Von Malaki - Quelle:
Malakai hat geschrieben: ↑14.11.2024, 23:17
Nach dem Spoiler jetzt noch meine kleine Rezension zu dem Roman von Ben Calvin Hary.
Beginnen möchte ich mit dem Cover von Dirk Schulz. Es präsentiert die PHOENIX genauso, wie ich mir das neue Schiff auch nach den Beschreibungen vorstelle. Der rotgoldene Ton hebt das Schiff zu der doch in eher kühlen Farben gehaltenen Umgebung hervor. Schade nur, dass der neue Schriftzug das Schiff teilweise verdeckt.
Die Modernisierung des Layouts gefällt. Das alte Webbutton-Logo werde ich nicht vermissen.
Auch die Bilder der Personen sind gelungen und die Personen, die sie darstellen sollen, getroffen. Wie auch der Mausbiber. Es kommt der Beschreibung nahe. Dass jetzt jeder Leser sein ganz eigenes Bild von dem beliebten Ilt hat, ist klar. Geprägt durch Generationen von Zeichnern, kann man es unmöglich allen recht machen. Das zeigt das schwierige Terrain, auf den sich ein Zeichner begibt, wenn er versucht, eine Figur zu malen, von dem jeder nur seine eigene gedankliche Vorstellung als die jeweils richtige, zulässt.
Und damit gleich mal zum Inhalt des Romans abgebogen:
Ein furioser Auftakt in den neuen Phoenix-Zyklus.
Ben agiert nach der alten Autorenregel: Bring deinen Helden zum Straucheln und wenn der Leser meint, er hat es überstanden, reite ihn erst richtig in die Scheiße.
Nein, es genügt nicht, das brennende Nichts zu zünden, es werden an der Stelle gleich ein paar Idole mit demontiert. NATHAN, scheinbar vernichtet. Die solare Residenz sprichwörtlich gefallen. Die Solare-Residentin tot und mit ihr tausende von Bewohnern.
Puh! Das muss man erst einmal verdauen und es erinnert mich ein wenig an den Zyklusbeginn, Band 2300 – Vorboten des Chaos. Also genau 1000 Bände her.
Hier greifen Assassinen des Chaos die Aufbaukonferenz der Völker innerhalb der Solaren Residenz an und töten unter anderem den Ersten Terraner Maurenzi Curtiz.
1000 Bände später reicht dafür ein kleines Raumschiff der Leun mit bisher zwei bekannten Besatzungsmitgliedern. Shrell und Bonnifer.
Damit kommen wir auch schon zu den Personen. Ben lässt Bonnifer öfter mal am Kapitel-Anfang etwas aus seinen Annalen erzählen und gibt dem Gefangenen von Shrell mehr Platz, als Shrell selbst. Das lässt Shrell als den eigentlichen Antagonisten in den Hintergrund rücken. Keine Frage, Bonnifer ist geheimnisvoll dargestellt, aber in diesem Auftaktband hätte ich mir die Annalen von Shrell und mehr vertiefende „Screentime“ gewünscht. Bonnifer dafür nur angedeutet und in einem späteren Roman vertieft.
Meiner Meinung nach wurde hier ein gewisses Potenzial verschenkt, da wir damit den Antagonisten und seine tieferen Beweggründe gleich kennengelernt hätten. So wird Shrell die Show von ihrem Gefangenen gestohlen.
Genauso wie es Perry Rhodan passiert, und zwar mit dem Trividder Cameron Riaz. Die Darstellung des jungen Mannes ist Ben hervorragend gelungen. Sowohl bei der Einführung, wo ich mir den aufgeweckten jungen Mann richtig vor meinem geistigen Auge vorstellen konnte, als auch nach seinen Schicksalsschlägen und wie er versucht damit umzugehen. Starke Zeilen. So stark, dass sie Rhodan in den Hintergrund drängen. Gut dagegen fand ich die Passage um seine Frau Sichu und dass sie merklich gealtert ist. Mal sehen, ob das noch einmal aufgegriffen wird. Eventuell darf sie ja im Zyklus noch den Heldentod sterben?
Kommen wir zum PHOENIX. Dem neuen Fernraumschiff. Klein, fein und eigenwillig. Aber ich mag eigenwillige Schiffspersönlichkeiten. Bei dem Scherz mit Gucky und dem Piepmatz musste ich auflachen. Die Passage hat mir sehr gut gefallen.
Weniger dagegen die eigentliche Vorstellung des Schiffes und seiner Möglichkeiten. Das war aber dem Setting geschuldet. Es steht reglos in der Werft und die etwas steife Erbauern darf etwas zu dem Schiff erzählen. Das konnte nur dröge werden.
Meiner Meinung nach hätte es dort einer bewegten Szene bedurft. Das Schiff im All und wie es seine Möglichkeiten präsentiert oder erlebbar macht. War hier nicht möglich. Schade. Ich hoffe auf die späteren Romane.
Aufhorchen lassen hat mich dagegen der Ara „TwoFace“ Zhobotter. Ich habe nur auf das charakteristische Klirren einer geworfenen Münze gewartet. Abgesehen davon, ist er in wenigen Sätzen faszinierend charakterisiert worden und ich bin schon gespannt, mehr von ihm zu lesen. Auch von den Gegensätzen, die er mit sich im wahrsten Sinne des Wortes mit sich herumträgt.
Was ist mir sonst noch aufgefallen? Ein paar Ungereimtheiten in meinem Auge. Das Geisterschiff steht über der Hammiller-Werft. Rhodan wird entführt. Er ist wieder da, was ja positronisch ziemlich schnell übermittelt werden kann. Und trotzdem kann Bonnifer erst noch ein Gespräch führen, bevor die Flotte das Schiff aufzubringen versucht? Erst als es "Bumm" macht, geht es los.
Dann wundert es mich, dass kein Raumschiff der abstürzenden solaren Residenz zur Hilfe eilt. Es wird zwar geschrieben, dass diese zu spät kämen, aber so recht kann ich das nicht glauben. Man kann einwerfen, dass durch NATHANS Ausfall, Chaos herrschte. Aber mit LAOTSE befindet sich ein äußerst potenter Rechner an Bord. Der kann nicht schon beim Zünden der Bombe einen Notruf absetzen? Da müsste eigentlich alles was für einen Antrieb und einen Traktorstrahler verfügt, sofort angerauscht kommen. Abgesehen davon verfügt Terrania City nicht nur über einen Raumhafen, auf dem bestimmt auch Schiff der Flotte geparkt sind.
Ich möchte noch auf das erste Kapitel eingehen. Wie ich gelesen und gehört habe, ist dieses ja besonders für Neuleser geschrieben worden. Auf Wunsch des Chefredakteurs. Man merkt es. Es liest sich anders, als die folgenden Kapitel. Es ist jetzt nicht besonders störend, aber auffällig und schmälert damit ein klein wenig das Gesamtergebnis.
Wie ist es denn nun? Die Endabrechnung?
Ben hat einen hervorragenden Job gemacht. Der Roman fackelt nicht lange mit den Bedrohungen und setzt noch immer einen obendrauf. So nach dem Motto: Das macht er jetzt nicht wirklich?
Die Personenbeschreibungen sind gut, teilweise exzellent. Hervorheben möchte ich noch einmal den Anriss des Aras Zhobotter, die Schiffspersönlichkeit Phoenix und Bonnifer. Insbesondere jedoch Cameron Rioz, der mir jetzt auch noch im Gedächtnis ist.
Shrell bleibt dagegen blass. Blasser als sie sein müsste und darin sehe ich hauptsächlich die vertane Chance, um den Roman noch ein wenig höher in meiner Meinung zu heben.
Als der Roman endet, dachte ich zuerst an einen Fehler. So mittendrin. Hey, ich möchte doch jetzt unbedingt wissen, wie es weitergeht und genauso soll es sein.