Wann hast du die Romane denn erstmals gelesen?
Denn als der Cantarozyklus erstmals erschien (1988 bis 1990) gabs jedenfalls keine Internetforen.
Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
- RBB
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Zum ersten Mal hatte ich diesen Zyklus in unserem damaligen Abo im Original gelesen. Dann packte ich ihn jahrzehntelang nicht mehr an, weil die ersten 26 Romane in diesem Stapel fehlten. Ein alter Kumpel hatte die mit zum Job genommen und dort in den Pausen gelesen. Leider ist der arme Kerl mit 33 an einem Herzinfarkt gestorben.
Vielleicht war auch Letzteres der Grund, warum ich da nie wieder reingesehen hatte. Ich wollte die fehlenden Bände in den Nachauflagen neu kaufen, habe das aber regelmäßig verpennt. Nun, ich hatte sowas ähnliches wie hier mit den 300ern gemacht (die kommen noch) und überlegte mir, welchen Zyklus ich mir für danach vornehme. Der Weg zu den Cantaro vor einigen Jahren war dann nicht sehr weit, weil mir die Handlung nur noch in ganz groben Zügen bekannt war und ich die Romane wie komplett neu lesen konnte.
Kölle es un bliev e Jeföhl!!
- Richard
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Verstehe, danke für die Info. Das mit dem Kumpel klingt wirklich tragisch: 33 ist wirklich noch jung.
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- nanograinger
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Ich erinnere mich gut daran. Von außen sind kann man schon im realen Leben nicht in andere Personen hineinschauen, im digitalen Raum ist das noch viel schwieriger. Ich war damals sehr überrascht über deine Reaktion, und es war klar, dass ein Weiterdiskutieren keinen Sinn mehr hat.RBB hat geschrieben: ↑13.07.2025, 08:04 Vor diesen beiden Romanen hatte ich eine längere Pause im damaligen Forum eingelegt. Ich steckte immer noch in den Zwängen meiner psychischen Probleme. Das lief wie folgt ab: Irgendjemand schrieb etwas auf eine Äußerung meinerseits hin (das muss nicht zwingen in diesem Threat gewesen sein) und ich bezog es als persönlichen Angriff auf mich.
Mich wollte natürlich niemand angreifen, es sollten einfach nur Diskussionen sein. Was ich aber nicht begriff und so zog ich mich immer wieder mal zurück, bis mir klar wurde, dass mir eigentlich niemand ans Fell wollte. Das konnte aber schon mal zwei oder drei Monate dauern. Ich wünsche niemandem, von den Klauen der eigenen Psyche derart gefesselt zu sein.
Dass diese Phase nicht leicht war, kann ich mir bildhaft vorstellen. Umso schöner finde ich es, dass du die Kurve bekommen und wieder zu dir gefunden hast.
Alles Gute, nanograinger
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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Gratulation zu deiner Offenheit...das kann nicht wirklich einfach sein...RBB hat geschrieben: ↑14.07.2025, 06:01Zum ersten Mal hatte ich diesen Zyklus in unserem damaligen Abo im Original gelesen. Dann packte ich ihn jahrzehntelang nicht mehr an, weil die ersten 26 Romane in diesem Stapel fehlten. Ein alter Kumpel hatte die mit zum Job genommen und dort in den Pausen gelesen. Leider ist der arme Kerl mit 33 an einem Herzinfarkt gestorben.
Vielleicht war auch Letzteres der Grund, warum ich da nie wieder reingesehen hatte. Ich wollte die fehlenden Bände in den Nachauflagen neu kaufen, habe das aber regelmäßig verpennt. Nun, ich hatte sowas ähnliches wie hier mit den 300ern gemacht (die kommen noch) und überlegte mir, welchen Zyklus ich mir für danach vornehme. Der Weg zu den Cantaro vor einigen Jahren war dann nicht sehr weit, weil mir die Handlung nur noch in ganz groben Zügen bekannt war und ich die Romane wie komplett neu lesen konnte.

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Re: Klassiker - Die Cantaro. Eine Zyklusbetrachtung mit begleitender Story
Band 1473 - Jagd den Terraner - ist von K.H. Scheer, erschienen am 14. November 1989
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Sie saßen in einem separaten Raum der RTSKO06, einem Beiboot der RAS TSCHUBAI der Olymp - Klasse. Die 240 Meter Durchmesser garantierten zusammen mit ihrer extremen Schnelligkeit eine reibungslose Reise und vor allem eine pünktliche Rückkehr nach Newengland. Sie, das waren die neuen Freunde, die sich auf dieser nur wenigen bekannten Welt gefunden hatten: Lee Barringham, die psychologische Psychotherapeutin und der Mann, der Dank Gucky zu ihrem Lebensgefährten geworden war, der Politiker und höchstwahrscheinlicher Präsidentschaftskandidat für die Wahl im nächsten Jahr, John Talbot. Die Runde wurde ergänzt durch Atlan und Gucky.
Letzterer fläzte sich auf einem Sitzmöbel herum und strahlte dabei Lee an. Der Ilt wusste natürlich genau, was sich in ihrem Kopf abspielte. Jetzt, wo sie aus Lees Heimatsystem heraus waren, wollte sie wissen, wie es mit den telepathischen Fähigkeiten des Ilts aussah, traute sich aber nicht, ihn zu fragen.
Sie sind alle so leicht einschätzbar. Auch ohne Telepathie, dachte Gucky gutgelaunt. Na gut, Perry nicht immer, der ist ab und zu ein wenig verquast. Atlan bildet sich zwar ein, er wäre anders, aber er hat zu lange auf der Erde gelebt. Sowas färbt ab. Das sieht man ja an mir. Manchmal mehr Mensch als Mausbiber. Dem Ilt war immer noch nicht klar, ob das nun ein Kompliment war oder nicht. Dann stand Bully vor seinem geistigen Auge. Der Dicke ist wiederum zu typisch. Der schafft es tatsächlich das eine oder andere Mal, mich zu linken. Insbesondere, dass er alleine auf Reisen gehen will, hätte ich ihm nicht zugetraut. Aber mir hat er es wenigsten vorher verraten.
Natürlich hatte Lee ein Problem mit seinen telepathischen Fähigkeiten und wollte wissen, wie er es damit halten würde. Er ließ seine Freundin noch ein wenig zappeln, dann erbarmte er sich. Es ist ja nicht so, als hätte ich das nicht schon mindestens tausend mal erlebt. Außerdem war ihm die Freundschaft zu den beiden Newenglandern zu wichtig, um hier jemanden im Regen stehen zu lassen.
"Ich kann dich beruhigen", sagte Gucky. "Meine telepathischen Fähigkeiten sind noch nicht wieder zurückgekehrt. Das dauert noch ein bis zwei Tage. Ich stelle das ständig vorhandene Grundrauschen schon fest, aber mit dem Rest muss ich noch Geduld haben. Du willst wissen, wie ich es mit dem Gedankenlesen bei euch halte, schätze ich mal."
Lee war ein wenig peinlich berührt und nickte.
"Ich versuche mal, es zu erklären. Es ist so ähnlich wie hören. Nicht wie der Gesichtssinn. Schau mal, wenn du von dieser schnöden Welt nichts mehr sehen willst, machst du die Augen zu und weg ist sie. Bei den Ohren geht das nicht. Die kannst du nicht verschließen und du hörst nichts mehr. Denn hinter der nächsten Ecke könnte ein Säbelzahntiger auf dich warten, weil er noch einen Happen als zweites Frühstück braucht. Den musst du ja früh genug hören können. So ähnlich funktioniert Telepathie.
Stell dir vor, du stehst in einer Menschenmenge. An deinen Ohren kommt so das Übliche an: Gemurmel, Rascheln aus kleinen Bewegungen und dergleichen. Aber nichts Konkretes. Dann sagt jemand schräg links hinter dir: Du meine Güte, ist das heiß hier. Dein Gehirn fängt automatisch an, diesen Satz zu verarbeiten und setzt ein Bild zusammen.
Männlich, nicht älter als Mitte vierzig, Plophos - Dialekt und der Typ ist hitzegenervt. Vielleicht, weil er aus einer kühlen Gegend kommt. Vielleicht drehst du dich noch rum und ergänzt: Einenmeterachtzig groß, dunkelblonde schulterlange Haare, gepflegter Typ, Dreitagebart. Damit bist du einen Schritt weiter und könntest ihn bei Bedarf sicherlich identifizieren. Wer das aber nun wirklich ist, weißt du nicht. Du kennst ihn nicht.
Du drehst dich wieder um und hast ihn nach zwei Minuten vergessen. Oder du lächelst ihn an, gehst auf seine Bemerkung ein und ihr verbringt den Rest eures Lebens miteinander.
Ein Telepath erlebt das - mit ein paar Abstrichen - ähnlich. Ich stehe in der gleichen Menge und drei Meter rechts neben mir denkt einer sehr intensiv.
Oh, hallo Dicker, setz dich zu uns. Nein, du kannst das mit dem intensiven Denken nicht gewesen sein, bei dir ist immer so eine Totenstille. Solltest du mal was gegen tun. Wo war ich stehengeblieben? In der Menge, gut.
Also der Typ denkt: Du meine Güte, was redet der da vorne für einen Unsinn! Der anschließende Prozess bei mir ist der Gleiche wie bei dir, weil mein Gehirn aus den erhaltenen Informationen automatisch ein Bild zusammensetzen will. Und das Ergebnis ist ebenso das Gleiche wie bei dir: Ich kenne die Figur nicht und habe sie nach zwei Minuten wieder vergessen."
Gucky sah sein Gegenüber an und fuhr fort. "Natürlich kenne ich meinen Ruf. Und wenn du direkt vor mir stehst, könnten deine Gedanken wie ein offenes Buch für mich sein. Aber erstens sind wir befreundet, ziemlich gut sogar und da gehört sich eine derartige Schnüffelei nicht."
Reginald Bull hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt, als er das hörte, woraufhin der Ilt ihn giftig anblickte.
"Lange nicht mehr dein eigenes Gebrüll gehört, was Dicker?" fragte er und Lee zugewandt erklärte er noch: "Und zum Zweiten gibt es seit den Anfangstagen einen Ehrenkodex unter den Personen mit besonderen Begabungen. Wir setzen unsere Fähigkeiten nie zur Befriedigung persönlicher Neugier ein, sondern nur zum Wohle der Allgemeinheit oder einer in Not befindlichen Person. Es mag nun sein, dass ich das Anfangs nicht ganz so ernst genommen habe, aber mittlerweile sehe ich das anders. Sogar Gucky ist erwachsen geworden."
Er erhob sich, watschelte zu Bullys Sessel und baut sich mit erhobenem Zeigefinger vor ihm auf.
"Ich bin nicht nur der schönste aller Ilts, sondern auch der intelligenteste und zuverlässigste Mausbiber überhaupt. Hast du Gucky stets dabei, löst sich dein Problem wie durch Zauberei!", skandierte er.
Bull sah ihn an und sagte: "Ich glaube langsam tatsächlich, dass ich mal längere Zeit Urlaub brauche. Stellenweise ist es wirklich nicht zum Aushalten mit dir. Auf jeden Fall war ich damals nicht umsonst Chef der Explorer - Flotte. Aber um das Thema zu wechseln. Wer ist mit der nächsten Erzählung dran?"
"Der schönste aller unserer Arkoniden", meinte Gucky. "Wenn ich mich recht entsinne, spielt Ronald Tekener eine ziemliche Rolle dabei. Und der gehörte eindeutig unserem Arkoniden."
"Ja", antwortete der Arkonide nachdenklich. "Ronald hatte wohl mal zu mir gehört. Ich würde etwas drum geben, wenn er noch hier wäre. Aber er war damals im Einsatz und wusste, welches Risiko er einging. Außerdem: Man schaue sich mal die Gesetze über Wahrscheinlichkeiten an. Man braucht nicht lange zu überlegen, um sich immer wieder zu fragen, warum ausgerechnet wir noch leben. Zellaktivator hin oder her. Es ist, als würde irgendwer irgendwo eine schützende Hand über uns halten. Als wäre..."
Sein Blick ging in weite Fernen. Dann gab er sich einen Ruck und war wieder da.
"Ronald hatte sich geschworen, Ertrus nie wieder zu betreten. Zwei- oder dreimal war er schon da gewesen. Ein Monster von einer Welt."
Er lehnte sich zurück.
"Und so schloss Tauro Kasom sich der schier endlosen Menge derjenigen an, die unser Leben mit Ihrigen bezahlten. Das", Atlan sah sich in der Runde um, "das sind die wahren Helden. Ohne alle die gäbe es uns schon lange nicht mehr."
"Finstere Zeiten, von denen ihr hier redet", sagte John Talbot. "Wenn ich mir das anhöre, bin ich mir nicht sicher, ob der von mir angepeilte Weg richtig ist." Unsicher blickte er auf seine Gefährten.
"Natürlich ist der richtig, mein Junge", entgegnete Reginald Bull. "Du kannst nicht auf ewig eine ganze Planetenbevölkerung wegsperren. Und wenn man mal Atlans vorhin zitierte mathematische Wahrscheinlichkeiten bemüht, kommt ein Besuch eurer Welt von irgendwelchen Unholden jeden Tag ein bisschen näher. Ortungsschutz durch eure verquaste Sonne hin oder her. Da sollte es schon besser sein, im Falle eines Falles zu einer großen Völkergemeinschaft zu gehören, als sich ständig wegzuducken."
"Ja", ergänzte Gucky. "Ab und zu hat sogar der Dicke mal Recht."
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Ein Scheer ohne Heldentümelei. Nanograinger hatte Recht, als er zu Beginn meiner Reise meinte, die späteren Scheer Romane wären besser. Das war so einer.
Wenn man in diesem Band einen Helden findet, so ist das aus meiner Sicht eindeutig Yart Fulgen. Dem linkisch erscheinenden Typ, den man als Sohn eines Plophosischen Wissenschaftlers unterwegs aufgegabelt hatte, mag es an normalen Talenten fehlen. Er eckt an, wenn er den Mund aufmacht und die geneigte Leserschaft wundert sich, dass sich überhaupt jemand mit ihm unterhält.
Er hat auch keine besonderen Fähigkeiten, er ist kein Kämpfer, kein Mutant und kein wissenschaftliches Genie. Aber er kann aus gegebenen Fakten eindeutige Schlüsse ziehen. Er hat Mut und geht mit nach Ertrus. Eine Welt wie diese stelle ich mir nun wirklich nicht sonderlich anheimelnd vor. Sonstige Scheer'sche Edelhelden wie Ratber Tostan hätten zweifellos alle zwölf Klonfabriken alleine eliminiert. Aber wäre das spannend gewesen?
Der Roman ist gut geschrieben, Langeweile kam bei mir zu keinem Zeitpunkt auf. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, ist das hier die Tatsache, dass zu wenig Ertrus dabei war. Vor dem Einsatz wird Yart Fulgen mit seinen Eigenarten von KHS vorgestellt, danach ist man unterwegs, hängt aber im Wega - System fest, weil man auftanken muss und nach Ertrus kommt man erst ganz zum Schluss. Ich hätte mir etwas mehr ertrusische Natur gewünscht. Nun gut. Man kann nicht alles haben.
Der nächste Roman ist von Kurt Mahr. Mit Pedrass Foch haben wir einen bekannten Namen unter den Hauptpersonen. Ich bin neugierig.
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Sie saßen in einem separaten Raum der RTSKO06, einem Beiboot der RAS TSCHUBAI der Olymp - Klasse. Die 240 Meter Durchmesser garantierten zusammen mit ihrer extremen Schnelligkeit eine reibungslose Reise und vor allem eine pünktliche Rückkehr nach Newengland. Sie, das waren die neuen Freunde, die sich auf dieser nur wenigen bekannten Welt gefunden hatten: Lee Barringham, die psychologische Psychotherapeutin und der Mann, der Dank Gucky zu ihrem Lebensgefährten geworden war, der Politiker und höchstwahrscheinlicher Präsidentschaftskandidat für die Wahl im nächsten Jahr, John Talbot. Die Runde wurde ergänzt durch Atlan und Gucky.
Letzterer fläzte sich auf einem Sitzmöbel herum und strahlte dabei Lee an. Der Ilt wusste natürlich genau, was sich in ihrem Kopf abspielte. Jetzt, wo sie aus Lees Heimatsystem heraus waren, wollte sie wissen, wie es mit den telepathischen Fähigkeiten des Ilts aussah, traute sich aber nicht, ihn zu fragen.
Sie sind alle so leicht einschätzbar. Auch ohne Telepathie, dachte Gucky gutgelaunt. Na gut, Perry nicht immer, der ist ab und zu ein wenig verquast. Atlan bildet sich zwar ein, er wäre anders, aber er hat zu lange auf der Erde gelebt. Sowas färbt ab. Das sieht man ja an mir. Manchmal mehr Mensch als Mausbiber. Dem Ilt war immer noch nicht klar, ob das nun ein Kompliment war oder nicht. Dann stand Bully vor seinem geistigen Auge. Der Dicke ist wiederum zu typisch. Der schafft es tatsächlich das eine oder andere Mal, mich zu linken. Insbesondere, dass er alleine auf Reisen gehen will, hätte ich ihm nicht zugetraut. Aber mir hat er es wenigsten vorher verraten.
Natürlich hatte Lee ein Problem mit seinen telepathischen Fähigkeiten und wollte wissen, wie er es damit halten würde. Er ließ seine Freundin noch ein wenig zappeln, dann erbarmte er sich. Es ist ja nicht so, als hätte ich das nicht schon mindestens tausend mal erlebt. Außerdem war ihm die Freundschaft zu den beiden Newenglandern zu wichtig, um hier jemanden im Regen stehen zu lassen.
"Ich kann dich beruhigen", sagte Gucky. "Meine telepathischen Fähigkeiten sind noch nicht wieder zurückgekehrt. Das dauert noch ein bis zwei Tage. Ich stelle das ständig vorhandene Grundrauschen schon fest, aber mit dem Rest muss ich noch Geduld haben. Du willst wissen, wie ich es mit dem Gedankenlesen bei euch halte, schätze ich mal."
Lee war ein wenig peinlich berührt und nickte.
"Ich versuche mal, es zu erklären. Es ist so ähnlich wie hören. Nicht wie der Gesichtssinn. Schau mal, wenn du von dieser schnöden Welt nichts mehr sehen willst, machst du die Augen zu und weg ist sie. Bei den Ohren geht das nicht. Die kannst du nicht verschließen und du hörst nichts mehr. Denn hinter der nächsten Ecke könnte ein Säbelzahntiger auf dich warten, weil er noch einen Happen als zweites Frühstück braucht. Den musst du ja früh genug hören können. So ähnlich funktioniert Telepathie.
Stell dir vor, du stehst in einer Menschenmenge. An deinen Ohren kommt so das Übliche an: Gemurmel, Rascheln aus kleinen Bewegungen und dergleichen. Aber nichts Konkretes. Dann sagt jemand schräg links hinter dir: Du meine Güte, ist das heiß hier. Dein Gehirn fängt automatisch an, diesen Satz zu verarbeiten und setzt ein Bild zusammen.
Männlich, nicht älter als Mitte vierzig, Plophos - Dialekt und der Typ ist hitzegenervt. Vielleicht, weil er aus einer kühlen Gegend kommt. Vielleicht drehst du dich noch rum und ergänzt: Einenmeterachtzig groß, dunkelblonde schulterlange Haare, gepflegter Typ, Dreitagebart. Damit bist du einen Schritt weiter und könntest ihn bei Bedarf sicherlich identifizieren. Wer das aber nun wirklich ist, weißt du nicht. Du kennst ihn nicht.
Du drehst dich wieder um und hast ihn nach zwei Minuten vergessen. Oder du lächelst ihn an, gehst auf seine Bemerkung ein und ihr verbringt den Rest eures Lebens miteinander.
Ein Telepath erlebt das - mit ein paar Abstrichen - ähnlich. Ich stehe in der gleichen Menge und drei Meter rechts neben mir denkt einer sehr intensiv.
Oh, hallo Dicker, setz dich zu uns. Nein, du kannst das mit dem intensiven Denken nicht gewesen sein, bei dir ist immer so eine Totenstille. Solltest du mal was gegen tun. Wo war ich stehengeblieben? In der Menge, gut.
Also der Typ denkt: Du meine Güte, was redet der da vorne für einen Unsinn! Der anschließende Prozess bei mir ist der Gleiche wie bei dir, weil mein Gehirn aus den erhaltenen Informationen automatisch ein Bild zusammensetzen will. Und das Ergebnis ist ebenso das Gleiche wie bei dir: Ich kenne die Figur nicht und habe sie nach zwei Minuten wieder vergessen."
Gucky sah sein Gegenüber an und fuhr fort. "Natürlich kenne ich meinen Ruf. Und wenn du direkt vor mir stehst, könnten deine Gedanken wie ein offenes Buch für mich sein. Aber erstens sind wir befreundet, ziemlich gut sogar und da gehört sich eine derartige Schnüffelei nicht."
Reginald Bull hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt, als er das hörte, woraufhin der Ilt ihn giftig anblickte.
"Lange nicht mehr dein eigenes Gebrüll gehört, was Dicker?" fragte er und Lee zugewandt erklärte er noch: "Und zum Zweiten gibt es seit den Anfangstagen einen Ehrenkodex unter den Personen mit besonderen Begabungen. Wir setzen unsere Fähigkeiten nie zur Befriedigung persönlicher Neugier ein, sondern nur zum Wohle der Allgemeinheit oder einer in Not befindlichen Person. Es mag nun sein, dass ich das Anfangs nicht ganz so ernst genommen habe, aber mittlerweile sehe ich das anders. Sogar Gucky ist erwachsen geworden."
Er erhob sich, watschelte zu Bullys Sessel und baut sich mit erhobenem Zeigefinger vor ihm auf.
"Ich bin nicht nur der schönste aller Ilts, sondern auch der intelligenteste und zuverlässigste Mausbiber überhaupt. Hast du Gucky stets dabei, löst sich dein Problem wie durch Zauberei!", skandierte er.
Bull sah ihn an und sagte: "Ich glaube langsam tatsächlich, dass ich mal längere Zeit Urlaub brauche. Stellenweise ist es wirklich nicht zum Aushalten mit dir. Auf jeden Fall war ich damals nicht umsonst Chef der Explorer - Flotte. Aber um das Thema zu wechseln. Wer ist mit der nächsten Erzählung dran?"
"Der schönste aller unserer Arkoniden", meinte Gucky. "Wenn ich mich recht entsinne, spielt Ronald Tekener eine ziemliche Rolle dabei. Und der gehörte eindeutig unserem Arkoniden."
"Ja", antwortete der Arkonide nachdenklich. "Ronald hatte wohl mal zu mir gehört. Ich würde etwas drum geben, wenn er noch hier wäre. Aber er war damals im Einsatz und wusste, welches Risiko er einging. Außerdem: Man schaue sich mal die Gesetze über Wahrscheinlichkeiten an. Man braucht nicht lange zu überlegen, um sich immer wieder zu fragen, warum ausgerechnet wir noch leben. Zellaktivator hin oder her. Es ist, als würde irgendwer irgendwo eine schützende Hand über uns halten. Als wäre..."
Sein Blick ging in weite Fernen. Dann gab er sich einen Ruck und war wieder da.
"Ronald hatte sich geschworen, Ertrus nie wieder zu betreten. Zwei- oder dreimal war er schon da gewesen. Ein Monster von einer Welt."
Er lehnte sich zurück.
"Und so schloss Tauro Kasom sich der schier endlosen Menge derjenigen an, die unser Leben mit Ihrigen bezahlten. Das", Atlan sah sich in der Runde um, "das sind die wahren Helden. Ohne alle die gäbe es uns schon lange nicht mehr."
"Finstere Zeiten, von denen ihr hier redet", sagte John Talbot. "Wenn ich mir das anhöre, bin ich mir nicht sicher, ob der von mir angepeilte Weg richtig ist." Unsicher blickte er auf seine Gefährten.
"Natürlich ist der richtig, mein Junge", entgegnete Reginald Bull. "Du kannst nicht auf ewig eine ganze Planetenbevölkerung wegsperren. Und wenn man mal Atlans vorhin zitierte mathematische Wahrscheinlichkeiten bemüht, kommt ein Besuch eurer Welt von irgendwelchen Unholden jeden Tag ein bisschen näher. Ortungsschutz durch eure verquaste Sonne hin oder her. Da sollte es schon besser sein, im Falle eines Falles zu einer großen Völkergemeinschaft zu gehören, als sich ständig wegzuducken."
"Ja", ergänzte Gucky. "Ab und zu hat sogar der Dicke mal Recht."
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Ein Scheer ohne Heldentümelei. Nanograinger hatte Recht, als er zu Beginn meiner Reise meinte, die späteren Scheer Romane wären besser. Das war so einer.
Wenn man in diesem Band einen Helden findet, so ist das aus meiner Sicht eindeutig Yart Fulgen. Dem linkisch erscheinenden Typ, den man als Sohn eines Plophosischen Wissenschaftlers unterwegs aufgegabelt hatte, mag es an normalen Talenten fehlen. Er eckt an, wenn er den Mund aufmacht und die geneigte Leserschaft wundert sich, dass sich überhaupt jemand mit ihm unterhält.
Er hat auch keine besonderen Fähigkeiten, er ist kein Kämpfer, kein Mutant und kein wissenschaftliches Genie. Aber er kann aus gegebenen Fakten eindeutige Schlüsse ziehen. Er hat Mut und geht mit nach Ertrus. Eine Welt wie diese stelle ich mir nun wirklich nicht sonderlich anheimelnd vor. Sonstige Scheer'sche Edelhelden wie Ratber Tostan hätten zweifellos alle zwölf Klonfabriken alleine eliminiert. Aber wäre das spannend gewesen?
Der Roman ist gut geschrieben, Langeweile kam bei mir zu keinem Zeitpunkt auf. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gibt, ist das hier die Tatsache, dass zu wenig Ertrus dabei war. Vor dem Einsatz wird Yart Fulgen mit seinen Eigenarten von KHS vorgestellt, danach ist man unterwegs, hängt aber im Wega - System fest, weil man auftanken muss und nach Ertrus kommt man erst ganz zum Schluss. Ich hätte mir etwas mehr ertrusische Natur gewünscht. Nun gut. Man kann nicht alles haben.
Der nächste Roman ist von Kurt Mahr. Mit Pedrass Foch haben wir einen bekannten Namen unter den Hauptpersonen. Ich bin neugierig.
Kölle es un bliev e Jeföhl!!