3302 - Das Geschenk der Leun von Oliver Fröhlich
Malakai hat geschrieben: ↑28.11.2024, 21:13
Beginnen möchte ich mit dem Cover von Dominic Beyeler.
Das Cover zeigt Dr. Liam Barstow, die Leiterin des PHOENIX-Projekts. Gleichzeitig ist sie Ingenieurin und auf diesem Bild hervorragend eingefangen. So oder so ähnlich habe ich sie mir auch vorgestellt. Dazu sehen wir neben ihr den Avatar des Phoenix-Bewusstseins, sowie holografische Elemente.
Von der Bildgestaltung halte ich das Cover für äußerst gelungen. Es fängt die Ingenieurin und ihr „Kind“ exzellent ein. Auch, dass sie schon etwas älter ist und Erfahrung ausstrahlt. Dazu noch eine gewisse Distanziertheit, die auch im Roman beschrieben wird. Klasse umgesetzt.
Was mich ein wenig stört, ist die Farbgebung. Der rote Anzug spiegelt sich farblich im Hintergrund und auch teilweise im Phoenix. Die graue Farbe vom Haar wiederholt sich im Hintergrund zu deutlich und zu oft. Auch die Highlights auf dem roten Anzug sind gräulich und lassen das Cover dadurch recht fahl erscheinen. Dagegen strahlt der Avatar des Phoenix regelrecht gegen an.
Zusätzlich wirkt das gestochen scharfe Perry Rhodan Logo als Kontrast zu dem doch eher „gröber“ aussehenden Bild. Als ob da zwei Dinge nicht zusammengehören.
Insgesamt gefällt mir aber die Machart und es strahlt Leben aus.
Damit zum Roman abgebogen:
Wir begleiten Liam Barstow und Zhobotter von Beginn des Projekt PHOENIX an. Wie sie zueinander finden und auch, wie die Genese des Phoenix-Bewusstseins vonstattengeht. So richtig sympathisch wird mir die gute Ingenieurin nicht und auch Zhobotter blieb überraschend blass. Dennoch fand ich die Inneneinsichten sehr interessant und wie diese sich dann schließlich auf die Handlung auswirken.
Das scheint auch der „neue Ansatz“ von Ben Calvin Hary zu sein. Handlung aus persönlichen Beweggründen zu gestalten. Dies gefällt mir außerordentlich gut.
Auch und gerade die Schnipsel / Szenen mit dem Phoenix-Bewusstsein haben mir sehr gut gefallen und dafür gesorgt, dass ich gar nicht aufhören wollte mit lesen.
Umso ärgerlicher waren dann die Szenen um den Ferronen. Am Anfang fungierte er als Spiegel zu Zhobotter und ich fand das Wortgefecht der beiden äußerst interessant. Das er dann aber zum Attentäter mutiert, war zu viel und es hätte dessen nicht gebraucht. Es hätte mir viel besser gefallen, wenn er als ernsthafter Kritiker weiter fungiert hätte, sodass sich Zhobotter weiter selbst reflektieren muss. Schade.
Die Szene mit Sichu und ihrem gedanklichen Ausflug zu ihrem Geburtstag war schön zu lesen und brachte mir die Ator ein wenig näher. Auch wenn zu Anfang wieder auf ihrem Alter herumgeritten wurde. Das hätte es nicht gebraucht. Alleine schon die Tatsache des 300sten Geburtstags und ihre Reaktionen reichten als Stilmittel, um einem dieses näherzubringen.
Der Erforschung des Goldellepsoids war recht unspektakulär. Ich frage mich nur: Gibt es im Sol-System keine hochkarätigen Forschungseinrichtungen mehr? Oder speziell gesicherte Labore? Wenn die Terraner mit etwas Erfahrung haben, dann ist es gefährliche Fremdtechnik. Dort stünden alle sündhaft teuren Messgeräte und auch Direktverbindungen zu hochgezüchteten Forschungspositroniken zur Verfügung. Dazu noch eine Heerschar von Wissenschaftlern.
Nein, zwei Leute müssen genügen. Von Außen per Hand abtasten und ein paar Nanos werden es schon richten.
Abgesehen davon, warum bestimmt eigentlich Perry wo das Teil erforscht wird? Müsste das nicht die Liga-Residentin oder zumindest der Wissenschafts-Minister entscheiden? Rhodan ist für das Projekt von San zuständig.
Der Teil um den Asteroiden Styx war für mich nicht wirklich spannend. Im Endeffekt wurde hier nur für den Einbau des Zusatzgeräts für den PHOENIX und das Gucky + Sichu an Bord der ELDA-RON gelangen, gesorgt. Eine Pflichtübung, die schnell abgehandelt wurde. So wie auch die Flucht der ELDA-RON. Der Part davor, mit den Innenansichten der Figuren und den Einblendungen der Iterationen war viel spannender.
Genau solche Innenansichten von Handlungsträgern und die Erklärung der Handlungen aus diesen heraus ist das Interessante und in den letzten drei Bänden gut bis sehr gut umgesetzt worden. Der Boden wird anständig bereitet für die kommenden Romane. Das hat aber natürlich auch zur Folge, dass die eigentliche Rahmenhandlung doch ein wenig in den Hintergrund gerät. Es ist nur eins möglich, bei dem begrenzten Platz in jedem Heft. Von daher muss der gute Ben den Spagat hinbekommen, dass der Fokus nicht nur auf den Personen liegt, sondern dass auch das Science Fiction Umfeld und die riesige Spielwiese, die PR bietet, ihren Raum zum Atmen bekommt.
Bisher bin ich zumindest von der neuen Vorgehensweise zufrieden. Ich hätte mir allerdings gewünscht, so etwas auch von Shrell zu lesen. Bisher wirkt sie sehr plakativ. Ohne Tief. Da ist einem ihr Sklave Bonnifer schon gefühlstechnisch näher gekommen. Warum nicht immer wieder etwas von ihr einstreuen, wie Oliver es bei Bonnifer gemacht hat? Eventuell ist ja dann der Bösewicht gar noch der Held der anderen Seite?