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Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 17.11.2024, 12:31
von Perryoldie
***

Betty Paoli
(Barbara Elisabeth Glück)
(1814-1894)



Carpe diem!

Der Zukunft pocht dein Herz entgegen
Mit jedem Pulsschlag, jedem Hauch?
Gemach! ob Fluch ihr Teil, ob Segen,
Weißt du es auch?

Weißt du, ob, wenn sie einst gekommen,
Die ferne Zeit, die du erkürst,
Du nach dem Heute nicht, beklommen,
Dich sehnen wirst?

So lange dieser dunkeln Frage
Nicht Antwort wurde, voll und echt,
Leb' in dem Heut, und laß dem Tage
Sein gutes Recht.

***



Betty Paoli in der Wikipedia:

https://de.wikipedia.org/wiki/Betty_Paoli

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 17.11.2024, 23:13
von kad
Ich bleibe gerne in Österreich.

Ingeborg Bachmann
(1926 - 1973)

An die Sonne

Von Ingeborg Bachmann gelesen
https://youtu.be/J8e0Xj7cdBM?si=AJtjjifoNGxNkwFm

Und da der Text
https://denkzeiten.com/2021/05/16/inge ... die-sonne/

PS
In einer Deutung von Peter von Matt zu diesem Gedicht wird auf folgendes Gedicht von
Friedrich Hölderlin (1770–1843) verwiesen.

Am Abend

Geh unter, schöne Sonne, sie achteten
Nur wenig dein, sie kannten dich, heil'ge, nicht,
Denn mühelos und stille bist du
Über den Mühsamen aufgegangen.

Mir gehst du freundlich unter und auf, o Licht,
Und wohl erkennt mein Auge dich, herrliches!
Denn göttlich stille ehren lernt ich,
Da Diotima den Sinn mir heilte.

O du, des Himmels Botin, wie lauscht ich dir,
Dir, Diotima! Liebe, wie sah von dir
Zum goldnen Tage dieses Auge
Staunend und dankend empor. Da rauschten

Lebendiger die Quellen, es atmeten
Der dunkeln Erde Blüten mich liebend an,
Und lächelnd über Silberwolken
Neigte sich segnend herab der Äther.

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 18.11.2024, 10:44
von Perryoldie
kad hat geschrieben: 17.11.2024, 23:13 [...] Friedrich Hölderlin (1770–1843) [...]

Ach ja, der Hölderlin, kein einfaches Schicksal und kein leichtes Leben, so schrieb er denn auch im Januar 1811 die traurigen Zeilen:

Das Angenehme dieser Welt hab ich genossen,
Die Jugendstunden sind, wie lang! wie lang! verflossen,
April und Mai und Julius sind ferne
Ich bin nichts mehr; ich lebe nicht mehr gerne!



Bild

Stadtfriedhof Tübingen


(Lizenzfreies Bild bei Angabe der Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File ... _2009.jpg )


Als ich vor Jahren in Tübingen war, schaffte ich es leider zeitlich nicht, sein Grab zu besuchen.

Die Inschrift auf der Seite lautet:

Im heiligsten der Stürme falle
Zusammen meine Kerkerwand,
Und herrlicher und freier walle
Mein Geist ins unbekannte Land!


aus: Das Schicksal ( https://de.wikisource.org/wiki/Das_Sc ... 6lderlin)


Der Wikipediaartikel zu Hölderlin ist sehr empfehlenswert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedric ... B6lderlin

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 19.11.2024, 01:35
von Graf Maunzy
Manche Menschen sind nie verrückt. Was für ein wahrhaft grauenvolles Leben müssen sie führen!
Charles Bukowski

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 19.11.2024, 04:52
von Perryoldie
Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.

Erasmus von Rotterdam
(1465-1536)

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 19.11.2024, 05:20
von Perryoldie
Nikolaus Lenau
(Nikolaus Franz Niembsch Edler von Strehlenau)
(1802-1850)


Neben Rückert ist Lenau mein Lieblingsdichter. Dieses Gedicht von 1848 ist das erste, das ich von Lenau las. Ich bin der Meinung, dass der erste Teil auch für sich allein stehen kann, dieser Meinung scheinen auch andere zu sein, denn das Gedicht ist häufig nur mit dem ersten Teil zu finden, sogar in Lyrikbänden.


Bild


***

Winternacht

I.

Vor Kälte ist die Luft erstarrt,
Es kracht der Schnee von meinen Tritten,
Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;
Nur fort, nur immer fortgeschritten!

Wie feierlich die Gegend schweigt!
Der Mond bescheint die alten Fichten,
Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,
Den Zweig zurück zur Erde richten.

Frost! friere mir ins Herz hinein,
Tief in das heißbewegte, wilde!
Daß einmal Ruh mag drinnen seyn,
Wie hier im nächtlichen Gefilde!


II.

Dort heult im tiefen Waldesraum
Ein Wolf; – wie’s Kind aufweckt die Mutter,
Schreit er die Nacht aus ihrem Traum
Und heischt von ihr sein blutig Futter.

Nun brausen über Schnee und Eis
Die Winde fort mit tollem Jagen,
Als wollten sie sich rennen heiß:
Wach auf, o Herz, zu wildem Klagen!

Laß deine Todten auferstehn,
Und deiner Qualen dunkle Horden!
Und laß sie mit den Stürmen gehn,
Dem rauhen Spielgesind aus Norden!

***

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 19.11.2024, 13:04
von Perryoldie
Bild

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 02:07
von Rebecca
Komödie
Geträumt wird nie die Wirklichkeit,
Darum gibt es dann zerbrechen,
Gemeint ist nicht in Einsamkeit,
Und auch nicht das Wasser auf weichen Flächen,

Verborgen ist der Wahrheit Klang,
Gemeint ist nicht die Lüge,
Nur was eine Stimme leise sang,
Über ganz wunderbare Züge,

Nicht erkannt was offen liegt,
Soll heißt muß wenn kann darf nicht,
Und diese Melodie sich lieblich schmiegt,
An das zart vermisste Gesicht,

Frag nicht nach der Worte Sinn,
Schließ die Augen hör dir zu,
Dann verstehst du was ich bin,
Im Spiegel das bist du.


Autorin: Rebecca anno 2004

P.S.: Ich habe jüngst von KI Suno davon auch eine gesungene Variante machen lassen - sehr faszinierend. Aber das Gedicht ist ganz ohne KI entstanden (dafür mit viel Moskosvkaya ;) ).

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 09:31
von Perryoldie
Workshop Schreiben und Trinken
Saufen, bis die Inspiration kommt - ein Selbstversuch


Von Mark Stöhr, stern.online, 10.07.2015

"Dicht, dichter, dichten. Viele Große der Literatur waren auch große Säufer. Doch besoffen schreiben ist aus der Mode gekommen. Ein Workshop in Hamburg belebt die Tradition wieder. Unser Autor trank mit."

Der Artikel: https://www.stern.de/kultur/buecher/t ... 6628.html

:-D

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 14:44
von Graf Maunzy
Also ich muß sagen, das hier ist der beste Thread in diesem ganzen fucking Forum. :yes:

Vielen Dank, Perryoldie. :-)

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 14:50
von Darmok
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 14:44 Also ich muß sagen, das hier ist der beste Thread in diesem ganzen fucking Forum. :yes:
Izmir zu intellektuell. :giggle:

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 15:28
von Tell Sackett
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 14:44 Also ich muß sagen, das hier ist der beste Thread in diesem ganzen fucking Forum. :yes:
(...)
Du wirst auch noch zum Pöten...

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 15:34
von Graf Maunzy
Tell Sackett hat geschrieben: 20.11.2024, 15:28
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 14:44 Also ich muß sagen, das hier ist der beste Thread in diesem ganzen fucking Forum. :yes:
(...)
Du wirst auch noch zum Pöten...
Klar.

Tell Sackett ist ein Clown,
dem ist nicht zu traun.

Ist ganz einfach. :-)

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 15:40
von Tell Sackett
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 15:34
Tell Sackett hat geschrieben: 20.11.2024, 15:28
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 14:44 Also ich muß sagen, das hier ist der beste Thread in diesem ganzen fucking Forum. :yes:
(...)
Du wirst auch noch zum Pöten...
Klar.

Tell Sackett ist ein Clown,
dem ist nicht zu traun.

Ist ganz einfach. :-)
Im Wein liegt Wahrheit...
Wieviel hattest du? -)

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 20.11.2024, 16:02
von Graf Maunzy
Tell Sackett hat geschrieben: 20.11.2024, 15:40
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 15:34
Tell Sackett hat geschrieben: 20.11.2024, 15:28
Alice hat geschrieben: 20.11.2024, 14:44 Also ich muß sagen, das hier ist der beste Thread in diesem ganzen fucking Forum. :yes:
(...)
Du wirst auch noch zum Pöten...
Klar.

Tell Sackett ist ein Clown,
dem ist nicht zu traun.

Ist ganz einfach. :-)
Im Wein liegt Wahrheit...
Wieviel hattest du? -)
0,0 ltr. Ich schwör, Alder. :-)

Wer braucht schon Alkohol, wenn ihn die Muse geküsst hat? :giggle: