Wer einsam ist, der hat es gut,
weil keiner da, der ihm was tut.
Wilhelm Busch (1832 - 1908)
"Der Einsame" geht schon noch etwas weiter:
Ihn stört in seinem Lustrevier
Kein Tier, kein Mensch und kein Klavier,
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
Die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
In Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
Bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot,
Drum raucht und dampft er wie ein Schlot.
Geschützt vor fremden Späherblicken,
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
Um angenehm die Zeit zu töten,
Und laut und kräftig darf er prusten,
Und ohne Rücksicht darf er husten,
Und allgemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
Ich dachte längst, er wäre tot.
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
Läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn auch der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.[\center]
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"Yesterday, today was tomorrow. And tomorrow, today will be yesterday."
(Gestern war heute noch morgen. Und morgen wird heute gestern sein.)
--GEORGE HARRISON, in "Ding Dong, Ding Dong" aus der Dark Horse LP (1974)
Sicher, Goethe mochte Frauen sehr, aber dass Christiane Vulpius fast 20 Jahre seine, von der Weimarer Gesellschaft ignorierte, Geliebte war, bevor er sie heiratete, spricht nicht gerade für ihn. Überhaupt hatte er wohl trotz - oder vielleicht gerade wegen seiner tiefen Einsichten in die menschliche Natur - einen durchaus schwierigen Charakter.
Zumindest wurde Christiane Vulpius, wenn auch sehr spät, dann doch noch von Teilen der Weimarer Gesellschaft akzeptiert. Hilfreich dabei war vor allem Johanna Schopenhauer, die Christiane, auf Wunsch Goethes, zum Tee in ihren Literarischen Salon einlud. Bei ihrem ersten Besuch dort war Christiane sehr schüchtern und verlegen, aber Johanna Schopenhauer "nahm sie an die Hand" und führte sie in die Gesellschaft ein. Goethe versicherte daraufhin Johanna seine lebenslange Freundschaft. Zu den anderen Gästen in ihrem Salon sprach Johanna an diesem Abend die oft zitierten Worte: „Wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, werden wir ihr wohl eine Tasse Tee geben können.“
Charlotte und Friedrich Schiller allerdings, akzeptierten die Verbindung Goethes zu Christiane auch nach der Hochzeit nicht, sie waren genauso mit Standesdünkeln behaftet, wie Frau von Stein ...
Goethe war in Johanna Schopenhauers Salon ein sehr häufiger und - natürlich - gern gesehener Gast, aber als er alt und kränklich war und Johannas Salon nicht mehr besuchen konnte, löste sich dieser so nach und nach auf.
Erst am Ende tauchen sie auf. Die Satzzeichen. Vier Punkte gibt es in diesem Gedicht und zwei davon schon nach jeweils einem Wort. Und alle in den letzten drei Versen. Ansonsten ist dieses Gedicht frei von allem, was in irgendeinerweise eine Art von Interpunktionsstruktur anbietet. Keine Kommas, keine Fragezeichen, deine Ausrufezeichen, nichts. Nur vier Punkte in den letzten drei Versen von insgesamt zwölf.
Inhaltlich macht Ulla Hahn erstmal keine großen Schwierigkeiten. "Das habe ich nie mehr gewollt" jammert das lyrische direkt zu Beginn, um dann mit allen Klischees loszulegen, die die liebeskummernde Seele erleben kann: am Telefon auf einen Anruf warten, heimlich aus dem Fenster nach dem Geliebten spähen (er könnte ja auch heimlich das Fenster beobachten; wobei hier aber auch gar keine eindeutige Mann/Frau-Situation benannt wird), mangelnde Unternehmenslust, Liebesbriefe schreiben (und die dann direkt zerreißen) und sowieso Herzensqual im ganz allgemeinen. Und jedesmal hämmert uns das lyrische Ich wiederholend winselnd ein: "das hab ich nie mehr gewollt", dass man schon ganz genervt aufbrüllen möchte: Jaha! Ich weiß es mittlerweile!
Die quälende Rastlosigkeit und Hektik zeigt Ulla Hahn einmal durch die fehlenden Satzzeichen. Es gibt nichts, was diese Litanei des Jammerns strukturiert oder ordnet. Die Sätze fließen ineinander über, wie auch der Gefühlszustand des lyrische Ichs keinen Ablauf kennt, sondern sich in einem permanenten Dauerzustand der Qual befindet. Zusätzlich befeuert sie die Atemlosigkeit dieses Zustandes durch einen kleinen, feinen Reim, der sich aber nicht nur in den Enden der Strophen zeigt ("am Fenster stehn"/Gespenster sehn"), sondern der auch noch durch einen zusätzlichen Binnenreim ("aus dem Haus gehen") weitere Hektik und Geschwindigkeit aufbaut. Ein Mittel, das in der Rapmusik mittlerweile zum kleinen Einmaleins des Rhythmisierens zählt.
Erst fast zum Ende rotzt das lyrische Ich trotzig raus: "Soll dich der Teufel holen." Und da ist er: der Punkt. Fast schon abgehackt folgen zwei Wörter: "Herbringen" Punkt. "Schnell" Punkt. Um dann mit einer kuriosen Variante des Jammer-Satzes zu enden: "Mehr habe ich das nie gewollt."
Im Deutschen werden am Satzanfang gerne die Betonungen gelegt. Und im letzten Satz des Gedichtes steht das Wort "mehr" plötzlich am Anfang, in der Betonung. Und man stellt verwirrend fest, dass das Gedicht eine ganz andere Nuance und Bedeutung bekommt, wenn man nur ein einziges Wort in diesem Gedicht anders beton: mehr.
Bedeutet "Das habe ich nie mehr gewollt" nun so viel wie, dass man etwas nie wieder wollte oder bedeutet "Das habe ich nie mehr gewollt" so viel wie, dass man etwas nie so stark und intensiv gewollt hat. Was ist das für eine Person, die da jammert? Hat sie nun eine Liebesqual oder liebt sie die Qual? Das Gedicht erhält einen gemeinen doppelten Boden: Zwei Gedichte in einem Text. Oder doch nur ein Gedicht in einem Text?
Ulla Hahn bietet dem Leser hier letztendlich sogar drei Lesemöglichkeiten an: Ein Gedicht über den Liebeskummer, ein Gedicht über den (wohlbekannten) Genuss des Liebeskummers und letztendlich einen Text über den immerchangierenden Prozess von Liebesleid und Liebesfreud. Das rief auch mal jemand anders aus: "Verdammt ich lieb dich, ich lieb dich nicht!". Tanzbar passend im 4/4 Takt. Aber wie viel eleganter ist Ulla Hahns Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt
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Frauenliebe ist die Quell' im Thale,
Die, ob festes Eis sie noch umschließt,
Bei dem ersten warmen Sonnenstrahle
Wieder reicher wallend sich ergießt.
Frauenlieb' ist gleich dem Rosenstrauche;
Ob ihm Nord und Sturm die Blüten raubt,
Bei dem ersten warmen Frühlingshauche
Hebt aufs neu' erblühend er das Haupt.
Frauenlieb' ist gleich dem Abendsterne,
Scheint vergebens er auch tausendmal,
Ruhig harrt er in der blauen Ferne,
Bis ein liebend Aug' erkennt den Strahl.
***
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Da mir die Vergünstigung eines offiziellen Studiums nie vergönnt war, nahm ich auch nie an einem 'G.I.' teil . . .
Wiki:
Gaudeamus Igitur (lateinisch für 'Lasst uns also fröhlich sein!'), auch bekannt unter dem Titel 'De brevitate vitae' (lat. für 'Über die Kürze des Lebens'), ist ein Studentenlied mit lateinischem Text und gilt als das berühmteste traditionelle Studentenlied der Welt.
Es ist in vielen Ländern Europas, in der angelsächsischen Welt sowie in Teilen Asiens und Lateinamerikas bekannt. Teilweise gibt es Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es auch verschiedene deutschsprachige Versionen.
Die ersten Textspuren dieses Liedes finden sich im Mittelalter. In den nächsten Jahrhunderten tauchen weitere Hinweise in der Literatur auf, die vermuten lassen, dass zumindest Textpassagen über einen langen Zeitraum hinweg in der mündlichen Überlieferung weitergetragen worden sein müssen. Literarisch von Christian Wilhelm Kindleben bearbeitet, erscheint der Text im ersten gedruckten studentischen Liederbuch von 1781 und wird im 19. Jahrhundert zu einem prominenten Bestandteil studentischer Liederbücher im deutschen Sprachraum, aber auch in anderen Ländern.
Die Melodie erscheint 1788 erstmals im Druck und wird seitdem fest mit dem Text 'Gaudeamus Igitur' verknüpft. Text und Melodie bilden heute eine Einheit und erfreuen sich in vielen Ländern der Welt hoher Wertschätzung in akademischen Kreisen.
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Zuletzt geändert von Perryoldie am 05.03.2025, 06:55, insgesamt 1-mal geändert.
'Ich bin in vielen Welten zu Hause.' (Philip K. Dick)
Ein Ungeziefer ruht
In Staub und trocknem Schlamme
Verborgen, wie die Flamme
In leichter Asche tut.
Ein Regen, Windeshauch
Erweckt das schlimme Leben,
Und aus dem Nichts erheben
Sich Seuchen, Glut und Rauch.
Aus dunkler Höhle fährt
Ein Schächer, um zu schweifen;
Nach Beuteln möcht er greifen
Und findet bessern Wert:
Er findet einen Streit
Um Nichts, ein irres Wissen,
Ein Banner, das zerrissen,
Ein Volk in Blödigkeit.
Er findet, wo er geht,
Die Leere dürft’ger Zeiten,
Da kann er schamlos schreiten,
Nun wird er ein Prophet!
Auf einen Kehricht stellt
Er seine Schelmenfüße
Und zischelt seine Grüße
In die verblüffte Welt.
Gehüllt in Niedertracht,
Gleichwie in einer Wolke,
Ein Lügner vor dem Volke,
Ragt bald er groß an Macht
Mit seiner Helfer Zahl,
Die hoch und niedrig stehend,
Gelegenheit erspähend,
Sich bieten seiner Wahl.
Sie teilen aus sein Wort,
Wie einst die Gottesboten
Getan mit den fünf Broten,
Das klecket fort und fort!
Erst log allein der Hund,
Nun lügen ihrer Tausend;
Und wie ein Sturm erbrausend,
So wuchert jetzt sein Pfund.
Hoch schießt empor die Saat,
Verwandelt sind die Lande,
Die Menge lebt in Schande
Und lacht der Schofeltat!
Jetzt hat sich auch erwahrt,
Was erstlich war erfunden:
Die Guten sind verschwunden,
Die Schlechten stehn geschart!
Wenn einstmals diese Not
Lang wie ein Eis gebrochen,
Dann wird davon gesprochen
Wie von dem schwarzen Tod;
Und einen Strohmann baun
Die Kinder auf der Haide,
Zu brennen Lust aus Leide
Und Licht aus altem Graun.
***
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Amtranik setzte sich in Bewegung und ging durch die Öffnung - zurück an den Ort seines Flaggschiffs, den er vor 1,2 MillionenJahren verlassen hatte...
(aus Heft 984: Waffen der Verdammnis)
Da das Gedicht etwas länger ist, habe ich es in einen Spoiler gepackt.
WIKI:
'Das trunkene Schiff' (französisch Le Bateau ivre) gilt als das bekannteste Gedicht des französischen Dichters Arthur Rimbaud. Es schildert die Lebensreise eines Schiffes aus dessen Sicht.
Das Schiff beschreibt, wie es sich losreißt von seinen Fesseln in den „unbewegten Flüssen“ und sich dem offenen Meer hingibt. Es beschreibt, was es auf seiner Reise erlebt: dramatische Naturerscheinungen, „die bittere Röte der Liebe“, aber auch harmonische Stille, „schwärmen wie ein Volk von Tauben“. Es begegnet fremden Welten und Abgründen und erlebt rauschhafte, ekstatische Zustände.
Rimbaud brachte das Gedicht 1871, im Alter von 17 Jahren, mit nach Paris und stellte es seinen Freunden und Förderern vor. Geschrieben wurde es aber wahrscheinlich schon früher und überliefert ist es nur durch eine Abschrift Paul Verlaines. In den literarischen Kreisen von Paris erregte es sofort Aufmerksamkeit und machte Rimbaud bekannt.
'Das trunkene Schiff' gilt als eines der frühesten Zeugnisse des literarischen Symbolismus und als eine Vorwegnahme surrealistischer Inhalte.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Perryoldie für den Beitrag (Insgesamt 3):