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Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 05.01.2025, 17:01
von Perryoldie

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Conrad Ferdinand Meyer
(1825-1898)



Der Gesang des Meeres



Wolken, meine Kinder, wandern gehen
Wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiedersehen!
Eure wandellustigen Gestalten
Kann ich nicht in Mutterbanden halten.

Ihr langweilet euch auf meinen Wogen,
Dort die Erde hat euch angezogen:
Küsten, Klippen und des Leuchtturms Feuer!
Ziehet, Kinder! Geht auf Abenteuer!

Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften!
Sucht die Gipfel! Ruhet über Klüften!
Brauet Stürme! Blitzet! Liefert Schlachten!
Traget glühnden Kampfes Purpurtrachten!

Rauscht im Regen! Murmelt in den Quellen!
Füllt die Brunnen! Rieselt in die Wellen!
Braust in Strömen durch die Lande nieder –
Kommet, meine Kinder, kommet wieder!


***
---


Von Meyer las ich in jungen Jahren das umfangreiche Gedicht "Huttens letzte Tage".

Wiki:

Huttens letzte Tage (veröffentlicht 1872) ist ein Gedichtzyklus von Conrad Ferdinand Meyer. Vor dem Hintergrund der deutschen Reichsgründung 1871 gelang Meyer mit diesem Werk der literarische Durchbruch. Der Zyklus besteht aus acht Kapiteln mit 71 Strophen. Er handelt vom sterbenskranken Ritter und Humanisten Ulrich von Hutten, der auf die Insel Ufenau kommt und sich einrichtet, um dort seine letzten Tage zu verleben. Ungebeugt rechtfertigt er seinen Kampf für die Reformation und wider das Papsttum.


Hier ist das Werk im Projekt Gutenberg.

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 05.01.2025, 17:23
von Perryoldie
Friedrich Nietzsche war durchaus ein Mensch mit Humor.


Hier ist sein Lieblingswitz:


Ein Wanderer ging durch einen dichten Wald, als er mit einem Male eine Lichtung betrat. Dort sah er einen Eremiten, der auf einem Stein saß und ohne erkennbaren Grund laut und fröhlich lachte.

Der Wanderer trat also an den Eremiten heran und sprach: 'Eremit, Du lebst hier doch ganz allein und ohne die Gesellschaft anderer Menschen, warum also bist Du so fröhlich?'

'Eben drum', antwortete der Eremit.


:-))

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 06.01.2025, 10:15
von Perryoldie

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Ob einer mehr Ursache hat, die Menschen zu suchen oder zu meiden,
hängt davon ab, ob er mehr die Langeweile oder den Verdruss fürchtet.

Schopenhauer




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Wir sind, was wir müssen; und nicht, was wir wünschen.

Meredith




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Wer still und unbeachtet gelebt hat, hat gut gelebt.

Ovid


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Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 07.01.2025, 08:13
von Amtranik
Perryoldie hat geschrieben: 05.01.2025, 17:01Er handelt vom sterbenskranken Ritter und Humanisten Ulrich von Hutten, der auf die Insel Ufenau kommt und sich einrichtet, um dort seine letzten Tage zu verleben. Ungebeugt rechtfertigt er seinen Kampf für die Reformation und wider das Papsttum.
Gehört zwar nicht hierher, ist aber trotzdem interessant:
Der Ritter Ulrich von Hutten war wohl eine Frau!

https://www.tagesanzeiger.ch/aufregende ... 1745725335

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 07.01.2025, 10:35
von Perryoldie
Amtranik hat geschrieben: 07.01.2025, 08:13 [...] Der Ritter Ulrich von Hutten war wohl eine Frau!

https://www.tagesanzeiger.ch/aufregende ... 1745725335
Interessanter und spannender Artikel, danke für's verlinken. :yes:

Bei solchen "Sensationsmeldungen" bin ich allerdings, aus Erfahrung, immer etwas skeptisch. Häufig genug kam es vor, dass Forscher von der Möglichkeit einer möglichen Sensation "euphorisch berauscht" waren, oder sich, auch das kommt leider vor, einfach nur in der Fachwelt profilieren wollten. Später kann man dann ja seine vorherigen Aussagen mit dem Verweis auf "neueste Forschungsergebnisse" wieder zurücknehmen, hat aber zumindest erst einmal auf sich aufmerksam gemacht.

Auch stellt sich natürlich die Frage, ob man tatsächlich die echten sterblichen Überreste Huttens überhaupt jemals gefunden hat, was mMn nicht völlig gesichert ist. Es scheint eher so, als ob man so lange suchte, bis man ein "passendes" Skelett fand.


Zitat:
Im Lauf der Jahrhunderte geriet das Grab in Vergessenheit. Erst im Jahr 1959 wurde wieder ein Grabstein aufgestellt, nachdem man bei der Kirche ein Skelett entdeckt hatte, das man Ulrich von Hutten zuordnete. Ein Anthropologe untersuchte das Areal noch einmal, weil ihn der Befund der Kollegen nicht überzeugte, so wurde bei einer Grabung im Jahr 1968 ein zweites Skelett gefunden, dessen Zustand zu Huttens Beschreibung seines Körpers passte.

https://www.fuldaerzeitung.de/kinzigta ... 319.html

Wer suchet, der findet. :-D

P.S.
Ich bin gespannt, ob und was weitere Forschungen in dieser Angelegenheit ergeben werden.

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 07.01.2025, 10:46
von Perryoldie


***


Ein Kluger bemerkt alles.
Ein Dummer macht über alles eine Bemerkung.

Heinrich Heine


***


An Wundern ist niemals Mangel in der Welt,
sondern nur am sich wundern können.

Gilbert Keith Chesterton


***


Das Glück heilt uns von mehr Fehlern,
als die Vernunft es vermag.

La Rochefoucauld


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Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 09.01.2025, 10:14
von Perryoldie
***


Von einem guten Rat zu profitieren,
erfordert mehr Weisheit, als ihn zu geben.

Michael Collins



***


Ein Schiffbrüchiger hat auch vor ruhiger See Angst.

Ovid


***


Der Nachteil von Intelligenz besteht darin,
dass man ununterbrochen gezwungen ist,
dazu zu lernen.

George Bernhard Shaw


***

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 09.01.2025, 10:53
von Perryoldie
***


Charlotte von Ahlefeld
(1781-1849)


Bei Übersendung eines Vergissmeinnicht


Diese Blume, deren blaue Blüte
deutungsvoll der schönste Name schmückt,
Der als Wunsch mir längst im Herzen glühte,
hab' ich einsam heut' im Tal gepflückt.

Süß umschwebt von Deinem teuern Bilde,
schien sie würdig zur Gesandtin mir;
hin in ferne, trennende Gefilde,
bringe sie den Gruß der Freundschaft Dir.

Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen -
schnell verlöschet ihrer Farbe Licht,
doch die Bitte möge Dich erreichen,
die ihr Name zärtlich zu Dir spricht.



***

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 09.01.2025, 20:12
von Perryoldie
Aus dem Leben eines Bücherwurms [Part 1] :-)

Als ich vor sehr langer Zeit (als junger Bub) die 500er-Bücher-Grenze erreichte, begann ich zu katalogisieren, ich erstellte (lange vor der PC-Zeit) mit Lineal eine sauber gezeichnete Tabelle, DIN-A4 quer und oben trug ich mit einer Buchstaben-Schablonen-Vorlage (damit es sauber aussieht) die Spalten ein: Name, Vorname des Autors - Buchtitel - Verlag - Nr. - ISBN - Anmerkungen.

Beim dritten Versuch hatte ich endlich eine perfekte Vorlage und ging damit in die Stadtbücherei, dort gab es einen Kopierer und ich fertigte erst einmal 100 Kopien des Katalogblattes an und machte mich dann zu Hause fröhlich an das katalogisieren und war mächtig stolz auf meinen ganz persönlichen Bibliothekskatalog. :-)

Eines Tages bekam ich über 200 Bücher geschenkt und schob das katalogisieren derselben so lange auf :blush: , bis weitere dazukamen, einige Bücher sortierte ich aus und dann war mir irgendwann die Aktualisierung des Kataloges zu mühsam und ich führte ihn nicht mehr weiter. :blush:

Aber dann :-) stellte ich fest, dass ich ein "Büchergedächtnis" hatte, ich wusste immer ganz genau, welche Bücher ich hatte, selbst als es Tausende waren. Natürlich hätte ich sie nicht alle "der Reihe nach" benennen können, aber sah ich auf Flohmärkten, oder sonst irgendwo, Bücher, wusste ich immer, ob ich die schon habe, oder nicht, ich kaufte niemals ein Buch doppelt. :nein:

Heute führe ich nur noch Bestandslisten und als ich vor einigen Tagen bei Büchern (HC/TB) unter 1.000 kam, war ich durchaus beglückt. So wenige Bücher hatte ich nicht mehr seit 1984 :-) . Und mehr werden es auch nicht mehr werden, es sei denn, ich gewinne im Lotto, dann könnte ich vielleicht doch noch einmal kaufrauschen . . . :-))

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 09.01.2025, 23:02
von Perryoldie
Wir haben hier im Forum viele Musikthreads, über die ich mich ein ums andere mal freue :-) , aber wie ich Thread-Eingangs schrieb, in einem Lit. Salon geht es um alle schönen Künste. :-)

Daher jetzt hier:


Renaissance - Love Is All - 1971


Spoiler

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 10.01.2025, 08:51
von kad

***


Matthias Claudius (1740–1815)

Die Geschichte von Goliath und David


War einst ein Riese Goliath
Gar ein gefährlich Mann!
Er hatte Tressen auf dem Hut
Mit einem Klunker dran,
Und einen Rock von Drap d’argent
Und alles so nach advenant.

An seinen Schnurrbart sah man nur
Mit Gräsen und mit Graus,
Und dabei sah er von Natur
Pur wie der – aus.
Sein Sarras war, man glaubt es kaum,
So groß schier als ein Weberbaum.

Er hatte Knochen wie ein Gaul,
Und eine freche Stirn,
Und ein entsetzlich großes Maul,
Und nur ein kleines Hirn;
Gab jedem einen Rippenstoß,
Und flunkerte und prahlte groß.

So kam er alle Tage her,
Und sprach Israel Hohn.
»Wer ist der Mann? Wer wagt’s mit mir?
Sei Vater oder Sohn,
Er komme her der Lumpenhund,
Ich bax ’n nieder auf den Grund.«

Da kam in seinem Schäferrock
Ein Jüngling zart und fein;
Er hatte nichts als seinen Stock,
Als Schleuder und den Stein,
Und sprach: »Du hast viel Stolz und Wehr,
Ich komm im Namen Gottes her.«

Und damit schleudert’ er auf ihn,
Und traf die Stirne gar;
Da fiel der große Esel hin
So lang und dick er war.
Und David haut’ in guter Ruh
Ihm nun den Kopf noch ab dazu.

Trau nicht auf deinen Tressenhut,
Noch auf den Klunker dran!
Ein großes Maul es auch nicht tut:
Das lern vom langen Mann;
Und von dem kleinen lerne wohl:
Wie man mit Ehren fechten soll.



***



Friedrich Hebbel (1813 - 1863)


David und Goliath


Diesen Riesen zu töten, war leicht für den mutigen Hirten,
Welcher, im Schleudern geschickt, sicher versandte den Stein.
Schwerer fand er es schon, den Toten des Haupts zu berauben,
Doch es gelang ihm zuletzt durch den verdoppelten Streich.
Aber dem letzten erliegt er, er soll es dem König ja bringen,
Und nun schleppt er sich tot an der gewaltigen Last.



***

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 10.01.2025, 11:08
von Darmok
Perryoldie hat geschrieben: 09.01.2025, 20:12 Aus dem Leben eines Bücherwurms [Part 1] :-)

Als ich vor sehr langer Zeit (als junger Bub) die 500er-Bücher-Grenze erreichte, begann ich zu katalogisieren, ich erstellte (lange vor der PC-Zeit) mit Lineal eine sauber gezeichnete Tabelle, DIN-A4 quer und oben trug ich mit einer Buchstaben-Schablonen-Vorlage (damit es sauber aussieht) die Spalten ein: Name, Vorname des Autors - Buchtitel - Verlag - Nr. - ISBN - Anmerkungen.
Dann katalogisierst Du also in alphabetischer Reihenfolge und nicht nach Genre oder Jahren? :gruebel:

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 10.01.2025, 12:16
von Perryoldie
Darmok hat geschrieben: 10.01.2025, 11:08 Dann katalogisierst Du also in alphabetischer Reihenfolge und nicht nach Genre oder Jahren? :gruebel:
Ja, in alphabetischer Reihenfolge, aber der Katalog hatte fünf Bereiche: Allgemeine Romane, S.F. & Fantasy, Sachbücher, Comic und Heftromane. Dadurch war alles durchaus übersichtlich.

Heute ist das katalogisieren wohl eine leichte Angelegenheit :-D , aber ich habe nur noch (Excel-) Listen für die Comic und Heftromane.

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 10.01.2025, 15:37
von Tell Sackett
Perryoldie hat geschrieben: 09.01.2025, 20:12 (...)
Aber dann :-) stellte ich fest, dass ich ein "Büchergedächtnis" hatte, ich wusste immer ganz genau, welche Bücher ich hatte, selbst als es Tausende waren. (...) wusste ich immer, ob ich die schon habe, oder nicht, ich kaufte niemals ein Buch doppelt. :nein:
(...)
Geht mir genau so. :yes:
Auch wenn ich nie mit der Anzahl deiner Bücher konkurieren konnte.
Lange Zeit konnte ich das auch in Hinsicht auf die Filme, die ich gesehen hatte...das hat in den letzten Jahren jedoch nachgelassen. :unsure:

Re: Der Literarische Salon

Verfasst: 10.01.2025, 15:50
von Perryoldie
kad hat geschrieben: 08.11.2024, 14:39 Fast alles, was ich über Gedichte weiss, habe ich im Buch „Die verdächtige Pracht“ von Peter von Matt gelernt. Wer dieses Buch gelesen hat, wird Gedichte lieben. [...]
Danke für den Tipp! :yes:

Eigentlich :rolleyes: habe ich ja den Kauf von Büchern eingestellt, aber dieses eine wollte ich doch noch unbedingt haben.

Gerade traf das Buch ein, ich bekam es für 10 €, es ist in einem schönen Erhaltungszustand und ich freue mich darauf, mich am Wochenende mit dem Buch zu befassen. :-)