Politik im Exil - Politische Diskussionen

Ich weiß das wird hier im Forum wahrscheinlich nicht so viele Leute interessieren, aber die Sache ist so groß das ich sie hier mal reinhau.

Mit dem heutigen Tag hat MS verkündet das sie Activision Blizzard übernehmen. Und zwar für sage und schreibe 68,7 Milliarden Dollar!
Das ist nicht weniger als mit weitem, weitem, weitem Abstand der größte Übernahmedeal der Videospielgeschichte (Platz 2 wäre jetzt die Übernahme von Zynga durch Take2 mit "nur" 12 mrd).

Damit verleibt sich Microsoft extrem große Marken wie Call of Duty, World of Warcraft, Starcraft, Diablo und Overwatch ein, welche somit in Zukunft vielleicht Gamepass-Exklusiv werden.

Nach der Übernahme von Bethesda im letzten Jahr (Skyrim, Fallout, Doom, Wolfenstein etc.), was auch schon ein Erdbeben war, macht MS heute damit einen weiteren riesen Schritt in Richtung totale Kontrolle des Spielemarktes.

Anm.: Activision Blizzard ist in den letzten Monaten sehr ins straucheln gekommen, im Zuge des publik werdens firmeninterner Sexismus Skandale und toxischer Unternehmenskultur. Der Börsenwert ist 20% eingekracht, was MS hier wohl umgehend ausgenutzt hat um sich gleich den ganzen Laden zu krallen.

https://www.gamestar.de/artikel/microso ... 77018.html

Mania hat geschrieben: ↑18.01.2022, 18:52 Ich weiß das wird hier im Forum wahrscheinlich nicht so viele Leute interessieren, aber die Sache ist so groß das ich sie hier mal reinhau.
...

Doch , das interessiert schon. Ich weiß nur nicht recht, was damit anzufangen. Blizzard war mal ein Vorzeigeunternehmen.... Und Starcraft, Diabo, Warcraft, WoW... habe ich alle mal gespielt. War von allem begeistert. Dann kam Activision... und nun MS.
Mal sehen, wie es wird. Ich habe noch keine echte Meinung. Kann nur besser werden

Hm. Ich bin jetzt weder ein Gambler noch aktiver Schifahrer; dennoch verbinde ich Blizzard eher mal mit dem hiesigem Schihersteller, der aber mittlerweile in Besitz einer italienischen Unternehmensgruppe.

Bei Spielkonsolen kann ich mir - im Gegensatz zu Schiern - allerdings vorstellen, dass man das Alleinstellungsmerkmal von Microsoft auch implementieren könnte (Bluescreen ).

Gibt es vielleicht jetzt doch eine Fortsetzung von Arcanum ?

Hier noch mal der Soundtrack: https://www.youtube.com/watch?v=5LHLAcd14b4

Kjeldahl hat geschrieben: ↑27.01.2022, 12:32 Blizzard war mal ein Vorzeigeunternehmen....

Eigentlich überhaupt nicht. Vor allem nicht in den letzten Jahren aber eigentlich auch "damals" schon nicht. Ich weiß nicht inwiefern du das mitbekommen hast, aber seit Mitte letzten Jahres befand sich Activision Blizzard in extremen Kreuzfeuer nachdem der Staat Kalifornien gegen AB Klage erhoben hat wegen systematischer Benachteiligung und sexueller Belästigung. Seit dem wurden nahezu wöchentlich neue Skandale bekannt, es ist schier ein Faß ohne Boden. In einem Fall ist es in einem Selbstmord einer Angestellten auf einer Dienstreise gegipfelt nachdem sie dauerhaft sexuell belästigt wurde.

Es ist mir jetzt fast unmöglich die Ereignisse darzustellen ohne einen Roman zu schreiben. Eine ganz gute Zusammenfassung ist wohl bei Gamestar hier: https://www.gamestar.de/artikel/activis ... eite2.html
Da sind allerdings auch schon so viele Updates oben drüber dass man fast besser von unten nach oben liest (4 Seiten).

Fakt scheint jedenfalls zu sein, das Blizzard auch vor der Activision-Übernahme schon alles andere als ein Vorzeigeunternehmen war was Unternehmenskultur angeht. Es sind Fälle von extremer sexueller Belästigung bekannt geworden durch hochrangige Blizzard Entwickler die z.B. an World of Warcraft gearbeitet haben. Es hieß, einen der hochrangigen Entwickler musste man bei Betriebsfeiern regelmäßig von Frauen runterziehen und ähnliche schräge Auswüchse.

Mit Activision wurde nichts besser, selbst Activision CEO Bobby Kotick wurde mittlerweile beschuldigt einer seiner untergebenen weiblichen Angestellten per Textnachricht mit Mord gedroht zu haben. Das Frauen in diesem Unternehmen systematisch benachteiligt wurden und generell schlechter bezahlt wurden als männliche Angestellte wirkt dagegen fast schon harmlos.

Jedenfalls haben diese ganzen Ereignisse der letzten Monate wahrscheinlich einiges mit der Übernahme zu tun. Durch die ganzen schlechten Nachrichten sank der Aktienkurs von Activision Blizzard ein gutes Stück runter. Befeuert wurde dies wahrscheinlich noch durch einen Tweet von Microsoft-Gaming Chef Phil Spencer, in dem er sagte das man aufgrund der Vorkommnisse geschäftliche Verbindungen zu Activision Blizzard neu evaluieren müsse - was zu einem weiteren Kursverlust führte. Letztendlich konnte Microsoft AB sozusagen mit einem hohen Rabatt aufkaufen (auch wenn 69mrd natürlich immer noch eine astronomische Summe ist).

Es ist fast schon ein Krimi der sich rund um das Unternehmen seit Monaten abspielt den ich mit Interesse verfolgt habe.

Natürlich stellen sich jetzt die Fragen: Was passiert mit den AB Marken und wie geht es weiter bei Activision? Es ist davon auszugehen das viele Marken nun in Microsofts Gamepass Modell wandern (quasi das Netflix für Games), und damit anderen Platformen vorenthalten bleibt. Auch wenn es zumindest für die nächsten 2 Jahre dementiert wurde, könnte zukünftig ein Call of Duty z.B. nur für Xbox erscheinen und nicht mehr für die Playstation. Überhaupt wurde damit Sony ein schwerer Schlag versetzt, in Bezug auf Marktmacht und Anteile.

@Cy: Zu Arcanum kann man nichts sagen, da sich die Rechte an Arcanum wohl nicht bei Activision befinden. Das wurde damals von Sierra gepublished, vielleicht blieben die Rechte aber beim entwickelnden Studio.

Hier eine Liste von IPs die nun zu Microsoft übergehen:

Blur (racing)
Caesar (real-time strategy)
Call of Duty (shooter)
Candy Crush - (mobile)
Crash Bandicoot (adventure/platformer)
Diablo (Online action RPG)
DJ Hero (rhythm game)
Empire Earth (real-time strategy)
Gabriel Knight (point and click)
Geometry Wars (arcade classic)
Guitar Hero (rhythm game)
Gun (action-adventure western)
Hearthstone (card game)
Heroes of the Storm (moba)
Hexen (shooter)
Interstate ’76 (racing)
King’s Quest (point and click adventure)
Laura Bow Mysteries (point and click adventure)
The Lost Vikings (side-scroller)
Overwatch (multiplayer shooter)
Phantasmagoria (point and click)
Pitfall (platformer)
Police Quest (sim)
Prototype (action-adventure)
Quest for Glory (point and click)
Singularity (shooter)
Skylanders (platformer)
Soldier of Fortune (shooter)
Space Quest (point and click)
Spyro the Dragon (adventure/platformer)
StarCraft (real-time strategy)
Tenchu (stealth action)
TimeShift (shooter)
Tony Hawk’s Pro Skater (sports)
True Crime (action-adventure)
World of Warcraft (MMORPG)
Zork (Dos game)

Übrigens sollte man dabei Candy Crush nicht unterschätzen, das mobile Spiel gehört tatsächlich zu einer der finanzstärksten Marken im Katalog.

Also wenn ich mir diese Skandalberichte so anschaue (und davon kennen wir ja vielleicht nur die Spitze des Eisberges) ... und dann auf die Liste der 'Spiele' mit Gewaltspielen blicke ... massenweise Slaughter, Shooter usw. ... vielleicht gehen solche permanente Gewaltorgien doch nicht so spurlos an den Mindsets in den Köpfen vorbei wie immer propagiert wird ...

(wäre ja auch eher verwunderlich)

Laurin hat geschrieben: ↑30.01.2022, 04:27 Also wenn ich mir diese Skandalberichte so anschaue (und davon kennen wir ja vielleicht nur die Spitze des Eisberges) ... und dann auf die Liste der 'Spiele' mit Gewaltspielen blicke ... massenweise Slaughter, Shooter usw. ... vielleicht gehen solche permanente Gewaltorgien doch nicht so spurlos an den Mindsets in den Köpfen vorbei wie immer propagiert wird ...

(wäre ja auch eher verwunderlich)

Hä?
Kommst du jetzt ernsthaft mit so einer "Killerspiel"-Argumentation die selbst einschlägige Skandalmedien schon sein Jahren verworfen haben? Und das auch noch auf Entwicklerseite anstatt Spielerseite? Ok das ist neu
Und wo du "massenweise Slaughter und Shooter" in der Liste siehst, ist mir schleierhaft. Genau genommen fällt aktuell nur Call of Duty und Overwatch in diese Kategorie. Die anderen Marken die in den Shootersektor fallen werden seit Jahren oder teils Jahrzehnten nicht mehr bedient. Viele in der Liste sind sozusagen schlummernde Lizenzen. Und gerade Blizzard hat bis auf Overwatch (ein eher comic-haftes Spiel ohne realistischen Anspruch) überhaupt nichts im "Gewaltsektor" vorzuweisen, die gehen ja eher in die Fantasyecke mit Warcraft, Starcraft und Diablo.

Mania hat geschrieben: ↑30.01.2022, 19:32

Laurin hat geschrieben: ↑30.01.2022, 04:27 Also wenn ich mir diese Skandalberichte so anschaue (und davon kennen wir ja vielleicht nur die Spitze des Eisberges) ... und dann auf die Liste der 'Spiele' mit Gewaltspielen blicke ... massenweise Slaughter, Shooter usw. ... vielleicht gehen solche permanente Gewaltorgien doch nicht so spurlos an den Mindsets in den Köpfen vorbei wie immer propagiert wird ...

(wäre ja auch eher verwunderlich)

Hä?
Kommst du jetzt ernsthaft mit so einer "Killerspiel"-Argumentation die selbst einschlägige Skandalmedien schon sein Jahren verworfen haben? Und das auch noch auf Entwicklerseite anstatt Spielerseite? Ok das ist neu
Und wo du "massenweise Slaughter und Shooter" in der Liste siehst, ist mir schleierhaft. Genau genommen fällt aktuell nur Call of Duty und Overwatch in diese Kategorie. Die anderen Marken die in den Shootersektor fallen werden seit Jahren oder teils Jahrzehnten nicht mehr bedient. Viele in der Liste sind sozusagen schlummernde Lizenzen. Und gerade Blizzard hat bis auf Overwatch (ein eher comic-haftes Spiel ohne realistischen Anspruch) überhaupt nichts im "Gewaltsektor" vorzuweisen, die gehen ja eher in die Fantasyecke mit Warcraft, Starcraft und Diablo.

Hm, du willst mir doch jetzt hier nicht meine gut gepflegten Vorurteile nehmen?
Ich werde jetzt aber nicht den Gewaltanteil dieser Spiele analysiere, ich denke da kennst du dich besser aus.

Aber wenn ich so in die Spieleabteilungen schaue, sehe ich jedenfalls die Regalreihen immer voller Spiele mit Kampf und Gewalt - offenbar meist von jungen Männern für junge Männer - und nur mal hier und da ganz zaghaft mal was anderes. Und du willst doch nicht ernsthaft behaupten wollen, eine solche Flut roher medialer Gewalt (die sich ja auch in den einschlägigen Hollywood-Actionspielen fortsetzt) würde völlig spurlos an den Leuten, die sowas täglich konsumieren, vorbeigehen?


(Das Wort 'Killerspiele' ist in solchen Zusammenhängen aber immer ein schönes Totschlag-Argument)

Eieiei, jetzt kommen ja gleich mehrere gut gepflegte Vorurteile zusammen. Erstens das Gewaltspiele die Psyche schädigen, und zweitens dass nur "junge Männer" solche Spiele konsumieren. Sogar das nur junge Männer solche Spiele entwickeln Interessant!
Also ersteres halte ich für nicht gegeben. Bisher konnte das auch keine seriöse Studie nachweisen. Und zweiteres ist faktisch einfach falsch. Frauen sind mittlerweile sehr im Gaming und auch in der Spielentwicklung angekommen.

Du wir können gerne über die Auswirkungen von Gewaltspielen/Gewaltmedien auf die menschliche Psyche diskutieren (Ich denke das es keine wirkliche Kausalität zwischen virtueller und realer Gewalt gibt, höchstens eine Korrelation). Nur hat das nichts mit dem Thema zu tun. Was du hier aber gerade machen willst ist einen Zusammenhang zwischen dem Inhalt der Spiele und der toxischen Firmenkultur der Hersteller zu konstruieren, und das halte ich für mehr als gewagt. Wir reden hier über einen Konzern mit ca. 10.000 Angestellten.

Mania hat geschrieben: ↑27.01.2022, 20:18

Kjeldahl hat geschrieben: ↑27.01.2022, 12:32 Blizzard war mal ein Vorzeigeunternehmen....

Eigentlich überhaupt nicht. Vor allem nicht in den letzten Jahren aber eigentlich auch "damals" schon nicht. ...

Nun, ich kenne Blizzard seit dem Beginn der 2000er (gute Güte.... ist das echt schon so lange her? , *schluchz*). Diablo, Starcraft, Warcraft - Diablo 2, dann WoW... etc. etc.
Die schienen damals ein Midas-Händchen gehabt zu haben. Die Spiele waren gut, motivierend, intuitiv und waren gut ausbalanciert.

Natürlich war das damals ein Vorzeigeunternehmen. Ob es damals Missbrauchsfälle oder schlechte Arbeitsbedingungen gab, das entzieht sich meiner Erkenntnis (bzw. Erinnerung), aber ich meine mich schwach erinnern zu können, dass die Spielezeitschriften damals auch in der Hinsicht nur gut über Blizzard schrieben.

Kjeldahl hat geschrieben: ↑30.01.2022, 22:19 Natürlich war das damals ein Vorzeigeunternehmen. Ob es damals Missbrauchsfälle oder schlechte Arbeitsbedingungen gab, das entzieht sich meiner Erkenntnis (bzw. Erinnerung), aber ich meine mich schwach erinnern zu können, dass die Spielezeitschriften damals auch in der Hinsicht nur gut über Blizzard schrieben.

Korrekt. Den Eindruck hatte man damals. Nur ist jetzt sehr, sehr viel Unschönes ans Licht gekommen das sich durchaus auch zu dieser Zeit schon abgespielt hat. Das war damals nur nicht bekannt. Deswegen sitzt der Schock bei den ganzen WoW Fans auch jetzt so tief. Man hat Blizzard quasi als Ideal angesehen. Die gute Firma die einem die Jugend so verschönert hat, einem so viele tolle Abenteuer und Spielstunden beschert hat, dort soll der Wurm so tief sitzen? Leider ja. Deswegen ist das wahrscheinlich auch der tiefste Fall einer Softwareschmiede den es jemals gab. Nicht weil dort schlimmere Dinge passiert sind als überall anders, sondern weil die Fallhöhe entsprechend hoch war.

Und es stimmt, die Spiele wie Warcraft, Starcraft, Diablo, WoW etc. waren sehr sehr gute Spiele (wenn auch nicht mein Geschmack), die Blizzard zu diesem Nimbus verholfen haben.