Heute spielten sie im Radio auf meinem Lieblingskanal eine Vertonung von Mörikes Feuerreiter von Hugo Distler, die ich nicht kannte und die mir sehr gefiel.
Eine Hörerin hat sich diese Vertonung gewünscht und angemerkt, dass sie das Gedicht vor vielen Jahren auswendig gelernt habe. Ich versuche jetzt das Gleiche…..
***
Eduard Mörike (1804–1875)
Der Feuerreiter
Sehet ihr am Fensterlein
Dort die rote Mütze wieder?
Nicht geheuer muß es sein
Denn er geht schon auf und nieder.
Und auf einmal welch Gewühle
Bei der Brücke, nach dem Feld!
Horch! das Feuerglöcklein gellt:
Hinterm Berg, Hinterm Berg,
Brennt es in der Mühle!
Schaut! da sprengt er wütend schier
Durch das Tor, der Feuerreiter,
Auf dem rippendürren Tier,
Als auf einer Feuerleiter!
Querfeldein! Durch Qualm und Schwüle
Rennt er schon und ist am Ort!
Drüben schallt es fort und fort:
Hinterm Berg, Hinterm Berg
Brennt es in der Mühle!
Der so oft den roten Hahn
Meilenweit von fern gerochen,
Mit des heilgen Kreuzes Span
Freventlich die Glut besprochen –
Weh! dir grinst vom Dachgestühle
Dort der Feind im Höllenschein.
Gnade Gott der Seele dein!
Hinterm Berg, Hinterm Berg
Rast er in der Mühle!
Keine Stunde hielt es an,
Bis die Mühle borst in Trümmer;
Doch den kecken Reitersmann
sah man von der Stunde nimmer.
Volk und Wagen im Gewühle
Kehren heim von all dem Graus;
Auch das Glöcklein klinget aus:
Hinterm Berg,
Hinterm Berg Brennts! -
Nach der Zeit ein Müller fand
Ein Gerippe samt der Mützen
Aufrecht an der Kellerwand
Auf der beinern Mähre sitzen:
Feuerreiter, wie so kühle
Reitest du in deinem Grab!
Husch! da fällts in Asche ab. Ruhe wohl, Ruhe wohl
Drunten in der Mühle!
Tell Sackett hat geschrieben: ↑10.01.2025, 15:37
[...] Lange Zeit konnte ich das (sich erinnern) auch in Hinsicht auf die Filme, die ich gesehen hatte...das hat in den letzten Jahren jedoch nachgelassen.
Bei mir auch.
Bibliophile Menschen scheinen irgendwie ähnlich gestrickt zu sein.
Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 11.01.2025, 14:44
von Graf Maunzy
Charles Bukowski: Die Girls von damals (aus: Umsonst ist der Tod. Gedichte), gelesen von Marc Mann
Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 13.01.2025, 10:14
von Perryoldie
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Dem Hungrigen ist ein gackerndes Huhn lieber
als eine flötende Nachtigall.
Portugiesisches Sprichwort
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Die echte Toleranz kommt erst mit den grauen Haaren.
Alec Guinness
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Vom Schlechten kann man nie zu wenig
und das Gute nie zu oft lesen.
Arthur Schopenhauer
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Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 13.01.2025, 10:25
von Amtranik
Wie Wellen eilen zu dem Kieselstrand,
So unsre Stunden ihrem Ende zu,
Und jede wird im Laufe überrannt,
Von jeder nächsten, hastend ohne Ruh.
Einmal geboren in das Meer des Lichts,
Drängt jedes Leben nach der Reife hin,
Und ists so weit, naht Dunkel schon und Nichts,
Und Zeit, die schuf, wird zur Zerstörerin.
Die Zeit zersticht der Jugend grüne Flur,
Gräbt Linien in die Stirn, wo Schönheit lag,
Zehrt an den Kostbarkeiten der Natur,
Und nichts besteht vor ihrem Sensenschlag.
Und doch trotz ich der grausam-harten Hand,
Mein Lied, dein Preis, hält der Zerstörung stand.
William Shakespeare, Sonette, 60
Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 14.01.2025, 07:15
von Larsaf
Amtranik hat geschrieben: ↑13.01.2025, 10:25
(...)
William Shakespeare, Sonette, 60
"Time can tear down a building or destroy a woman's face
Hours are like diamonds, don't let them waste
Time waits for no one, no favors has he
Time waits for no one, and he won't wait for me"
Auf Deutsch (dank GoogleTranslate):
"Die Zeit kann ein Gebäude niederreißen oder das Gesicht einer Frau zerstören
Stunden sind wie Diamanten, lass sie nicht vergeuden
Die Zeit wartet auf niemanden, sie hat keinen Gefallen getan
Die Zeit wartet auf niemanden, und sie wird nicht auf mich warten"
War Mick Jagger also etwa von Shakespeare beeinflusst?
Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 14.01.2025, 14:06
von Perryoldie
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Wenn Du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt,
dann wird er dich nicht beissen.
Das ist der Grundunterschied zwischen Mensch und Hund.
Mark Twain
***
Nicht immer sind die Stillen auch die Weisen.
Es gibt verschlossenen Truhen die einfach nur leer sind.
Jean Giono
***
Eine glückliche Erinnerung ist vielleicht wahrer als das Glück.
de Musset
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Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 15.01.2025, 11:25
von Perryoldie
Amtranik hat geschrieben: ↑13.01.2025, 10:25
William Shakespeare, Sonette, 60
Bekanntlich verhält es sich mit Sonetten ja so, dass sie immer aus 14 Verszeilen bestehen müssen: Vier - Vier - Drei - Drei. Dass Shakespeare, dieser freie und unbändige Geist, sich dieser Vorgabe "unterwarf" und gleich 154 Sonette schrieb, finde ich erstaunlich.
Mörike schrieb sogar ein Sonett über die Freuden des Sonettschreibens in Ruhe und Frieden und schöner Landschaft.
***
Eduard Mörike
(1804-1875)
Am Walde
Am Waldsaum kann ich lange Nachmittage,
dem Kuckuck horchend, in dem Grase liegen;
er scheint das Tal gemächlich einzuwiegen
im friedevollen Gleichklang seiner Klage.
Da ist mir wohl, und meine schlimmste Plage,
den Fratzen der Gesellschaft mich zu fügen,
hier wird sie mich doch endlich nicht bekriegen,
wo ich auf eigne Weise mich behage.
Und wenn die feinen Leute nur erst dächten,
wie schön Poeten ihre Zeit verschwenden,
sie würden mich zuletzt noch gar beneiden.
Denn des Sonetts gedrängte Kränze flechten
sich wie von selber unter meinen Händen,
indes die Augen in der Ferne weiden.
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Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 15.01.2025, 14:11
von Amtranik
Etwas von Heinrich Leuthold (1827 - 1879), Schweizer Dichter und Epiker:
Mein Kind, das ist der Grund des Übels:
Ich kann bei dir nicht stündlich sein;
sonst kämst du nicht auf den Gedanken,
daß Küssen könnte sündlich sein.
Das Gegenteil will ich beweisen;
doch soll die Wirkung gründlich sein,
so muß vor allem das Verfahren
sowohl geheim als mündlich sein.
***
Nimm dieses Leben nicht zu ernst!
Recht spaßhaft ist‘s im allgemeinen.
Je besser du es kennenlernst,
je munterer wird es dir erscheinen.
Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 16.01.2025, 09:42
von Perryoldie
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Sorge dafür, das zu haben, was du liebst,
oder du wirst gezwungen werden, das zu lieben, was du hast.
George Bernard Shaw
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Es ist verblüffend, wie heiter man wird,
wenn man Hoffnungen aufgibt.
Terence Rattigan
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Die Ehe ist wie ein Telefon:
Wenn man falsch gewählt hat, ist man falsch verbunden.
Doris Day
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Freunde sind gut,
vorausgesetzt, dass man sie nicht nötig hat.
Alexander Roda Roda
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Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 16.01.2025, 12:07
von Amtranik
Perryoldie hat geschrieben: ↑16.01.2025, 09:42Die Ehe ist wie ein Telefon:
Wenn man falsch gewählt hat, ist man falsch verbunden.
Doris Day