Re: Der Literarische Salon
Verfasst: 15.12.2024, 19:43
Man könnte auch quasi ein Buch gemeinsam lesen.
Politik Forum und Perry Rhodan Fan-Forum (gegründet von Freunden der PR- und SL-Community)
https://www.politik-im-exil.de/
Na, das ist ja gleich eine Steilvorlage, wie man, glaube ich, beim Fußball sagt. Nachdem wir in jüngeren Jahren hauptsächlich in den Alpen und im Norden unterwegs waren (Lappland, Grönland, Island, Faröer, Kanada. Und um gleich die Bücherliste zu ergänzen: Wanderungen im Norden von Alfred Andersch ist mein Lieblings-Reisebuch schlechthin – die erste Liebe halt), wärmen wir die alten Knochen in den letzten Jahren gerne in Süditalien, insbesondere auf seinen Inseln. Und Goethe sekundiert in seiner Italienischen Reise:Perryoldie hat geschrieben: ↑15.12.2024, 19:12 Was ich vorhin ganz vergaß, diese Plaudereien würde ich gerne lesen.
.Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele: hier ist erst der Schlüssel zu allem
Nach Syrakus bin ich auch schon spaziert, wenn auch nicht die ganze Strecke. (Wo man übrigens, etwas versteckt, im Garten der Villa Landolina hinter dem Archäologischen Museum das Grabmal von August von Platen findet.) Und das Buch von Seume (das ja wie das von Goethe kein trockener Reisebericht ist) beginnt – um das Thema wieder aufzugreifen – mit einem der vielversprechendsten Buchanfänge, die ich kenne:Da es gerade passt, besteigen wir das fahrplanmäßige Schiff nach Limone und sind, schwupps, in der Lombardei. Der winzige Ort ist förmlich von Touristen überschwemmt, nein stimmt nicht ganz, eigentlich nur die Uferstraße, wo sich Geschäft an Gasthaus, Gasthaus an Geschäft reiht. Wir entspringen treppauf und hören erleichtert, dass wir noch in Italien sind. Unversehens stehen wir vor dem Zitronengarten der Stadt (limonaia del castèl), der als lebendiges Museum für diese mittlerweile aufgegebene Kultur hergerichtet ist. In der flirrenden Nachmittagshitze mischen sich Zitrusduft und Zikadengesang mit Arien-Fetzen aus der Video-Installation zu einem betäubenden Gespinst, einem Traumbild Italiens. Draußen auf dem See schwebt ein Segelboot vorüber, darin sitzt Goethe und notiert: »Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehn geben. Der ganze Garten besteht aus Reihen von weißen viereckigen Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stehen und stufenweis den Berg hinauf rücken. Über diese Pfeiler sind starke Stangen gelegt, um im Winter die dazwischen gepflanzten Bäume zu decken. Das Betrachten und Beschauen dieser angenehmen Gegenstände ward durch eine langsame Fahrt begünstigt (…)«.
Es hätte nicht viel gefehlt, und wir hätten das Schiff zurück nach Riva verpasst.
Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen.
Das scheint ja wirklich ein bemerkenswertes Buch zu sein.kad hat geschrieben: ↑15.12.2024, 17:32 Welches Buch hat mich dieses Jahr am meisten beeindruckt?
Roberto Bolaño: 2666. Übersetzt von Christian Hansen. S. Fischer, 1200 S. Im Original 2004.
[...]
https://de.wikipedia.org/wiki/2666_(Roman)
Wahrscheinlich nicht soviel, wie ich jemals nicht gewusst habe
Respekt für Deinen Versuch, Strabon im Original zu lesen und überhaupt für alle, die Bücher in der Originalsprache lesen.
Danke für den Tipp, nach so einem modernen (1953)
Rous2 hat geschrieben: ↑15.12.2024, 20:32 Nach Syrakus bin ich auch schon spaziert, wenn auch nicht die ganze Strecke. (Wo man übrigens, etwas versteckt, im Garten der Villa Landolina hinter dem Archäologischen Museum das Grabmal von August von Platen findet.) Und das Buch von Seume (das ja wie das von Goethe kein trockener Reisebericht ist) beginnt – um das Thema wieder aufzugreifen – mit einem der vielversprechendsten Buchanfänge, die ich kenne:
Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen.
Tell Sackett hat geschrieben: ↑12.12.2024, 14:03 Es ist langsam an der Zeit, das Jahr mal literarisch Review passieren zu lassen.
Ok, here we go!Perryoldie hat geschrieben: ↑15.12.2024, 19:12 Was ich vorhin ganz vergaß, diese Plaudereien würde ich gerne lesen.
Eine der Erzählungen im Buch schildert eine Wanderung durch den Sarek. Sie beginnt wie bei meiner 30 Jahre später in Kvikkjokk und endet bei den Hütten (Akkastugan) am Akka-See, zu Füßen des Akka-Massivs. Kvikkjokk ist eine kleine Ansiedlung am Kungsleden (Königspfad), einem anderen langen Wanderweg, der jedoch mit guter Infrastruktur aufwartet.Die Reise begann in Professors Garten, weil dort dreitausend Erdbeeren wuchsen. […] Der Professor sah Ken und seine Leute an, als wären sie verlorene Kinder, weil sie nicht mehr im Norden wohnten, in den großen alten Erdbeermooren. Kein Zweifel, daß die Reise hier zu beginnen hatte.
Das war auch unser Plan. (insgesamt waren wir 24 Tage unterwegs; es ging anschließend noch über Kiruna nach Narvik und zu den Lofoten.) Von Kens Begleitern kommen Einwendungen bezüglich Länge, Unwegsamkeit und Verpflegung, die er vom Tisch wischt, was sich später als fatal erweist.Ken hatte die Absicht, dem Königspfad nach Nordosten bis zum Faunaive-Pass zu folgen, dann aber nach Nord-Nord-Westen vorzudringen, in die Zentralregion der Sarekberge und durch sie hindurch das Westende des Akka-Sees zu erreichen.
Lena verließ das Haus zu einem Spaziergang, während Ken und Daniel sich [...] zurückzogen, um noch einmal gründlich über den Karten zu brüten.
Lena ging in Kvikkjokk umher, [...] Nachher setzte Lena sich auf die Stufen der dunkelbrauen Holzschindelkirche [...].
Das war unsere Proviantliste:»Wir haben höchstens hundertzwanzig Kilometer zu machen. Selbst wenn wir nur zwanzig am Tag schaffen [der Optimist!], sind wir in spätestens einer Woche durch.« »Unser Proviant reicht für sechs Tage.«
Zunächst folgen wir dem Kungsleden in Richtung Nord-Osten. Nach zwei Wandertagen erreichen wir Aktse. Von hier beginnt die Trekkingtour in den Sarek-Nationalpark. Unsere Route folgt zunächst dem Rapaälven […]. Wir wandern den Fluß entlang durch das Rapadalen. Die kommenden 5 Tage sind zur Durchquerung des Sarek-Nationalparks vorgesehen. Am Ende liegt der Akka, ein 1.881 m hoher Berg, der bei guter Witterung ein lohnender Abschluß der beschwerlichen Tour sein kann. Dann wird ein Ruhetag in Akkastugorna eingeplant.
Sie waren dem Königspfad bis zum Paß hinauf gefolgt, zuerst noch einmal stundenlang durch den Wald, dann über ein Bachdelta auf einer langen Traverse aus Baumstämmen, an deren Ende ein Schild an einen Pfahl genagelt war: Sarek National Park.
Der nächste Satz hätte Herrn Freud gefreut. Lest ihn selbst.Sie blickte auf das große und geheime Herzstück des Tals, das auf den Karten den Namen Rapasälät trug.
Zu Anfang war es ein spannendes Vergnügen, an den breiteren und reißenden Bächen nach Übergangsstellen zu suchen.
Dann kocht sie (der Erzähler, wohl nicht vertraut mit Küchendienst, nennt es »geheimnisvolle Manipulationen«. Und ja, sein Frauenbild ist, wie sag' ich’s… ) aus einem Teil davon ein Risotto. Ich kann mich erinnern, dass wir am letzten Tag im Sarek, mit der Aussicht auf Nachschub bei den Akka-Hütten, aus den Proviantresten in der Trangia-Pfanne Küchlein buken, mit Mehl, Nüssen, Rosinen, Knoblauch, Speck, und sie mit gutem Appetit verspeisten.»Wieviel Proviant haben wir noch?« fragte Ken
»Ein Pfund Reis«, zählte Lena methodisch auf, »ein Paket Nudeln, eine Büchse Corned beef, eine halbe Dauerwurst, ein halbes Pfund Butter, Milchpulver, Zucker und Kaffee. Leider nur noch ein kleines Brot.«
Mein lieber Rous2, ich denke, dass ich im Namen aller Saloniers und SalonnierenRous2 hat geschrieben: ↑17.12.2024, 19:21Ok, here we go!Perryoldie hat geschrieben: ↑15.12.2024, 19:12 Was ich vorhin ganz vergaß, diese Plaudereien würde ich gerne lesen.
Da gibt es aber weitaus Schlimmeres, z.B. die Verehrung
Gratuliere
Ja, es hätte natürlich auch ein Bibliothekar sein können. Hätte auch besser zu Martin, dem zahmen Gänserich gepasst. Aber ich bevorzuge die Sprache Luthers, ohne Drumherumreden und Sternengewimmel. Von dem lese ich lieber in unserer Leib- und Magenserie.Perryoldie hat geschrieben: ↑19.12.2024, 16:40 P.P.S.
"Dumme Gänse" kenne ich auch, ebenso aber "Dumme Gänseriche"![]()