Der Literarische Salon

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Tell Sackett
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Graf Maunzy hat geschrieben: 15.06.2025, 23:29
Tell Sackett hat geschrieben: 12.06.2025, 09:19 Das ist so typisch deutsch von damals.
Strenge Trennung zwischen Schund (Trivial) und Anspruch...absolut kleingeistig... :-=
Wer entscheidet eigentlich was Schund und Anspruch ist?
Im Zweifel: Ich! :-D
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Perryoldie
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Graf Maunzy hat geschrieben: 15.06.2025, 23:29
Tell Sackett hat geschrieben: 12.06.2025, 09:19 Das ist so typisch deutsch von damals. Strenge Trennung zwischen Schund (Trivial) und Anspruch...absolut kleingeistig... :-=
Wer entscheidet eigentlich was Schund und Anspruch ist?
Die "Bildungsbürger", die Angeber, die Freud- und Spaßlosen ... :devil: , die sich vom gemeinen Volk abheben wollen . . . :devil:

Aber durchaus auch die um ihre Kinder besorgten. Doch macht es m.E. keinen Sinn, Kindern Triviales zu verbieten, sondern man muss ihnen zusätzlich anspruchsvollere Alternativen zur Verfügung stellen und mit ihnen darüber reden. Aber welche Eltern machen das? Einfach etwas verbieten macht ja viel weniger Mühe ... :blink:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Goethe geht immer: :-)

Zum Sehen Geboren

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich Blick‘ in die Ferne,
Ich seh‘ in der Näh‘
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh‘ ich in allen
Die ewige Zier,
Und wie mir‘s gefallen,
Gefall‘ ich auch mir.
Ihr glücklichen Augen,
Was je ihr gesehn,
Es sei wie es wolle,
Es war doch so schön!
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(aus Heft 984: Waffen der Verdammnis)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Amtranik hat geschrieben: 16.06.2025, 18:55 Goethe geht immer ... :-)
Wahre Worte. :-D :yes:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)


Verstand



Ursprünglich eignen Sinn
Laß dir nicht rauben!
Woran die Menge glaubt,
Ist leicht zu glauben.

Natürlich mit Verstand
Sei du beflissen;
Was der Gescheite weiß,
Ist schwer zu wissen.


***


aus: Zahme Xenien 6


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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von kad »

Alfred Brendel war auch Poet.
Hier ein Nachruf von Martin Meyer.

https://archive.vn/jd5aI
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

kad hat geschrieben: 18.06.2025, 09:26 Alfred Brendel war auch Poet.
Hier ein Nachruf von Martin Meyer.

https://archive.vn/jd5aI
Danke dafür. :yes:

Ein sehr schöner (und informativer) Nachruf, der Alfred Brendel als Mensch und Künstler würdigt.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)



Narretei


Lasset Gelehrte sich zanken und streiten,
Streng und bedächtig die Lehrer auch sein!
Alle die Weisesten aller der Zeiten
Lächeln und winken und stimmen mit ein:

Töricht, auf Bessrung der Toren zu harren!
Kinder der Klugheit, o habet die Narren
Eben zum Narren auch, wie sich's gehört!


***



Zitat aus dem "Kophtischen Lied" von Goethe, op. 59, Nr. 2
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Gestern unternahm ich eine Wanderung und lief den Solothurner Megalithweg ab. Den kann ich jedem nur ans Herz legen, der sich für erratische Blöcke und von Menschenhand angeordnete Steinsetzungen interessiert.
Gemach, ich komme gleich auf das Thema des Treads zu sprechen… ;)
Ein Teil des Weges führt auch durch eine Einsiedelei und die Verenaschlucht. (Sehr schön!) In die Wände der Schlucht wurden vor ca 100 Jahren die Namen von bedeutenden Persönlichkeiten des Kantons gemeisselt, darunter auch: ein Alfred Hartmann. Gestiftet wurde das Ganze von der Töpfergesellschaft Solothurn :-)) ! Das machte mich neugierig.
Alfred Hartmann (1814 - 1897) war ein Schweizer Schriftsteller, Lyriker und Herausgeber der humoristischen Zeitschrift Postheiri.
Die Töpfergesellschaft Solothurn war sehr umtriebig und organisierte Lesungen und Vorträge, an denen Hartmann rege teilnahm - deshalb die Ehrung in der Verenaschlucht.

Orgetorix

Es standen im Ring auf grasiger Au
Helvetiens Mannen aus jeglichem
Gau,
die Mannen vom ganzen Land;
sie standen beisammen in Waffen
und Wehr,
die wuchtige Keule, den spitzigen
Speer,
die hatte jeder zur Hand.

Und mitten im Ringe flammenden
Blicks,
da stand der Häuptling Orgetorix.

Und sprach mit beredtem Mund:
„Was weilen wir hier im kargen
Tal?
Was bauen wir Hütten auf schwan-
kem Pfahl?
Hört, was ich euch rate zur Stund‘!

Wir stecken die morschen Hütten
in Brand;
Wir ziehen hinunter ins gallische
Land;
wir ziehen mit Weib und Kind.
Wer trotzt wohl unseren Keulen
Wucht?
Wir jagen die Memmen in die
Flucht,
wie die Spreu des Kornes der
Wind.

Wo die Traube reift, wo die Man-
del blüht,
wo des Mädchens schwarzbraun-
nes Auge glüht,
wo nimmer die Schneflocke fällt,
-
Helvetiens Mannen, dahin, dahin,
in die gallischen Lande lasst uns
ziehen!
Dem Starken gehört die Welt!“

Die trotzigen Mannen jubelten
wild,
und jeder schlug mit dem Schwert
an den Schild,
dass es laut am Fels widerhallt‘!
Der Kriegszug ward beschlossen
im Ring;
ein Rauschen wie Geisterflüstern
ging
durch die heiligen Eichen im Wald.

„Zwei volle Jahre geb‘ ich euch
Frist,
bis alles zur Reise bereitet ist;
zwei Jahre noch wollen wir harren.
Zwei volle Jahre noch habt ihr Zeit,
zu bauen das Korn, zu wirken das
Kleid,
ans Joch zu gewöhnen die Farren.

Und ist dann alles zur Fahrt be-
stellt,
So stürzen wir jäh auf das gall-
ische Feld
wie der Strom, der den Damm ge-
brochen,
wie die Lawine jäh zu Tale geht,
wenn der Südsturm über den Glet-
scher weht.“
So hatte der Häuptling gespro-
chen.

Und wiederum standen die Man-
nen im Ring,
berufen, zu halten ein Blutgeding,
ein Ding auf Leben und Sterben.
Und wiederum stand Orgetorix
in Ringes Mitte finsteren Blicks;
es ging um Leben und Sterben.

„Und glaubt ihr mich schuldig, was
mir so fern,
ich woll‘mich wüerschwingen zu eu-
rem Herrn
und woll‘ euch machen zu Knech-
ten;
und liehet ihr dem Verleumder das
Ohr,
und wenn ich euer Vertrauen ver-
lor,
so will ich mit euch nicht rechten.

Zieht ohne mich fort ins gallische
Land,
den Rhodan hinunter zu Meeres-
Strand;
ein anderer mag euch weisen.
Doch dass ihr mit Unrecht mir geg-
rollt
und dass ich euch nimmer verra-
ten wollt‘,
das soll mein Blut euch beweisen…“

Und stiess sich das eherne
Schwert ins Herz;
er fiel in den Sand mit stummem
Schmerz -
wo fändet ihr seinesgleichen?
Und schweigend auseinander ging
der Ring,
berufen zum Blutgeding;
es bebten die heiligen Eichen.

Diese romantisierte Darstellung von Orgetorix fusst auf Cäsars „De Bello Gallico“, erstes Buch, wo in wenigen Sätzen berichtet wird, dass Orgetorix sein Volk zum Auswandern bewegen, und dass er den Sequaner Casticus, oder den Häduer Dumnorix zum König seines Volkes machen wollte.
Diese Verschwörung wurde den Helvetiern bekannt und sie beriefen einen Gerichtstag ein; doch Orgetorix starb unerwartet - dem Julius Cäsar wurde von Selbstmord berichtet…
Bei Hartmann fällt auf, dass er den helvetischen Stamm primitiver darstellt, als die Kelten in der La Tène-Zeit tatsächlich waren. Er spricht von „Keulen“ und Häusern auf „Pfählen“. Pfahlbauern waren sie ganz sicher nicht! :P Auch die heiligen Eichen sprechen eher für germanische Kultorte… Aber Hartmann war wohl die Darstellung des Aufrechten und Wahrhaften Schweizers (Pardon - Helvetiers!) wichtiger als historische akuratesse.
Sorry für das ausschweifende Posting! :preif:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Rous2 »

kad hat geschrieben: 18.06.2025, 09:26 Alfred Brendel war auch Poet.
Danke für den Hinweis! Herr Brendel war mir »nur« als kongenialer Begleiter von Dame Janet Baker ein Begriff.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Amtranik hat geschrieben: 18.06.2025, 17:23 Alfred Hartmann (1814 - 1897) war ein Schweizer Schriftsteller, Lyriker und Herausgeber der humoristischen Zeitschrift Postheiri.

Orgetorix

Alfred Hartmann


Amtranik hat geschrieben: 18.06.2025, 17:23 Zieht ohne mich fort ins gallische
Land,
den Rhodan hinunter zu Meeres-
Strand;
Das verwirrte mich jetzt doch etwas :-D , aber damit ist vermutlich die Rhone gemeint. :gruebel:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Perryoldie hat geschrieben: 19.06.2025, 11:08Das verwirrte mich jetzt doch etwas :-D , aber damit ist vermutlich die Rhone gemeint. :gruebel:
Ja, die Rhone, lateinisch Rhodanus, griechisch Rhodanos, was aber auch aus dem Halutischen stammen könnte… :P
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

... :-D ...
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Rainer Maria Rilke
(1875-1926)



Tage


Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten,
gleiten leise doch in uns hinein,
aber wir verwandeln alle Zeiten;
denn wir sehnen uns zu sein ....



***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Wilhelm Busch
(1832-1908)



Wirklich, er war unentbehrlich...


Wirklich, er war unentbehrlich!
Überall, wo was geschah,
Zu dem Wohle der Gemeinde,
Er war tätig, er war da.

Schützenfest, Kasinobälle,
Pferderennen, Preisgericht,
Liedertafel, Spritzenprobe,
Ohne ihn, da ging es nicht.

Ohne ihn war nichts zu machen,
Keine Stunde hatt' er frei.
Gestern, als sie ihn begruben,
War er, richtig, auch dabei.



***



Und die Moral von dieser Geschicht',
vergiss Dir Zeit für Dich zu nehmen nicht. :-D
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