Der Literarische Salon

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Rous2
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Rous2 »

Perryoldie hat geschrieben: 25.04.2025, 12:13 Brief aus dem 17. Jahrhundert wirft ein völlig neues Licht auf Shakespeare.
Ojeh, ojeh. Erstmal lassen wir lieber den Stern als Autorität in der Beurteilung völlig neuer Lichter, entspringen sie nun Tagebüchern oder Briefen, außen vor.
Ich habe mir erstmal die zugrundeliegende BBC-Meldung (https://www.bbc.com/news/articles/c5ygregz439o) durchgelesen. Die ist schon ein wenig distanzierter. Der Brief ist danach seit 1978 bekannt. Aber gut Ding will ja bekanntlich Weile haben. Falls in dem von der BBC gezeigten Ausriss des Briefes mit dem husband der Frau Shakspaire tatsächlich uns William gemeint ist, kann es niemanden überraschen, dass ihm – notorisch in Geldnöten – von dem (nicht genannten) Absender vorgeworfen wird, sich an dem Geld eines Waisenknaben bereichert zu haben, und die liebe Mrs. Shakspaire doch bitteschön die Schulden ihres Mannes begleichen soll. Ansonsten viele Vielleicht und Kann eigentlich nur so sein des Professors. Und dass eine Autorin, die vor etlichen Jahren einen fiktiven Briefwechsel (Briefe, gefunden in der Badewanne hätte Stanislaw Lem geschrieben) zwischen den Eheleuten veröffentlichte, ihren Senf dazu gibt, war zu erwarten.
Nichts gegen neue Nachrichten von Herrn (und Frau) Shakespeare, aber da muss mehr Fleisch dran.
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kad
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von kad »

***


Johann Peter Hebel
(1760 - 1826)



Die Vergänglichkeit, Gedicht in alemannischer Mundart, 1803

Der Bueb sait zue m Ätti:

Fast allmol, Ätti, wenn mer's Röttler Schloß
so vor den Augen stoht, se denk i dra,
öb's üüsem Huus echt au emool so goht.
Stoht's denn nit dört, so schuudrig wie der Tod
im Basler Totetanz? Es gruuset mer,
wie länger as me's bschaut. Un üüser Huus,
es sitzt jo wie ne Chilchli uf em Berg,
un d' Fenster glitzeren, es isch e Staat.
Schwätz, Ätti, goht's em echterst au no so?
I main emool, es chönn schier gar nit sii.

Der Ätti sait:

Du guete Burst, 's cha friili sii, was mainsch?
's chunnt alles jung un neu, un alles schliicht
sim Alter zue, un alles nimmt en End,
un nüt stoht still. Hörsch nit, wie's Wasser
ruuscht,
un sihsch am Himmel obe Stern an Stern?
Me maint, vo alle rüher si kain, un doch,
ruckt alles wyters, alles chunnt un goht.

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt.
De bisch no jung; Närsch, i bi au so gsi,
jetz würd's mer anderst; 's Alter, 's Alter chunnt,
un wo n i gang, go Gresgen oder Wies,
in Feld un Wald, go Basel oder haim,
s isch ainerlai, i gang im Chilchhof zue, -
briegg alder nit! - un bis de bisch wie n ich,
e gstand'ne Maa, se bin i nümme do,
un d' Schoof un Gaiße waiden uf mym Grab.
Jo wegerli, un's Huus wird alt un wüest;
der Rege wäscht der's wüester alli Nacht,
un d' Sunne bleicht der's schwärzer alli Tag,
un im Vertäfer popperet der Wurm.
Es regnet no dur d' Bühni ab, es pfiift
der Wind dur d' Chlimse. Drüber tuesch du au
no d' Auge zue; es chömme Chindeschind,
un pletze dra. Zletzt fuults im Fundement,
un 's hilft nüt meh. Un wemme nootno gar
zweituusig zehlt, isch alles zsemmekeit;
un endli sinkt 's ganz Dörfli in sy Grab.
Wo d' Chilche stoht, wo 's Vogts un 's Heere Huus,
goht mit der Zyt der Pflueg-

Der Bueb sait:

Nai, was de saisch!

Der Ätti sait:

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt!
Isch Basel nit e schöni, tolli Stadt?
's sinn Hüüser drin, 's isch menggi Chilche nit
so groß, un Chilche, 's sinn in menggem Dorf
nit so viil Hüüser. 's isch e Volchspil, 's wohnt
e Riichtum drin, un mengge brave Heer;
un mengge, wo n i gchennt ha, lyt scho lang
im Chrüzgang hinterm Münsterplatz un schlooft.
's isch eitue, Chind, es schlacht emool e Stund,
goht Basel au ins Grab, un streckt no do
un dört e Glid zuem Boden us, e Joch,
en alte Turn, e Gibelwand, es wachst
do Holder druf, do Büechli, Tanne dört,
un Moos un Farn, un Raiger sitze druff -
's isch schad derfür! - Un sinn bis dörthi d'Lüt
so närsch wie jetz, se göhn au Gspenster um,
Der Sulger, wo die arme Bettellüt
vergelstret het, der Lippi Läppeli
un was weiß ich, wer meh. Was stoßisch mi?

Der Bueb sait:

Schwätz liisli, Ätti, bis mer über d' Bruck
do sinn, un do an Berg un Wald verbei!
Dört übe jagt e wilde Jäger, weisch?
Un lueg, do niden in de Hürste seig
gwiß 's Eiermaidli glege, halber fuul,
's isch Johr un Tag. Hörsch, wie der Laubi schnuuft?

Der Ätti sait:

Er het der Pfnüsel! Seig doch nit so närsch!
Hüst, Laubi, Merz! - un loß die Tote goh,
's sinn Nareposse! - Jee, was han i gsait?
Vo Basel, aß es au emool verfallt. -
Un goht in langer Zyt e Wandersmaa,
ne halbi Stund, e Stund wyt dra verbei,
se luegt er dure, lyt ke Nebel druf,
un sait sym Kamerad, wo mit em goht:
"Lueg, dört isch Basel gstande! Selle Turn
seig d'Peterschilche gsi, 's isch schad derfür!"

Der Bueb sait:

Nai Ätti, isch's der Ernst? Es cha nit sii!

Der Ätti sait:

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt,
un mit der Zyt verbrennt die ganzi Welt.
Es goht e Wächter uus um Mitternacht,
e fremde Maa, me waiß nit, wer er isch,
er funklet wie ne Stern un rüeft: "Wacht auf!
Wacht auf, es kommt der Tag!" - Drob rötet si
der Himmel, un es dundert überal,
z'erst heimlig, alsgmach lut, wie sellemol,
wo Anno Sechsenünzig der Franzos
so uding gschosse het. Der Bode wankt,
aß d' Chilchtürn guuge; d' Glocke schlagen a,
un lütte selber Bettzyt wyt un breit,
un alles bettet. Drüber chunnt der Tag;
o, bhüet is Gott, me bruucht ke Sunn derzue,
der Himmel stoht im Blitz un d' Welt im Glast.
Druf gschiht no viil, i ha jetz nit der Zyt;
un endli zündet's a, un brennt un brennt,
wo Boden isch, un niemes löscht. Es glumst
wohl selber ab. Wie mainsch, siht's us derno?

Der Bueb sait:

O Ätti, sag mer nüt meh! Zwor wie goht's
de Lüte denn, wenn alles brennt un brennt?

Der Ätti sait:

Närsch, d' Lüt sinn nümme do, wenn's brennt, si sinn
-
wo sinn si? Seig du frumm, un halt di wohl,
geb, wo de bisch, un bhalt dy Gwisse rein!
Siehsch nit, wie d' Luft mit schöne Sterne prangt!
's isch jede Stern vergliichligen e Dorf,
un wyter obe seig e schöni Stadt,
me siht si nit vo do, un haltsch di guet,
se chunnsch in so ne Stern, un 's isch der wohl,
un findsch der Ätti dört, wenn's Gottswill isch,
un 's Chünggi selig, d' Muetter. Öbbe fahrsch
au d' Milschstrooß uf in die verborgni Stadt,
un wenn de sytwärts abeluegsch, was sihsch?
E Röttler Schloß! Der Belche stoht verchohlt,
der Blauen au, as wie zwee alti Türn,
un zwischedrin isch alles usebrennt,
bis tief in Boden abe. D'Wise het
ke Wasser meh, 's isch alles öd un schwarz,
un totestill, so wyt me luegt. Das sihsch,
un saisch dym Kamerad, wo mit der goht:
"Lueg, dört isch d' Erde gsi, un selle Berg
het Belche gheiße! Nit gar wyt dervo
isch Wislet gsi, dort han i au scho glebt,
un Stiere gwettet, Holz go Basel g'füehrt,
un broochet, Matte graust, un Liechtspöh gmacht,
un gvätterlet bis an my selig End,
un möcht jetz nümme hi." - Hüst, Laubi, Merz!



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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von kad »

Auf dieses Gedicht bin ich dank Manfred Pabst gestossen. Er schreibt seit vielen Jahren die Kolumne „Zugabe“ in der NZZ am Sonntag. In der heutigen Ausgabe hat er über das Verb „gvätterle“ geschrieben, welches in Hebels Gedicht vorkommt.
Übrigens: Manfred Pabst war ein Schüler von Peter von Matt und hat ebenfalls einen schönen Nachruf verfasst. Bei Interesse kann ich versuchen einen Link zu finden, der den paywall umgeht.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

kad hat geschrieben: 27.04.2025, 12:56 [...] Manfred Pabst war ein Schüler von Peter von Matt und hat ebenfalls einen schönen Nachruf verfasst. Bei Interesse kann ich versuchen einen Link zu finden, der den paywall umgeht.
Das wäre nett. :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***

Adalbert Stifter
(1805-1868)


Müdigkeit


Ich hab' geruht an allen Quellen,
Ich fuhr dahin auf allen Wellen,
Und keine Straße ist, kein Pfad,
Den irrend nicht mein Fuß betrat.

Ich hab' verjubelt manche Tage,
Und manche hin gebracht in Klage,
Bei Büchern manche lange Nacht,
Und andere beim Wein durchwacht.

Viel mißt' ich, viel hab' ich errungen,
Auch Lieder hab' ich viel gesungen,
Und ausgeschöpft hat dieses Herz
Des Lebens Lust, des Lebens Schmerz.

Nun ist der Becher leer getrunken,
Das Haupt mir auf die Brust gesunken,
Nun legt' ich gern mich hin und schlief',
Unweckbar, traumlos, still und tief!

Mir ist, mir ist, als hört ich locken
Von fernher schon die Abendglocken,
Und süße, weiche Traurigkeit
Umweht mich: Komm, 's ist Schlafenszeit.


***



Obwohl ich ein eher heiteres Gemüt habe (oder vielleicht deswegen?), liebe ich diese melancholischen Gedichte. :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

kad hat geschrieben: 27.04.2025, 10:13
***


Johann Peter Hebel
(1760 - 1826)


Der Belche stoht verchohlt,
der Blauen au…
Über den Blauen bin ich schon gewandert. :-) Als Zugabe kann man versteinerte Muscheln und Ammoniten finden.

Was hätte der gute alte Johann Peter Hebel wohl von Franz Hohlers „Ds Totemügerli“ gehalten? :giggle:

https://youtu.be/G_6e5SfkdOo?si=fSJFdmazZvJs-x-n
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Rous2 »

Perryoldie hat geschrieben: 28.04.2025, 16:32
Obwohl ich ein eher heiteres Gemüt habe (oder vielleicht deswegen?), liebe ich diese melancholischen Gedichte. :-)
Jetzt weiß ich, an was mich der Titel der Erinnerungen von Georg von der Vring Der Wege tausendundein erinnerte: An ein melancholisches Gedicht aus A Shropshire Lad von A.E. Housman (II, XL):
Into my heart an air that kills
    From yon far country blows:
What are those blue remembered hills,
    What spires, what farms are those?

That is the land of lost content,
    I see it shining plain,
The happy highways where I went
    And cannot come again
.

In der Übersetzung, die für die deutsche Synchronisation der Folge The Dead of Winter der Krimi-Serie Lewis gewählt wurde:
In mein Herz weht nun ein frischer Wind
    aus jenem weit entfernten Land.
Wo sind die blauen Hügel, geliebt als Kind,
    wo Türme und Farmen, die ich gekannt?

Es ist das Land der verlorenen Zeit,
    so strahlend rein wie zu Beginn.
Die frohen Wege lief ich weit
    und komme nie wieder dort hin.
In der Folge trifft Sergeant Hathaway seine Jugendliebe Scarlett am Tag vor ihrer von den Eltern arrangierten Hochzeit in einer Buchhandlung. Sie ist sich des Wortlauts des Gedichtes nicht sicher und er kann aushelfen. Später schenkt er ihr eine Ausgabe der Gedichtsammlung und sie schenkt ihm auch etwas.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Graf Maunzy »

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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Amtranik »

Der Maiabend

Von Johann Heinrich Voss (1751-1826)

Umweht von Maiduft,
unter des Blütenbaums Helldunkel
sehn wir Abendgewölk‘ verglüh‘n,
des vollen Mond‘s Aufgang erwartend
und Philomelengesäng im Talbusch.

Lau war die Dämm‘rung,
traulicher scherzten wir,
mit nachgeahmter Fröhlichkeit
bald verstummt,
in holdem Tiefsinn sass das Mägdlein,
flüsterte wollen wir gehen,
und ging nicht.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Rous2 hat geschrieben: 25.04.2025, 20:18
Perryoldie hat geschrieben: 25.04.2025, 12:13 Brief aus dem 17. Jahrhundert wirft ein völlig neues Licht auf Shakespeare.
Ojeh, ojeh. Erstmal lassen wir lieber den Stern als Autorität in der Beurteilung völlig neuer Lichter, entspringen sie nun Tagebüchern oder Briefen, außen vor. [...]
Danke für die Anmerkungen und Hinweise.

Von dem Tagebuch-Skandal hat sich der 'Stern', wie ich meine, nie wieder erholt.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Rous2 hat geschrieben: 28.04.2025, 20:21 [...] der Krimi-Serie Lewis [...]

Eine sehr sehenswerte Kriminalfilmreihe.

WIKI

Den Vorläufer 'Morse' sah ich noch nicht, die Reihe 'Der junge Insp. Morse' hat mir durchaus gefallen, obwohl die letzten Filme an Charme verloren und mir stellenweise auch zu brutal waren.
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »

Amtranik hat geschrieben: 29.04.2025, 08:00 [...] Johann Heinrich Voss (1751-1826) [...]

Voß wurde ja vor allem bekannt für seine Übertragungen von Homers Epen (Ilias, Odyssee) und anderer Klassiker der Antike.

Beeindruckt bin ich aber wirklich von der Anzahl interessanter Menschen, mit denen Voß freundschaftlichen Kontakt (Besuche, Briefwechsel) pflegte, so u.a.:

- Friedrich Klopstock
- Matthias Claudius
- Jens Baggesen
- Wilhelm von Humboldt
- Friedrich Heinrich Jacobi
- J.W.v. Goethe
- Jean Paul
- Barthold Georg Niebuhr
- Heinrich Christian Boie
- Johann Wilhelm Ludwig Gleim
- Christoph Martin Wieland
- Johann Gottfried Herder

und sicher noch einige mehr. :-)
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »


***


Otto Roquette
(1824-1896)



Alte Sehnsucht, junges Hoffen


Alte Sehnsucht, junges Hoffen,
Alte Lust und neue Qual!
Und da liegen all sie offen
Bittre Wunden ohne Zahl.

Daß der Funke nicht verglimme,
Unbewußt entfachst du ihn,
Wie soll ich vor deiner Stimme,
Wohin vor mir selber fliehen?

Heut unbändig wildes Glühen,
Heute still wie ein Gebet,
Heut ein schmerzlich banges Mühen,
Und ein Ringen früh und spät!

Schuld ist Hoffen, Schmerz Verzichten,
Und Besitzen bittrer Wahn,
Peinvoll so in Gleichgewichten
Schwankt der Sehnsucht eitle Bahn.

Senke tief die Schwinge nieder,
Laß mich ruhn, geschäft'ger Tag!
Doch die schlummerdurst'gen Lider
Auch die Nacht nicht trösten mag.

Und aufs Neue stets getroffen
Folgt der Flucht in's Ruhethal
Alte Sehnsucht, junges Hoffen,
Alte Lust und neue Qual!



***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »



***

Heinrich Heine
(1797-1856)


Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.

Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.


***
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Re: Der Literarische Salon

Beitrag von Perryoldie »



***


Emanuel Geibel
(1815-1884)



Der Mai ist gekommen


Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus,
Da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken wandern am himmlischen Zelt,
So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.

Herr Vater, Frau Mutter, daß Gott euch behüt!
Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht!
Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert,
Es gibt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert.

Frisch auf drum, frisch auf im hellen Sonnenstrahl
Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all,
Mein Herz ist wie 'ne Lerche, und stimmet ein mit Schall.

Und abends im Städtlein, da kehr' ich durstig ein:
»Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein!
Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spielmann du,
Von meinem Schatz das Liedel, das sing' ich dazu.«

Und find' ich keine Herberg, so lieg' ich zu Nacht
Wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht:
Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach,
Es küsset in der Früh' das Morgenrot mich wach.

O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust!
Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust;
Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!


***



Werner Hollweg · Orchester Kurt Rehfeld · Hubert Giesen



Die Vertonung ist von Justus Wilhelm Lyra aus dem Jahr 1842.
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