Kulturelle Aneignung ?

Der öffentliche Politik-Bereich hat vorerst nur diesen übergreifenden Themen-Bereich - und ist noch im Test-Modus - daher sind weitere Anpassungen möglich. Deutlich mehr Themen finden sich nach Registrierung und Anmeldung.
User avatar
Mania
Posts: 1112
Joined: 11.10.2015, 18:53
Has thanked: 48 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Mania »

Hat nichts mit FFF zu tun, knüpft nur an die Dreadlocks-Debatte an.

Es gab einen ähnlichen Fall jetzt in Bern. Ein Konzert wurde abgebrochen weil die weißen Musiker teilweise Dreadlocks auf der Bühne trugen:

Konzert abgebrochen, weil weiße Musiker Dreadlocks trugen
Das Konzert wurde nach den Beschwerden beendet. In einer Stellungnahme entschuldigte sich die Veranstalterin nun für „Sensibilisierungslücken“. Man hätte das Publikum besser vor dem Auftritt „schützen müssen“. Wie die Genossenschaft Brasserie Lorraine auf Facebook mitteilte, habe sich das Unwohlsein der Besucher auf die Thematik der „kulturellen Aneignung“ bezogen. Das heißt: Die Band Lauwarm wird dafür kritisiert, dass sie als weiße Musiker teils Rastafrisuren tragen und jamaikanische Reggae-Musik spielen, obwohl sie selbst niemals die rassistische Ausgrenzung von Jamaikanern erfahren haben.
Die ausführliche Entschuldigung bei allen Leidtragenden endet mit den Worten: „Rassismus und andere Diskriminierungen haben kein Millimeter Platz.“
So. Weiße Menschen mit Dreadlocks sind jetzt also Rassisten. Ich denke dass die Wahrheit im Regelfall nicht weiter entfernt von dieser Behauptung sein könnte. Also ich finde solche Auswüchse einfach nur noch dumm und kontraproduktiv. Die Intention mag lobenswert sein, aber auch hier bellt man nicht nur den falschen Baum an sondern ist im völlig falschen Wald.
Nicoletta
Posts: 5813
Joined: 30.07.2016, 21:20
Location: Oldenburg
Has thanked: 113 times
Been thanked: 20 times

Kulturelle Aneignung ?

Post by Nicoletta »

Wenn Rastafari sich darüber beschweren - ok, dann sollte man das respektieren und sein lassen. Die Bewegung und der Glaube ist jedoch sehr breit und unterschiedlich.
Wenn Dritte stellvertretend sich beschweren, dann mag das Anlass zu einem Diskurs haben, jedoch sehe ich dann noch keinen Handlungsbedarf.
Ich weiß nicht wie die Menschen das auf Jamaika selbst sehen.
Im übrigen ist auch das Spielen von Reggae-Musik eine kulturelle Aneignung, streng genommen.
Wusstet ihr das die Rastamans homophobe und Patriarchen sind und das zu ihrer Kultur und Religion gehört?

Es gibt auch weiße Rastafari aus Afrika. Allerdings seltener mit dem Glauben und Dreadlocks.
* Die Radikalität der Realität ist so radikal das die Politik in ihrer Nichtradikalität nicht hinterher kommt. *
User avatar
Richard
Posts: 4720
Joined: 02.01.2016, 18:06
Location: *.at
Has thanked: 2 times
Been thanked: 52 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Richard »

Waere dann beispielsweise nicht auch das Spielen von Blues durch diverse Musiker mit beispielsweise europäischen Hintergrund kulturelle Aneignung?

Mir kommen diese Sachen alle etwas wie so typisch 1st world problems vor; wenn wir sonst schon keine Probleme haben machen wir uns halt selber welche.
.
These users thanked the author Richard for the post:
Mania
LaLe
Posts: 8602
Joined: 01.09.2015, 15:21
Has thanked: 56 times
Been thanked: 61 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by LaLe »

Nicoletta wrote: 27.07.2022, 21:30 Wenn Dritte stellvertretend sich beschweren, dann ...
... ist das vielleicht keine kulturelle Aneignung sondern kulturelle Bevormundung. Abgesehen davon ist es schlicht dumm. IMO.
User avatar
Mania
Posts: 1112
Joined: 11.10.2015, 18:53
Has thanked: 48 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Mania »

Nicoletta wrote: 27.07.2022, 21:30 Im übrigen ist auch das Spielen von Reggae-Musik eine kulturelle Aneignung, streng genommen.
In der Argumentation dieser Leute wahrscheinlich schon. Mir allerdings leuchtet schon nicht ein warum es überhaupt eine "Aneignung" sein soll?
Wie wäre es mit kultureller Vermischung, kultureller Anerkennung, kultureller Integration, oder gar kulturelle Verehrung in dem Fall wenn man die Musik und den Haarstil toll findet?
These users thanked the author Mania for the post (total 2):
EisroseLaurin
User avatar
Eisrose
Posts: 9313
Joined: 10.10.2015, 20:59
Has thanked: 65 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Eisrose »

Mania wrote: 27.07.2022, 22:50 Wie wäre es mit kultureller Vermischung, kultureller Anerkennung, kultureller Integration, oder gar kulturelle Verehrung [...]
Dann müssten Kinder zum Fasching aber auch wieder als Indianer gehen dürfen. Denn das basiert klar auf Anerkennung und Verehrung. Oder gibts da etwas anderes, was dagegen spräche?
Hermann Hesse: "Um das Mögliche zu erreichen, müssen wir das Unmögliche immer wieder versuchen."
Laurin
Posts: 11643
Joined: 13.08.2015, 03:40
Has thanked: 197 times
Been thanked: 145 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Laurin »

Was - dürfen sie das nicht mehr ?
;)
User avatar
Mania
Posts: 1112
Joined: 11.10.2015, 18:53
Has thanked: 48 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Mania »

Eisrose wrote: 27.07.2022, 23:08 Dann müssten Kinder zum Fasching aber auch wieder als Indianer gehen dürfen. Denn das basiert klar auf Anerkennung und Verehrung. Oder gibts da etwas anderes, was dagegen spräche?
Finde ich grundsätzlich auch nichts dagegen einzuwenden. Wobei ich bei dem "das basiert klar auf Anerkennung und Verehrung" so haaalb widersprechen würde. Also da sollte man schon bisschen hinschauen dass das nicht zum reinen Räuber&Gendarm Spiel ausartet, in dem selbstverständlich die Indianer immer die Räuber sind und die Cowboys immer die Gendarme.
Laurin
Posts: 11643
Joined: 13.08.2015, 03:40
Has thanked: 197 times
Been thanked: 145 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Laurin »

Das war bei uns Kindern nicht so.

Cowboy und Indianer waren einfach eine prima Verkleidung, um mal ein bisschen PengPeng zu machen, oder jemanden an den Marterpfahl zu binden.
:rolleyes:
User avatar
Eisrose
Posts: 9313
Joined: 10.10.2015, 20:59
Has thanked: 65 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Eisrose »

Laurin wrote: 27.07.2022, 23:50 Was - dürfen sie das nicht mehr ?
;)
Sind Indianer-Kostüme diskriminierend?
Hermann Hesse: "Um das Mögliche zu erreichen, müssen wir das Unmögliche immer wieder versuchen."
Laurin
Posts: 11643
Joined: 13.08.2015, 03:40
Has thanked: 197 times
Been thanked: 145 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Laurin »

Ouff ...

also dass man sich solche Gedanken in Amerika macht, wo ja noch Menschen indianischer Abstammung leben, kann ich ja verstehen - gerade aufgrund der belasteten Geschichte dort. Aber bei uns ... ?

Die einzigen Eingeborenen die ich hier kenne, leben südlich des 'Weißwurst-Äquators' ...

:preif:
User avatar
Mania
Posts: 1112
Joined: 11.10.2015, 18:53
Has thanked: 48 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Mania »

Laurin wrote: 28.07.2022, 00:29 Cowboy und Indianer waren einfach eine prima Verkleidung, um mal ein bisschen PengPeng zu machen, oder jemanden an den Marterpfahl zu binden.
Dazu werfe ich eine Wednesday in den Ring: https://youtu.be/-jphuIQ6gU0?t=584 (timestamp 9:44)
Laurin
Posts: 11643
Joined: 13.08.2015, 03:40
Has thanked: 197 times
Been thanked: 145 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Laurin »

Tja, also ich finde das ist ein schwieriges Thema. Einerseits ist es schon richtig, dass solche Spiele und Kostüme oft auf verzerrten Klischees beruhen - die gerade viele Western-Filme der weißen Hollywood-Kultur transportiert haben. Typisch dafür vielleicht der Disput um den Schauspieler John Wayne, dem heute Rassismus vorgeworfen wird (den ich früher immer bewundert habe).

Also doch nicht alles so harmlos wie es scheint? Mit Sicherheit nicht ...

Aber was bedeutet das heute für uns, zu welchen kulturellen Korrekturen führen uns solche Erkenntnisse? Sollten wir vielleicht auch solche alten Western auf den Index setzen? ;)

Das würde für mich noch mehr Sinn machen, als Leute anzufeinden, nur weil sie sich Rastalocken machen, oder Reggae oder Blues hören oder spielen. Besser fände ich aber allerdings, einfach über solche Zusammenhänge aufzuklären, und alle im Sinne kultureller Vermengungen willkommen zu heißen, welche die Zeichen, Symbole oder Musik anderer Kulturen aus Sympathie verwenden - im Sinne von One World - One Nation.
These users thanked the author Laurin for the post:
Mania
User avatar
Eisrose
Posts: 9313
Joined: 10.10.2015, 20:59
Has thanked: 65 times
Been thanked: 89 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Eisrose »

Der Vater von Bob Marley war ein weisser Brite. Zur Hälfte dürfte Marley wohl gar nicht die Musik spielen, die er mitbegründet hatte...
Hermann Hesse: "Um das Mögliche zu erreichen, müssen wir das Unmögliche immer wieder versuchen."
Nicoletta
Posts: 5813
Joined: 30.07.2016, 21:20
Location: Oldenburg
Has thanked: 113 times
Been thanked: 20 times

Re: Fridays for Future - Proteste

Post by Nicoletta »

Eisrose wrote: 28.07.2022, 01:26 Der Vater von Bob Marley war ein weisser Brite. Zur Hälfte dürfte Marley wohl gar nicht die Musik spielen, die er mitbegründet hatte...
Bob Marley war ein sehr gläubiger Rastafari. Sein Glaube war auch sein früher Tod.

Nun sind wir aber weit weg von FfF.

Entscheidend ist was betroffene dazu sagen, meinen und ob sie eine homogene Einheit sind um für alle sprechen zu können.
Diese Einheit erleben wir bei Nichtweißen Menschen die hier in Deutschland leben, bei Roma und bei Sintis.
Rastafari sind keine homogene Masse, sondern sehr vielfältig und sich auch nicht alle grün untereinander.
Stellvertretend von weißen Aktivistinnen wird der Befreiungskampf von Sklaventun, aber auch von Jamaika mit Rastafari und Dreadlocks verbunden. Das ist zwar richtig, jedoch nur ein Teil des Ganzen.

Also ich weiß nicht wie das auf Jamaika gesehen wird wenn hier in Europa Dreadlocks eine Haarmode ist.

FfF hat keine einheitliche Meinung dazu. Entscheidungen solche Konzerte abzusagen, oder Künstler:innen auszuladen, sind Entscheidungen von lokalen Gruppen.
* Die Radikalität der Realität ist so radikal das die Politik in ihrer Nichtradikalität nicht hinterher kommt. *
Post Reply