Seite 2 von 4

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 05.09.2024, 16:57
von nanograinger
Das ist vielleicht einer der Gründe, warum dieser Teil des Kurzzyklus nicht gut gelitten ist. Ein Spiegel vorgehalten zu bekommen kann eben nicht jeder ertragen, schon gar nicht ein Publikum, das "Fluchtliteratur" liest.

Aber es ist eben auch in Teilen sehr konstruiert, wie die LFT-Verantwortlichen und deren Bürger sich selbst fast das eigene Grab schaufeln, weil sie sich im Wege stehen. Außerdem wird mit so grobem Keil gearbeitet, dass es teilweise völlig überzogen wirkt. Die nächsten drei Romane sind nur schwer erträglich, vor allem 1881 und 1882.

Und natürlich müssen die Unsterblichen und die Cameloter in vergleichsweise gutes Licht gerückt werden.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 09.09.2024, 01:57
von Baptist Ziergiebel
Obernörgler hat geschrieben: 04.09.2024, 18:49
Die Dscherro können mit kleinen Energiekugeln, den so genannten 5-D-Eisern, im Umkreis von jeweils 30 Metern höherenergetische Technologie ausschalten und so die Waffen und mitgeführten Roboter der Delegation außer Gefecht setzen. Die nun wehrlosen Terraner werden von den Dscherro mit Neuropeitschen betäubt.
...
500 Soldaten mit 1000 TARA V UH-Kampfrobotern dringen daraufhin in das Faktorelement Alashan ein ... Da die Roboter und die Ausrüstung durch den Einsatz der 5-D-Eiser versagen, werden die terranischen Einheiten schnell überwältigt, um anschließend entweder getötet oder zur Burg Gousharan gebracht zu werden.
Habe mich immer gefragt, warum man solches nicht öfter liest. Gerade die Menschheit hat mit zahlreichen Transhumanen bzw. Umweltangepassten wie Ertrusern und Oxtornern Kämpfer in ihren Reihen, die für Killteams nach dieserm Muster geradezu prädestiniert sind und mit der passenden Taktik und Ausrüstung selbst Halutern gefährlich werden könnten. Dem sturen Verlassen auf Technik, dem technologischen Positivismus, könnte ruhig hin und wieder mal ein Dämpfer verpasst werden.

Aber ich vermute mal, daß das daraus resultierende Erscheinungsbild eines Kampfplatzes für zahlreiche Leser wohl zu drastisch wäre, die Reaktionen damals, oder später bei den Tiuphoren, obwohl in der Darstellung eher harmlos, habe ich ja noch vor Augen...

Gruß.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 09.09.2024, 08:56
von Obernörgler
Ich möchte nicht ständig detailreich über Schlachten, Gefechte, Gemetzel und Folterungen berichtet bekommen.
Durch ständiges wiederholen ist man (als Leser) nach einer Weile sicher abgestumpft und dann nur noch gelangweilt. Alternativ sind
einige Leser vielleicht auch so davon angewiedert/abgestoßen, dass sie aufhören PR zu lesen. Regelmäßige Schilderungen
dieser Art (1x pro Zyklus? Oder gar häufiger?) sind deshalb vermutlich nicht förderlich, für den Verkauf der Romane.
Abgesehen davon, versagt die Technik ja oft genug. Da gab es doch im aktuellen Zyklus (Band 3242) einen "Armbrustschützen" der Lato
im SERUN ausschaltete.
 
Zitat:
Der SERUN hätte den Pfeil mit einem Thermostrahl verbrennen oder sogar verdampfen können, aber der Großteil der Wirkung hätte weiter getragen und den dahinter stehenden Fremden getroffen. Dessen Individualschirm mochte dem Beschuss standhalten oder nicht; da Lato Rhodans Direktive gemäß dem Schutz gegnerischen Lebens eine hohe Priorität zugeordnet hatte, verzichtete die Gefechtspositronik darauf.
Der SERUN hätte auch zur Seite ziehen können, aber der Tunnel war eng, und das Manöver hätte spätere Ausweichmöglichkeiten eingeschränkt, die bei einem Beschuss aus einer Energiewaffe angebrachter erschienen.
Denn das mechanische Geschoss stuften die Gefechtsanalysen als harmlos ein.
Dieser Fehler wurzelte in der Unkenntnis der Galaxis Spaphu im Allgemeinen, ihrer Kulturen im Speziellen sowie der tashzurischen Söldner und der von ihnen genutzten Praktiken im Besonderen.
Der Pfeil war keine archaische Waffe, sondern Ergebnis jahrtausendelanger Optimierungen in einer technologisch versierten Kultur. In vielen Einsätzen hatten insbesondere Kopfgeldjäger sie so lange verbessert, bis sie perfekt dafür geeignet war, Ziele ihres Schutzes zu berauben.
Schon vor dem Abfeuern hatte die Waffe Latos Schirmfrequenz analysiert. Unmittelbar vor dem Kontakt mit dem Schirm emittierte der Pfeil ein exakt moduliertes Störsignal, das einen Strukturriss öffnete. Das Geschoss drang durch den energetischen Schutz, als wäre dieser nicht mehr als ein Lichtvorhang. Einen Sekundenbruchteil später bohrte sich die Spitze in den Ärmel über dem linken Oberarm.
Ein mittelalterliches Geschoss wäre bereits an den metallischen Mikroschuppen der äußersten Schicht abgeprallt. Dieser Pfeil durchdrang sie.
Er drückte die darunter befindlichen Polymergel-Spiralfasern auseinander.
Der SERUN reagierte mit einer Verhärtung und einer energetischen Kristallfeldintensivierung zur Kohäsionsverstärkung, doch das Geschoss war bereits zu weit vorgedrungen.
Es durchbohrte die mehreren Lagen des synthoplastischen Kompositmetallnetzes des Innenanzugs, den dermatologisch optimierten Innenbezug und die Klimaschicht, bevor es durch die Haut drang. Erst drei Millimeter später hielt der SERUN den Pfeil auf.
Der Anzug verlor auch den zweiten Kampf gegen das Geschoss. Das Antitoxin des Cybermeds wirkte zu spät, um die Betäubung von Antanas Lato zu verhindern.
Obige Schilderung eines Versagens kann man sicher kreativ nennen, mich hat das extrem genervt. Das war einfach zu gewollt!

Das Versagen von Technik wird oft genug geschildert - allerdings nicht ständig als Kampf Mann/Alien gegen Mann/Alien. Oft sind es
Kämpfe mit Raumschiffen. Es ist etwas abstrakter, vom Abschuss dreier Raumschiffe zu lesen, als vom Tod dreier Soldaten im Kampfeinsatz.
Die hohe Opferzahl an Bord der Raumschiffe wird so etwas kaschiert.
Es gibt genug Zyklen, die gegnerische Technik als überlegen schildern und galaktische Technik versagen lassen. Mehr muss es für mich nicht sein.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 09.09.2024, 15:46
von Baptist Ziergiebel
Mich nervt besagtes Technikversagen nur, wenn es handlungsdienlich aus dem Hut gezaubert wird. Wenn vorher ultimative Waffen etwa auf einmal nur noch Brocken aus Asteroiden herauskratzen können, hochentwickelte Antiortung plötzlich durchsichtig ist, ganze Waffengattungen verschwinden oder zuvor groß aufgebaute Möglichkeiten nicht genutzt werden (erinnert sich noch wer an MOTRANS?).

Mit dem Pfeil hatte ich hingegen schnell meinen Frieden gemacht. Der SERUN kommt in der Darstellung nicht so schlecht weg, wie etwa in manchen Susan Schwarz Romanen, es war ein Ringen ziemlich auf Augenhöhe mit knappen Ausgang für das Pfeilkonstrunkt. Geht für mich in Ordnung. Und gerade für solche Fälle, sorry, wenn ich drauf rumreite, hätte ich gerne mehr Umweltangepasste, vielleicht auch mal genetisch modifizierte Kämpfer im Spiel. Wird in der Serie leider so gut wie kaum thematisiert,was gerade für eine Science-fiction Serie traurig ist. Die große Zeit der Transhumanen war noch die Frühzeit bei Scheer und Darlton.

Und was heißt "ständig" oder "regelmäßig"? 1x mal pro Zyklus, wie du schreibst, ist zwar auch irgendwie regelmäßig, aber bitte, da liegen ja Jahre dann zwischen. Wem das zuviel ist...

Gruß.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 24.09.2024, 15:20
von Obernörgler
Bild und Text wurden aus der Perrypedia übernommen. --> https://www.perrypedia.de/wiki/Die_Dscherro

Bild
© Heinrich Bauer Verlag KG

Handlung
Clara Mendoza kann schwer verletzt durch die Faktordampf-Barriere nach Terrania zurückkehren, wo sie von Sicherheitskräften geborgen wird. Es stellt sich heraus, dass ihre Filmaufnahmen aus dem Faktorelement Alashan nahezu unbrauchbar sind, so dass lediglich anhand ihrer Schilderung eine Darstellung der Dscherro gefertigt werden kann. Währenddessen lässt Cistolo Khan die nähere Umgebung des Elements evakuieren und mit einem Großaufgebot an Streitkräften sichern.

In dem Faktorelement plant unterdessen Taka Poulones, der alte Anführer der 60.000 Dscherro von Burg Gousharan, das weitere Vorgehen seines Stammes. Da auch die Dscherro von der Versetzung des Elements überrascht und so von ihren Raumschiffen abgeschnitten wurden, sieht er langfristig aufgrund der zahlenmäßigen Unterlegenheit seines Stammes keine andere Möglichkeit, freien Abzug und Raumfahrzeuge zu erhalten, als Verhandlungen mit den Terranern über die Freilassung der etwa 1000 Geiseln zu führen. Mit seiner Absicht stößt Poulones unter den Dscherro, die in der Galaxie DaGlausch das dominierende Volk sind und dort als plündernde Nomaden umherziehen, auf Unmut. Dieser wird zudem durch die Tatsache geschürt, dass der Taka von dem »Ungehörnten« beraten wird, der bisher von niemandem gesehen wurde. Allerdings waren die Hinweise des Unbekannten in der Vergangenheit häufig sehr hilfreich. Zuletzt erhielt der Taka von ihm Informationen über die Welt Thorrim im Thorrtimer-System, die anschließend von den Dscherro besetzt wurde. Als jedoch das Heliotische Bollwerk in dem System installiert wurde, ist die Burg Gousharan, die sich auf Thorrim befand, plötzlich ins Solsystem versetzt worden. Daher geben die Dscherro dem Ungehörnten auch mehrheitlich die Schuld an ihrer derzeitigen Lage.

Langsam entwickelt sich der Unmut zu einer Rebellion gegen Poulones. Dscherro, die die Fähigkeit zur Bekleidung des Taka-Amtes besitzen, zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie den Hormonausstoß ihrer Artgenossen wahrnehmen können, der bei den Dscherro mit den jeweiligen Gedanken konform geht. So kann Poulones den Strategie-Serofen Garrach seiner aufrührerischen Gedanken überführen. Er exekutiert ihn sofort und lässt Todeskommandos in der Burg weitere potenzielle Rebellen beseitigen. Der Krieger Fellokk, der für den Weg der Dscherro steht und Terrania mit Gewalt erobern will, entdeckt dabei an sich selbst die Taka-Fähigkeit, als es ihm gelingt, Poulones gegenüber seine wahren Absichten zu verbergen. Er erhält Unterstützung durch den Kriegs-Serofen Tschoch und den Barrasch Guulor. Daneben gelingt es ihm, die rund 800 Footen der Burg für seine Sache zu gewinnen. Die Footen sind rattenähnliche, 20 Zentimeter große Wesen mit zwei Tentakelbeinen und vier Handlungstentakeln. Sie sind für die technischen Einrichtungen der Burg verantwortlich und zeichnen sich durch ein außerordentliches technisches Geschick aus, das ihnen erlaubt, beinahe jedwede Art von Technologie zu verstehen und für die Bedürfnisse der Dscherro zu adaptieren. Daneben sind sie hervorragende Mikrotechniker.

Poulones schickt unterdessen drei Dscherro als Unterhändler durch die Faktordampf-Barriere. Sie schwenken eine weiße Fahne, um die Terraner von einem Angriff abzuhalten, und übermitteln per Funk die Absicht des Takas, in Kürze Verhandlungen aufnehmen zu wollen. Als die Unterhändler kurz darauf wieder in das Faktorelement zurückkehren, werden sie von Fellokk abgefangen und getötet. Poulones erkennt daraufhin, dass seine Macht ernsthaft bedroht wird. Er gibt Onkerk den Befehl, die Geiseln zu töten, damit sie seinem Gegner nicht nutzen können. Dieser wird jedoch seinerseits von Fellokks Alliierten ermordet, bevor er den Befehl ausführen kann. Während die verbliebenen Anhänger Poulenes nach und nach ausgeschaltet werden, lässt Fellokk den Tierpfleger Bytus Bottoni frei, damit dieser den terranischen Einheiten außerhalb des Faktorelements die Nachricht überbringen kann, dass Taka Poulones bald persönlich zu Verhandlungen kommen werde.

Inzwischen bittet Cistolo Khan Bré Tsinga darum, Genhered Zensch Meved über die Dscherro zu befragen. Als die Psychologin, die sich mit dem Nonggo immer noch in dem Bauwerk im Faktorelement Kalkutta-Nord aufhält, diese Frage stellt, erwacht der Sündenträger erneut aus seiner Apathie und berichtet, dass die Nonggo den Dscherro niemals begegnet seien. Da Genhered während des Gesprächs den Kopf schief legt, wie es auch bei den anderen Nonggo häufig beobachtet werden konnte, fragt Tsinga nach der Bedeutung dieser Geste. Der ehemalige Projektleiter antwortet, dass er versucht habe zu tauchen. Dies sei der einzige Lebensinhalt aller Nonggo, der einem Sündenträger als Strafe genommen werde.

Etwas später betrachtet Genhered eine Simulation des Teuller-Systems, die er aktiviert hat. Tsinga kann dabei erkennen, dass das System keine Planeten, sondern speichenlose Sphärenräder enthält. Neben sieben namenlosen Rädern, benennt Genhered die Räder Zeun, Meved, Kort, Grendiss und Kenteullen, auf denen sich jeweils auf der Innen- und Außenseite Siedlungen der Nonggo abzeichnen. Kurz darauf schaut sich der Sündenträger gedankenverloren Simulationen technischer Anlagen an. Da sie diesen Darstellungen nicht vollends folgen kann, bittet Tsinga um wissenschaftliche Unterstützung. Der LFT-Kommissar schickt Stort Aguein und Bram Plochin, die sofort erkennen, dass es sich um die vergrößerte Abbildung eines Mikrogerätes handelt. In der Folge nehmen die Wissenschaftler ihre Untersuchungen so rücksichtslos vor, dass sich Genhered wieder in seine Lethargie zurückzieht. Tsinga schickt sie daraufhin erbost wieder aus dem Faktorelement.

Auf der obersten Plattform der Burg Gousharan kommt es indes, den Traditionen der Dscherro entsprechend, zum entscheidenden Zweikampf zwischen Poulones und seinem Herausforderer Fellokk. Der Taka beabsichtigt, seinen Kontrahenten so in Rage zu versetzen, dass dieser eine unüberlegte Attacke startet. Als er jedoch sieht, dass alle Dscherro Fellokks Befehlen folgen, und an der Faktordampf-Barriere mit Chreschen und Schourchten, kegelstumpfartigen Truppentransportern von 25 bis 40 Metern Länge, Aufstellung bezogen haben, unterschätzt er seinen Gegner. Er wird von Fellokk mühelos überwältigt, und der neue Taka reißt Poulones das Herz aus dem Leib. Anschließend lässt er einen Gleiter mit den Leichen des alten Dscherro und von 126 mittlerweile in Gefangenschaft verstorbenen Geiseln als Signal zu den Terranern schicken. Kurz darauf gibt er den Befehl zum Angriff auf Terrania.


########################


Meinung
Der Roman schildert vorrangig die aktuellen "politischen" Verhältnisse der auf Terra gestrandeten Dscherro-"Einsatzgruppe".
Nebensächlich wird geschildert, dass Cistolo Khan sich auf eine militärische Auseinandersetzung vorbereitet.
Auch vom zweiten Faktorelement erhalten wir neue Informationen.

Den Roman habe ich zügig und in einem Rutsch gelesen. Es gab wenig tatsächliche Action. Das meiste, was man Action nennen könnte, wurde erzählt, nicht erlebt. Was erlebt wurde, wurde in ein paar Sätzen abgehandelt.
Die politischen Ränkespiele dienten dazu, uns die Dscherro als künftigen Gegner näher zu bringen. Viel erfahren wir allerdings nicht. Die Dscherro sind Kämpfer. Brutal und gnadenlos, auch gegen andere Dscherro. Warum sie andere Völker angreifen wird nicht erklärt. Warum sind auch bei den Dscherro die Mikrotechniker (die Footen) klein? Ist das ein Naturgesetz im Perryversum? Ich fühlte mich an Siganesen oder Swoon erinnert.
Die Handlung um Bre Tzinga und Genhered dient wohl nur dazu, ein paar Infos über das Teuller-System im Roman unterzubringen. Ansonsten wirkt dieser Teil, als hätte der Autor keine Lust auf mehr gehabt oder das Exposee gab einfach nicht mehr her.

Für mich war der Roman solider Standard. Gut zu lesen, aber nichts, was mich umhaut.
Ich nehme an, dass mit diesem Roman die "Vorbereitungen" abgeschlossen sind und der Zyklus mit dem nächsten Roman durchstartet.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 08:47
von Obernörgler
Bild und Text wurden aus der Perrypedia übernommen. --> https://www.perrypedia.de/wiki/Chaostage

Bild
© Heinrich Bauer Verlag KG

Handlung
Am 10. Oktober 1289 NGZ um 13:58 Uhr beginnen die Dscherro ihren Angriff auf Terrania. Während 10.000 der gehörnten Lebewesen mit den Footen zur Absicherung auf Burg Gousharan zurückbleiben, durchqueren 50.000 Dscherro unter der Führung von Taka Fellokk mit circa 1000 Schourchten und 10.000 Chreschen die Faktordampf-Barriere. Sofort attackieren sie die das Faktorelement Alashan belagernden terranischen Einheiten und gehen ebenso kompromisslos gegen die Zivilbevölkerung vor. Sie setzen dabei auch schwerste Waffen ein und bringen an den Hochhäusern der Stadt Sprengladungen an, mit denen sie die Gebäude zerstören. Mit ihren Dschammen, ausgedehnten Energienetzen, die sich selbstständig zusammenziehen, können sie mehrere hundert Menschen auf einmal einfangen. Der Einsatz dieser Netze erschwert auch eine Flucht mit Antigravgeräten.

Die Verteidigung Terranias wird, neben dem überraschend heftigen und erbarmungslosen Angreifen der Dscherro, insbesondere durch den Einsatz der 5-D-Eiser und der Tokcher sehr erschwert. Dabei handelt es sich um flugfähige Minen, die in der Nähe von hochenergetischen Geräten Störfelder aufbauen und so die Benutzung von Transmittern und Funkgeräten verhindern. Da die terranischen Streitkräfte darüber hinaus nicht mit einem ernsthaften Angriff gerechnet haben, dringen die Aggressoren innerhalb weniger Stunden tief in die verschiedenen Stadtteile Terranias ein. Dabei wird bereits nach kurzer Zeit deutlich, dass sich der Hauptteil der Angreifer in Richtung Raumhafen bewegt.

Im Fernsehsender SolTel schickt der Chefredakteur Cruno DeFaas seine Reporter-Teams zum Faktorelement Alashan, um möglichst spektakuläres Bildmaterial direkt aus den Kampfgebieten zu erhalten. Eines dieser Teams besteht aus Katie Joanne und Occar Singh. Joanne hat sich von den Nachwirkungen der Ereignisse auf Mimas im November 1288 NGZ, bei der sie bei der Flucht Kummerogs und Bruno Drenderbaums durch eine Überdosis Psychopharmaka Hirnschädigungen erlitten hatte, mittlerweile erholt. Um zu beweisen, dass sie durch die damalige Schädigung nicht mehr beeinträchtigt wird, geht sie bei der Beschaffung des Bildmaterials rücksichtslos vor und zeigt, zum Wohlwollen DeFaas', die brutalen Aktionen der Dscherro in allen Details. Während ihrer Arbeit treffen die beiden Reporter auch auf Taka Fellokk. Dieser erkennt, was die beiden Terraner tun, und lässt sie am Leben. Darüber hinaus tötet er einen Zivilisten demonstrativ vor laufender Kamera.

Etwas später trennt sich Joanne von Singh, der immer mehr durch die Kampfhandlungen verängstigt wird, indem sie ihn aus ihrem Bodengleiter stößt. Unmittelbar darauf kann sie beobachten, wie die Dscherro einen Dschamm in 500 Metern Höhe öffnen und die mehreren Hundert Menschen, die sich in dem Netz befanden, zu Tode stürzen. Um sich gefahrloser bewegen zu können, verlässt die Reporterin ihren Gleiter und nimmt den Gravo-Pak eines getöteten Soldaten an sich. Während sie Nora Mellors und ihre sechs Monate alte Tochter Kristi vom Dach eines Hochhauses, wo sie sich mit dem Arkoniden Asman von Kynor aufhält, vor dem Zugriff der Dscherro retten kann, greifen diese den Sitz von SolTel an. Als Joanne dort eintrifft, wird DeFaas von den Angreifern von der Außentreppe des Gebäudes gestoßen. Die entsprechenden Filmaufnahmen werden dabei von der Reporterin simultan in ihre immer noch übertragende Berichterstattung eingebaut.

Kurze Zeit später trifft Joanne mit Nora Mellors auf deren Sohn Abraham. Der achtzehn Jahre alte Student ist in der Universität von Terrania immatrikuliert (eingeschrieben), wo er mit einem seiner Kommilitonen die Universitätssyntronik manipuliert hat, bevor sie von Dscherro attackiert wurden, wobei sein Mitstudent getötet wurde. Als kurz darauf erneut Dscherro erscheinen, werden er, Nora und Kristi verschleppt, nachdem einer der Aggressoren vor der Kamera Joannes den Kopf des Babys zur Abschreckung in den Mund gesteckt hat. Die Reporterin kehrt daraufhin gegen 16 Uhr zum verlassenen SolTel-Gebäude zurück und ergänzt ihre Berichterstattung, die in einer Endlosschleife in die gesamte Milchstraße übertragen wird.


########################


Meinung

Der Roman gibt nicht viel her - positiv, wie negativ.
Die Dscherro greifen Terrania an, ein TV-Sender schickt ein Team los um das Ganze live zu übertragen.
Eine Mutter versucht mit ihrer Baby-Tochter zu ihrem Sohn zu gelangen, um gemeinsam vor den Dscherro zu fliehen.
Sehr actionlastig geschildert. "Show, don't tell" in Perfektion, würde ich sagen.

Aber irgendwie wirkt das Thema "Angriff der Dscherro" in die Länge gezogen.
Ein Roman, in dem sie erstmals auftauchen, ein Roman, der ihre "Kultur" vorstellt und ein Roman, der ihren Angriff auf Terrania schildert - ein weiterer wird noch folgen.
Das ist natürlich nicht wirklich viel. Da es aber hauptsächlich darum geht, die Grausamkeit der Dscherro zu schildern, ist es doch etwas eintönig. Mir fehlen die terranischen Bemühungen das alles zu verhindern. Was wurde unternommen? Was hat funktioniert, was nicht? Pläne? Das hätte mich eher interessiert als skrupellose Reporter und eine Mutter auf der Flucht.

Das klingt jetzt wohl wieder negativer als es ist. Die bisherigen Romane waren ganz sicher nicht schlecht und/oder langweilig. Es wird viel Text "investiert", um zu zeigen wie böse der Gegner ist. Ich fühle mich an die Panjasen erinnert, was eher nicht gut ist. Bisher helfen die Dscherro den Terranern aber nicht nach Kräften sie zu besiegen, wie es die Panjasen taten. Das ist schon mal sehr positiv.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 10:23
von Tennessee
Die Dscherro hatten mich damals ungeheuer fasziniert. Wie ich sie heute lesen würde, weiß ich gar nicht. Vielleicht ebenso. Was ich an den Dscherro spannend fand war, dass sie als Volk allem entgegenstanden, was man zu der Zeit so in PR als Zivilisation so las. Obwohl technisch hochentwickelt, hatten sich die Dscherro eine nomadische und, ich nenne es mal "kampfdarwinistische" Volksstruktur bewahrt. Es überlebte, wer der Stärkere war. Die Eroberungen oder Angriffe der Dscherro hatten einen einzigen Grund: Weil sie es halt eben konnten! Und sie erinnerten mich stark an die Berichte von den in Afrika auftretenden Heuschreckenplagen: Die tun das, weil sie es tun. Da gibt es keine Moral, da gibt es keine Ethik, es gibt nur das Überleben des Stärkeren. Terrorinszenierung inklusive. Denn die Dscherro, das konnte man an der Situation Fellok und Joanne sehen, wussten ganz genau, was sie da taten und wie sie das kriegten, was sie wollten. Damit waren sie der radikale Gegenentwurf zu einer Zivilisationsgemeinschaft, wie sie in PR als Ideal entworfen wurde und heute auch noch wird.

Bei Katie Joanne wird auch ein sehr typisches Journalistenbild wiederholt, das zu der Zeit immer wieder gerne bei PR auftauchte: Die quoten- und sensationsgierigen Journalisten, die aufgrund persönlicher Prestigesteigerung völlig amoralisch agieren und damit gleichzeitig auch die Katastrophe noch weiter verstärken, was ihnen meist egal ist.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 10:57
von Darmok
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Da gibt es keine Moral, da gibt es keine Ethik, es gibt nur das Überleben des Stärkeren.
Und das fandest Du faszinierend? Ich fand das eher abstoßend.
Weil Moral Lebewesen ja eigentlich zugutekommen sollte.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 11:33
von Tennessee
Darmok hat geschrieben: 13.10.2024, 10:57
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Da gibt es keine Moral, da gibt es keine Ethik, es gibt nur das Überleben des Stärkeren.
Und das fandest Du faszinierend? Ich fand das eher abstoßend.
Weil Moral Lebewesen ja eigentlich zugutekommen sollte.
Ja, das fand ich faszinierend. Weil eben Literatur genau mit diesem spielen kann und soll! Und gerade Genres wie SF und gerade Serien wie PR können und sollten verschiedene Zivilisationsentwürfe (der Zukunft) als Teil eines Zivilisationsdiskurses vorstellen und den Lesern zur Beurteilung anbieten. Dass wir beide z.B. nicht einer Dscherro-Zivilisation leben wollen und eine solche amoralische Lebensweise ablehnen, ist das Ergebnis eines Beurteilungsprozesses. Der kann aber nicht stattfinden, wenn man nicht die inhaltlichen Komponenten bereitstellt, um diese durchzudeklinieren.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 12:07
von thinman
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Was ich an den Dscherro spannend fand war, dass sie als Volk allem entgegenstanden, was man zu der Zeit so in PR als Zivilisation so las. Obwohl technisch hochentwickelt, hatten sich die Dscherro eine nomadische und, ich nenne es mal "kampfdarwinistische" Volksstruktur bewahrt. Es überlebte, wer der Stärkere war. Die Eroberungen oder Angriffe der Dscherro hatten einen einzigen Grund: Weil sie es halt eben konnten!
Kennen wir doch auh aus unsere Geschichte - die Monglone eines Kublai Kahn wurden von us Europäern seit dem Mittelalter genauso gelesen, wie zuvor auch die Hunnen.
Die tun das, weil sie es tun. Da gibt es keine Moral, da gibt es keine Ethik, es gibt nur das Überleben des Stärkeren. Terrorinszenierung inklusive.
Kleiner Widerspruch - die haben schon eine Ethik und eine Moral.
Aber die ist nicht direkt mit unserer christlich westlichen Kompatibel und das bringt uns schlagartig zur Erkenntnis, dass unsere Zivilastion nur eine relativ dünne Tünche ist, vielleicht wirklich, wie Terry Prachett mal meinte nur ein, zwei warme Abendessen dick
Und das erzeugt bei uns doch mnchmal ein wohliges Schauern


Die quoten- und sensationsgierigen Journalisten, die aufgrund persönlicher Prestigesteigerung völlig amoralisch agieren und damit gleichzeitig auch die Katastrophe noch weiter verstärken, was ihnen meist egal ist.
Ist das soweit weg von der Realität? Quote über alles ist doch das Credo der Newsindustrie bei uns, anders wären doch solche Figuren wie ein Donald Trump oder Boris Johnson nie zu dem geworden, was sie heute sind.

thinman

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 12:43
von Tennessee
thinman hat geschrieben: 13.10.2024, 12:07 [...]
Die tun das, weil sie es tun. Da gibt es keine Moral, da gibt es keine Ethik, es gibt nur das Überleben des Stärkeren. Terrorinszenierung inklusive.
Kleiner Widerspruch - die haben schon eine Ethik und eine Moral.
Aber die ist nicht direkt mit unserer christlich westlichen Kompatibel und das bringt uns schlagartig zur Erkenntnis, dass unsere Zivilastion nur eine relativ dünne Tünche ist, vielleicht wirklich, wie Terry Prachett mal meinte nur ein, zwei warme Abendessen dick
Und das erzeugt bei uns doch mnchmal ein wohliges Schauern
[...]
Yepp, d'accord.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 13:33
von Obernörgler
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Die Dscherro hatten mich damals ungeheuer fasziniert.
"Interessant" trifft es für mich eher.
Ich mag Schilderungen von fremden Lebensformen/Völkern. Damit meine ich nicht das Äußere, sondern die Lebensweise/Kultur der Aliens. Ich finde beide Sichtweisen interessant. Einerseits wie die Aliens und ihre Handlungen auf uns wirken - der Normalfall in den Romanen. Andererseits wie wir auf die Aliens wirken und was die Motive der Aliens sind - aus Sicht der Aliens.
Mit Aliens meine ich wirklich fremde Lebewesen und nicht z. B. Arkoniden.
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Bei Katie Joanne wird auch ein sehr typisches Journalistenbild wiederholt, das zu der Zeit immer wieder gerne bei PR auftauchte: Die quoten- und sensationsgierigen Journalisten, die aufgrund persönlicher Prestigesteigerung völlig amoralisch agieren und damit gleichzeitig auch die Katastrophe noch weiter verstärken, was ihnen meist egal ist.
Das nervt mich mittlerweile. Musste damals Irgendjemand Irgendetwas kompensieren?

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 13:40
von Tennessee
Obernörgler hat geschrieben: 13.10.2024, 13:33 [...]
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Bei Katie Joanne wird auch ein sehr typisches Journalistenbild wiederholt, das zu der Zeit immer wieder gerne bei PR auftauchte: Die quoten- und sensationsgierigen Journalisten, die aufgrund persönlicher Prestigesteigerung völlig amoralisch agieren und damit gleichzeitig auch die Katastrophe noch weiter verstärken, was ihnen meist egal ist.
Das nervt mich mittlerweile. Musste damals Irgendjemand Irgendetwas kompensieren?
Ich habe das damals auch so gedacht bzw. so gedacht, dass da wohl ein ganz bestimmtes Bild von Journalismus vorgelegen haben muss, an dem man sich ein bisschen "abarbeiten" musste.
Interessanterweise tobte zu der Zeit auch der ganzen "Quotenkampf" im deutschen Fernsehen, wo traditionell informative Programme oder Sender immer mehr Erfolg/Raum den sensationsorientierten Programmen von Kirch oder Bertelsmann angeben mussten.

Interessant ist dann auch, wie BCH in der aktuellen Leseprobe die ganzen "Medienmacher" darstellt.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 13.10.2024, 14:10
von nanograinger
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Die Dscherro hatten mich damals ungeheuer fasziniert. ...

Bei Katie Joanne wird auch ein sehr typisches Journalistenbild wiederholt, das zu der Zeit immer wieder gerne bei PR auftauchte: ...
Mit den Dscherro hatte ich an sich kein Problem. Zum Zeitpunkt der hier betrachteten Romane sind ja noch nicht alle Strukturen der Dscherro bekannt, sie ist durchaus komplex. Ich hatte allerdings Schwierigkeiten hatte, zu glauben, dass sich so eine Raub-Zivilisation langfristig halten könnte (später hatten wir die Vatrox, da fand ich es plausibler aufgrund ihrer Reinkarnationsfähigkeiten).

Das "typische Journalistenbild" war zum allergrößten Teil auf H. G. Francis beschränkt, der Katie Joanne in Band 1807 einführte. Noch wesentlich abstoßender war aber ihr Chef Cruno DeFaas, den Francis hier auch gleich die "gerechte Strafe" erfahren lässt. Was genau Francis zu dieser Art der Darstellung brachte, ist nicht ganz klar. Vermutungen gingen dahin, dass die Ereignisse der Geiselnahme von Gladbeck eine Rolle spielten.

Die Darstellung der Journalisten am Beispiel Katie Joanne durch Francis unterscheidet sich deutlich von früheren Darstellungen wie Krohn Meysenhart aus dem Chronofossilien-Zyklus ff. oder späteren wie Dschingiz Brettzeck oder aktuell Claire Bezpalky vom Sender Augenklar.

Re: Klassiker - Die Heliotischen Bollwerke (PR 1876-1899)

Verfasst: 14.10.2024, 08:25
von Tennessee
nanograinger hat geschrieben: 13.10.2024, 14:10
Tennessee hat geschrieben: 13.10.2024, 10:23 Die Dscherro hatten mich damals ungeheuer fasziniert. ...

Bei Katie Joanne wird auch ein sehr typisches Journalistenbild wiederholt, das zu der Zeit immer wieder gerne bei PR auftauchte: ...
[...] Ich hatte allerdings Schwierigkeiten hatte, zu glauben, dass sich so eine Raub-Zivilisation langfristig halten könnte [...]
Ich hatte mit der Schilderung der Terraner auch mehr Probleme als mit der Schilderung der Dscherro.
nanograinger hat geschrieben: 13.10.2024, 14:10 Das "typische Journalistenbild" war zum allergrößten Teil auf H. G. Francis beschränkt, der Katie Joanne in Band 1807 einführte. Noch wesentlich abstoßender war aber ihr Chef Cruno DeFaas, den Francis hier auch gleich die "gerechte Strafe" erfahren lässt.[...]
Ist die Katie Joanne später nicht auch draufgegangen? Ich meine mich zu erinnern, dass die dann nochmal entführt wurde und dabei letztendlich den Tod fand. Oder vertue ich mich da??