Der Literarische Salon

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kad
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von kad »

Dieses Gedicht war heute in meiner Zeitung (bei den Todesanzeigen).

***


Ludwig Tieck (1773 - 1853)

Tod


Wechselnd gehen des Baches Wogen
Und er fließet immer zu,
Ohne Rast und ohne Ruh,
Fühlt er sich hinabgezogen,
Seinem dunkeln Abgrund zu.

Also auch des Menschen Leben,
Liebe, Tanz und Saft der Reben
Sind die Wellenmelodie,
Sie verstummt spät oder früh.

Ewig gehen die Sterne unter,
Ewig geht die Sonne auf,
Taucht sich rot ins Meer hinunter,
Rot beginnt ihr Tageslauf.

Nicht also des Menschen Leben,
Seine Freuden bleiben aus,
Denn dem Tode übergeben
Bleibt er dort im dunkeln Haus.



***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

kad hat geschrieben: 20.01.2025, 10:23 Dieses Gedicht war heute in meiner Zeitung (bei den Todesanzeigen).
[..]
Ein ebenso trauriges, wie schönes Gedicht.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Amtranik hat geschrieben: 18.01.2025, 10:33 [...] Friedrich Nietzsche - Also sprach Zarathustra
Netter Zufall, dass Du gerade jetzt aus dem Zarathustra zitierst :-D , denn eines der letzten Bücher die ich mir kaufte, war eine schöne Ausgabe des Anaconda Verlages.

Zwar habe ich eine antiquarische Ausgabe des Buches (Frakturschrift), aber bei längeren komplizierten Texten bevorzuge ich dann doch lieber unsere Standardschrift.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Nikolaus Lenau (Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau)
(* 13. August 1802 in Csatád, Königreich Ungarn; † 22. August 1850 in Oberdöbling, Kaisertum Österreich)

Lenau ist der größte Lyriker Österreichs im 19. Jahrhundert und in der deutschsprachigen Literatur der typische Vertreter des Weltschmerzes.



***


Trotz allem Freundeswort und Mitgefühlsgebärden,

bleibt jeder tiefe Schmerz ein Eremit auf Erden.



***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Karl Friedrich Henckell
(1864-1929)


Ruhe, meine Seele


Nicht ein Lüftchen
Regt sich leise,
Sanft entschlummert
Ruht der Hain;
Durch der Blätter
Dunkle Hülle
Stiehlt sich lichter
Sonnenschein.

Ruhe, ruhe,
Meine Seele,
Deine Stürme
Gingen wild,
Hast getobt und
Hast gezittert,
Wie die Brandung,
Wenn sie schwillt!

Diese Zeiten
Sind gewaltig,
Bringen Herz und
Hirn in Not –
Ruhe, ruhe,
Meine Seele,
Und vergiß,
Was dich bedroht!


***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Perryoldie hat geschrieben: 20.01.2025, 11:44
Amtranik hat geschrieben: 18.01.2025, 10:33 [...] Friedrich Nietzsche - Also sprach Zarathustra
Netter Zufall, dass Du gerade jetzt aus dem Zarathustra zitierst :-D , denn eines der letzten Bücher die ich mir kaufte, war eine schöne Ausgabe des Anaconda Verlages.

Zwar habe ich eine antiquarische Ausgabe des Buches (Frakturschrift), aber bei längeren komplizierten Texten bevorzuge ich dann doch lieber unsere Standardschrift.
Zufall oder Telepathie…? :-))
Ich habe die Taschenausgabe (also ein kleinformatiges Buch für unterwegs) des Alfred Kröner Verlag. Der österreichische Schriftsteller und Publizist Karl Kraus machte sich ja einst über Zeitungsartikel des deutschen Kaiserreichs lustig, in denen behauptet wurde, dass jeder deutsche Soldat im Felde den Zarathustra im Gepäck mitträgt:
“Für die Kultur eines Volkes dürfte die Anzahl der Zarathustra-Exemplare, die seine Soldaten im Tornister führen, schwerlich ein verlässlicher Maßstab sein.“

In Fraktur-Schrift habe ich nur ein Buch geerbt: „Der Golem“ von Gustav Meyrink. Die Mühsal solche Schrift zu lesen wollte ich meinen Augen ersparen und kaufte dann eine modernere Ausgabe :rolleyes:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Es gibt viele Laternen,
die außer ihrem eigenen Pfahl nichts beleuchten.

Andre Francois-Poncet


***


Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.

Friedrich Hölderlin


***


Trost ist nicht Hilfe - aber Hilfe Trost.

Emanuel Wertheimer


***


Wer sich nie erprobt hat in Not und Gefahr,
was weiß denn der von sich!?

C.G. Nees von Esenbeck


***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Von Carl Spitteler, Schweizer Dichter/Romanautor und Nobelpreisträger:

Der Gotenknecht

Ein Gotenknecht im Apfelbaum
Träumt einen jungen Wandertraum.
Er hält das Bild der Kaiserin
Und schaut zum Waldgebirge hin.

Dort, wo am duftgen Horizont
Die Frühlingssonne wärmer sonnt,
Wo blauer strahlt des Himmels Blau,
Dort liegt der benedeite Gau.

Dort thront die wunderbare Stadt,
Die Ruhm und üppige Frauen hat.
Sein Auge netzt ein Tränenstrom,
Und seine Lippen lallen „Rom“.

In grauer Regennacht
Hat er sich heimlich aufgemacht,
Und unaufhaltsam weiter flieht
Sein Fuß, wohin das Herz ihn zieht.

Er leidet Hunger, Durst und Not,
Gefahr aus allen Büschen droht;
Er nimmt alles für Gewinn
Und küßt das Bild der Kaiserin.

In Ravensburg von ungefähr
Lag stationiert ein römisch Heer.
Sie peitschten ihn zum Anbeginn
Und schenkten ihn der Kaiserin.

Die hörte staunend und gerührt
Den Eros, der ihn hergeführt.
Sie hat ihn huldvoll angeblickt
Und zu den Bestien hingeschickt.

Am Kreuze hing der Gotenknecht.
Warum nicht? Das ist römisch Recht.
Ein Bär zerfleischte seine Brust.
Da hast du römische Sinnenlust.

Anmerkung von mir: am duftgen Horizont ;)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Amtranik hat geschrieben: 21.01.2025, 17:16 In Fraktur-Schrift habe ich nur ein Buch geerbt: „Der Golem“ von Gustav Meyrink. Die Mühsal solche Schrift zu lesen wollte ich meinen Augen ersparen und kaufte dann eine modernere Ausgabe :rolleyes:
Früher sammelte ich Klassiker in antiquarischen Ausgaben, die waren natürlich in Frakturschrift, mittlerweile habe ich die Sammlung aber aufgelöst und habe von den Klassikern jetzt "nur noch" das, was mir am wichtigsten ist: Ihre Gedichte. :wub:

Nur von einigen Dichtern, von denen es keine kompletten modernen Ausgaben gibt, habe ich noch ältere Ausgaben in Fraktur, z.B. von Anastasius Grün (Graf Anton Alexander von Auersperg), Martin Greif und sogar von Friedrich Rückert:

"In seinem philosophischen Hauptwerk, dem monumentalen Lehrgedicht 'Die Weisheit des Brahmanen', verarbeitet Rückert in über 2700 Gedichten Anregungen aus der Hindu-Literatur und den Heiligen Schriften von Islam und Christentum sowie vielfältige Strömungen der abendländischen Philosophie."

Von dem Buch gibt es, soweit mir bekannt ist, nur eine einzige moderne Gesamtausgabe, nämlich die des Göttinger Wallstein Verlages für 100 € :o , die aber vergriffen ist.

Meine (komplette) Ausgabe ist von 1898 und in einem traumhaft schönen Zustand:

Bild
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Amtranik hat geschrieben: 23.01.2025, 08:45 Von Carl Spitteler, Schweizer Dichter/Romanautor und Nobelpreisträger [...]
Danke für das Gedicht und für das aufmerksam machen auf diesen Dichter, der mir unbekannt war. Wie schön, dass die Lyrik ein so weites Feld ist . . . :-D
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Graf Maunzy »

Perryoldie hat geschrieben: 23.01.2025, 15:22
Amtranik hat geschrieben: 23.01.2025, 08:45 Von Carl Spitteler, Schweizer Dichter/Romanautor und Nobelpreisträger [...]
Danke für das Gedicht und für das aufmerksam machen auf diesen Dichter, der mir unbekannt war. Wie schön, dass die Lyrik ein so weites Feld ist . . . :-D
Der Kerl ist Nobelpreisträger und du kennst ihn nicht? Das Universum bricht zusammen..... :o
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Graf Maunzy hat geschrieben: 23.01.2025, 15:46 Der Kerl ist Nobelpreisträger und du kennst ihn nicht? Das Universum bricht zusammen..... :o
:-))

Tja, mein lieber Graf ;) , was soll ich sagen, so etwas passiert halt, wenn man seine Kindheit und frühe Jugend mit Perry Rhodan und Micky Maus verbringt :giggle: , anstatt sich gleich um das wirklich Wichtige zu kümmern. :-))

Aber im Ernst, ich bin froh über die literarischen und kulturellen Wege (und Umwege :-D ), die ich ging, denn so konnte ich mir aus allen Welten das Beste aussuchen. Ein Gedicht von Rückert kann heute in mir die gleiche Freude auslösen, wie der Kauf eines alten Comic- oder Romanheftes, das Anschauen bestimmter Filme und TV-Serien, oder das Betrachten von Bildern von Dalì oder Picasso. :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Perryoldie hat geschrieben: 23.01.2025, 16:17 (...)Ein Gedicht von Rückert kann heute in mir die gleiche Freude auslösen, wie der Kauf eines alten Comic- oder Romanheftes, das Anschauen bestimmter Filme und TV-Serien, oder das Betrachten von Bildern von Dalì oder Picasso. :-)
Da hätte ich dann gerne die genaue Tablettenkombination, bitte... :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Tell Sackett hat geschrieben: 23.01.2025, 17:10 Da hätte ich dann gerne die genaue Tablettenkombination, bitte... :-)
Da muss ich leider passen, my dear Tell :-D , dafür gibt es keine Pillen :nein: . Ich bin halt von Natur aus neugierig und universalinteressiert und ich finde fast alles spannend und aufregend. :-)

Im Gegenzug habe ich nur eine Minirente, viel Rückenaua und bin schon seit langem auf der Suche nach einer schönen Wohnung. Irgendwas ist eben immer . . . :rolleyes:
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Tell Sackett »

Perryoldie hat geschrieben: 23.01.2025, 17:31 (...)Irgendwas ist eben immer . . . :rolleyes:
Weise Worte eines weisen Mini-Rentners... :-)
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