Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

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Fab
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Re: Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

Beitrag von Fab »

Laurin hat geschrieben: 25.02.2025, 22:35
Fab hat geschrieben: 25.02.2025, 19:08 ...
Die "Linken" in der SPD brachten Schmidt zu Fall. Kohl wurde Kanzler - mit allem was dazugehört.
...
Wo hast du das denn her? Helmut Schmidt wurde von der FDP gestürzt, welche aufgrund von "Differenzen in der Wirtschafts- und Sozialpolitik" die Seiten wechselte: https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Sc ... auensvotum
Sorry für späte Antwort. Hatte gestern mehrfach Probleme mit Internetzugriff.
Hab um 2h was im Archäologiethread gepostet. Als ich im Anschluss antworten wollte - woeder weg. Heute war ich unterwegs.
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Fab
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Re: Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

Beitrag von Fab »

Es ist der Wurm drin - gras wieder offline.

Zum Thema
Du ignorierst die seinerzeitige politische Entwicklung. Ich kann mich ja noch erinnern.
Das konstruktive Musstrauensvotum war das Ende der Entwicklung.

Les einfach den von dir geposteten Artikel vollständig durch. Im Kern steht alles drin.
Reinhard
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Re: Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

Beitrag von Reinhard »

giffi marauder hat geschrieben: 26.02.2025, 15:38
Äh, Sorry, für die Psychohygiene bei euch im Osten fühle ich mich nicht wirklich zuständig.
Wüsste also nicht, wieso ich da jemanden abholen ober abholen lassen sollte. :gruebel:
Ich komme aus dem finstersten Bayern. Und ich hätte die Mauer damals nicht abgerissen, sondern 3 Meter höher gemauert, oder zumindest die Steine und Betonplatten zur Wiederverwendung eingelagert. :-)) aber so ein wenig kenne ich mich jenseits der Zonengrenze bis ins Tal der Ahnungslosen rüber schon aus.
Das Problem ist nun mal die wählen inzwischen mehrheitlich eine Partei, bei der wir beide uns hoffentlich einig sind, dass wir die nicht unbedingt an den Hebeln der Macht haben wollen. Und ich befürchte, da ist das Ende noch nicht erreicht und das hat einen Selbst verstärkenden Effekt. Wenn wir also dem Osten nicht das Wahlrecht entziehen wollen und die blaubraune Brut trotzdem verkleinern wollen, müssen wir der AfD diese Wähler wieder abspenstig machen. Das machen wir weder mit ignorieren noch mit ausgrenzen und auch nicht mit feministischer/queerer/woker/was auch immer Großstadtpolitik. Die hole ich mit Politik ab, die vor Ort was bewirkt. Das ist mühsam, aber wer es nicht macht bekommt eben in absehbarer Zeit eine AfD in der Regierung.
Aber ja, das gibts wohl eine Gruppe, die sich einreden läßt sie wären ein Nichts, ein Niemand, ein Ignorierter, ein Vernachläßigter,
ein unterdurchschnittlich Erfolgreicher, ein Opfer.
und genau da wird es gefährlich. Mit dem Argument, die lassen sich das einreden macht man es sich zu einfach. Was ist denn, wenn da ein wahrer Kern drin ist, dass die von der bestehenden Politik benachteiligt werden.
Ist er das, deiner Meinung nach oder ist das lediglich ein was-wäre-wenn Spiel?

Ich denke auch junge deutsche Männer werden hin und wieder tatsächlich benachteiligt.
Diese Erfahrung macht wohl jeder mal in seinem Leben.
Systematisch von der Politik betrieben wird das aber meines Wissens nicht.
Soltest du das glabuen, bitte ein paar Indizien dazu.
das ist schon mehr als ein Planspiel. Ich unterstelle weniger bewusste Benachteiligung, was ich aber unterstelle ist Nichtstun bei Benachteiligungen, die sich so ergeben.

Ein typisches Beispiel: Schule. Unser komplettes Schulsystem, verstärkt in den unteren Klassen ist sehr feminin geprägt. Der Schulerfolg in den unteren Klassen ist leider in den letzten Jahren auch deutlich abhängiger von der häuslichen Unterstützung geworden. Zudem ist gerade in den Grundschulklassen der Lerntypus gehorsam nachvollziehen und nachmachen was gezeigt wird vorherrschend. Beides von der Struktur her für Mädchen einfacher als für Jungen. Dazu eine weiblich dominierte Lehrerschaft, die nicht selten (und da habe ich in meinem Umfeld gerade mehr Beispiele als mir lieb ist) nicht fähig und/oder gewillt ist mit etwas aktiveren Jungen umzugehen. Und verdammt noch mal die haben nicht alle ADHS. Dazu hab ich inzwischen eine Standard Mail, die ich im Bekanntenkreis bei Bedarf verteile. Und das beginnt schon im Kindergarten, da hab ich grad 2 meiner eigenen Kinder, genau das selbe Bild. Meine Tochter ist ja schon ziemlich wild, aber lief von Anfang an ganz gut. Seit Oktober ist mein 'Sohn der eigentlich ruhiger und angepasster ist auch drin und bis Weihnachten ein einziges Drama. Täglich weinendes Kind, mehrere Elterntermine bis zur Kindergartenleitung etc. etc. Seit Januar ist in der Gruppe ein männlicher Fachoberschulpraktikant. Ergebnis, alles in Ordnung, kein Weinen, kein Stress. Was in Summe 12 ausgebildete Kindergärtnerinnen nicht gebacken bekommen haben erledigt ein Schüler aus der 11. Klasse ohne jegliche Vorkenntnisse durch seine simple Anwesenheit. Und wir waren nicht die einzige Familie mit dem Problem. Die Jungs lernen von Anfang an, dass das System auf Mädchen ausgelegt ist, was spätestens im Vorschulalter einen negativen Einfluss auf die Schulvorbereitung hat.

Völlig überraschend, kommen Mädchen besser vorbereitet in die Grundschule, haben bessere Noten, gehen häufiger aufs Gymnasium, haben auch dort bessere Noten und füllen deshalb die Fächer mit hartem NC bevorzugt auf. Das ist seit Jahrzehnten bekannt. Aktion dagegen keine. Man stelle sich mal vor, das wäre anders herum. Jährliche Gender Education Gap Gedächtnistage, Quotenregelungen für die Studienzugänge und was weiß ich noch alles.

Ich hoffe wir erkennen gemeinsam an, dass der schulische Erfolg einen gewissen Einfluss auf das restliche Leben hat.

Dann nehme ich mal noch was aus der Medienwelt. Wenn im deutschen Fernsehen, egal ob Unterhaltung oder Werbung die Rolle "dumm, tollpatschig, Querulant, Idiot" zu vergeben ist behaupte ich mal das die Besetzung dieser Rolle zu mehr als 75% folgendes Kriterium erfüllt. männliche Biokartoffel. Daran stört sich irgendwie niemand. Jede andere Gruppe würde sofort Diskriminierung schreien.

Gehen wir zurück zur Bildung. Abschluss geschafft. Wir behalten im Hinterkopf Schülerinnen bekommen in Durchschnitt bessere Noten, sogar bei gleicher Leistung, da Jungs nach neuesten Studien da mehr oder minder nur in Physik von den Lehrern bevorzug werden, während Mädchen etwa bei der Hälfte der Fächer bevorzugt werden. Das kommt also noch oben drauf auf ein Schulsystem, das eher an das weibliche als das männliche Naturell angepasst ist. Bewerben wir uns mit unserem Schulabschluss mal beim Staat, sagen wir einer Stadtverwaltung mit aktuell schon 85% Frauenanteil irgendwo, wo die Arbeitslosigkeit nicht so ganz niedrig und Bürojobs dünn gesät sind. Wir lesen den Satz "Wir fördern die berufliche Gleichstellung von Frauen und Männern. Bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung werden Frauen bevorzugt berücksichtigt." Das lassen wir jetzt mal in Kombination auf uns wirken. Ich glaube, ich nehme meine Einleitung, dass ich nicht glaube, dass sei Absicht, zurück.
Ein anderer Teil will Privilegien nicht verlieren, die er schon mit der Muttermilch aufgesogen hat
und in seinem Weltbild so normal sind, dass er womöglich gar nicht wusste, dass er die hatte.
Da sind wir jetzt bei der Gleichberechtigungs-Politik, die benachteiligt aber niemanden wirklich.
Da haben wir das nächst Stadt- Land-Problem. Die übliche Gleichberechtigungs-Politik ist darauf zugeschnitten städtische junge Frauen aus sozial gehobenem Elternhaus mit jungen Männern aus gleichfalls gehobenen Elternhaus gleich zu stellen. Wohlgemerkt nicht Gleichberechtigt zu stellen, sondern Gleichzustellen. Ich will da als Mann gar nicht tiefer darauf eingehen. Sprich mal mit Frauen aus den unteren sozialen Schichten, bevorzugt aus ländlicher Herkunft über das Thema Gleichberechtigungspolitik. Die werden dir ihre Meinung sehr deutlich kund tun.

Bezüglich Privilegien noch ein kleiner Denkanstoß, warum stammt eigentlich die Mehrheit der Frauen, die auf dem Thema Gleichberechtigung rumreiten selbst aus einem so richtig privilegierten Elternhaus?

Könnte zur Ursache führen, warum die aktuelle Gleichstellungspolitik genau bei denen, die den größten Bedarf danach haben nicht wirklich gut ankommt. Weil sie nämlich bei genau denen nicht ankommt.
Das eigentlich Problem scheint mir, dass der Dritte und wahrscheinlich größte Teil da einfach keinen Unterschied erkennen kann.
Möglich, ich glaube , dass liegt auch daran, dass bei vielen Menschen das was sich die gewöhnliche Gleichstellungsbeauftragte (zu 100% weiblich, wenn sich nicht noch wer diverses findet) so als furchtbar dringende Maßnahme zur Gleichstellung vorstellt in der Praxis nicht unbedingt positiv ankommt und wenn dann eher als weitere Störgröße in einem Leben das eh schon als schwierig genug wahrgenommen wird.

Ich will gar nicht behaupten, dass wir gleichberechtigungstechnisch nicht noch eine Menge Baustellen hätten. Ich sehe auch, das in Summe das Bild noch immer schief Richtung Frauenbenachteiligung hängt. Habe da ganz persönlich erst letztes Wochenende eine spannende Geschichte von meiner Patentochter mitbekommen. Aber es ist eben kein einheitliches Bild. Die Maßnahmen die es zur Zeit gibt sind nicht zielgenau, nicht umfassend und neutral genug und Teilweise sogar kontraproduktiv.
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Re: Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

Beitrag von Laurin »

Fab hat geschrieben: 26.02.2025, 17:56 ...
Du ignorierst die seinerzeitige politische Entwicklung. Ich kann mich ja noch erinnern.
Das konstruktive Musstrauensvotum war das Ende der Entwicklung.

Les einfach den von dir geposteten Artikel vollständig durch. Im Kern steht alles drin.
Ich war doch selbst dabei in der Zeit - natürlich hatte Schmidt Gegenwind in der Partei, da er in wichtigen Themen wie der Nachrüstung alleine nach seinem Gusto handelte und nicht nach dem, was viele in der Partei wollten. Das war dann letztendlich auch der Auslöser für die Gründung der Grünen. Als Kanzler hat ihn aber alleine die FDP mit ihrem Seitenwechsel auf dem Gewissen.

Wir hatten auch viel Kritik an Schmidts Kurs - waren aber entsetzt über den FDP-Verrat.

Kritik und Diskussion ist ein einer Partei mit langer demokratischen Tradition wie der SPD auch etwas ganz Normales und auch Gutes, im Gegensatz zu manch obrigkeitsorientierten Parteien.
:-)

(Viel Glück mit deinem Internet - sowas kann nerven)
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Re: Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

Beitrag von Reinhard »

Laurin hat geschrieben: 26.02.2025, 18:34 Wir hatten auch viel Kritik an Schmidts Kurs - waren aber entsetzt über den FDP-Verrat.

Kritik und Diskussion ist ein einer Partei mit langer demokratischen Tradition wie der SPD auch etwas ganz Normales und auch Gutes, im Gegensatz zu manch obrigkeitsorientierten Parteien.
:-)
Der linke Flügel trat ganz aktiv und an Stärke und organisierter Struktur gewinnend für (ich denke die Suchmaschine hat die richtigen Begriffe gefunden) Aktive Strukturpolitik, Investitionslenkung nach gesamtwirtschaftlichen Zielgrößen, und Vergesellschaftung ein. Das wäre eine Form der staatlichen Wirtschaftslenkung geworden, die heute voll im Spielfeld der Partei die Linke liegt. Bei der Investitionslenkung bin mir noch nicht mal sicher, ob das nicht sogar weiter links war als das derzeitige offizielle Programm der Linken. 1980 bis 82 konnten die sich innerhalb der SPD nicht durchsetzen, aber ausschießen konnte man nicht, dass Schmidt diesen Forderungen irgendwann zumindest entgegekommen würde. Wie intensiv das im Kabinett mal besprochen wurde ist soweit ich weiß nicht im Detail bekannt. Die Beteiligten haben da ganz politikeruntypisch nicht viel von preisgegeben.

Und jetzt versetzen wir uns in eine FDP, die damals deutlich liberaler und weniger libertär aufgestellt war als die heutige Lindner FDP mit einem eigenen Stamwähleranteil ähnlich wie heute bei so um die 3% und wenn ich es richtig im Kopf habe so um die 11% durch ein paar SPD Wechselwähler und jeder Menge Unions Wechselwählern, die Strauß nicht wollten. Auch nur den Verdacht zu erregen einer linken Wirtschaftspolitik in der geforderten Form irgendwie als Mehrheitsbeschaffer zu dienen hätte den Selbstmord der damaligen FDP bei der nächsten anstehenden Wahl 1984 bedeutet. Ob es auf dem Weg dahin auch die SPD zerrissen hätte war der FDP Führung vermutlich ziemlich egal. Die FDP Führung hat sich dann 1982 für den "Verrat" entschieden, wie "freudig" die das gemacht haben, bzw. wie sehr sie sich dazu genötigt gefühlt haben wurde meines Wissens nirgends neutral und für die Öffentlichkeit zugänglich dokumentiert.

Ich persönlich vermute sie haben sich damals für das geringere Risiko (sowohl wirtschaftspolitisch als auch parteitaktisch) entschieden und zumindest das Wahlvolk, genau genommen die Unionswähler mit ihren Leihstimmen haben die FDP und ihr Wirtschaftsmodel ja auch bis über die Jahrtausendwende getragen.
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Re: Wahl-Nachlese zur Bundestagswahl '25

Beitrag von Laurin »

Schmidt hat sich relativ wenig um das geschert was in der SPD so alles diskutiert wurde, sondern seinen eigenen eher moderat konservativen Kurs gefahren, was ihm auch immer wieder Kritik eingetragen hat. Um ihn dazu zu bringen die Politik der SPD-Linken umzusetzen, hätte es vermutlich die Erleuchtung des heiligen Geistes von Marx oder sowas bedurft ... also solche Überlegungen halte ich für völlig abwegig; das stand auch niemals im Raum und kann daher auch nicht der 'Entschuldigung' der Liberalen dienen.

Aber wollen wir jetzt echt das Ende der Kanzlerschaft von Helmut Schmidt auseinander klamüsern? Dann sollten wir dazu einen eigenen Thread aufmachen ...
;)
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