Der Literarische Salon
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Re: Der Literarische Salon
Man könnte auch quasi ein Buch gemeinsam lesen.
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Re: Der Literarische Salon
Na, das ist ja gleich eine Steilvorlage, wie man, glaube ich, beim Fußball sagt. Nachdem wir in jüngeren Jahren hauptsächlich in den Alpen und im Norden unterwegs waren (Lappland, Grönland, Island, Faröer, Kanada. Und um gleich die Bücherliste zu ergänzen: Wanderungen im Norden von Alfred Andersch ist mein Lieblings-Reisebuch schlechthin – die erste Liebe halt), wärmen wir die alten Knochen in den letzten Jahren gerne in Süditalien, insbesondere auf seinen Inseln. Und Goethe sekundiert in seiner Italienischen Reise:Perryoldie hat geschrieben: ↑15.12.2024, 19:12 Was ich vorhin ganz vergaß, diese Plaudereien würde ich gerne lesen.
.Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem
In einem Reisebericht schrieb ich mal:
Nach Syrakus bin ich auch schon spaziert, wenn auch nicht die ganze Strecke. (Wo man übrigens, etwas versteckt, im Garten der Villa Landolina hinter dem Archäologischen Museum das Grabmal von August von Platen findet.) Und das Buch von Seume (das ja wie das von Goethe kein trockener Reisebericht ist) beginnt – um das Thema wieder aufzugreifen – mit einem der vielversprechendsten Buchanfänge, die ich kenne:Da es gerade passt, besteigen wir das fahrplanmäßige Schiff nach Limone und sind, schwupps, in der Lombardei. Der winzige Ort ist förmlich von Touristen überschwemmt, nein stimmt nicht ganz, eigentlich nur die Uferstraße, wo sich Geschäft an Gasthaus, Gasthaus an Geschäft reiht. Wir entspringen treppauf und hören erleichtert, dass wir noch in Italien sind. Unversehens stehen wir vor dem Zitronengarten der Stadt (limonaia del castèl), der als lebendiges Museum für diese mittlerweile aufgegebene Kultur hergerichtet ist. In der flirrenden Nachmittagshitze mischen sich Zitrusduft und Zikadengesang mit Arien-Fetzen aus der Video-Installation zu einem betäubenden Gespinst, einem Traumbild Italiens. Draußen auf dem See schwebt ein Segelboot vorüber, darin sitzt Goethe und notiert: »Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehn geben. Der ganze Garten besteht aus Reihen von weißen viereckigen Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stehen und stufenweis den Berg hinauf rücken. Über diese Pfeiler sind starke Stangen gelegt, um im Winter die dazwischen gepflanzten Bäume zu decken. Das Betrachten und Beschauen dieser angenehmen Gegenstände ward durch eine langsame Fahrt begünstigt (…)«.
Es hätte nicht viel gefehlt, und wir hätten das Schiff zurück nach Riva verpasst.
Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen.
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Re: Der Literarische Salon
Das scheint ja wirklich ein bemerkenswertes Buch zu sein.kad hat geschrieben: ↑15.12.2024, 17:32 Welches Buch hat mich dieses Jahr am meisten beeindruckt?
Roberto Bolaño: 2666. Übersetzt von Christian Hansen. S. Fischer, 1200 S. Im Original 2004.
[...]
https://de.wikipedia.org/wiki/2666_(Roman)

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Re: Der Literarische Salon
Wahrscheinlich nicht soviel, wie ich jemals nicht gewusst habe

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Re: Der Literarische Salon
Respekt für Deinen Versuch, Strabon im Original zu lesen und überhaupt für alle, die Bücher in der Originalsprache lesen.

Strabon - https://de.wikipedia.org/wiki/Strabon
Was den Herrn von Humboldt angeht, so erwarb ich im Sommer dieses schöne Buch:
Alexander von Humboldt - Südamerikanische Reise
https://www.buchfreund.de/produkt-bild ... eise.jpg
Gebundene Ausgabe, Safari Verlag 1979, mit vielen Ansichten, Zeichnungen etc. Natürlich ist dies eine gekürzte Ausgabe von Humboldts umfangreichen Reise- und Expeditionsberichten, aber ich freue mich trotzdem, dass ich das Buch habe.
Amerikanische Forschungsreise (1799–1804)
Humboldts amerikanische Forschungsreise lässt sich in drei Phasen von ungefähr ähnlicher zeitlicher Dauer unterteilen: die erste mit der Orinoco-Erkundung; die zweite, die von Kuba über Kolumbien und Ecuador nach Peru führte; und die dritte, vorwiegend Mexiko gewidmete.
- Die erste Expedition führte im Februar 1800 von Caracas zum Fluss Apure und auf diesem in das Strombett des Orinoco, das stromaufwärts so weit wie möglich in südlicher Richtung befahren, dann aber verlassen wurde, um über den Rio Atabapo weiter südlich zum Rio Negro, dem Amazonaszufluss, vorzustoßen.
- Die zweite Expedition begann nach einem Zwischenaufenthalt in Havanna, wo Humboldt das Material für seinen geographischen Essai politique sur l′île de Cuba erarbeitet hatte, am 30. März 1801 in Cartagena an der kolumbianischen Karibik-Küste.
- Die dritte Expedition begann am 23. März 1803 in Acapulco, als einjähriger Aufenthalt in Mexiko, als letzter Abschnitt der Reise.
Abgeschlossen wurde die Amerika-Expedition mit einem Besuch in den USA, wo Humboldt, auch aufgrund seiner intensiven Reisekorrespondenz, bereits höchste Anerkennung als Forscher und Wissenschaftler genoss und unter anderem drei Wochen als Gast des Präsidenten Thomas Jefferson in Washington, D.C. und Philadelphia verbrachte.
Alte Expeditionsberichte, aber auch klassische Reiseberichte, finde ich absolut faszinierend.

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Re: Der Literarische Salon
Danke für den Tipp, nach so einem modernen (1953)

Rous2 hat geschrieben: ↑15.12.2024, 20:32 Nach Syrakus bin ich auch schon spaziert, wenn auch nicht die ganze Strecke. (Wo man übrigens, etwas versteckt, im Garten der Villa Landolina hinter dem Archäologischen Museum das Grabmal von August von Platen findet.) Und das Buch von Seume (das ja wie das von Goethe kein trockener Reisebericht ist) beginnt – um das Thema wieder aufzugreifen – mit einem der vielversprechendsten Buchanfänge, die ich kenne:
Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen.

Ja, ein wundervoller Buchanfang. Mich hat auch schon immer der Titel fasziniert: 'Spaziergang nach Syrakus ... '
Keine Expedition, keine Reise, keine geographische Unternehmung, sondern: 'Ein Spaziergang ...' Wundervoll!

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Re: Der Literarische Salon
Ein sehr tröstliches Zitat:
"Wo gehn wir denn hin?"
"Immer nach Hause."
Novalis
(Georg Philipp Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg)
(1772-1801)
Quelle:
Novalis, 'Heinrich von Ofterdingen',
1802 (posthum),
2 Teil: Die Erfüllung
"Wo gehn wir denn hin?"
"Immer nach Hause."
Novalis
(Georg Philipp Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg)
(1772-1801)
Quelle:
Novalis, 'Heinrich von Ofterdingen',
1802 (posthum),
2 Teil: Die Erfüllung
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Re: Der Literarische Salon
Tell Sackett hat geschrieben: ↑12.12.2024, 14:03 Es ist langsam an der Zeit, das Jahr mal literarisch Review passieren zu lassen.
Mich haben in diesem Jahr zwei Bücher besonders begeistert, eines stelle ich jetzt mal vor.

Per Daniel Atterbom - Reisebilder aus dem romantischen Deutschland 1817-19 (Bertelsmann, 1975?)
https://images.booklooker.de/x/037skk/ ... ant.jpg
Ich hatte auch mal die Ausgabe des Steingrüben Verlages von 1970 in der Hand, aber wenn ich mich recht entsinne, gefiel mir das Buch nicht, da die Zeilen klein und eng waren.

Per Daniel Atterbom (1790-1855)
Zu diesem Buch kam ich eher durch Zufall, es war sozusagen ein Beifang zu anderen Büchern. Wenn ich via Booklooker Bücher kaufte, schaute ich auch immer, was die Anbieter sonst noch so anbieteten und so fand ich es.
Atterbom schrieb von seinen Reisen Briefe an seine Freunde daheim in Schweden, diese wurden aber erst nach seinem Tode, ergänzt durch Tagebuchaufzeichnungen, in Buchform veröffentlicht. Dass das Buch eben keine klassische Reiseerzählung ist, sondern eine Sammlung persönlicher Briefe, in denen Atterbom von seinen Reisen berichtet, gibt dem Buch eine besondere Note und zudem verstand Atterbom es, interessant zu schreiben und verfügte über einen angenehmen Schreibstil.
Atterbom war offensichtlich ein sympathischer Mensch, den man, wo er hinkam, gerne gastfreundlich aufnahm. Und dann meine Überraschung: Atterbom unternahm nicht einfach nur eine Reise, sondern legte Wert darauf, interessante Menschen seiner Zeit zu treffen, u.a. Jean Paul, E.T.A. Hoffmann, Dorothea und Luwig Tieck, Schelling, C.D.Friedrich, Schlegel, Grillparzer und er sah sogar Beethoven bei einem Privatkonzert!!
Atterbom beschreibt die Treffen und seine Erlebnisse mit sozusagen erfrischender Aufrichtigkeit und gelegentlich auch mit freundlichem Spott.

Seine Reise führte ihn auch nach Wien und Rom und über Wien wusste er immerhin zu sagen, dass Wien die Hauptstadt der Schlafmützen ist.

Doch traf er auf verwandte Seelen, versiegte Atterboms Spott und so bezeichnete er z.B. Friedrich Rückert (einen meiner Lieblingsdichter) als seinen Herzensbruder. Das zu lesen berührte mich sehr.
Das Buch war eine schöne Entdeckung für mich und ein großes Lesevergnügen.
P.D.Atterbom in der Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Per_Danie ... s_Atterbom
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Re: Der Literarische Salon
***
Auguste Kurs
(1815-1892)
Ich geh auf staub'ger Straße
Ich geh auf staub'ger Straße
gelockt von Waldesgrün,
da seh' ich durch die Zweige
die Abendsonne glühn.
Es öffnet sich zur Seite
im duft'gen Wald ein Pfad,
so grün, als ob ihn nimmer
des Menschen Fuß betrat.
Da flüstern grüne Halme
im Windeshauche lind,
da winken blaue Glocken,
die blühn, wo Schätze sind.
Wie hat der stille Anblick
so seltsam mich gerührt -
ob das der Pfad wohl wäre,
der hin zum Glücke führt? -
Da kommt desselben Weges
ein müder Wandrer her -
im Auge glüht die Sehnsucht,
der Gang ist matt und schwer.
Sein Blick strebt in die Ferne
er schauet nicht zurück -
so suchen wir denn Beide
vergebens wohl das Glück.
***
'Ich bin in vielen Welten zu Hause.' (Philip K. Dick)
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Re: Der Literarische Salon
Ok, here we go!Perryoldie hat geschrieben: ↑15.12.2024, 19:12 Was ich vorhin ganz vergaß, diese Plaudereien würde ich gerne lesen.
Wanderungen im Norden von Alfred Andersch
Wie Perryoldie schon bemerkte, ist es ein ziemlich junges Buch hier im Regal; es ist 1962 erschienen. Andersch ist 1980 verstorben. Deshalb werde ich die Zitate auch knapp halten und die Fotos, die für das Buch von Anderschs Frau Gisela beigesteuert wurden, sind hier von meiner (späteren – wenn man es drei Wochen im kleinen Zelt miteinander aushält ohne sich zu fetzen, dann klappt's vermutlich auch für länger) Frau gemacht worden.
In der westdeutschen Nachkriegsliteratur (in der der Krieg noch lange nicht vorbei war), zählt Andersch zu den umstrittensten (um es möglichst neutral zu formulieren) Autoren. Das soll aber nicht unser Thema sein. Er war auf jeden Fall ein guter Beobachter und Schilderer, und das ist für Reiseerzählungen wesentlich.
Ab 1953 hat Alfred Andersch mehrere längere Reisen nach Skandinavien unternommen, einschließlich einer Wanderung mit Zelt durch das recht ursprüngliche Bergland des Nationalparks Sarek in Nordschweden. 30 Jahre später, als ich selbst dort unterwegs war, hatte sich wohl noch nicht so viel verändert.
Das Buch enthält vier Erzählungen, die sich um »Ken und seine Leute« und deren Reisen in Skandinavien drehen. Er beschreibt die Natur, er beschreibt die Menschen, die entweder hier leben und arbeiten, oder als neugierige Reisende kommen, inwendig und auswendig.
Eine der Erzählungen im Buch schildert eine Wanderung durch den Sarek. Sie beginnt wie bei meiner 30 Jahre später in Kvikkjokk und endet bei den Hütten (Akkastugan) am Akka-See, zu Füßen des Akka-Massivs. Kvikkjokk ist eine kleine Ansiedlung am Kungsleden (Königspfad), einem anderen langen Wanderweg, der jedoch mit guter Infrastruktur aufwartet.Die Reise begann in Professors Garten, weil dort dreitausend Erdbeeren wuchsen. […] Der Professor sah Ken und seine Leute an, als wären sie verlorene Kinder, weil sie nicht mehr im Norden wohnten, in den großen alten Erdbeermooren. Kein Zweifel, daß die Reise hier zu beginnen hatte.
Das war auch unser Plan. (insgesamt waren wir 24 Tage unterwegs; es ging anschließend noch über Kiruna nach Narvik und zu den Lofoten.) Von Kens Begleitern kommen Einwendungen bezüglich Länge, Unwegsamkeit und Verpflegung, die er vom Tisch wischt, was sich später als fatal erweist.Ken hatte die Absicht, dem Königspfad nach Nordosten bis zum Faunaive-Pass zu folgen, dann aber nach Nord-Nord-Westen vorzudringen, in die Zentralregion der Sarekberge und durch sie hindurch das Westende des Akka-Sees zu erreichen.
Lena verließ das Haus zu einem Spaziergang, während Ken und Daniel sich [...] zurückzogen, um noch einmal gründlich über den Karten zu brüten.

Wir brüteten gemeinsam

Lena ging in Kvikkjokk umher, [...] Nachher setzte Lena sich auf die Stufen der dunkelbrauen Holzschindelkirche [...].

Das war unsere Proviantliste:»Wir haben höchstens hundertzwanzig Kilometer zu machen. Selbst wenn wir nur zwanzig am Tag schaffen [der Optimist!], sind wir in spätestens einer Woche durch.« »Unser Proviant reicht für sechs Tage.«

So sah unser Plan aus (Zitat aus dem Veranstalter-Prospekt):
Zunächst folgen wir dem Kungsleden in Richtung Nord-Osten. Nach zwei Wandertagen erreichen wir Aktse. Von hier beginnt die Trekkingtour in den Sarek-Nationalpark. Unsere Route folgt zunächst dem Rapaälven […]. Wir wandern den Fluß entlang durch das Rapadalen. Die kommenden 5 Tage sind zur Durchquerung des Sarek-Nationalparks vorgesehen. Am Ende liegt der Akka, ein 1.881 m hoher Berg, der bei guter Witterung ein lohnender Abschluß der beschwerlichen Tour sein kann. Dann wird ein Ruhetag in Akkastugorna eingeplant.

Los geht's:
Sie waren dem Königspfad bis zum Paß hinauf gefolgt, zuerst noch einmal stundenlang durch den Wald, dann über ein Bachdelta auf einer langen Traverse aus Baumstämmen, an deren Ende ein Schild an einen Pfahl genagelt war: Sarek National Park.

Stunden später, nach Querung einer Bergschulter, erblickt man vom 1.117 m hohen (wir sind in Nord-Skandinavien und müssen gut 1.000 Höhenmeter addieren, um mit den Verhältnissen in den Alpen zu vergleichen) das Ziel der Begierde:
Der nächste Satz hätte Herrn Freud gefreut. Lest ihn selbst.Sie blickte auf das große und geheime Herzstück des Tals, das auf den Karten den Namen Rapasälät trug.
Zu Anfang war es ein spannendes Vergnügen, an den breiteren und reißenden Bächen nach Übergangsstellen zu suchen.

Naja, manchmal gab es auch keine – ab ins kalte Wasser:

Irgendwann haben sie sich endgültig verrannt, es wird todernst:
Dann kocht sie (der Erzähler, wohl nicht vertraut mit Küchendienst, nennt es »geheimnisvolle Manipulationen«. Und ja, sein Frauenbild ist, wie sag' ich’s… ) aus einem Teil davon ein Risotto. Ich kann mich erinnern, dass wir am letzten Tag im Sarek, mit der Aussicht auf Nachschub bei den Akka-Hütten, aus den Proviantresten in der Trangia-Pfanne Küchlein buken, mit Mehl, Nüssen, Rosinen, Knoblauch, Speck, und sie mit gutem Appetit verspeisten.»Wieviel Proviant haben wir noch?« fragte Ken
»Ein Pfund Reis«, zählte Lena methodisch auf, »ein Paket Nudeln, eine Büchse Corned beef, eine halbe Dauerwurst, ein halbes Pfund Butter, Milchpulver, Zucker und Kaffee. Leider nur noch ein kleines Brot.«
Und vielleicht, weil wir alles aufgegessen hatten, hatten wir am letzten Tag eitel Sonnenschein, als es Richtung Akka ging:

Wenn sich jemand das Buch zulegen möchte, empfehle ich (auch wegen der Fotos) unbedingt die gebundene Ausgabe aus dem Walter-Verlag; sie ist noch antiquarisch zu bekommen. Meins habe ich aus einer Aussonderung der Stadtbücherei. Als ich die Bibliothekarin fragte, warum sie ein so schönes Buch aussondere, meinte sie, es wäre für ein Reisebuch zu alt. Fast (aber nur fast) wäre mir herausgerutscht: »Dumme Gans«.
***
Apropos Gänse, Akka und Kebnekaise: Da würde als nächstes »Nils Holgerssons Reise mit den Wildgänsen« (natürlich die vollständige Ausgabe) passen.- Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Rous2 für den Beitrag (Insgesamt 2):
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Re: Der Literarische Salon
Mein lieber Rous2, ich denke, dass ich im Namen aller Saloniers und SalonnierenRous2 hat geschrieben: ↑17.12.2024, 19:21Ok, here we go!Perryoldie hat geschrieben: ↑15.12.2024, 19:12 Was ich vorhin ganz vergaß, diese Plaudereien würde ich gerne lesen.


Was nicht heissen soll, dass ich für die anderen Beiträge anderer hier, nicht ebenso dankbar bin


Nun aber weiter, Du schreibst einleitend:
Da gibt es aber weitaus Schlimmeres, z.B. die Verehrung

Doch zu Deinem Bericht: Er ist sehr anschaulich und schön illustriert. Deine Verpflegungsliste hat mich aber doch etwas irritiert


Dass in den ersten 9 Tagen keine vernünftige Einkaufsmöglichkeit bestand, sehe ich jetzt als nicht so dramatisch an, da mir in einem solchem Falle auch unvernünftige Einkaufsmöglichkeiten gelegen kämen.

Vielen - und vor allem - Dank auch für die privaten Photos, die, so finde ich, das Salz in jeder Reiseberichtssuppe sind.

P.S.
Gratuliere





https://www.buecher.de/artikel/buch/n ... 32592036/
P.P.S.
"Dumme Gänse" kenne ich auch, ebenso aber "Dumme Gänseriche"


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Re: Der Literarische Salon
Ja, es hätte natürlich auch ein Bibliothekar sein können. Hätte auch besser zu Martin, dem zahmen Gänserich gepasst. Aber ich bevorzuge die Sprache Luthers, ohne Drumherumreden und Sternengewimmel. Von dem lese ich lieber in unserer Leib- und Magenserie.Perryoldie hat geschrieben: ↑19.12.2024, 16:40 P.P.S.
"Dumme Gänse" kenne ich auch, ebenso aber "Dumme Gänseriche"![]()
Und was die alternativen Lebensmittel angeht: Das wären Moosbeeren und Rentierflechte gewesen. Zu versuchen, eine Elchkuh mit Kälbchen (von denen uns ein paar begegneten) zu melken, ist wohl keine gute Idee. Und Jagen und Fischen ist in den Naturparks nur den Samen (Lappen) erlaubt

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Re: Der Literarische Salon
Ein ernstes Thema.
Wie man zu Büchern aus der NS-Zeit kommt und wie man sie wieder los wird.
1.
In den letzten Jahrzehnten habe ich immer wieder Buchschenkungen aus Nachlässen und Haushaltsauflösungen bekommen, häufig waren das mehrere Kisten auf einmal und in diesen Bücherkisten waren auch immer wieder mal Bücher aus der NS-Zeit. Ich habe diese, weil es ja doch historische Zeitdokumente sind - und nur deshalb! -, aufbewahrt, natürlich in einem "Giftschrank" und habe diese Bücher auch niemandem zugänglich gemacht und selbst auch nur mal kurz hineingeschaut. Bei Büchern mit Titeln wie z.B. "Rassenkunde des Deutschen Volkes", oder "Die Vorzüge der Eugenik" ist das wohl verständlich.
2.
Nun war es aber so, dass ich mich schon länger sehr unwohl fühlte bei dem Gedanken, solche Bücher in meiner Wohnung zu haben, ich wollte sie im Zuge meiner Bestandsreduzierungen nun unbedingt loswerden und da fiel mir ein, dass ja jedes
Bundesland ein Landesarchiv hat. Diese sind gesetzlich verpflichtet, archivwürdige Unterlagen (Urkunden, Bücher, Akten, Karten, digitale Daten, usw.) ihres Gebietes, aber auch allgemeine Dokumente, dauerhaft aufzubewahren.
Also rief ich beim Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig an, erklärte meine Situation und fragte, ob ich diese Bücher dort hinbringen kann, damit ich von ihnen befreit sei und die dortige Bibliothekarin sagte, ja, selbstverständlich und ich könne mich auch darauf verlassen, dass die Bücher auch dort in einen "Giftschrank" kämen. Diejenigen der Bücher, die dort noch nicht im Archiv seien, würde man behalten, die anderen in einer Art Rundbrief, anderen Landesarchiven anbieten.
So habe ich also die zwei Pakete geschnürt (ca. 200 Bücher) und habe diese auf den Weg zum Landesarchiv in Schleswig verbracht. So wurde ich diese furchtbaren Bücher endlich los.
Mittlerweile bin ich übrigens eh' der Meinung, dass solche Bücher nicht von, wenn auch verantwortungsvollen- und bewussten Privatpersonen, sondern von staatlichen Archiven aufbewahrt werden sollten, zumal man sie dort auch wissenschaftlich auswerten kann.
P.S
Das ist jetzt einige Jahre her und ich war sehr erleichtert, diese grausigen Bücher los zu sein.
Wie man zu Büchern aus der NS-Zeit kommt und wie man sie wieder los wird.
1.
In den letzten Jahrzehnten habe ich immer wieder Buchschenkungen aus Nachlässen und Haushaltsauflösungen bekommen, häufig waren das mehrere Kisten auf einmal und in diesen Bücherkisten waren auch immer wieder mal Bücher aus der NS-Zeit. Ich habe diese, weil es ja doch historische Zeitdokumente sind - und nur deshalb! -, aufbewahrt, natürlich in einem "Giftschrank" und habe diese Bücher auch niemandem zugänglich gemacht und selbst auch nur mal kurz hineingeschaut. Bei Büchern mit Titeln wie z.B. "Rassenkunde des Deutschen Volkes", oder "Die Vorzüge der Eugenik" ist das wohl verständlich.
2.
Nun war es aber so, dass ich mich schon länger sehr unwohl fühlte bei dem Gedanken, solche Bücher in meiner Wohnung zu haben, ich wollte sie im Zuge meiner Bestandsreduzierungen nun unbedingt loswerden und da fiel mir ein, dass ja jedes
Bundesland ein Landesarchiv hat. Diese sind gesetzlich verpflichtet, archivwürdige Unterlagen (Urkunden, Bücher, Akten, Karten, digitale Daten, usw.) ihres Gebietes, aber auch allgemeine Dokumente, dauerhaft aufzubewahren.
Also rief ich beim Landesarchiv Schleswig-Holstein in Schleswig an, erklärte meine Situation und fragte, ob ich diese Bücher dort hinbringen kann, damit ich von ihnen befreit sei und die dortige Bibliothekarin sagte, ja, selbstverständlich und ich könne mich auch darauf verlassen, dass die Bücher auch dort in einen "Giftschrank" kämen. Diejenigen der Bücher, die dort noch nicht im Archiv seien, würde man behalten, die anderen in einer Art Rundbrief, anderen Landesarchiven anbieten.
So habe ich also die zwei Pakete geschnürt (ca. 200 Bücher) und habe diese auf den Weg zum Landesarchiv in Schleswig verbracht. So wurde ich diese furchtbaren Bücher endlich los.
Mittlerweile bin ich übrigens eh' der Meinung, dass solche Bücher nicht von, wenn auch verantwortungsvollen- und bewussten Privatpersonen, sondern von staatlichen Archiven aufbewahrt werden sollten, zumal man sie dort auch wissenschaftlich auswerten kann.
P.S
Das ist jetzt einige Jahre her und ich war sehr erleichtert, diese grausigen Bücher los zu sein.
Zuletzt geändert von Perryoldie am 20.12.2024, 08:10, insgesamt 2-mal geändert.
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