Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

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Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Draußen ist alles grau in grau. November eben. Ich fläze mich auf meinem Sofa herum und warte auf den Abend und auf die Jungs. Der Freitag ist seit 50 Jahren mein Skatabend. Der hat Ehen, Kinder und leider auch die ersten Sterbefälle überstanden, aber das Kölsch schmeckt immer noch.

Da fällt mir plötzlich ein, dass ich in tristen Tagen - so wie aktuell - mich nochmal mit dem aus dem GF geretteten Cantaro - Zyklus beschäftigen wollte. Zwei Jahre habe ich daran gesessen und das Schreiben der Betrachtungen samt Randgeschichte hat mir geholfen, eine massive psychische Erkrankung zu überwinden. Da war ich natürlich bedient, als KNF just nach der Fertigstellung ankündigte, das GF zu schließen. Zum Glück kann man aber alles kopieren. Das ist dann auch passiert und nach und nach werdet ihr lesen können, was ich da produziert hatte.

Aktuell kann ich zu den Romanen sicherlich mehr all zuviel von mir geben, denn es ist teilweise über zwei Jahre her, dass ich die Dinger gelesen habe. Meine Stellungnahme unter dem Strich ist das, was ich damals unmittelbar nach dem Lesen empfand. Euch erwartet keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern zumeist einfach nur ein paar Gefühle zum Gelesenen.

Diskussionen sind durchaus erwünscht. Ich werde alles soweit wie möglich im Originalzustand veröffentlichen. Neu dazu gekommenes erkennt ihr an der anderen Farbe. Vielleicht kann die eine oder der andere etwas damit anfangen.


Viel Spaß dabei.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Vorwort aus 2022
Die Cantaro...

Diesen Zyklus habe ich bis heute nicht mehr angefasst, was aber nicht an den Romanen liegt. Der Grund ist, dass ein alter Freund nach dem Lesen der ersten zwanzig Romane im Alter von 33 kurz vor seinem nächsten Geburtstag an einem Sonntagabend um 22.30 Uhr einem plötzlichen Herztod erlag. Daher fehlen auch die Bände 1400 - 1420, die hatte er zu diesem Zeitpunkt als Pausenlektüre mit zu seinem Job genommen. Ich hatte es in der Folgezeit irgendwie versäumt, die fehlenden Bände über die Nachauflagen nachzukaufen - aber das ist in heutigen Tagen mit Ebooks kein Thema mehr. Und jetzt ist wirklich genug Zeit vergangen.

Die Handlung ist mir nur in ganz groben Zügen präsent: Rhodan & Co kommen nach dem Transport des letzten Viertels aus dem fremden Universum Tarkan zurück. Sie erleben einen Zeitsprung, aber im Gegensatz zu Band 3000 ist die Milchstraße abgeriegelt. Homer G. Adams mit seinen Widdern, Gesil und Monos geistern durch meine Erinnerung. Die Reihenfolge kriege ich aber nicht geregelt und in der PP schaue ich jetzt ganz bewusst nicht nach. Aber ich freue mich auf Romane von Mahr, Vlcek, Griese, Sydow und auch wieder Scheer und immer noch Darlton. Ebenso wie unlängst die 300 er kann ich hier "ganz neu" lesen und bin neugierig, wie die Geschichten von damals heute bei mir ankommen.

Ob das, was so durch meinen Kopf geistert, für eine Rahmenhandlung reicht, weiß ich noch nicht. Wir werden sehen. Es kann sich eine längere Zeit hinziehen, zwischendurch werde ich immer wieder mal was anderes lesen. Genau wie jetzt: Es geht zurück nach Good Old England zur Mördersuche. Einen Verdacht habe ich ja. Aber das geht mir damit im Regelfall genauso wie mit meinen Spekulationen in der EA: Es kommt grundsätzlich immer anders. Also lasse ich mich überraschen. Von Chiefinspector Morse genauso wie von Perry Rhodan.

Nachtrag September 2024:
Mittlerweile weiß ich, dass die Rahmenhandlung gereicht hat. Okay, es ging um ein paar Ecken herum und so manches Mal hat ich einige Zeit lang nicht den blassesten Schimmer, wie es weitergehen sollte. Aber irgendwie hat es immer funktioniert: Ich wurde morgens wach und hatte eine Idee. Einen richtigen Plan hatte ich nie. Die Bewertung im alten Forum lag zwischen Fingerübungen und ganz großem Kino. Ich halte mich da raus und überlasse den hier Lesenden das Ergebnis.
Betrachtet dies hier als „neu überarbeitete zweite Auflage“. Die Handlung ist geblieben, ein paar Sätze wurden verändert und ich hoffe, ebenso ein paar Rechtsschreibfehler, Doppelnennungen oder Interpunktionsfehler ausgemerzt zu haben.
Die ganze Sache hatte sich von 7. Februar 2022 bis zum 17. Mai 2024 hingezogen. Demzufolge war ich ziemlich fertig mit meiner Welt, als ich einen Monat später las mitten in meiner Skattour, dass das galaktische Forum geschlossen wird. Dann brachte Klaus mich auf die Idee, den ganzen Kram zu sichern. Das erwies sich als relativ einfach: Ich habe es einfach in Word rüber kopiert. Jetzt freue ich mich, dass es auf diesem Wege doch nicht verschwindet. Nach und nach wird es hier auftauchen. Diesmal läuft die Sache entspannter.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Prolog

Gucky saß im Regen und kam sich nach längerer Auszeit erstmals wieder richtig lebendig vor. Das heißt, so richtig im Regen saß er natürlich nicht, ein Prallschirm hielt die Tropfen ab und er blieb natürlich knochentrocken. Aber er genoss die kühle und feuchte Luft, die ihn hier umschmeichelte. Richtiger Regen auf einer richtigen Welt, nicht das Getröpfel in den hydroponischen Gärten der RT, dachte er. Ja, sein letzter Einsatz hatte ihn ganz nett aus den Pantinen gehauen. Irgendeine Art von Gehirnblockade hatte bewirkt, dass er nur noch äußerst zäh denken konnte - so als ob man sich durch fast hart gewordenen Sirup fortbewegte. Zum Glück war Farye misstrauisch geworden und hatte ihn mit ihrem Einsatzteam herausgeholt. Danach hatte er sage und schreibe fünf Tage am Stück auf der Krankenstation der RAS TSCHUBAI durchgeschlafen.

Als er wieder wach wurde, war ihm auf einmal alles zu künstlich. Es gab nichts Echtes und in den Gärten kannte er inzwischen jeden Grashalm mit Vornamen. Nein, ein richtiger Planet musste her. Mit der richtigen Temperatur und vor Allem sollte es dort regnen. Einfach nur regnen. Gucky wusste selber nicht, was ihn ins schlechte Wetter zog. Perry hatte das sowieso nicht verstanden und wollte ihm einen längeren Vortrag über das Wetter auf Tramp, seiner Heimat, halten. Der versteht noch so vieles nicht, ging Gucky durch den Kopf. Außerdem hat er keine Ahnung von Ilts.

Gucky hatte sich - wie meistens - durchgesetzt und so saß er jetzt auf Newengland im Regen. Gucky, der des historischen Englisch durchaus mächtig war, wusste, dass die Vorfahren der heutigen Bewohner mit der zweiten großen Auswanderungswelle aus der Nähe von Groß - London gestartet waren. Die Hauptstadt dieses Hinterwäldler - Planeten, so hatte Anansi ihn vor seinem Abflug informiert, hätte man damals eigentlich New - London nennen wollen, aber eine Gruppe neumodischer Reformer hatte sich mit Thamestown knapp durchgesetzt. Immerhin, ein Fluss war tatsächlich vorhanden, dachte er. Seltsam fand er, dass der Name Newengland so ähnlich wie "Nuwwingland" ausgesprochen wurde. Nun gut, Sprachen ändern sich, aber Thamestown blieb korrekt - mit deutlicher Betonung des "th".

"Jetzt muss ich nur noch herausfinden, ob es hier so was wie Möhren gibt", sagte der Ilt zu sich selber, zog ein Stück dieses Gemüses aus der Tasche und knabberte daran herum. Während er sich noch umsah, brachen in der Ferne die Wolken auf und das gleißende gelbe Licht des Zentralgestirns schien hinab auf die Oberfläche. Als ob jemand flüssiges Gold vom Himmel hinab schütten würde, dachte er und war wie so oft von der Schönheit der Schöpfung überwältig.

"Das ist einer der Gründe, die mich hier auf dieser Welt am Ende der Milchstraße halten", hörte er eine Stimme neben sich.

So. Der Anfang ist gemacht. Jetzt habe ich vor mir selber eine Verpflichtung, hier immer wieder mal in die Gänge zu kommen.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1400 - Götter der Nacht - ist von Kurt Mahr, erschienen am 20.06.1988
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"Ja, das ist nachvollziehbar", sagte Gucky, sah auf den Wasserfall hinter dem Naturschauspiel und fragte sich, ob sein Leben nicht aus viel zu vielen Raumschiffen bestand. Man sieht die kleinen und eigentlichen Wunder nicht mehr, ging ihm durch den Kopf, als er sich umdrehte. Er blickte in ein freundliches weibliches Gesicht, blonde Haare, blaue Augen, ca. 1,74 Meter groß, schlank, sportlich. Wenn Atlan jetzt hier wäre, würde er den perfekten Kavalier abgeben und um sie herum gockeln. Davon könnte sie dann ihren Urenkeln noch erzählen.

"Wenn du ein Mensch wärst, kleiner Ilt", sagte sie lachend, "hättest du jetzt schon das erste Kleine. Diesen Blick kenne ich. Aber keine Sorge: An mir beißen sich so gut wie alle die Zähne aus. Mit Sicherheit auch unsterbliche Arkoniden!" Gucky wunderte sich zwar, woher sie das wissen konnte, sagte aber nichts.
"Dein Aussehen ist das einer Terranerin aus dem Europa oder Nordamerika des zwanzigsten Jahrhunderts alter Zeitrechnung. Das ist mittlerweile sehr selten geworden."
"Das liegt ganz einfach daran, dass wir hier so ziemlich am Ende der Milchstraße sind. Abseits von Handelsruten, keine großartigen Ex- oder Importe, da bleibt man unter sich. Aber erzähl mir was vor dir, Freund Gucky." Sie sah ihn an. Gucky störte das Wort "Freund" nicht, im Gegenteil, er fühlte sich in ihrer Gegenwart außerordentlich wohl. Wer sie wohl war? Er stellte die Frage.

"Ich bin eine der vielen guten Seelen dieser Welt. Ich passe auf. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen."

Gucky sah sie skeptisch an und antwortete: " Es gibt immer mehr zu sagen", meinte er und erinnerte sich an diese seltsame Geschichte, als zunächst Perry, Atlan und er, später auch Bully gezwungen waren, sich diese verdammte Bestien - Sache vom Anfang bis zum furchtbaren Ende zu erzählen. Das Fragezeichen in seinem Blick war auf für Ilt - Nichtkenner zu deuten.

"Keine Sorge", lachte sie. "Ich bin nur neugierig. Hier draußen kriegt man so gut wie nichts mit. Und wenn man mal Jemanden hier hat, der aus erster Hand erzählen kann, muss man das ausnutzen. Wenn das dann auch noch der größte aller Mausbiber ist, freut das besonders."

Sie fragt überhaupt nicht, warum ich hier bin und was ich hier will. Außerdem fühle ich mich total durchschaut. Als ob sie mein Innerstes ausspionieren könnte, ging es Gucky durch den Kopf und war stolz auf sich, weil er ja als hochanständiger Ilt keine Versuche machte, ihre Gedanken zu lesen.

Sein Gegenüber lachte schon wieder oder immer noch. "Erzähl mir eine Geschichte aus einer Zeit, in der die Welt nicht mehr die Gleiche war wie vorher. Erzähl mir aus einer Zeit der verpassten finalen Konklusion."

Gucky wäre umgefallen, wenn er nicht festgesessen hätte. Diesen seltsamen Ausdruck hatte er schon mal gehört, aber wo und wie nur? Tatsache war, dass es eine solche finale Konklusion nie gegeben hatte und auch nichts Derartiges jemals geplant gewesen war. Nach einigem Nachdenken kam er zu dem Ergebnis, dass damit nur das fremde Universum Tarkan gemeint sein könnte. Das Kontraktionsuniversum mit steigenden Temperaturen und einer Milliarde Jahre restlicher Lebensdauer. Namen kamen näher. Hangay. Dao-Lin-H'ay. Ja, das könnte passen.

"Du solltest ein wenig Zeit mitgebracht haben", sagte Gucky zu seiner neuen Freundin. "Es dauert ein wenig, bis ich fertig bin."

Und Gucky erzählte die Geschichte der Götter der Nacht.
Spoiler

Ich weiß nicht, in wieweit dir die Geschichte des Umfeldes der Milchstraße klar ist.

Wir kamen zurück aus Tarkan, dem sterbenden Universum, nachdem wir es geschafft hatten, zumindest die Galaxis Hangay zu retten und sie Stück für Stück in die Nähe der Milchstraße zu transferieren. Mehr ging nicht. Ein ganzer Kosmos, der von den Hohen Mächten oder wem auch immer zum Sterben verurteilt ist, kann noch nicht mal von dem erwiesenen Retter des Universums ins Leben zurückgeholt werden.

Hangay war aus dem bald toten Ding raus und unsere kleine Flotte mit vierzehn Schiffen wollte nichts anderes als heim. Es wäre natürlich zu schön gewesen, wenn das so einwandfrei geklappt hätte. Aber da hatte uns jemand ein paar Steine in den Weg gestellt. Naja, Steine - es waren schon riesige Felsbrocken, wenn nicht sogar komplette Gebirgsmassive in Form von Hyper - Schockfronten, die uns gehörig durchschüttelten. Wäre es bei den kleinen Gebieten geblieben, hätte das wohl keine Folgen gehabt. Dann aber kam ein Riesenteil und traf uns mit voller Wucht.

Einen aus unserer Runde hatte es sofort ziemlich heftig erwischt: Das war unser Sprücheklopfer Benneker Vling, seines Zeichens eigentlich Robotwartungsspezialist auf der CIMARRON, tatsächlich war er aber eine Inkarnation unserer Lieblings - Superintelligenz ES. Er meinte noch so etwas wie: Das ist das Ende. Lebt wohl, ihr werdet mich nie mehr.... Dann löste er sich in Wohlgefallen auf. Ich denke, es wird ihn wohl nicht allzu sehr erwischt haben, Papa ES hat sich im Zweifelsfall um ihn gekümmert.

Uns half im Gegensatz dazu leider niemand. Unser Chef - Wissenschaftler Sato Ambush erzählte uns etwas von überschüssigen Energien des Kosmonukleotids DORIFER, das aus welchem Grund auch immer sein Tor schließen wollte. Ich würde es dir gerne etwas näher erklären, aber dieser Kram liegt ein wenig neben meiner Wellenlänge.

Wir waren in einem Sternenhaufen angekommen, den wir schnellst möglichst verlassen wollten, um uns zu orientieren. So flogen wir eine Sonne an, die zu diesem Zweck taugte; nebenbei stellten wir auch noch fest, dass dort intelligentes Leben zu finden war. Wir wollten Kontakt aufnehmen, stellten einige Siedlungen fest und landeten mit unseren vierzehn Schiffen. Dann schliefen wir ein. Ja, tatsächlich, der ganze Verein - da kannst mich seltsam ansehen, es ist so. Die kompletten Besatzungen der 14 Schiffe waren wie hypnotisiert und weg.

Als wir wach wurden, lagen wir allesamt nackt in irgendwelchen Kerkern, hatten Hunger und Durst. Und uns war saukalt. Wir Mutanten waren auch außer Gefecht, ich denke, man hatte uns eine Sonderbehandlung angedeihen lassen. Naja, mit wem unsere Freunde, es waren übrigens Hauris, nicht gerechnet hatten, war unser Meistersänger Salam Siin. Sagt dir der Name etwas? Er war ein Ophaler und mittels seines Gesangs übte er psionische Kräfte aus. Er sang uns frei und nach allerlei Durcheinander erzählten uns die Eingeborenen etwas von vierzehn Göttern der Nacht. Einer der Priesterähnlichen hatte, wie Bully herausfand, verbotenerweise Fotos dieser Götter gemacht. Das war schon alles sehr sonderbar. Einige von uns entdeckten zudem Gehirne, die seit ziemlich langer Zeit in einer Art Nährlösung schwammen und durchlebten wiederum in einer Art Hypnose diese Hyperraum-Geschichte mit den überschüssigen Dorifer - Energien nochmals.

Danach wussten wir, dass unsere vierzehn Schiffe mit den vierzehn Göttern der Nacht dieser Hauri - Ableger identisch waren. Unsere Wissenschaftler fanden heraus, dass wir, ausgelöst durch die Schockfronten in einem Stasisfeld gefangen waren und man uns so ganze 695 Jahre lang am Himmel der Hauris als Göttersehen konnte.

695 Jahre! Einfach so! Wir hatten keine Ahnung, wie es zu Hause aussehen würde und was uns erwartete. So einem Schock muss man erstmal verdauen, glaub mir das. Von all den Leuten, die wir kannten und mit denen wir befreundet waren, lebte niemand mehr. Trotzdem zog es uns mit aller Vorsicht in Richtung Heimat. Zunächst ging es in Richtung X-Door, einen Raumsektor im Halo von Hangay.

"Zufrieden?", fragte Gucky.

Das Lachen war aus dem Gesicht der Frau verschwunden. "695 Jahre", sagte sie. "Einfach so."

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Kurt Mahr führt uns in den Zyklus ein, von dem zu diesem Zeitpunkt noch keiner weiß, dass er einmal als "Cantoaro - Zyklus" in die Annalen der Serie eingehen wird. Überhaupt wissen wir nicht viel: Eigentlich nur, dass infolge irgendwelcher Hyperschocks 695 Jahre vergangen sind.

Der Roman war ordentlich, gut geschrieben und einwandfrei lesbar. Nur: Er macht auf mich nicht den Eindruck einen klassischen Doppelnull Bandes. O.k., es kamen von Benneker Vling ein paar kryptische Bemerkungen, aber der verschwand ja ziemlich schnell. Sato Ambush rechnete ein wenig herum, aber der Hauptteil des Bandes spielte sich auf dem Hauri - Planeten ab. Meines Erachtens wäre das in Ordnung für einen Band 1404 oder 1413 gewesen. Aber als Zyklus - Einleitung nackte, von Hauris gefangene Galaktiker? Hm.

Ich weiß nicht mehr, wie das damals bei mir angekommen ist. Die 695 Jahre waren immerhin ein Hammer, eine gute Idee und eine Überraschung. Mal sehen, wie es weiter geht.

Und sonst? Ich glaube, das hier wird etwas schwieriger als die Geschichte mit dem 300er. Die Namen sind nicht so präsent. Zum Beispiel Benneker Vling: Ja, den gab es. Aber wer das war und was der machte? Keine Ahnung mehr. Ein Hoch auf die PP. Und eine Person hatte ich absolut nicht auf dem Schirm: Meine besondere Freundin Nikki Frickel. Hoffentlich taucht die nicht allzu oft auf. Die war nämlich nicht so ganz mein Fall.

Das war der Anfang. In diesem Stil wird es nun noch 99 Bände weitergehen.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1401 - Her der Trümmer ist von Arndt Ellmer, erschienen am 27.06.1988
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Gucky sah, dass ihr Blick in weite Fernen ging. "Ich stelle mir jetzt nur mal die Bewohner von Newengland vor", sagte sie. "So wie ich das sehe, würde ich niemanden finden, der das einfach so und problemlos weggesteckt hätte."

"Soweit brauchst du nicht zu gehen", erwiderte der Ilt. "Nimm einfach hier die Hauptstadt Thamestown." Gucky hatte Schwierigkeiten mit dem "th", sein Nagezahn war im Weg und er sprach den Ortsnamen wie mit "ß" geschrieben aus: ßamestown. "Nimm von der geschätzten halben Million Einwohner wahllos 25 raus und versetze sie in diese Situation. Wir Aktivatorträger haben das ja kaum auf die Reihe gekriegt und wir waren es gewohnt, dass bekannte Gesichter, ja, gute Freunde aus dem Blickfeld verschwanden und ständig neue auftauchten. Unsere Leute damals, und das meine ich keinesfalls abwertend, waren mit der Situation total überfordert. Einsätze halfen, lenkten ab und brachten sie auf andere Gedanken."

Spoiler

Gucky erzählt die Geschichte des Herrn der Trümmer:

Norman Speck hatte ein Problem. Er litt unter einem Temporalen Schleudertrauma. Er war zwar kein Einzelfall, aber die Algorithmen unseres Syntron kamen zu dem Ergebnis, dass es bei ihm etwas schlimmer wäre als bei den Anderen. Er war eigentlich nur als Hobby - Archäologe mit nach Tarkan geflogen und hatte natürlich seine Frau sowie seine beiden Söhne zu Hause gelassen. Jetzt musste er feststellen, dass die drei Menschen, die er doch so sehr liebte, seit Jahrhunderten verstorben waren und sich mit ziemlicher Sicherheit niemand mehr an ihn erinnerte. Deswegen hatte man ihm einen Robot zur Seite gestellt, der auf ihn aufpassen sollte. Eine Maschine, einen Blechkasten, stell dir das mal vor! Aber wenn selbst die besten Psychologen in Therapie gehörten und wir vermeintlich Unsterblichen auch einen in der Klatsche hatten, blieb wohl keine andere Wahl. Immerhin hatten wir schon einige Selbstmordversuche feststellen müssen, die aber zum Glück vereitelt werden konnten.

Jeder von uns litt. Ob Familienangehörige oder Freunde, alle waren in der Vergangenheit zurückgeblieben. Ein paar wenige vertraute Gesichter dürften mit viel Glück noch da sein: Die Rede war von Waringer, Tekener oder Roi Danton. Oder von NATHAN. Den sollte es auch noch geben. Ob die eigene Heimat noch vorhanden war? Wie mag es da aussehen? Hoffentlich hatte es keine Kriege gegeben. Nur über das, was unmittelbar hinter uns lag, sprach keiner. Das, oh meine holde Zuhörerin, da fällt mir ein, hast du eigentlich einen Namen? - waren die Themen, über die wir uns unterhielten. Kein Schiffsbereich blieb von Spannung und Unwohlsein verschont.

Aber trotz und alle dem mussten wir wissen, was aktuell Sache war. Wir waren im Moment genau an dem seinerzeit für die Rückkehr vereinbarten Treffpunkt. Außer uns war da aber niemand, noch nicht mal eine Sonde. Noch nicht mal eine kaputte. Das machte unserem lieben Perry Sorgen. Wenn sogar der unsicher war, was denn nun werden sollte, musste es schon sehr schlimm sein. Es gab einfach nichts. Keine BASIS, keine Ortung. Nichts. Gar nichts. Also beschloss unser größter aller großen Meister eine ebenso große Suche. Wir wussten zwar nicht, was wir suchen sollten, trotzdem legten wir los. Wir hätten weitergemacht, zur Not, bis wir schwarz geworden wären.

Und so ging Norman Speck mit der CASSIOPEIA auf Suche - irgendwo an einem äußeren Rand des 500 Lichtjahre - Kubus. Während alle anderen nichts, aber auch gar nichts fanden, sah es hier anders aus: Nach relativ kurzer Zeit entdeckten sie ein Schiff der Kartanin und versuchten erfolglos, Kontakt aufzunehmen. Als sie sich als Terraner outeten, floh das andere Schiff mit äußerst entsetzter Besatzung.

Norman & Co folgten dem Raumer mit einer Space - Jet und siehe da, sie rematerialisierten mitten in einem riesigen Trümmerfeld. Raumschiffteile, Wracks von verschiedensten Schiffen ebenso wie irgendwelche Reste, Bauteile und augenscheinlich funktionsfähige Segmente fanden sie. Mehr als 100.000 Einzelteile, Alter von circa 600 Jahren bis neu. Verwirrend fanden sie, dass einige Teilstücke aus Ynkelonium - Terkonit bestanden, eben der Legierung, aus der damals terranische Raumschiffe gebaut wurden.

Unsere Freunde und die Kartanin lieferten sich ein paar Verfolgungsjagten, als plötzlich eines der größeren Objekte mit Transformkanonen schoss. Damit war zumindest klar, dass in irgendeiner Weise galaktische Technik mit im Spiel war. Sie betraten ein 500 Meter durchmessendes, ziemlich zentral gelegenes Teil und lieferten sich mit den Feliden ein paar Techtelmechtel, bis sie von einem Roboter aufgefordert wurden, ihre Masken zwecks Identifizierung abzulegen. Was natürlich nicht ging, weil in den Gängen keine Atemluft war.

Der Robot stellte sich als R - Letzter vor und eröffnete ihnen, dass er das alles doch sehr schade finden würde und niemand ungestraft in das Allerheiligste seines Landesherrn begeben dürfe. Also mussten sie auf andere Weise versuchen, die Zentrale zu erreichen. Dabei fanden sie einen verletzen Kartanin, der die ersten Informationen zur aktuellen Lage in Hangay von sich gab. Die Völkergemeinschaft in Hangay war zerfallen, die Kartanin in Diadochenreiche zersplittert. Der Kartanin bezeichnete sich selber als IQ - Jäger. IQs, so sagte er, seien Interkosmo sprechende Humanoide oder Hauris. Beide Arten wären als Sklaven begehrt. Als Sklaven! Wie mag es dann in der weiteren Umgebung oder gar zu Hause aussehen? Was war hier passiert?

Einer der Terraner kam schließlich auf die Idee, mit Hilfe des Flottencodes aus dem Jahr 447 NGZ, Kontakt aufzunehmen. Über einige Umwege klappte das auch. Der ominöse Landesherr meldete sich tatschlich und stellte sich als Hamiller vor. Und Hamiller war die Positronik der BASIS, eines riesigen terranischen Schiffes. Damit war auch klar, wieso die meisten Einzelteile aus einer Metall - Legierung terranischer Produktion bestanden.

Perry war dann doch ziemlich überrascht, als er über diesen Fund informiert wurde. Im Weiteren stellte sich heraus, dass die Positronik leichte geistige Schlagseite hatte. Man baute sie vorsichtshalber aus und brachte sie an Bord der CIMARRON. Fragen blieben. Dutzende.

Warum war die BASIS zerstört, dezentralisiert, wie Hamiller sagte? Wer hat das angeordnet? Wo waren die Bewohner geblieben? Warum waren Menschen versklavt worden? Wo waren die Flotten aus der Milchstraße, die hier für Ordnung gesorgt hätten?

Es gab also noch sehr viel zu klären, bevor wir in Richtung Heimat fliegen konnten. Der verletzte Kartanin hingegen schaffte es nicht. Trotz bester medizinischer Versorgung starb er. Kurz vor seinem Tod nannte er uns allerdings noch den Namen einer Sklavenwelt mit Namen Buglakis. Der Name der damaligen stellvertretenden Kommandantin der BASIS war Sandra Bougeaklis. Damit war unser nächstes Ziel klar.

Unserem Freund Norman Speck hatte der Ausflug gutgetan. Als er zurück zu seiner Kabine kam, verabschiedete sich sein Robot. Siuzidgefahr bestände nicht mehr meinte er und verschwand.


"Ihr hattet tatsächlich Roboter als Psychologen eingesetzt? Machte das die Sache für die Betroffenen nicht noch schlimmer?"

"Naja, wir hatten in unserer Flotte auch ein paar richtige Psycho - Docs. Aber das waren nicht so viele. Die waren für die Leute gedacht, die zum Beispiel nach einem schweren Einsatz neben die Spur geraten waren. Hier waren aber alle betroffen. Einschließlich der Psychologen. Natürlich gab es Besatzungsmitglieder, die stabiler waren als andere. Aber auch da führte die Situation bei dem einen oder der anderen zu plötzlichen Aussetzern. Wir von der Schiffsführung waren aber in der Pflicht, für unsere Jungs und Mädels etwas zu tun. Und in dieser besonderen Situation blieb uns nichts anderes übrig. Unsere Maßnahmen waren erfolgreich: Es gab keine Suizide. Versuche, ja. Mehr aber nicht."

Gucky grinste plötzlich.

"Wenn ich aus heutiger Sicht an den Namen Norman Speck denke, steht vor meinem geistigen Auge kein mehr als 2 Meter großer Terraner mit Ertruser - Sichelkamm, sondern ein putziger kleiner Klon - Elefant, 50 Zentimeter groß, der mich neugierig anschaut und wie immer schräg trötet."

Sein Gegenüber lachte schon wieder.

"Ein 50 Zentimeter großer Elefant. Ist klar. Sag Bescheid, wenn es dir wieder besser geht. War der übrigens rosa oder eher hellblau? Das ist für die weitere Behandlung wichtig. Für den Fall der Fälle gibt hier nämlich auch Psychologen. Die sollen sogar sehr gut sein."

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Arndt Ellmers Roman hat mich begeistert. Die Handlung ist aus meiner Sicht gut und schlüssig geschrieben und sie macht mich extrem neugierig, wie es denn nun weitergeht. So ganz langsam kommen erste Erinnerungen zurück: Es konnte mir nicht schnell genug weitergehen, man hatte Hamiller zwar gefunden, aber der war nicht ganz auf seiner positronischen Höhe und wusste von dem, was mich interessierte, dummerweise nichts. Ich musste mich also in Geduld üben.

AE beschreibt zudem die Situation an Bord sehr gut: Er bringt die psychischen Schwierigkeiten, in denen Norman Speck stellvertretend für alle steht, glaubhaft rüber. Auch die Tatsache, dass er im Roman irgendwann mal daran denkt, dass er einfach nur seine Ruhe haben will und ihn augenscheinlich alles Andere nicht mehr interessiert, ist für mich nachvollziehbar. Vor Kurzem steckte ich selber noch in derartigen Schwierigkeiten und sehe diese Sätze daher als echt und real an.

Für mich eindeutig Daumen hoch!

Nur, was Norman Speck angeht, muss ich Gucky beipflichten: Jedes Mal, wenn dieser Name im Roman genannt wurde, tauchte dieser putzige kleine Kerl auf. Und kein Zweimeter Mann. Ich will meinen Norman wiederhaben!!!

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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von Gucky_Fan »

Wunderbar. Vielen Dank für diese Perle. Die habe ich im geschlossenen Forum immer sehr gerne gelesen
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

:blush:
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1402 - Die Drachenwelt ist von H.G. Ewers, erschienen am 11.07.1988
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"Haben die Roboter denn als Seelenwärmer ausgereicht?"

"Nein, leider nicht. In ganz besonderen Härtefällen musste unser Chefpsychologe Dr. Malanda Singh selber ran, um Schlimmeres zu verhindern. So zum Beispiel im Fall von Vela von Zoltral und Hurlon Trungg, die absoluter Hysterie verfallen waren. Vela kreischte, sie wolle unbedingt nach Hause, und zwar jetzt und sofort; Hurlon schrie in gleicher Stärke, er wolle lieber sterben. Wir seien allesamt verdammt und verloren, weil alle, die wir kannten, längst tot und vermodert waren. So ging das in einem Stück immer weiter mit den Zweien. Singh blieb nichts andere übrig, als Beide in der Bordklinik aufzunehmen und erstmal mit Medikamenten ruhig zu stellen."

Guckys Gegenüber war sehr ernst. Die kann ja tatsächlich auch normal, ging es dem Ilt durch den Kopf. Ich weiß ja immer noch nicht, wie sie heißt und wer sie eigentlich ist. Und warum mir die ganze Geschichte samt Namen so klar im Kopf ist. Das hatten wir doch alles schon mal. Warum er die passenden Fragen nicht stellte, konnte er selbst nicht beantworten. Er fühlte sich auch nicht ausgefragt, er fühlte sich in ihrer Nähe wohl und sicher aufgehoben. Wie damals bei dem alten Mann auf diesem angeblichen Beiboot der CREST***. Hier habe ich genauso das Gefühl, sie weiß über mich alles und ich von ihr gar nichts. Na, auch egal. Ich werde ja sehen, wohin das führt. Vielleicht habe ich auch nur zu lange geschlafen.

"Die Besatzung von 14 Raumschiffen war komplett reif für eine ausgedehnte Psychotherapie. Und gleichzeitig wusstet ihr, dass dergleichen völlig unmöglich wäre. Hattet ihr denn, was die Milchstraße anging, da bereits Vermutungen?"

"Offen geredet haben wir darüber nicht. Wir hatten aber Befürchtungen schlimmster Art. Hätten wir das, was uns durch die Köpfe ging, in einer offiziellen Verlautbarung kundgetan, wären sicherlich noch wesentlich mehr Expeditions - Mitglieder reif für Dr. Singh gewesen. Aber sowas von...
Was wussten wir? Wir waren 695 Jahre in der Zukunft gelandet. Die BASIS, ein Riesenschiff war zerstört, oder zerlegt, die Hamiller das ausdrückte. Der hatte zudem einen in der Klatsche, da mussten zuerst Spezialisten ran. Das würde aber dauern. Dann sammelten Kartanin Menschen und Hauris ein, um sie zu versklaven. Unter normalen Umständen hätte hier längst ein gesunde terranische Flotte eingegriffen und für Ordnung gesorgt. Das war aber nicht passiert. Nein, wir waren alle sehr nervös. Das war eine Situation, in der uns unsere komplette Erfahrung absolut nichts nützte."

"Also musstet ihr Informationen sammeln."

"Ja. Das konnten wir natürlich nur da, wo Menschen lebten. Also ging es ab nach Bugaklis."

Spoiler

Gucky erzählt von der Drachenwelt:

Auch Perry hätte etwas darum gegeben, umgehend weiter zur Erde fliegen zu können. Es war ja nicht so, dass die ganze Chose einfach so an ihm vorbeigegangen wäre. Einfach nur in die andere Richtung und ab dafür. Logisch fundiert war die Reise nach Buglakis zwar, aber was nutzte das, wenn einem das Unterbewusstsein eine andere Meinung aufdrängte.

Bei mir war das nicht grade so ausgeprägt. Kein Wunder, Terra war und ist nur meine zweite Heimat. Richtig heim, nach Tramp, geht es für mich nicht mehr. Das unsichtbare Band, das die meisten Wesen mit zu Hause verbindet, ist bei mir verschwunden.

Wie auch immer. Wir kamen in dem System an, es gab keine Ortungsreflexe fremder Raumschiffe und absolut keine Funksignale. Buglakis war der zweite Planet des dortigen Systems, aber mitnichten eine Urlaubswelt, wie mein alter Kumpel Ras Tschubai meinte. Eine ziemlich extreme Umlaufbahn verbunden mit einer starken Neigung der Polachse führte zu schwierigen, aber immer noch aushaltbaren Verhältnissen für Menschen. Prompt fanden wir in einer Wüste nördlich des Äquators Hinweise auf kleine, primitive Siedlungen, die wir uns näher ansehen wollten. Ich war natürlich mit dabei, jawohl, denn ohne mich läuft in dem Laden ja nichts!

Ja, da darfst du mich weiter kraulen. Bisschen weiter rechts. Etwas tiefer, ja! Genau da! Und jetzt stundenlang. Bis dir die Hand abfällt!

Der Planet taugte übrigens wirklich nicht für Urlaube: Stürme, Kälte- wie Hitzeeinbrüche und dergleichen mehr hätten mich davon abgehalten. Ras hielt es wie gesagt auch für ungemütlich, aber wir hatten ja immerhin unsere SERUNs. Als wir uns der Siedlung näherten, entdeckten wir mitnichten Menschen, dafür wurde mir aber klar, warum ich nicht so richtig espern konnte: Es waren Hauris, deren ich Gedanken nur oberflächlich lesen konnte. Was wirklich in ihnen vorging, blieb mir verschlossen.

Sie waren im Laufe der Jahrhunderte auf eine Art Mittelalter - Zivilisation zurückgefallen: Wüstenschiffe mit Segeln, Riesenkatapulte, Wurfmaschinen. Wir waren einem Jagdtrupp über den Weg gelaufen. Naja, gegen Paratronschirme und Paralysatoren hatten die Kerle nicht wirklich eine Chance. Ras und ich holten uns zwei von ihnen und fragten sie aus. Nachdem wieder ich, wer sonst - ich sagte schon mal, dass ohne mich nichts läuft hier, ja? Also nachdem ich ihnen erklärt hatte, dass ihnen nichts passiert, weil wir ja die Bravsten von allen sind, wurden sie gesprächig. Menschen? Ja, die gibt es hier auch. Und anscheinend waren wir in genau zum richtigen Zeitpunkt angekommen: Einmal im Jahr traf man sich zum Handeln nebst gegenseitigen Wettkämpfen. Die standen kurz bevor, dann zeigten sie uns auf dem Weg zu den Handels- und Arenaplätzen ihr Heiligtum, die große Mutter. Das war allerdings nicht mehr als das Raumschiff, das seinerzeit wohl im Kampf mit den ebenfalls hier lebenden Menschen abgestürzt war.

Wir lernten danach die Menschen kennen, die uns gegenüber ziemlich skeptisch waren und auch blieben. Scheinbar hatten sie Recht: Als einige drachenähnliche Wesen auftauchten, verloren wir die Kontrolle über uns, aber allesamt, auch ich, stell dir das mal vor! Ich hatte sogar Schwierigkeiten mit dem Teleportieren! Aber dafür hatten wir ja unsere Aufpasserin: Atlans Freundin Iruna von Bass-Teth hatte einige besondere Fähigkeiten und stellte fest, dass hier wohl Psi - Kräfte zugange waren. Was soll ich sagen? Wir fanden eine Station, einen Naat, der wohl hier auch mal abgestürzt war und stellten fest, dass die seltsamen Kräfte von hier aus gesteuert wurden. Die Station begriff sich als Schutzherrin der Drachen, holte den Naat bei Bedarf aus dem Tiefschlaf und benutzte den armen Kerl manipuliert für ihre Spielchen. Wir retteten den Naat und steckten ihn in einen Medotank. Daraufhin vernichtete sich die Station selber und auf Buglakis gab es ein Problem weniger.

Perry und Atlan folgten den Bergmenschen allein, ohne Waffen und zu Fuß. Es galt, einen Blick auf das geheimnisvolle Buch "Log" zu werfen.



"Du siehst mal wieder, dass die komplette Menschheit ohne mich verloren wäre", eröffnete Gucky seinem Gegenüber. "Allesamt würden sie wohl noch auf Bäumen hocken, wenn es mich nicht gäbe!"

"Dass dein Selbstbewusstsein nicht das Allerkleinste ist, hat sich sogar bis nach Newengland herumgesprochen", sagte die namenlose Blonde schon wieder lachend. "Nur komisch, dass der erste Mondflug ohne dich zustande gekommen ist und wir hier eigentlich auch eine ganz vernünftige Meinung von uns haben!"

"Zugestanden: ein paar Kleinigkeiten schafft ihr auch alleine. Damit ihr nun nicht übermütig werdet, muss ich euch leider eröffnen, dass der Rest ist eindeutig und ausschließlich dem Retter des Universums zu verdanken ist!"

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Hm. Vielleicht hatte ich ja gehofft, dass mir Ewers elfhundert Bände später eher zusagt. Leider ist das nicht der Fall. Sein Schreibstil wirkt auf mich immer noch irgendwie hölzern und abgehackt. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass er an den falschen Stellen zu viel und an den richtigen Stellen zu wenig schreibt. Zum Beispiel findet die Beeinflussung von Rhodan und Co beim Drachen abschießen nur in einem Satz statt. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Es sind einzelne Worte, die bei mir nicht passen ("Verflixt", sagte Ras Tschubai).

Letztlich könnte man kritisieren, dass es an dritter Stelle eines neuen Zyklus für Füllromane noch zu früh sei. Aber dazu muss man in die Bewertung mit einfließen lassen, dass der Zyklus wohl mit ziemlich heißer Nadel gestrickt worden war und dass ohne solche Handlungsabschnitte die 100 nicht voll werden. Es kommt eben immer drauf an, was man draus macht.

Vielleicht bin ich auch nur ein verbohrter Ewers - Gegner. Der Roman war ja nicht durchgängig schlecht, aber so ganz der Bringer war er wirklich nicht. Der zweite Buglakis Teil stammt von Marianne Sydow. Mal sehen, sie das besser hinbekommt.

*** Ich hatte meine ersten Schreibübungen mitten im Dreihunderterzyklus begonnen. So nach 20 - 25 Bänden fing ich auf einmal an, zusätzlich zu den Romanschilderungen eine Rahmenhandlung drumherum zu schreiben. Rhodan, Atlan und Gucky, später auch Bull unterliegen im 16. Jahrhundert NGZ plötzlich dem Drang, sich gegenseitig Geschichtsabschnitte aus der M 87 Zeit erzählen zu müssen. Irgendwann orten sie auf der RT ein kleines Schiff, dass wie ein Beiboot der seligen CREST IV aus dem 25. Jahrhundert AD aussieht und auch technisch auf diesem Stand ist. Wo das Teil herkommt, kann nicht festgestellt werden.

Der letzte Teil meiner Erzählung findet auf diesem Schiff statt. Hierauf nimmt Gucky Bezug.

Intelligenterweise habe ich das nicht gerettet. Das fiel mir erst ein, all das GF verschwunden war.


:aua: :aua:
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1403 - Die fliegenden Menschen ist von Marianne Sydow, erschienen am 04.07.1988
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Es regnete immer noch und Gucky genoss es. Ungesiebte, gute Luft, dachte er. Nie mehr den Plastik und Blechkram auf Raumschiffen. Ab sofort geht es alle paar Wochen auf einen Planeten zum Auftanken. Es dürfte zwar nicht ständig so ein Rauschgoldengel wie hier neben mir sitzen und mir so vortrefflich den Nacken kraulen, aber ein bisschen Schwund ist eben immer dabei.

Seine Begleiterin sah in mit erhobenen Brauen an. Ich fühle mich beobachtet, ging ihm durch den Kopf. So, als wüsste sie genau, was ich denke. Gleich fängt sie wieder an zu lachen. Gucky sah sie an. Prompt lachte sie wieder.

"Du bist so...durchschaubar!", sagte sie. "Ein Blick in deine Kulleraugen und ich weiß alles!"

Das hatte ihm auch noch keiner gesagt. Gucky war der felsenfesten Überzeugung, dass auch hier schon wieder was auch immer nicht stimmte. Grade, als er sie nach ihrem Namen und noch so einigem mehr fragen wollte, sah sie ihm mit neugierigem Blick an. "Du willst mich doch nicht einfach so mitten in dieser Geschichte abwürgen und mich dumm sterben lassen? Perry Rhodan und Atlan waren also mit diesen Bergmenschen unterwegs."

"Naja, eigentlich war es nur einer", meinte der Ilt. "Er hieß Covar Inguard und war der Auserwählte von Stamm der Erdenkinder. Dann waren Perry und Atlan natürlich nicht allein unterwegs. Ich", er stand auf und richtete sich zu seiner Größe von etwas mehr als einem Meter auf, "ich war natürlich wieder mit dabei. Denn - hab ich schon mal erwähnt? - ohne mich läuft bekanntlich nichts. Gar nichts. Schließlich muss ja einer aufpassen, dass der Rest nicht allzu viel Unsinn anstellt!"

Spoiler

Gucky erzählt die Geschichte von Covar Inguard, dem fliegenden Menschen:

Es war Spätsommer. Das bedeutete für diese Ecke von Buglakis, dass ausgewachsene Orkane und selbst unten im Tal noch heftige Stürme zu Gange waren. Dunkle Wolken jagten über den Himmel und hüllten alles in einen seltsamen Nebel, der mit seinen gelblichen Schwaden aussah wie giftiges Gas. Trotzdem war Covar Inguard der Meinung, es wäre schönes Wetter. Die sommerliche extreme Hitze war weg und es fror noch nicht. Aber es ging auf den Winter zu. Also waren so gut wie alle Tiere damit beschäftigt, sich eine dicke Speckschicht anzufressen. Unvernünftige Menschen, die ihnen über den Weg liefen, hätten eine willkommene Mahlzeit abgegeben. Da unser Freund aber vernünftig war, ging er dieser Sorte Mitgeschöpfe lieber aus dem Weg.

Uns hielt er dagegen für absolut unvernünftig. Wir waren augenscheinlich unbewaffnet und liefen ziemlich unbeschwert durch die Gegend. Nach Covars Meinung durften wir ruhig verspeist werden, nachdem wir mindestens zwanzig Mördermajestäten getötet hatten. Die Rache der anderen Drachenähnlichen würde kommen und sie würde den Bergmenschen nicht gut bekommen.

Andererseits war er neugierig. Wir hatten schließlich etwas von dem gelobten Land Milchstraße und der Urheimat Terra erzählt. Aber, und das war seine felsenfeste Meinung, sollte diese Urheimat niemand Besseren zu bieten haben als diese Dummköpfe, könnten sie ruhig gefressen werden.

Perry und Atlan identifizierte er als normale Menschen. Sicherlich als etwas zu groß geraten - die Bergmenschen von Buglakis wurden im Regelfall nicht größer als 1,60 Meter - aber doch als Menschen. Mit mir konnte er absolut gar nichts anfangen. Immerhin hatten wir den Dschungel überstanden, leicht zerkratzt und ziemlich fertig mit der Welt, aber durchaus lebendig. Naja, das Monster, das einem Gucky gefährlich werden kann, muss erst noch geboren werden. Wie gefräßig es auch immer sein mag.

Ich teleportierte mit meinen beiden Helden durch die Gegend und so etwas kannte Covar Inguard nun gar nicht. Er war der Meinung, wir würden seltsame schnelle Sprünge ausführen und bemühte sich, uns auf die Schliche zu kommen. Was natürlich nicht klappte. Wirklich in Sorge waren wir nie, da Covar uns aus der Nähe heraus beobachtete und ich durch seine Gedanken vor Bösartigkeiten gewarnt wurde. Dies betraf natürlich auch die Langechse in unserer Nähe, der ich telekinetisch zur Flucht verhalf. Auf Covar muss das alles wie ein Zwischending aus Zauberei und seltsamen Zufällen gewirkt haben, erklären konnte er sich das nicht. Ich blieb ihm allerdings suspekt und er nahm sich vor, auf mich etwas besser aufzupassen.

"Das ist ein guter Vorsatz", eröffnete ich ihm, direkt neben ihm stehend. Er fuhr herum, hatte keine Ahnung, wo ich denn jetzt schon wieder so schnell hergekommen war und nahm sein Messer in die Hand. Das beeindruckte mich nun überhaupt nicht und ich eröffnete ihm, er hätte uns ruhig vor dem Untier warnen können.

"Warum folgt ihr uns?", fragte er. "Was wollt ihr von uns?"

"Das Buch Log", antwortete Perry. "Keine Sorge, wir wollen es nur lesen, wir wollen es euch nicht abnehmen."

Immerhin kamen wir ins Gespräch. Er erzählte uns etwas über die Mördermajestäten, aber auch darüber, dass er zusammen mit etlichen anderen von einem Sklavenschiff aufgesammelt und entführt worden war. Die Unholde waren natürlich Kartanin, die Covar, seine Leute und vor Allem seine Freundin meistbietend versteigern wollten. Die Arme überlebte die Tortur letztlich nicht. Das schürte natürlich Covars Hass auf die Piraten, Sashoy, so nannte er sie. Aber was soll ich sagen? Covar ist ein kluges Kerlchen. Nachdem er zwei bis dreimal weiterverhökert wurde, landete er schließlich in einer Raumfahrerkneipe, bekam dort das eine oder andere mit und schaffte es tatschlich, sich wieder an Bord eines Raumschiffes zu schmuggeln. Und so kam er wieder nach Buglakis zurück und führte uns zu seinem Volk auf den Berg Terrania.

Dort erfuhren wir, dass der Kartanin, den wir unterwegs aufgegabelt hatten und der an Bord unseres Schiffes gestorben war, wohl mit Covars Entführer identisch war. "Einer weniger", sagte er dazu und er eröffnete uns, dass der Kartanin Dor-Haran auf der Suche nach einem Barbarennest gewesen sein. Aus unserer Sicht konnte das nur die zerlegte BASIS sein.

Der arme Covar war natürlich wieder äußerst verwirrt und sogar entsetzt, als er nach schier endloser Kletterei endlich seine Leute erreicht hatte und wir schon vor Ort waren. Ein lächerlich kleiner Teleporter - Sprung hatte uns auf die Höhe gebracht. Er hätte mich am Liebsten sofort in die Mangel genommen und ausgequetscht, wie zum Teufel ich das mache. Dabei habe ich ihn doch nur freundlich angegrinst, okay, vielleicht mag es ein bisschen hämisch gewesen sein, aber nur ein ganz klein wenig. So gut wie gar nicht. Ich denke mal, so schätzt du mich doch auch ein, oder?

Auf jeden Fall wurden wir von den ziemlich misstrauischen Bewohnern nicht unbedingt freundlich empfangen. Manche beobachteten uns regungslos, einige zogen sich zurück, aber nicht wenige hielten Messer und kurzstielige Äxte in der Hand. Letztlich war die Kontaktaufnahme Atlans Aufgabe. Er war der völlig richtigen Meinung, sich mit Barbaren gut auszukennen. Er triebe sich ja seit Jahrtausenden bei und mit ihnen herum, meinte er und sah sich als prädestiniert an.

So erfuhren von den Dorfältesten mit dem sinnigen Titel Nathan - du siehst, allzu weit hatten sie sich nie von der Erde entfernt - dass es noch eine weitere Bevölkerungsgruppe gab, die sie Hangarleute nannten. Diese Hangarleute waren wohl auch die Ursache für den anhaltenden Disput mit den Drachenwesen. Sie zerstörten deren Bruthöhlen, um aus den dort abbaubaren Erzen Gewinn zu schlagen. Die teilintelligenten Mördermajestäten unterschieden natürlich nicht zwischen Bergmenschen und ihren Übeltätern, wie konnten sie auch. Zu allem Überfluss teilte der Nathan uns mit schlechtem Gewissen mit, dass diese Strolche ihnen das Buch Log gestohlen hatten.

Sowas ist natürlich kein Problem für den mehrfachen Retter des Universums. Zwei oder drei Teleportationen und das Ding war wieder da, wo es hingehörte. Es war natürlich nichts anderes als ein 700 Jahre alter Datenspeicher, den wir an Bord der CIMARRON auslesen konnten. Wir hörten die Stimme von Sandra Bougeaklis, der damaligen stellvertretenden Kommandantin der BASIS. Covar lauschte völlig ergriffen, Sandra galt als die Urmutter ihres Volkes. Und jetzt konnte er sie hören!
Die Stimme berichtet, man habe am 10. März 448 starke Strukturerschütterungen angemessen. Daraufhin hatte die Hamiller-Tube offensichtlich ihren positronischen Verstand verloren und veranlasste aus unbekannten Gründen die Zerlegung der BASIS. Die Besatzungsmitglieder verließen fluchtartig das Riesenschiff und retteten sich auf die vorhandenen Raumer und Beiboote. Das Schiff von Bougeaklis mit einer Besatzung von 500 Frauen und Männern flog in Richtung Hangay und wurde bei einem Orientierungsmanöver von einer Hauri - Flotte angegriffen. Das Ende vom Lied und gleichzeitig neuer Anfang waren die Bruchlandungen zweier Schiffe, eines der Menschen und eines der Hauris.

Wir spielten das Buch Log anschließend noch der Hamiller - Tube vor, die war aber immer noch verrückt und konnte mit dem Inhalt nichts anfangen. "Schade", sagte Dao-Lin-H'ay. "Ausgerechnet über Sayaaron haben wir nichts erfahren." Sayaaron ist der Kartanin - Name der Milchstraße, musst du wissen.

Im selben Augenblick quäkte eine aufgeregte Stimme: "Sayaaron ist ein Ort der Verdammten! Wer den fernen Nebel aufsucht, ist des Todes!" Das ging noch eine ganze Weile so weiter, bis es endlich jemand schaffte, für Ruhe zu sorgen.

"Das war Hamiller", sagte Atlan. "Endgültig wahnsinnig geworden."

"Nein", sagte Covar Inguard. "Ich habe bei den Sashoy in den Kneipen Geschichten über Sayaaron gehört. Es muss ein schrecklicher Ort sein. Man kommt nicht hinein und nicht hinaus. Es gibt Geisterschiffe und Gespenster, Raumfallen und Monster. Da fliegt keiner hin."

Danach brachten wir das Buch Log zurück zu seinen Eigentümern. An Bord der CIMARRON wurden indes Entscheidungen gefällt. Blindlings hinein rasen in diese scheinbar unwirtliche Heimat wollten wir nicht. Wir brauchten Informationen. Zu den Posbis sollte es gehen. Wenn jemand wusste, was passiert war, dann wohl unsere robotischen Verbündeten.

Bei Bugaklis ließen wir ein Schiff als Wache zurück, das eventuelle Sklavensammler von weiteren Aktionen abhalten sollte. Covar Inguard blieb bei uns an Bord der CIMARRON.

"Das war die Geschichte von Bugaklis", sagte Gucky. "Wir hatten ein paar Fetzen erfahren, aus denen wir schließen konnten, dass aus der Milchstraße eine wahre Horror - Galaxis geworden war. Letztlich waren wir aber so schlau wie vorher. Es kamen lediglich noch ein paar Stapel Fragen dazu."

Guckys Gegenüber sah ihn nachdenklich an. "Das ist damals völlig an uns vorbei gegangen. Es hat Vorteile, wenn niemand etwas von einem weiß. Man ist zwar aus dem kosmischen Geschehen komplett heraus, hat aber im Großen und Ganzen seine Ruhe. Ist das nicht besser so?"

Diesmal war es an Gucky, nachdenklich zu wirken. "Ja", antwortete er. "Ich glaube dir aufs Wort."

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Zwei Romane mit ähnlichen Thema. Einer kommt bei mir nicht an, den anderen finde ich einfach toll. Der Stil von Marianne Sydow ist fließend und nicht so abgehackt wie bei Ewers.

Die Besonderheit dieses Romanes ist die Erzählung aus der Perspektive von Covar Inguard, ist aber nicht in der Ich - Form geschrieben. Ich kann seine Sichtweise gut nachvollziehen, insbesondere seine Skepsis Gucky gegenüber ist gut geschildert. Sie hat mich mitgenommen, egal, ob in die Raumfahrerkneipen, die eigentlich nur kurz eine Rolle spielen oder ins Gebirge dieses unwirtlichen Planeten. Ich lese nicht einfach nur, vor meinem geistigen Auge läuft ein Film ab. Und dergleichen passiert mir nur bei den besseren Romanen.

Es kommt eben wirklich darauf an, was man daraus macht.

Im nächsten Band lässt uns Altmeister K.H. Scheer Ratber Tostan begleiten. Ich bin neugierig, ob er es schafft, mich genauso wie in den 300ern zu begeistern. Aber zunächst muss ich nach Köln rein, einen ziemlich fiesen Mörder suchen.
:D
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1404 - Diebe aus der Zukunft - ist von K.H. Scheer, erschienen am 18.07.1988
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"Weißt du", sagte Guckys Begleiterin, "bei uns ist so gut wie keiner der Unholde aus dieser ganzen Perry - Rhodan - Zeit aufgetaucht. Weder Bestien, noch Dscherro oder sonstwer. Es hat seine Vorteile, allein zu sein."

"Ja", erwiderte Gucky. "Ihr seid hier ziemlich am Ende der Milchstraße untergebracht. Wenn man nicht zufällig über euch stolpert, findet man euch nicht. Sogar ANANSI hat sagenhafte 3,871 Sekunden gebraucht, um mir ein paar Informationen über euch mit auf den Weg zu geben. Und selbst das war nicht viel. Ich musste sogar hoch und heilig versprechen, niemanden mitzunehmen oder zu informieren. Perry und Bully wissen für den Notfall Bescheid, sonst keiner. Und von mir wird auch niemand etwas erfahren, keine Sorge. Aber jetzt will ich wissen, wie du heißt. Sonst erzähle ich dir nichts mehr."

Der Ilt erntete ein freundliches Lächeln. "Namen sind Schall und Rauch", hörte Gucky ein Zitat, das seiner Meinung nach so alt war wie die Welt selber. "Aber wenn du unbedingt einen Namen brauchst, nenn mich einfach Lee."

Gucky musste sich schwer am Riemen reißen, um nicht einfach in ihren Gedanken zu lesen. Im Inneren haute er sich dafür auf die Finger. Nein, er wollte ausnahmsweise mal nicht neugierig sein. Dafür sah er die angebliche Lee misstrauisch an. "Soso", gab er von sich. "Und welche Rolle spielst du hier sonst noch?“

Lee lachte. "Mein Lieber", sagte sie, "Du bist für dein Alter einfach zu – keine Ahnung, wie ich das ausdrücken soll. Du bist ja nicht mehr der Jüngste und solltest daher in der Lage sein, Strolche jeglichen Geschlechts von normalen Zeitgenossen zu unterscheiden."

"Naja", meinte Gucky. Heute war wohl der Tag der Zitate. "Man hat sich so einiges angeeignet im Laufe der Jahre. Denn im Alter wird man vielleicht nicht weise, aber es gibt immer weniger Fehler, die man nicht schon gemacht hat. Keine Ahnung, wer das mal gesagt hat, aber so ganz dumm war der nicht." Er grinste. "Das werde ich Atlan bei Gelegenheit mal unter die Nase reiben, wenn er sich mal wieder als Schlauester von allen fühlt."

"Ok, Lee. Du willst sicherlich wissen, wie es weitergeht?"

"Ja, unbedingt. Es geht also jetzt in Richtung Posbis?"

"Nicht so schnell mit den jungen Pferden, meine Dame. Wenn unser größter aller großen Meister davon redet, dass es zu den Posbis geht, heißt das noch lange nicht, dass die Geschichte uns auch umgehend dahinführe. Jetzt sind erstmal die Maahks an der Reihe. Samt unserem alten Freund Ratber Tostan."

Spoiler

Gucky erzählt die Geschichte der Diebe aus der Zukunft:

Eigentlich wären wir schnell fertig. Aber eine Geschichte mit nur drei Sätzen ist nicht so ganz meins. Also stelle ich dir erstmal unseren Freund Ratber Tostan vor.

Er hätte dir gefallen: Gutaussehend, Hüne, markantes Gesicht, schwarze Haare. Ja, das war er. Zumindest vor seiner Drogensucht. Danach war er nicht mehr so schön. Er sah aus, als wäre er total dehydriert und des Weiteren wirkte er eher wie ein wandelndes Skelett. Er war mentalstabilisiert, immun gegen jede suggestive Beeinflussung und hatte ein paar Ecken in seiner Großhirnrinde zusätzlich aktiviert. Alles in Allem also ein ziemlich putziges Kerlchen. Normale Menschen wie zum Beispiel dich hielt er für völlig verweichlicht und wahrscheinlich sich selber für das Maß aller Dinge.

Nach irgendeinem Einsatz hatte er sich auf einer USO-Station für 10 Jahre in Tiefschlaf versetzen lassen. Weil aber die Weckautomatik nicht funktionierte, wurden da 584 Jahre draus. Dann aktuell nochmal 695 Jahre Zeitversetzung mit uns, das ergab schon nette Weile.

Das war also die Figur, die den Einsatz nach Midway und Lookout Station leiten sollte. Bully hatte ihn dahin geschickt, um den dort vermuteten Maahks einige Informationen über unsere Milchstraße abzuluchsen, bevor wir uns dann allesamt auf in Richtung Hundertsonnenwelt machen wollten. In Midway Station war schon mal nicht viel zu gewinnen, im Klartext geredet, sie war zerstört, vor mindestens 650 Jahren, wie die Syntronik meinte.

Blieb die Hoffnung, dass zumindest Lookout noch vorhanden war. Drei Überlichtetappen später kam man bei der heil gebliebenen Station an, wurde aber umgehend von ein paar auf Krawall gebürsteten Maahk - Schiffen angegriffen. Sie hielten unsere Freunde für Hauris, denen sie einen entsprechenden Empfang bereiten wollten. Sie ließen sich zuerst auch nicht für Geld und gute Worte davon überzeugen, es mit Menschen zu tun zu haben. Okay, Tostan sah nun wirklich nicht mehr wie ein Mensch aus, aber immerhin war der Rest der Mannschaft ja noch original. Das sonderbare waffenunterstütze Techtelmechtel zwischen Terraners und Maahks ging noch eine Weile weiter, bis man sich irgendwann darauf einigte, dass die Maahks ihre noch vorhandenen Altdaten herausrücken sollten. Anschließend würden sich Tostan und Co. davonschleichen. Mit allzu viel könne man aber nicht rechnen, weil während der Zänkerei mit den Hauris die meisten historischen Aufzeichnungen vernichtet worden waren.

Dann hatte der Grek 1 der Station, also der Obermaahk, einen Fehler gemacht: Er hatte etwas von einem konservierten Geschichtenerzähler von sich gegeben. Und damit war er bei Ratber Tostan an der richtigen Adresse. Im Schutz eines antitemporalen Gezeitenfeldes - du meine Güte, was für eine Wort Konstruktion, da bricht sich der tapferste Mausbiber ja den Nagezahn - kamen sie Lookout wieder näher. Vier Terraner und ein Swoon schafften es, in die Station einzudringen. Und den Obermaahk hielt man sich doch tatsächlich mit einem antiken Psychostrahler auf Vordermann, stell dir das mal vor! Jahrhundertelang war von diesen Dingern nicht mehr die Rede, und jetzt holt unser sympathischer Ratber auf einmal so ein Ding aus der Hosentasche. Keine Ahnung, wo der den auf einmal herhatte.

Der langen Rede kurzer Sinn: Freund Tostan war fassungslos, als er vor diesem Geschichtenerzähler stand: Es war ein Haluter im Kampfanzug. Und der fing plötzlich an zu reden. Er sei Icho Tolot, sagte er. Er sei aus der fernen Galaxis M 87 gekommen, um Perry Rhodan zu suchen. Danach war wieder Ruhe. Ratber Tostan machte noch ein - zwei Spielchen mit den Maahks, dann verschwand das Einsatzteam samt den bewegungslosen Icho Tolot im Raumanzug.

Man zog also ab und begann unterwegs, Tolot aus seinem Raumanzug zu schälen. Und erlebte die zweite Überraschung: Der Raumanzug war leer. Lediglich ein altmodisches Tongerät mit der dürftigen Ansage war vorhanden.
Man war sich sicher, damit auf der Hundertsonnenwelt einige andere Leute ebenfalls zum Staunen zu bringen.

"Viel erfahren habt ihr da aber nicht, oder?"

"Nein", antwortete Gucky. "Das Übliche eben: Dass in die Milchstraße keiner reinkam und vor allem auch keiner raus. Wir waren nach Ratbers Einsatz eigentlich genauso schlau wie vorher. Nur dass wir jetzt immerhin wussten, dass Icho Tolot irgendwo herumlief und Perry suchte."

"Weißt du, Gucky, ich bin deswegen so sehr interessiert an dieser ganzen Geschichte, weil auch diese Entwicklung komplett an uns vorbei gegangen war. Ihr habt auch heutiger Sicht mit eurem Hangay Experiment ein ziemliches Durcheinander geschaffen. Ist euch eigentlich klar, wie hoch die Anzahl der Wesen ist, die ihr ins Unglück oder gar in den Tod geschickt habt? Wie steht ihr dazu? Schau uns an. Wir haben uns direkt zu Beginn unserer Geschichte vorgenommen, in Vergessenheit zu geraten. Das haben wir geschafft. Und ich nehme dir hiermit das Versprechen ab, dass du dafür sorgst, dass das so bleibt. In eure Rhodan - Abenteuer wollen wir nicht mit hineingezogen werden. Das endet sehr häufig tödlich."

Gucky war sehr irritiert ob dieser Worte. Ja, dachte er. Das ist was dran. Vielleicht sollte ich wirklich auf Ilt - Suche gehen und Perry einen guten Mann sein lassen. Aber ohne mich wird das Chaos noch größer und ich fürchte, es wird alles noch schlimmer.

Er sah Lee sehr ernst an. "Du hast mein Wort darauf", sagte er. "Du hast mein Wort."

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Ein Roman von K.H. Scheer. Einem der Serienbegründer. Ein Band von dem Mann, der die geschichtlichen Grundlagen der Perry - Rhodan Reihe festlegte. Nach seinen Regeln funktioniert die Reihe mehr oder weniger heute noch.

Ich hatte den letzten Scheer - Band aus den 300ern noch vor Augen und war neugierig, was mich hier erwartete. Mir war zwar noch im Hinterkopf, dass Scheer in dieser Zeit nicht so ganz gut gelitten war, aber das erhöhte höchstens mein Interesse. Wie mag der Unterschied zu dem Autor sein, der ehedem als Chefautor tätig war?

Um es klar zu sagen: Der Roman hat mir nicht gefallen. Es war einer vorn der Sorte, die ich 5 mal weglege und 6 mal wieder anfange. Ratber Tostan kam bei mir gar nicht an. Er machte den Eindruck eines zu sehr von sich selber überzeugten Kommando - Typen. Tostan macht alles, kann alles und ist der Beste überhaupt. Es ist mir zu überzeichnet und es hat mich genervt, dass er den armen Swoon Posy Poos ständig mit Gürkchen anredete.

Natürlich gab es brüllende Umformer und Transformkanonen im 4000 Gigatonnen Bereich. Extrem militärischer Tonfall. Gellende Alarmpfeifen. Pfeifen? Naja. Nein, das war nicht mehr "mein" K.H. Scheer. Hier wirkt er wirklich wie aus der Zeit gefallen. Aber es kommen ja noch ein paar Romane von ihm. Es wäre schade, wenn die mir allesamt nicht zusagen würden.

19.11.2024: nanograinger schrieb im Nachgang zu meiner Enttäuschung, dass die späteren KHS - Romane besser wären. Das ließ mich hoffen...
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

8. Band 1405 - Die Erben der Posbis - ist von H.G. Ewers, erschienen am 25.07.1988
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"Sind wir aus eurer Sicht wirklich so schlimm?" fragte Gucky.

"Noch viel schlimmer. Sieh dir doch die Situation an, in der ihr stecktet. Sicherlich, ihr habt eine ganze Galaxis samt deren Bewohner vor dem Untergang aus diesem fremden Universum gerettet. Aber wieso trieb euch welcher Teufel auch denn überhaupt dahin? Habt ihr euch jemals vergegenwärtigt, was ihr in letzter Konsequenz mit euren Handlungen auslöstet? Es ist doch jetzt schon erkennbar, dass in der Milchstraße eine, ich sag mal, gewisse Art von Chaos herrschen musste. Solche Gerüchte, wie ihr sie bis dahin gehört habt, kommen doch nicht von ungefähr. Habt ihr euch mal überlegt, wie viel Wesen als Folge ihr Leben lassen mussten oder zumindest nicht so leben konnten, wie es ihnen eigentlich vorbestimmt war?"

Gucky war perplex, das war ein Blickwinkel, der ihm bislang größtenteils versagt geblieben war. Eine ad - hoc Antwort fiel ihm zudem nicht ein. Er fühlte sich völlig ratlos.

"Schau mal", sagte Lee. "Das ist doch nicht persönlich gemeint. Rhodan, Bull, Atlan und wie sie alle heißen, mögen geistig und moralisch einwandfreie Menschen sein. Von Sympathie oder Antipathie kann ich sowieso nicht reden, weil ich sie nicht persönlich kenne. Aber aus unserer Sicht zieht eine Krise die nächste nach sich. Zumeist klappt es immer nur so grade, dass die Sache wieder hingebogen wird. Es ist ja nicht so, dass hier auf Newengland überhaupt nichts ankommt. Aber das, was wir mitkriegen, reicht. Denn spätestens, wenn ihr mit diesem Kosmokraten und Chaotarchen - Gevölks anfangt, wird euch das Heft des Handelns endgültig aus der Hand genommen."

Lee holte tief Luft.

"Du, Gucky, wirkst anders auf mich. Du musst auf sie aufpassen."

"Das hat mir schon mal jemand gesagt. Und glaub mir, oh holder Rauschgoldengel, das mache ich. Es ist sozusagen mein unerkannter Hauptjob. Perry war zum Beispiel jahrhundertelang der Meinung, ich wäre sowas wie der Dorfdepp vom Dienst und meinte, mich beliebig in der Gegend herum kommandieren zu können. Naja. Ab und zu muss mal unsere großen Helden einfach nur glauben lassen, sie hätten Recht. Aber geh mal davon aus, dass es ohne mich noch schlimmer geworden wäre."

Diesmal war es an Guckys neuer Freundin, nachdenklich zu sein. "Ja", sagte sie. "Das glaube ich dir. Du hast sicherlich so manches Mal die Kastanien aus dem Feuer geholt. In Situationen, in denen eigentlich gar nichts mehr zu holen war."

"Womit wir wieder beim Thema wären. Als wir nämlich bei der Hundertsonnenwelt ankamen, war ich als größter aller Helden natürlich mit dabei."

Lee schmunzelte.

"Ich hab dir schon Mal gesagt, dass ich mehrfach das Universum gerettet habe?" Gucky warf sich in die Brust und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter und ein paar Zentimetern auf. "Das war nämlich so", begann er.

Spoiler

Gucky erzählt die Geschichte von den Erben der Posbis:

Es war eine gespenstische Situation, damals. 695 Jahre weg, einfach so. Und das Einzige, was wir hörten, waren extrem schlechte Nachrichten. Man kam nicht in die Milchstraße rein und auch nicht wieder raus und darin schien der Teufel persönlich zu herrschen. Zumindest, wenn man der Hamiller - Tube glauben darf, das war der übergeschnappte Rechner der BASIS. Normalerweise redete das Ding leicht distinguiert, ähnlich wie ein alter englischer Butler oder so.

Dabei fällt mir ein: Habt ihr hier eigentlich Butler? Wie englisch seid ihr denn? Gibt es hier auch Tee oder dieses komische Bier, dass außer euch keiner will? Du musst mir unbedingt was über euren Laden hier erzählen! Habt ihr Kontakt zur Außenwelt, wenn ihr doch versteckt bleiben wollt? Fragen über Fragen, liebe Lee!

Wo war ich stehengeblieben?

Ach ja. Hamiller. Bei dem ging ja schon länger das Gerücht um, dass in dem Kasten irgendwo tief drin das Gehirn von Payne Hamiller steckte, unserem Chef - Wissenschaftler von ehedem. Dahinter gekommen sind wir nie. Wenn ich mich jetzt so an ihn erinnere, könnte es aber glatt stimmen, so übergeschnappt, wie das Ding war. Ich sah Iruna von Bas-Teth, unsere halbakonische Freundin von vor dem Kasten stehen. "Sayaroon ist die Hölle!", tönte es daraus. Wesentlich mehr sagte der Rechner nicht, dabei waren wir felsenfest davon überzeugt, dass er uns einen detaillierten Geschichts - Abriss hätte liefern können, wenn, ja wenn er denn nicht bekloppt gewesen wäre. Sayaroon ist übrigens der Kartanin - Name für der Milchstraße.

Wir hatten ja schon ein paar schräge Vögel an Bord unserer Flotte und normalerweise war immer einer oder eine dabei, der oder die das Kind geschaukelt kriegte. Hier nicht. Hier war Hopfen und Malz verloren, wie der Hühnerzüchter sagen würde.

Was? Hühnerzüchter sagen das nicht? Das ist ein Spruch für Bierbrauer? Das können Englänger doch sowieso nicht, wenn ich Bully Glauben schenken darf. Und der weiß sowas, geh da mal von aus. Und da ihr euch für Engländer halten, könnt ihr das auch nicht. Punkt. Jetzt erzähl mir nix von Vorurteilen. Wenn ich eines in meinem Leben gelernt habe, ist es, stets und ständig absoluter Realist zu sein. Jawohl!

Und jetzt unterbrich mich nicht dauern, sonst werden wir nie fertig.

Also: Du erinnerst dich, dass wir zur Hundertsonnenwelt wollten? Von den Posbis erhofften wir Aufklärung über die verlorenen 695 Jahre. So erreichten wir am 16. April 1143 - wieso weiß ich das eigentlich schon wieder so genau? Ich habe zwar ein gutes Gedächtnis, aber so genau? - die Nähe der Hundertsonnenwelt und fielen einskommafünf Lichtjahre vorher aus dem Hyperraum. Und normalerweise hätte es hier vor Posbis und ihren komischen Würfelschiffen gewimmelt. Aber nichts dergleichen. Wir orteten drei Raumstationen, große Dinger mit 1500 Metern Durchmesser. An einer der Dinger hing ein Birnenschiff.

Gurrads! Mit denen hätte ich hier nun nicht unbedingt gerechnet. Wieso denn Gurrads? Und wo waren unsere Freunde, die Posbis?

Die zweihundert Atomsonnen gab es noch - die Hundertsonnenwelt war also äußerlich noch intakt. Aber es hatte sich viel geändert. Alles deutete auf eine friedliche Inbesitznahme hin, denn Kriege und Zwangsannektionen lagen den Gurrads nicht. Wir gingen nicht davon aus, dass sich ihre Psyche in den letzten 700 Jahren so stark geändert hatte.

Du weißt, wer Gurrads sind und welche Rolle sie in der terranischen Geschichte gespielt haben? Gut. Wir planten also eine Kontaktaufnahme. War nur die Frage, wie. Hätten wir ihnen erzählt, wir kämen aus der Horror - Galaxis im Hintergrund, wären sie misstrauisch geworden. Also, meinte Iruna, wir sollten uns als Angehörige einer arkonidischen Kolonie aus Andromeda vorstellen, dann hätten wir mehr Chancen. Wir näherten uns den Gurrads also mit einem Schiff, der KARMINA.

Iruna hatte zwischendurch nochmals nach dem schwerverletzten Naat gesehen, den sie von Buglakis mitgebracht hatte und der jetzt sowas wie ihr Paladin war. Dabei entdeckte sie in einem Nebentank einen kleinen Okrill, den sie Chatman nannte. Über seine Herkunft gab es nur Vermutungen, das würde hier zu weit führen. Nun war sie also Mama eines Okrills. Mir selber sind ja kleine Klon - Elefanten lieber, aber man kann es sich eben nicht aussuchen.

Naja, wir näherten uns der Hundertsonnenwelt und wurden von dem Ober - Gurrad Gorrasch begrüßt. Dann merkten Perry und Co, dass die Story von ihrer Herkunft wohl nicht auf fruchtbaren Boden gefallen war, denn unsere Helden wurden bei einem Besuch auf der Raumstation verhaftet und festgesetzt.

Unsere besonderen Freunde konnten zwar nicht an unser Schiff dran, das war mit einem Paratronschirm gesichert, dafür hatten sie aber ihre Besucher eingelocht. Die arkonidische Andromeda - Geschichte glaubten sie im Übrigen natürlich nicht, wie auch, man hielt unsere Leute für Hauris. Das hatten sie wohl mit den Maahks gemeinsam, wie ich später von Ratber Tostan erfuhr. Atlan und Perry erklärten den Löwenmenschen zum wiederholten Mal, dass sie keine Hauris wären, sondern Arkoniden. Nur, dass die angebliche Kolonie ein Generationenraumschiff sei und man nicht wisse, was in den letzten tausend Jahren hier passiert sei.

Ob Perry da wohl ohne Hilfe von außen rausgekommen wäre? Da inzwischen Ratber Tostan von Lookout angekommen war, gab es ein bisschen Budenzauber und elektronisches Sperrfeuer oder sowas - dabei verstecke sich die KARMINA auf einem Raumschiffsfriedhof zwischen uralten Posbiraumern. Man wollte ja immerhin noch rauskriegen, was mit unseren alten Bundesgenossen passiert war. Posbis fanden sie nicht, auch kein Zentralplasma, dafür aber einige Mattenwillys. Die erklärten dann so einiges, was uns aber auch nicht weiterbrachte. Icho Tolot, der vierarmige Prophet, war vor 500 Jahren hier gewesen und hatte nach Perry gesucht. Er fand ihn selbstverständlich nicht und das Zentralplasma sah daher keinen Sinn mehr in einem weiteren Aufenthalt auf der Hundertsonnenwelt. Es verschwand mit unbekanntem Ziel und unter Hilfestellung von Maahks und Gurrads an einem unbekannten Ort in Andromeda. Den Gurrads wurde aufgetragen, auf ihre alte Welt aufzupassen.

Und jetzt, ob holdeste aller meiner Begleiterinnen, kommt natürlich Guckys großer Auftritt. Du darfst mich also bewundern, keine Frage.

Ich war nämlich mit Cover Inguard, dem Barbaren von Buglakis und Eirene aufgebrochen, um sowohl Perry als auch einige Wahrheiten zu suchen. Man hatte uns zwar entdeckt und in psi - gesicherte Gefängnisse gesteckt, aber der Knast, in dem ein Gucky dauerhaft verweilt, muss erst noch gebaut werden.

Einer der Mattenwillys redete grade von Icho Tolot, dem vierarmigen Propheten, als ich bei Perry erschien. Da ich von Ratber schon wusste, dass er Tolots Kampfanzug den Maahks abgeluchst hatte, war mir auf einmal klar, wie ich die Löwenmenschen kirre bekommen sollte. Die hatten nämlich nicht geglaubt, dass Perry und seine Leute tatsächlich verschwunden waren und suchten fleißig nach ihnen. Sie fanden: Mich. Mich, Gucky den Großen. Den besten Ilt aller Zeiten und mehrfachen Retter des Universums. Sagte ich das schon mal? Man kann es nicht oft genug wiederholen.

Auf einem zentralen Platz sahen die Gurrads auf einmal einen 3,50 Meter großen und 2,50 Meter breiten Haluter herumlaufen, der ihnen mit lauter Stimme eröffnete, er hielte überhaupt nichts davon, dass er einst hinterlistig überwältigt und als Energiekonserve an die Maahks ausgeliefert worden war. Die einzige Möglichkeit, ihn, Tolot, zu besänftigen wäre die sofortige Freilassung des Helden aller Helden, eben Perry Rhodan und seiner Freunde. Er, Tolot, würde seine Leute beschützen, man komme ihm also besser nicht in die Quere.

Was soll ich sagen? Die Gurrads hielten Tolot für echt, meine Freunde hatten meine Scharade natürlich längst durchblickt. In dem Raumanzug war natürlich ich drin und bediente einen Stimmenverstärker. Wo Icho Tolot nun tatsächlich war und warum die Maahks nur einen Raumanzug ohne Haluter erhalten hatten, wusste letztlich niemand. Aber Perry für uns und Gorrasch für seine Leute schlossen Frieden miteinander und das, Lee, ist doch letztlich alles, was wirklich wichtig ist.


"Glaub mir, meine Freundin, ich kann euer Versteckspiel sehr gut nachvollziehen. Kriege sind so elend und überflüssig. Selbst, wenn es nur ein kleiner Frieden war, der hier geschlossen wurde, hatte ich Grund, stolz auf mich zu sein. Es sollte grundsätzlich verboten sein, dass Einzelne oder einige Wenige so viel Macht in Händen halten, dass sie andere friedliebende Wesen grundlos überfallen können.

Ich habe so viele Tode und so viel Leid erlebt, dass es mir ab und zu schwerfällt, geistig beieinander zu bleiben. So manches Mal, wenn ich darüber nachdenke, könnte ich einfach die Brocken hinschmeißen, nach meinen Ilts suchen und eine längere Auszeit nehmen."

Gucky hatte Tränen in den Augen.

Lee sah ihn lange, nachdenklich und sehr ernst an.

"Ja", sagte sie. "Aber bedenke immer eines: Du hast mit deiner biologischen Unsterblichkeit eine riesengroße Verantwortung. Und wenn dein Teil eben darin besteht, ein waches Auge auf die Menschen zu haben, musst du dieser Bestimmung folgen. Ohne dich, mein kleiner neuer Freund, wäre die Geschichte der Menschheit und auch dieser Galaxis mit Sicherheit anders, aber nicht besser geworden."

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Das Zweitwerk von H.G. Ewers in diesem Zyklus ist aus meiner Sicht in den ersten zwei Dritteln um Längen besser als die Geschichte von Buglakis. Der Roman lässt sich einwandfrei lesen, zumindest so lange, bis Gucky in die Handlung eingreift. Dann sind sie aus meiner Sicht auf einmal wieder da, die holprigen Stolpersteine von ihm.

Man merkt, dass Iruna von Bass-Teth Handlungsliebling von Ewers ist. Ihre Herkunft ist mir aktuell nicht klar, sie muss aber irgendwas mit Kazzenkatt zu tun haben. Ewers betont stets und ständig, sie sei mit dessen Schwester zusammengewachsen. Einmal kann sie sogar Perry Rhodan beruhigen. Und: Atlan scharwenzelt um sie herum. Er darf er sie zumindest tröstend in die Arme nehmen, weil sie auf den letzten zwei Seiten fast noch gestorben wäre.

Ob Iruna uns noch lange erhalten bleibt und was mit dem Naaht und dem Okrill in den Hibernationstanks passiert, weiß ich nicht. Ich lasse mich mal überraschen, ob die noch eine Rolle spielen werden. Ansonsten bin ich Guckys Meinung: Auch mir sind Klonelefanten lieber als Baby Okrills.
Ansonsten gab es mit der Hundertsonnenwelt und der Tatsache eines suchenden Icho Tolot ein kleines Häppchen. Das Erscheinen der Gurrads hatte mich damals zudem sehr überrascht, mit denen hatte ich nicht gerechnet. Wesentlich Neues gabs natürlich nicht, aber davon ist bei einem Band xxx5 auch nicht auszugehen.

Inzwischen ist auch der eigentlich vor dieser Geschichte liegende 300er Zyklus samt Rahmenhandlung wieder aufgetaucht. Forist thinman hatte ihn aus dem alten Forum gesichert und mir zukommen lassen.

Vielen lieben Dank dafür!
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Das hier hätte eigentlich vor die 1400er gehört. Also bitte nicht wundern, wenn Gucky sich immer wieder mal darauf bezieht. Meine Betrachtung der M 87 Zeit kommt nach dem Ende des Cantaro-Zyklus an die Reihe.
Das war's für diese Woche. Heute ist zwar Freitag, aber ausnahmsweise gibt es keinen Skatabend, sondern ich treffe einen ehemaligen Kollegen auf einen Zoch durch die Südstadt. Mal sehen, ob das Kölsch in da genauso gut schmeckt wie in meinem alten Partykeller.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1406 - Barriere im Nichts - ist von Robert Feldhoff, erschienen am 01.08.1988
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Gucky stand kurz auf und reckte sich.

"Du kannst mir ja jetzt erzählen, was du willst, aber das dauerhafte Reden mit gleichzeitigem Wühlen in der Vergangenheit führt dazu, dass ich neue Energie für mein Gehirn brauche. Hunger!", meinte er.

Lee sprach etwas in ihr Armband und kurze Zeit später fiel Gucky die Kinnlade herunter.

"Den kenn ich doch", sagte er mit Blick auf den klobigen Roboter, der auf einmal mit einem Tablett in den Händen links von hinten aus dem Park angestakst kam. "Wo hast du den her? Was für Spielchen macht ihr hier wieder mit mir armem kleinem Mausbiber?"

Lee sah Gucky an, als wäre er ein interessantes, neu entdecktes Insekt. "Ich weiß zwar nicht, was du hast, aber das ist ein Original aus dem alten 21. Jahrhundert, stammt aus unserem Heimatmuseum und muss regelmäßig bewegt werden. Sonst rostet er ein. Typ Butler 02/IVa. Er kann sogar reden. Warte ab."

Gucky sah der Maschine misstrauisch zu, wie sie einen Tisch vor ihm abstelle und eine überaus gute, leckere und frisch aussehende Gemüseplatte darauf positionierte. Der Robot deutete eine Verbeugung an und sagte: "Sir, Ihr Lunch für heute ist angerichtet. Haben Sie weitere Wünsche, Sir?"

Die Stimme klang ziemlich blechern. Gucky stand auf ging einmal um seine Bedienung herum und entdeckte auf der rechten Seite in Hüfthöhe des Roboters Marke Uralt ein Typenschild: Whistler Robot Company, Philadelphia, Terra. CEO: Henry F. Whistler., darunter Butler 02/IVa samt einer ellenlangen genauen Typenbezeichnung inclusive zugehöriger Nummer. Gucky las noch das Datum 21.06.2004 und das für damalige Zeiten unvermeidliche Made On Terra.

"Du bist also ein steinaltes Relikt aus grauer Vorzeit", sprach der Ilt den Robot an. "Gibt es noch mehr von deiner Sorte?"

"Ich verstehe nicht Sir. Haben Sie noch weitere Wünsche?"

Lee lachte. "Seine intellektuellen Fähigkeiten sind ein wenig begrenzt. Er ist ja nicht mehr der Jüngste", eröffnete sie Gucky. "Er kann Bestellungen annehmen, versteht Ja, Nein, Bitte, Danke und dergleichen, aber für mehr reicht es nicht."

Gucky sah auf seinen Tisch. Die Gemüseplatte ließ nichts zu wünschen übrig: Brokkoli, plophosische Blaukohlkügelchen, Spargelspitzen von Olymp (Gucky erkannte sie an der türkisenen Farbe mit den dunkelroten Sprenkeln darauf) und natürlich Mohrrüben. Die frisch geernteten Erdbeeren waren als Dessert gedacht.

"Bring mir noch was zu trinken. Ein stilles Wasser und einen gemischten Gemüsesaft."

"Sehr wohl, Sir." Die Maschine verbeugte sicher erneut und verschwand hinter den rückwärtig gelegenen Sträuchern. Keine 15 Sekunden später tauchte sie wieder auf. Das gewünschte Wasser stand auf dem Tablett, daneben ein großes Glas mit einer undefinierbaren Flüssigkeit. Sie sah schmutzig dunkelgrün und sämig aus. Ergänzend war sie von hellroten Schlieren durchzogen.

"Ihre Bestellung, Sir. Ein stilles Wasser und ein frischer Gemüsesaft. Haben Sie noch weitere Wünsche, Sir?"

"Ähm, nein, nein. Du darfst dich zurückziehen."

"Sehr wohl, Sir." Der Robot drehte sich um und stakste in Richtung Gestrüpp davon.

Gucky schnupperte misstrauisch an dem Gemüsesaft, probierte und war umgehend begeistert. "Wenn hier alles so gut ist und schmeckt, bleibe ich am besten gleich hier. Zumindest nehme ich ein paar ganz konkrete Vorschläge für die Bordküche der RAS mit." Er steckte sich eine Blaukohlkugel in den Mund und wähnte sich im siebten Gemüsehimmel der Ilts.

Nach ein paar Bissen sah er seine Begleiterin an. Wo hatte das Ding das Zeug so schnell her? Bestellt und eine Minute später stand es schon hier. "Da stimmt doch schon wieder was nicht. Ich stelle dir die Frage erneut: Was für Spielchen spielt ihr mit einem armen, kleinen Mausbiber? Und gib mir eine vernünftige Antwort, ich glaube dir sowieso kein Wort. Dir ist nicht zufällig so ein Tattergreis Marke uralt über den Weg gelaufen?"

Lee lachte schon wieder. "Gucky, Gucky", sagte sie. "Du hast in deinem Leben zuviel Unsinn erlebt. Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: Deine Lieblingsspeisen sind in der ganzen Milchstraße bekannt. Sogar an deren Ende auf Newengland. Als ich dich hier sitzen sah und merkte, dass du echt bist, habe ich über mein Armband eine entsprechende Bestellung aufgegeben und alles vorbereiten lassen. Das wars auch schon."

Gucky nuschelte mit vollem Mund so etwas wie "Mit mir könnt ihr es ja machen!" und konzentrierte sich weiter auf sein Lunch - Paket.

Als er die letzte Möhre verspeist hatte, nahm er noch einen Schluck Gemüsesaft und meinte, er würde sich die Erdbeeren für später aufheben.

"Denn jetzt wird es interessant", eröffnete er Lee. "Es ging in Richtung Milchstraße."

Spoiler
Gucky erzählt die Geschichte von der Barriere im Nichts:


Es dreht sich hier hauptsächlich um zwei Personen. Nein, eigentlich um drei. Wenn man Perry und Bully mal außer Acht lässt.

Da waren Covar Inguard, unser kleiner Barbar von Buglakis. Eirene, Perrys Tochter, hatte ihn unter ihre Fittiche genommen und wollte ihm unbedingt erklären, dass nicht alle Kartanin des Verteufelns wert waren. Sie hatte ihm glaube ich elfundneunzig Mal erklärt, dass man die Feliden nicht alle über einen Kamm scheren durfte. Und dass es unter Menschen insgesamt gesehen auch nicht besser war. Strolche und sogar Kriegstreiber wie übelste Diktatoren hat es immer gegeben, warum sollte es bei den Kartanin anders sein?

Letztlich, er kapierte es nicht oder er wollte es nicht kapieren. Die Prägung durch die Sashoy, wie er sie nannte, war wohl zu stark. Eirene stellte fest, dass sie alleine nicht weiterkam und stellte ihn unserem Meistersänger, dem Ophaler Salaam Siin, vor. Salaam war ein ungeheuer sensibler Typ, also fast so wie ich, weißt du, und er lebte und starb für den Gesang. Er begegnete allen Lebewesen mit äußerstem Respekt und versuchte, gewaltsame Auseinandersetzungen zu vermeiden, wo es eben nur ging. Andererseits wusste er in Gefahrensituationen aber auch, wo der Hammer hängt und setzte sich mehr als einmal durch.

Das alles machte er mit Gesang, den er auf seinem Schiffchen psionisch verstärken konnte. Frag mit nicht, wie er das gemacht hat, aber es wirkte. Bei mir klappt das leider nicht und ich probiere es hier gar nicht erst aus. Das hab ich einmal gemacht, kurze Zeit später saß ich alleine im Raum. Dabei ist meine Stimme so beeindruckend. Glaubst du nicht? Da sieht man es wieder. Du unterscheidest dich von Covar Inguard nur durch ein paar Zentmeter Körpergröße, dein Geschlecht und deine blonden Haare. Tief in dir drin muss es genauso barbarisch wie bei ihm aussehen. Und bring mich nicht immer aus dem Konzept, sonst sitzen wir in zwei Jahren noch hier.

Und während Salaam Siin unserem Neuling etwas vorsang, war er zunächst tatsächlich in der Lage, an Kartanin zu denken und sie anzusehen, ohne gleich einen Anfall zu kriegen. Das sah also alles ganz gut aus.

Damit hast du zwei der drei Hauptpersonen kennengelernt. Bei der dritten, dem Hangarmeister der CIMARRON mit Namen Quando Perst, waren schon die Voraussetzungen schlechter. Das war aber niemandem so richtig klar. Quando kam nach einer fast gescheiterten Ehe auf die CIMARRON. Er war verheiratet und hatte eine kleine Tochter, die er über alles liebte. Naja, er war mit seinem Job nicht zufrieden, fühlte sich falsch eingesetzt und überqualifiziert - ihm war nach einem sehr heftigen Arbeitstag dummerweise die Hand ausgerutscht, als seine Dreijährige zu Hause an seinem Rechner herumgespielt hatte und dabei einen Stapel wichtiger und kaum ersetzbarer Daten gelöscht hatte.

Der langen Rede kurzer Sinn: Seine Frau warf ihn trotz noch laufendem Ehevertrag raus und sagte ihm, er solle in einem halben Jahr nochmal wiederkommen. Quando Perst wollte danach einfach nur noch weg und die sechs Monate irgendwie überstehen, daher heuerte er auf der CIMARRON als Hangarmeister an. Das mit dem halben Jahr und seiner geplanten Rückkehr zu Frau und Kind hätte auch funktioniert, wenn, ja wenn nicht dieses verdammte Stasisfeld mit den 695 Jahren gewesen wäre. Wir waren ja alle komplett aus den Pantinen gehauen, auch wenn wir Unsterbliche uns das nicht anmerken lassen dürften. Die anderen hatten es da schon schwerer. So auch Quando, der komplett aus der Spur lief, als er realisierte, dass er seine Frau und seine geliebte Tochter nie mehr wiedersehen würde und dass beide seit Jahrhunderten tot waren.

Nachts konnte er nicht schlafen und er fing mit etwas an, das vielen Wesen auf Dauer Schwierigkeiten bereitet. Er nahm Schlafmittel, zuerst nur, um nachts besser schlafen zu können. Dann wirkten die Dinger nicht mehr und er nahm immer mehr, bis sein Mediker misstrauisch wurde, ihm den Zugang sperrte und ihm dringend zu einer Entgiftung riet. In Quandos Kopf kam das nicht an, von dem Psychokram wollte er nichts wissen und redete sich so grade wieder heraus. Und so ganz langsam wurde ihm klar, dass seine Frau und seiner Tochter noch leben müssten. Dass seine Abhängigkeit ihm das nur vorgaukelte, war ihm natürlich nicht bewusst. Man musste also nur in die Milchstraße fliegen, dann würde sich alles weitere von alleine klären. Seine Schlafmittelchen kochte er sich in diversen Laboren der im Hangar stehenden Beiboote selber.

Das war die Situation an Bord, bevor es in Richtung Milchstraße ging. Bully hatte veranlasst, dass die CIMARRON 6000 Lichtjahre vor der Milchstraße aus dem Hyperraum fiel. Es gab keine Ortungen und vor Allem keine Funksignale, was eigentlich mehr als unwahrscheinlich war. Perry und Bully beschlossen, sich der Milchstraße langsam aber sicher zu nähern. Unsere kleine Flotte wurde synchron geschaltet und Perry ließ einen Notknopf an seinem Sitz einbauen. Der sollte im Falle eines Falles einfach zu drücken sein und automatisch den Rückflug der ganzen Truppe veranlassen. Dann kam die entscheidende Etappe und auf einmal fühlten wir uns alle wie völlig vor die Pumpe gelaufen. Als wir wieder denken konnten, merkten wir, dass wir wieder zurückgeflogen waren. Perry hatte tatsächlich auf seinen roten Knopf gedrückt. Technische Untersuchungen brachten nichts ein, die Syntrons waren genauso daneben wie wir auch.

Vielleicht wäre da ein ganz simples steinaltes Elektronengehirn besser gewesen als dieser ganze neumodische Quatsch. Das hätte man mit dieser seltsamen Wahnsinnsbarriere vielleicht nicht beeinflussen können.

Wie erging es nun unseren Hauptdarstellern? Covar Inguard war bei Salaam Sinn und drehte völlig durch, als wir die Barriere erreichten. Er kriegte nicht mehr auf die Reihe, wer er war oder wo er war und griff die Kartanin an Bord des ophalischen Schiffes brutal an. Salaam Siin konnte in im letzten Moment mit einem heftigen und kurzen Gesang von weiteren Untaten abhalten.

Bei unserem anderen Freund wurde die Sucht und die daraus resultierende Abhängigkeit immer schlimmer. Weil er sich das Schlafmittel selber herstellen konnte, kannte er kein Maß und kein Ziel mehr. Er steigerte sich in den Wahn, dass die Schiffsführung die Flotte bewusst davon abhielt, in die Milchstraße hinein zu fliegen. Und damit natürlich ihn von seiner Familie trennte. Dass die nach 695 Jahren nicht mehr leben konnte, realisierte er nicht.

Ein zweiter Versuch, in die Milchstraße hineinzukommen, scheiterte ebenfalls. Nur, dass diesmal die Syntrons etwas merkten: Nämlich, dass die Zeit rückwärtslaufen würde. Und: Ausgeschickte Sonden kamen auch nicht weit. Sie explodierten einfach. Damit standen wir wieder am Anfang.

Nicht so jedoch Quando Perst. Er hatte sich eine Bombe gebastelt und verlangte, dass die CIMARRON innerhalb von einer Stunde in unsere Galaxis hineinfliegen müsse, sonst würde er das Schiff sprengen. Naja, er stand in einem der Reaktorräume. Im Erfolgsfall wäre uns das wohl nicht sonderlich gut bekommen.

Also musste unsere lebende Beruhigungspille Salaam Siin ran. Er ließ unseren kleinen Barbaren einfach einen Barbaren sein, kümmerte sich in Folge um Quando Perst und schaffte es tatsächlich, ihm mit seinem suggestiven Gesang zu beruhigen. Mir als ärmsten aller Mausbiber blieb dann die ehrenvolle Aufgabe, die Bombe nach draußen zu teleportieren. Ich hatte sie noch nicht ganz losgelassen, um zurückzuspringen, da explodierte das Teil. In der Tat, das wäre uns übel bekommen.

Wir probierten das mit den Sonden noch an ein paar anderen Stellen. Das nützte erwartungsgemäß natürlich nichts, die Dinger explodierten samt und sonders. Dann aber passierte doch noch was. Wir erhielten einen anscheinend automatischen Funkspruch. Jemand, der sich als der Eremit von Satrang vorstellte, warnte alle Raumfahrer, sich der Milchstraße zu nähern. Eine dunkle Macht halte die Sterneninsel fest im Griff und zerstöre alle die, die versuchten, die Wälle zu durchbrechen, an Körper und Geist. Der Teufel selbst wohne in Terras Halen.

Nun denn. Uns war natürlich völlig klar, dass wir diesen Eremiten aufsuchen würden. Die Sendung kam vom zweiten Planeten einer orangegelben Sonne, es ging natürlich umgehend in diese Richtung. Kurz vor der Landung erhielten wir einen zweiten Funkspruch: Sie haben mich beraubt, ich habe nur noch wenige Stunden zu leben. Was soll nun werden? All die Jahrhunderte umsonst, nun ist es aus. Ich sterbe...

Für mich war klar, dass ich mir das umgehend selber und alleine ansehen musste.

Lee versuchte, ihre Gedanken in Worte zu fassen. "Ich versuche grade, mich in eure Situation hineinzudenken und schaffe es nicht. Dass da manch einer überschnappte, kann ich nachvollziehen. Was ist denn mit diesem Quando passiert?"

"Nicht viel. Das Bordgericht schob alles, seine Sucht wie das Handeln danach, auf den Schock mit den 695 Jahren. Er wurde entgiftet, war danach ein anderer Mensch und hat für den Rest seiner Tage einen großen Bogen um Schlafmittel oder Rauschgift gemacht."

Lee hing immer noch ihren Gedanken nach und versuchte sich vorzustellen, wie sie sich an Bord eines der Schiffe gefühlt haben würde. Sie kam nach wie vor zu keinem Ergebnis und wollte Gucky nochmal dazu befragen. Sie sah ihn an und stellte fest, dass der Ilt plötzlich glasige Augen bekommen hatte. Sie sah, dass ihr neuer kleiner Freund jetzt ganz woanders war.

"Lee, hast du eigentlich Freunde?", fragte Gucky.

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Auch wenn es Robert Feldhoff nicht gepasst hat, wenn man es ihm damals unter die Nase gerieben hatte - die Parallelen zu WiVo sind aus meiner Sicht unübersehbar. Die Art, wie er schreibt oder wie er an die Romane herangeht. Zu Beginn sind wir bei Quando Perst und seiner Familie, also an einem Ort, der mit der laufenden Handlung nichts bis nicht viel zu tun hat. Wir lernen Perst kennen und verstehen aber deswegen während des Romanes besser, wie und warum er zu dem Bombenbauer wurde.

Reginald Bull ist kein zweitklassiger Grüßonkel, sondern gleichberechtigter Partner Rhodans. Schon alleine das macht mir den Autor sympathisch. Natürlich kann man fragen, warum man Perst nach der erkannten Sucht nicht etwas fester angepackt hatte, aber das ist m.E. Jammern auf hohem Niveau.
Der Roman hat nun die Fraktion der Lesenden nicht wesentlich schlauer gemacht; wir wissen aber immerhin, dass eine oder zwei Barrieren das Hineinfliegen in oder das Hinausfliegen aus der Milchstraße verhindert.

Und der Spruch mit dem Teufel in Terras Hallen macht mehr als nur neugierig. Eindeutig Daumen hoch!


Auch der obige Bedienungs-Robot erinnert Gucky natürlich wieder an die M 87 Geschichte. Der stand auf dem schon erwähnten angeblichen CREST Beiboot in einer ausgesparten Ecke herum und wurde aktiv, wenn jemand etwas zu essen oder zu trinken haben wollte. Das Gewünschte servierte er ohne weitere Vorbereitungszeit umgehend. Wie er das gemacht hat, konnte nie geklärt werden. So wie unsere Helden ihm nachspionierten, stellte er sich wieder in seine Ecke und schaltete ab. Da hier der Roboter dessen exakte Kopie zu sein scheint, ist es kein Wunder, dass Gucky misstrauisch wird.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

Beitrag von RBB »

Band 1407 - Der Eremit von Satrang - ist von Clark Darlton, erschienen am 01.08.1988
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Lee sah Gucky erstaunt an.

"Ich frage dich nochmal, Lee. Hast du Freunde? Echte von der Art, dass du dich sofort vor sie stellst, wenn was auch immer sein sollte? Die sich umgehend für dich in die Bresche werfen, wenn du in Not bist? Also nicht so Allerwelts-Hallo-wie-geht's-Geschichten, sondern rede ich von etwas, dass weit darüber hinaus geht."

"Ja", sagte sie. "Die habe ich zu meinem großen Glück."

Gucky sah, dass sie etwas an ihren Fingern abzählte und dazu für ihn unhörbar Namen nannte. "Weißt du, wir haben uns ein paar Worte in der Altsprache aufbewahrt. Sätze, von denen wir der Meinung sind, dass man sie besser nicht ausdrücken kann. Einer davon lautet: Friends you can count on, you can count on one hand with a left over finger or two!"

"Das ist was dran", entgegnete Gucky, dessen Blick sich wieder geklärt hatte. "Die Maßstäbe an echte Freundschaften sind sehr hoch. Ohne sie hätte ich es nicht bis hier hingeschafft, Zellaktivator hin oder her. Und den anderen geht es auch nicht besser. Von so Sonderfällen wie Atlan vielleicht mal abgesehen. Aber auch der hatte während seiner Zeit auf der Erde Leute, auf die er sich blind verlassen konnte."

Ich habe hier etwas, dass zu diesem Thema passt.

Spoiler
Gucky erzählt die Geschichte von der Suche nach dem Eremiten von Satrang:

Satrang, so hieß der Planet der orangeroten Sonne. Der ist übrigens genauso gut versteckt wie euer Newengland. Wenn man nicht zufällig über ihn stolpert, findet man ihn nicht. Oder so gut wie nicht. Meinte zumindest der Eremit, der die beiden Funksprüche veranlasst hatte.

Wir hatten keine Ahnung, wer er gewesen sein sollte. In seinem Funkspruch war zwar von Jahrhunderten die Rede, das sprach also für einen Aktivatorträger, aber er konnte genauso gut ganz jemand anderes sein, der sich mit ein paar Tricks ein längeres Leben verschafft hatte. Auf jeden Fall war er den Herrschern der Milchstraße gegenüber konträr eingestellt und alleine das hätte dafür gesorgt, dass wir ihn unbedingt kennenlernen mussten. Es gab ja noch einige Rätsel zu lösen. Und nun, da er uns mitgeteilt hatte, dass er im Sterben läge, drängte die Zeit. Da war mir klar: Ein Ilt muss tun, was ein Ilt tun muss. Ohne die anderen. Ich hatte das dringende Bedürfnis, dem eigenen Gespür zu folgen, ohne ständig auf irgendwelche Besserwisser Rücksicht nehmen zu müssen und teleportierte.

Unsere Leute hatten in der Zwischenzeit noch ein Objekt festgestellt, das Satrang extrem schnell verließ und so der Ortung entkam. Wer oder was das war, konnten sie nicht sagen. Man mutmaßte aber, dass es etwas mit dem zweiten Funkspruch zu tun hatte. Der Nachricht mit dem zu erwartenden Tod des Eremiten. Die Lage war also so: Wir wollten wissen, wer dieser ominöse Eremit war und ihm wenn möglich helfen, irgendwas Fremdes war geortet worden und Gucky war schon weg.

Das veranlasste unseren größten aller großen Meister, sich mit Ras Tschubai zusammen ebenfalls nach Satrang zu begeben. Der Rest durfte ehrfürchtig auf unsere Rückkehr warten.

Als ich auf dem Südkontinent ankam, fand ich Gurrads, Hauris, Kartanin, eben alle möglichen Sorten von Wesen, aber keine Stammbewohner der Milchstraße. Und: Sie hatten allesamt einen ziemlichen Sockenschuss. Du kennst den Begriff nicht? Naja, sie waren ein bisschen gaga in der Birne, leicht verrückt, sozusagen.

Mit dem Begriff Eremit konnten sie etwas anfangen, aber wer sich wo dahinter verbarg, wusste keiner. Abgesehen davon hätte es sie in ihrem Zustand auch nicht interessiert. Was blieb mir übrig? Ich war in einem Sanatorium für Geistesgestörte gelandet. Mehr oder weniger planlos sprang ich durch die Gegend, mein zwingendes Ziel war es, den Eremiten zu finden, ehe es zu spät war.

Nun, Glück muss der Ilt haben. Nach einem Treffen mit einem verrückten Posbi, einem gestörten Medorobot und einem kranken Kartanin materialisierte ich mitten in einer modernen Rechneranlage. Ich sah ein dreidimensionales Abbild der Milchstraße, die von einer transparenten Kugelschale eingehüllt wurde. Außerhalb der Schale war zum Beispiel die Hundertsonnenwelt oder der kleine Sternhaufen M 30, in dem Satrang zu finden war. Ich entdeckte zwar nicht den geringsten Hinweis auf den Eremiten, fand aber heraus, dass Satrang nichts anderes als ein Rehabilitationszentrum für all jene Raumfahrer war, die vergeblich versucht hatten, die Barriere zu durchbrechen. Ich entdeckte den Grundriss der Klinik und zudem einen gesundeten Gurrad mit Namen Schorsch - ein Gurrad, der Schorsch heißt, stell dir das mal vor! -, der sich hier zweifellos besser auskannte als ich.

Schorsch war hier als Krankenpfleger tätig und hatte daher allen Anderen etwas Wesentliches voraus: Er kannte das Terminal, von dem aus man sich mit dem Eremiten in Verbindung setzen konnte. Nach einigen Fehlversuchen erinnerte sich wieder an das Passwort zur Inbetriebnahme und was soll ich sagen? Auf dem Bildschirm entstand das uralte mumienhafte Gesicht eines Terraners. Der augenscheinlich kurz vor dem Tode stehende Mann sah mich an und sagte: "Du, Gucky?"

Ich fühlte mich, als hätte mir einer einen Schlag mit der Keule unseres alten Lord Zwiebus verpasst. Du kennst Lord Zwiebus nicht? Unseren Vorzeige - Neandertaler von ehedem? Wenn wir hier fertig sind, muss ich unbedingt war für eure Bildung tun, merk dir das mal. Aber ich war doch ziemlich fertig mit meiner Welt. Ich sah zweifellos einen Terraner vor mir und zudem einen Zellaktivatorträger. Natürlich wollte ich wissen, wer er war und ebenso natürlich erhielt ich keine Antwort. Stattdessen sagte er mir, wir sollten Ronald Tekener und Roi Danton suchen und den Kampf weiterführen.

Dann sagte er, er habe Angst, dass seine Errungenschaften in falsche Hände fallen würden und er habe daher die Selbstvernichtungsanlage für die technischen Einrichtungen aktiviert.

Perry und Ras tauchten kurz danach in dergleichen Station auf. Sie hatten einen Eimer Technik in der Hand, der abspielbar war und uns erklärte, wie der Eremit Satrang gesucht, gefunden und errichtet hatte. Ja, es war ein Sanatorium zur Heilung derjenigen, die in der Barriere hängen geblieben waren und: es war ein Entwicklungszentrum für eine Waffe, mit der man den Chronopulswall überwinden könnte. Immerhin hatte das Kind jetzt einen Namen. Auch wenn wir immer noch nicht mehr wussten. Auch wenn dieses neue Gerät noch nicht fertig war und die Pläne mit der Selbstvernichtung zerstört wurden.

Und ich? Ich fand nach endloser Sucherei plötzlich ganz schwache Gedankenimpulse eines Sterbenden. Es ging in eine unterirdische Bunkeranlage im Gebirge; in Laboren und Maschinenhallen suchte ich nach den immer kraftloser werdenden Gedanken des Eremiten, von dem ich immer noch nicht wusste, wer er war.

Entschuldige, aber das war damals sehr heftig. Ich muss mich erstmal neu sammeln. Danke, dass du mich in den Arm nimmst, solche Situationen wie damals hauen mich immer wieder um.

Ich sah vor mir auf einem Bett eine ausgestreckte Gestalt. Als ich auf das Bett zuging, öffnete der Sterbende mühsam die Augen. Er erkannte mich und versuchte, sich aufzurichten. Er fiel direkt wieder zurück und sagte: "Du - Gucky. Du hast mich gefunden. Es ist zu spät." „Wer bist du, Eremit“, fragte ich ihn. Seine Gedankenimpulse wurden immer schwächer. Dann kam mir die vermeintlich rettende Idee: Ich legte ihm meinen Aktivator um, aber es war zu spät. Es reichte nur noch für ein paar letzte Worte, dann starb der Eremit.

Perry und Ras fanden in der Zwischenzeit mit der Unterstützung von Schorsch, dem Gurrad, in einem Rechner einen Text, in dem der Eremit auf die neuen Herrscher der Milchstraße hinwies. Von denen war wohl ein Todeskommando nach Satrang gekommen. Sie brachten den Gesuchten zwar nicht direkt um, dafür raubten sie aber den Zellaktivator. Der Eremit wies nochmals auf die Selbstzerstörung hin und bat, Terra zu grüßen.

Mir wurde in der Nähe des verstorbenen Eremiten anders. Ganz anders. Ich sah, was uns ZA - Trägern bevorstand. Allen. Das Gesicht wurde noch älter und mumienhafter und zerfiel. Zuerst das Gesicht, dann der ganze Körper.

Ich stand einfach nur da. Keine Ahnung, wie Perry mich gefunden hatte, aber er schüttelte mich wach. Natürlich wollte er wissen, wer denn der Eremit war. Ich sagte es ihm. Es war Geoffrey Abel Waringer, Perry Rhodans verwitweter Schwiegersohn.

Zurück an Bord der CIMARRON waren natürlich alle, die Waringer kannten, absolut fertig mit der Welt. Perry hatte es sich ausbedungen, unseren alten Freund alleine die letzte Ehre erweisen zu dürfen. Seine Asche wurde in einer silbernen Urne beigesetzt und umkreist nun für alle Zeiten die Sonne Satrangs.

Lee sah Gucky sorgenvoll an.

"Keine Sorge, ich bin wieder okay", schloss der Ilt seine Erzählung ab.

"Ich stelle mir grade vor, nein, ich versuche grade, mir vorzustellen, ich kenne jemand jahrhundertelang und dann ist er auf einmal weg. Und er stirbt nicht einfach so, sondern er krepiert 60 Stunden lang mit vollem Bewusstsein vor sich hin. Dann kriege ich das letzte Ende noch mit und weiß genau, irgendwann geht es mir genauso. Steht man da nicht kurz davor, verrückt zu werden?"

"Der eigentliche Tod war es noch nicht mal. Irgendwann ereilt es uns alle, früher oder später. Das Ende war das Schlimmste. Den Zerfall mitzukriegen. Zu wissen, dass man das eigene Sterben sieht. Ich war danach tagelang nicht einsetzbar. Es ist etwas anderes, wenn man vom Tod einer geliebten oder eng befreundeten Person erfährt oder ob man direkt daneben steht. Aber“, Gucky machte eine Pause und holte tief Luft, „es gibt noch Schlimmeres."

Gucky erzählte von den beiden Toden seiner Frau Iltu und seines Sohnes. "Glaub mir, da wollte ich wirklich nicht mehr leben. Und spätestens dann bist du wieder beim Thema echte Freunde. Ohne Bully, Perry und all die anderen hätte ich das nicht überstanden."

Als hätte ein imaginärer Wettergott von Guckys Stimmung erfahren, hörte es erneut auf zu regnen und die Wolken rissen auf. Ein gleißender, goldgelber Sonnenstrahl erfasste sowohl Gucky als auch Lee, ließ die Welt wieder heller aussehen und brachte bessere Stimmung zurück.

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Mich hatte vor dem Roman schon die Neugierde erfasst, ob der Clark Darlton der 1400 er noch mit dem der 300er vergleichbar ist. Natürlich ist er das. Er ist sogar identisch. Wenn ich bei KHS der Meinung war, er schriebe mit gebremstem Schaum, entfällt das bei unserem guten Walter.

Natürlich war der Tod eines Geoffrey Abel Waringer bei ihm in guten Händen. Respektvoll näherte er sich dem letzten Moment und Guckys Grauen ist nachvollziehbar.

Aber trotz- und alledem ist es ein typischer Darlton, wie er typischer nicht sein kann. Ein Gurrad, der Schorsch heißt, ein Bully, der eben einfach nur ein Bully ist und nach Feldhoff wieder zurück in Richtung Grüßonkel geht, Sätze wie "wenn wir wenigstens wüssten" oder "wenn ich den erwische" sind sowas von CD...

Es ist eben "fast wie in alten Zeiten", wie Rhodan vor sich hin sann. Ein Überflieger ist der Roman nicht, keinesfalls. Aber ein würdiger Abschied für Waringer. Auch wenn mir dieses krankhafte Vermeiden einer Namensnennung den Nerv getötet hat. Allzu viele Möglichkeiten gab es ja zur Identifizierung des ominösen Eremiten gab es ja nicht. Er war ein Terraner, männlich und sagte, man solle Tek und Roi suchen. Blieben also nur HGA oder GAW, wenn ich das richtig sehe. Auf diese Idee hätten unsere Helden auch kommen können. Naja, andererseits hätte sich auch wirklich ein Unbekannter in die Phalanx der Langlebigen einschleichen können.

Gleichzeitig strahlt der Roman trotz der aus meiner Sicht vorhandenen "CD - Unebenheiten" eine Friedenssehnsucht in kriegerischen Zeiten aus, wie es nicht jeder hinbekommen hätte. Daher Daumen hoch.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

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Band 1408 - Ein Tropfen Ewigkeit - ist von Ernst Vlceck, erschienen am 15.08.1988
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"Wo wir grade beim Thema waren", sagte Gucky, "seid ihr hier eigentlich alles gute Freunde? Habt ihr ab und zu mal Streit untereinander? Polizei, Gerichte, Knäste? Welche Regierungsform habt ihr überhaupt?"

Lee lachte schon wieder. Ich nehme sie am besten mir auf die RT, wenn es wieder zurück geht, dachte Gucky. Sie würde die Laune an Bord um mindestens 75% anheben.

"Du meine Güte, du willst es aber genau wissen", entgegnete Lee.
"Klar", meinte der Mausbiber. "Ich kriege so langsam aber sicher das Gefühl, dass ich hier heftigst ausgefragt werde. Ich erzähle eine ellenlange Geschichte und über so ganz kleine und diskrete Nebenanmerkungen erfährst du alles über mich, aber ich absolut nichts über euch. Es wird Zeit, dass sich das ändert. So ganz vor die Pumpe gelaufen bin ich ja auch nicht. Gut. Konkretisieren wir mal eine Frage: Welche Regierungsform habt ihr und wer ist euer Obermotz?"

"Wir sind eine konstitutionelle Monarchie mit einem parlamentarischen System."

"Das heißt also, ihr habt einen Imperator oder einen König oder so was?"

"Eine Königin. Unsere Monarchie ist matriarchalisch. Männer taugen nicht als König."

"Ich auch nicht?"

"Du schon mal gar nicht."

Guckys Blick auf Lee schien ein bisschen beleidigt zu sein. "Ich", dozierte er, "habe das Universum mehrfach nachweislich gerettet und soll nicht als Chef auf eurem Hinterwäldler - Planeten zu gebrauchen sein?"

"Du bist eben wie alle anderen Männer auch. Verspielt, hauptsächlich Blödsinn im Kopf und zu sehr Haudrauf. Frauen sind verständnisvoller, einfühlsamer und einfach besser geeignet."

So ganz überzeugt war Gucky nicht. "Das erklärt mir jetzt ausgerechnet eine Frau. Wie heißt denn euer Wunderkind?"

"Zweihundertsiebenunddreißig."

"Aha.''

"Oh, entschuldige. Du kennst dich hier ja nicht aus. Unsere Königinnen heißen grundsätzlich Elisabeth. Nach den beiden längst verblichenen beiden Elisabeths der uralten englischen Krone. Der Nummer eins und der Nummer zwei. Beide waren eigentlich nicht dafür auserkoren, Monarchin zu werden. Sie blieben es aber ihr Leben lang und gaben ganzen Zeitaltern einen Namen. Das hat uns immer imponiert, daher sind wir bei dem Namen Elisabeth geblieben. Und unsere derzeitige Königin ist eben die Zweihundertsiebenunddreißigste. Wir brauchen auch keine siebenundzwanzig Seiten mit Titeln und Anreden wie die arkonidischen Imperatoren. Die offizielle Bezeichnung unserer Regentin lautet in der Altsprache: Her Royal Highness, Elizabeth CCXXXVII. Darauf verzichtet sie aber zumeist. Sie gibt sich völlig normal und hat in einer Kneipe schon Mal einem Thekennachbarn aufs Maul gehauen."

"Das macht mir die Dame direkt sympathisch", meinte Gucky dazu. "Du musst sie mir bei Gelegenheit mal vorstellen".

Der Ilt sah seiner Begleiterin in die Augen.

"Ihr habt ja nun genug Platz hier. Ihr könnt euch aus dem Weg gehen, wenn ihr euch gegenseitig auf die Nerven fallt. Natürlich wird es auch hier ab und zu Streit geben, aber ich denke, das ist nichts, was sich nicht beheben lässt. Stell dir nun eine wesentlich beengtere Situation vor. Ein paar Tausend Leute in einem flugunfähigen Raumschiff. Oder einer Station. Oder einem Asteroiden. Gottverlassen und fern der Heimat einsam im All unterwegs. Keine Funkgeräte, keine Hoffnung auf Rettung. Und jetzt denk darüber nach, wie das Leben dort sein könnte. In solch ein Teil geht der nächste Teil unserer Reise."


Spoiler



Gucky erzählt die Geschichte von dem Tropfen Ewigkeit:


Julian Tifflor war unterwegs. Du weißt, wer Julian Tifflor ist? Genau, einer aus unserer Gilde. Aber viel mehr weißt du nicht? Okay. Als kleiner Lausebengel war er Fan von Spiderman, einer Art Mutant, der mit besonderen Fähigkeiten durch die Gegend springen konnte, nachdem er eine Spinne verspeist hatte oder so ähnlich. Tiff war von den Anfangstagen der Dritten Macht an zusammen mit Perry, Bully und vor allem mir für den Aufbau des Solaren Imperiums zuständig. Er machte schnell Karriere, hatte allerdings seinen eigenen Kopf, was ihm zu Beginn auch mal den einen oder anderen Verweis einbrachte. Auf Grund seiner Fähigkeiten erhielt er zunächst eine Zelldusche, später gehörte er zu den Glücklichen, die einen Zellaktivator erhielten.

Das brachte natürlich mit sich, dass er ständig und überall an vorderster Front mitkämpfte. Die komplette Geschichte würde hier zu weit führen, dann wären wir übergestern noch dran. Er war eigentlich ein ganz normaler Mensch und ging die halbe Zeit als so eine Art Reserve-Rhodan durch, bis er wegen eines ziemlichen Durcheinanders mit seinem Aktivator unsere Zeitebene verlies und tatsächlich eine Million Jahre zu Fuß unterwegs war. Danach war er nicht mehr der alte Tiff. Eigentlich lag es nahe, dass er, auslöst durch irgendwelche kosmischen Überwesen, vor einiger Zeit verschwand.

Ich frage mich so manches Mal, ob er noch lebt und wie es ihm geht. Ob wir es jemals erfahren? Er ist nämlich nicht tot, er ist ganz einfach weg. Wahrscheinlich auf Dauer, aber weiß mans?

Auf jeden Fall war Tiff unterwegs zum Siragusa Black Hole. Dort gab es vor unserem Aufbruch nach Tarkan eine Forschungsstation, deren Leiterin er kannte. Diese Dame hatte es sich in ihren Kopf gesetzt, schwarze Löcher zu erforschen und nach Einstein - Rosen - Brücken zu suchen, um so das Universum zu durchqueren. Mir ist nicht ganz klar, welche Hoffnungen Julian sich letztlich machte, vielleicht dachte er, die Leiterin wäre mit ihren Forschungen weitergekommen und man hätte so einen Weg durch den Chronopulswall gefunden. Na ja, erfand nur drei der ehemals acht Stationen. Fünf waren komplett zerstört, die anderen drei waren Wracks. Die sollten aber untersucht werden, vielleicht würde man ja etwas finden, dass uns weiterbringen würde.

Einer fand tatsächlich etwas: Mein alter Gefährte Fellmer Lloyd - die arme Socke ist übrigens auch tot, da kannst du sehen, was die angebliche Unsterblichkeit taugt - hatte auf einmal ein Spielzeug in der Hand. Einen kleinen Roboter, nicht größer als seine Handfläche. Dann merkte er, dass es sich eigentlich nicht um einen Roboter handelte, sondern dass er einen Cyborg festhielt. Dazu brauche ich noch nicht mal mein Gedächtnis zu bemühen. Obwohl ich nicht dabei war, sehe ich das Ding vor mir, als hätte es in meiner Hand gelegen. "CANTARO", stand auf der Anzeige seines Prüfgerätes. Und: "480 NGZ". Er wollte den Spielzeug - Cyborg einschalten, versorgte ihn mit Energie und konnte dann leider nur noch zusehen, wie er explodierte.

Naja, mehr brachte die ganze Aktion nicht ein. Zurück an Bord der PERSEUS eröffnete ihm sein Stellvertreter, man habe einen kosmischen Irrläufer entdeckt. Ein Asteroid triebe sich im Leerraum Richtung Magellansche Wolken herum, war also irgendwo, wo er grundsätzlich nicht hingehörte. So was ist im Regelfall Grund genug, sich so ein Teil näher anzusehen, denn meistens stimmt damit etwas nicht.

So wars dann auch. "Illu, die Mutter aller in der Welt, heißt euch willkommen", meldete der Funker einen ziemlich seltsamen Empfang. Man wollte wissen, ob denn jetzt die Retter aus Ardustaar gekommen wären.

Tiff und Co besuchten den Asteroiden und fanden ziemlich fiese Zustände vor. Überlebende Kartanin hatten eine auf Mangelverwaltung aufgebaute Zivilisation errichtet. Das Übliche halt: Einige Wenige hatten alles und lebten im Luxus, der Rest konnte sehen, wie er zurechtkam. Allerdings war ein Mutant, ein Hypno, unter den Unterprivilegierten, sowieso grade dabei, die herrschende Kaste beiseite zu schieben und die vorhandenen Ressourcen gerecht auf Alle aufzuteilen. Tiff nahm das erfreut zur Kenntnis, veranlasste ein paar Reparaturen, stellte Nahrungsmittel und Sauerstoff zur Verfügung und versprach, dass man zu gegebener Zeit Informationen an die richtige Stelle weiterleiten werde. Ich hoffe, er hat das nicht vergessen, sonst sind die armen Teufel heute noch unterwegs.

Als Gegenleistung sozusagen durfte er Zugriff auf die noch erhaltenen Datenspeicher nehmen. Und so ganz langsam erfuhren wir mal etwas über die Vergangenheit. Zwar nicht viel, aber es war ein Anfang, immerhin. Zusammen mit dem Transfer der Tarkan - Galaxis Hangay in unser Universum wurde die Große Intergalaktische Katastrophe ausgelöst. Krieg brach aus und so gut wie alle Völker der Galaxien der Lokalen Gruppe waren betroffen. Diese Katastrophe war im Übrigen auch an unserem Stasisfeld schuld und ich frage mich heute noch, wieviele Tode wir hätten verhindern können, hätte es dieses verdammte Feld nicht gegeben.

Nun denn, die Kartanin wollten den Völkern der Milchstraße zur Hilfe eilen und schickten ein Riesenteil von einem Raumschiff auf Reise. Der neue Feind, die Cantaro, so hatten sie gehört, würde furchtbar in der Milchstraße wüten und gnadenlos gegen alles Leben vorgehen. Da musste unterstützt werden, indes, es nützte nichts. Der Chronopulswall musste damals wohl schon in Ansätzen existiert haben; sie kamen auf jeden Fall nicht in unsere Galaxis hinein. Warum die Kartanin nun ihr Glück ausgerechnet an dem dortigen Schwarzen Loch versuchten, schilderte der Datenspeicher nicht. Aber einmal angekommen, schlossen sie sich wohl auch der Meinung der dort Forschenden an, mittels Einstein - Rosen - Brücke in die Milchstraße hinein zu kommen. Und das war wohl der Anfang vom Ende dieser stolzen Expedition. Mehr war nicht zu erfahren.


"Ihr habt großes Glück gehabt, dass euch über die Jahrhunderte hinweg niemand gefunden hat und ihr hier in Ruhe leben könnt", schloss Gucky seine Erzählung ab.

"Ja, da hast du Recht", erwiderte Lee ihrem Geschichtenerzähler. "Wir sind auch gar nicht so erpicht darauf, das kannst du mir glauben. Womit wird aber wieder beim Thema Perry Rhodan wären. Hättet ihr die Finger von Hangay gelassen, wäre es nicht zu dieser Großen Katastrophe gekommen. Ohne Große Kosmische Katastrophe keine Kriege, ohne Kriege keine Toten. Weißt du, ich genieße deine Gegenwart sehr und bin ziemlich stolz darauf, dass du ausgerechnet mir all diese Dinge erzählst. Aber ob ich dem Verursacher höchstpersönlich über den Weg laufen möchte, ist mir zumindest im Moment völlig unklar."

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Ein zwiegespaltener Roman von Ernst Vlceck. In überaus faszinierender Weise schildert er die Zivilisation auf dem Asteroiden und ich hatte überhaupt keine Lust, zu Julian Tifflor auf die PERSEUS umzuschwenken. Diesen Teil der Geschichte habe ich oben weggelassen, weil ich nicht mal ansatzweise in der Lage bin, Vlcecks Story rüberzubringen. Für mich schreibt er sehr plastisch, dagegen wirken die Geschehnisse an Bord des Schiffes unserer Freunde hölzern. Der Teil der Kartanin hätte erweitert werden können und aus einem Roman wären zwei geworden.

Es ist ja nun schon ziemlich lange her, dass ich in Sachen Cantaro unterwegs war. Wie ich schon schrieb, ist das alles im Nebel der Vergangenheit verschwunden und im Gegensatz zu den Uralt Zyklen habe ich diesen Teil der PR - Geschichte tatsächlich nur einmal gelesen. Vieles ist für mich daher absolut neu und bis jetzt gefällt mir die ganze Sache. In diesem Band war ein Teil, was ich allerdings nie vergessen hatte und ich erinnere mich daran, dass es mich damals ganz kirre machte, nicht mehr darüber zu erfahren: Der Spielzeug - Cyborg ist in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Zum ersten Mal taucht der Name Cantaro auf.
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story

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Band 1409 - Sucher in M3 - ist von Arndt Ellmer, erschienen am 11.07.1988
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"Du wärest aber angenehm überrascht, wenn du Perry kennen lernen würdest", erwiderte Gucky auf die Befürchtungen seiner Begleiterin. "Und noch was zu diesem Thema: Ohne einen Perry Rhodan, einen Reginald Bull oder einen Atlan da Gonozal gäbe es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Menschheit mehr. Ich bin da eher eines der kleineren Lichter. Ich tue das, was man mir sagt. Die Entscheidungen treffen andere. Zugegeben, so ab und zu, aber eher selten, wie du dir sicherlich denken kannst, habe ich meine eigenen Vorstellungen. Dann mache ich das, was ich für richtig halte. Beispielsweise diesen Einöd - Planeten hier zu besuchen, um festzustellen, dass es sogar hier nette Menschen gibt. Da staunst du was? Ich kann durchaus sympathisch sein."

"Stell dein Licht mal nicht zu sehr unter den Schemel", sagte Lee dazu. "Ohne dich würde doch die Hälfte nicht funktioniert haben, soviel habe ich noch aus dem Geschichts - Unterricht parat. Ich meinte mit meiner Bemerkung einfach die Frage, ob ihr euch denn nicht mal ein paar hundert Jahre aus alle dem heraushalten könntet? Oder wird es euch Unsterblichen dann zu langweilig und ihr dreht alle durch?"

"Naja, bevor ein Gucky durchdreht, muss es schon ziemlich hart kommen. Im Zweifelsfall würde ich mich in ein Raumschiff setzen und auf Ilt - Suche gehen. Aber dann wäre ja keiner hier, der auf Perry und Co aufpasst. Wenn ich sie nicht immer wieder aus der Bredouille holen kann, wird es erst richtig finster."

"Ja, aber verhaltet euch doch einfach mal ruhig. So wie wir. Weniger Aktivitäten, weniger Probleme, weniger Gewalt, weniger Tote. Hier funktioniert das doch auch!"

"Meinst du denn, wir machen das mit Absicht? Eines baut auf dem Anderen auf. Sicherlich, Perry hätte vor Urzeiten nicht auf den Mond fliegen müssen. Dann hätten es Ersatz - Piloten gemacht. Ob die aber so besonnen gewesen wären wie Perry und Bully? Im Zweifelsfall hätten deren Vertreter anders gehandelt und die Erde wäre im Atomkrieg vergangen. Es waren aber nun mal Perry und Bully, die auf die Arkoniden trafen. Der Atomkrieg wurde verhindert, aber durch das arkonidische Raumschiff wurden andere Intelligenzen auf die Erde aufmerksam und der ganze Ärger ging los. Perry hat nicht gerufen "kommt alle her zu uns" oder dergleichen. Sie kamen einfach von alleine. Noch ein Beispiel gefällig?"

Gucky sah Lee herausfordernd an. Dann redete er einfach weiter.

"Perry Rhodan hat sich nach dem Ende des Krieges gegen die Bestien jahrzehntelang Vorwürfe anhören müssen, dass er damals nicht die Finger von Andromeda samt der MdI gelassen hat. Nun ist aber Forschung und Vergangenheitserforschung ein wesentliches Element menschlicher Existenz. Wäre Rhodan nicht von Iratio Hondro entführt worden, hätte er den Planeten Kahalo samt fremder Technologie nicht entdeckt. Ich denke mal, dass das Erforschen solch fremder Errungenschaften legitim ist und nichts mit Kriegen zu tun hat. Das siehst du auch so? Gut. Durch weitere Ereignisse mitsamt der Entführung waren die Koordinaten von Kahalo aber nicht mehr bekannt und es ging auf Suche. Man fand die gesuchte Welt zunächst nicht, es verschwanden aber immer wieder Raumschiffe im Zentrums - Sektor. Also machte sich die CREST II, das damalige Flaggschiff mit samt unserem neuen Freund Icho Tolot, dem Haluter, mit auf den Weg. Man entdeckte mit Tolots Hilfe sechs absolut gleichartige Sonnen, die mitten im Weltall zu einem perfekten Sechseck angeordnet waren. Das führte natürlich zu Gravitationsanomalien, auf die man nicht vorbereitet war. Die CREST wurde in das Zentrum des Sechsecks gezogen und was soll ich sagen? Es war ein Transmitter. Das Ende vom Lied war ein Zwangsbesuch in Andromeda und das Entdecken der Meister der Insel. Und die wussten, wer wir waren, wir hatten aber keine Ahnung von denen. Da seitens der Meister Eroberungsgelüste bestanden, mussten sie bekämpft werden. Mit allen Konsequenzen, die leider erst mit einem Dolan Angriff und etlichen Milliarden Toten endeten. Noch Fragen? Nenn mir irgendeinen Zeitraum der Geschichte, irgendein Ereignis und ich baue dir die gleiche Kette auf wie hier."

Lee sah Gucky ziemlich geschockt an. "Entschuldige", flüsterte sie. "Man sollte mit seinen Sprüchen aufpassen, wenn das notwendige Wissen fehlt." Sie war kreidebleich geworden und völlig fassungslos.

"Ist ja gut", sagte Gucky. "Nur berücksichtige bitte, dass wir wiederholt in ähnlichen Situationen am Ende unserer Kräfte waren und dass wir zu keinem Zeitpunkt freiwillig in derartige Strudel hereingeraten sind. Ihr hier vor Ort seid außen vor. Und du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich freue, dass es euch hier mitsamt eurer Welt gibt. Ich werde alles daransetzen, dass das so bleibt und euch auf nicht absehbare Zeit niemand findet. Dann bleibt euch wirklich viel erspart."

"Wie kann ich das denn wiedergutmachen?" fragte Lee.

Gucky winkte gönnerhaft ab. "Du darfst mir die nächsten drei Stunden den Nacken kraulen", meinte er. "Dann sehen wir weiter."

"Sag mal", fragte der Ilt nach einer genießerischen Weile, "Positroniken habt ihr hier aber doch auch oder macht ihr alles manuell?"
"Meiner lieber Freund", antwortete Lee. "Wir mögen zwar nicht die Fortschrittlichsten sein, aber so ganz daneben sind selbst wir nicht."

"Hattet ihr denn schon mal eine überschnappte Positronik auf eurer Welt? Nein? Dann erzähl ich dir mal was von so einem Teil"


Spoiler
Gucky erzählt die Geschichte von dem Sucher in M3:


Hamiller war verrückt geworden. Natürlich nicht der große Wissenschaftler, sondern die Hauptpositronik von der zerlegten BASIS. Nun hat eine simple Positronik eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie funktioniert oder sie funktioniert nicht. Bei der Hamiller - Tube gab es ein paar mehr. Exzentrisch war das Ding nämlich schon immer. Exzentrisch, ein Rechner damaliger Bauart! Das muss man sich mal vorstellen. Wenn man sich mit dem Ding unterhielt, meinte man ab und zu, es stände ein originaler englischer Butler vor einem. Gibt's bei euch auf Newengland noch Butler? So richtig mit Verbeugung, sehr wohl, Sir und passt es jetzt mit dem Tee?

Nein? Schade! Mit denen würdet ihr glatt zur Touristen - Attraktion, wenn ihr denn wollen würdet. Aber ihr wollt ja nicht. Nun gut. Ein Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Auf jeden Fall war Hamiller von dieser Sorte. Der Kasten begrüßte sein Umfeld mit "Guten Tag, Sir" oder "Guten Tag, Ma'am" und bestand darauf, mit Hamiller angeredet zu werden. Nun ging schon damals seit längerer Zeit das Gerücht um, das Gehirn Payne Hamillers sei darin verborgen, irgendwo in den Tiefen dieses Dingens mit acht Meters Breite und vier Metern Höhe. Öffnen konnte man ihn nicht, der Rechner konnte sich mit Schutzschirmen einhüllen und besaß eine autarke Energieversorgung. Einfach so den Stecker ziehen ging also nicht und noch nicht mal ich schaffte es, hinein zu teleportieren.

Ob da also wirklich einer drin war? Keine Ahnung. Ich glaube, wir sind da nie hinter gekommen. Naja, derjenige, der damals den besten Draht zu der Positronik hatte, war unser Pararealist Sato Ambush. Was? Du weißt nicht, was ein Pararealist ist? Das ist einer, der sich mit Pararealitäten befasst. Gut was? Gib's zu, jetzt bist du genauso schlau wie vorher! Wenn ich das richtig kapiert habe, sind die Anhänger der Pararealistik der Meinung, unsere subjektive Wahrnehmung sei nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten der Wahrheit. Unter bestimmten Umständen, zum Beispiel mit Einwirkung eines psionischen Feldes könnte man weitere Realitäten schaffen, die für diese Art von Wissenschaftler genauso real wie unsere Wirklichkeit sei. Oder so ähnlich. Ganz kapiert habe ich das nie, aber so ist das nun mal, wenn man sich so mit einem anderen Hier und Jetzt beschäftigt. Das war unser Sato. Auch er war genau wie Hamiller manchmal mehr als nur verschroben. Und daher waren wir allesamt der Meinung, er wäre der ideale Ansprechpartner für verrückte Positroniken.

Er hatte wer weiß wie viele Versuche unternommen, Hamiller näher zu kommen und ihm zumindest ein paar Details in Sachen geschichtliche Entwicklung der letzten 695 Jahre zu entlocken. Indes, Hamiller stellte sich stur und behauptete, er leide unter Amnesie. Grundsätzlich war er ja voll funktionsfähig, beispielsweise wusste er noch, dass die BASIS mal eine Einheit war. Die Schwierigkeiten begannen, wenn man von ihm wissen wollte, wieso die BASIS in hunderttausend Einzelteile zerlegt wurde. So ging das weiter. Ich hätte Ambushs Job nicht übernehmen können. Der Blechkasten hätte mich gleich mit in den Wahnsinn gezogen. Irgendwann blieb er einfach stur, ignorierte Ambush und gab keine Antwort mehr.

Unterdessen war man in der Zentrale der CIMARRON auf die Idee gekommen, bei den Porleytern nachzufragen, was denn so alles passiert war in den letzten 695 Jahren. Wenn uns jemand helfen konnte, dann diese Wesen, die ehedem mal für die Kosmokraten gearbeitet hatten und die Vorläufer der Ritter der Tiefe waren. Unser Weg dahin war ziemlich lang: Wir durften den halben Weg komplett außen um die Milchstraße herum düsen, eine Abkürzung gab es wegen des Chronopulswalls Walls ja nicht. Zwischendurch gab es aus Sicherheitsgründen immer wieder Orientierungsaustritte aus dem Hyperraum, die wir auch zum Vermessen der Milchstraße benötigten. Aber unsere Galaxis war und blieb energetisch tot. Nix zu machen.

Wer aber was machte, war Hamiller. Er hatte uns schon mehrfach eröffnet, dass einzig und allein er dazu befugt sei, das Kommando über unser Schiff zu übernehmen. Da wir dummerweise anderer Meinung als er waren, beeinflusste er jeden Roboter in seiner Nähe und nach und nach wuchsen seine Möglichkeiten, in die Schiffsführung einzugreifen. Wir merkten das erst, als unser Schiff völlig unplanmäßig aus dem Hyperraum stürzte. Und vor uns war natürlich ein fremder Raumer. Zu orten war er nicht, wir konnten ihn wegen der geringfügigen Gravitations - Abweichungen feststellen. Weiter kamen wir nicht. Abwehrwaffen funktionierten nicht mehr und in den Hyperraum schafften wir es auch nicht. Der Antrieb streikte.

Da Sato aber unsere liebe Hamiller - Tube in Verdacht hatte, seine Finger hier mit im Spiel zu haben, schaffte er es so grade noch, die von Hamiller neu verlegten Leitungen zu zerstören und die Kommandostruktur war wieder hergestellt. Umgehend verschwanden wir im Hyperraum, versteckten uns noch zwei Tage im Ortungsschutz einer Sonne und flogen dann weiter.

Hamiller habe gegen die Robotgesetze verstoßen, eröffneten wir der verrückten Positronik. Er sei somit ein fehlerhaftes Kontrollorgan, argumentierte Ambush, weil er verhindert habe, dass man sich vor einem feindlichen Schiff in Sicherheit gebracht hätte. Perry warf ihm noch Meuterei vor, das sah er sogar ein, aber abschalten als Strafe funktioniere bei ihm ja nicht. Zudem hätte er das feindliche Schiff ja nicht sehen können, weil er ja von allem abgeschnitten war. Hätte man ihm gelassen, wäre das natürlich alles nicht passiert. Es war einfach zwecklos. Wir stellten sicher, dass weitere derartige Versuche Hamillers erfolglos blieben.

Aber unser eigentliches Ziel, das System der Porleyter gab es ja auch noch. Nach einigem Durcheinander auf der uns bekannten Zielwelt erhielten wir von einem Blau - Nakken die Koordinaten der eigentlichen Wohnstatt unserer vermeintlichen Freude. Perry Rhodan als legitimierter Ritter der Tiefe erhielt die Erlaubnis, mit zwei weiteren Personen zu landen. So ganz nebenbei: Was meinst, du, liebe Lee, wer denn unsere Leute bei diesen diversen Aktionen gerettet hat? Genau. Völlig richtig verkannt. Ich höchstpersönlich. Ohne mich wäre die Story an dieser Stelle mal wieder zu Ende gewesen. Deswegen nahm Perry mich auch beim zweiten Versuch der Kontaktaufnahme mit.

Ich bin ja ehrlich. Bei diesem zweiten und endgültigen Durchgang wäre ich nicht vonnöten gewesen. Das Ende vom Lied war, das die Porleyter nicht helfen konnten und auch nicht mehr wollten. Mit Bezug auf den 426 NGZ geschlossenen Bündnisvertrag wäre das Galaktikum seinerzeit auf sie zugekommen und hätte um Hilfe nachgesucht. Man hatte geholfen. Mehrfach. Irgendwann ging es einfach nicht mehr, denn ansonsten hätten sie den Rahmen überschritten, den ihnen die Kosmokraten einst vorgegeben hatten. Danach geschah das Unfassbare: Eine Flotte des Galaktikums griff die 5 - Planeten - Anlage der Porleyter an und wollte sie vernichten. Natürlich schlugen die Porleyter sie zurück. Und sie wollten sich nie mehr für Kriege anderer hergeben. Sie verzogen sich in ein anderes System und ließen den Blau - Nakken als Wächter zurück.

Damit, so argumentierten sie, sei der Bündnisvertrag erloschen. Was wir letztlich auch nachvollziehen konnten. Perrys letzte Frage, gegen welchen Feind das Galaktikum die Waffen der Porleyter denn eingesetzt habe, konnte sein Gegenüber nicht beantworten. Es habe eine große Anzahl von Kriegen in der Lokalen Gruppe gegeben. Der Porleyter sprach aber noch von den Cantaro, halb organischen, halb robotischen Wesen. Mehr wisse er nicht.

Wir waren ziemlich bedrückt, es nützte nichts. Kurz vor dem Übergang in den Hyperraum verschwand das System, in welchem wir grade noch waren, komplett aus der Ortung. Abschließend erreichte uns noch ein Funkspruch. Der Porleyter gab Perry einen Rat mit auf den Weg. Er solle den Ort suchen, an dem die Säulen der Vergangenheit aufragen. "Lest in den Zeittafeln von Amringhar!", sagte der Porleyter zum Abschluss.


"Ich glaube", sagte Lee, "ich bin froh, dass wir nur einfache Positroniken hier vor Ort haben. Da kann so etwas doch nicht passieren. Im Zweifelsfall kriegen sie wirklich nur den Stecker herausgezogen, dann ist Ruhe im Karton."

Gucky musste ihr Recht geben. Obwohl, dachte er, diese Dinger früher mal ganze Sternenreiche regiert haben. Heute reicht es im Regelfall so grade für ein Raumschiff. Selbst wenn das Teil ANANSI heißt.

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Der Roman ist gut geschrieben und gut zu lesen. Reginald Bull wird hier zwar wieder zur reinen Staffage - Figur, die nichts bis nicht viel zu sagen hat aber immerhin darf er Perry mal eine Space - Jet klar machen. Ist doch schon mal was. Aber es ist wie so häufig: In dem Moment, wo Perry Rhodan dabei ist, funktioniert diese Figur in den weitaus meisten Fällen nicht. In den Vorbänden wird zum Beispiel die CIMARRON als Reginald Bulls Schiff genannt. So sagen hat er aber nichts. Perry übernimmt das Kommando, Bull ist Handlanger. Bei Robert Feldhoff war er tatsächlich mal eine selbstständig handelnde und entscheidende Person. Geht also doch.

Mit den Porleytern zerschlägt sich für unsere Helden in diesem Band eine weitere Hoffnung, gleichzeitig wird dieses Volk hiermit erstmal aus der Serie geschrieben. Dafür erhalten wir aber mit den Zeittafeln von Amringhar ein kleines Bröckchen hingeworfen. Ich befürchte nur, dass es noch eine Weile dauern würde, bis unser Lieblings - Terraner dort auftauchen wird.

Ich erinnere mich noch deutlich an die Vorschau des nächsten Heftes, die ich vor Jahrzehnten zum ersten Mal gelesen hatte. Meine Laune ging zum Nullpunkt, das weiß ich noch. Hauptheldin des nächsten Romanes ist Nikki Frickel. Und die ist nun wirklich nicht mein Fall gewesen. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis sie endlich weg war. Ich fürchte, vor Band 1410 muss ich mich erstmal stärken. Ich werde wohl einen stinknormalen Mord aufklären und mich in dunkle Ecken Englands begeben. Dort stirbt man immer noch am besten.

Ein Problem ist von damals bei mir hängen geblieben: Heißt die Hamiller - Tube nun Tube wie Zahnpasta oder Tube wie Londoner U - Bahn? Meines Wissens nach ist das nie geklärt worden. Oder weiß das jemand von euch?
:???: :???:
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