Unani wrote: ↑13.07.2021, 11:18
Laurin wrote: ↑13.07.2021, 00:50
Ich halte es für eine Illusion, darauf zu vertrauen, dass kleine neue Parteien alles besser machen. Das gesamte Parteien-System mit seinen Machtstrukturen ist darauf angelegt, Idealisten zu assimilieren und zu vereinnahmen bzw. zu korrumpieren (auch wenn es am Ende nur um Posten geht). Wenn kleine Parteien größer und etablierter werden, passiert das quasi automatisch (konnte man sehr gut an den Grünen beobachten).
Nun ja, falls eine kleine Partei denn die 5%-Hürde schaffen sollte, ist sie ja eh erstmal Teil der Opposition und nicht an der Macht. Heißt, sie kann all die Anliegen immer wieder ansprechen, die dem Wähler aus dem Herzen sprechen, und zwar "von drinnen" und nicht nur draußen auf der Straße.
Der Weg, bis diese neuen Politiker dann von der Macht versaut werden, ist ein bisschen länger als die paar Jahre bis zur nächsten Wahl, weshalb dein Argument nicht wirklich passt.
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Nun ja, auch in einer kleinen Partei die noch nicht 'an der Macht' ist, gibt es viele Pöstchen zu verteilen, die schon eine gewisse Macht und Einfluss bedeuten ... XYZ-Vorsitzende, Sprecher für bestimmte Sachgebiete usw., außerdem ist auch die Opposition i.d.R. schon an einer ganzen Reihe von Ausschüssen beteiligt. D.h., die Verformung beginnt bereits von Anfang an, auch bei der Frage, wer denn eigentlich der 'Hahn im Korb' ist. Wie das so geht, kann man gut an LaLe's Berichten im internen Bereich ablesen, etwa ab hier:
viewtopic.php?p=63642#p63642
Macht ist eine Droge. Ich habe selbst eine zeitlang auf einem Chefsessel gesessen - und echt, es ist eine geile Droge!
Das und der Umgang damit, wird aber nie thematisiert. Ich habe mal (in jungen Jahren) einen Artikel dazu geschrieben, irgendwo ist der noch auf meinem Speicher, ich werd' ihn mal suchen gehen. Jedenfalls führt das dazu, dass wir im Grunde von 'Drogenabhängigen' regiert werden, die fast alles tun, um von dieser Droge weiter partizipieren zu können. Und dazu kommen noch jede Menge anderer unguter Einflussfaktoren (das sogenannte 'Assimilieren').
Und angenommen mal, du wählst eine kleine unschuldige Partei - lauter Idealisten.
Und angenommen, nun wachsen die, und bekommen im Laufe der Jahre immer mehr Einfluss ... und wie das so geht in der Politik, machen sie natürlich
Kompromisse. Der Kompromiss ist einfach ein Wesenszug der Demokratie, als Ausgleich widerstreitender Interessen. Gleichzeitig zeigen sie gewisse 'Verfallserscheinungen', geschuldet dem oben beschriebenen Politikbetrieb. Und hey, sie kriegen irgendwann sogar erste Regierungsverantwortungen! Leider verbunden mit noch mehr Kompromissen, und einem immer größeren Verlust der politischen Unschuld.
Was machst du dann? Suchst dir eine
neue, kleine, unschuldige idealistische Partei aus - die keinen Einfluss hat aber sich idealistisch neu auf den Weg macht?
Durch die Suche nach der jungfräulichen (politischen) Unschuld ihrer desillusionierten Wähler (oder gar durch Wahlverweigerung) verliert das grün-/rote Lager jegliche Aussicht auf Regierungsmehrheiten, Merkel, Laschet & Co lachen sich ins Fäustchen und können immer so weiter machen - zu Lasten von Energiewende, Klima- und Naturschutz, sozialer Gerechtigkeit usw. Fatal ... !
Daher plädiere ich für die Unterstützung der uns nahe stehenden Parteien, um wenigstens wieder Aussichten auf wichtige und notwendige Veränderungen zu haben. Und wem das nicht reicht, der kann sich doch selbst an der politischen Gestaltung beteiligen, innerparteilich oder außerparlamentarisch - und dort auf Veränderungen und vielleicht ein Demokratie-Update hin zu wirken.
Wahlverweigerung oder aussichtslose Parteien zu wählen, ist m.E. keine sinnvolle Option.