Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

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Laurin
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Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Laurin »

Was haltet ihr so vom aktuellen GDL-Streik? Die Fronten gehen da ja inzwischen ziemlich quer durcheinander - der mächtige DGB kritisiert den Streik, der Chef vom Beamtenbund solidarisiert sich mit der GDL - die Bahn zieht vor Gericht und scheitert mit einer einstweiligen Verfügung, die Bahn geht nun in Berufung ...
giffi marauder
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von giffi marauder »

Laurin hat geschrieben: 03.09.2021, 01:13 Was haltet ihr so vom aktuellen GDL-Streik? Die Fronten gehen da ja inzwischen ziemlich quer durcheinander - der mächtige DGB kritisiert den Streik, der Chef vom Beamtenbund solidarisiert sich mit der GDL - die Bahn zieht vor Gericht und scheitert mit einer einstweiligen Verfügung, die Bahn geht nun in Berufung ...
Was ich vom Streik halten soll, weiss ich nicht, da die Forderungen, die hier durchgesetzt werden sollen (bis auf den Vertretungsanspruch von weiteren Arbeitnehmergruppen) so gut wie nicht öffentlich thematisiert werden.
In meiner Wahrnehmung erscheint dies somit als Hauptforderung wenn nicht gar alleiniges Ziel der GDL.
Ich bin mir aber nicht sicher, ob dem tatsächlich so ist oder ob nur die Wahrnehmung hierauf fokussiert werden soll
um den Streik zu delegitimieren. :gruebel:
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LaLe
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von LaLe »

Ist m. E. eine ziemlich verzwickte Sache.

Problem ist das von Andrea Nahles (SPD) initiierte Tarifeinheitsgesetz, das im Ergebnis eigentlich nur bewirkt, dass kleine Gewerkschaften an den Rand gedrängt werden. Da wurde zwar dahingehend nachgebessert, dass die Minderheiten durch den Tarifvertrag mit größeren Gewerkschaften ausreichend berücksichtigt werden müssen, aber genau darum dreht sich der aktuelle Streik/Streit ja gerade. Das ist aus Sicht der Lokführer wohl nicht der Fall.

M. E. konnte das Gericht also gar nicht anders entscheiden.

Mich selbst nervt das auch kolossal (heute erst musste ich die Bahn zur Arbeit nehmen und kann froh sein, dass von Lübeck nach Hamburg zumindest stündlich noch ein Zug fährt) aber grundsätzlich denke ich, dass in Deutschland noch viel zu wenig gestreikt wird.

Wenn es nach mir ginge, würden von Gewerkschaften verhandelte Tarifverträge nur für Gewerkschaftsmitglieder gelten. Nur ist es den Arbeitgebern nicht verboten die auch auf andere Mitarbeiter anzuwenden. Und die wären schön blöd, wenn sie das nicht täten.
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von giffi marauder »

LaLe hat geschrieben: 03.09.2021, 11:37 Ist m. E. eine ziemlich verzwickte Sache.

Problem ist das von Andrea Nahles (SPD) initiierte Tarifeinheitsgesetz, das im Ergebnis eigentlich nur bewirkt, dass kleine Gewerkschaften an den Rand gedrängt werden. Da wurde zwar dahingehend nachgebessert, dass die Minderheiten durch den Tarifvertrag mit größeren Gewerkschaften ausreichend berücksichtigt werden müssen, aber genau darum dreht sich der aktuelle Streik/Streit ja gerade. Das ist aus Sicht der Lokführer wohl nicht der Fall.

M. E. konnte das Gericht also gar nicht anders entscheiden.

Mich selbst nervt das auch kolossal (heute erst musste ich die Bahn zur Arbeit nehmen und kann froh sein, dass von Lübeck nach Hamburg zumindest stündlich noch ein Zug fährt) aber grundsätzlich denke ich, dass in Deutschland noch viel zu wenig gestreikt wird.

Wenn es nach mir ginge, würden von Gewerkschaften verhandelte Tarifverträge nur für Gewerkschaftsmitglieder gelten. Nur ist es den Arbeitgebern nicht verboten die auch auf andere Mitarbeiter anzuwenden. Und die wären schön blöd, wenn sie das nicht täten.
Na ja, in Österreich ist die Sitatuation ja ein bisschen anders.
Wir haben zwar auch Gewerkschaften, die treten aber so gut wie nicht "persönlich" auf oder gar gegen einzelne Unternehmen an.
In AT gelten im wesentlichen branchenspezifische Kollektivverträge die von den den Sozialpartnern ausverhandelt werden.
https://www.sozialpartner.at/?page_id=127
Die österreichische Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft, zumeist kurz als „Sozialpartnerschaft“ bezeichnet, ist ein System der wirtschafts- und sozialpolitischen Zusammenarbeit zwischen den Interessenverbänden der Arbeitgeber und Arbeitnehmer untereinander und mit der Regierung.
Die Sozialpartnerschaft in Österreich umfasst auf Bundesebene vier Verbände: auf Arbeitgeberseite die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und die Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), auf der Arbeitnehmerseite die Bundesarbeitskammer (BAK) und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB).
Da hier alle gemeinsam an einem Tisch sitzen und ein gemeisames Ergebnis ausverhandeln, gilt dies für alle betroffenen Arbeitnehmer und Unternehmen gleichermaßen.

Weder kann hier ein Unternehmen unterschiedliche Gewerkschaften gegeneinander ausspielen noch wäre die Möglichkeit denkbar,
dass Errungenschaften/Zugeständnisse einzelner Gewerkschaften nur für deren Mitglieder gelten könnten. :gruebel:
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von LaLe »

Das ist hierzulande völlig anders. Hier traten/treten die Unternehmen reihenweise aus den Arbeitgeberverbänden aus, damit von denen verhandelte Verträge nicht anwendbar sind. Und dass mit zwei oder mehr Gewerkschaften zeitgleich oder gar gemeinsam verhandelt wird, dürfte hierzulande nahezu unbekannt sein.

Das zeigt eigentlich nur, wie dringend nötig wir hier neben einem allgemeinen Mindestlohn auch branchenbezogene Mindestlöhne haben. Die Tarifautonomie funktioniert schlicht nicht mehr.
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Richard
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Richard »

Es gibt aber auch in *.at hier einzelne Unternehmen, die einen eigenen Kollektivvertrag haben.
Mir fallen dazu die Fluggesellschaften ein (da war immer wieder was zu hören, dass zb für die (inzwischen ehemalige) Lauda Motion ein eigener Kollektivvertrag ausgehandelt wurde.
Aber auch das BRZ (Bundesrechenzentrum) hat einen eigenen Kollektivvertrag wie ich aus sicherer Quelle 1) weiss.

1) Nein, ich arbeite nicht dort aber einer meiner Freunde und man liest das auch aus diversen Stellenausschreibungen des BRZs raus wenn man da ein wenig darauf achtet.
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Eisrose
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Eisrose »

Ehrlich gesagt frage ich mich, was das mit den Streik der GDL soll: die Hauptforderungen der GDL scheinen 3,2 Prozent mehr Lohn und 600 Euro Coronaprämie zu sein. Die Bahn bietet 3,2 Prozent mehr Lohn und eine Coronaprämie, also genau was die GDL fordert. Differenzen gibt es bei der Laufzeit des Tarifvertrages und dass die Bahn die Höhe der Prämie nicht beziffert hat. Die Bahn bietet eine Laufzeit des Tarifvertrages von 36 Monaten, die GDL will 8 Monate weniger, nämlich 28 Monate.

Aber der nächste Schritt wäre doch nun die Schlichtung. Wie man die Schlichtung bei so geringen Differenzen verweigern und tagelange Streiks auffahren kann, wie die GDL das tut, erschliesst sich mir nicht.

Hier muss es doch noch um mehr gehen, sonst ist der Streik ganz grosser Mist. Kann mir das jemand erklären?
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von LaLe »

Es geht darum, dass das nur in den Betrieben gelten soll in denen die meisten Gewerkschaftsmitglieder der GdL und nicht anderen Gewerkschaften angehören. Die GdL möchte - nachvollziehbar, wie ich finde - dass das für alle ihre Mitglieder gilt.
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Richard
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Richard »

Ah, wie schoen, da will eine Gewerkschaft also gewissermassen Privilegien fuer ihre Mitglieder haben.
Da halte ich unsere System in *.at doch fuer deutlich besser.
Laurin
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Laurin »

Das habe ich schon anders verstanden.
LaLe hat geschrieben: 04.09.2021, 14:27 Es geht darum, dass das nur in den Betrieben gelten soll in denen die meisten Gewerkschaftsmitglieder der GdL und nicht anderen Gewerkschaften angehören. Die GdL möchte - nachvollziehbar, wie ich finde - dass das für alle ihre Mitglieder gilt.
Nicht nur das, sondern die von der Bahn angebotenen Erhöhungen sollen erst 1-2 Jahre später in Kraft treten. Also sieht das Angebot der Bahn nur auf den ersten Blick so aus, als würde es den Gewerkschaftsforderungen entsprechen - netter Trick.

Außerdem will die Bahn die Betriebsrenten kürzen.
... Die Arbeitgeberseite hat die Weiterführung des Grundlagen-Tarifvertrags abgelehnt und gleichzeitig allein gegenüber der GDL den Zusatzversorgungs-Tarifvertrag gekündigt. ...
Das kann man alles hier in der FAQ nachlesen: https://www.gdl.de/Aktuell-2021/Telegra ... 39#toc-1.5

Das macht natürlich 'Stimmung' bei den Kollegen.


Dietmar Bartsch von der Linken sagt dazu:
... «Ein dritter Streik wäre komplett unzumutbar. Der Ball liegt jetzt bei der Bundesregierung. Die Bundeskanzlerin muss den Streik verhindern und den Bahnkonzern anweisen, die Forderungen zu erfüllen.»

Die Deutsche Bahn ist ein bundeseigenes Unternehmen. Bartsch sagte, die Bürger hätten ein Recht auf einen funktionierenden Staat. «Allein schon aus Pandemiegründen muss dieses Theater beendet werden. Die GDL-Forderungen sind berechtigt und bezahlbar.» ...
https://www.zeit.de/news/2021-08/31/str ... en-merkels

Wo er recht hat, hat er recht. Das üble ist, das aufgrund des Tarifeinheitsgesetzt von 2015 und wie der Ball nun gespielt wird, ein Keil zwischen die Kollegen getrieben wird, zu Lasten der kleineren offenbar unbequemeren Gewerkschaft. Besonders fragwürdig finde ich dabei auch die aktuelle Rolle des DGB ...
LaLe
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von LaLe »

Da stellt sich halt die Frage wer beim DGB mehr Einfluss hat. Große oder kleine Gewerkschaft.
Laurin
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Laurin »

Das ist ja mal ne Forderung: Ver.di besteht auf 15 Prozent Plus für Post-Beschäftigte

Es soll wohl auch zu ersten Streiks kommen - mal sehen ob meine Pakete noch ankommen.
;)
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Eisrose
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Eisrose »

Mal zum BVG-Streik in Berlin...

Forderungen von Verdi (im Vergleich zum Angebot der BVG):

- Monatlich 750 Euro mehr (Angebot 375 Euro)
- Laufzeit 12 Monate (Angebot 24 Monate)
- 13. Monatsgehalt (Angebot 200 Euro Weihnachtsgeld)
- Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulage 300 Euro (Angebot 225 Euro)
- Schichtzulage von 200 Euro (Angebot 130 Euro)

Knackpunkt ist vor allem der erste Punkt. Verdi droht jetzt mit unbefristeten Streiks.

Die BVG hält die Forderung von Verdi für nicht finanzierbar. Sollte das umgesetzt werden, soll das Angebot verkleinert werden, also Fahrstrecken gestrichen werden. Statt Ausbau des ÖPNV also Verkleinerung des ÖPNV. Nur leere Drohung?

BVG will Schlichtung, Verdi lehnt Schlichtung ab und will unbefristeten Streik (nach bisher 4 Warnstreiks von ein bis zwei Tagen).

Was meint ihr?
Möge der US-Präsident jede Nacht gut schlafen, jedes Golf-Turnier gewinnen, so dass er seine schlechte Laune nicht an der Welt auslässt.
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von kad »

In der Schweiz wird sehr wenig gestreikt.
Kompromisse, welche von beiden Seiten akzeptiert werden sind die Regel. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind mit diesem Verfahren gut gefahren. Und die Bürger sind froh, dass es nicht zu den bekannten Problemen bei Streiks kommt.

Ich finde es schrecklich, dass es in DE nicht möglich ist, Einigungen zu erzielen, ohne mit Streik zu drohen, oder zu streiken. Irgendetwas verstehe ich da nicht. Vielleicht ist es in der Schweiz eine Folge der direkten Demokratie. Die Bürger können mehr mitbestimmen. Und es braucht daher keine starken Gewerkschaften, welche dann (auch) eine Eigendynamik entwickeln.
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Re: Streiks Pro + Contra (alle Räder stehen still, wenn ... )

Beitrag von Reinhard »

kad hat geschrieben: 23.03.2025, 20:16 In der Schweiz wird sehr wenig gestreikt.
Kompromisse, welche von beiden Seiten akzeptiert werden sind die Regel. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind mit diesem Verfahren gut gefahren. Und die Bürger sind froh, dass es nicht zu den bekannten Problemen bei Streiks kommt.

Ich finde es schrecklich, dass es in DE nicht möglich ist, Einigungen zu erzielen, ohne mit Streik zu drohen, oder zu streiken. Irgendetwas verstehe ich da nicht. Vielleicht ist es in der Schweiz eine Folge der direkten Demokratie. Die Bürger können mehr mitbestimmen. Und es braucht daher keine starken Gewerkschaften, welche dann (auch) eine Eigendynamik entwickeln.
Das mit der Eigendynamik der Gewerkschaften trifft den Knackpunkt ganz gut. Wenn man sich die Streiksituation in DE mal genauer anschaut, merkt man ziemlich schnell, dass sich das die letzten Jahre extrem auf den Dienstleistungssektor fokusiert hat. Genauer auf den Bereich der durch den Streik der gewöhnlichen Bevölkerung Probleme bereiten kann. Das wird ganz bewußt als Druckmittel genutzt.

Ich persönlich gehöre zum Tarifbereich Metall/Elektro. Bei uns sehen Streiks ungefähr folgendermaßen aus. Um 10:00 bauen ein paar Gewerkschafter vor dem Werkstor eine kleine Bühne auf. Um 10:30 stehen ein paar Dutzend Arbeiter mit Gewerkschaftswesten vor der Bühne, ein Typ faselt was vom Klassenkampf und um 11:00 gibts am inzwischen vorgefahrenen Food Truck für alle Streikenden was zu Essen. Um 12:00 ist der Streik beendet. 2 Wochen später übernehmen alle Tarifbezirke das Verhandlungsergebnis von Baden Württemberg, weil die meistens die ersten sind, die terminlich mit einem neuen Abschluß dran sind. Und so läuft es bei fast allen Tarifverhandlungen ab, die nicht hauptsächlich mit Dienstleistung/Endkundenkontakt was zu tun haben.

Witzigerweise sind gerade die Dienstleistungsberufe nicht unbedingt die hochbezahlten Berufe in DE. Eigentlich müsste denen irgendwann mal auffallen, dass die ganze Streikerei die Situation die letzten 20 oder mehr Jahre im Vergleich zu anderen Berufsgruppen nicht verbessert hat. Aber gerade Verdi und ganz vorne ein paar Spartengewerkschaften sind da schon ziemlich schmerzbefreit was Kollateralschäden angeht. Entsprechend beliebt sind die bei vielen, die nicht gerade Mitglieder dieser Gewerkschaften sind. Und die Spartengewerkschaften sind auch durchaus unter Beobachtung. Kann gut sein, dass da irgendwann, wenn die SPD mal nicht in der Regierung sitz die Gesetzeslage etwas angepasst wird.
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