Eisrose hat geschrieben: ↑08.09.2022, 13:27
Fast jedes zehnte Unternehmen habe die Produktion bereits gedrosselt oder sogar unterbrochen, heißt es in der Untersuchung. Fast jede vierte Firma denke darüber nach oder sei bereits dabei, Unternehmensanteile oder Teile der Produktion sowie Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern.
Deutschland hat jetzt wegen des russischen Gasstopps die höchsten Energiepreise der Welt. Sie sind um das Achtfache höher als in den USA. Das kann unsere Industrie, das können unsere Betriebe nicht mehr aushalten.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/drohe ... 4279754bed
Das gesamte Zitat im Spielgel lautet so:
»Deutschland hat jetzt wegen des russischen Gasstopps die höchsten Energiepreise der Welt. Sie sind um das Achtfache höher als in den USA. Das kann unsere Industrie, das können unsere Betriebe nicht mehr aushalten.« Alle sechs Atomkraftwerke, bei denen das technisch noch möglich sei, müssten für einige Jahre länger am Netz bleiben. »Wir brauchen auch ab sofort die Preisbremsen am Strommarkt.« Das dritte Entlastungspaket helfe der Wirtschaft nicht, »da stehen nur vage Ankündigungen drin.«
Hier werden die Ursachen ziemlich falsch analysiert und dann die auch gleich die "falschen" Lösungen vorgeschlagen.
Deutschland hat kein Strommangelproblem, das mit einem mehr an Atomstrom behoben werden könnte.
Wer dies als (Teil-)Lösung des Problems vorschlägt, folgt einer eigenen Agenda.
Deutschland hat, wie auch wir in Österreich auch ein Strompreisproblem.
Ohne Änderung der Strompreisbindung an den Gaspreis ohne Berücksichtigung der tatsächlich anfallenden Mehrkosten,
könnte der Strom aus Atomkraftwerken verdoppelt werden und der Strom würde keinen Cent billiger.
Siehe hier:
https://www.agora-energiewende.de/servi ... 022/today/
und hier:
https://www.finanzen.net/rohstoffe/erdg ... atural-gas
Unabhängig davon wieviel (teures) Gas tatsächlich benötigt wird, orientiert sich der Strompreis am Gaspreis ganz so,
als ob 100% des Stromes aus Gas erzeugt werden würde.
Tatsächlich zahlen die Verbraucher gerade Milliardenbeträge in die Kassen der (meisten) Stromproduzenten ohne dass dafür
bei denen im selben Ausmaß zusätzlicher Aufwand entsteht.
Erst dadurch sind die Übergewinne überhaupt möglich.
Früher wurde das als "Wucher" bezeichnet und war sogar strafbar.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wucher
Wucher bezeichnet das Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners. Ursachen können zum Beispiel in einer Notlage oder in einer asymmetrischen Informationsverteilung zu Lasten eines Vertragspartners liegen. An Wucher können zivil- und strafrechtliche Folgen geknüpft sein. In einem auf Privatautonomie aufgebauten Privatrechtssystem ist die Wucher-Verfolgung damit die Ausnahme der staatlichen Preiskontrolle.
Eine Strompreisbremse in der Form, dass der Staat die Differenz zum Wucherpreis übernimmt, verschiebt zwar kurzfristig diesen
finanziellen Mehraufwand vom Verbraucher zur öffentlichen Hand, ist aber später durch Steuern auch wieder aufzubringen.
Ohne nachträgliches Einfordern dieser dadurch anfallenden Übergewinne zu 100% ein völliges Unding.
Da dies aber schwierig ist, wäre es viel besser, diese Übergewinne gar nicht erst entstehen zu lassen.
Hier hilft nur Aussetzen der Strompreisfindung mittles Merrit-Order-Prinzip und
Übernahme der tatsächlichen Mehrkosten durch den nun höheren Gaspreis bei der Stromerzeugung
oder gleich Reprivatisierung der gasbetriebenen Spitzenlast-Kraftwerke, die sich marktwirtschaftlich
in den meisten Fällen schon länger nicht mehr rechnen und schon jetzt in vielen Fällen von der öffentlichen Hand bezuschusst werden müssen.