Ein Problem ist von damals bei mir hängen geblieben: Heißt die Hamiller - Tube nun Tube wie Zahnpasta oder Tube wie Londoner U - Bahn? Meines Wissens nach ist das nie geklärt worden. Oder weiß das jemand von euch?
Jetzt wird mal wieder auf die Tube gedrückt... da damals Zahnpaste. Kleber, Senf, Majo oder Astronautennahrung aus der Tube kamen spricht nichts dagegen, dass man auch Hamiller oder zumindest sein Gehirn in eine Tube gedrückt hat.
The tube has a similiar etymology, a long cylinder, so why bother pronouncing Hamiller Tube auf Englisch.
thinman hat geschrieben: ↑05.12.2024, 18:33
Jetzt wird mal wieder auf die Tube gedrückt... da damals Zahnpaste. Kleber, Senf, Majo oder Astronautennahrung aus der Tube kamen spricht nichts dagegen, dass man auch Hamiller oder zumindest sein Gehirn in eine Tube gedrückt hat.
The tube has a similiar etymology, a long cylinder, so why bother pronouncing Hamiller Tube auf Englisch.
thinman
Danke! Dann nehme ich Hamiller in der Senftube. Da aber auch damals schon viele Deutsche ein wenig englisch mit ihrer Sprache umgingen, wäre die U-Bahn - Tube ja nicht von der Hand zu weisen. Eine ähnliche Antwort hatte ich im GF auch schon erhalten und nun sind die Würfel endgültig gefallen.
Band 1410 - Der Droide - ist von Kurt Mahr, erschienen am 29.09.1988
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"Wie viele dieser Teilabschnitte werden das, ehe die ganze Geschichte erzählt ist?", fragte Lee. "Jetzt dürfte die Nummer 11 kommen."
Gucky überlegte. "Keine Ahnung", meinte er. "Es dauert, so lang es dauert. Achtzig? Neunzig? Nein. Ich mache glatt einhundert daraus. Ich glaube, das passt."
"Dann haben wir jetzt also 10% gehört. Allzu viel habt ihr ja bis dahin noch nicht in Erfahrung gebracht. Macht einen sowas nicht kirre? Man kommt nicht dahin, wo man hinwill, keiner weiß was, keiner sagt was und die Personen oder Dinge, die etwas wissen, wie zum Beispiel euer verrückter Rechner, geben nichts von sich. Einzelne Besatzungsmitglieder drehen durch und die Expeditions - Leitung kommt auch nicht grade sehr weit…"
"Ja", sagte Gucky. "Das war schon hammerhart. Am 28 Februar 448 NGZ kamen wir aus Tarkan zurück mit unseren 14 Schiffen. Wir wollten zu der mit der BASIS vereinbarten Position. Wollten wir. Wir kamen aber nicht an. Stattdessen vereinnahmte uns ein Stasisfeld, dass die Raumzeit einfror. Dabei hatten wir von der ganzen Chose noch mal nicht was mitgekriegt. Für uns vergingen ein paar Sekunden, draußen aber glatt 695 Jahre.
Es dauerte eine Weile, bis wir das gemerkt hatten. Naja, seitdem haben wir gesucht. Wir fanden eine zerlegte BASIS mit einer geistig derangierten Positronik - wenn man denn bei diesen Dingern von Geist reden kann. Wir waren auf Nachkommen eines Teiles der BASIS - Besatzung gestoßen. Die waren natürlich in eine vorindustrielle Ära zurückgefallen und verehrten ihr Buch Log, ohne zu wissen, was das war. Wir durften uns das Teil mal ausleihen, weiter hat es uns aber nicht gebracht. Wir sahen Gurrads auf der Hundertsonnenwelt und entdeckten die Spur des vierarmigen Propheten, der niemand anderes als Icho Tolot sein konnte.
Und ich fand auf Satrang den sterbenden Geoffrey Abel Waringer, dem man den Zellaktivator geklaut hatte. Der Chronopulswall umgab die Milchstraße und war für uns undurchdringlich. Rechner funktionierten nicht mehr, Intelligenzwesen drehten durch oder wurden wahnsinnig. Eindringende Sonden explodierten. Wir fanden die Porleyter, die uns etwas von großen Kriegen und den Cantaro erzählten, ohne allerdings nähere Details nennen zu wollen oder nennen zu können. Helfen ging nicht. Die Milchstraße war ortungstechnisch tot, lediglich schemenhaft auftretende Raumschiffe stellten wir fest. Zugegeben. Viel war das nicht. Wir hatten schon mal bessere Ausgangspositionen."
Gucky strahlte von einem Ohr zum anderen und präsentierte gut gelaunt den Nagezahn.
"Aber unsereins lässt sich ja nicht unterkriegen. Nur: So mit losem Herumstochern wie bisher ging es nicht mehr weiter. Ab sofort, so beschlossen wir, war planvolles Handeln angebracht. Man glaubt es kaum. Und so erhielt unsere Kameradin Nikki Frickel den Auftrag, zur Großen Magellanschen Wolke zu fliegen und Kontakt zu den Gurrads aufzunehmen. So flog sie denn mit der SORONG auf und davon."
"Und Nikki Frickel?", fragte Lee. "Ihr habt sie doch sicherlich wiedergefunden?"
"Du bist wie alle Frauen viel zu neugierig", meinte Gucky dazu. "Lass dich doch einfach mal überraschen!"
Lee schüttelte den Kopf. "Es lohnt sich nicht, mit Männern zu streiten", sagte sie. "Sie haben ja doch immer unrecht. Das meinte auf jeden Fall eine dieser schillernden Figuren aus der Damenwelt der Zeit des ersten Mondfluges. Den Namen weiß ich nicht. Aber sie hatte natürlich Recht. Ich gehe mal davon aus, dass das bei Menschen wie Ilts gleich sein dürfte."
Gucky seufzte. Da hatte er sich ja was geangelt. Das kann ja noch lustig werden, dachte er, als er Lees strahlendes Gesicht sah.
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Nikki Frickel. Damals der Albtraum meiner schlaflosen Nächte. Sie sollte wohl so etwas wie ein weiblicher Don Redhorse sein, denke ich. O.k., ganz so schlimm, wie ich sie in Erinnerung hatte, war sie hier in diesem Roman nicht, aber sie ist nach wie vor nicht meine Traumfrau. Das mögen andere freilich total entgegengesetzt sehen. Mir ist sie ein bisschen zu sehr hau drauf.
Ich denke aber, das wäre mir bei einem entsprechend agierenden Mann genauso gegangen. Sie schießt manchmal einfach übers Ziel hinaus. Beispiel: Bei der Landung auf Ayshran-Ho spricht sie direkt den ersten Kontakt auf einen Bevollmächtigten der Regierung an. Anschließend rastet sie aus, als ihr Gegenüber meint, da habe er nichts mit zu tun, er sei nur Hafeninspektor. Später wird der arme Kerl auch noch als begriffsstutzig bezeichnet.
Ich stelle mir dazu grade vor, irgendwer landet im schönen neuen Flughafen BER oder legt im Hamburger Hafen an. Natürlich will der Ankömmling umgehend den Kanzleramtsminister sprechen. Ja ne, is klar...
Nikki Frickels Entführung hat mich da fast schon beruhigt.
Nein, ich werde wohl in der Tat kein Fan mehr von ihr werden, selbst wenn der Rest von dem Roman ordentlich geschrieben und gut lesbar war. Immerhin wurde der Vorhang ein ganz klein wenig gelüftet und man erhielt zumindest ein paar wenige Infos über die Vergangenheit. Auch wenn das den neugierigen Leser nicht wirklich weiterbrachte.
Band 1411 - Eiswelt Issam-Yu ist von Peter Griese, erschienen am 05.09.1988
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"Wenn ich Eines aus dem Geschichtsunterricht behalten habe, ist es die Tatsache, dass es haarig wird, wenn irgendwelche kosmischen Entitäten oder Derartiges mit im Spiel sind."
Lee holte vergessen geglaubtes Wissen aus ihrem Hinterkopf hervor.
"Ich will ja jetzt auch gar nicht wissen, welcher Teufel euch geritten hat, als ihr Hangay komplett in unser Universum transferiert habt. Ich glaube, das würde zu weit führen. Aber irgendwer hatte das Kosmonukleotid DORIFER manipuliert, wahrscheinlich Chaotarchen. Dieses Teil wurde von euch Unsterblichen zu dieser Zeit erforscht, das ging auch, weil ihr sowieso von den Kosmokraten aus der Milchstraße verbannt worden wart. Nebenbei habt ihr noch EDEN II gesucht, wohl, weil ES auch grade weg war. In diesem Zusammenhang ist der gesamte Paratau explodiert, den Fachausdruck habe ich vergessen, die Folge war die Materialisation des ersten Viertels von Hangay an hiesigen Orten. Danach kamen die anderen drei Viertelchen, DORIFER erlitt seinen Schock und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Weil das Kosmonukleotid nicht mehr richtig funktionierte, sendete es irgendwelche Strahlen aus und die Kriege in Hangay begannen. Später schwappten sie dann auf den Rest der Lokalen Gruppe über. Ergebnis: Werweißwieviele Tote.
Und das war nur eine Galaxis. Es geht ja das Gerücht um, dass ursprünglich so etwas wie die Vereinigung zweier Universen geplant war. Tarkan ist dem Tod gewidmet, weil es sich zusammenzieht und zwangsläufig in einer Singularität enden wird. Ihr wolltet den kompletten dortigen Kosmos retten. Was für ein Glück, dass das nicht stattgefunden hat. Wenn schon eine einzelne Galaxis so ein Chaos auslöst, was hätte dann ein ganzes Universum mit uns gemacht? Stimmt mein Abriss so ungefähr?"
Sie sah Gucky interessiert an.
"Ja", meinte der Ilt. "Es fehlen etliche Einzelteile, aber im Großen und Ganzen hast du Recht. Es ist so: In dem Moment, wo das Gevölks von Superintelligenzen aufwärts im Spiel ist, hört es auf, lustig zu sein. Die sehen den Kosmos, ach was, das Multiversum mit anderen Augen. Bei Superintelligenzen kann dann schon mal ein Hilfsvolk draufgehen. Oder zwei. Bei den noch höheren Mächten passiert dergleichen ganzen Galaxien. Und wir armen, kleinen Wichte hier unten haben mit den Folgen zu kämpfen und können nur versuchen, das Allerschlimmste zu verhindern. Glaub mir, besonders lustig ist das nicht. Zumal unsere Haus - und Hof SI ES, sowieso nie da ist, wenn man sie denn wirklich mal braucht."
"Und ihr hier auf Newengland habt davon wirklich nichts mitgekriegt?", fragte er noch.
"Nein. Absolut nichts. Wir wussten natürlich, dass irgendwas zu Gange war, hatten aber keine Ahnung, was. Da wir es auch gar nicht so genau wissen wollten, verhielten wir uns äußerst still und waren froh, dass wir absolut autarke Selbstversorger waren. Ich glaube, NATHAN hätte uns gefunden, wenn er uns gesucht hätte. Hat er aber nicht. Wie der Rechner von eurer RAS TSCHUBAI an das Wissen unserer Existenz kommt, ist mir unbegreiflich."
"ANANSI weiß alles. Nun gut, fast alles. Woher die Semitronik ihr Wissen im Detail bezieht, erschließt sich mir nicht. Wobei es mir aber trotzdem völlig unklar ist, warum nicht irgendwann mal irgendwer über euch gestolpert ist. So wie ich jetzt."
"Das hat was mit einer Strahlungskomponente unserer Sonne zu tun. Ich glaube, die verhindert Ortungen oder gaukelt etwas Falsches vor. Dazu müsste ich Hyperphysikerin sein, aber davon habe ich von einigen wenigen Grundbegriffen abgesehen nicht die geringste Ahnung. Bei dir könnte es sein, dass deine Psi - Fähigkeiten eingeschränkt sind."
Gucky teleportierte zehn Meter weiter bis zur nächsten Sitzgelegenheit, hob Lee telekinetisch an und holte sie einen halben Meter über dem Boden schwebend zu sich heran. Sie zappelte dabei ein wenig, weil sie diese Art von Transport nicht gewohnt war. Dann sah Gucky Lee konzentriert an.
"Oh!", meinte er.
"Ja, nicht wahr?" Lee war begeistert. "Das Gedankenlesen klappt nicht. Ich kann dir hier jetzt Werweißwas erzählen und du musst es mir glauben, weil du es nicht überprüfen kannst. Hähähä, wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist. Ich könnte sogar ein Roboter sein und du würdest es nicht merken. Das macht richtig Spaß!"
Gucky grummelte vor sich hin. Es war ja nun nicht so, dass er stets und ständig Gedanken las. Im Gegenteil: Zu viele Ergebnisse der Gehirnwindungen anderer Leute machten den mental stärksten Mausbiber kaputt. Wenn er da nicht aufpasste, kam ein fürchterliches Gedöns in seinem Kopf an, das er nicht mehr entwirrt kriegte und dann kam mit etwas Pech der geistige Kurzschluss. Aber so gar nicht? Und das, obwohl er sich vorgenommen hatte, hier ausnahmsweise mal überhaupt nicht zu espern?
"Tröste dich", meinte seine Begleiterin, "Anderen geht es auch nicht besser. Ich kann deine Gedanken ja auch nicht lesen."
Guckys Laune besserte sich wieder, als Lee begann ihm zum Trost den Nacken zu kraulen.
"Du hast keine Ahnung, was das in mir auslöst. Du könntest es damit vergleichen, dass du von einem auf den anderen Moment ertaubst. Aber ich mache eine gute Miene zum bösen Spiel und streite mich nicht mit dir."
"Das ist ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Denk einfach dran: Männer haben sowieso immer unrecht."
Gucky seufzte. Er brauchte jetzt unbedingt ein Erfolgserlebnis. Also ging es zurück in die Vergangenheit zu dem Moment, als sie beschlossen hatten, Nikki Frickel zu suchen und zu retten. Erstens sowieso und zweitens, weil Nikki irgendwas von dem vierarmigen Propheten mitgekriegt hatte.
"Ja, aber ihr wusstet doch gar nicht, wo Tolot war. Dieser Würfel war doch auch schon was älter. Wie habt ihr das denn hingekriegt?"
"Hab ich dir nicht gesagt", dozierte Gucky, "dass du viel zu neugierig bist? Und überhaupt! Wie lange sind wir jetzt schon hier? Die Sonne geht langsam unter. Außerdem habe ich wieder Hunger! Robot! Ein Gemüsesaft!"
Mit diesem Roman bin ich absolut nicht klargekommen. Kein Stück. Ich gehe sogar soweit, dass dieser Band der erste wirklich schlechte Roman dieses Zyklus ist. Er wirkt auf mich zusammenhanglos. Die Pflanzenwesen sollten eine nette Idee sein, sicherlich, die kam bei mir aber nicht an. Letztlich dienten sie ja nur dazu, um über ihren seltsamen Roboter aus Norwegen bei Perry und Gucky Aufmerksamkeit zu erregen.
Reginald Bull ist zwar dabei, wirkt aber wieder, als wäre er nur Staffage. Mehrfach "mault" er rum, es ist nicht zum Aushalten.
Ein großer Teil des Romans beschäftigt ich mit dem x - ten Rückblick auf das Schicksal der 14 Schiffe und die eigentliche Handlung fand erst auf den letzten paar Seiten statt. Und die Zänkerei mit den Gurrad - Behörden hätte ich auch nicht gebraucht.
Aus meiner subjektiven Sicht mangelhaft. Und das ist noch gut bewertet. Andere mögen zu anderen Ergebnissen kommen, bei mir wird's nicht mehr.
Band 1412 - Der Pirat von Magellan - ist von Marianne Sydow, erschienen am 12.09.1988
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"Ich glaube", sagte Gucky zwischen zwei Schlucken seines Gemüsesaftes, "ich habe jetzt etwas für neugierige kleine Mädchen."
Lee sah ihn erwartungsvoll an und hob eine Augenbraue.
"Es passierte nämlich tatsächlich mal was. Nikki war befreit. Sie hatte mit ihrer SORONG Ayshran-Ho bereits verlassen; wir waren mit der CIMARRON aber noch vor Ort. Wir hätten nämlich die Hoffnung, dass wir in Sachen Vergangenheit noch was herauskriegen könnten. Es war ja nicht so, dass wir keine weiteren Spuren mehr in diesem System vermuteten, aber wir wollten keinesfalls gegen den ausdrücklichen Willen der Gurrads tätig werden. Die hatten in den letzten Tagen gemerkt, dass in ihren System so einiges nicht mit rechten Dingen zuging. Spätestens, als das schemenhafte Raumschiff die Biege gemacht hatte, wussten sie, dass sie - und vielleicht auch wir - unter Beobachtung standen."
"Ich denke mal", meinte Lee, " sie wollten euch so schnell wie möglich loswerden, trauten sich aber nicht so richtig."
"Ja, sie waren der Meinung, dieser Memowürfel mit den Aufzeichnungen Icho Tolots müsste eigentlich reichen. Wir sollten ganz einfach verschwinden, die Auswertung des Würfels könne man ja schließlich überall vornehmen. Das müsse ja nicht bei ihnen vor der Haustür passieren. Wir stellten dabei allerdings eine geradezu panische Angst vor den Machthabern der Milchstraße fest und das legte für uns die Schlussfolgerung nahe, dass sie mehr wussten, als sie uns mitteilten. Wir blieben also und warteten. Und warteten. Und warteten. Just in dem Moment, als wir abfliegen wollten, klingelte es an der Haustür der CIMARRON."
Gucky sah seiner Begleiterin in die Augen.
"Und außerdem", führte er weiter aus, "habe ich das Gefühl, hier eine ziemliche Überraschung schildern zu können."
Er merkte, wie Lee etwas fahrig reagierte und wähnte sich auf dem richtigen Weg.
"So, oh du meine Begleiterin oder von mir aus auch Bewacherin. Jetzt pass mal gut auf!" Gucky stellte sich vor Lee, hob sich telekinetisch etwas an und war so mit ihr auf Augenhöhe. "Jetzt bin ich mal neugierig."
Lee errötete leicht und Gucky wusste endgültig, dass er auf dem richtigen Weg war. "Dieser Hinterwäldlerplanet, mit dem die Expedition Kontakt aufgenommen hatte, war Newengland, oder?"
Lee nickte. Sie wollte etwas sagen.
Gucky ließ sie nicht zu Wort kommen. "Merk dir eins, mein Kind", fauchte er. "Die Person, die Gucky reinlegt, egal, ob er Gedanken lesen kann oder nicht, muss erst noch geboren werden. Ich ziehe mich jetzt zurück auf meinen Gleiter. Morgen früh treffen wir uns an dieser Stelle wieder und dann wüsste ich gerne, was du mir sonst noch verschwiegen hast."
Sprachs, teleportierte und lies seine ansonsten doch sehr sympathische neue Freundin allein. Aber schließlich, dachte er, gibt es ja noch Grenzen im Showgeschäft.
Das war nach Band 1403 der zweite Roman von Marianne Sydow in diesem Zyklus und der zweite Roman von ihr, der mir gut gefallen hat. Für mich ist er um Längen besser das der Vorband 1411. Mit guter und lockerer Schreibweise führt sie durch den Roman, den sie, obwohl es ja eigentlich nur ein Rückblick ist, spannend gestaltet und auch den Humor nicht vergisst.
Als sie über die Evakuierung der Gurrad - Welten schrieb, fiel ich ziemlich drastisch aus dem Jahr 500 NGZ in die Wirklichkeit zurück. Man entwickelt im Moment doch ziemliche Antennen für aktuelle Ereignisse.
Das Interessante an ihrem Roman war aber, dass wir eigentlich nichts, aber auch gar nichts Neues erfuhren. O.k., Stalker existierte noch und machte sich Sorgen um die Milchstraße. Das wars aber auch schon. Aber sie war in der Lage, uns diese Nicht - Informationen gut verpackt zu servieren. Daumen hoch!
Im nächsten Roman geht es auf in Richtung Atlan. Mal sehen, ob der mehr geregelt kriegt.
In Guckys Gleiter konnte man aus dem Pilotensitz eine Schlafgelegenheit machen, indem man auf den blauen Knopf auf der linken Seite drückte. Auf normale mechanische Art bewegte sich das Teil ein paar Mal hin und her und das Ilt - Bett war fertig. Den zweiten Sitz hatte Gucky ausbauen lassen, dafür war im hinteren Bereich eine winzige Hygienezelle errichtet worden und vorne eine Art Kühlbehältnis zur Aufbewahrung seiner Lieblingsspeise: Möhren.
Nichts, wo man monatelang Urlaub drin machen möchte, dachte der Ilt, aber besser als nix. Morgen sehen wir weiter.
Er fragte sich, was das hier nun alles wieder sollte. Gut, seine Begleiterin betrachtete ihn als eine Art lebendes Geschichtsbuch und fand seine Erzählungen sicherlich hochinteressant. Er musste aber aufpassen, dass er nicht alles über sich und seine Leute erzählte und im Gegenzug nichts von den Hiesigen erfuhr. Denn er wollte schon wissen, wo er denn nun genau war und wie die Menschen hier lebten.
Hatten sie überhaupt keinen Kontakt zum Rest der Galaxis? Nun gut, dass man sich aus dem intergalaktischen Gezänk heraushalten wollte, konnte er nachvollziehen. Dafür hatte er einfach zuviel überflüssige Kriege und ähnlich blödes Zeug erlebt. So hörte er ja immer wieder das Argument, dass der hiesige Teil des Universums ohne Perry und Co. wesentlich friedlicher sein würde, als mit ihm und seinen Kumpanen. Er zöge das Unheil an wie ein Magnet Eisenspäne, wurde öfters kolportiert. Aber war nicht grade der Teil terranischer Geschichte, um den es hier in seinen Erzählungen ging, der Gegenbeweis? Die ganze "Rhodan - Sippschaft" mitsamt Bully, Atlan und vor allem ihm höchstpersönlich war ja nun 695 Jahre nicht da gewesen und das Ergebnis war vorsichtig ausgedrückt nicht so doll gewesen.
Aber zurück nach Newengland, ging dem Ilt durch den Kopf. Industrien habe ich beim Anflug keine bemerkt. Sie sind hier aber durchaus nicht so vorsintflutlich, wie man dann eigentlich meinen sollte. Vom ersten Draufsehen her war Thamestown eine ganz normale Stadt. Zudem wollte er außer Lee noch andere Leute kennenlernen. Wie funktionierte das Gemeinwesen? Und überhaupt. Ob seine neue Freundin eigentlich nichts zu tun hatte, außer ihn mit Fragen zu durchlöchern?
Vielleicht lass ich sie einfach mal ein wenig hängen, dachte er. Und mach das so nach dem Motto: ich erzähl dir nur was, wenn du mir was erzählst. Mal sehen.
Und noch etwas: Woher hatte er eigentlich schon wieder dieses ganze Detailwissen? Sicherlich, er war selber dabei gewesen, aber das war doch nun schon lange her. Wenn er jetzt ad hoc zum Beispiel über den Sotho Tal Ker längere Stories von sich geben müsste, würde ihm nicht mehr einfallen, als...
Nein eigentlich fiele ihm da gar nichts ein. Oder zumindest nicht viel. Ein grober Umriss, ja. Mehr aber nicht. Auf keinen Fall derartige Details wie heute, mit Namen von Gurrads zum Beispiel. Da stimmt doch schon wieder was nicht.
Und wieso saßen sie eigentlich alleine dort? Es war ein parkähnliches Umfeld zum Flanieren mit etlichen Bänken auf dem Grünen. Aber außer dem Steinzeit - Robot hatte er niemanden gesehen. Das war auf anderen Welten nicht so. Da wurde er immer als Weltwunder bestaunt und Horden von Kindern nahmen ihn in Beschlag, sobald sie ihn sahen.
Sehr seltsam, alles das, dachte er noch, dann verloren sich seine Gedanken irgendwo im Nirgendwo und er schlief ein.
Band 1413 - Enklave Chronopuls-Wall - ist von H. G. Francis, erschienen am 19.09.1988
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"Guten Morgen!" Gucky ging um die erschreckte Lee herum, die Teleporter nicht gewohnt war und den Ilt auf normalen Weg zu Fuß erwartet hatte. Obwohl ihr eigentlich klar sein müsste, dass ich dann ein paar Stunden gebraucht hätte, dachte der Mausbiber.
"Wenn man nicht täglich mit euch zu tun hat und so ein Wichtel auf einmal einfach so aus dem Nichts auftaucht, soll man sich schon erschrecken dürfen." Lee rechtfertigte ihr Zusammenzucken.
"Wichtel hat mich auch noch keiner genannt. Heute einen Clown gefrühstückt? Gibt's eigentlich von deiner Seite was Neues?" Gucky baute sich mit seiner vollen Größe von einem Meter und ein paar Zentimetern auf und sah Lee direkt an.
Lee druckste ein wenig herum. "Du wirst dir sicherlich ein paar Fragen gestellt haben", sagte sie.
"Oh ja", antwortete Gucky. "Soll ich alle ausgraben? Dann wärest du mal einen ganzen Tag mit reden dran."
"Hör mal", Lee wusste nicht so richtig, wie sie anfangen sollte, "das lief nicht optimal gestern. Weder mit deiner Begrüßung noch mit dem ganzen Rest. Ich möchte mich bei dir entschuldigen."
"Angekommen", Gucky grinste. "Du kennst die Strafe."
"Es gibt einiges für mich nachzuholen. Und ich verspreche dir, dass ich das tun werde. Aber vorher muss ich noch anderweitig Rede und Antwort stehen Dieses Gremium kommt aber aus Zeitgründen erst morgen Abend zusammen. Vorher geht es nicht, selbst wenn du sie alle hierher teleportieren wolltest. Das hat was mit nicht aufschiebbaren landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu tun. Da ist sehr viel Eigenarbeit vonnöten und die ist nun mal morgen Mittag abgeschlossen. Können wir bis dahin noch weitermachen wie gehabt?"
Sie hat Sorge, dass ich jetzt ausraste oder mich einfach umdrehe und verschwinde, ging es Gucky durch den Kopf. Aber da müssten schon härtere Geschütze erscheinen. Gucky bemühte sich um einen gestrengen Blick und dachte dabei an die Richter von Old Bailey, diesem Gericht, dass er mit dem originalen England in Verbindung brachte. Dort wurden die armen Delinquenten von grimmig blickenden Herren mit weißen Perücken zu ihren verdienten Strafen verurteilt. Manch armer Teufel endete sogar am Strang. Was für eine Barbarenbande! Atlan hat einfach nur Recht!
Aber so ganz schien es mit dem fürchterlichen Blick nicht geklappt zu haben, wenn er auf Lees Gesicht schaute. Sie lachte nämlich schon wieder.
Gucky hob den Zeigefinger seiner rechten Hand. "Angeklagte", proklamierte er, "ich verurteile Sie wegen Missachtung ilt'scher Autorität zu täglichem zweistündigen Nackenkraulen besagten Mausbibers. Sollte diese Zeitspanne unterschritten werden, drohen pro fehlende Minute eine Woche Einzel- und Dunkelhaft in hiesigen Katakomben!"
Lee ging theatralisch auf die Knie. "Gnade, Euer Ehren, Gnade! Ich bin diesem Wesen hilflos ausgeliefert. Dieser Gucky hat gar ungeheuerliche Psi - Kräfte und ist dem Wahn verfallen, der Retter des Universums zu sein! Er saß zudem ohne Vorankündigung plötzlich hier im Regen. Einsam und alleine. Ich bin die Einzige, die sich um ihr gekümmert hat. Ich appelliere an Eure Lordschaft!"
"Stattgegeben", erwiderte das Hohe Gericht. "Die Strafe wird auf täglich 1 Stunde und 55 Minuten verkürzt und ist bis zum Abflug des zu kraulenden Ilts zu leisten. Das Urteil ist rechtskräftig. Grundlage ist die Charta 638 A II aus dem Jahr 1604 alter Zeitrechnung."
"Da hab ich mir ja was angetan", Lee seufzte, machte aber wieder einen zufriedenen und frohen Eindruck auf Gucky. "Aber du erzählst mir jetzt, wie es weitergegangen ist? Im Großen und Ganzen wart ihr immer noch genauso schlau wie am Anfang."
"Ja", sagte Gucky. "Das war eine reichlich zähe Angelegenheit. Diesmal war unser alter Arkonide an der Reihe, der eigentlich immer eine Lösung fand. Sogar dann noch, wenn alle anderen aufgegeben hatten."
"Und damit waren alle wieder da, wo sie hergekommen waren", merkte Lee nach dem Ende dieses Teils an.
"Alle?", fragte Gucky. "Ja, fast alle. Bis auf Ratber Tostan mit seiner TS - CORDOBA. Er wollte sich absichtlich einschließen lassen, um von der anderen Seite aus mittels seines ATG - Feldes von innen durch den Wall zu stoßen."
Einen Band weiter sind wir erwartungsgemäß in Sachen Chronopuls-Walls immer noch am Anfang.
Ähnlich wie in dem Roman von Peter Griese hatten wir hier ebenfalls eine fremde Intelligenz, die man aus der Handlung genauso gut hätte weglassen können. Der Unterschied bei H.G. Francis dazu ist nur, dass es hier gepasst hat. Auf die Idee eines technisch begabten intelligenten Felsblocks (zumindest sah der Typ so aus) muss man auch erstmal kommen. Wenn man es dann wie Francis schafft, diesen Kerl in die Romanhandlung zu integrieren, macht das Lesen richtig Spaß.
Auch Francis hatte die Fähigkeit, dem Leser gut verkaufen zu können, dass es eigentlich nichts zu verkaufen gibt. Okay, als ganz kleines Bonbon gab es die Wallabies, die aber auch nicht näher erläutert wurden. Ich denke, bis es wirkliche Fortschritte gibt, werden wir uns noch etwas in Geduld üben müssen.
Letztlich war Band 1413 nur die Vorbereitung für Band 1414, weil Ratber Tostan irgendwie auf die andere Seite musste. Was mit ihm passiert, schildert uns in nächsten Band Altmeister K.H. Scheer.
Band 1414 - Der letzte Aufbruch - ist von K. H. Scheer, erschienen am 26.09.1988
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"Ratber Tostan ist der Typ mit dem Totengesicht?", wollte Lee wissen.
"Ja, genau der. Er war schwer drogensüchtig und hatte einen Entzug der eisenharten Sorte hinter sich gebracht. Danach war er das Zeug zwar los, sah aber aus wie ein halbes Skelett. Tief in den Höhlen liegende Augen, die Lippen nur verhornte Striche, Nase kaum erkennbar und so. Der komplette Kopf glich einem Totenschädel. Stimme wie ein Reibeisen."
Gucky sah, dass Lee erschauerte. Er grinste.
"Naja, ein Sympathieträger war er nicht so unbedingt. Man musste schon ziemlich einen neben sich gehen haben, wenn man dauerhaft näher mit ihm zu tun haben wollte. Er war nämlich völlig schmerzunempfindlich, immer noch bärenstark und hatte ein modifiziertes Gehirn. Er war aufnahmefähiger, konnte schneller denken und war insgesamt gesehen ein ziemlich taffes Kerlchen. Er war ein Zyniker - kein Wunder, mit so einem Gesicht ist man eher einsam - und hielt alle anderen Terraner für Weicheier. Eigentlich hat es nur Einer längere Zeit mit ihm ausgehalten: Das war ausgerechnet ein Swoon. Posy Poos hieß er. "
"Wie kommst du denn mit solchen Leuten zurecht?"
"Gar nicht. Obwohl er eigentlich immer für die Menschheit tätig war. Aber zum Beispiel hielt er nichts von Paragaben, weil er meinte, die wären unzuverlässig. Damit wäre auch ich unzuverlässig. Ich. Gucky. Der mehrfache Retter des Universums, stell dir das mal vor. Außerdem war er ein Spieler, der hohen Einsatz nicht scheute. Der Kerl hat immerhin mal eine komplette USO - Korvette verspielt und verloren. Letztlich war wohl sein größtes Problem, dass er sich anderen nicht unterordnen konnte. Das führte ursprünglich zu seiner Alkohol- und Drogensucht, da nützte auch die Freundschaft zu Ronald Tekener nichts. Aber er taugte zu Spezialeinsätzen. Er wurde dann gebraucht, wenn niemand mehr weiterwusste. Dann lebte er auf."
"Ja", sagte Lee nachdenklich. "Ich habe von so einem Typen mal gehört. Der war aber irgendwann mal aus der ganzen Sache verschwunden. Man müsste sich eben mehr für Geschichte interessieren. Ich glaube, mein kleiner Freund, meine Entscheidung, mich zu dir zu begeben, war völlig richtig. Mein neues Hobby heißt Geschichte. Vielleicht legst du hier den Grundstein für die neue Geschichts - Professorin von Newengland. Da hätte deine Anwesenheit auf unserer Welt sogar einen tieferen Sinn und du hättest mal was Vernünftiges in die Wege geleitet."
Gucky war ob dieser Eröffnung ein wenig perplex und wusste für fünf Sekunden nicht, was er sagen sollte. "Ein Ilt", konstatierte er dann, "macht nur vernünftige Dinge. Er handelt stets richtig, nachvollziehbar und ist in seinem kompletten Verhalten absolut korrekt. ".
"Naja. Da sind sogar hier am Ende der Milchstraße ein paar ganz andere Stories über dich bekannt. Aber erzähl doch weiter von diesem netten Menschen."
"Ratber Tostan war wie gesagt ein Spieler. Einer der besonderen Sorte. Und das größte Spiel hatte er noch vor sich. Er wollte den Chronopuls-Wall von innen durchbrechen."
"Und?", fragte Lee. "Hat er es geschafft?"
Gucky schüttelte den Kopf. "Es hatte vier Stunden gedauert. Vier Stunden. Tostan war länger als jede Sonde unterwegs, das muss das ATG - Feld gewesen sein. Aber dann registrierten wir eine hyperenergetische Schockfront ungewöhnlichen Ausmaßes. Das musste eine Wahnsinns - Explosion gewesen sein. RT, sagte Atlan, sei so gestorben, wie er gelebt habe.
Ob wir alle ihn eigentlich richtig gekannt haben? Ich weiß es nicht. Ich glaube es auch nicht. Zum Schluss vor seinem letzten Spiel hat er seine Leute in Sicherheit gebracht. Gegen deren Willen. Denn verlassen hätten sie ihren Skipper nicht. Aber dieser Einsatz war ihm zu groß. So ist er für uns alle gestorben."
K.K. Scheer verabschiedet sich und uns von seiner Figur Ratber Tostan. Vorgestellt wurde er uns meines Wissens nach in dem Roman Tostan der Spieler (1320) von - natürlich - Scheer. Tostan war m.E. eine dieser typischen scheer'schen Überfiguren. Er steckt zum Beispiel einen Atlan da Gonozal locker in die Tasche und überlistet ihn. Tostan kann jeden, ihn kann keiner. Eben, wie es sich für eine Scheer - Figur gehört. Ich gehe aber mal davon aus, dass Tostan bei den Lesern damals nicht ganz so gut ankam, ebenso wie sein Vorgänger Clifton Callamon ein paar Zyklen früher. Ich weiß es aber nicht, weil ich hier nicht auf Originale mit zugehörigen Leserbriefen zurückgreifen kann, mit denen geht es erst ab 1426 weiter.
Wie dem auch sei: Hier hatte ich nicht das Gefühl, dass Scheer sich in diesem Roman erneut zurückgehalten hat. Militärisch knappe Sprache ("Klar bei Spontananlauf TSS-Paratronschirme") und immer wieder Tostans Ultrakomb-Speicherhirn.
Aber jetzt stelle man sich mal die Situation vor: Ganze vierzehn Schiffe sind auf der Suche nach einem Eingang in die Milchstraße. Vierzehn. Und nur, weil ein sicherlich sehr kranker Spieler sein Spiel zu Ende spielen will, wird eines dieser Schiffe - und nicht das Wertloseste - geopfert. Sinn macht das keinen. Aus meiner Sicht hätte Atlan alles daransetzen müssen, RT von seiner fixen Idee abzubringen. Tostans Argumente hätten den alten Arkonidenadmiral zum Beispiel während der MdI - Geschichte keinen Millimeter beeindruckt.
Aber dann hätte Ratber Tostan, der Spieler, kein ihm würdiges Ende gefunden. Und das sollte man dem Seriengründer doch zugestehen. Ich bin jetzt nur auf den nächsten Scheer neugierig, weil ich absolut nicht mehr weiß, ob er einen neuen Helden erfindet. Denn im Gegensatz zu den 300ern ist von diesem Zyklus nicht so viel über die Jahre hinweg bei mir hängen geblieben.
Ich wünsche euch und euren Lieben ein Frohes Weihnachtsfest und einen Guten Rutsch ins Jahr 2025. Hoffentlich bringt es etwas weniger Ungemach und mehr Frieden und Ruhe für die derzeit Betroffenen in allen Ecken und Enden der Welt.
Lebt euer Leben und lasst euch nicht unterkriegen!!
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Band 1415 - Die Spur des Propheten - ist von Robert Feldhoff, erschienen am 03.10.1988
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"Es war euch aber schon klar, dass dieser Typ ein wenig überkandidelt war?" Lee traf den Kern der Sache. "Ich meine, er war sicherlich sterbenskrank. Hättet wenn ihr eine Möglichkeit gehabt, ihn gesund zu pflegen, hättet ihr es getan und er wäre wieder munter geworden. Gab es aber wohl nicht.
Wie ist diese Aktion eigentlich bei den anderen Mitgliedern eurer Tour angekommen? Ich versuche jetzt einfach mal, mich in die Leute eurer Flotte hineinzuversetzen. Da kommt ihr mit 14 Raumschiffen aus Werweißwoher und steckt in einem Stasisfeld. Als ihr da wieder rauskommt, sind 695 Jahre vergangen und ihr kommt und kommt nicht weiter. Das Einzige, was ihr habt, sind diese 14 Raumschiffe. Und dann kommt jemand an, der an Körper wie Seele erkrankt ist und setzt mit seiner Spielernatur eines dieser Schiffe - und nicht das Schlechteste - aufs Spiel. Verliert natürlich. Da waren's nur noch dreizehn. Entschuldige bitte, aber wie dämlich ist das denn?"
"Du hast völlig Recht. Aus seiner Sicht hätte er zwar gewinnen können, aber die Chancen standen ziemlich hoch gegen ihn. Letztlich war es eine Art Selbstmord mit Ansage. Was mich danach betroffen gemacht hatte, war die Tatsache, dass von dem Swoon Posy Poos keiner mehr redete. Der ist mitgegangen. Aus Freundschaft. Da stellt sich die Frage, in Wieweit er von Tostan beeinflusst war. Sicherlich hat RT viel für seine Menschheit getan. Aber: Psychische Stärke zeigt sich meiner Meinung nach nicht, in dem man den dicken Maxe spielt, ansonsten keine Vorgesetzten ertragen kann und deswegen in heftigste Rauschgiftsucht abgleitet. Glaub mir, wenn ich immer dann, wenn ich seelisch bis über meine Grenzen hinaus beansprucht war, irgendwelche Pillen genommen hätte, säßen wir jetzt nicht hier. Natürlich habe ich mit meinem Chip gut reden, aber es gab ja auch mal eine Zeit vorher. Muss ich mehr als das Stichwort Tramp nennen? Nein, nicht wahr? Echte Stärke zeigt sich anders."
"Und warum hat sich keiner getraut, mit ihm mal Tacheles zu reden? Eure großen Vier waren doch allesamt dabei!"
"Naja, Perry, Bully und Tiff nicht, die waren ja mit ihren Schiffen anderweitig beschäftigt. Nein, die Sache ist klar: Der Kerl war mal USO - Spezialist, also war derjenige, der ihm am besten kennen dürfte, unser Haus und Hof - Arkonide Atlan. Der hat die Chose versemmelt. Er hat sich einfach über den Tisch ziehen lassen. Das wäre ihm ehedem in Andromeda nicht passiert. Aber vielleicht zeigt sich durch diese Geschichte, dass auch ein Atlan da Gonozal mit seiner immensen Erfahrung durch solche Erlebnisse an seine Grenzen kommt. Macht ihn das nicht menschlicher? Wenn man sieht, dass auch so jemand mal danebengreifen kann?"
"Sicherlich", entgegnete Guckys Nachbarin. "Aber in solchen Extrem - Situation seid ihr Unsterblichen eben besonders gefordert. Wenn ich kleines Licht mir hier nach dem einfachen Zuhören schon solche Gedanken mache, haben eure Kameraden das garantiert auch getan. Ich denke, ihr habt einfach Glück gehabt, dass da nicht mehr draus geworden ist. Und außerdem", sie schenkte Gucky ihr schönstes Lächeln, "warst du ja nicht dabei. Das musste ja schief gehen."
"Genau! Mit Gucky wär das nicht passiert! Bei mir wäre dieses ATG - Teil in ein Beiboot eingebaut worden, wenn er denn unbedingt diese Reise hätte antreten wollen. Selbst wenn außer dem Triebwerk und dem ATG - Projektor nichts mehr reingepasst hätte. Dann hätte er zum Schluss noch einen würdigen Abschied mit einigen Schiffen, die Spalier gestanden hätten, bekommen. Und Posy Poos hätte ich gerettet. Schon alleine deswegen, weil kleine Leute zusammenhalten müssen."
"Ja, das hättest du getan. Du wirkst zwar klein und verspielt, aber in Wirklichkeit bist du ein ganz Großer."
Gucky war das nun wirklich ein wenig peinlich und er versuchte, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
"Aber wie dem auch gewesen sein mag, wir waren immer noch draußen vor der Tür der Milchstraße. Es funktionierte einfach nicht mit unseren Bemühungen. Es fehlte einer, der sagen konnte, ich bin schon drin oder so. Wir hatten einen alten Freund verloren, kurz nachdem wir ihn gefunden hatten. Zwei weitere wichtige Leute waren samt ihres Schiffes explodiert und wir standen immer noch wie blöde vor diesem Wall. Wäre das so weiter gegangen, hätte die terranische Geschichte dort an Ort und Stelle geendet."
"Da sie nicht einfach so endete, mutmaße ich, dass etwas passiert ist. Was euch weiterbrachte."
"Naja, nicht unbedingt sofort. Du kennst sicherlich den Spruch: Und wenn du meinst, es geht nichts mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Dieses Lichtlein waren die guten Augen von Perry und Bully. Die hatten nämlich etwas entdeckt."
"Und der arme Sänger?", wollte Lee wissen.
"Der war der Meinung, er könne nie wieder singen. Das, so sagte er, sei das Ende des Meistersängers."
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Also: Auch ein Robert Feldhoff kann nicht andauernd Meisterwerke schreiben. Dieser Band war nämlich keines. Es war für mich ein - ich sag jetzt mal - unterdurchschnittlicher Standartroman. Zu viele Ecken und Enden, um das Heimatsystem der Bekassu herauszukriegen.
Reginald Bull durfte zwar auch mal ran und er stand sogar mit Perry Rhodan auf einer Stufe, als beide gleichzeitig diesen Schatten in den Bildern bemerkten, der sich in Folge als das Bekassu - Schiff erwies. Aber auch hier waren die zwei Einsätze nur von des absoluten Meisters Gnaden. Von alleine kriegt er nichts auf die Füße gestellt. Er darf, wenn Perry es erlaubt, sonst hat er brav und ruhig zu sein.
Und Salaam Siin? Robert Feldhoff drehte seiner Figur den Sangeshahn ab. Wozu das gut sein sollte, erschließt sich mir nicht. Ich gehe aber mal davon aus, dass man das zerstörte Organ nachzüchten konnte und er über kurz oder lang wieder trällern durfte.
Ziemlich daneben fand ich die Sache mit der Kartenlegerin. Siin hatte zusammen mit dem Terraner so einiges erlebt, Stichworte Gänger des Netzes und Tarkan, so dass ich es als abstrus betrachte, dass er mit schweren Gedanken von der Kartenlegerin kam.
Zusammengefasst hat der Roman bei mir nicht gewirkt. Vielleicht lags am Thema. Immerhin sind wir in Sachen Suche nach Icho Tolot einen Schritt weiter.
Band 1416 - Das Gebot der Götter - ist von Arndt Ellmer, erschienen am 10.10.1988
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"Darf ich mal das Thema wechseln?", fragte Lee und sah Gucky erwartungsvoll an.
"Wenn es nicht zu kompliziert wird..."
"Doch. Wird es. Das ist ja nun schon ziemlich lange her. Wie kommst du eigentlich damit klar? Ich meine nicht, dass du immer wieder der große Held bist und alle aus der Bredouille rettest, nein, ich meine etwas anderes."
Gucky konnte sich denken, was ihn jetzt erwartete. Eigentlich hatte er damit schon länger gerechnet. Aber, und auch das war ihm klar, es gehörte Mut dazu, so ein lebendes Fossil wie ihn mit dieser Frage zu beglücken. Er merkte, dass auch seine Gesprächspartnerin erstmal schlucken musste, bevor sie den Mund aufmachte.
Der Ilt sah Lee tief Luft holen und dann kam es wie vorhergesehen: "Wie lebt es sich, wenn man so alt ist wie du? Keinen Tod wie wir vor Augen? Ich weiß, dass du mal eine Lebensgefährtin und einen Sohn hattest. Wie hast du das psychisch überstanden? Bist du noch in der Lage, Freundschaften zu schließen und die als echt zu empfinden? Wieso wirfst du nicht alles hin und gehst auf Suche nach deinen Ilts? Warum..."
Gucky musste Lee unterbrechen. "Okay. Das reicht."
Lee errötete. "Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahetreten. Vergiss die Fragen, ich will nicht zu intim werden."
"Nein", sagte Gucky. "Das ist es nicht. Ich kenne diese Art Neugierde. Wenn ich die Fragensteller nicht unterbreche, geht das immer so weiter und die Sache gerät vom Hundertsten ins Tausende, weil ihnen immer noch mehr einfällt. Ich werde mich bemühen, deine Fragen zu beantworten, sowohl die gestellten als auch die nicht gestellten. Aber nicht jetzt und nicht auf einen Schlag. Grundsätzliches hierzu vorab: Ilts haben sowieso eine Lebenserwartung von 500 bis 600 Terrajahren. Eher 600 als 500. Zumindest war ich ziemlich genau sechshundert Terrajahre alt, als ich in M 87 durch eine Art Jungbrunnen geschleust wurde. Das aber nur am Rande. Aber im Laufe meines, nun, ersten Lebens war das ja schon ähnlich wie heute: Ich lebte immer weiter und weiter, auch ohne Zellaktivator, und andere starben. Ich sag es mal so: Es war und ist nicht einfach, aber ich gewöhnte mich daran. Damals war das ja noch nichts Besonderes; ich war ja noch innerhalb meiner normalen Lebenszeit. Den Jungbrunnen zähle ich nicht, der war einfach Glück, das hätte unterm Strich Jedem so gehen können.
Nein, ich bemühe mich, streng im "Hier und Jetzt" zu leben. Ich konzentriere mich auf die Wesen, mit denen ich aktuell zu tun habe. Mein Gegenüber ist wichtig, alles andere hat im Hintergrund zu verschwinden. Wenn man diese Fähigkeit nicht entwickelt, hat man ein Problem. Gestatte mir eine Gegenfrage: Hast du schon mal einen für dich wichtigen oder geliebten Menschen durch Tod verloren?"
Lees Blick ging in weite Ferne. "Ja", sagte sie.
Gucky unterbrach sie, bevor sie weitersprechen konnte. "Ich will gar nicht wissen, wer das war", meinte er, "bei mir ist das anders. Mein Leben ist so gut wie völlig öffentlich. Da muss ich mit leben und klarkommen. Deins aber nicht und das soll auch so bleiben. Aber wie ist es denn? Natürlich wirst du an diese Person immer wieder zurückdenken. Mal mit Freude, weil sie da war, mal mit Trauer, weil sie vielleicht vor der Zeit gegangen ist. Das ist normal und das muss auch so sein. Aber denkst du ständig an sie? Nein, nicht wahr? Siehst du. Und bei uns ZAC Trägern sind es einfach ein paar mehr. Zum Schluss zum Thema Tod vor Augen: Irgendwann kommt auch für mich der Tag. Zweifellos. Auch wenn ich hoffe, dass es noch lange dauern wird, aber weiß ich das? Was ich weiß, ist die Tatsache, dass mein Ende gewaltsam sein wird. Wie es bei so vielen meiner Freunde der Fall war. Diese Aussichten sind auch nicht ganz so toll, das kannst du mir glauben."
"Bei dieser ganzen Geschichte hast du es trotzdem geschafft, dir deinen Humor zu bewahren."
"Oh, der war mir ehedem eine ganze Weile abhandengekommen und ich stand kurz vor dem Überschnappen. Nach einer dieser Geschichten wurde mir mal wieder klar, dass der Humor für mich eine zwingende Überlebens - Notwendigkeit ist. Aber wo ist er das nicht? Hast du Lust, stets und ständig als Trauerkloß durch die Gegend zu laufen? Nein, nicht wahr? Und so können wir zwei Hübschen hier sitzen und du kannst in aller Ruhe euren ungewohnten Besucher aushorchen, um danach wem auch immer zu berichten, ob dieser Gnom was taugt oder nicht."
Lee war peinlich berührt.
"Da staunst du, was?" Gucky war wieder bester Laune. "Ich gehe mal davon aus, dass deine Sympathiewerte höher sind als die der Anderen. Die halte ich ohne sie näher zu kennen bei der rauen und harten Arbeit auf eurer Welt für ziemliche Knochenköppe. Siehst du? So ganz falsch liege ich also nicht. Fass es einfach als Kompliment auf, dass du hier stehst. Immerhin gibt es hier und heute von Herrn Dr. Guck Geschichtslektüre aus erster Hand. Und überhaupt. Ruf mal euren Museumsrobot her. Ich hätte gerne eine Handvoll frischer Möhren, bevor ich jetzt weiterhin deine Bildung auf Vordermann bringe."
"Das geht ja wieder nur tröpfchenweise", beschwerte Lee sich. "Gibt es irgendwann mal wirkliche Fortschritte? Findet ihr den Haluter eigentlich noch? Warum dauert das solange? Kannst du aus den angekündigten hundert Fortsetzungen nicht fünfzig machen? Wann kommt ihr denn endlich in die Milchstraße rein? Wie sieht..."
"Stopp, meine Liebe, so geht das nicht", bremste Gucky seine neue Freundin. "Das ist ja noch schlimmer als eben. Bist du immer so, ich meine, im richtigen Leben? Die Leute bei dir zu Hause stehen sicherlich kurz vor dem Wahnsinn, wenn sie genauso traktiert werden."
"Aber...", begann Lee.
"Eben", sagte Gucky. "Du wolltest ja nur." Gucky hob die rechte Hand an und streckte den Zeigefinger aus. "Neugierde ist ja ganz nützlich. Zum Beispiel bei mir. Aber bei anderen", schloss er seine Erläuterungen ab, "ist sie einfach nur nervtötend."
Ich muss Guckys neuer Freundin Recht geben. So ganz, ganz langsam wird es Zeit, dass etwas passiert, insbesondere, wenn man diesen Roman gelesen hat.
Ein zweigeteilter Roman, in dem Arndt Ellmer uns einerseits mit der Zivilisation der Bekassu bekannt macht und zum anderen die Probleme unserer Helden schildert. Ein aktiver Gucky, ein ruhiger und abgeklärter Perry Rhodan und ein ins Extrem überzogen zweifelnder Reginald Bull fallen ins Auge. Wenn man diesen Roman liest, fragt man sich unwillkürlich, wie Bull es bis in diese hohen Gefilde geschafft hat. Es ist mir als Leser völlig unklar, welches Selbstverständnis der Autor ihm zugesteht, indem er sich auf nichts einlässt und nur herummosert.
Dieser Band wars nicht für mich. Die handelnden Personen kamen nicht an mich heran, die Handlungssequenzen mit den Bekassu wirkten schon gar nicht bei mir. Letztlich war ich froh, als ich durch war. Die Bekassu sind so, wie sie hier beschrieben wurden, unglaubwürdig für mich. Nein, reif fürs Perry - Rhodan Weltall sind sie nicht. Sie begreifen zwar augenscheinlich die Technik, die man ihnen wohl vor ein paar hundert Jahren zur Verfügung gestellt hatte, sind mit ihrem naiven Götterglauben aber weit in den Tiefen ihrer vorindustriellen Zeit hängen geblieben.
Wobei dergleichen ja durchaus sein kann, aber diese Schilderung hier ist bei mir nicht angekommen. Der Roman Arndt Ellmers wirkt auf mich wie ein schlecht imitierter Clark Darlton Roman. Von dem ist Band 1417. Mal sehen, wie unser Walter sich aus der Affäre zieht.
Band 1417 - Flug in Richtung Ewigkeit - ist von Clark Darlton, erschienen am 17.10.1988
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"Oh, mein Lieber, wir können auch ganz vorne anfangen." Lee strahlte ihr Gegenüber an. "Bei dem ersten Mondflug. Oder noch vorher. Du darfst mir dann alles von Anfang an in aller Ruhe erzählen. Nein, das machen wir anders. Wir gehen ins Rugby - Stadion, stellen uns mitten auf den Platz und führen das Gespräch bei vollem Haus mit Live - Übertragung in den hintersten Winkel von Newengland."
"Am besten von den Ursprüngen bis heute, was?", entgegnete Gucky. "Mit Atlans Vorgeschichte, allen Nebenschauplätzen und Winkelzügen? Mit Perry Rhodan bei einer Randaledemo im alten Paris? Und Reginald Bull, wie er Steaks für die Versorgung seiner Kameraden geklaut hat? Dann sitzen wir in zehn Jahren noch hier und meine sowieso nicht auf Menschen geeichten Stimmbänder sind endgültig durch."
"Keine Sorge. Wir schaffen das. Ich habe Zeit. Sollte es für mich zu lange dauern, findet sich sicherlich eine Nachfolgerin, die dir dann ergriffen weiterhin lauschen wird."
"Und in der Zwischenzeit geht bei meinen Kumpels alles schief? Wenn ich euch hier dreißig Jahre belustige, ist in der Zwischenzeit die Milchstraße explodiert. Nein, nein. Wir machen an Ort und Stelle weiter. Ich verspreche hoch und heilig, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis endlich etwas passiert."
Siehst du?", fragte Gucky. "Es ist endlich was passiert. Wir waren unterwegs. In Richtung eines Zieles, von dem wir uns Hoffnungen machten. Hoffnungen, dass wir endlich neue Erkenntnisse erhielten."
"Zwei Fragen", meinte Lee. "Erstens: Wie lange stand denn die HALUTA schon auf dem Raumhafen? Zweitens: Wieso hat das Ewigkeitsschiff nichts gegen euch unternommen, wenn man schon misstrauisch war? Ich meine, die mussten doch gemerkt haben, dass sie da jemand eingeklinkt hatte."
"Erstens", begann Gucky, "die HALUTA stand da, seit dem Icho Tolot mitsamt dem Ewigkeitsschiff in dem schwarzen Loch verschwunden war. Zumindest hofften wir, dass er dort war. Also im Zweifelsfall seit ein paar hundert Jahren. Zweitens: Keine Ahnung. Vielleicht musste das Schiff zu einem bestimmten Termin am Ziel erscheinen und da war einfach keine Zeit mehr, sich mit uns zu kloppen."
Lee schien nicht ganz überzeugt und grummelte etwas von Glückspilzen. Gucky hatte es nicht genau verstanden.
Ich weiß nicht, wie es euch geht. Wenn ich so einen Clark Darlton aus Ernstings letzter Zeit als PR-Autor lese, fühle ich mich wie zu Hause. Ich bin mit CD zur Serie gekommen und er hatte meinen ersten Selbstgekauften geschrieben (415 - Freunde aus einem fremden Universum). Er hatte nie derartige Hammerromane wie damals ein WiVo oder heute ein WV abgeliefert, aber er brachte es zumeist zu zufriedenstellender Qualität.
Und genau wie sein Vorgängerwerk in diesem Zyklus (1407) ist auch Band 1417 ein typischer Darlton, wie es typischer schon fast nicht mehr geht. Die Teilnehmer Rhodan, Bull und Eirene bilden ein trautes Umfeld ab, bei dem auch Familienbande nicht zu kurz kommen. Reginald Bull kabbelt sich wie üblich ein wenig mit Gucky, es hält sich aber in Grenzen. Er braucht auch nicht den mosernden Dorfdeppen abzugeben wie noch in Band 1416.
Der Roman war, wie bei CD üblich, kein Überflieger, aber er war ordentlich, solide und meines Erachtens um Längen besser als sein Vorgänger. Und mit der HALUTA hat die geneigte Leserschaft endlich das Gefühl, dass es langsam aber sicher vorwärts geht.
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Band 1418 - Die Höhle des Giganten - ist von Kurt Mahr, erschienen am 24.10.1988
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"Woher weißt du das eigentlich alles? Ich meine, natürlich, du warst ja dabei. Aber wenn ich mir so überlege, dass mir manchmal nicht mehr so ganz klar ist, wo ich mich vor zwei Jahren herumgetrieben habe, zumindest weiß ich das nicht mehr im Detail, stelle ich mir diese Frage. Die Geschichte, die du uns hier erzählst, ist ja nun auch für dich eine ziemliche Zeit her. Sorgt das Ding deiner Schulter auch für dein gutes Gedächtnis?"
Lee warf Gucky einen erwartungsvollen Blick zu.
Der knabberte an einer Möhre und begutachtete sie, als würde sie ihm gleich die passende Antwort liefern. Das Wurzelgemüse erwies sich zu seiner Enttäuschung aber als nicht sonderlich mitteilsam. Er seufzte.
"Wenn ich das wüsste", sagte er. "Eigentlich habe ich von derart langen vergangenen Zeiten nur eine ganz lose Übersicht im Kopf. Details sind bis auf wenige Ausnahmen nicht vorhanden. Mir ist sowas aber schon Mal passiert. Da saßen Perry, Bully, Atlan und ich zusammen und redeten über die M 87 Geschichte, als wäre es gestern gewesen. Jede Kleinigkeit war uns klar und bewusst. Woher das Zeug kam, wussten wir nicht. Das geht mir hier genauso. Es ist einfach da."
"Wenn ich also jetzt das Thema wechsele und dich nach etwas ganz anderem frage, geht's dir auch nicht besser als mir?", wollte Lee wissen. "Beruhigend."
"Nehmen wir mal die Geschichte mit den Molkex - Kriegen. Ich weiß natürlich, dass die was mit den Jülziish zu tun hatten - damals hießen die Kerle noch Blues. Mir sind Begriffe wie Schreckwürmer, Hornschrecken und Huldvolle noch bekannt. Perry Rhodan wurde entführt und ausgerechnet von diesem Angeber Gecko gefunden. Ausgestreute Zellaktivatoren, Iratio Hondro. Perry lernte seine zweite Frau Mory kennen. Das wars. Um die ganze Story in die richtige Reihenfolge zu bringen, wäre ich eine halbe Ewigkeit beschäftigt. Es gab beispielsweise den üblichen überdrehten Wissenschaftler, aber wie der hieß, weiß ich nicht mehr. Dann hatten wir so viele Leute in unserem engeren Umfeld, von denen fallen mir mit ganz viel Glück Namen ein - wie hieß dieser seltsame Indianer noch? Irgendwas mit Pferd. Keine Ahnung. Aber ich glaube, der hatte nichts mit den Blues zu tun. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. Namen, die ich behalten habe, sind Melbar Kasom und Lemy Danger, das Spezialteam von der USO. Der eine ein Ertruser und der andere ein Siganese. Den Beiden hätte ich bei ihrer gegenseitigen Frotzelei tagelang zuhören können. Die waren ein noch besseres Gespann als Bully und ich, zudem im Einsatz gemeinsam unschlagbar. Aber wenn du mich jetzt fragst, was die im Einzelnen alles angestellt haben, kann ich dir keine Antwort geben."
"Dein Gehirn sortiert also genauso aus, wie das von Normalsterblichen auch. Eigentlich logisch, sonst würdest du irgendwann mal überlaufen und wärest wohl reif für die Klapse, weil du nichts mehr verarbeitet kriegst."
"Oh!", meinte Gucky und trank einen Schluck Gemüsesaft, "da wollten mich schon Viele hinbringen, auch ohne überfrachteten Kopf. Aber du siehst", er strahlte Lee an, "ich bin immer noch da. Und deswegen erzähle am besten gleich weiter, bevor wieder alles im Nebel der Vergangenheit verschwindet."
"Und die armen Bekassu in der Station? Die so stolz waren, dass sie zu den Berufenen gehörten?" Lee war entsetzt.
"Ja", sagte Gucky. "Sie waren alle so stolz gewesen. Und sie waren keine anonyme Masse. Wir hatten sie kennengelernt, teilweise auch persönlich. Das machte es noch schlimmer."
"Wie hättet ihr reagiert, wenn ihr das alles vorher gewusst hättet?"
Gucky überlegte lange. Dann sah der Lee in die Augen und sagte: "Das hat etwas von der bis heute ungelösten Frage, ob man zehn Wesen töten darf, um zehntausend zu retten. Der Schmerz über die Toten wird dadurch nicht gelindert. Aber man hat etwas, wo man sich dran festhalten kann."
1. Der Chef - Physiker der Serie erklärte mit klaren Worten das Aussehen eines Schwarzen Loches. Er beschrieb wirbelnde Gasmassen in der Akkretionsscheibe und stillstehende Zeit. Ohne fünfdimensionalen Zirkus berichtete er über Gravitation und das Unschärfeprinzip. Man merkt, dass dort jemand zu Gange war, der wusste, worum es sich hier drehte.
2. Der Chef - Autor ließ unsere Helden Icho Tolot finden und gab der Handlung den seit einigen Wochen erwarteten Schub in eine neue Richtung. Wir wissen zwar noch nicht, was Tolot erlebt hat, wissen aber, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis wir Näheres erfahren.
Der Roman war für mich gut sortiert und gut strukturiert. Eine Prise Humor war dabei, als Rhodan den Rechner der HALUTA ausgerechnet Hochwürden nannte und Tolot darüber einen Lachanfall kriegte. Unvorhergesehen war das Grauen, als die Station explodierte. Gleichwohl hatten unsere Freunde keine Zeit, sich darüber aufzuregen, da es ab in Richtung Singularität ging.
Es bleibt wirklich die Frage, ob sie genauso gehandelt hätten, wenn ihnen jemand vorhergesagt hätte, was passieren würde. Letztlich bleibt festzuhalten, dass der Kurt Mahr von Band 1418 nicht mehr viel mit dem Autor von Band 395 gemeinsam hatte. Kein Wunder, es liegen schließlich 20 Jahre dazwischen. Daumen hoch!
Die Bände 1419 - Tod eines Cynos, erschienen am 31.10.1988 und 1420 - Sternentore, erschienen am 01.11.1988 sind von H.G. Ewers
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"Hast du schon mal mit einem Haluter zu tun gehabt? Einem echten?", wollte Gucky wissen.
Lee schüttelte den Kopf. Dann rief sie ihr vorhandenes Wissen ab. "Dreimeterfünfzig groß, Schulterbreite zweimeterfünfzig, zwei Tonnen schwer und an dreikommasechs Gravos angepasst. Ein halbkugelförmiger halsloser und trotzdem drehbarer Kopf mit drei ausfahrbaren Stielaugen zu je zwanzig Zentimeter Durchmesser sitzt auf dem Körper und hat zwei Gehirne. Ein Ordinärhirn und ein Planhirn. Mir ist aber völlig unklar, was passiert, wenn das eine Gehirn rechts rum und das andere links rum will."
Gucky grinste. "Dann platzen zuerst deine Trommelfelle, weil die Kerle einen Lachanfall erster Güte kriegen, wenn sie das als Frage hören."
Lee ließ sich nicht irritieren. "Säulenartige Beine, zwei Armpaare. Die oberen, an der Schulter sitzenden Extremitäten sind die Handlungsarme, die beiden tiefer liegenden die Laufarme. Haluter können Geschwindigkeiten bis zu einhundertzwanzig Kilometern pro Stunde erreichen und das fünf Stunden durchhalten. Sie können ihre Struktur willentlich umwandelt. Dann sind sie hart wie Terkonitstahl und widerstehen sogar Thermostrahlern. Sie haben zwei Herzen und können mit ihrem Konvertermagen im Notfall Steine als Nahrung zu sich nehmen. Haluter sind eingeschlechtlich und werden dreitausend Jahre alt."
Lee sah Gucky an. "Hab ich was vergessen?" Bevor Gucky reagieren konnte, redete sie weiter. "Sie haben barbarische Vorfahren, sind aber selber extrem friedliebend und überaus höflich. Selbstverständlich hochintelligent. Alle paar Ewigkeiten müssen ihre immer noch vorhandene Abenteuerlust in einer Drangwäsche ausleben. Sie legen Wert auf ihre Privatsphäre, reden sich mit Sie an und hängen bei engen Freunden die Endung -os bzw. -tos an den Namen an."
Gucky hatte den gestrengen Blick eines Oberlehrers drauf. Zumindest meinte er das. "Schülerin Lee, du hast etwas Wesentliches vergessen. Sie singen gerne. Sie haben dabei aber naturgemäß relativ wenige Zuhörer. Setzen, sechs!"
Lee sah zutiefst enttäuscht aus. "Aber Herr Lehrer, ich habe doch...", ging sie auf Guckys Spiel ein.
"Wir haben doch in eurer Universitäten Icho Tolot die Brünnhilde aus Wagners Walküre singen hören. Zwar aus einer Aufzeichnung, aber in Original Lautstärke. Danach waren die jungen Damen und Herren der Meinung, dass sie wegen akuten Gehörproblems drei Tage dem Unterricht nicht folgen müssten, weil sie sowieso nichts verstehen würden. Und dergleichen hast du schon vergessen?"
Lee sah beschämt zu Boden. "Nein, Herr Lehrer!", schluchzte sie mit trauriger Mine.
Gucky knabberte weiter an seiner Möhre und sagte: "Ist alles richtig, was du gesagt hast. Ich nehme an, das ist größtenteils wirklich Schulwissen, ergänzt um ein paar Trivid Infos. Aber was Haluter angeht, kann man an Wissen ohne Ende in sich hereinpauken. Den Eindruck, den die Kerle hinterlassen, wenn du zum ersten Mal vor ihnen stehst, vergisst du nicht. Ihre Präsenz ist gewaltig. Daher ist es wohl auch besser, dass sie Einzelgänger sind. Wenn ich mir einige Tausend von ihnen vor mir vorstelle..."
Gucky schüttelte sich. Das wären sogar ihm ein paar zu viele. "Aber", fuhr er fort, "sobald sie dich in ihre zwei Herzen eingeschlossen haben, kannst du dir keinen Besseren wünschen. Ein Haluter setzt für einen Freund oder eine Freundin bedenkenlos sein Leben aufs Spiel. Aber heftig sind sie, keine Frage. Aus meiner Perspektive sind sie ja noch ein paar Nummern gewaltiger. Und sie sind sehr putzig mit ihrem Mutterinstinkt. Icho Tolot redet uns zum Beispiel seit undenklichen Zeiten mit "meine Kleinen" an. "
Lee sah Gucky nachdenklich an. "Wieso werden Haluter als "er" wahrgenommen", sinnierte sie.
Gucky war überrascht. "Äh", meinte er. "Das ist nun mal so. Es sind eben taffe Kerlchen."
"Das meine ich nicht." Lee sah Gucky direkt in die Augen. "Haluter sind eingeschlechtlich. Im Regelfall gebären sie nur dann ein Kind, wenn ein Haluter stirbt. Das ist ihre Art der Bevölkerungskontrolle. Aber sie gebären. Nun ist Nachwuchs in die Welt setzen bei allen Wesen, egal wer sie sind und woher sie kommen, das weibliche Vorrecht. Für mich sind sie eher Frauen als Männer. Egal, wie groß und stark sie sind."
"So habe ich das noch gar nicht betrachtet. In all den Jahren nicht", sagte der Ilt. "Aber du hast Recht. Ich denke, das hat sich bei seinem ersten Auftauchen herausgebildet. Haluter werden auf Grund ihres Aussehens automatisch als männlich angesehen. Damals wussten wir zudem nichts über sie. Das hat sich erst im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte danach herauskristallisiert. Es gibt eben auch heutzutage noch einen Unterschied zwischen dem allgemeinen Sprachgebrauch und dem tatsächlich Vorhandenem. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass es irgendwo von irgendwem entsprechende Diskussionen gab oder immer noch gibt. Aber die Umwelt denkt über solche Themen zumeist Dinge wie: Solange sie sonst keine Sorgen haben, geht es ja noch. Danach bleibt alles beim Alten."
"Dann habe ich ja jetzt schon eine Person, und nicht die Unwichtigste, in Sachen Haluterbetrachtung bekehrt." Lee schien überaus zufrieden. "Dann hat sich der Urlaub für dein weiteres Leben ja schon gelohnt."
Gucky nickte. "Aber egal, ob Männlein oder Weiblein, sie sind eine ziemliche Hausnummer. Und wir, wir waren an Bord der HALUTA und warteten auf Icho Tolots Rückblick."
"Und was sagt uns das?", fragte Gucky seine Begleiterin.
Lee sah Gucky ratlos an.
"Das war ein Cyno. Weiß du denn, was Cynos sind?"
Über Cynos schien sie nicht so viel wie über Haluter zu wissen. "Das sind so ganz komische Kerle", begann sie. "Sie sind psibegabt und können jede beliebige Gestalt annehmen. Aber wo die herkommen und wozu die gut sind, hat sich mir nie so ganz erschlossen."
"Okay. Mit der Definition ganz komische Kerle kann ich leben. Über den Rest decken wir den Mantel des Schweigens. Ich nehme an, als dieses Thema in der Schule dran war, hattest du die Grippe oder musstest irgendwo Kartoffeln ausgraben. Da kann man sich natürlich keine Gedanken über Dinge machen, die das Universum zusammenhalten. Im Übrigen machst du mir einen ziemlich erschöpften Eindruck. Aber wenn hier einer k.o. sein sollte, wäre das ja wohl ich. Wir sind nämlich noch lange nicht am Ende mit diesem Teil unseres Rückblickes. Es geht weiter. Pass also gut auf!"
"Du meine Güte!" rief Lee. "Noch komplizierter ging's wohl nicht?"
"Oh, wir sind noch nicht ganz fertig", grinste Gucky. "Dabei habe ich schon über die Hälfte ausgelassen oder gekürzt. Aber tröste dich, das Schlimmste haben wir geschafft. Außerdem ist unser Freund Icho Tolot für derartige Querbeet - Abenteuer bekannt. Wir, das heißt, unser verlorener Haufen an Bord der HALUTA wurden kurz danach aus einer Art schwarzem Trichter wieder ausgespuckt. Wir sahen noch einen leuchtenden Mahlstrom aus umkreisender Materie, bevor wir merkten, dass wir in einer Spiralgalaxis herausgekommen waren. Das sei unsere Milchstraße, erklärte Taravatos, Tolots Rechner. Wir seien innerhalb der Milchstraße, 6.350 Lichtjahre von Terra entfernt. Die Sache hätte nur einen Haken, meinte der Blechkasten noch. Wir seien im Jahr 490 NGZ angekommen."
"Also zuerst in die Zukunft und dann fast wieder ganz zurück zum Ausgangspunkt?", fragte Lee. "Das ist ja kaum auszuhalten, ohne einen in die Klatsche zu kriegen. Dabei war die Story um Tolots Abenteuer schon heftig genug. Die muss ich übrigens erstmal verdauen. Ich habe unseren Robot in den Pub hinten am Ende des Parks geschickt. Er holt für dich einen leichten Erdbeerwein und für mich ein Pint Lager."
"Genau!", strahlte Gucky. "Es gibt Dinge, die sind nur mit etwas Abstand zu ertragen!"
H.G. Ewers mit einem Doppelschlag. Aber was für einem. Ich glaube, außer ihm hat es kein anderer Autor fertiggebracht, einen solchen zweihundert Bände Zyklus in zwei Romanen unterzubringen. Ohne Pause geht es von einem Punkt zum anderen. M 87 samt sämtlicher Bewohner, Ewige Krieger, Ovaron, Posbis, unbekannte Fremde, unbekanntes Neues, alles enthalten. Die Truthars tauchten vorher einmal auf, danach nie wieder. Scheinbar eine Typische Ewers - Erfindung.
Beide Bände sind total überfrachtet und es ist einfach viel zu viel der Datenfülle. Weniger wäre da wesentlich mehr gewesen. Ewers schreibt ja noch nicht mal schlecht, aber sowas? Ich hatte ganz vergessen, dass er die seltene Fähigkeit hatte, ganze Galaxien samt glupschäugiger Bewohner mit zwei bis zwanzig Beinen in einem Nebensatz zu beschreiben.
Jetzt brauche ich erstmal eine Erholung.
Ehe ich es vergesse: An einer Stelle gab Tolots Rechner einen Spruch von sich, der ihn (den Rechner) fast der Blasphemie schuldig macht. Als Tolot ihn für schlitzohrig hielt, sagte der Kasten glatt: Das wüsste ich aber. Und das geht ja nun mal gar nicht
Die Bände 1421 - Zeitzeugen, erschienen am 14.11.1988 und 1422 - Die Tage der Cantaro, erschienen am 21.11.1988 sind von Ernst Vlceck
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"Wesentlich schlauer als vorher wart ihr ja trotz dieser kilometerlangen Erzählung nicht geworden", meinte Lee. "Gut, Icho Tolot gehört jetzt zu eurer Mannschaft und der oder die ist ja auf jeden Fall eine Hausnummer. Nicht grade ein Schwächling und hochintelligent. So weit, so gut. Aber ich habe das Gefühl, es ist immer noch nicht so ganz richtig losgegangen. Und jetzt seid ihr nach eurem unfreiwilligen Weg in die Zukunft fast den kompletten Weg zurück in die Vergangenheit gereist. Das heißt, eigentlich war das ja schwer in Richtung eurer alten Gegenwart. Seid ihr denn dageblieben? Ihr hättet den ganzen Rest doch dann verhindern können!"
Gucky fühlte sich ein wenig unbehaglich. Derlei Zeitreisegeschwurbel ging ihm gegen den Strich. "So einfach ist das nun auch wieder nicht. Wäre es uns denn überhaupt möglich gewesen, die Zukunft zu verändern? Und wenn ja, was wäre dann mit Atlan und Co passiert? Die waren ja noch im Jahr Elfhundertpiefendeckel unterwegs. Du kennst das Enkelparadoxon? Das Teil mit dem Enkel, der in die Vergangenheit reist und seinen Opa erschießen will?"
Lee nickte. "Wenn der Opa erschossen würde, bevor er den Vater oder die Mutter des Enkels gezeugt hatte, hätte es den Enkel nicht gegeben. Dann hätte es aber auch keine Zeitreise gegeben und der Opa wäre nicht erschossen worden. Das hätte wieder zu Enkel und Peng geführt. Undsoweiter, undsoweiter. Soll ich dir die Lösung präsentieren, mein Freund?"
Gucky winkte ab. "Ganz so dämlich wie ich aussehe, bin ich ja nun doch nicht", erwiderte er. " Die Oma ist fremd gegangen. Der Opa wusste nichts davon, war also nicht der Vater und konnte sich in aller Ruhe erschießen lassen. So weit so gut. Es gibt auch Wissenschaftler, die fabulieren dann von Paralleluniversen, alternativen Wirklichkeiten und hastenichgesehen. Aber vergiss nicht: Hier gab es nur drei Hauptdarsteller: Opa, Oma und Enkel. Das ließe sich zur Not noch ausdiskutieren. Aber hier waren es ein paar Teilnehmer mehr. Damit wurde die Situation unüberschaubar."
Gucky hatte nach längerer Zeit seine wissenschaftliche Ader wieder entdeckt. Er hatte nicht umsonst einen Doktortitel in theoretischer Physik. Trotzdem gab es Dinge, bei denen man sich die Hirnwindungen verrenkte. Außerdem war das ja auch schon was länger her. "Schau mal", erläuterte er. "Es gibt grundsätzlich zwei Hauptfraktionen: Die eine sagt, es ist vollkommen murks, was der in die Vergangenheit Reisende anstellt, Zeitparadoxa gibt es nicht. Denn es geschieht, weil es geschah. Der Enkel hat den Opa erschossen. Das ging, weil die Oma einen Lover hatte. Hätte er den Opa nicht erschossen, wäre da eine Person, die es eigentlich nicht mehr gab, noch Jahrzehnte rumgelaufen und hätte natürlich den Zeitverlauf verändert. Da das aber nicht der Fall gewesen ist, musste der Opa von jemandem erschossen werden. Im Zweifelsfall eben von seinem Nicht - Enkel. Die zweite Gruppe steht mit warnend erhobenem Zeigefinger da und redet vor extremen Verwerfungen, die zum Ende und zu einer Art Implosion des betroffenen Universums führen könnten. Das Faszinierende ist, dass ich dir für beide Arten Beispiele geben könnte, die ich zum Teil selber erlebt habe. Aber wenn man ganz sicher gehen will, hält man sich soweit es eben geht, aus bewussten Manipulationen raus. Dann passiert auch kein Unglück beziehungsweise die Resultate sind nicht ganz so extrem."
"Aber", schloss er seine Überlegungen ab, "am besten hält man sich komplett raus. Ganz und gar. Wenn man nichts anstellt, passiert auch nichts."
"Ja, aber ihr hättet vielleicht Millionen Leben retten können!", warf Lee ein.
"Und andere, die überlebt haben, hätten es eventuell nicht geschafft. Wieviele wären das den gewesen? Gesetzt den Fall, du gehörtest zu den Betroffenen, die bei einem Eingriff nicht überlebt hätten. Man hätte dich natürlich vorher gefragt, ob du denn freiwillig stirbst. Aber wie wäre denn deine Entscheidung gewesen? Oh, ja, großer Perry Rhodan, ich und die Bevölkerung meines Planeten sterben gerne, wenn dafür eine andere Welt überlebt? Wenn du jetzt vorbehaltlos ja sagst, erkläre ich dich für bekloppt und liefere dich in der nächsten Klinik für psychische Härtefälle ab."
"Ich habe das Gefühl, du drehst mir das Wort im Mund rum oder du willst mich nicht verstehen. Ich meine doch nur..."
Gucky unterbrach sie. "Ich weiß, was du meinst", sagte er in einem versöhnlichen Ton. "Ich weiß auch, dass du niemandes Leben aufs Spiel setzen willst, sondern einfach nur eine Chance siehst, dass wir für einen friedlicheren Verlauf tätig werden sollten. Aber Zeitreisen gehen anders. Im Regelfall sind sie nicht geplant, sondern passieren einfach. Wenn eine Zeitreise großartig geplant wird, wie zum Beispiel das Ding mit der Bombe im Sonnentransmitter damals, das sagt dir doch was? Ja? Okay. Das wird von allen möglichen und unmöglichen Wissenschaftlern und Experten durchleuchtet und bis ins Detail vorbereitet, damit ja nichts schief geht. Und selbst dann ist das alles nicht so einfach. Es gab zum Beispiel damals allen Ernstes Leute, die behaupteten, wir bräuchten mit der Explosion der Bombe nicht bis zur Rückkehr aus der Vergangenheit zu warten. Die wäre ja schon jetzt da drin. Und wenn sie da drin ist, kann sie auch explodieren. Wenn der Todessatellit dann weg ist, braucht man vielleicht gar nicht in die Vergangenheit zu reisen. Weil, er ist ja weg. Enkel mal anders rum. Toll, was?"
Gucky strahlte seine Begleiterin an.
"Nein", führte seine Erläuterungen fort, "egal. wie man es aufzieht, man kriegt einen Knoten ins Hirn und derlei Problematiken auszudiskutieren, ist von so zwei temporalen Nullnummern wie uns sowieso nicht möglich. Es gibt für jedes Argument ein Gegenargument. Wir hatten es gemacht, wie wir es gemacht haben und das war gut so."
Ich möchte nicht deine Gegnerin sein", sagte Lee. "Das ist ja grundsätzlich ganz nett hier mit uns Beiden, aber ich glaube, du kannst auch anders. Fällt dir das eigentlich schwer?"
Gucky sah sein Gegenüber nachdenklich an. "Eigentlich", begann er, "müsste ich mit all dem, was ich erlebt habe, über derlei Schwachsinn stehen. Ratte! Quatsch! Ich weiß, wer ich bin und was ich kann. Im Zweifelsfall salbadere ich Leute wie Perry oder Atlan so lange zu, bis sie nicht mehr weiterwissen und völlig fertig mit ihrer Welt sind. Bei Bully klappt das übrigens nicht. Ich hab das mal ausprobiert, da hat er mich ausgelacht und meinte, ich müsste noch viel lernen. Nein. Es kommt auf die Situation an. Ich bin impulsiver als andere. Mir fehlt die Abgeklärtheit eines Atlan da Gonozal. Wenn mir einer blöd kommt, merkt der das. Heute noch, nach all den Jahren. Und in einer kriegerischen Auseinandersetzung muss man sowieso einige Hirnarreale abschalten, um nicht verrückt zu werden."
"Ich frage mich, ob ich mit dir tauschen möchte", sinnierte Lee nachdenklich. "Gibt es eigentlich Situationen, in denen ihr Unsterblichen alles hinwerfen wollt? Das ganze Durcheinander hört doch nie auf. Eins folgt dem anderen, wie du schon erklärt hast. Und noch einen und noch einen und noch einen. Superintelligenzen, Kosmokraten, Chaotarchen. Nein!" Lees Meinung stand fest. "Ich bleibe lieber hier auf Newengland und tue alles dafür, dass man uns auch in Zukunft nichts antut und genieße mit Freunden mein Leben."
"Ist das hier denn jetzt ein Genuss für dich?" wollte Gucky wissen.
"Unbedingt", meinte Lee. "Wann hat man schon mal die Chance, mit einem echten Zeitzeugen, der auch noch derart sympathisch und nett ist, geschichtliche Nachhilfe zu kriegen?"
Gucky erhob sich sichtlich stolz und stand in voller Größe mit einem Meter irgendwas vor seiner Gesprächspartnerin. "Gut, meine Kleine", sagte er. "Dann machen wir doch einfach mal weiter."
"Mich interessiert diese Vanity Fair. Ich würde gerne mehr von ihr hören. Wie hat sie weitergelebt? Was ist aus ihrem Kind geworden?" Lee seufzte. "Ich weiß, ich bin viel zu neugierig. Aber das war mir einfach was wenig. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich mit Zeitreisen nichts am Hut habe. Stell dir das mal vor. Du bist auf der guten alten Erde, reist sechzig Millionen Jahre in die Vergangenheit, um den Dinosauriern zuzusehen und dann erschlägst du eine nervige Mücke."
„Ja", sagte Gucky. "Und das war dann die falsche Mücke. Wenn du ganz viel Glück hast, sieht dein Universum zurück in der Gegenwart nur ganz anders aus als vorher. Aber dich gibt es noch. Wenn du Pech hast, löst du dich an Ort und Stelle in Wohlgefallen auf." Gucky strahlte seine Begleiterin an.
"Dann hätte es aber keine Menschen gegeben und ich wäre nicht in die Vergangenheit gereist, um die Mücke zu erschlagen. Also kann das so nicht funktionieren."
"Sowas nennt man eben Zeitparadoxa!"
"Aber wenn ich nun unbedingt in die Vergangenheit musste, um ausgerechnet diese Mücke zu erschlagen? Hätte ich es nicht getan, hätte ausgerechnet dieses Vieh den gemeinsamen Vorfahren aller gegenwärtigen Säugetiere gestochen und es wäre an irgendeiner Urzeit- oder Urviechgrippe gestorben und es hätte uns auch nicht gegeben. Das ist doch eigentlich viel logischer."
"Bei Zeitreisen ist nichts mehr logisch", entgegnete der Ilt. "Du kannst nur hoffen, dass es irgendwie funktioniert. Aber am besten hält man sich da einfach nur raus."
"So!", verkündete Gucky. Er streckte sich. "Es stimmt aber wohl doch, dass das Gehirn die meiste Energie verbraucht. Insbesondere dann, wann man so viel und so lange redet. Ich bin müde. Sitzbank, zu einer für Ilts bequemen Liege umfunktionieren! Sehr schön. Und du, Lee, sagst unserem Bedienerobot, dass ich beim Erwachen eine frische Gemüseplatte haben möchte, aber diesmal mit mehr Möhren als beim letzten Dinner. Und ein großes Glas Möhrensaft mit einem kräftigen Schuss Orangensaft."
Gucky legte sich hin, schloss die Augen und schlief umgehend ein. Lee saß verwundert daneben.
Noch ein Doppelschlag, der hier ist aber eindeutig der Bessere. Er ist nirgendwo überfrachtet, obwohl auch hier eine Menge Informationen enthalten sind. Wir haben Kontakt zur alten Garde mit Deighton, Adams und sogar dem Vario 500.
Man stellt schnell fest, dass Deighton der damalige Obermotz war und ihm daher das plötzliche Auftauchen von Rhodan und Co überhaupt nicht in den Kram passte. Dass sie auf einmal wieder weg waren, dürfte ihn in keiner Weise belastet haben.
Vlceck schreibt die beiden Romane sehr gut und flechtet immer wieder die ausgesprochene Sympathieträgerin Vany Fair ein. Man mag sie mit ihrem Plan, schwanger aus dieser Begegnung heraus zu gehen, für durchtrieben halten. Andererseits spürt sie, dass sie von der gegenwärtigen Obrigkeit nach Strich und Faden belogen wird. Mit einem Kind von einem der "Großen Zwei" will sie ihren TRAUM vervollkommnen und für die Zukunft positiv arbeiten.
Vlceck fährt mit den Blitzern das absolute Entsetzen auf, geht aber nicht detailliert auf die sich abspielenden Katastrophen ein. Ähnlich wie in den 300ern: Dort vernichteten Bestien ganze Welten, hier sind es Cantaro. Und das sind nur zwei Beispiele aus 3000 Jahren Seriengeschichte. Da erübrigt sich die Frage, ob man dort leben will. Als Leser hatte man vorher schon keine guten Gefühle, wenn das Wort Cantaro erschien. Jetzt hat sich diese Einstellung bewahrheitet.
Und endlich hatte ich nach diesen beiden Romanen das Gefühl, dass der Zyklus Fahrt aufnimmt. Wir wissen zwar immer noch nicht, wer oder was die Cantaro sind und wie das alles zusammenhängt, aber ein erstes kleines Rätsel ist gelöst: Das mit dem Spielzeug.
Zusammengefasst: Gute bis sehr gute Romane. Daumen hoch für Ernst.