Eisrose hat geschrieben: ↑31.07.2024, 23:29
Mit Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu-ting aus Taiwan treten bei Olympia zwei genetische Männer, die auch die Pubertät durchlaufen haben, im Frauenboxen an.
Ich persönlich finde den Begriff "genetische Männer" hier sehr unpassend. Wie im verlinkten Bericht richtig geschrieben, sind es Frauen, die XY-Chromosome aufweisen.
Genetische Männer impliziert ein wenig, dass es sich nicht um "richtige" Frauen handelt. Das würde aber bedeuten, dass es "richtige" Frauen und "falsche" Frauen gibt.
Die Problematik, die möglicherweise entsteht, will ich gar nicht absprechen. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass es durchaus Fälle gibt, wo auch Personen mit einem XX-Chromosom eine "männliche" Pubertät durchlaufen können und dann später entsprechende Vorteile haben. Hinzu kommen fällen von der genannten Androgenimmunität (also nicht nur Resistenz), wo Menschen mit XY-Chromosom, sogar weiblicher sind als viele Frauen, da auch in Frauen Testosteron zu einem geringen Anteil wirkt, aber bei Menschen mit Androgenimmunutät gar nicht.
"genetische Männer" drückt die Diskussion dann wieder auf dieses bipolare Bild Männer/Frauen, was biologisch sehr kompliziert ist (es gibt genug Fälle von Menschen mit XX-Chromosom, die nie eine männliche Pubertät durchlaufen haben - also Cis-Frauen - die in Wettbewerben vor Jahrzehnten problemlos angetreten sind, heute aber Medikamente nehmen müssen, weil ihr Testosteronlevel über dem Wert liegt, den man festgelegt hat).
"Genetische Männer" lässt es klingen, als ginge es primär um die Aussage, dass es "Männer" seien. Mir wäre wohler, wenn man von "Frauen mit männlicher Genetik" schreiben würde (wenn es einem so wichtig ist das "männlich"/"Mann" bei der Definition unbedingt unterbringen zu müssen).
Vergessen wird bei der Definition, dass durchaus auch die durchschnittliche Schlagkraft bei Frauen oder Männern, aus bestimmten Völkern auch im Durchschnitt merklich höher oder niedriger ist. Das ist also kein Phänomen, das alleine bei Durchlaufen einer männlichen Pubertät auftritt. Insofern empfinde ich das ein wenig vorgeschoben.
Und vergessen wir nicht, dass dies auch solche Blüten treibt, dass im Schachverband Frauen und Männer auch getrennt betrachtet werden, wobei hier Frauen, die Männertrophäen gewinnen diese behalten dürfen - umgekehrt aber nicht. Als wäre der Mann auch hier einer Frau gegenüber im Vorteil, was ich als extrem diskriminierend empfinde.