Migration in Deutschland

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Laurin
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Laurin »

Reinhard hat geschrieben: 02.11.2025, 12:31 ...
Eine 25% Partei kann ich nicht mit ausweichen und ignorieren besiegen. Irgendwann muss ich die auf ihrem eigenen Gebiet stellen. Das kann in unserer Parteienlandschaft aber nur die Union. Linke, Grüne und SPD werden sich ja wohl kaum rechts der Union positionieren. Und die kleine Hoffnung, das BSW könnte ein Spaltpilz für die AfD sein hat sich auch nicht erfüllt.
...
Das ist eben keine einfache Links-/Rechts-Frage.

Viel speist sich aus der Enttäuschung über eine SPD, die immer wieder soziale und andere entscheidende Fragen zugunsten der Macht in vielen faulen Kompromissen geopfert hat. Eine glaubwürdige SPD, die wirklich für eine soziale und ökologische Themen sowie eine vernünftige Antikriegshaltung einstehen würde, hätte einen ganz anderen Zulauf - auch aus dem AfD-Potential. Viele sind schlicht dahin gewandert, weil sie von den etablierten Parteien enttäuscht sind, und die sich eigentlich kaum noch unterscheiden.

Schon bei der Wahl zur Ampel hat sich das mit dem damals überraschenden Wahlergebnis gezeigt, obwohl mit Scholz nun wirklich kein Charismatiker zur Wahl stand. Aber in den endlosen Kompromissen der Ampel zerfiel dieses Profil wieder - auch gefördert von der Mutlosigkeit von Scholz, der in der Ukrainefrage nur herum geeiert ist, und kein anderes Konzept als Merkels 'Aussitzen' hatte.

Hätte eine SPD echte Überzeugungstäter a la Brandt oder Schmidt, sähe das alles ganz anders aus. Selbst ein Schröder konnte trotz seiner Fehler deutlich mehr Menschen mobilisieren. Aber solche Leute fehlen heute - in allen etablierten Mitte-Parteien.
Schnitter
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Schnitter »

Laurin hat geschrieben: 02.11.2025, 15:47
Reinhard hat geschrieben: 02.11.2025, 12:31 ...
Eine 25% Partei kann ich nicht mit ausweichen und ignorieren besiegen. Irgendwann muss ich die auf ihrem eigenen Gebiet stellen. Das kann in unserer Parteienlandschaft aber nur die Union. Linke, Grüne und SPD werden sich ja wohl kaum rechts der Union positionieren. Und die kleine Hoffnung, das BSW könnte ein Spaltpilz für die AfD sein hat sich auch nicht erfüllt.
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Eine glaubwürdige SPD, die wirklich für eine soziale und ökologische Themen sowie eine vernünftige Antikriegshaltung einstehen würde, hätte einen ganz anderen Zulauf
Kann man so sehen. Für mich ist die SPD sozial, ökologisch und gegen den Krieg. Ich sehe die SPD in keinster Weise "rechts" oder ähnliches. Man darf auch nicht vergessen, die Linke und die Grünen sind auch sehr erstarkt und haben der SPD viele Wähler "geklaut".
Viele sind schlicht dahin gewandert, weil sie von den etablierten Parteien enttäuscht sind, und die sich eigentlich kaum noch unterscheiden.
Genau so ist es :yes:
Reinhard
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Reinhard »

Laurin hat geschrieben: 02.11.2025, 15:47
Reinhard hat geschrieben: 02.11.2025, 12:31 ...
Eine 25% Partei kann ich nicht mit ausweichen und ignorieren besiegen. Irgendwann muss ich die auf ihrem eigenen Gebiet stellen. Das kann in unserer Parteienlandschaft aber nur die Union. Linke, Grüne und SPD werden sich ja wohl kaum rechts der Union positionieren. Und die kleine Hoffnung, das BSW könnte ein Spaltpilz für die AfD sein hat sich auch nicht erfüllt.
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Das ist eben keine einfache Links-/Rechts-Frage.
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Hätte eine SPD echte Überzeugungstäter a la Brandt oder Schmidt, sähe das alles ganz anders aus. Selbst ein Schröder konnte trotz seiner Fehler deutlich mehr Menschen mobilisieren. Aber solche Leute fehlen heute - in allen etablierten Mitte-Parteien.
Ja sicher, links-rechts ist dafür zu einfach. Das zeigt schon der geschmeidige Wechsel vieler enttäuschter (Protest) Wähler von die Linke zur AfD. Gerade bezüglich Migration hat aber genau diese Wählerschicht mit der Politik der letzten eher 40 als 10 Jahre auch ein ganz praktisches Problem.

Ich will mal ein wenig ausführen, was ich mit diese Wählerschicht meine. Es ist ja kein Geheimnis, dass die AfD gerne mal von weniger erfolgreichen Menschen mit eher niedrigem Bildungsniveau gewählt wird. Nicht wenige von denen wollen auch gar nicht unbedingt groß erfolgreich sein. Die wären eigentlich zufrieden damit ein einfaches, stabiles Leben zu führen bei dem sie finanziell vernünftig über die Runden kommen ohne sich um mehr als ihre persönlichen Sachen kümmern zu müssen. Einfach ausgedrückt, von der Lehre bis zur Rente in einer Firma und in der Politik ein starker Mann, der für Sicherheit und Stabilität sorgt und sich nicht ins Privatleben (oder was sie dafür halten einmischt). Ob das links oder rechts ist, ist dabei völlig egal. Das Gesellschaftsmodell der DDR hat demensprechend für diesen Personenkreis eine spürbare Anziehungskraft. Ständige Veränderungen und Anpassungen mag man eher nicht.

Alles was diesem Lebensstil widerspricht oder gar gefährdet löst bei diesen Menschen Angst, Ablehnung, bis hin zu Verachtung aus. Ein Veggie-Day oder Gendersprache wird da in den Köpfen ganz schnell von der Mücke zum Elefanten. Die Linke, Grüne, SPD mit ihrer Migrationspolitik zur essenziellen Bedrohung. Auch dass ist ja kein Geheimnis, das unsere Immigration primär nach dem Motto läuft, wer zu uns will kommt zu uns und nicht, wen wir wollen und reinlassen. Aber wer kommt da in der großen Masse. Das sind nicht die hochgebildeten Intellektuellen, zumindest nicht in der Masse. Überproportional kommen Menschen (per Flucht), die nach unserer Auffassung auch eher ein einfaches Bildungsniveau haben und eine entsprechende Arbeit suchen. Das tun die, wenn man sich die Zahlen anschaut, auch durchaus erfolgreich. Damit treten sie aber sowohl beruflich als auch im sonstigen Leben primär in Konkurrenz mit dem archetypischen AfD Wähler. Dummerweise sind die aber Fremd, das mag man nicht, das löst Stress aus. Und dann sind die auch noch anpassungsfähig und risikobereit (sonst hätten sie die Flucht wohl nicht auf sich genommen). Das verwundert mich also nicht, dass die als (als quasi natürliches) Feindbild Nr.1 herhalten. Gleich gefolgt von den Grünen und den anderen gesellschaftlich progressiven Parteien. Darum dürfte die Linke, mit ihrem heutigen Programm, die an die AfD verlorenen Ost-Wähler auch kaum mehr zurück gewinnen, da hat sich getrennt, was eh nicht zusammengehört hat.

Und damit komme ich zu einem Punkt, an dem ich die AfD Wählerschaft anders einschätze. Bezüglich Russland/Ukraine, Frieden. Ich denke nicht, dass Frieden in der Ukraine die besonders interessiert. Ich glaube, die interessieren sich größtenteils nicht für die Lage drei Dörfer weiter. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen auf sie selbst dürften locker 95%+ der Gedanken zu dem Thema ausmachen. Im Osten möglicherweise ergänzt um etwas Warschauer Pakt Nostalgie, damals war die Welt so schön einfach und geordnet.

Ob Überzeugungstäter sein allein, egal in welcher Partei, ausstreicht um diese Wählerschicht einzufangen bezweifle ich. Der Überzeugungstäter müsste diesen Menschen glaubwürdig eine stabile und wirtschaftlich auskömmliche Zukunft anbieten, für die sie selbst ihren Arsch nicht hochkriegen müssen. Das wird in der geforderten Qualität niemand schaffen. Wenn überhaupt müsste die AfD in den Augen ihrer Wähler versagen und zeigen, dass sie es auch nicht besser können. Die Chance, dass sie das als kleine Partei vergeigen ist vorbei, dafür sind sie zu schnell gewachsen. Bleibt also nur die Möglichkeit ihnen im klein, klein doch auch mal ein paar Prozent abzunehmen und ihnen nicht noch ein paar zu schenken. Wenn die Union dabei 5% rechts gewinnt und 5% links verliert sollte das der SPD eigentlich nur recht sein, warum ausgerechnet die SPD fast schon zwanghaft versucht die Union in der Mitte zu halten kann ich zumindest parteitaktisch nicht nachvollziehen. Auf die Lösung, die AfD in die Regierung zu lassen, damit sie dort so richtig versagen, würde ich gerne verzichten.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Josiep »

Du hast hier sehr schön beschrieben, was man Besitzstandwahrung nennt. Das kann man konservativ nehnen oder ev. gar rechts, aber es ist immer auch mit der Angst gepaar das es zu einer mir nicht genehmen Veränderung kommt.

Das kann keine Partei verhindern allenfalls abfedern.

Wir befinden uns im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und klimatischen Wandel. Menschen konnten sich bisher super gut anpassen sonst wären wir nicht hier.

Ev. ist aber auch ein gesundschrumpfen notwendig, wir können nicht immer mehr ausgeben als wir einnehmen.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Reinhard »

Josiep hat geschrieben: 02.11.2025, 20:49 Du hast hier sehr schön beschrieben, was man Besitzstandwahrung nennt. Das kann man konservativ nehnen oder ev. gar rechts, aber es ist immer auch mit der Angst gepaar das es zu einer mir nicht genehmen Veränderung kommt.

Das kann keine Partei verhindern allenfalls abfedern.

Wir befinden uns im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und klimatischen Wandel. Menschen konnten sich bisher super gut anpassen sonst wären wir nicht hier.

Ev. ist aber auch ein gesundschrumpfen notwendig, wir können nicht immer mehr ausgeben als wir einnehmen.
Ja, aber genau das erwarten diese Wählerschichten von der Politik und die AfD verspricht es ihnen, stellt die Migration als Wurzel allen Übels ins Schaufenster und muss nie abliefern, weil sie von jeglicher Regierung ausgeschlossen wird. Wenn sie lokal bis hinauf zu einzelnen Bundesländern die Mehrheit bekommen wird immer trotzdem der Bund an allem Schuld sein. Möglicherweise braucht es mal eine andere Strategie als das was die letzten 10 Jahre gemacht wurde um das zu verhindern.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Josiep »

Die AfD, ala FDP, solange mitregieren lassen bis sie wieder unter 5% verschwindet, traut sich keine Partei zu. :no:
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Rebecca »

Josiep hat geschrieben: 02.11.2025, 21:14 Die AfD, ala FDP, solange mitregieren lassen bis sie wieder unter 5% verschwindet, traut sich keine Partei zu. :no:
Bei der FDP hatte ich auch nur Sorge, dass sie eine Oligarchie errichten wollen, die sich hinter einer Demokratie versteckt... bei der AfD bin ich sicher, dass die Abschaffung unserer Verfassung, wie wir sie kennen deren eigentliches Ziel ist. Das finde ich deutlich gefährlicher (und ich fand schon die (späte) FDP gefährlich - es gab ja auch mal eine Zeit, wo sie wirklich für Grund-, und Bürgerrechte standen und nicht für Reichenrechte (meine Wahrnehmung)).
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Schnitter »

Rebecca hat geschrieben: 02.11.2025, 22:53
Josiep hat geschrieben: 02.11.2025, 21:14 Die AfD, ala FDP, solange mitregieren lassen bis sie wieder unter 5% verschwindet, traut sich keine Partei zu. :no:
bei der AfD bin ich sicher, dass die Abschaffung unserer Verfassung, wie wir sie kennen deren eigentliches Ziel ist.
Was will die AfD stattdessen errichten? Eine Diktatur? Mit wem an der Spitze?
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Reinhard »

Schnitter hat geschrieben: 03.11.2025, 10:52
Rebecca hat geschrieben: 02.11.2025, 22:53 bei der AfD bin ich sicher, dass die Abschaffung unserer Verfassung, wie wir sie kennen deren eigentliches Ziel ist.
Was will die AfD stattdessen errichten? Eine Diktatur? Mit wem an der Spitze?
Diktatur ist immer gleich ein so großes Wort. Eine Autokratie würde ich es nennen. Die eigene Minderheitenmeinung durch organisierte lokale Überlegenheit durchdrücken und Konformität durch Druck ausüben erreichen. Wie ist denn der Flügel auf dem Parteitag am 4/5 Juli 2015 mit Lucke umgegangen. Genau so eine Regierungsform, in der das normal ist, ist Höckes Ziel. Mit ihm an den Schalthebeln. Den Mann kann man austauschen, aber die Methoden sind schon seit Jahren fest in der Partei verankert.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von giffi marauder »

Josiep hat geschrieben: 02.11.2025, 21:14 Die AfD, ala FDP, solange mitregieren lassen bis sie wieder unter 5% verschwindet, traut sich keine Partei zu. :no:
Das hat weniger mit "Sich-zutrauen" als mit Vernunft zu tun.
Was solle eine Partei davon haben, Deutschland gemeinsam mit der AfD an die Wand zu fahren?
Die Hoffnung, dann dafür vom Wähler belohnt zu werden?
Physik ist keine grüne Ideologie.
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Re: Migration in Deutschland

Beitrag von Frosch »

giffi marauder hat geschrieben: 03.11.2025, 13:19
Josiep hat geschrieben: 02.11.2025, 21:14 Die AfD, ala FDP, solange mitregieren lassen bis sie wieder unter 5% verschwindet, traut sich keine Partei zu. :no:
Das hat weniger mit "Sich-zutrauen" als mit Vernunft zu tun.
Was solle eine Partei davon haben, Deutschland gemeinsam mit der AfD an die Wand zu fahren?
Die Hoffnung, dann dafür vom Wähler belohnt zu werden?
Und was soll der Wähler davon haben, wenn eine Partei regiert, damit diese Partei nicht mehr regiert?
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