„Rettet NATHAN!“ von Ben Calvin Hary
Um eins meiner Lieblingsmemes zu zitieren: "Well, that escalated quickly." Dieser Roman hat meine Erwartungen übertroffen und hatte eine Intensität, die dazu führte, dass ich ab und an das Heft zur Seite legen musste, um mal durchzuatmen – natürlich auf die Art, wie es Monkey abnicken würde.
Was mir an Bens Romanen gefällt, ist der psychologische Unterbau seiner Texte. Es wird auch kein Zufall sein, dass Cam ein Student der Kosmopsychologie ist, wohl genauso wenig wie die Tatsache, dass er ein Trividder ist. Was mir in Bezug auf die psychologischen Gedankengänge des Verfassers einfällt, ist zum Beispiel das Veranschaulichen der psychischen Beschaffenheit der Siganesen, die in einer Gesellschaft leben, in der alles um sie herum riesig ist. Dass dadurch natürlich Symptome wie Minderwertigkeitskomplexe und/oder ein transgenerationales Trauma entstehen können, sind super interessante Aspekte, die eine tiefergehende Analyse der Völkerpsychologie im Perryversum zulassen.
Schon in Bens Vorgängerband „Die Schattenhand“ habe ich die feine Auffassungsgabe des Autors gelobt. I like it!
Aus Bens Interviews hört man nicht selten, dass er ein leidenschaftlicher Gamer ist. Ich zocke zwar auch gerne, aber nie solo, sondern immer nur Multiplayer-Games mit Freunden, wenn man abends einen vorglüht. Die Tatsache allein hat natürlich dazu geführt, dass ich die Gamingszenen sehr genossen und gefühlt habe. Es ist immer eine gute Sache, wenn Autoren ihre Leidenschaften in ihren Texten einweben. Dadurch wirkt es dann auch „persönlicher.“ Die Gamingszenen waren aber auch wundervoll in den Gesamtkontext integriert und dienten nicht einfach dazu ein paar Seiten zu füllen. Spiel und Gamer spiegelten sich hier und erschufen eine weitere Nuance des Innenlebens, die nach außen gestülpt wird.
Mitforisten, die meine Texte gelesen haben, wissen, wie sehr ich psychodelische Textpassagen und Romane liebe. Umso abgefahrener, desto geiler. Ben gibt mir das, wonach ich lechze, und bleibt dabei seiner Linie treu, indem er die psychische Beschaffenheit der Charaktere, vordergründig Cameron, mit einbezieht und ein Gefühlschaos sondergleichen erschafft. Ich persönlich empfand diese Textstellen als sehr intensiv. Auch gefallen haben mir die dadaistischen Sätze wie z. B.: „Ein Kind hält seine neugeborene Mutter. (…) Ein pensionierter Raumadmiral. Die Rekruten sind seine Vorgesetzten. Sie lachen ihn aus“ (S. 47). Sick! :)
Wenn ich einen Kritikpunkt äußern darf, ist es, dass Jasper Cole mir noch etwas zu blass ist. Ben hat in seinem letzten Roman ein stabiles Fundament für den Charakter geschaffen, aber leider wurden die „Bauarbeiten“ bisher nicht weiter vorangetrieben.
Fazit:
