Klimakatastrophe

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George
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von George »

giffi marauder hat geschrieben: 19.11.2025, 12:41 ... Primäreinergie ...
In den Diskussionen taucht immer wieder dieser Begriff auf. Oft mit der Behauptung, diesen Wert müssten wir erreichen. Das stimmt aber nicht. Die importierte und geförderte Energiemenge in Form von Öl, Gas und Kohle wird zum Teil energieintensiv aufbereitet. Allein die Raffinerie benötigt mehr Energie als die Elektroautos jemals brauchen. Dazu kommt die hohe Verlustenergie, so dass letztendlich nur rund 1/3 übrig bleibt.

Auf der anderen Seite sind Elektroautos drei mal effizienter als Verbrenner. Moderne Wärmepumpen haben eine COP von 5. Dazu kommt die Wärmedämmung und der Umbau der Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr. Schlussendlich wird die Primärenergie auf einen Bruchteil des heutigen Wertes schrumpfen. Ich sag mal Faktor 10.

Ein Hersteller von Passivhäusern wollte mal herausfinden, wie kalt es im Haus ganz ohne Heizung wird. Die Temperatur fiel nie unter 18° Celsius. In manchen Wohnungen wird es trotz Heizung nicht viel wärmer. Das sollte man sich mal durch den Kopf gehen lassen.
Reinhard
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Reinhard »

George hat geschrieben: 20.11.2025, 09:39
giffi marauder hat geschrieben: 19.11.2025, 12:41 ... Primäreinergie ...
In den Diskussionen taucht immer wieder dieser Begriff auf. Oft mit der Behauptung, diesen Wert müssten wir erreichen. Das stimmt aber nicht. Die importierte und geförderte Energiemenge in Form von Öl, Gas und Kohle wird zum Teil energieintensiv aufbereitet. Allein die Raffinerie benötigt mehr Energie als die Elektroautos jemals brauchen. Dazu kommt die hohe Verlustenergie, so dass letztendlich nur rund 1/3 übrig bleibt.

Auf der anderen Seite sind Elektroautos drei mal effizienter als Verbrenner. Moderne Wärmepumpen haben eine COP von 5. Dazu kommt die Wärmedämmung und der Umbau der Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr. Schlussendlich wird die Primärenergie auf einen Bruchteil des heutigen Wertes schrumpfen. Ich sag mal Faktor 10.

Ein Hersteller von Passivhäusern wollte mal herausfinden, wie kalt es im Haus ganz ohne Heizung wird. Die Temperatur fiel nie unter 18° Celsius. In manchen Wohnungen wird es trotz Heizung nicht viel wärmer. Das sollte man sich mal durch den Kopf gehen lassen.
Ok, Faktor 10 ist jetzt selbst für Privathaushalte etwas sehr optimistisch, aber ja, der Primärenergiebedarf von Privathaushalten sinkt derzeit, weil die eben einen Großteil ihres Energiebedarfs in Heizen und Mobilität=Auto stecken und da passiert grad einiges.

In der Industrie sieht es etwas anders aus. Da läuft ziemlich viel thermisch ab. Wenn ich was mit Strom heiß mache, und zwar in Temperaturbereichen, die über eine Wärmepumpe hinaus gehen, dann setze ich da unabhängig ob ich das mit Kohle, Öl, Gas oder Strom mache so ca. die gleiche Energiemenge ein. Gemein wird es wenn ich nicht direkt mit Strom arbeiten kann, sondern die Gase, die ich verbrauchen will (grüner Wasserstoff, grünes Ammoniak) klimaneutral herstellen muss.

Alles technisch lösbar, aber nicht immer so ganz einfach klimaneutral und kosteneffizient gleichzeitig hin zu kriegen. Und das ist ja die Aufgabe, das nicht nur hinkriegen, sondern zu Kosten hinzukriegen, dass es nicht in anderen Ländern klimaschädlich billiger gemacht wird. Damit bauen wir Druck auf klimaneutral zu werden, ohne dass es dagegen Widerstände bis hin zu massiven Handelskriegen geben wird. Mit unseren derzeitigen Stromkosten werden wir das nicht schaffen.
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Troh.Klaus
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Troh.Klaus »

George hat geschrieben: 20.11.2025, 09:39 In den Diskussionen taucht immer wieder dieser Begriff auf. Oft mit der Behauptung, diesen Wert müssten wir erreichen. Das stimmt aber nicht.
...
Schlussendlich wird die Primärenergie auf einen Bruchteil des heutigen Wertes schrumpfen. Ich sag mal Faktor 10.
Primärenergieverbrauch 2024: ca. 2.900 TWh
"Faktor 10": 290 TWh
Brutto Stromverbrauch 2024: ca. 460 TWh.
George
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von George »

Troh.Klaus hat geschrieben: 20.11.2025, 10:53
George hat geschrieben: 20.11.2025, 09:39 In den Diskussionen taucht immer wieder dieser Begriff auf. Oft mit der Behauptung, diesen Wert müssten wir erreichen. Das stimmt aber nicht.
...
Schlussendlich wird die Primärenergie auf einen Bruchteil des heutigen Wertes schrumpfen. Ich sag mal Faktor 10.
Primärenergieverbrauch 2024: ca. 2.900 TWh
"Faktor 10": 290 TWh
Brutto Stromverbrauch 2024: ca. 460 TWh.
Da habe ich offensichtlich Unsinn behauptet. Ich finde es aber interessant, welche Bereiche wie viel Energie verbrauchen und was man dort einsparen kann.

Vor einiger Zeit war ich in einem Betrieb, der Aluprofile bei einigen hundert Grad umformt. Auf meine Frage nach Energieeinsparungen hieß es nur, sie hätten ganz andere Probleme.
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Troh.Klaus
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Troh.Klaus »

George hat geschrieben: 20.11.2025, 13:02 Vor einiger Zeit war ich in einem Betrieb, der Aluprofile bei einigen hundert Grad umformt. Auf meine Frage nach Energieeinsparungen hieß es nur, sie hätten ganz andere Probleme.
Ja, z.B. 50% Importzölle auf Aluminium und Stahl in die USA.
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Reinhard »

George hat geschrieben: 20.11.2025, 13:02 Vor einiger Zeit war ich in einem Betrieb, der Aluprofile bei einigen hundert Grad umformt. Auf meine Frage nach Energieeinsparungen hieß es nur, sie hätten ganz andere Probleme.
Ich vermute mal, die führen da einen kombinierten Umform und T-6 Prozess durch. Wenn ich damit richtig liege ist die Sache ganz einfach. Ist pure Physik, kann man nicht ändern. Die Energiemenge ist also bis auf ein wenig Isolierung und Wärmerückgewinnung nicht beeinflussbar. Das sind genau die Industrieprozesse, für die ich die Energie einfach brauche und dann muss das klimaneutral bei uns billiger sein, als klimaschädlich wo anders, oder die gehen langfristig aus Deutschland weg.
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von George »

Reinhard hat geschrieben: 20.11.2025, 19:12 Das sind genau die Industrieprozesse, für die ich die Energie einfach brauche und dann muss das klimaneutral bei uns billiger sein, als klimaschädlich wo anders, oder die gehen langfristig aus Deutschland weg.
Energie, Isolierung oder Energierückgewinnung waren da kein Thema. Die waren völlig damit ausgelastet die erforderliche Qualität zu erreichen. Und das braucht erfahrenes Personal und die richtige Messtechnik. Ich sag nur: Wärmebildkamera und Aluminium - schwierig.

Deutschland steht eben für hohe Qualität. Billig gibt es woanders. Ich weiß auch von Kunden, die z. B. keinen Stahl aus China haben wollen, wegen der unzureichenden Qualität.
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Reinhard »

George hat geschrieben: 20.11.2025, 20:37
Reinhard hat geschrieben: 20.11.2025, 19:12 Das sind genau die Industrieprozesse, für die ich die Energie einfach brauche und dann muss das klimaneutral bei uns billiger sein, als klimaschädlich wo anders, oder die gehen langfristig aus Deutschland weg.
Energie, Isolierung oder Energierückgewinnung waren da kein Thema. Die waren völlig damit ausgelastet die erforderliche Qualität zu erreichen. Und das braucht erfahrenes Personal und die richtige Messtechnik. Ich sag nur: Wärmebildkamera und Aluminium - schwierig.

Deutschland steht eben für hohe Qualität. Billig gibt es woanders. Ich weiß auch von Kunden, die z. B. keinen Stahl aus China haben wollen, wegen der unzureichenden Qualität.
Das kann ich teilweisen nachvollziehen, möchte aber davor waren sich auf ein zu hohes Ross zu setzen. Das mit der niedrigen Qualität von chinesischem Stahl und auch Aluminium, kenne ich. Da gibt es Buden, die versprechen das blaue vom Himmel und dann bekommst du Schrott, aber in China gibt es auch absolut hervorragenden Stahl und auch Aluminium. Ist dann aber auch nicht ganz billig.

Allgemein Blicke ich in dem Zusammenhang aber auf japanische Autos der 70er, koreanische der 80er und chinesische um die Jahrtausendwende. Und dann stelle ich jeweils ein Auto aus dem Jahr 2025 aus diesen Ländern daneben.

So schön ich es finde, wenn ein deutscher Mittelständler irgendwo Weltmarktführer ist, weil die einfach das Beste auf ihrem Gebiet machen. Diese Positionen sind kein gottgegebenes Recht. Und wenn da die Konkurrenz qualitativ nachzieht, geht es nur noch um den Preis. Wenn der Preis dann vom Energieeinsatz abhängt hat man zumindest bei unseren Energiekosten leider verloren.
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Reinhard »

Auch wenn es Focus typisch eine bisschen flach und sehr vereinfachend geschrieben ist.
https://www.focus.de/earth/weltklimakon ... 6f095.html
schneidet zumindest die Thematik Emissionsvermeidung gegen Klimaanpassung mal ein wenig an.
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George
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von George »

Reinhard hat geschrieben: 20.11.2025, 21:08 Wenn der Preis dann vom Energieeinsatz abhängt hat man zumindest bei unseren Energiekosten leider verloren.
Es wäre sicher hilfreich, wenn der Strom billiger wäre. Allerdings scheint mir die Subventionierung nicht nachhaltig zu sein. Da wäre es besser, massiv in Erneuerbare zu investieren. China macht das offenbar. Neulich habe ich gelesen, dass China in 6 Monaten doppelt so viel Solarkraft installiert wie Deutschland in 25 Jahren. Die haben dann billigen Strom, billige Arbeitskräfte - und wir leere Kassen.

Dabei haben wir so tolle Projekte. Da gibt es z.B. Anlagen in Containern, die Gas aus Biogas-Anlagen einspeichern und bei Bedarf wieder verstromen. Damit übernehmen die Biogasanlagen die notwendige Speicherfunktion zur Überbrückung der Dunkelflauten.
Reinhard
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von Reinhard »

George hat geschrieben: 21.11.2025, 11:53
Reinhard hat geschrieben: 20.11.2025, 21:08 Wenn der Preis dann vom Energieeinsatz abhängt hat man zumindest bei unseren Energiekosten leider verloren.
Es wäre sicher hilfreich, wenn der Strom billiger wäre. Allerdings scheint mir die Subventionierung nicht nachhaltig zu sein. Da wäre es besser, massiv in Erneuerbare zu investieren. China macht das offenbar. Neulich habe ich gelesen, dass China in 6 Monaten doppelt so viel Solarkraft installiert wie Deutschland in 25 Jahren. Die haben dann billigen Strom, billige Arbeitskräfte - und wir leere Kassen.

Dabei haben wir so tolle Projekte. Da gibt es z.B. Anlagen in Containern, die Gas aus Biogas-Anlagen einspeichern und bei Bedarf wieder verstromen. Damit übernehmen die Biogasanlagen die notwendige Speicherfunktion zur Überbrückung der Dunkelflauten.
Jep, die Chinesen machen das ganz simpel. Der Stromerzeugungsmix wird wird installiert, der bei hoher Verlässlichkeit mittel bis langfristig minimale Kosten verursacht. Keine weiteren globalen Vorgaben.

Bei uns greift man gerne kleinteilig mit dem Wunsch besonders klima- und umweltfreundlich zu sein ein. Sozialverträglich soll es natürlich auch noch sein. Da dabei, der erneuerbare Strom zum Wunschzeitpunkt nicht so gut abgeschnitten hat, weil die Technik einfach noch nicht so weit war, hat man damit angefangen klimaschädlichen Strom zu verteuern. Das hat aber den blöden Nebeneffekt, dass damit auch bei der klimaneutralen Stromerzeugung der Druck raus ist das möglichst kosteneffizient hin zu kriegen.

Völlig überraschend ist der Strom bei uns jetzt teuer, und zwar egal, ob wir ihn nun gerade aus dem Windrad, dem Gaskraftwerk oder dem Atomkraftwerk jenseits der Grenze beziehen. Dabei lobt man sich noch wie toll viel regenerativen Strom wir schon haben, obwohl wir das bei klareren und vor allem einfacheren politischen Vorgaben gleichzeitig schneller und billiger haben hätten können.

Warum es z.B. einen Riesenunterschied macht, ob ich meine Solaranlage aufs Dach, auf den Boden, oder aufgeständert auf eine Freifläche wie einen Parkplatz baue kann man mir noch so oft erklären, ich halte das immer noch für ganz einfach blöd. Dass da lange Zeit sogar die Höhe der Einspeisevergütung von abhing war bezüglich des Klimaschutzes bestimmt ganz wichtig.
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Re: Klimakatastrophe

Beitrag von George »

Reinhard hat geschrieben: 21.11.2025, 13:53 Völlig überraschend ist der Strom bei uns jetzt teuer
Wobei man nicht vergessen sollte, dass in Deutschland mit Strom Geld verdient wird. Die Erzeuger, der Staat, die Aktionäre und und und.

Das Positive daran ist, dass dies ein starker Anreiz zur Effizienzoptimierung ist. Dafür sind die Deutschen ja bekannt. :-D
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