Unserem Freund Luitz hingegen war es absolut nicht gut ergangen. Die gegnerische Streitmacht hatte sich nämlich jetzt vereinigt und seine Streitkräfte mit ihrer Masse gleichsam erdrückt. Einerseits waren die Kampfcomputer gleichwertig, andererseits war der Gegner jedoch rein von der Masse und von der Schutzschirmtechnik unserem Flottenkommandanten überlegen, das Machtverhältnis stand am Anfang der Schlacht 17:29 gegen uns, außerdem hatte er, wie bereits festgestellt, am Anfang und auch im Laufe der Schlacht zahlreiche taktische Fehler begangen und überdies besaß er nur zwei Schiffe mit der Schutzschirmtechnik des Gegners. Er hatte rund die Hälfte seiner Flotte bereits verloren und ledig 300 Feindschiffe vernichtet. Kurz gesagt, trotz meines Sieges stand das Gesamtverhältnis der Einheiten nun 11:16, wie uns der Taktikcomputer unerbittlich darlegte. Bei jeder vernichteten Einheit wurden die Zahlen aktualisiert.
Nach einer kurzen Regenerationsphase griffen wir wieder in die Schlacht ein. Nur so einfach wie beim ersten Waffengang war es nun natürlich nicht mehr. Das Überraschungsmoment war dahin und außerdem waren beide Seiten nun so eng in den Infight gegangen, sodass taktische Maßnahmen eher kontraproduktiv waren und es nur mehr Schiff gegen Schiff hieß. Das war von Luitzs Seite taktisch sogar richtig, da dann die schweren Waffen des Gegners, die die schwachen Schutzschirme seiner restlichen Schiffe sonst mühelos durchdringen konnten, nicht mehr in dem Maße einsetzbar waren. Doch brachte diese Art der Schlachtführung gigantische Verluste für ihn ein. Was ich mit meiner Flotte versuchen konnte, war die schweren gegnerischen Einheiten mit unserer Spezialwaffe, die wir in Gedanken an alte Aufzeichnungen 'Brander' nannten, anzugreifen. Ebenso konnten wir die noch einigermaßen in Formation befindlichen Feindkräfte nunmehr in die Zange nehmen.

Luzifer ward auf die Erde geworfen und in die Hölle verbannt worden; eigenes Werk
Doch wir konnten es leider nicht verhindern, dass das Schiff unseres Ifers nun seinerseits von zahlreichen feindlichen Schlachtschiffen in die Zange genommen und schwer getroffen wurde. Auch seine „besseren“ Schutzschirme versagten schließlich und ohne eigenen Antrieb rauschte das Schiff mit zahlreichen Explosionen in die Erdatmosphäre, man konnte sehen, dass zahlreiche Teile wegbrachen, doch der Hauptteil schien sich kurzfristig wieder zu fangen, doch dann bohrte sich der Rumpf in den Südwestzipfel der europäischen Masse, den man in unserer Zeit Nordfrankreich und Großbritannien nennen würde. Dort verging das Schiff in einer gigantischen Explosion und verheerende Wassermassen ergossen sich in diese tiefe Wunde in der Erdkruste. Riesige Stürme und Tsunamis entstanden. Eine Riesen-Flutwelle breitete sich vom Norden in diesen Explosionskrater aus und trennte England schließlich vom Rest von Europa, die Felsen von Dover entstanden dadurch. So schauerlich dieses Ereignis auch war, immerhin waren wir Zeugen, weshalb Großbritannien in der heutigen Zeit eine Insel war. "Luzifer ward", wie in den alten Aufzeichnungen beschrieben, "auf die Erde geworfen und in die Hölle verbannt worden".
Ich konnte also nur mehr das Gesamtkommando übernehmen. So wacker wir auch kämpften, das Kräfteverhältnis wurde immer mehr zu unseren Ungunsten verändert. Die schweren Einheiten konnten wir zum Teil niederkämpfen, jedoch die zahlreichen leichten Einheiten, vor allem die JagdVrils, machten uns zunehmend zu schaffen. Durch den Infight am Anfang waren die meisten unserer eigenen leichten Einheiten vernichtet worden und die fehlten uns nun. Und die Flotte, die ich befehligt hatte, besaß auch nur wenige leichte Einheiten und die waren zum größten Teil als 'Brander' eingesetzt worden, somit letzten Endes auch ein taktischer Fehler meinerseits.

Restflotte der Erde; eigenes Werk
Viel Hoffnung hatten wir nicht mehr, als mit einem Male aus der südlichen Hemisphäre der Erde eine gigantische Flotte von leichten Einheiten auftauchte. Es war die Restflotte der Erde, die wir zurückgelassen hatten und die nach Vernichtung des Mars nun, wie von Smith angekündigt, bei uns eintraf. Inwieweit wir sie jedoch nun einsetzen könnten, war nicht sicher, da alle Piloten nach der Zeitreise dem Strangneßeffekt unterworfen waren, wir hatten nahezu vier Monate zur vollen Einsatzbereitschaft benötigt. Doch sie war unsere einzige Hoffnung.
"An alle Einheiten des terranischen Marsgeschwaders, hier spricht Charles Turner, der euch voraus in diese Zeit gegangen ist. Liefert uns die nötige Unterstützung. 'Denn Atlantis war nicht morgen', sondern Atlantis ist heute, hier und jetzt. Das ist euer Tag. Das ist eure primäre Aufgabe. Hier könnt ihr den Gegner, die Quorx treffen und besiegen. Ich sende euch ein Peilsignal."

Rendezvous; eigenes Werk
Gleichzeitig gab ich an alle unserer Einheiten den Rückzugsbefehl aus und gruppierte die Flotte um, rund um die Erde mit Blickrichtung Mond. Offensichtlich legte dieser Befehl in ihnen zugeschüttete Erinnerungen wieder frei und zuerst zögerlich, doch dann in immer größerem Umfang, folgte uns die Restflotte, die immerhin nun rund 200.000 leichte Einheiten, vor allem Lippisch-Deltajäger umfasste. Die feindlichen Einheiten wollten uns folgen, wurden aber durch einen Funkspruch von ihrem Kommandanten Mikaal gestoppt. Es war nun eine Art Pattsituation entstanden. Die Kräfteverhältnisse waren nun einigermaßen ausgeglichen mit leichten Vorteilen auf unserer Seite.

Angriff; eigenes Werk
Wir nutzten die Gelegenheit, um uns nun generell umzugruppieren und bauten eine halbkugelige Abwehrstellung um die Erde. Die Mikaalschen Einheiten hatten sich weit außerhalb der Mondbahn aufgestellt. Zu unserer Überraschung griffen sie jedoch nicht an, sondern wir erhielten einen Funkspruch direkt von Mikaal, der uns einen Waffenstillstand und weitere Verhandlungen anbot. Als Verhandlungsraum schlug er uns einen ehemaligen Erzfrachter vor, nämlich die 'Nostremu'. Wie ich in Erfahrung bringen konnte, war die Nostremu, ein umgebauter Hilfskreuzer, mit über 5 km Länge und damit eines der größten Schiffe, die wir auf dem Raumhafen von Atlantis gefunden und in unsere Flotte integriert hatten. Doch gleichzeitig wusste ich, dass wir die Nostremu, in unserer Zeit auf dem Mond ausgegraben und mit aller Wahrscheinlichkeit wieder in Funktion gesetzt hatten. Also das Schiff in der wir die berühmte 'Mona Lisa' gefunden hatten. War die Nostremu nun in dieser Zeit etwa doppelt existent?
Auf alle Fälle sollten wir das Schiff räumen und nur mit je zwei Beratern erscheinen. Mikaal bestand jedoch darauf, dass neben ihm und mir auch Oberprotector Anata Snofu anwesend sein sollte, diejenige, die uns damals in der Türkei für die Königin Neith angeworben hatte. Ich fand diesen Vorschlag ganz vernünftig, denn immerhin war die Nostremu ihr Schiff. Als Ausgleich, dass wir uns auf einem unserer Schiffe treffen sollten, schlug er weiters vor, dass wir uns auf einer geostationären Umlaufbahn um den Mond, unweit der Mond-Erzraffinerie treffen sollten. Zum vereinbarten Zeitpunkt wurden wir von Verbindungsgleitern zu diesem Frachter gebracht, die anschließend jedoch sofort zu ihren Schiffen zurückkehrten mussten, wie es vereinbart war.

Transfer; eigenes Werk
Er wartete bereits an der vereinbarten Position. Im Commando-Cockpit trafen wir uns. Mikaal war ein regelrechter Adonis, der streng und gezielt auftrat und wenn ich in der Zwischenzeit nicht alles über ihn in Erfahrung gebracht hätte, hätte ich ihn für eine durchaus integre Persönlichkeit gehalten. Zum Unterschied zu ihm, der das strahlendste Zahnpastalächeln der Welt an den Tag legte, blickte Anata Snofu ernst, mit starrem Blick und auch irgendwie in sich versunken vor sich hin, so als ob sie dies alles nichts anginge. Irgendwie machte ich mir Sorgen, da man seinen Verhandlungspartner immer einschätzen können sollte, zumindestens wenn er auf der eigenen Seite stand.
"Nun", meinte er lächelnd, "wir könnten uns jetzt tagelang weiter bekämpfen und unnötig Blut vergießen, oder wir könnten uns einigen und ihr könnt euch mir ergeben, dann werde ich ein gutes Wort bei Kronos für auch einlegen!" Meinte er dies nun ernst, oder diente das Gespräch lediglich der Ablenkung, ...?
"Also, soweit ich es sehe, haben WIR alle Trümpfe in der Hand. Wir haben ganz Atlantis in unserer Hand, wir haben die strategisch bessere Position rund um den Planeten und unsere Streitkräfte sind besser ausgerüstet und wir haben die bessere Strategie!", wies ich ihn auf die Fakten hin.
"Ja", lächelte er, "aber wir wissen natürlich beide, dass alle Punkte nur auf sie persönlich zurückzuführen sind. Sollten sie, dem die ganze Veranstaltung hier eigentlich überhaupt nichts angeht, abziehen, würde die Verteidigung hier wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Daher mein Vorschlag, kehren sie wieder in ihre Zeit zurück, meinetwegen mit der gesamten Flotte und lösen sie dort ihre Probleme, und wir lösen hier unsere Probleme!"
Das war natürlich ein verlockendes Angebot, doch einerseits wusste ich natürlich nicht, ob er es ernst meinte, denn jede Änderung unserer Positionen würde schwerwiegende Folgen für den weiteren Schlachtenverlauf haben. Und wenn wir mitten in der Umgruppierungsphase und knapp vor dem Übergang in die Zeit wären und er würde gerade diesen Augenblick für einen Angriff nutzen? Und wer sagte, dass er nicht sofort, dann mit entsprechender Verstärkung uns in unsere Zeit folgen würde? Und natürlich, wenn wir mit einem Teil der Flotte abziehen würden, hätte er hier leichtes Spiel. Und da war auch noch dieses verd... Gewissen, das uns nicht in Ruhe ließ.
"Ich fühle mich geehrt, für dieses Angebot, allerdings muss ich leider dankend ablehnen. Und wie wäre es umgekehrt, wenn ihr euch einfach aus diesem Sonnensystem zurückziehen würdet?"
"Ich hab's fast vermutet, dass ihr euch so entscheiden werdet", sprach er mit fast echtem Bedauern, "aber ich habe da noch ein paar Trümpfe. Und zwar habe ich erstens schon früher in diesem Schiff in den beiden Waffenpylonen eine neue ultimative, 'geborgte' Waffe anbringen lassen, nämlich den so genannten 'Dreizack des Poseidons'. Und zweitens könnt ihr euch natürlich auch denken, dass eure Verteidigung auch dann einen schweren Rückschlag erleiden würde, wenn ihr, so wie ihr hier seid, nicht mehr existieren würdet! Deshalb habe ich übrigens noch eine weitere kleine Überraschung für euch. Achtung Zugriff, jetzt!"
Bei diesen Worten hoben die beiden ihn begleitenden Personen plötzlich ihre Warpstrahler an, was grundsätzlich kein Problem für uns darstellen würde, wenn sich nicht auch gleichzeitig aus einer Konsole plötzlich ein Roboter hervorgeschält hätte, der mit aktivierten violetten Waffenstrahlern auf uns zuschwebte. "Kommissionär-Kommandant DL241 zur Stelle!", kam eine Stimme aus seinen Akustikemmitern. Er war ident mit den Robotern, die uns im Königspalast des Kronos fast vernichtet hatten. Wir hatten die Nostremu natürlich vor diesem Treffen kurz untersucht aber nichts Auffälliges feststellen können. Aber ich gebe zu, offensichtlich zu oberflächlich. Nun in der momentanen Phase war ein Widerstand eher kontraproduktiv und nach einem kurzen Blick auf Tamara, ließ ich mein Sturmgewehr scheinbar achtlos zu Boden fallen und trat vier Schritte zurück. Als Mikaal darauf zuschritt und es aufheben wollte, gerieten wir drei, so wie ich es beabsichtigt hatte, in den Schuss-Leebereich des Kampfroboters. Auf deutsch, Mikaal blockierte durch seinen Köper den freien Schussbereich des Kampfroboters.
Die Tarnvorrichtung eingeschalten, seine beiden Leibwächter mit den Quorxwaffen ausgeschalten und in einer Rolle über zwei Konsolen gesprungen und hinter dem Kampfroboter aufgetaucht, war eine Aktion von keinen zwei Sekunden. Die Katana gezogen und das Elektrummetall des Roboter mit einem gezielten Hochgeschwindigkeitshieb geritzt und danach in die aufgebrochene Atomstruktur mit dem Wakizashi, dem Kurzschwert hineingestochen und der Roboter zuckte nur mehr unter laufenden Kurzschlüssen. Der Kampfroboter war Geschichte. Dieses Manöver hatten Tamara und ich bis zum Umfallen geübt, zwar nicht an Kampfrobotern, sondern an artusianischen Kürassen, aber es war ebenso erfolgreich abgeschlossen worden und basierte eben auf einem Schwachpunkt in der Atomstruktur des Elektrums. Eine Sekunde später konnte Mikaal meine Katana unter seinem Kehlkopf spüren und ließ die schon fast gezogene Ank achtlos fallen. "Und wie wäre es umgekehrt?", fragte ich in die aufkommende Stille. Doch er lächelte nur, ...
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