Fangen wir mal ganz allgemein an:
Natürlich, "Feinde der Wyconder" ist ein Leo Lukas-Roman und ebenso natürlich merkt man im Stil und an einigen Stellen, dass genau dieser Autor ihn verfasst hat und kein anderer.
Insgesamt schlägt aber auch das Exposé Ben Calvin Harys massiv durch, das auf Zügigkeit pur geeicht ist.
Noch kann man nicht ahnen, was das Kernproblem des Zyklus sein wird, nur in Einem kann man sicher sein, dass es wenig wahrscheinlich ist, dass es in der Hauptsache die Bedrohung von Terra und Luna durch die "Schwarzen Nichtse" sein wird. Vermutlich geht es um viel Gewaltigeres und die Beseitigung der Gefahr im Solsystem ist in der Gesamtgeschichte nur beiläufiges Outcome.
Hary streut in die ersten 6 Bände seines Erstlings soviel geballte Zack-Zack-Informationen, die unter WV/CM mindestens für 50 behäbige Hefte gereicht hätten, wenn nicht gar gleich für das volle Zyklus-Hundert.
Ich begrüße das ausdrücklich, denn ich gehöre zu denen, die in der Vergangenheit immer wieder die allzu dünne Suppe der vor sich hin plätschernden Großgeschichten mit ihren merkwürdigen Zutaten beklagt haben. Geschichten, die in Bezug zur Großstory allzuoft "out of focus" gerieten.
Umgekehrt muss man Hary natürlich wünschen, dass er die hohe Dichte und den Speed seiner Story dauerhaft beibehalten kann, denn das benötigt ungeheueren Reichtum an Einzelideen.
Im Moment wird wirklich ein Geschwindigkeitsfurioso abgebrannt.
Zurück zur Geschichte:
Die Wyconder sind Nachkommen von Kosmischen Architekten (Archäotekten - 6D-Konversennetz?), die sich vor vielen Jahrzehntausenden von ihren selbst- oder fremdgestellten, über Jahrhunderttausende währenden Aufgaben in den Weiten des Kosmos zurückzogen und in ein selbst errichtetes Sonnensystemrefugium im intergalaktischen Leerraum retirierten, um dort in der bewusst gewählten Abgeschiedenheit einem Leben der Harmonie in Verbindung zwischen HighTech und Natur zu frönen.
Lukas beschreibt die Gesellschaftsform so:
" …»soziale Anarchie«.
Sie basierte auf dem Postulat, dass alle Wyconder einzig sich selbst gegenüber Rechenschaft schuldig waren.
Aufgrund des biologisch verankerten Nähebedürfnisses sollte dies mehr oder minder automatisch zu einem zivilisierten Miteinander führen: Nur wer sich sozial verhielt, bewahrte sich das Wohlwollen der Allgemeinheit."
Im Juni 2193 NGZ taucht Shrell mit der ELDA-RON im künstlichen System der Sonne Wyco auf und vernichtet den Kunstplaneten Wengir, die paradiesische Wohnheimstatt der Wyconder, mittels eines "Brennenden Nichts", dazu zahlreiche Weltraumhabitate.
Einer der vielen Opfer ist Bonnifer, der zum künftigen Lebensbund Auserkorene Terrybors, die wir im Vorroman kennengelernt haben und deren Aufstieg zur "Obersten Architektin und Schlichterin" ihres Volkes wir in Rückblenden geschildert bekommen.
Gleichzeitig zündet Shrell ein gefräßiges "Nichts" in der Sonne Wyco, einem eigentlich in dieser Zeit unmöglichen Riesenstern der Population III, die der ersten Sonnengeneration des Kosmos entspricht.
Der Titel "Oberste Architektin" resultiert aus Terrybors Hauptaufgabe: Die künstliche Schaffung des Wengir-Ersatzes Neu-Wengir. Das Projekt befindet sich "under construction" und macht zügige Fortschritte.
Aktuell lebt das Volk auf dem mondartig kargen kleinen zweiten Kunstplaneten des Wyco-Systems namens Rugyra, zudem in Raumhabitaten, auf Raumschiffen und in der Neu-Wengir-Konstruktion.
Die Wyconder bzw. Terrybor haben während des Anschlags Shrell nie zu Gesicht bekommen und sind erschüttert als ihnen von unseren Protagonisten deren hohe physiognomische Ähnlichkeit zu ihrem Volk eröffnet wird.
Kommuniziert haben damals mit ihnen lediglich echsenartige Wesen mit spinnenartigen Extremitäten, die offenbar die Besatzung des Leunschiffes bildeten.
Die Oberste Architektin ist erschüttert, als sie erkennt, dass ihr Geliebter Bonnifer zumindest zunächst nicht getötet wurde, sondern in die Gefangenschaft Shrells geriet. Allerdings muss sie doch vom Tod ihres Wunschpartners ausgehen, denn die letzten Nachrichten, die Rhodan vermelden kann, sind die vom Verschwinden Bonnifers und Cameron Rioz' im Brennenden Nichts
auf Terra.
In der Zusammenschau der Terra-Bände und der jetzigen Informationen scheint Shrell ihre reptiloide Besatzung irgendwann eingebüßt oder entsorgt zu haben.
Zum Schluss des Romans taucht ein Raumer im Wyco-System auf, der der ELDA-RON gleicht.
Wuranok, ein Reptiloide der beschriebenen Art, stellt sich als Kommandant des Schutzsiegelkreuzers der APPUNIA-Klasse MONA-DIN vor. Sein Schiff sei die erste von vielen Einheiten der "Leunschen Sternspitze", die in Kürze hier eintreffen würden.
Gefordert wird der Tod Perry Rhodans, Auftraggeber sei Reginald Bull. Der Obersten Architektin wird eine Bedenkzeit zur bedingungslosen Auslieferung des Terraners eingeräumt, sonst würde das Wyco-System vernichtet.
Ich will hier nicht auf die vielen kleineren Aktionen und Interaktionen unserer PHOENIX-Besatzung eingehen, die sich mit der durch den Shrell-Anschlag misstrauensbedingten Fremdenfeindlichkeit der Wyconder auseinandersetzen müssen und auch in das Spannungsfeld zwischen Terrybor und ihrem jüngeren Vetter/Freund/Crush-Verehrer Diolgemin geraten.
Und auch nicht auf die etwas nähere Beleuchtung der Ärztin Meg Ontares und ihrer Relation zu Atlan und Perry Rhodan.
Der PHOENIX wird reaktiviert, der wycondersche Shrell-Booster entfernt. Die Weiterreise in die Agolei wäre aber auch ohne dieses Aggregat möglich. Zumindest, wenn man nicht an die Heimreise denkt.
Die ELDA-RON ist quasi ein Schutzsiegelkreuzer der APPUNIA-Klasse wie die MONA-DIN.
Die Besatzung war einst identisch: Reptiloide, die aber offensichtlich in der Masse im Dienst Bulls stehen.
Entweder gibt es unter ihnen verschiedene Fraktionen oder Shrell hat diese Wesen in ihren Dienst gezwungen. Vermutlich ist auch die ELDA-RON aus der Bull-Flotte entwendet.
Ebenso hat sich die Leun ja später an Wyconder-Technik bedient,
neben Fiktivtransmitter auch Pentaferer und ein Fernflugaggregat mit 1,2 Milliarden LJ Reichweite für ihren Technofundus geraubt.
Ob dieses Aggregat dem in den PHOENIX eingebauten entspricht, bleibt unklar. Alternativ käme auch eine Integration in die
ELDA-RON in Betracht. Andernfalls müsste man annehmen, dass die APPUNIA-Klasse per se für Hin- und Rückflug zwischen Agolei und Milchstraße geeignet wäre.
Die Technik der Wyconder an ihrem Planetenbauplatz wird als hochfortgeschritten beschrieben, aber unterhalb des Niveaus von SIs oder Hoher Mächte.
Unklar bleibt weiterhin, wie und ab wann das Projekt PHOENIX von Shrell infiltriert wurde und wozu die Vernichtung Wengirs und die drohende Vernichtung Wycos gut sein soll.
Die Wyconder unterlagen / unterliegen keiner Erpressung wie die Terraner. Möglicherweise wollte die Leun die Technoressource ihrer physiognomischen Verwandtschaft per brutaler Endlösung dem möglichen kommenden Zugriff Bulls entziehen!?
Lukas lässt anklingen, was hier im Forum mehrfach geäußert wurde:
Der PHOENIX ist doch ein vielversprechender Anfang.«
»Hm. Etwas mehr Wumms sollte er halt mitbringen.«
Der Roman zeigt wieder sehr viel Informationsprogress und man ist gar nicht so weit weg von der Dichte eines Exposéschriebs.
Man vergleiche dazu das Exposé von William Voltz zum Marianne Sydow-Roman PR 875 "Der Psionen-Strahler":
https://uwebaetz.de/2013/03/26/expose-fur-band-875/!