Der Gen-Müll war für unterwegs gedacht. Als Übungsmaterial für die 700er."
Die beiden Newenglander erschauerten und fragten sich, was da noch alles auf sie zukommen würde.
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H. G. Francis ist mir der wesentlich liebere H.G. Er präsentiert uns einen zweigeteilten Ronan: Im ersten, wesentlich kürzeren Teil, fasst Reginald Bull den aktuellen Stand der Dinge zusammen. Man ahnt zwar, dass sich nach Nikki Frickels Bericht etwas zusammenbraut, weiß aber nicht so ganz genau, was das kommen soll. Gucky und seine zwei Gefährten aus alten Tagen, namentlich Fellmer Lloyd und Ras Tschubai starten in einen Einsatz.
Im zweiten Teil erleben wir die Welt aus der Sicht des Aras Ilmarem. HGF schildert uns, wie aus einem überzeugten Mitarbeiter Peeroushs langsam aber sicher ein Gegner wird. Er lässt uns an dessen Zweifeln am System teilhaben und man fiebert mit ihm auf die Lösung des Falles, nämlich die Explosion der Anlage hin.
Aber nur, um zum Ende hin völlig gefrustet zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass Peeroush alles genauso geplant hatte. Der Band hat mir sehr gut gefallen. HGF hatte mit seiner Art zu schreiben, die Fähigkeit, die Leserschaft zu vereinnahmen und mit auf seine Reise zu nehmen. Die Story ist klar strukturiert und zielführend aufgebaut. Dass am Schluss alles mit einem Satz als geplant entlarvt wird, ist eine wirklich Überraschung. So dumm scheinen die Cantaro nun auch wieder nicht zu sein.
Toller Roman!

Kölle es un bliev e Jeföhl!!
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Zwischenspiel:
Den Merkur hatten sie sich ausgespart, diese heiße felsige Einöde war nicht unbedingt ihr Traumziel. Die Venus war zwar schon interessanter, aber mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 45 Grad Celsius entschieden zu heiß. Das ist eher was für die Arkoniden, die sich auf Larsaf II sicherlich wohl gefühlt hatten, ging es Lee durch den Kopf. Und der Mars war aus ihrer Sicht ein "falscher" Planet. Zum einen, weil er nicht das Original war. Der hier ist vor einiger Zeit aus einem Paralleluniversum gekommen, weil sein Vorgänger mal mit welcher Katastrophe auch immer verschwunden war und zum zweiten, weil diese Welt durch das Terraforming nichts mehr mit dem Originalzustand zu tun hatte.
Sowohl sie als auch John waren der Meinung, dass man der Natur ihr Recht lassen müsse. Das komplette Verändern einer ganzen Welt gehörte nicht dazu. Also Terra. Die Erde. Der Ursprung.
Ob eigentlich alle humanoiden Bewohner der Milchstraße direkt oder indirekt von der Erde stammen? Sie wusste es nicht. Ihr war lediglich klar, dass jede Menge Menschen oder eben Lemuroide, wie das heutzutage hieß, in der Milchstraße, aber auch in Andromeda oder sonstwo letztlich von hier stammten.
Sie sieht von außen wesentlich schöner aus als zum Beispiel Arkon 1, dachte sie und griff nach Johns Hand. Bewegungslos sahen sie die wunderschöne blaue Welt auf dem Zentralebildschirm näherkommen und es lief ihnen beiden eiskalt den Rücken hinunter.
Lee war völlig fertig. Einen klaren Gedanken zu fassen, war ihr unmöglich und sie stand kurz davor, Rotz und Wasser zu heulen. Sie hatte sich zwar zu Hause immer wieder mal gefragt, wie es wohl sein möge, hier zu sein, hatte aber nie damit gerechnet, dass ihr ein Besuch auf Terra tatsächlich einmal ermöglicht würde. Das Schiff sank unter Einschaltung der Antigravtriebwerke langsam hinab und sie konnte einen ersten Blick auf Terrania werfen.
"Sie dir das an", flüsterte John. "Eine Metropole ohne Ende. Und ich habe gedacht, Thamestown wäre eine Großstadt." Lee nickte. Sie war voller Ergriffenheit und nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Vor Ort war es Nacht, aber das spielte keine Rolle. Eine Stadt wie diese schlief nicht. Es schien völlig unvorstellbar, dass hier zu irgendeinem Zeitpunkt Ruhe einkehren würde.
"Schaut mal dahin", sagte Gucky und wies auf die linke Seite des Bildschirms. "Das ist euer Ziel."
Sie blickten auf, ja was war das? Ein schwebendes Gebäude, das wie eine gepflückte Blume aussah? Tatsächlich, das Teil war nicht mit dem Boden verbunden.
"Das ist die Solare Residenz", erklärte der Ilt weiter. "Sie ist einer Orchidee nachempfunden. Der Hauptteil des Gebäudes ist in den fünf Blütenblättern am oberen Rand zu finden. Man kann sie von unten, also dem Stiel betreten und dann circa 1.000 Meter in einem offenen Antigravschacht nach oben schweben. Allerdings sollte man keine Höhenangst haben. Der Blick nach unten bleibt frei."
Der Ilt grinste, als John ein wenig grün im Gesicht wurde.
"Na, nicht schwindelfrei? Macht nichts. Papa Gucky ist ja bei dir." Er schwebte nach oben und klopfte seinem Gast gönnerhaft auf die Schulter. "Ihr seid übrigens eingeladen. In der Residenz befindet sich das Restaurant Terranias, das Marco Polo. Dort möchte euch noch jemand kennenlernen."
Lee konnte sich vorstellen, wer das war und ihr war erneut äußerst blümerant zu Mute. Das alles ist für zwei Hinterwäldler doch ein wenig viel. Es ist gut, dass man vorher nicht weiß, was passieren wird und was man sich antut. Sonst würde man im Leben viel verpassen.
"Kluges Mädchen!" Gucky nickte ihr gönnerhaft zu. "Nein, ich habe keine Gedanken gelesen. Ich habe nur deine Miene entziffert. Dein Gesicht spricht Bände. Aber zuerst könnt ihr euch ein wenig akklimatisieren. Ins Marco Polo geht es erst in zwei Tagen. Terrania hat noch mehr zu bieten. Fragt im Zweifelsfall Bully. Der kennt mit Sicherheit die besten Kneipen oder er kennt jemand, der einen kennt, der euch rundführen kann. Und nur um deine noch nicht gestellte Frage zu beantworten: Natürlich geht es auch nach London und nach Edinburgh." Dabei nickte er John zu.
"Aber erstmal dürft ihr euch eingewöhnen. Ich lade euch zu einem ordentlichen Frühstück in mein Haus am Goshun-See ein. Danach sehen wir weiter."
Lee war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas essen konnte.
Den Merkur hatten sie sich ausgespart, diese heiße felsige Einöde war nicht unbedingt ihr Traumziel. Die Venus war zwar schon interessanter, aber mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 45 Grad Celsius entschieden zu heiß. Das ist eher was für die Arkoniden, die sich auf Larsaf II sicherlich wohl gefühlt hatten, ging es Lee durch den Kopf. Und der Mars war aus ihrer Sicht ein "falscher" Planet. Zum einen, weil er nicht das Original war. Der hier ist vor einiger Zeit aus einem Paralleluniversum gekommen, weil sein Vorgänger mal mit welcher Katastrophe auch immer verschwunden war und zum zweiten, weil diese Welt durch das Terraforming nichts mehr mit dem Originalzustand zu tun hatte.
Sowohl sie als auch John waren der Meinung, dass man der Natur ihr Recht lassen müsse. Das komplette Verändern einer ganzen Welt gehörte nicht dazu. Also Terra. Die Erde. Der Ursprung.
Ob eigentlich alle humanoiden Bewohner der Milchstraße direkt oder indirekt von der Erde stammen? Sie wusste es nicht. Ihr war lediglich klar, dass jede Menge Menschen oder eben Lemuroide, wie das heutzutage hieß, in der Milchstraße, aber auch in Andromeda oder sonstwo letztlich von hier stammten.
Sie sieht von außen wesentlich schöner aus als zum Beispiel Arkon 1, dachte sie und griff nach Johns Hand. Bewegungslos sahen sie die wunderschöne blaue Welt auf dem Zentralebildschirm näherkommen und es lief ihnen beiden eiskalt den Rücken hinunter.
Lee war völlig fertig. Einen klaren Gedanken zu fassen, war ihr unmöglich und sie stand kurz davor, Rotz und Wasser zu heulen. Sie hatte sich zwar zu Hause immer wieder mal gefragt, wie es wohl sein möge, hier zu sein, hatte aber nie damit gerechnet, dass ihr ein Besuch auf Terra tatsächlich einmal ermöglicht würde. Das Schiff sank unter Einschaltung der Antigravtriebwerke langsam hinab und sie konnte einen ersten Blick auf Terrania werfen.
"Sie dir das an", flüsterte John. "Eine Metropole ohne Ende. Und ich habe gedacht, Thamestown wäre eine Großstadt." Lee nickte. Sie war voller Ergriffenheit und nicht in der Lage, etwas zu erwidern. Vor Ort war es Nacht, aber das spielte keine Rolle. Eine Stadt wie diese schlief nicht. Es schien völlig unvorstellbar, dass hier zu irgendeinem Zeitpunkt Ruhe einkehren würde.
"Schaut mal dahin", sagte Gucky und wies auf die linke Seite des Bildschirms. "Das ist euer Ziel."
Sie blickten auf, ja was war das? Ein schwebendes Gebäude, das wie eine gepflückte Blume aussah? Tatsächlich, das Teil war nicht mit dem Boden verbunden.
"Das ist die Solare Residenz", erklärte der Ilt weiter. "Sie ist einer Orchidee nachempfunden. Der Hauptteil des Gebäudes ist in den fünf Blütenblättern am oberen Rand zu finden. Man kann sie von unten, also dem Stiel betreten und dann circa 1.000 Meter in einem offenen Antigravschacht nach oben schweben. Allerdings sollte man keine Höhenangst haben. Der Blick nach unten bleibt frei."
Der Ilt grinste, als John ein wenig grün im Gesicht wurde.
"Na, nicht schwindelfrei? Macht nichts. Papa Gucky ist ja bei dir." Er schwebte nach oben und klopfte seinem Gast gönnerhaft auf die Schulter. "Ihr seid übrigens eingeladen. In der Residenz befindet sich das Restaurant Terranias, das Marco Polo. Dort möchte euch noch jemand kennenlernen."
Lee konnte sich vorstellen, wer das war und ihr war erneut äußerst blümerant zu Mute. Das alles ist für zwei Hinterwäldler doch ein wenig viel. Es ist gut, dass man vorher nicht weiß, was passieren wird und was man sich antut. Sonst würde man im Leben viel verpassen.
"Kluges Mädchen!" Gucky nickte ihr gönnerhaft zu. "Nein, ich habe keine Gedanken gelesen. Ich habe nur deine Miene entziffert. Dein Gesicht spricht Bände. Aber zuerst könnt ihr euch ein wenig akklimatisieren. Ins Marco Polo geht es erst in zwei Tagen. Terrania hat noch mehr zu bieten. Fragt im Zweifelsfall Bully. Der kennt mit Sicherheit die besten Kneipen oder er kennt jemand, der einen kennt, der euch rundführen kann. Und nur um deine noch nicht gestellte Frage zu beantworten: Natürlich geht es auch nach London und nach Edinburgh." Dabei nickte er John zu.
"Aber erstmal dürft ihr euch eingewöhnen. Ich lade euch zu einem ordentlichen Frühstück in mein Haus am Goshun-See ein. Danach sehen wir weiter."
Lee war sich nicht sicher, ob sie überhaupt etwas essen konnte.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Band 1488 - Söhne der Hölle - ist von K. H. Scheer, erschienen am 27. Februar 1990
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Ein erstes Schweben mit einem Gleiter über eine Metropole, die eine verwirrende Vielfalt zeigte. Die weiße Stadt, mehrfach zerstört, ganze Stadtteile entführt, x-mal wieder aufgebaut strahlte etwas für Lee und John Unfassbares aus. Macht? ging es der Newenglanderin durch den Kopf. Nein. Selbstbewusstsein. Ein riesengroßes, extremes Selbstbewusstsein. Thamestown ist ein Dorf, stellte sie deprimiert fest.
Reginald Bull, der genau wusste, wie Terrania auf Fremde wirkte, die zum ersten Mal hier waren, knurrte: "Nur keine falsche Bescheidenheit, Leute. Eure Welt hat etwas, was dieses Gebilde hier nur an wenigen Ecken hat: Charme. Urwüchsigkeit und natürliche Schönheit. Da könnt ihr stolz drauf sein. Glaubt mal nicht, dass drei aus unserer Gilde es ansonsten so lange auf Newengland ausgehalten hätten." Sie sah, dass der Rotschopf nachdenklich wurde. "Toio, unsere Kleine und ich, wir hätten uns bei euch mit Sicherheit wohl gefühlt."
Nach der Landung verabschiedete der Terraner sich vorübergehend, weil er, wie er sagte, mal nachsehen müsse, was alles an Zeug in seinem Büro liegengeblieben wäre.
"Das ist auch seit Ewigkeiten gleich", sagte er. "Kram, der keinen interessiert, scheint so wichtig zu sein, dass ich ihn mit meiner Kennung abzeichnen muss. Danach wird das Gedöns archiviert und kommt niemals mehr ans Tageslicht. Pass auf, dass es dir nicht genauso geht!", schloss er seine Bemerkung an, John dabei anblickend. Damit verschwand er.
Gucky zeigte ihnen anschließend die nach seinen Worten "einzig wahre Sehenswürdigkeit Terranias und seiner Umgebung, nein der ganzen Erde. Ach, was sag ich, des ganzen Solsystems!" Zur Überraschung seiner Gäste entpuppte sich das derart Angepriesene als eine größere Menge Gewächshäuser.
"Hier" erklärte der Ilt voller Stolz und wies mit einer Hand in Richtung des Eingangs, "ist meine Möhrenzuchtplantage. Es gibt kaum eine Sorte Mohrrüben, die ihr hier nicht findet."
Er zeigte ihnen die dunkelblauen, fast schon schwarzen Möhren von Ertrus, die nur mit künstlicher Gravitation einwandfrei gediehen. "Natürlich wachsen die Dinger auch mit terranischer Standartgravitation. Dann schmecken sie aber nach labbrigem, altem Gummi. Das hier ist schon was anderes."
Er hielt ihnen eine frisch geerntete dunkle Möhre unter die Nase. Sie roch nach einer faszinierenden Mischung aus diversen Früchten und rotem Pfeffer. "Vorsicht", beschied er seinen Freunden. "Das Zeug ist an 3,4 g gewöhnt und wahrscheinlich ein wenig stabiler als euer Gebiss. Weichkochen ist für unsereins notwendig. Dann abkühlen lassen, mit Olivenöl beträufeln und die Welt vergessen." Er besorgte eine Kostprobe, Lee und John waren begeistert.
Er zeigte ihnen grasgrüne Möhren, die wie Spargel schmeckten und laut Gucky von einer Welt stammten, die noch hinterwäldlerischer sei als Newengland; danach weiße Möhren, die mit roten Schlieren durchzogen waren und von Plophos kamen nebst hellblauen von Olymp, mit dunkelblauen Streifen darauf und darin. Lee wusste später nicht mehr, was sie alles gesehen hatten.
"Was ist denn deine Lieblingsmöhre?", fragte John.
"Ich muss leider zu meiner Schande gestehen, dass ich die noch nicht gefunden habe. Sie fehlt mir noch. Ihr wisst, wie ich meinen Möhrensaft am liebsten trinke?"
"Natürlich. Dreiviertel Möhren, ein Viertel frisch gepresster Blutorangensaft und ein Schuss Maracuja", sagte Lee.
"Genau. Das habe ich noch nicht geschafft. Irgendwas fehlt da noch."
Lee wusste jetzt, was sie in ihrer Freizeit zu tun hätte. Sie würde Gucky ideale Möhre züchten. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass das Wort Freizeit für sie in Bälde ein Fremdwort werden würde.
"Was passiert eigentlich mit deinen Zuchtgemüse?" wollte sie wissen.
"Oh", antwortete der Ilt, "das wird als Guckys Meister-Möhren zu einem großen Teil für viel Geld an Spezialitätenrestaurants verkauft. Die Preise habe ich derart hoch gesetzt, dass sich nach dem Absatz eines Viertels der Ernte die Fixkosten drin habe. Homer hatte mir seinerzeit dazu mal was erklärt und es funktioniert tatsächlich. Das Meiste geht an finanziell nicht so gut gestellte Personen, an Kinder die halbe Zeit sogar umsonst. Ihr müsstet mal sehen, was hier los ist, wenn eine Horde Siebenjährige zu Besuch ist."
Er grinste.
"Einmal hatte eine Lehrerin nicht auf mich gehört und in eine ertrusische Möhre herzhaft reingebissen. Danach hatte sie einen Schneidezahn weniger. Die Kinder lachten sich kaputt, anscheinend war die Dame nicht sonderlich beliebt gewesen. Und der liebe Gucky hat das sofort zum Anlass genommen, den Kindern zu erklären, dass man auf Fachleute besser hören sollte."
"Gegen Ende der Erntezeit bleiben aber immer einige Überschüsse übrig", fuhr Gucky fort. "Das Geld geht an eine gemeinnützige Tierschutzorganisation, die auf besiedelten Welten große Rückzugsräume für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt schafft. Terra war vor Urzeiten auf dem besten Wege gewesen, die genetische Vielfalt ihres Planeten unwiederbringlich zu zerstören. Das darf nirgendwo mehr passieren."
Sie setzen sich zu einer Pause in eine Ecke, dann wurde der Kleine nachdenklich. "Vielleicht ist es ganz gut, dass Bully nicht dabei ist", meinte er. "In der nächsten Folge unserer Geschichte gebe ich nicht das allerbeste Bild ab."
"Wir waren mit Homer auf dessen QUEEN LIBERTY in Richtung Mycon unterwegs. Dort wurden die bedauernswerten Züchtungen gesammelt, die unter dem Namen Genmüll bekannt waren."
"Peeroush, erfuhren wir später, wurde von Catomen zum Mitglied des Supremkommandos ernannt und erhielt den Auftrag, die Esper Armee zusammenzustellen."
"War mir doch klar, dass ich euch hier finde. Nach so einer Geschichte sitzt man lieber hier und isst Guckys Monster-Möhren, was?" fragte eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Bully sah den Ilt an und fragte: "Das war dieser verquaste Einsatz, oder?"
Der Ilt nickte. "Ich komme mit allem klar. Ich begreife, dass ich mich dann und wann wie auch immer zurückhalten muss. Ich bin Einzelkämpfer im Einsatz oder Teamplayer. Ich bin Chef im Ring oder auch nicht. Zur Not spiele ich auch Flottenkommandeur. Ich komme nicht damit klar, wenn mich jemand nicht für voll nimmt."
Reginald Bull nickte. "Ja", sagte er. "Das kann ich nachvollziehen."
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Was mach ich denn jetzt mit diesem Roman? Und welcher Supermann - Teufel hat KHS da schon wieder geritten?
Aber der Reihe nach.
Der Roman fängt gut bis sehr gut an. KHS beschreibt die 700er Klons und die Zustände an Bord der ANUBIS und das auf eine stellenweise ziemlich heftige Art. Stichworte wie unnützes Leben erinnern die Leserschaft furchtbarste und dunkelste Zeiten in Europa und erläutert so erneut, welcher in letzter Konsequenz widerliche Verein die Milchstraße beherrscht. Es wird nachhaltig klar, warum die weg müssen. Es gruselt einen an manchen Passagen und man zieht seinen imaginären Hut vor dem Autor.
Leider ist das auf Seite 24 beendet. Vorher war ein Schwenk von der ANUBIS zur QUEEN LIBERTY, wo Ras Tschubai und Gucky sich über ZA's und Aktivatorenkoller unterhalten. Das war noch in Ordnung. Dann lässt Homer G. Adams den großen Macker raushängen und weist Gucky auf das Nichtgebrauchsgebot hin. Er meint damit Psi - Kräfte.
Nebenbei erfahren wir zwar, warum HGA sich nicht operieren lässt: In seinem Rückgrat liegen einige absonderlich gestaltete Nervenbahnen. Er befürchtet, bei einer Korrektur sein fotografisches Gedächtnis zu verlieren. Gut. Endlich wissen wir das mal.
Homer redet mit den alten Kämpen, als hätten sie sie nicht mehr alle. Natürlich hat er sich in den 695 Jahren ohne Rhodan und Co verändert und vielleicht auch einen anderen Ton angewöhnt, aber das hier war absolut nicht meins.
Und dann Tetch Wossonow. Der scheer'sche Superheld der Woche. KHS kann es einfach nicht lassen, immer wieder solche Typen in seine Romane einzubauen. Die Art, wie er mit seinem Einsatzkameraden Gucky redet, ist einfach hammerhart. Bepelzter. Was soll das? In einem extrem wichtigen Einsatz lässt diese Figur den großen Macker raushängen. Mit Namen spricht er den Ilt nicht an. Immer nur von oben runter. Wie gesagt, im Einsatz. Und Gucky kreischt laut auf, als an einer Stelle Wasser kurz über seine Stiefel schwappt.
Nein, der zweite Teil war nix für mich, selbst wenn zwischendurch der erste immer wieder durchkommt. Scheer konnte mir nicht klar machen, wieso jemand der Erfahrung eines Gucky derart daneben ist, dass er augenscheinlich nicht von der Wichtigkeit eines Ager Catomen überzeugt ist. Es soll wegen mir durchaus so sein, dass Wossonow Gucky über ist. Schon allein wegen der wesentlich besseren Ortskenntnis. Keine Frage.
Aber so? Ein Band, dem ich zu Beginn die Höchstnote verpassen wollte, käme bei einer Bewertung so grade noch auf eine vier minus. So grade noch.
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Ein erstes Schweben mit einem Gleiter über eine Metropole, die eine verwirrende Vielfalt zeigte. Die weiße Stadt, mehrfach zerstört, ganze Stadtteile entführt, x-mal wieder aufgebaut strahlte etwas für Lee und John Unfassbares aus. Macht? ging es der Newenglanderin durch den Kopf. Nein. Selbstbewusstsein. Ein riesengroßes, extremes Selbstbewusstsein. Thamestown ist ein Dorf, stellte sie deprimiert fest.
Reginald Bull, der genau wusste, wie Terrania auf Fremde wirkte, die zum ersten Mal hier waren, knurrte: "Nur keine falsche Bescheidenheit, Leute. Eure Welt hat etwas, was dieses Gebilde hier nur an wenigen Ecken hat: Charme. Urwüchsigkeit und natürliche Schönheit. Da könnt ihr stolz drauf sein. Glaubt mal nicht, dass drei aus unserer Gilde es ansonsten so lange auf Newengland ausgehalten hätten." Sie sah, dass der Rotschopf nachdenklich wurde. "Toio, unsere Kleine und ich, wir hätten uns bei euch mit Sicherheit wohl gefühlt."
Nach der Landung verabschiedete der Terraner sich vorübergehend, weil er, wie er sagte, mal nachsehen müsse, was alles an Zeug in seinem Büro liegengeblieben wäre.
"Das ist auch seit Ewigkeiten gleich", sagte er. "Kram, der keinen interessiert, scheint so wichtig zu sein, dass ich ihn mit meiner Kennung abzeichnen muss. Danach wird das Gedöns archiviert und kommt niemals mehr ans Tageslicht. Pass auf, dass es dir nicht genauso geht!", schloss er seine Bemerkung an, John dabei anblickend. Damit verschwand er.
Gucky zeigte ihnen anschließend die nach seinen Worten "einzig wahre Sehenswürdigkeit Terranias und seiner Umgebung, nein der ganzen Erde. Ach, was sag ich, des ganzen Solsystems!" Zur Überraschung seiner Gäste entpuppte sich das derart Angepriesene als eine größere Menge Gewächshäuser.
"Hier" erklärte der Ilt voller Stolz und wies mit einer Hand in Richtung des Eingangs, "ist meine Möhrenzuchtplantage. Es gibt kaum eine Sorte Mohrrüben, die ihr hier nicht findet."
Er zeigte ihnen die dunkelblauen, fast schon schwarzen Möhren von Ertrus, die nur mit künstlicher Gravitation einwandfrei gediehen. "Natürlich wachsen die Dinger auch mit terranischer Standartgravitation. Dann schmecken sie aber nach labbrigem, altem Gummi. Das hier ist schon was anderes."
Er hielt ihnen eine frisch geerntete dunkle Möhre unter die Nase. Sie roch nach einer faszinierenden Mischung aus diversen Früchten und rotem Pfeffer. "Vorsicht", beschied er seinen Freunden. "Das Zeug ist an 3,4 g gewöhnt und wahrscheinlich ein wenig stabiler als euer Gebiss. Weichkochen ist für unsereins notwendig. Dann abkühlen lassen, mit Olivenöl beträufeln und die Welt vergessen." Er besorgte eine Kostprobe, Lee und John waren begeistert.
Er zeigte ihnen grasgrüne Möhren, die wie Spargel schmeckten und laut Gucky von einer Welt stammten, die noch hinterwäldlerischer sei als Newengland; danach weiße Möhren, die mit roten Schlieren durchzogen waren und von Plophos kamen nebst hellblauen von Olymp, mit dunkelblauen Streifen darauf und darin. Lee wusste später nicht mehr, was sie alles gesehen hatten.
"Was ist denn deine Lieblingsmöhre?", fragte John.
"Ich muss leider zu meiner Schande gestehen, dass ich die noch nicht gefunden habe. Sie fehlt mir noch. Ihr wisst, wie ich meinen Möhrensaft am liebsten trinke?"
"Natürlich. Dreiviertel Möhren, ein Viertel frisch gepresster Blutorangensaft und ein Schuss Maracuja", sagte Lee.
"Genau. Das habe ich noch nicht geschafft. Irgendwas fehlt da noch."
Lee wusste jetzt, was sie in ihrer Freizeit zu tun hätte. Sie würde Gucky ideale Möhre züchten. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, war, dass das Wort Freizeit für sie in Bälde ein Fremdwort werden würde.
"Was passiert eigentlich mit deinen Zuchtgemüse?" wollte sie wissen.
"Oh", antwortete der Ilt, "das wird als Guckys Meister-Möhren zu einem großen Teil für viel Geld an Spezialitätenrestaurants verkauft. Die Preise habe ich derart hoch gesetzt, dass sich nach dem Absatz eines Viertels der Ernte die Fixkosten drin habe. Homer hatte mir seinerzeit dazu mal was erklärt und es funktioniert tatsächlich. Das Meiste geht an finanziell nicht so gut gestellte Personen, an Kinder die halbe Zeit sogar umsonst. Ihr müsstet mal sehen, was hier los ist, wenn eine Horde Siebenjährige zu Besuch ist."
Er grinste.
"Einmal hatte eine Lehrerin nicht auf mich gehört und in eine ertrusische Möhre herzhaft reingebissen. Danach hatte sie einen Schneidezahn weniger. Die Kinder lachten sich kaputt, anscheinend war die Dame nicht sonderlich beliebt gewesen. Und der liebe Gucky hat das sofort zum Anlass genommen, den Kindern zu erklären, dass man auf Fachleute besser hören sollte."
"Gegen Ende der Erntezeit bleiben aber immer einige Überschüsse übrig", fuhr Gucky fort. "Das Geld geht an eine gemeinnützige Tierschutzorganisation, die auf besiedelten Welten große Rückzugsräume für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt schafft. Terra war vor Urzeiten auf dem besten Wege gewesen, die genetische Vielfalt ihres Planeten unwiederbringlich zu zerstören. Das darf nirgendwo mehr passieren."
Sie setzen sich zu einer Pause in eine Ecke, dann wurde der Kleine nachdenklich. "Vielleicht ist es ganz gut, dass Bully nicht dabei ist", meinte er. "In der nächsten Folge unserer Geschichte gebe ich nicht das allerbeste Bild ab."
"Wir waren mit Homer auf dessen QUEEN LIBERTY in Richtung Mycon unterwegs. Dort wurden die bedauernswerten Züchtungen gesammelt, die unter dem Namen Genmüll bekannt waren."
"Peeroush, erfuhren wir später, wurde von Catomen zum Mitglied des Supremkommandos ernannt und erhielt den Auftrag, die Esper Armee zusammenzustellen."
"War mir doch klar, dass ich euch hier finde. Nach so einer Geschichte sitzt man lieber hier und isst Guckys Monster-Möhren, was?" fragte eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund. Bully sah den Ilt an und fragte: "Das war dieser verquaste Einsatz, oder?"
Der Ilt nickte. "Ich komme mit allem klar. Ich begreife, dass ich mich dann und wann wie auch immer zurückhalten muss. Ich bin Einzelkämpfer im Einsatz oder Teamplayer. Ich bin Chef im Ring oder auch nicht. Zur Not spiele ich auch Flottenkommandeur. Ich komme nicht damit klar, wenn mich jemand nicht für voll nimmt."
Reginald Bull nickte. "Ja", sagte er. "Das kann ich nachvollziehen."
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Was mach ich denn jetzt mit diesem Roman? Und welcher Supermann - Teufel hat KHS da schon wieder geritten?
Aber der Reihe nach.
Der Roman fängt gut bis sehr gut an. KHS beschreibt die 700er Klons und die Zustände an Bord der ANUBIS und das auf eine stellenweise ziemlich heftige Art. Stichworte wie unnützes Leben erinnern die Leserschaft furchtbarste und dunkelste Zeiten in Europa und erläutert so erneut, welcher in letzter Konsequenz widerliche Verein die Milchstraße beherrscht. Es wird nachhaltig klar, warum die weg müssen. Es gruselt einen an manchen Passagen und man zieht seinen imaginären Hut vor dem Autor.
Leider ist das auf Seite 24 beendet. Vorher war ein Schwenk von der ANUBIS zur QUEEN LIBERTY, wo Ras Tschubai und Gucky sich über ZA's und Aktivatorenkoller unterhalten. Das war noch in Ordnung. Dann lässt Homer G. Adams den großen Macker raushängen und weist Gucky auf das Nichtgebrauchsgebot hin. Er meint damit Psi - Kräfte.
Nebenbei erfahren wir zwar, warum HGA sich nicht operieren lässt: In seinem Rückgrat liegen einige absonderlich gestaltete Nervenbahnen. Er befürchtet, bei einer Korrektur sein fotografisches Gedächtnis zu verlieren. Gut. Endlich wissen wir das mal.
Homer redet mit den alten Kämpen, als hätten sie sie nicht mehr alle. Natürlich hat er sich in den 695 Jahren ohne Rhodan und Co verändert und vielleicht auch einen anderen Ton angewöhnt, aber das hier war absolut nicht meins.
Und dann Tetch Wossonow. Der scheer'sche Superheld der Woche. KHS kann es einfach nicht lassen, immer wieder solche Typen in seine Romane einzubauen. Die Art, wie er mit seinem Einsatzkameraden Gucky redet, ist einfach hammerhart. Bepelzter. Was soll das? In einem extrem wichtigen Einsatz lässt diese Figur den großen Macker raushängen. Mit Namen spricht er den Ilt nicht an. Immer nur von oben runter. Wie gesagt, im Einsatz. Und Gucky kreischt laut auf, als an einer Stelle Wasser kurz über seine Stiefel schwappt.
Nein, der zweite Teil war nix für mich, selbst wenn zwischendurch der erste immer wieder durchkommt. Scheer konnte mir nicht klar machen, wieso jemand der Erfahrung eines Gucky derart daneben ist, dass er augenscheinlich nicht von der Wichtigkeit eines Ager Catomen überzeugt ist. Es soll wegen mir durchaus so sein, dass Wossonow Gucky über ist. Schon allein wegen der wesentlich besseren Ortskenntnis. Keine Frage.
Aber so? Ein Band, dem ich zu Beginn die Höchstnote verpassen wollte, käme bei einer Bewertung so grade noch auf eine vier minus. So grade noch.
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