Ja, ich war früher ein Fan von Roy Black und bin es immer noch.
Hier kommt aber noch etwas hinzu: Gerade diese Kombination aus einer Kunst, die damals völlig aus der Norm herausfiel (Beat, Rock usw.) und einem Menschen, den die Presse komplett fertiggemacht hat, macht m.E. in der Kombination einen großen Teil dieses Menschen aus.
Da haben wir einen Schlagersänger, der gegen den Strom schwimmt - und sich dann auch noch "erdreistet", nicht nur zu seiner Kunst und seinen selbt begangenen Fehlern zu stehen und diese öffentlich zuzugeben. Dazu dann noch nicht einmal der "ungebildete Schnulzensänger" ist, den man sich vorstellt nach diesem vorgefertigten Schema, sondern ein gebildeter Mann, der sehr vernünftige Ansichten vertritt - meine Meinung dazu.
Das muss ja ein gefundenes Fressen für die Presse sein, damals wie heute.
Es hat sich in dieser Beziehung auch nichts geändert. Damals, Ende des vorigen Jahrhunderts, waren Printmedien, Radio und Fernsehen die Träger der Informationen, heute ist das Internet mit diversen Plattformen dazugekommen.
Mit anderen Worten: Fake-News gab es schon damals.
(Kleiner Exkurs: Und schon sehr lange vorher. Z.B. kann man das Buch "Der Hexenhammer" des Inquisitors Heinrich Kramer von 1498 als eine der ersten Fake-News ansehen. Was viele Historiker auch machen. Es beherrschte bis zum Ende des 17. Jahrhunderts - also zwei Jahrhunderte! - das Denken der Menschen. Durch die immer weitere Verbreitung des Buchdrucks fand es seine Abnehmer und kostete auf diese Weise unzähligen Menschen - meistens Frauen - das Leben.)
Heutige Fake-News verbrennen Menschen nicht mehr auf Scheiterhaufen (den Scheiterhaufen des Wahnsinns) aus Reisig, dafür gibt es andere Folter.
Wie eben hier bei Roy Black, den die Presse systematisch demontierte.
Thomas Gottschalk, der sein Freund war (er hielt bei seiner Beerdigung auch eine der Trauerreden neben einem Priester und dem Bürgermeister von Augsburg), gab ihm die Gelegenheit, in einem ganz tollen Interview
https://www.youtube.com/watch?v=WPiPo9jZVXQ
dazu Stellung zu nehmen und die Sache richtigzustellen. Bzw., Herr Gottschalk tat das selbst.
In dem o.a. Video sind danach auch Ausschnitte anderer Interviews mit Roy Black zu sehen: Ein Mann, der eben nicht in die vorgefasste Meinung passte. Ich finde seine dort geäußerten Ansichten sehr vernünftig.
Und ich bewundere seinen Mut, so offen zu seinen Fehlern zu stehen. Es mag sein, dass es für Roy eine Art Angriff nach vorne war, weil es keine andere Möglichkeit gab, den von ihm aufgebauten falschen Eindruck zu dementieren. Trotzdem erfordert so ein Schritt großen Mut, denke ich.
https://www.youtube.com/watch?v=s6pHn8Mz91Q
Vor diesem ganzen Background halte ich einen Suizid des Künstlers auf der einen Seite für möglich. Irgendwann wird es jedem Menschen zu viel, besonders jemandem, der eine so große Empathie mitbringt.
Andererseits spricht der Zeitpunkt dagegen. Jemand, der gerade eine Tochter bekommen hat, die noch keine vier Wochen alt ist, bringt sich nicht um. Besonders nicht ein Mensch, der selbst in Interviews sagt, unter der Trennung von seinem Sohn aus erster Ehe hat er genauso gelitten wie sein Sohn und diesem hat es nicht gutgetan, ohne Vater aufzuwachsen. Er wünsche sich noch ein Kind, aber das dürfe "nie wieder" geschehen.
Insofern denke ich eher daran, dass er sich zu viel zumutete und sein Herz versagte.
Oder aber, es ging ihm wirklich dreckig als Mensch. Denn er sagte auch einmal, er hätte schon an Suizid gedacht, als es nach seiner Herz-OP so aussah, als "ob das nichts Richtiges mehr wird". "Dann lieber gar nicht." (s.o. das Video "Geständnisse").
Und in anderen Statements, dass er kein Krüppel sein wollte. Er gab sogar zu, mehr zu arbeiten, als er sollte und medizinisch dürfte. Eben um sich selbst und allen diesen Berichterstattern, die ihn niedermachten, zu beweisen, dass es eben nicht so war.
Ich halte das alles für legitim und nachvollziehbar. Niemand von uns weiß - falls es wirklich Suizid gewesen sein sollte - wie schwer für ihn die Entscheidung zwischen dem Kind, das nicht wieder ohne Vater aufwachsen sollte und der möglichen Aussicht, noch einmal operiert werden zu müssen mit zweifelhaften Erfolg (damals hielten künstliche Herzklappen nur ca. fünf Jahre) und dann wirklich zum "Krüppel" zu werden, wie er selbst sagte.
Jedenfalls möchte ich eine solche Entscheidung nicht treffen müssen. Sie erfordert so oder so herum Mut.
Zur technischen Möglichkeit eines Suizids: Im Gegensatz zu anderen/gesunden Menschen brauchte Roy nicht irgendwelche Tabletten nehmen, er brauchte seine Herzmedikamente einfach nicht zu nehmen. Dazu Alkohol ... und fertig ist der Super-GAU. Wahrscheinlich hätte man ihn trotzdem retten können, wenn jemand bei ihm gewesen und sofort einen Notarzt verständigt hätte - vielleicht. Heute kann das niemand mehr nachvollziehen.
Und der Obduktionsbericht: Unterliegt 30 Jahre der ärztlichen Schweigepflicht. Er darf nur den engsten Angehörigen oder Personen übermittelt werden, die der Verstorbene zu Lebzeiten selbst dafür legitimiert hat. Was Roy meines Wissens nie getan hatte.
Aber Jahrzehnte nach seinem Tod wusste die BILD-Zeitung plötzlich, dass er 3,0 Promille Blut im Alkohol hatte bei der Obduktion.
Natürlich weiß BILD das. Denn diese Zeitung war ja auch als einziges Medium nach Roys Herz-OPs auf der Intensivstation dabei ...
Ohne weitere Worte ...
Überhaupt zum Thema Suizid, aber das ist meine rein persönliche Meinung, nicht mehr und nicht weniger:
Wenn jemand sein Leben selbst beendet, ist das eine Entscheidung, die einzig und allein dieser Mensch für sich trifft. Niemand hat das Recht, auch nur ansatzweise da hineinzureden - genau wie beim Glauben eines Menschen.
Und ja, ich bin für aktive Sterbehilfe in ganz bestimmten Fällen, z.B. bei unheilbaren Krankheiten.
Wir sollten einmal daran denken, dass wir unseren Tieren ganz selbstverständlich in solchen Fällen helfen dürfen (und m.E. sogar die Pflicht dazu haben im Interesse des kranken Tieres), aber uns selbst nicht. - Für mich nicht nachvollziehbar.