kad hat geschrieben: ↑21.12.2024, 00:15
Ich will dir die y-Form nicht madig machen.
Aber bei mir funktioniert sie nicht. Es gibt für mich einen wesentlichen Unterschied zwischen “sich an (einzelne) neue Wörter einer Sprache zu gewöhnen” und dem Verwenden einer veränderten Grammatik, die überhaupt nicht natürlich gewachsen ist. Funktional zwar vielleicht einleuchtend aber in der Anwendung sehr künstlich.
Es geht weder ums "madig machen" noch ums anpreisen oder gar missionieren, wie mir ein Forist einst im GF vorwarf (der hier schon wieder die gleichen Sprüche bzgl. von "oben" aufoktroyiert raushaut).
Ein großer Vorteil des Ent-Genderns nach Phettberg ist, dass es gerade
keiner Veränderung der Grammatik bedarf.
Die neuen genus- und geschlechtsneutralen Wörter mit -y (Singular) und -ys (Plural) verhalten sich grammatikalisch (auch bei Pronomen) wie die bekannten Wörter mit neutralem ("sächlichen") Genus, bspw. das Kind. Das Ent-Gendern nach Phettberg ist also nichts weiter als eine Erweiterung des Wortschatzes um neutrale ("sächliche") Begriffe für Personen(gruppen), bei denen die Geschlechterzugehörigkeit unklar, (oder inhomogen bei Gruppen) oder schlicht irrelevant ist.
Ich habe inzwischen auch das Video von AliciaJoe angeschaut. Positiv würde ich kommentieren, dass sie sich tatsächlich recht tief mit der Materie befasst hat. Negativ fällt mir auf, dass sie (Youtube-Videotypisch) durchaus plakativ und teilweise mit Strohmannargumenten arbeitet. Völlig außen vor bleibt bei ihr die Frage, wie mit Personen mit "diversem" Geschlecht umgegangen wird.
Ihr Vorschlag, das Movieren abzuschaffen (also bspw. die Form Lehrerin für ein weibliches Lehry abzuschaffen) halte ich nicht nur für völlig utopisch (weil Abschaffung von Wörtern ein weitaus massiverer Eingriff in die Sprache ist als jede Form des (Ent-) Genderns), sondern ignoriert auch völlig einen eigentlichen Anspruch des (Ent-) Genderns, nämlich die Sichtbarmachung der "verborgenen" Geschlechter/Gender.
Inzwischen dürften dieser "Test" den meisten bekannt sein. Beantwortet für Euch mal folgende Frage:
1) Welcher Schauspieler gefällt euch am besten?
(Grübel, grübel, denk, denk, Top 3 hingeschrieben...)
2) Welcher Schauspieler oder welche Schauspielerin gefällt euch am besten?
(Oh!, nicht die gleiche Liste).
oder nach Phettberg
3) Welches Schauspiely gefällt euch am besten?
Das Entfernen der movierten Form würde bei diesem Aspekt das Problem des "Verbergens" von Geschlecht/Gender noch verstärken.
Noch ein letzter Punkt. Ich halte das (Ent-Gendern) von Wörtern, die nicht inhärent auf ein Geschlecht hinweisen für überflüssig. Eine Person bleibt eine Person (Genus weiblich), ein Gast ein Gast (Genus männlich). Natürlich kann man auch das Persony und das Gasty einführen, aber das muss nicht sein. Aber man kann natürlich, wenn man das möchte und meint, dass es von Bedeutung ist, diese Formen movieren. Ich habe vor kurzen eine Gästin bei der Arbeit gehabt und diese auch in Gesprächen mit anderen so bezeichnet. Ich weiß nicht, ob es wesentlich war, aber es erhöhte den Informationsgehalt des Gesprächs: Allen war klar, dass es eine Frau war.