Eisrose hat geschrieben: ↑04.12.2021, 04:06
Nun ja, Militär basiert auf Befehlen, da braucht es Disziplin und ich denke nicht, dass es hilfreich wäre, wenn man diese erstmal miteinander diskutiert.
Naja, selbst wenn man die Notwendigkeit von Militär bejaht, halte ich das für eine überholte Ansicht. Gerade die Bundeswehr als Parlamentsarmee hat versucht, sich vom unglückseligen Kadavergehorsam der Vorgängerarmeen zu befreien und den 'mündigen Bürger in Uniform' propagiert - der durchaus das Recht hat, fragwürdige Befehle die auf Verbrechen an der Menschlichkeit hinauslaufen, in Frage zu stellen und ggf. sogar zu verweigern. Damit sollten insbesondere Wiederholungen von Missetaten wie in der Nazizeit erschwert werden, und auch, dass eventuell Generäle die Armee gegen das Volk einsetzen.
Als Zeichen dieser moderneren Einstellung gab es im Nachkriegsdeutschland eine deutliche Zurückhaltung im Bereich öffentlicher militärischer Zeremonien - erst die CDU unter AKK forcierte wieder solche öffentlichen militärischen Gelöbnisse und Zeremonien, parallel zu anderen Maßnahmen wie der Beendigung der Wehrpflicht, freie Bahnfahrt für militärische Uniformträger usw., also hier wurde bewusst eine Militarisierung in der Öffentlichkeit betrieben. Dazu gehören auch solche pompöse militärische Verabschiedungszeremonien.
Die Historie liegt in der Tat weit zurück:
Wenn die Landsknechte zur festgesetzten Abendstunde in das Lager zurückkehren sollten, ging ein Offizier, begleitet von einem Pfeifer oder Trommler, durch die Gaststuben und schlug mit seinem Stock auf den Zapfen des Fasses. Danach durfte der Wirt keine Getränke mehr ausgeben und die Soldaten mussten in die Zelte. Diesen musikalischen Befehl nannten die Landsknechte „Zapfenstreich“. Wer sich ihm widersetzte, wurde hart bestraft. Der Begriff des Zapfenstreiches wurde erstmals 1596 erwähnt. Der sächsische Obristleutnant Johann Friedrich von Flemming beschrieb 1726 diesen militärischen Brauch erstmals ausführlich in seinem Buch „Der vollkommene teutsche Soldat“.
Der Große Zapfenstreich in seiner heutigen Form entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete während der Befreiungskriege 1813 die Ausweitung des Zapfenstreiches um das Präsentieren des Gewehrs, ein stilles Gebet und das Blasen eines Militärliedes an. Er folgte damit dem Beispiel Russlands, Österreichs und Schwedens. ...
Aus der Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Großer_Zapfenstreich
Also auf den „vollkommenen teutschen Soldat“ kann ich gerne verzichten, und ich halte weder etwas von übertriebenem Patriotismus noch von blindem Befehlsgehorsam. Darüber sollten wir längst hinaus sein ...
(Auch den Perry Rhodan-Lesern wird sicher die stark veränderte Einstellung im 'Perryversum' zu allem militärischen aufgefallen sein - weg vom 'Jawohl Sir!' zu einem ganz anderen Umgang auch im Militär, bei dem die Handelnden möglichst
verstehen warum sie etwas tun, statt einfach nur blind Befehlen zu gehorchen. Die Serie war ja immer ein recht guter Spiegel unserer Gesellschaft)