Dass Nahith Nonfarmale für einige Leser zu "überdrüber" war, kann ich nachvollziehen. Ich glaube, dass Hans Kneifel sich damals überlegt hat, dass Atlan mal ebenbürtige Gegner bekommen muss, gegen die er mit allem, was er hat, vorgehen muss-ein Gegner, der es ihm so schwer wie möglich macht, damit die Geschichte spannend bleibt. Zu gleicher Zeit war der ewige plot, dass böse Aussserirdische landen, schon wirklich oft genug durchgespielt. Es mußte also ein Gegner her, der auch mit vollem Einsatz von Atlans Arkonidentechnik nicht sofort zu besiegen ist, der außerdem nicht mit einem Raumschiff landen durfte-und voilá, nachdem es die Cynos schon gab im Perryversum, kamen Nahith und seine Jenseitswelt ins Spiel!
Ich kann mir auch vorstellen, dass Hans Kneifel durch seine Recherchen für die Zeitabenteuer immer wieder auf die Vorstellungen mittelalterlicher und antiker Menschen gestoßen ist, die märchenhafte Jenseitswelten und "Anderswelten" beschreiben. Die keltischen Kulturen, siehe wieder Merlin, sind hier tonangebend.
Ich schreibe auch Atlan-Zeitabenteuer, und muss dafür oft sehr fleissig recherchieren. "Ein karibisches Abenteuer" spielt 1619 in der Karibik und 1620 in Paris. Die Geschichte habe ich auf dem "Archive of our Own" gepostet, unter "Susamo". Ich schreibe im Moment am letzten Kapitel, von insgesamt 23 Kapiteln.
Hier der link:
https://archiveofourown.org/works/searc ... +abenteuer;
Bei diesem Zeitabenteuer musste ich mich ebenfalls mit dem ewigen Dilemma auseinandersetzen: Wie bleibt so ein Abenteuer spannend, wenn Atlan eigentlich nur ein paar Befehle an seine Maschinen geben müsste, die ein paar Bomben abwerfen und ein paar mal den Desintegrator betätigen, und der ganze Kampf und Konflikt, um den es gerade geht, wäre beendet?
Atlan selbst betont mehrmals, dass er sich niemals zu einem Diktator oder Machtherrscher aufschwingen wollte. Er bleibt immer der Berater, der Helfer im Hintergrund, auch, weil er im Grunde immer nur ein Einziger auf weiter Flur, der Einsame der Zeit, bleibt, ein einsamer Arkonide unter primitiven Barbaren, die "glutäugigen Töchter des Landes" hin oder her.
Da muss man dann dafür sorgen, dass er Freunde und Helfer und Mitkämpfer findet, und es für ihn Gründe gibt, eben nicht einfach zum Strahler zu greifen. In der Antike trat er gerne als Halbgott oder sogar als Gott auf (siehe Quetzalcoatl), da kann man einen (moderaten) Einsatz seiner technischen Mittel voraussetzen. Im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit, wie eben 1619 ff., geht das nicht mehr so. Ich habe überlegt, dass Atlan sich sehr in Acht nehmen musste, um nicht als Hexer gebrandmarkt und verfolgt zu werden. K.H. Scheer hat das ebenso gemacht und in PR Heft 188, "Die lebenden Toten" (glaube ich) lässt er den Arkoniden erzählen, dass er unter Ludwig dem 14. von Frankreich beinahe als Hexenmeister verbrannt worden wäre, weil er unbedachterweise ein Feuerzeug benutzte und dabei gesehen wurde.
Da es auf Beauvallon und seine Bevölkerung zurückfallen würde, wenn Atlan, Graf d'Arcon von Beauvallon, sich grob und offiziell etwas zuschulden kommen ließe, muss er eine Hexenanklage vermeiden-was bedeutet, dass er seine technischen Mittel nur sehr unauffällig anwenden kann und meist mit "konventionellen" Mitteln kämpfen muss, wobei Dagor hier dazugehört, was er als chinesische Kampfkunst erklären kann.
Einerseits bleibt damit das Atlan-Zeitabenteuer spannend, weil der Arkonide auf diese Weise nicht einfach alle Konflikte im Handumdrehen lösen kann. Andererseits ist damit der SF-Aspekt des Zeitabenteuers sehr in den Hintergrund gerückt, besonders, wenn es einmal keinen Außerirdischen zu bekämpfen gibt. Dann wirkt die Geschichte fast wie ein konventionelles Mantel-und Degen-Abenteuer, was dann auch nicht allen gefällt. Hier also die Waage zu halten ist gar nicht so einfach!