Eisrose hat geschrieben: ↑05.11.2024, 10:45
Also Du nimmst jetzt den Mikropenis raus, lässt den Rest aber weg. Fassen wir nochmal zusammen. Khelif hat:
- Männliche XY-Chromosomen
- Einen männlichen Testossteronspiegel
- Hoden
- Keine Gebärmutter
- Eine Erbkrankheit, die nur bei Männern auftritt
Und das sagt alles nichts per se über den tatsächlichen Leistungswert von ihr aus (unter Berücksichtigung des aktuellen Trainingsstandes) in Vergleich mit der übrigen Weltspitze der Frauen.
Das mit dem Testosteronspiegel zum Zeitpunkt des Wettkampfes (und das Jahr davor) erscheint mir unklar.
Dazu bild.de (denen man ja jetzt nicht vorwerfen kann besonders parteiisch zu LBGTQ zu sein...):
"Zu diesem Ergebnis kommen laut Krankenakte gleich zwei Krankenhäuser: das Kremlin-Bicètre-Krankenhaus in Paris und d"as Mohamed-Lamine-Debaghine-Krankenhaus in Algier. Hinter den Untersuchungen stehen die Professoren Soumaya Fedala und Jacques Young.
Sie stellen fest, dass bei Khelif ein sogenannter „5a-Reduktase-2-Mangel“ vorliegt. Das ist eine Geschlechtsentwicklung abseits der Norm, die nur bei biologischen Männern auftreten kann. Weil die Hoden innen liegen, werden Neugeborene oft als Mädchen eingestuft. Allerdings setzt später eine männliche Pubertät ein, das Sexualhormon Testosteron wird vermehrt ausgeschüttet. In dem Bericht steht auch, dass Khelif an Depressionen leide und sich vor Olympia einer Hormontherapie unterzogen habe."
Wenn sie sich einer Hormontherapie unterzogen hat, heißt das, dass tatsächlich eben kein männlicher Testosteronspiegel mehr vorliegt.
Hinsichtlich der Frage, inwiefern die Pubertät die Leistung beeinflusst (das tut sie unstreitig... die Frage ist, ob sie damit halt so viel besser ist als die Weltspitze der anderen Frauen und deswegen die Teilnahme eine Gefährdung darstellt - das wird immer unterstellt, aber für diesen EInzelfall gibt es dazu keine Untersuchung und das müsste nach dem olypmischen Regelwerk vorliegen. Einzelfalluntersuchung und klare Regeln, die auf das LEISTUNGSBILD abstellen und nicht woher es kommt.
Es ist vollkommen egal, ob eine Person Mann oder Frau ist im Boxsport und dort mit ihren Schlägen die andere übermäßig (lies: über das aktzeptierte Risiko innerhalb einer Gewichtsklasse im Boxsport) hinaus verletzen kann. Das wird einfach unterstellt. Aber es wird tatsächlich in dem Fall nicht geprüft.
Und genau das ist das Problem. Der IOC hat in den eigenen Statuten nämlich festgelegt, das ein Ausschluss nur möglich ist, wenn der zuständige Verband diskriminierungsfreie Ausschlusskriterien festlegt (haben wir vorher im Thread diskutiert - da geht es eben um das Leistungsbild wie jemand geboren ist. Solange die Person keine Gefahr darstellt oder weit über der übrigen Weltspitze Leistungen erbringt ist ein Ausschluss nach IOC-Kriterien nicht gerechtfertigt. Reine Vorteile reichen nicht. Es müssen unverhältnismäßige Vorteile sein.).
Da der Boxverband aber einfach primär sagen will: bei männlichen biologischen Markern ist die Person IMMER übermäßig stärker als alle anderen Frauen, egal ob die Person untrainiert ist, keine Muskeln hat und schwächlich ist - das prüfen wir alles nicht... sondern wir schließen jemanden alleine wegen seiner GENE aus, deswegen ist deren Kriterienkatalog nicht Olympiakonform.
Da es dann aber GAR KEINEN Katalog gibt... gibt es auch kein Ausschlusskriterium mehr.
Und das olympische Komitee vertraut grundsätzlich der Fachkenntnisse der Verbände, wenn sie sich eben dabei an den olympischen Kriterien halten: Ausschluss nicht nach einer sozialen oder biologischen Einstufung als Mann und Frau - sondern allein nach konkreten Leistungsmerkmalen (was für mich auch total Sinn ergibt, wenn es primär um den Schutz der Beteiligten im Sport gibt und Wettkampf ermöglichen soll).
Ich habe einige männliche Freunde, die im Boxring von einer Frau vollkommen vermöbelt werden würden und gegen alle professionelle Boxerinnen keinerlei Gefahr darstellen, weder körperlich noch dass sie ernsthaft in einem Wettbewerb gegen sie gewinnen könnten.
Und darum geht es. Es geht nicht darum, ob jemand in THEORIE mehr aus seinen Körper rausholen könnte und dann vollkommen überlegen ist. Es geht darum, was man PRAKTISCH gemacht hat - deswegen haben Sportlerinnen, die sich herabhungern für die Spiele um eine Gewichtsklasse tiefer anzutreten dort aber unverhältnismäßig mehr Muskelmasse haben (und den Zustand auch nur kurzzeitig halten können, sonst ist es gesundheitsgefährdend) auch Vorteile, genau wie große Menschen im Basketball usw.
Es geht nicht darum Vorteile zu verhindern.
Es geht darum Chancenlosigkeit der anderen Teilnehmenden bzw. körperliche Gefährdung zu verhindern.
Dafür ist aber ein Gentest bestenfalls ein Indiz. Tatsächliche Muskelmasse, Schlagkraft, aktueller Testosteronspiegel (der ja auch bei XX-Frauen ein Problem darstellt häufig) sind da medizinisch anerkannte Verfahren. Aber der Verband hat die alle nicht genutzt.
Was jedenfalls ausdrücklich NICHT verhindert werden soll, dass biologisch als anderes Geschlecht geborene Menschen grundsätzlich von Wettbewerben mit ihren sozialen Geschlecht ausgeschlossen werden, solange keine Chancenlosigkeit der anderen Teilnehmenden bzw. Gefährdung existiert.
Es soll eben nicht um Reingeschlechtlichkeit gehen.... wir hatten schon mit der Reinrassigkeit unsere Probleme... - sondern es soll an diskriminierungsfreien Leistungsmerkmalen festgemacht werden.