Tja, nach dem großen 'Reinemachen' im Abschlussband (der mir ansonsten aber gut gefallen hat) bleibt leider nicht viel, praktisch das gesamte in den Jahren aufgebaute Personaltableau wurde irgendwohin verschickt und ist erst mal weg. Ich möchte bei der Gelegenheit gleich mal die Idee kritisieren, dass neue Chefautoren (bis auf die sakrosankten Hauptpersonen) am liebsten offenbar bei Null starten wollen um dann ihr eigenes Spiel aufzubauen. Nicht die Selbstverwirklichung des Chefautors sollte im Zentrum stehen, sondern der Leser, der der Serie im Grunde im Grunde doch nur aufgrund der liebgewonnenen Serienfiguren 'beiwohnt'. Will man diese Leserbindung erhalten, sollte man möglichst sparsam mit der Reset-Taste umgehen.
Zu einigen Personen im Detail:
Tekener und
Bostich wurden ja schon recht früh entsorgt. Der eine umgebracht, der andere durfte noch eine Weile mit seinem 'Haluterarm' seinen Neigungen nachgehen, bis man eingesehen hat, das wird nichts mehr. Beide hatten etwas charismatisches aber auch Düsternes und ich fand es um beide Figuren sehr schade.
Vetris Molaud als Quasi-Ersatz für Bostich fand ich wenig gelungen- Warum beide aber plötzlich keinen Bock mehr auf ihr mühsam aufgebautes Imperium haben, wird nie wirklich nachvollziehbar. Dass Vetris-Molaud nach seinem wenig glanzvollen Dasein auf der Leuchtkraft sich am Ende aus dem Staube macht, ist daher nicht wirklich schade.
Soynte Abil als ehemalige MDI, die plötzlich in Cassiopeia auftaucht, war dagegen eigentlich eine geniale Idee. Leider aber auch etwas verschenkt, ihre andauernden Garrabo-Spiele mit Molaud auf der Leuchtkraft machen es nicht besser. Es hätten mal 3-4 Hefte mit ihr als Hauptperson gebraucht, um aus der Figur mehr zu machen. So dümpelte sie eher als Nebenperson dahin ... schade.
Anzu und
Gry O'Shannon wurden dagegen meist sehr faszinierend geschildert, und gewannen durch ihre vielen Einsätze auch zunehmend an Profil. Anzu wurde dann leider irgendwann mit Bull aus dem Spiel genommen, und O'Shannon wurde am Ende mit Seadelaere ins Off geschickt. Dass beide zueinander gefunden haben, fand ich eine gute Entwicklung - ein bisschen mehr 'Romance' hätte gegen Ende aber auch nicht geschadet.
Die Charakterisieung der Mutanten
Shema Gessow und
Damar Feyerlant fand ich sehr gelungen, daher wirklich sehr schade sie am Ende mit ES in die abgeschlossene Sphäre abgeschoben wurde.
Ebenfalls ein sehr gelungener Charakter war für mich
Farye, die von der KRUSENSTERN bis zur RAS eine faszinierende Entwicklung durchlaufen hat, und manchmal auch einen lebendigen Kontrapunkt zum eher etwas drögen Perry abgegeben hat. Schade dass sie nun auch aus der Story genommen wurde.
Toyo und
Shinae Zindher waren auch gute Charaktere mit Potential - was dann aber nicht weiter ausgeschöpft wurde indem man sie und auch Bull irgendwann weitgehend aus der Story genommen hat. Nun sind sie auch im ES-Kühlschrank eingelagert - immerhin besser als abgemurkst.
Das Haluter-Trio um
Bouner Haad war anfangs auch recht amüsant eingeführt. Später hat sich dann der Reiz etwas verflüchtigt - nun sind sie ja mit der Kosmokarawane auch weg. Damit dürfte sich dann auch
Gucky's Parakorps erst mal erledigt haben.
Sichu Dorksteiger bleibt uns anscheinend erst mal erhalten. Ich finde sie in ihrer Perfektion ja eher langweilig - aber damit passt sie tatsächlich gut zum auch etwas drögen Perry. Schade das Atlan auf ihrer langen gemeinsamen reise nichts angezettelt hatte, und auch für Perry könnte ich mir spannendere Beziehungen vorstellen. Von der Unsterblichen verbleiben derzeit ja nur Perry, Atlan, Gucky, Icho und Homer - und gerade der durfte leider auch nicht viel mehr als Earl Grey Tee trinken - die anderen noch lebenden sind irgendwohin verstreut.
Anansi als hoch entwickelte Biopositronik und Herz der
RAS TSCHUBAI fand ich seit ihrer Einführung sehr faszinierend. Ich war jetzt nicht unbedingt ein großer Freund des 'Warzenraumers', aber die RT hatte gegenüber der LEUCHTKRAFT den großen Vorzug, ein echtes Raumschiff zu sein, mit realistischer terranischer Technik. Warum die sich mit dem Haus der Chimären jetzt unbedingt zum 'Haus von ES' verbinden sollte, wie das genau vonstatten ging, was dabei mit Anansi und der übrigen mehrere zehntausend starken Besatzung aus Männern Frauen und Posbis geschah, darf sich der Leser leider selbst ausmalen. Sehr schade um diesen nebulösen Abschluss - und auch darum, so aus der Serie genommen zu werden.
Um die
LEUCHTKRAFT finde ich es jetzt weniger schade; mit dieser Art von 'Fantasy-Technik' konnte ich nie viel anfangen - ich hätte mir eine hoch entwickelte Kosmokratentechnik jedenfalls völlig anders vorgestellt, als mit z.B. dieser Höhlenzentrale usw.. Aber sei's drum - von der Kosmokratenwalze kommt man ja auch schnell zur Kosmokratin Mu Sargai - die in der Serie seltsam machtlos erscheint, und ihre riesige Sphäre nicht mal mit einigen Kosmokratenwalzen bewacht. Statt dessen wird die WERKSTATT, eigentlich nur ein Vorposten FENERIKs, als Kontrahent fast übermächtig aufgebaut. Hier stimmten für mich irgendwann die Relationen nicht mehr - daher tut es mir nicht leid, dass das alles erst mal entsorgt ist.
ES ist nun wieder da und eigentlich aber doch nicht da - wie Schrödingers Katze. Naja. Mir hat der alte 'Wanderer' mit seiner Halbkugelwelt da doch deutlich besser gefallen.
Überhaupt fände ich es gut, wenn man auch ein bisschen die bestehenden oder früheren Dinge aus dem Perryversum mehr pflegen würde, als immer wieder neues auszuprobieren und anschließend irgendwann wieder zu entsorgen. Es geht schließlich auch um 'Kundenbindung', falls ich mich nicht täusche ... dass nun fast alles erst mal weg ist, woran man sich in den vergangenen Jahren gewöhnt hat, ist schon sehr schade.
Zur Story-Entwicklung will ich nicht viel schreiben - es waren viele phantastische Reisen, und mich hat die große Phantasie schon positiv erstaunt, und es gab immer wieder auch Wendungen, die mich überrascht haben. Nicht so gut fand ich den 500-jahre Zeitspung, der irgendwann gemacht wurde, und die schwierige Welt in der sich die Besatzung der RT damals wieder fand. Dass war mir auch schon ein Reset zu viel, hätte ich damals nicht gebraucht. Andere Zyklen fand ich durchaus gut.
So - genug geschrieben und erstmal vielen Dank für die phantastische Reise, auf die ihr uns mitgenommen habt all die Jahre!
